Der Auftritt Wolf Biermanns vor dem Deutschen Bundestag ist mir ein Anlass Danke zu sagen. Diese Gelegenheiten bieten sich leider nicht mehr all zu oft. Deshalb auch hier noch einmal:
Der Frontalunterricht Wolf Biermanns für die Linksfraktion war großartig. Besser kann man Erinnerung und Gegenwart der friedlichen Revolution von 1989 nicht lebendig werden lassen.
Es tut gut, wenn es noch Menschen gibt, die noch einfache und offensichtliche Wahrheiten aussprechen. Wenn es dann noch so in der Öffentlichkeit ist, freut es einen doppelt.
Schön auch das von ihm:
Zitat Lammert sagte zu Biermanns Auftritt mit einem Hinweis auf die Geschäftsordnung: "Sobald Sie für den Bundestag kandidieren und gewählt werden, dürfen Sie hier auch reden. Heute sind Sie zum Singen eingeladen." Worauf Biermann erwiderte: "Das Reden habe ich mir in der DDR nicht abgewöhnt und werde das hier schon gar nicht tun."
Heute habe ich im Auto über Radio von Biermanns Auftritt gehört. Die ganze Fahrt hatte ich, ungelogen, ein Lächeln auf den Lippen. Das Drachenbrut-Zitat war schon genial.
Biermann hat absolut recht. Das Tragische ist nur, dass diese offensichtliche Wahrheit von keinem ausgesprochen wird. Nicht von den Medien. Und auch nicht vom politischen Gegner. Eigentlich müsste man der Linkspartei im Bundestag die historische Wahrheit jeden Tag um die Ohren hauen. Macht aber kein Abgeordneter. Sondern man lässt sie mit den größten Geschichtsverdrehungen durchkommen.
Zitat von ZRRest des deutschen Versuchs die Bevormundung und Entmündigung zum Staatsziel zu erheben. Die Bürger zum Eigentum des Staates zu machen. Ihnen ihre Individualität abzusprechen.
Ich habe leider mehr und mehr den Eindruck, dass diese Reste eher sowas wie die Vorhut waren. Man könnte sie auch als Avantgarde des schwarzrotgrünen Zeitgeistes betrachten.
Beste Grüße, Calimero
------------------------------------------------------- Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel
Zitat von Florian im Beitrag #5Sondern man lässt sie mit den größten Geschichtsverdrehungen durchkommen.
Genau das ist das Problem.
Letztlich ist es ein großes Unglück, daß man vergessen hat die SED zu verbieten, ihr Vermögen einzusammeln und ihren führenden Funktionären das passive Wahlrecht abzuerkennen. Und es wäre auch angemessen gewesen im Zuge dieser ach so friedlichen sog. "Revolution" eine Handvoll Bösewichter (die Margot, den Krenz und wenigstens Erich Mielke)an Laternen aufzuhängen. Dann würde der ganze Rest sich etwas benehmen und nicht dauernd einen Rollback zur DDR fördern.
Es ist aber auch zu fragen ob Biermann wirklich der richtige war dort eingeladen zu werden. Dieser Blödelbarde, der die Bundesrepublik 1953 in Richtung DDR verlassen hat und dem dort die DDR nie links und sozialistisch genug war, lehnt ja auch Gesellschaftsverfassung der Bundesrepublik ab. Wer mal wieder richtig kotzen will oder muß: Mauergedenken im Bundestag: Biermann gibt den Wolf - taz.de Die Leserbriefe dort haben es wirklich in sich. Die Feinde der Freiheit sind da so selbstbewußt wie immer. Ich wüßte gar nicht mit welchen Argumenten man solchen Leuten begegnen könnte (außer vielleicht mit solchen aus Stahl oder Blei).
__________________________________________ Wegen der aktuellen Krise werde ich fortan Krimsekt, russischen Kaviar, russische Puppen, russische Eier und Boeuf Stroganoff boykottieren
Zitat von Elmar im Beitrag #4Es tut gut, wenn es noch Menschen gibt, die noch einfache und offensichtliche Wahrheiten aussprechen. Wenn es dann noch so in der Öffentlichkeit ist, freut es einen doppelt.
Schön auch das von ihm:
Zitat Lammert sagte zu Biermanns Auftritt mit einem Hinweis auf die Geschäftsordnung: "Sobald Sie für den Bundestag kandidieren und gewählt werden, dürfen Sie hier auch reden. Heute sind Sie zum Singen eingeladen." Worauf Biermann erwiderte: "Das Reden habe ich mir in der DDR nicht abgewöhnt und werde das hier schon gar nicht tun."
Leute die sich den Mund nicht verbieten lassen sind eine seltene Spezies in unserer Zeit.
Schlimm genug, wenn man den Anlass der "Feier" bedenkt. Und so haben die Gesichter von Kanzler/Vizekanzler(in) sehr pikiert ausgesehen, während des Auftritts von Biermann. Zum ersten Mal habe ich Frau Merkel "schutzlos" gesehen. Richtig schutzlos, vor dem was ein Wolfgang Biermann möglicherweise in seiner "Unberechenbarkeit" hätte noch sagen können. Wenn man es genau nimmt, sind alle noch glimpflich davon gekommen und es wird wohl niemals mehr "Ungebriefte" noch dazu durch/mit Insiderwissen schon Risikobehaftet unliebsame Aussagen machen können.
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Zitat von AldiOn im Beitrag #7 Es ist aber auch zu fragen ob Biermann wirklich der richtige war dort eingeladen zu werden.
Warum? Das entscheidet das Parlament, was soll da außerhalb noch gefragt werden? Und wer soll bitte beurteilen ob er der "Richtige" ist, wenn nicht die Parlamentarier? Ich verstehe die Frage eigentlich nur mit der Suggestion dass er nicht richtig dort war. Und das sehe ich ganz und gar nicht so. Er ist eine Bestbesetzung für diesen Anlass. Es gibt nur wenige Personen in der DDR an denen sich der Unrechtsstaat DDR so exemplarisch verdeutlicht. Überdies ist Biermann sehr bekannt in Ost und West. Ihn auszuwählen, zeugt von einem guten Gespür den Anlass nicht der üblichen Relativierung preiszugeben.
Zitat von AldiOn im Beitrag #7Dieser Blödelbarde, der die Bundesrepublik 1953 in Richtung DDR verlassen hat und dem dort die DDR nie links und sozialistisch genug war, lehnt ja auch Gesellschaftsverfassung der Bundesrepublik ab.
Biermann war und ist vermutlich ein Idealist. Seine Musik ist Geschmackssache, aber Blödelbarde trifft es m.E. gar nicht. Da ich selbst ein Renegat bin, kann ich mich über soviel Fehlinterpretation nur wundern. Was sind denn Ihre Quellen, lieber AldiOn, die Sie hier nach meiner Kenntnis so ungerechtfertigt über Biermann urteilen läßt? Und für die Aussage mit der Gesellschaftsverfassung möchte ich Sie dringend bitten eine Quelle zu liefern. So etwas hier ohne jeden Beleg zu bringen finde ich ärgerlich.
Zitat von AldiOn im Beitrag #7Wer mal wieder richtig kotzen will oder muß: Mauergedenken im Bundestag: Biermann gibt den Wolf - taz.de Die Leserbriefe dort haben es wirklich in sich. Die Feinde der Freiheit sind da so selbstbewußt wie immer. Ich wüßte gar nicht mit welchen Argumenten man solchen Leuten begegnen könnte (außer vielleicht mit solchen aus Stahl oder Blei).
Ich für meinen Teil will mich nicht übergeben und es ist auch nicht Sinn und Zweck einer Diskussion.
Zitat von Calimero im Beitrag #6Der elende Rest? Wirklich?
Zitat von ZRRest des deutschen Versuchs die Bevormundung und Entmündigung zum Staatsziel zu erheben. Die Bürger zum Eigentum des Staates zu machen. Ihnen ihre Individualität abzusprechen.
Ich habe leider mehr und mehr den Eindruck, dass diese Reste eher sowas wie die Vorhut waren. Man könnte sie auch als Avantgarde des schwarzrotgrünen Zeitgeistes betrachten.
Beste Grüße, Calimero
Tja, das Problem ist ein anderes: der Liberalismus ist dabei, den Kampf um die Köpfe der Menschen verloren zu geben. Haufenweise Chancen gehabt, kaum eine genutzt. Und am Ende haben die Etatisten, Sozialisten und andere über das Bauchgefühl der Menschen wieder ihre alten Zöpfe vorangebracht.
Es ist ein ewiger Kampf. Und ja, das ist nicht nur der elende Rest gewesen, sondern beides: elender Rest der Gestrigen, Avantgarde der Gestrigen und des sozialistischen Zeitgeistes.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #9Biermann war und ist vermutlich ein Idealist.
Der damalige sowjetische Botschafter in Bonn, Valentin Falin, hat in einem Interview mal erzählt, er sei kurz nach der Ausbürgerung Biermanns im November 1976 bei einem Diplomatenempfang dem Leiter der Ständigen Vertretung der DDR begegnet & habe ihn gefragt: "Genosse, was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht? Da gibt es in der ganzen DDR einen, der wirklich an den Kommunismus glaubt - und den schmeißt ihr raus?" - und habe nur Begriffstutzigkeit geerntet: "Genosse, wie soll ich das nun wieder verstehen?"
Der - endgültige - Bruch zwischen Biermann & dem taz-Milieu hat 1991 stattgefunden, als WB mit der ihm üblichen Kompromißlosigkeit auf Seiten der USA & Israels stand:
Die Zeit, 01.02.1991, "Kriegshetze Friedenshetze""Damit wir uns richtig mißverstehn: Ich bin für diesen Krieg am Golf
Die Friedensbewegung konnte die Aufrüstung des Irak durch deutsche Firmen nicht verhindern, schlimm genug. Aber jetzt möchte sie die Zerstörung der ABC-Fabriken und Raketen aufhalten, mit denen Saddam & Co Israel vernichten wollen. [---] Ja, ich bin froh, daß es solche zuverlässig miesen Interessen gibt. Israel stünde sonst allein da. Saddam würde den Judenstaat auslöschen, wenn nicht heute, dann morgen mit einer deutsch-französisch-britischen Atombombe. Weder der jordanische König noch der syrische Diktator, nicht der schwachsinnige Tyrann in Libyen und schon gar nicht der größenwahnsinnige Despot an Euphrat und Tigris interessieren sich für das Schicksal der Palästinenser. ... An Menschenverachtung werden all diese blutigen Trauergestalten nur noch von Arafat übertroffen.
In den Nachrichten kam eine Neuigkeit, die mich entsetzt und gar nicht wundert: Saddam kündigt nach dem konventionellen Raketenvorspiel nun den nichtkonventionellen großen Vernichtungsschlag gegen Israel an. ,,, Und ich höre schon den lapidaren Kommentar von einigen besonders fortschrittlichen deutschen Friedensfreunden: selber schuld. Na dann! Bindet euer Palästinensertuch fester, wir sind geschiedene Leute."
Das Leiden besteht doch darin, dass der Etatismus der Linkspartei auch von den Kreisen, die man mit Bürgertum/Mitte/CDU etc. umschreiben kann, maßgeblich unterstützt wird, auch wenn offiziell ein anderes Stück aufgeführt wird und an der Oberfläche dem Publikum Feindseligkeit vorgeführt wird. Aber das ist Politik-Operette, die nicht weiter ernst zu nehmen ist. In diese Operette passt Biermann natürlich prächtig, sicherlich kein Blödel-Barde, sondern, was viel schlimmer ist, in der Tat ein IDEALIST. Bei sogenannten Idealisten sollten allerdings sämtliche Alarmleuchten aufleuchten die alle Warnsirenen jaulen.
Ist ist nur schwer erkennbar, inwieweit sich das Staatsverständnis derjenigen, die angesichts des Linkspartei-bashings Biermanns im Bundestag daselbst ihren Orgasmus abgefeiert haben, von dem der Schmuddelkinder, mit denen man angeblich nicht spielen darf, was dann aber implizite doch geschieht, unterscheidet.
Das Leiden des deutschen Bürgertums war schon immer die romantisch-antiliberale Grundierung. Die verkörpert Biermann prototypisch.
Okay, die Kunst ist jederzeit frei, in diesem Sinne: Nichts gegen Biermann - jeder möge ihn nach Gusto beurteilen. Aber: Der Bundestag ist politisch - und da gehört er nicht hin.
Zitat von Dennis the Menace im Beitrag #12Okay, die Kunst ist jederzeit frei, in diesem Sinne: Nichts gegen Biermann - jeder möge ihn nach Gusto beurteilen. Aber: Der Bundestag ist politisch - und da gehört er nicht hin.
Das sehe ich genauso - zunächst zugegeben als Bauchgefühl. Wie der Bundestagspräsident ja gesagt hat; wenn Biermann im Bundestag redet, spricht er nur für sich selbst.
Aber auch der Tenor dessen, was er gesagt hat, erscheint mir übertrieben optimistisch. Er stellt die SED=PDS=Linke als das Überwundene, Gestrige dar, als bloße Schatten, die zu ihrer eigenen Strafe eine Fegefeuerperiode im demokratischen Parlament absitzen müssen. Aus Sicht eines in der Wolle gefärbten Kommunisten, der in den "Linken" nicht die wahren Linken nach seinem Geschmack und in der DDR einen der gescheiterten Fehlversuche sieht, den wahren Sozialismus zu realisieren, mag das immerhin so sein; aber in meinen Augen stellt sich die Lage durchaus anders dar. Auf Länderebene kommen neuerdings Koalitionen mit den Linken und Linke Ministerpräsidenten ernsthaft in Betracht, und so wie sich die SPD darstellt, erscheint längerfristig gesehen nicht einmal eine Neuauflage von Pieck-Grothewohl völlig ausgeschlossen. Aber selbst abgesehen davon, die Präsenz der PDS=Linken im Deutschen Bundestag sieht nicht nach einem verglimmenden kläglichen Rest aus, sondern eher nach langsamer Konsolidierung:
12. Bundestag 1990-1994 : 17 Sitze von 662 (2,6 %) 13. Bundestag 1994-1998 : 30 Sitze von 672 (4,5 %) 14. Bundestag 1998-2002 : 36 Sitze von 669 (5,4 %) 15. Bundestag 2002-2005 : 2 Sitze von 603 (0,3 %) 16. Bundestag 2005-2009 : 54 Sitze von 614 (8,8 %) 17. Bundestag 2009-2013 : 76 Sitze von 622 (12,2 %) 18. Bundestag seit 2013 : 64 Sitze von 630 (10,2 %) (Quelle)
Ich denke, es wäre besser gewesen, wenn Biermann sich statt seiner altklugen Leviten an die Adresse der Linken lieber auf den Anlaß, das Gedenken des Mauerfalls und der Opfer des deutschen Sozialismus, konzentriert hätte.
It is only by the collision of adverse opinions that the remainder of the truth has any chance of being supplied. - J. S. Mill
Lieber Fluminist, ich weiß ja nicht ob ich Sie richtig verstanden habe, aber Biermann ist kein Kommunist. Nicht in der Wolle und auch nicht woanders gefärbt. Diesen Quatsch können Sie getrost ad acta legen. Ehrlich, man ist nicht bis an sein Lebensende was man mal in seiner Jugend war!
Übrigens sagt auch Henryk M. Broder von sich links zu sein; den halten Sie ja nicht auch für einen Kommunisten, oder?
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #14Lieber Fluminist, ich weiß ja nicht ob ich Sie richtig verstanden habe, aber Biermann ist kein Kommunist. Nicht in der Wolle und auch nicht woanders gefärbt. Diesen Quatsch können Sie getrost ad acta legen. Ehrlich, man ist nicht bis an sein Lebensende was man mal in seiner Jugend war!
Übrigens sagt auch Henryk M. Broder von sich links zu sein; den halten Sie ja nicht auch für einen Kommunisten, oder?
Lieber Erling Plaethe, das Wort "Kommunist", mit dem ich Biermann nicht einmal halb gemeint hatte, können Sie gerne streichen. Schade, daß Sie sich aus meinem Beitrag, dessen Aussage doch mehr auf den möglicherweise aus der von Biermann schon ad acta gelegten Drachenasche schlüpfenden Phönix abzielt, gerade dieses Wort herauslesen.
It is only by the collision of adverse opinions that the remainder of the truth has any chance of being supplied. - J. S. Mill
Lieber Fluminist, ich habe ja geschrieben, dass ich mir nicht ganz sicher war Sie richtig verstanden zu haben. Tut mir leid, ich wollte Ihnen nichts in den Mund legen. Nichts für ungut.
Lieber Erling Plaethe, auch ich muß mich entschuldigen, denn man konnte das tatsächlich so lesen, als wollte ich Biermann etwas unterstellen. Gemeint hatte ich, daß ihm jemand, dem die DDR noch nicht sozialistisch und/oder erfolgreich genug war, durchaus zustimmen konnte. Daß die SED=PDS=Linken nach seiner Meinung nicht die wahren Linken sind, hat er ja explizit gesagt. Aber da er ja im Bundestag kein Rederecht hat, war das nur Sprechgesang ohne instrumentelle Begleitung und fällt somit unter die dichterische Freiheit. Nichts für ungut, Fluminist.
It is only by the collision of adverse opinions that the remainder of the truth has any chance of being supplied. - J. S. Mill
Ich vernehme die ganzen negativen Reaktionen, in denen Biermann wüst beschimpft wird, mit großer Besorgnis, weil da auch viele junge Leute dabei sind. Und es ist mitnichten nur eine ostdeutsche Jugend, die die SED da in Schutz nimmt. Man ist blind für Gefahr, die von dieser Ideologie ausgeht. Und man sollte die Drachenbrut muss man bekämpfen, wo immer sie ist.
Ich habe einen Kollegen, der CSU-Mitglied ist und mir mal sagte, die Linkspartei würde in den Medien sehr negativ dargestellt. Ich kann es nicht erkennen. Mir ist das zu unkritisch. Eine Wagenknecht tingelt von Talkshow zu Talkshow und einzige Boulevard-Lanz stellt richtig kritsiche Fragen. Und der wird dann von allen Seiten beschimpft.
Und ich lehne die Partei nicht ab, weil da noch irgendwelche SED-Kader in der Partei wäre. Ich lehne die aufgrund ihrer Ideologie ab, genauso wie ich die NPD wegen ihrer Ideologie ablehne.
Ich mag Biermann sehr, weil er mir sehr aus dem Herzen spricht. Vielleicht mag er sich links nennen, aber seinen Äußerungen zu Folge ist er erstmal ein anständiger und aufrichtiger Mensch, der sich traut, das Unrecht zu benennen. Als Kommunist sieht er sich nicht mehr. Man muss einem Menschen auch zugestehen, dass er sich entwickelt. Und Biermann hat oft genug bewiesen, dass er sich nicht die Wahrheit zurechtbiegt, sondern sein Urteil immer wieder korrigert, wenn sein altes Urteil mit der Beobachtung nicht mehr in Einklang gebracht werden kann. Biermann verkörpert damit den idealtypischen Menschen einer liberalen Gesellschaft und das gefällt mir. Während in einer sozialistischen Gesellschaft alle sozialistisch sein müssen und in einer nationalsozialistischen alle nationalsozialistisch, akzeptiert die liberale Gesellschaft auch vermeintlich falsche Positionen, weil sie weiß, dass sich die Menschen immer wieder korrigieren können.
Ich halte Biermann für eine kluge und authentische Stimme, auf die man öfter hören sollte. Ich habe CDs von ihm, ein Liederbuch, in dem ich erst kürzlich wieder geschmökert habe. Das Kunze-Lied gefällt mir besonders; Reiner Kunzes "Die wunderbaren Jahre" nahm ich gestern auch wieder zur Hand.
Ich las bei Youtube einen Kommentar, in dem der Autor Biermann und Broder den Tod wünschte. So weit sind wir schon. Und die merken nicht mal, wen sie da den Tod wünschen, "jüdische Querulanten", die Opfer sowohl von Nazis als auch von Sozialisten wurden. Biermanns Vater kam in Auschwitz, Biermann selber wurde ausgebürgert. Broders Verwandten kamen größtenteils in den Konenzentrationslagern um, seine Eltern waren die wenigen Überlebenden, die dann vor dem Antisemitismus im kommunistischen Polen fliehen mussten.
Zitat von Jakob Nierstein im Beitrag #18Ich las bei Youtube einen Kommentar, in dem der Autor Biermann und Broder den Tod wünschte. So weit sind wir schon.
Dokumentieren, das kann strafrechtliche Konsequenzen haben!
Zitat von Fluminist im Beitrag #13Aber selbst abgesehen davon, die Präsenz der PDS=Linken im Deutschen Bundestag sieht nicht nach einem verglimmenden kläglichen Rest aus, sondern eher nach langsamer Konsolidierung:
In einem kurzen Gespräch vor der letzten Bundestagswahl, in dem ich mein Unbehagen gegenüber dem Menschenbild "der Linken" artikulierte, bekam ich folgende Antwort: "Aber was "die Linken" wollen, finde ich gar nicht so schlecht."
Dieser Satz drückt in meinen Augen mehr aus über die gesellschaftspolitischen Realitäten unserer Republik und die Stellen wo ihre Seismographen für Moral, Recht, Unrecht und "Wahrhaftigkeit" sitzen, als ein tausend Seiten dickes Buch es jemals könnte.
Dieser Satz beschreibt die Realität in der wir leben und die Linke ist darin alles aber leider kein "kläglicher Rest". Sie dafür zu halten, ist in meinen Augen eine gefährlich verzerrte Wahrnehmung der Realität. Die Linke und ihr Verständnis von Freiheit, ist nach meiner persönliche Erfahrung schon mittem in unserem Bürgertum angekommen. Das ist die Gefahr für unser Land. Nicht die größtmögliche Abstrusität linker Ideen.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
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