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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 20 Antworten
und wurde 3.990 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

06.10.2014 20:08
Ein wahrer Werktätiger des Geistes Antworten

Geroger Gysi erweist sich als ein wahrer Werktätiger des Geistes für die sozialistische Sache.

Wenn ein Verlag dieses Talent erkennt, erhält Gysi vielleicht einen Auftrag zur Ausarbeitung eines Neusprechdiktionärs.

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

06.10.2014 20:47
#2 RE: Ein wahrer Werktätiger des Geistes Antworten

Sauber auf den Punkt gebracht!

Herzlich, Thomas

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

06.10.2014 23:46
#3 RE: Ein wahrer Werktätiger des Geistes Antworten

Zitat von Thomas Pauli im Beitrag #2
Sauber auf den Punkt gebracht!

Herzlich, Thomas

Ja, exzellente Analyse! Danke.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Jakob Nierstein Offline



Beiträge: 133

09.10.2014 07:50
#4 RE: Ein wahrer Werktätiger des Geistes Antworten

Gysi redet offensichtlich dummes Zeug. Es ist ja nicht nur, dass er den Begriff Rechtsstaat neu definieren will, er macht ihn sogar an der Gründung des Staates fest. Laut Gysis Definition wäre das Dritte Reich ein Rechtsstaat gewesen, weil er legal zustande gekommen ist. NSDAP und Hitler wurden schließlich gewählt und die Ermächtigung vom März 1933 war auch im Einklang der Weimarer Verfassung. Das Dritte Reich ist aus einem Rechtsstaat geboren, entwickelte sich aber sofort zum Unrechtsstaat. Der DDR war Unrechtsstaat und wurde in den letzten Lebensmonaten noch zum Rechtsstaat, als man SED und Stasi in die Schranken wies und als es freie und geheime Wahlen gab.

Ich finde es beschämend, dass er dafür in der Öffentlichkeit nicht stärker gescholten ist. Immer wieder kann er sich herauswinden, er ist ein gern gesehener Talkshow-Gast. Die SED/PDS/Linkspartei/Linke wird ständig verharmlost. Ich wurde in der DDR geboren (1982) und kann mich noch gut an die Zustände erinnern und wie sie sich nach 1990 positiv entwickelt haben. Das ist keine normale Partei wie Grüne, FDP, SPD oder CDU, sondern eine mit 40 Jahren Regierungsverantwortung und mit Verantwortung für Demütigungen, Freiheitsentzug, Folter, Mauertote usw. Die Umweltschäden waren auch immens. Und - Achtung Polemik! - dann wurden noch nicht einmal Autobahnen gebaut. Die Infrastruktur wurde total vernachlässigt.

Und diese Partei wird behandelt wie eine Partei, die es mit ihrem Gerede vom Pazifismus und vom sozialen Ausgleich ernst meint und der auch noch wirtschaftliches Verständnis attestiert wird. Wehe dem, man erwähnt die Mauertoten, dann heißt es sofort, die Linke wäre heute eine ganz andere Partei. Dann soll man aber auch aufhören, die FDP als "Umfallerpartei" zu etikettieren oder irgendwelche Nazi-Geschichten der NRW-FDP aus den 50ern herauszukramen. Die FDP ist schließlich heute auch eine ganze andere Partei. (Und im Übrigen war man gegen die Alt-Nazis, die aus der FDP eine andere Partei machen wollten, wehrhaft.)

hubersn Offline



Beiträge: 1.342

09.10.2014 12:14
#5 RE: Ein wahrer Werktätiger des Geistes Antworten

Ein Kommentator schrieb: aus Sicht der Linkspartei ist das einzige Unrecht, das in der DDR geschah, der Mauerfall gewesen.

Ich denke, das bringt es kurz und prägnant auf den Punkt.

Gruß
hubersn

--
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Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.568

09.10.2014 22:40
#6 RE: Ein wahrer Werktätiger des Geistes Antworten

Zitat von Techniknörgler im Beitrag #1
Wenn ein Verlag dieses Talent erkennt, erhält Gysi vielleicht einen Auftrag zur Ausarbeitung eines Neusprechdiktionärs.


Oder auch nicht. Das Endziel des Newspeak war ja, daß im Engsoz abweichende Gedanken gar nicht mehr formulierbar oder denkbar sein sollten, weil sie logisch widersprüchliche oder sinnfreie Aussagen ergeben würden. Wenn ich, wie zu Orwells Zeiten, die Sowjetunion als "einzige wahre Demokratie" definiere (mit der Begründung, nur das Wohl der Arbeiterklasse sei darunter zu verstehen, & das verwirkliche die Partei automatisch), dann wird der Vorwurf des Demokratiedefizits nur noch dahingehend sinnhaft, wenn sich noch nicht genügend Dikatur des Proletariats austobt. Dieses Zelotentum mußte dann mit der nie genau definierten Formel vom "Linksabweichlertum" ausgebremst werden. Überhaupt ist das letztlich Schwammige, Tautologische, solcher enggeführten ideologischen Unterfütterung womöglich notwendig, um die allfälligen Nothalsen der Ausrichtung übertünchen zu können.

Gysis Kunst, Schwarz als das Neue Weiß zu verkaufen zu können, braucht ja noch das amorphe Terrain des dialektisch Widerständigen als Hohlform & Fundament. Er mag Sozialist sein, aber im kommunistischen Neuen Jerusalem wäre er wie ein Fisch auf dem Trockenen. Oder ein Fisch ohne Fahrrad.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

10.10.2014 01:39
#7 RE: Ein wahrer Werktätiger des Geistes Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #6
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #1
Wenn ein Verlag dieses Talent erkennt, erhält Gysi vielleicht einen Auftrag zur Ausarbeitung eines Neusprechdiktionärs.


Oder auch nicht. Das Endziel des Newspeak war ja, daß im Engsoz abweichende Gedanken gar nicht mehr formulierbar oder denkbar sein sollten, weil sie logisch widersprüchliche oder sinnfreie Aussagen ergeben würden. Wenn ich, wie zu Orwells Zeiten, die Sowjetunion als "einzige wahre Demokratie" definiere (mit der Begründung, nur das Wohl der Arbeiterklasse sei darunter zu verstehen, & das verwirkliche die Partei automatisch), dann wird der Vorwurf des Demokratiedefizits nur noch dahingehend sinnhaft, wenn sich noch nicht genügend Dikatur des Proletariats austobt. Dieses Zelotentum mußte dann mit der nie genau definierten Formel vom "Linksabweichlertum" ausgebremst werden. Überhaupt ist das letztlich Schwammige, Tautologische, solcher enggeführten ideologischen Unterfütterung womöglich notwendig, um die allfälligen Nothalsen der Ausrichtung übertünchen zu können.

Gysis Kunst, Schwarz als das Neue Weiß zu verkaufen zu können, braucht ja noch das amorphe Terrain des dialektisch Widerständigen als Hohlform & Fundament. Er mag Sozialist sein, aber im kommunistischen Neuen Jerusalem wäre er wie ein Fisch auf dem Trockenen. Oder ein Fisch ohne Fahrrad.


Sie haben natürlich recht. Ich hatte den Begriff Neusprech etwas unsauber verwendet.

Darüber wollte ich - neben Doppeldenk - auch schon immer mal einen Artikel schreiben. Neusprech ist ja gerade eben mehr als nur Euphemismen: Abweichler sollten ihre Gedanken gar nicht mehr ausdrücken können.

Ich erkenne daher Neusprech auch vielmehr bei den Grünen, welche den Freiheitsbegriff und andere Begriff umdefinieren.

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

bohnenkraut Offline



Beiträge: 1

11.10.2014 10:09
#8 RE: Ein wahrer Werktätiger des Geistes Antworten

Von der Logik her arbeitet der Beitrag die Widersprüche sehr schön heraus.

Für Gysi ist sein in die Öffentlichkeit hinausposauntes Statement vermutlich Kalkül. Zum einen erregt er durch die Provokation Aufmerksamkeit: die Menschen empören sich und/oder diskutieren über den Wahrheitsgehalt seiner Aussage. Hauptsache, im Gespräch bleiben, denkt ein Gysi sich, und freut sich dass die Rechnung aufging. Zum anderen ist es wohl ein weiterer Baustein einer Art "Weichklopfer"-Strategie, mit der Angehörige und Wortführer des linken politischen Spektrums langsam aber beständig die Grundwerte unserer Gesellschaft auszuhöhlen trachten.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

11.10.2014 13:36
#9 RE: Ein wahrer Werktätiger des Geistes Antworten

Zitat von bohnenkraut im Beitrag #8
Von der Logik her arbeitet der Beitrag die Widersprüche sehr schön heraus.

Für Gysi ist sein in die Öffentlichkeit hinausposauntes Statement vermutlich Kalkül. Zum einen erregt er durch die Provokation Aufmerksamkeit: die Menschen empören sich und/oder diskutieren über den Wahrheitsgehalt seiner Aussage. Hauptsache, im Gespräch bleiben, denkt ein Gysi sich, und freut sich dass die Rechnung aufging. Zum anderen ist es wohl ein weiterer Baustein einer Art "Weichklopfer"-Strategie, mit der Angehörige und Wortführer des linken politischen Spektrums langsam aber beständig die Grundwerte unserer Gesellschaft auszuhöhlen trachten.


Ja, da haben Sie wohl recht, lieber bohnenkraut. Und herzlich willkommen in Zettels kleinem Zimmer

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

Krischan Offline




Beiträge: 609

13.10.2014 09:28
#10 RE: Ein wahrer Werktätiger des Geistes Antworten

Zitat von bohnenkraut im Beitrag #8
Von der Logik her arbeitet der Beitrag die Widersprüche sehr schön heraus.

Für Gysi ist sein in die Öffentlichkeit hinausposauntes Statement vermutlich Kalkül. Zum einen erregt er durch die Provokation Aufmerksamkeit: die Menschen empören sich und/oder diskutieren über den Wahrheitsgehalt seiner Aussage. Hauptsache, im Gespräch bleiben, denkt ein Gysi sich, und freut sich dass die Rechnung aufging. Zum anderen ist es wohl ein weiterer Baustein einer Art "Weichklopfer"-Strategie, mit der Angehörige und Wortführer des linken politischen Spektrums langsam aber beständig die Grundwerte unserer Gesellschaft auszuhöhlen trachten.


Liebes / Lieber Bohnenkraut,

bei Gysis rhetorischer Volte vom Unrechtsstaat musste ich sofort an die Analyse des Altmeisters Zettel erinnern - bei der SED-PDS-Linkspartei hat er immer wieder auf Kaderlinie und Massenlinie verwiesen, die altkommunistischen Begriffe, mit denen er aus seiner Historie offenbar gut vertraut war. Interessanterweise verschwimmen im Rahmen der Unrechtsdebatte beide Linien etwas.
Natürlich will die Linkspartei in Thüringen (übrigens mein Heimatland und auch mein Lebens-Ort) an die Macht - dass sie dafür Kompromisse eingehen müssen und werden, ist klar, und das machen sie ja selbst auch sehr deutlich. Treppenwitz der Geschichte ist, dass ausgerechnet die Grünen, die ehemaligen Bürgerrechtler, auf derlei Taktieren hereinfallen. Die Kaderlinie ist recht klar: "Wir fressen Kreide, um an die Macht zu kommen." Die Massenlinie hingegen ist zwiegespalten - einerseits gibt es all' die Altmitglieder und Berufs-Ossis, deren gesamtes Lebensbild zusammenbricht, bezeichnet man die DDR als Unrechtsstaat (was sie ja auch war, de facto), denn dann hätten sie ja jahrelang in der Lüge gelebt, und wer möchte das schon. Andererseits gibt es, und das muss man auch sagen, bei den Linken auch die "Aufrechten" (als solchen schätze ich z.B. Herrn Ramelow), wahrscheinlich eher die West-Linken, die in der DDR einen fehlgeschlagenen Sozialismusversuch sehen. Ist ja nicht die eigene Biographie damit verknüpft. Und Versuche kann man ja wiederholen.

Gysi macht es schon ganz geschickt, indem er den Ost-Linken zuruft: "Unrechtsstaat? Waren wir nicht" und gleichzeitig die Thüringer Linken Kreide fressen. Dialektik in Reinstform.

Freundlichst,
Krischan

Deutsche Wurst - alles andere ist Käse.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

13.10.2014 11:28
#11 RE: Ein wahrer Werktätiger des Geistes Antworten

Zitat von bohnenkraut im Beitrag #8
Von der Logik her arbeitet der Beitrag die Widersprüche sehr schön heraus.

Für Gysi ist sein in die Öffentlichkeit hinausposauntes Statement vermutlich Kalkül. Zum einen erregt er durch die Provokation Aufmerksamkeit: die Menschen empören sich und/oder diskutieren über den Wahrheitsgehalt seiner Aussage. Hauptsache, im Gespräch bleiben, denkt ein Gysi sich, und freut sich dass die Rechnung aufging. Zum anderen ist es wohl ein weiterer Baustein einer Art "Weichklopfer"-Strategie, mit der Angehörige und Wortführer des linken politischen Spektrums langsam aber beständig die Grundwerte unserer Gesellschaft auszuhöhlen trachten.

Ja, sie suchen sich immer weiter dem Original anzunähern. Auch von mir ein herzliches Willkommen, lieber Bohnenkraut!

Die Frage ist nur: Wieviel Sozialismus wollen die Thüringer Wähler des linken Spektrums?
Solch eine Dreier-Koalition ist fragil und jede Partei weiß spätestens seit dem Absturz der FDP, wie hart Selbstverleugnung bestraft werden kann.
Darum macht sich Gysi Sorgen - zu Recht.

Und die Grünen - eine Partei die konservativ und links ist - könnte am Ende bei der nächsten Wahl aus dem Parlament fliegen in das sie mit Ach und Krach eingezogen sind.
Die herben Verluste der SPD bei der Landtagswahl, sind ebenfalls auf ihren Kuschelkurs mit den Linken zurückzuführen.

Sollte es wirklich zu dieser Dunkel-Rot/Rot/Grün(en) Koalition kommen, wird es weder SPD noch Grünen guttun.
Das Bekenntnis zum Unrechtsstaat ist nach Gysis Ablehnung und seiner Richtigstellung der Ansicht Ramelows sowieso nichts mehr wert.
Eigentlich wäre SPD und Grünen nur noch ein Rückzug aus den Verhandlungen geblieben. Da sie das Thema aber beendet haben, hat die Linke sie nun im Sack. Da können sie noch so viele Zugeständnisse aushandeln.

Und zu guter Letzt wird wohl auch die Linke in Thüringen ein paar altkommunistische Wähler verlieren.

Die CDU braucht sich keine Gedanken machen. Einfach nach der Regierungsbildung die Wahlumfragen abwarten, gute Oppositionsarbeit leisten und dann stellt sie in Thüringen noch vor Ende der Legislatur wieder den MP.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Krischan Offline




Beiträge: 609

13.10.2014 12:45
#12 RE: Ein wahrer Werktätiger des Geistes Antworten

Zitat von Erling Plaethe


Die CDU braucht sich keine Gedanken machen. Einfach nach der Regierungsbildung die Wahlumfragen abwarten, gute Oppositionsarbeit leisten und dann stellt sie in Thüringen noch vor Ende der Legislatur wieder den MP.



Das hoffe ich hier inständig auch - wobei ich, als unverbesserlicher Optimist, immer noch hoffe, dass die Grünen in den Sack hauen und gemeinsam mit CDU und SPD eine Regierung stellen. Wunschdenken, gewiss.

Alternativ kann die CDU auch abwarten, wie sich die AfD entwickelt, und dann beim nächsten Mal mit der AfD das Tänzchen wagen. Wäre mir immer noch lieber als eine Volksfrontregierung hier bei uns in Thüringen.

Freundlichst,
Krischan

Deutsche Wurst - alles andere ist Käse.

Paul Offline




Beiträge: 1.285

13.10.2014 12:54
#13 RE: Ein wahrer Werktätiger des Geistes Antworten

Zitat von Krischan im Beitrag #10



"Jenau so iss det" sagt der Berliner.
Sie haben mir aus dem Herzen, aus der Seele, aus dem Verstand und was es sonst noch so gibt, gesprochen.


Meine große Sorge.
Ich sehe die unheilige Allianz auch für den Bundestag am Horizont.
Die SPD wird, wie immer, den Weg bereiten. Die Grünen sind dabei mit "in's Bett zu steigen". Wenn es vielleicht auch diesmal noch nicht klappt, die Altkader der Dunkelroten haben einen langen Atem. Wenn es dann erst mal in einem Land geschafft wurde, dann ist der Bann gebrochen.Andere Koalitionskonstellationen, die ich vor einigen Jahren noch nicht für möglich hielt, sind heute Realität.
Es fängt immer ganz unverfänglich auf kommunaler Ebene an. Dann folgt die Länderebene und es endet im Bundestag. Das scheint so der Lauf der Dinge zu sein.
Also ich hätte mir noch vor wenigen Jahren eine Schwarz-Grüne-Koalition auf Länderebene nicht vorstellen können.
Eine Rot-Grün-Dunkelrote-Koalition im Bundestag kann ich mir heute schon zumindest vorstellen.

Kann die AfD dies als Störfaktor verhindern? Wenn es so ist, dann sollten sie damit Wahlkampf machen.

LG, Paul

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In dubio, pro reo.

Krischan Offline




Beiträge: 609

13.10.2014 13:31
#14 RE: Ein wahrer Werktätiger des Geistes Antworten

Zitat von Paul im Beitrag #13
Zitat von Krischan im Beitrag #10



"Jenau so iss det" sagt der Berliner.
Sie haben mir aus dem Herzen, aus der Seele, aus dem Verstand und was es sonst noch so gibt, gesprochen.




Lieber Paul, wir Ossis verstehen uns halt :-)

So neu ist das alles ja gar nicht - die Grünen sind ja aus einer Bürgerrechtsbewegung entstanden, die, wenn ich mich recht entsinne, den Sozialismus nur besser machen wollte. Ein bisschen Denken, ein bisschen Singen, ein bisschen Öko, und das ganze als Kirche im Sozialismus - das ist der Schoß, aus dem viele damals krochen. Das war keine Fundamentalopposition. Die wenigen freiheitlichen Oppositionellen waren doch schon lange an den Westen verkauft. Die waren ja auch wirklich gefährlich.

Das Problem ging ja damals vom Volk, dem großem Lümmel aus, das eben keinen "besseren" Sozialismus wollte, gar einen Dritten Weg - wir wollten Westgeld, Bananen, tolle Autos, Videorekorder, an den Strand von Mallorca etc. - und ich meine das nicht despektierlich, sondern ganz auf dem Boden von Marx: Das Sein bestimmt nunmal das Bewusstsein. Und so riefen wir eben "Wir sind ein Volk", und nicht "Wir sind das Staatsvolk der DDR, das einen dritten Weg zwischen imperialistischem Blendwerk und realsozialistischem Elend will".

Ich habe während des Wahlkampfes in Thüringen jedem, der es hören wollte (und auch allen anderen), immer wieder gesagt: Die Kommunisten hatten 40 Jahre, sogar ohne Opposition und Gegenwehr, mit absoluter Macht - und sie haben es wirtschaftlich, gesellschaftlich, eigentlich überall verkackt. Wie kann man nur auf die Idee kommen, dass die gleichen Leute das heute dann doch noch hinkriegen? Mit Opposition, ohne Geld in den Kassen und ohne Mauer?

Freundlichst (und etwas zornig),
Krischan

Deutsche Wurst - alles andere ist Käse.

Paul Offline




Beiträge: 1.285

13.10.2014 18:13
#15 RE: Ein wahrer Werktätiger des Geistes Antworten

Zitat von Krischan im Beitrag #14
Zitat von Paul im Beitrag #13
Zitat von Krischan im Beitrag #10



"Jenau so iss det" sagt der Berliner.
Sie haben mir aus dem Herzen, aus der Seele, aus dem Verstand und was es sonst noch so gibt, gesprochen.




Lieber Paul, wir Ossis verstehen uns halt :-)


Wir verstehen uns und wir sind in diesem Fall auch einer Meinung.

Aber ich bin kein Ossi.

Jedenfalls wurde mir, als ich nach der Währungsunion in "Westberlin" gearbeitet habe, von "Westlern" immer wieder gesagt,dass man es mir nicht anmerken würde, dass ich aus dem Osten käme. Nach dem Warum gefragt, sagten sie mir, dass ich eine ganz andere Meinung vertreten würde als die Ostler. Zunächst habe ich es nicht verstanden. Da ich aber beruflich sehr viel in Brandenburg zu tun und natürlich mit Ostlern viel Kontakt hatte, habe ich es bald verstanden. Was habe ich da nicht alles gehört.
War ein bischen zufrieden über die Beurteilung durch die Kollegen. Aber ein Westler wollte ich auch nicht sein. Ich bin Ich und dabei ist es geblieben.
Also Krischan, egal ob Ossi, Wessi oder Nordi, Südi; ich denke ich bin mit Krischan hier im Augenblick einer Meinung.


Zitat von Krischan im Beitrag #14
Das Problem ging ja damals vom Volk, dem großem Lümmel aus, das eben keinen "besseren" Sozialismus wollte, gar einen Dritten Weg - wir wollten Westgeld, Bananen, tolle Autos, Videorekorder, an den Strand von Mallorca etc. - und ich meine das nicht despektierlich, sondern ganz auf dem Boden von Marx: Das Sein bestimmt nunmal das Bewusstsein. Und so riefen wir eben "Wir sind ein Volk", und nicht "Wir sind das Staatsvolk der DDR, das einen dritten Weg zwischen imperialistischem Blendwerk und realsozialistischem Elend will".

Das trifft auf mich nicht zu. Als Freigeist hab ich unter der Einschränkung der Meinungsfreiheit am meisten gelitten.
Bin in die innere Emigration gegangen: Tagsüber war ich Staatenlos und abends saß ich "in der Ersten Reihe" und fühlte mich als Bundesbürger.
Über die anderen Dinge habe ich mich sehr gefreut, freue ich mich auch heute noch. Aber deshalb bin ich nicht auf die Straße gegangen, sondern nur für meine Freiheit und die anderer. Das hat mich nach der Wende auch in die Politik getrieben. Aber, es kam wie es kommen musste: Angewidert habe ich mich wieder zurückgezogen und bin jetzt hier gelandet.

Zitat von Krischan im Beitrag #14
Ich habe während des Wahlkampfes in Thüringen jedem, der es hören wollte (und auch allen anderen), immer wieder gesagt: Die Kommunisten hatten 40 Jahre, sogar ohne Opposition und Gegenwehr, mit absoluter Macht - und sie haben es wirtschaftlich, gesellschaftlich, eigentlich überall verkackt.Wie kann man nur auf die Idee kommen, dass die gleichen Leute das heute dann doch noch hinkriegen? Mit Opposition, ohne Geld in den Kassen und ohne Mauer?
(Hervorhebung von mir.)
Freundlichst (und etwas zornig),
Krischan


Lieber Krischan, wenn ich Geld hätte, würde ich dies auf eine Million Flugblätter schreiben lassen und die über "Ossiland" abwerfen.
Gysi müsste das 10 000 mal abschreiben.

Sei nicht zornig, sondern dankbar für das was wir in Deutschland schon erreicht haben und nicht traurig oder gar zornig darüber, was wir hätten erreichen können.

Auch sehr freundliche Grüße,
Paul

PS: Beinahe vergesse:
Das Sein bestimmt nicht das Bewusstsein. Jedenfalls nicht in dieser marxschen Absolutheit. Aber, das ist ein anderes Thema. Heben wir uns mal für später auf.

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Paul Offline




Beiträge: 1.285

22.10.2014 11:09
#16 SPD und Linke - eine unheilige Allianz? Antworten

Diesen Artikel habe ich gerade bei der Achse gefunden.
Ich denke er passt in diesen Thread hinein.
Wenn nicht, dann kann die Moderation ihn "umschaufeln.

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/d...d_danach_berlin

Thomas Rietzschel findet offene und klare Worte zu diesem unsäglichen Vorgang.

Mal sehen, wie groß der Sturm der Entrüstung durch die Medien wird?
Ob er die durch Brüderle ausgelöste Entrüstung erreicht?
Das glaube ich nicht.
Auch die CDU/CSU wird sich wohl eher verhalten äußern. Sie muss ihre ganze Kraft beim Kampf gegen die AfD aufwenden?

LG, Paul

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Elmar Offline



Beiträge: 282

22.10.2014 11:34
#17 RE: SPD und Linke - eine unheilige Allianz? Antworten

Zitat von Paul im Beitrag #16

Auch die CDU/CSU wird sich wohl eher verhalten äußern. Sie muss ihre ganze Kraft beim Kampf gegen die AfD aufwenden?

Die Union, der innenpolitischer Sprecher solche Bonmots von sich gibt?
Schon der Versuch einer Ausreise muss bestraft werden



edit: Link korrigiert

Paul Offline




Beiträge: 1.285

22.10.2014 18:32
#18 RE: SPD und Linke - eine unheilige Allianz? Antworten

Zitat von Elmar im Beitrag #17
Zitat von Paul im Beitrag #16

Auch die CDU/CSU wird sich wohl eher verhalten äußern. Sie muss ihre ganze Kraft beim Kampf gegen die AfD aufwenden?

Die Union, der innenpolitischer Sprecher solche Bonmots von sich gibt?
Schon der Versuch einer Ausreise muss bestraft werden





Lieber Elmar,
der Link führt mich ungeübten in's Nirwana. Können Sie sich darum noch mal kümmern?

LG, Paul

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Jakob Nierstein Offline



Beiträge: 133

24.10.2014 17:31
#19 Gysi gibt ja selbst indirekt zu, Antworten

dass die DDR ein Unrechtsstaat war. Er leugnet doch bis heute, als IM der Stasi zugearbeitet zu haben. Er zieht deshalb sogar vors Gericht. Was ist daran so schlimm, für den Geheimdienst eines Rechtsstaates zu arbeiten, Herr Gysi?

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

24.10.2014 23:50
#20 RE: Gysi gibt ja selbst indirekt zu, Antworten

Zitat von Jakob Nierstein im Beitrag #19
dass die DDR ein Unrechtsstaat war. Er leugnet doch bis heute, als IM der Stasi zugearbeitet zu haben. Er zieht deshalb sogar vors Gericht. Was ist daran so schlimm, für den Geheimdienst eines Rechtsstaates zu arbeiten, Herr Gysi?


Da ist er schon konsequent. Sein Versuch der Gleichsetzung von westlichem und kommunistischem System basiert ja unter anderem - wie auch bei anderen Linken - aus moralischen Gleichsetzungen der Institutionen demokratischer Rechtsstaaten mit denen realsozialistischer Diktaturen.

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Jakob Nierstein Offline



Beiträge: 133

26.10.2014 17:40
#21 "Im Westen wurde auch gedopt." Antworten

Ja, die Gleichsetzungen finde ich schlimm. Mein Titel befördert uns in den Bereich des Sports. Ich zitiere meine promovierte Geschichtslehrerin von vor 12 Jahren. Ich empfand ihre Äußerung schlimm. Warum?

Natürlich ist es objektiv gesehen richtig, dass im Westen auch gedopt wurde. Aber die Kritik am DDR-Doping zielte doch darauf hinab, dass es staatliches Zwangsdoping war. Es ist doch schon ein enormer Unterschied, ob man freiwillig dopt oder nicht. Sportbetrug ist das geringere Verbrechen im Vergleich zur Körperverletzung. Dass so einige DDR-Schwimmerinnen heute Männer sind, ist eine Folge dessen. Die leiden bis heute an einem durcheinandergekommenen Hormonhaushalt. Und das sind dann häufig nur die prominenten Fälle. Viele Fälle kennen wir gar nicht. Was ist mit jenen, die sich gewehrt haben, Pillen zu schlucken? Man konnte sogar Opfer des DDR-Dopings werden, ohne sportlichen Betrug zu leisten.

Dass eine promovierte Lehrerin diesen Unterschied nicht erkennen wollte und mit ihrem "Im Westen wurde auch gedopt.", eine Gleichsetzung vornahm, ist kein gutes Zeugnis für die akademische Bildung in Deutschland. Als DDR-Verteidigerin war sie sonst nicht aufgefallen. Da hatten wir eine andere Spezialistin. Ich frage mich bis heute, warum diese Frau die jüngere deutsche Geschichte lehren ließ. PDS-Mitglied war sie auch.

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