Danke Meister Petz. Das ist der Punkt. Das Lager und die Nazi-Symbolik bekommen die volle Aufmerksamkeit und so grotesk es ist, auch die "Ehre". Anstatt die Gefahr zu realisieren dass die Gedenkstätten zu Wallfahrtsorten für Nationalsozialisten geworden sind, wird noch die Gemeinsamkeit bei der Wertung des bedeutensten Exponats der Ausstellung zur Schau gestellt. Wenn das Tor das Herz der Ausstellung ist, hat sie komplett das Thema verfehlt und sollte nach Paragraph 86 StGB geschlossen werden.
Was für eine herrliche Backpfeife für diese institutionalisierten Betroffenheitsdarsteller, lieber Petz!
Wurden eigentlich schon Mittel bewilligt für neue Ritualrunden gegen rechts? Gibt es schon eine KZ-Tor-Replika-Gedenkstiftung mit mannigfach neu zu schaffenden Pöstchen?
Beste Grüße, Calimero
------------------------------------------------------- Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel
Lieber Meister Petz, dieser Artikel ist ein wirkliches "Meisterstück".
Zitat Zitat:
Wir leben in einer Zeit, in der Juden in Deutschland mit dem Tod bedroht werden und sich dann auch noch rechtfertigen müssen (die ganze Affäre Bonifer ist ein Lehrbeispiel für verschobene Wahrnehmungen und Realitätsverlust in diss'm unser'm Land'; kein Wunder, dass der Kerl mit dem Gedanken spielt, seine Koffer zu packen).
Wir leben in einer Zeit, in der das Polizeiprotokoll einer Veranstaltung, auf der "Juden ins Gas" gerufen wurde, "keine besonderen Vorkommnisse" vermerkt.
Und natürlich nicht erwähnt wird, das die Polizei für derartige Äußerungen auch noch (wenn auch nichtsahnend) das Megaphon zur Verfügung stellte.
Und wir leben in einer Zeit, in der verschwiegen wird, wer denn solche Äußerungen von sich gibt. Wir leben in einer Zeit, in der aus Angst vor Repressalien einer noch Minderheit erst mal ein runder Tisch "Gegen Rechts" eingerichtet wird, denn das paßt immer, dagegen wird sich keiner wehren.
Stimmt ja auch, rechtes Gedankengut ist hier allemal vorhanden, aber nicht von den autochthonen Bürgern, denen man es gern anlasten möchte und die aus "Erbsünde" den Kopf senken, insich gehen und zum tausendsten Male den Holocaust verfluchen, weil er sie mundtot macht.
Es sind nicht die Bürger, die ebenfalls zum tausendsten Male ihre Vorfahren verfluchen für dieses "Erbe" und diese sind eben nicht die Urheber solcher Parolen auch wenn die Keule permanent geschwungen wird. Außer eine Handvoll Spinner vielleicht, die mit oder ohne Holocaust zu Rebellen gegen den Rechtsstaat und seine Gesellschaft geworden wären oder sind. Aber um die geht es hier ja gar nicht. Es geht um durch Zuwanderung religiös fundamentale Abneigung gegen Juden, die hier demonstrativ etabliert werden soll. Es geht um israelische Fahnen, die durch unsere Ordnungshüter vom Balkon geholt werden um eine Demonstration, von Menschen eben dieser Gesinnung, nicht zu "Provozieren".
Wenn im Fall Bonifer der Herr Türmer so die "Frankfurter Rundschau" erklärt:
Zitat „Es ist traurig und beschämend, dass seine Amtszeit ein solches Ende nimmt“, erklärte etwa der Vorsitzende der Offenbacher Jusos, Philipp Türmer. Er betont jedoch auch, dass die Integration in Offenbach ein Erfolgsprojekt bleibe. Die Debatte nehme derzeit „einen völlig falschen Kurs“.(Hervorhebung durch mich)
... dann können wir davon ausgehen, das wieder einmal die Chance verpaßt wurde Roß und Reiter zu nennen, sowie den Schutz der Religionen auch hier demonstrativ klarzumachen.
Die vielen Luftblasen, die Meister Petz uns hier im Artikel darstellt, zeigen sehr deutlich auf, daß, wer mit solchem Pathos die Schändung einer Gedenkstätte begleitet, hat ja seine Pflicht und Solidarität bekannt, das reicht dann wieder bis zur nächsten "nachhaltigen" (Ge)Rede.
Hier noch mal zum Fall Bonifer:
Zitat Der Rücktritt des Offenbacher Stadtschülersprechers löst ein großes mediales Echo aus. Alle Reaktionen zeigen das Entsetzen über die Schmähungen durch muslimische Jugendliche, die Bonifer über sich hat ergehen lassen müssen.
Zitat von Calimero im Beitrag #3Gibt es schon eine KZ-Tor-Replika-Gedenkstiftung mit mannigfach neu zu schaffenden Pöstchen?
So wie es ausschaut, waren die Italiener am schnellsten:
Zitat Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann hat am Montag eine Mail von Fondis Bürgermeister Salvatore De Meo erreicht. Inhalt: Eine in der Stadt ansässige Firma für Metallkonstruktionen wolle Tür und Inschrift originalgetreu anfertigen. Fondi würde die Tür der Gedenkstätte stiften. Fondi und Dachau sind seit 1998 Partnerstädte. Salvatore De Meo hat schon mehrfach an der jährlichen Gedenkfeier zur Befreiuung des KZs am 29. April 1945 teilgenommen.
"Ich finde, das ist ein schönes und großartiges Symbol dieser Freundschaft." (Dachaus Bürgermeister Florian Hartmann)
Ein kurzer Zwischenstand: Die Diskussion ist nicht vernünftiger geworden. Aktuell streiten der "Stiftungsrat" mit dem "wissenschaftlichen" Beirat um die angemessene Symbolik. Allerdings drängt die Zeit, denn der 3. Mai und damit der jährliche Gedenktag zur Befreiung steht vor der Tür (no pun intended).
Die Positionen:
Zitat von Stiftungsrat.Für Freller ist der Schritt aber nicht nur eine optische Korrektur, sondern ein symbolischer Akt. „Die Diebe freuen sich wahrscheinlich, dass der zynische Spruch ‚Arbeit macht frei‘ nicht mehr zu lesen ist“, sagt Freller. „Diesen Triumph wollen wir ihnen aber nicht länger gönnen.“ Das gelte gerade mit Blick auf den feierlichen Gedenkakt, zu dem Überlebende aus der ganzen Welt eingeladen sind. Wenn sich einer von ihnen an diesem Tag Gedanken über den Verbleib des Tors machen müsste, sagt Freller weiter, wäre das schade.
Sagt mal, geht's noch? Der Gedenkakt funktioniert nur, wenn "Arbeit macht frei" zu sehen ist? Und den Teilnehmern am Gedenktag ist zwar zuzumuten, sich an die schlimmen Erlebnisse zu erinnern; aber nicht, dass sie möglicherweise durch die brennende Frage nach der Tür abgelenkt werden?
Die andere Position ist auch nicht besser:
Zitat von GedenkstättenleiterinDer Stiftungsrat möchte den Dieben mit einer Kopie der Tür den Triumph nehmen, das Gedenken zu stören? Können Sie das verstehen?
Hammermann: Natürlich kann ich das nachvollziehen. Vor allem die Meinung der Überlebenden ist uns immer sehr wichtig. Aber da die Entscheidung auch für den zukünftigen Umgang mit der originalen Bausubstanz in der Gedenkstätte wegweisend ist, sollte die Diskussion noch einmal vertieft werden.
Warum ist Ihnen diese Diskussion so wichtig?
Hammermann: Meines Erachtens macht man es sich zu einfach, wenn man diese Lücke nach dem größten Anschlag auf die Gedenkstätte einfach schließt. Es geht auch um die Frage, was dieser Vorfall über den Zustand unserer Gesellschaft aussagt. Auch wenn wir die Hintergründe der Tat noch nicht kennen, so würde ich es sehr begrüßen, wenn man an diesem Ort ähnlich verfahren würde wie die Gedenkstätte Sachsenhausen nach dem antisemitisch motivierten Brandanschlag auf die Baracke 38, dem Unterbringungsort der jüdischen Häftlinge. Einen Teil der abgebrannten Baracke ließ man bestehen. In einer Ausstellung thematisierte man die antisemitisch motivierte Tat.
Hier wird gleich eine günstige Gelegenheit für weiteren Gedunkausbau gefunden.
Aus meiner Sicht kommt das ganze einer Fetischisierung des Holocausts gleich. Nicht was damals passiert ist, ist relevant, es verkommt zur Projektionsfläche für verquere Logiken, die lediglich dazu dienen, einen moralischen Habitus zur Schau zu stellen.
Zitat An der Feier (sic!) nehmen Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU), der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Karl Freller, der Präsident des Internationalen Dachaukomitees, Jean-Michel Thomas, und die Leiterin der KZ-Gedenkstätte, Gabriele Hammermann, teil. Neuer Platz für KZ-Tor Das Lagertor wird danach nicht wieder an seinem historischen Standort eingesetzt (sic!), sondern nach der Restaurierung in die Dauerausstellung der Gedenkstätte übernommen.
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