Zu Zettels Lebzeiten fand ich es immer toll, wenn er einen Forenbeitrag als Anreiz zu einem Blogeintrag genommen hat. Dies mache ich heute mit dem Hinweis von Ulrich Elkmann und adder sowie der anschließenden Diskussion - nämlich über das "Jung und Naiv"-Interview mit Barbara Hendricks.
Was ist dieses neue Format "Jung und Naiv"? Für mich hat es etwas mephistophelisches: ein Teil von jener Kraft, die stets das Dumme will und manchmal das Kluge schafft.
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Lindner überrascht mich nicht - ich habe ihn immer für einen unheimlich talentierten, liberalen Politiker gehalten. Er weiß genau, wie er dieses Format zu nutzen hat. Und er erklärt sehr, sehr schön, was seine Standpunkte sind und was für Vorteile die Menschen vom Liberalismus hätten.
Aber das ändert nicht viel an meiner Einschätzung seiner Politik. Lindner kann nicht anders, denn seine Partei will nicht anders. Man muss also in der FDP Basisarbeit leisten.
Jung & Naiv als ziemlich erfolgreich zu bezeichnen, halte ich für völlig übertrieben. Die sichtbaren Zuschauerzahlen bei Youtube kann eigentlich nur so verstehen, dass Jung & Naiv weitgehend ohne Publikum stattfindet. Der YouTube-Kanal von Tilo Jung, der mehrheitlich aus Jung & Naiv-Videos besteht, hat momentan knapp 1'4 Millionen Views und rund 13'000 Abonnenten. Pro Video ergibt das lediglich rund 4'000 Views …
Erfolgreiche Formate bei Youtube haben Zahlen in ganz anderen Dimensionen! Ein deutsches Beispiel ist https://www.youtube.com/user/LeFloid, wo Politiker alles andere als zu kurz kommt. Auf diesem Kanal sind etwa gleich viele Videos wie bei Jung & Naiv zu sehen, aber mit über 250 Millionen Views!
Zitat von chmars im Beitrag #3Jung & Naiv als ziemlich erfolgreich zu bezeichnen, halte ich für völlig übertrieben.
Stimmt, liebe/r chmars - und auch wieder nicht.
Was die Zahlen angeht, keine Frage. Der Erfolg liegt auf anderer Ebene:
LeFloid ist kein akkreditiertes Mitglied der Bundespressekonferenz.
Bei LeFloid geben sich nicht Kabinettsmitglieder und andere Spitzenpolitiker die Klinke in die Hand.
LeFloid hat zwar auch einen Grimme Online-Award gewonnen, aber den Publikumspreis - was angesichts der Klickzahlen auch nicht überrascht.
LeFloid hat, so weit ich sehen kann, kaum Resonanz in klassischen Medien.
Nennen Sie mich ruhig altmodisch, aber aus meiner Sicht gibt es auch in der digitalen Welt Erfolgskriterien über die rein quanititativen Klicks hinaus.
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Vielen Dank, Meister Petz, für diese aufschlussreiche Recherche. Das Format kommt mir allerdings bekannt vor. Es läuft auf ZDFtivi und heißt logo!-Kinderreporter. Da Politiker die Menschen-da-draußen in ihrer Erziehermentalität für tatsächlich für jung (als Synonym für unerfahren) und naiv (als Synonym für infantil) halten, kommt es ihnen eher entgegen. Ich glaube sie lieben solche Fragesteller. Herr Jung duzt deshalb auch konsequent seine Interview-Partner. Ein nur Kindern zugestandenes Privileg. Und der Erkenntnisgewinn ergibt sich dann aus der Bestätigung dessen, was zuvor nur ein Vorurteil, eine Unterstellung war. Nämlich dass Politiker heutzutage Erzieher sind.
Der Interviewer schlüpft dagegen in die Rolle eines Schülers/Kindes. Die interessieren sich nicht so sehr für Politik, sollen aber "herangeführt" werden. Erzieherisch. Herr Jung spielt ein bisschen Aufmüpfigkeit als Vertreter des zu erziehenden Infantilen. Mitunter verschwinden auch die Unterschiede wenn sich Politiker ganz, ganz viel Mühe geben und sich ebenso infantil geben. Spätestens dann wird es richtig unappetitlich, weil dann aus dieser aufgesetzten Naivität Heuchelei wird. Und dann wird auch klar, dass dies gar kein Journalismus ist, sondern eine Plattform für Politiker oder für Demagogen oder für Terroristen.
Das funktioniert solang wie die Interviewten diese Rollenverteilung mitmachen. Lindner ist vieles, aber kein Erzieher. Bei Daniel Schueftan fällt das Propaganda-Konzept dann vollends in sich zusammen. Nun hat Herr Jung jemanden vor sich, der für Pluralismus eintritt. Der wird natürlich prompt hinterfragt. Klar, Herrn Jung interessiert nur die Machtfrage. Wer ist der Stärkere. Während er sonst mit anderen Starken als Starker zusammensitzt, ist er in diesem Interview als Freund von Hamasführern in einer anderen Rolle. Er lässt seine naive Maskerade fallen und versucht seinen Interviewpartner vorzuführen. Das wird ein ums andere Mal vom Sicherheitsberater gut pariert. Auch er erkennt, wen er da vor sich hat und bringt den sich geradezu aufdrängenden Kindergartenvergleich. Nur unsere Kindergärtner und -gärtnerinnen fragen nicht die Vierjährigen, wann sie denn mal groß werden wollen. Sie fragen das auch nicht die Erwachsenen. Sie stehen auf "Untertanen" die nicht erwachsen werden wollen. Sie erziehen sie dazu. Und "Jung und Naiv" hilft dabei. Deswegen gibts den Hauptpreis des Demokratieabgabefernsehens. Für das Projekt wäre das Interview mit Daniel Schueftan der perfekte Moment für einen intelligenten Abschluss gewesen.
Das hätte vermutlich kaum einer der Freizeitparkfreunde verstanden, vielleicht hätte es auch Entzugserscheinungen bei manchen gegeben. So wie einst bei Ken Jebsen. Ohnehin weisen die beiden gewisse Ähnlichkeiten auf. Und deswegen wird der Kinderreporter weiterziehen und ein würdiger Teil des Nanny-States bleiben. Und solange wir nicht die ersten Schlachtungen, wie vom IS angekündigt, auf unseren Strassen erleben, werden es Herr Jung und seine Fans für naiv halten, der Meinung zu sein, es sich nicht leisten zu können naiv zu sein.
Aber es gibt auch Gründe zur Annahme, dass selbst solch öffentliche Barbarei dem Selbstbetrug kein Ende und der Eigenverantwortung keinen Weg bereiten wird.
Hierzu noch einen Lesetipp: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/de...3292089-p2.html Diese Naivität ist m.E. nur die Konsequenz aus der Abnahme von Eigenverantwortung. Sei es weil sie durch den Staat abgenommen wurde, sie man sich hat abnehmen lassen oder sie abgegeben wurde in dem man dazu alle sich bietenden Möglichkeiten nutzte und darüber hinaus weitere einfordert.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #5Vielen Dank, Meister Petz, für diese aufschlussreiche Recherche. Das Format kommt mir allerdings bekannt vor. Es läuft auf ZDFtivi und heißt logo!-Kinderreporter. Da Politiker die Menschen-da-draußen in ihrer Erziehermentalität für tatsächlich für jung (als Synonym für unerfahren) und naiv (als Synonym für infantil) halten, kommt es ihnen eher entgegen. Ich glaube sie lieben solche Fragesteller. Herr Jung duzt deshalb auch konsequent seine Interview-Partner. Ein nur Kindern zugestandenes Privileg. Und der Erkenntnisgewinn ergibt sich dann aus der Bestätigung dessen, was zuvor nur ein Vorurteil, eine Unterstellung war. Nämlich dass Politiker heutzutage Erzieher sind.
Der Interviewer schlüpft dagegen in die Rolle eines Schülers/Kindes. Die interessieren sich nicht so sehr für Politik, sollen aber "herangeführt" werden. Erzieherisch. Herr Jung spielt ein bisschen Aufmüpfigkeit als Vertreter des zu erziehenden Infantilen. Mitunter verschwinden auch die Unterschiede wenn sich Politiker ganz, ganz viel Mühe geben und sich ebenso infantil geben. Spätestens dann wird es richtig unappetitlich, weil dann aus dieser aufgesetzten Naivität Heuchelei wird.
Das ist alles vollkommen richtig, lieber Erling. Genau in diese Richtung geht mein Artikel. All dies wird hier viel deutlicher offenbar als im klassischen Sprachregeljournalismus, wo die Politiker ihr Erziehertum hinter einer Farce des geheuchelten Respekts vor dem mündigen Souverän verstecken können. Jung und Naiv bringt doch das Erziehertum in den Politikern nicht erst hervor. Das wollen die von Haus aus.
Zitat Und dann wird auch klar, dass dies gar kein Journalismus ist, sondern eine Plattform für Politiker oder für Demagogen oder für Terroristen.
Auch richtig. Aber wo liegt das Problem? Du kannst mir nicht weismachen, dass Du mit dem Journalismus berlinrepublikanischer Prägung so hervorragende Erfahrungen gemacht hast, dass es Dir unerträglich ist, Deine Informationen aus einem nicht vorgekauten, nicht vorinterpretierten Format zu beziehen. Du vergisst nämlich, dass noch vor den Politikern die Journalisten die allerschlimmsten Erzieher von allen sind. Und bevor ich mir ein Gespräch anschauen muss, in dem ein Erzieher den anderen "kritisch befragt", ziehe ich mir doch lieber die ungefilterte Version rein und mache mir meine eigene Meinung dazu.
Zitat Das funktioniert solang wie die Interviewten diese Rollenverteilung mitmachen. Lindner ist vieles, aber kein Erzieher. Bei Daniel Schueftan fällt das Propaganda-Konzept dann vollends in sich zusammen. Nun hat Herr Jung jemanden vor sich, der für Pluralismus eintritt. Der wird natürlich prompt hinterfragt. Klar, Herrn Jung interessiert nur die Machtfrage. Wer ist der Stärkere. Während er sonst mit anderen Starken als Starker zusammensitzt, ist er in diesem Interview als Freund von Hamasführern in einer anderen Rolle. Er lässt seine naive Maskerade fallen und versucht seinen Interviewpartner vorzuführen.
Das sehe ich überhaupt nicht. Zum einen versucht er gar nicht, ihn vorzuführen (das ist eher der Fall beim Sprecher des israelischen Außenministeriums, tatsächlich eines der schlechteren Interviews), sondern lässt ihn erstaunlich ausreden, obwohl ihm wahrscheinlich angesichts seiner eigenen Haltung das Messer in der Tasche aufgehen muss. Ich bin überzeugt, ein Claus Kleber oder Beckmann wären viel aggressiver vorgegangen.
Zitat Nur unsere Kindergärtner und -gärtnerinnen fragen nicht die Vierjährigen, wann sie denn mal groß werden wollen. Sie fragen das auch nicht die Erwachsenen. Sie stehen auf "Untertanen" die nicht erwachsen werden wollen. Sie erziehen sie dazu. Und "Jung und Naiv" hilft dabei. Deswegen gibts den Hauptpreis des Demokratieabgabefernsehens.
Immer noch besser als Millionen AUS der Demokratieabgabe.
Zitat Für das Projekt wäre das Interview mit Daniel Schueftan der perfekte Moment für einen intelligenten Abschluss gewesen.
Das hätte vermutlich kaum einer der Freizeitparkfreunde verstanden, vielleicht hätte es auch Entzugserscheinungen bei manchen gegeben. So wie einst bei Ken Jebsen. Ohnehin weisen die beiden gewisse Ähnlichkeiten auf.
Jung und Jebsen haben eine gemeinsame Geschichte, insofern als Jung sich damals eindeutig gegen Broder und für Jebsen positioniert hat. Diese Quelle legt das nahe, allerdings habe ich den Beitrag auf Jungs Facebookseite nicht mehr gefunden. Deshalb bin ich nicht darauf eingegangen. Ich halte es aber für wahrscheinlich, dass Jung mit Jebsen mittlerweile auch nicht mehr klar kommt. In seinem Interview mit ihm plaudern sie jedenfalls über alles mögliche, aber nicht über den Holocaust oder überhaupt Kens Lieblingsthemen.
Zitat Und deswegen wird der Kinderreporter weiterziehen und ein würdiger Teil des Nanny-States bleiben. Und solange wir nicht die ersten Schlachtungen, wie vom IS angekündigt, auf unseren Strassen erleben, werden es Herr Jung und seine Fans für naiv halten, der Meinung zu sein, es sich nicht leisten zu können naiv zu sein.
Aber es gibt auch Gründe zur Annahme, dass selbst solch öffentliche Barbarei dem Selbstbetrug kein Ende und der Eigenverantwortung keinen Weg bereiten wird.
Ein würdiger Teil ja, aber siehst Du nicht, dass er ein nützlicher Teil ist? Glaubst Du denn ernsthaft, dass die Kläuse Kleber und Plasi Plasbergs weniger naiv sind, nur weil sie Anzüge tragen und den Menschen weismachen, die Ahnung mit der ganz großen Schöpfkelle gefressen zu haben?
Ich glaube, der Unterschied in unserer Betrachtung dieses Formats ist der, dass du es nach der Absicht bewertest bzw. der Haltung, die die Macher selber haben. Sei Dir versichert, ich würde auch lieber in einer Welt leben, wo alle Journalisten liberale Israelfreunde wären, die Gender Mainstreaming scheiße finden und lieber Schweinsbraten als Rucola essen. Ganz ganz ehrlich! Aber in unserer aktuellen Misere kann ich es mir nicht aussuchen. Ich werde egoistisch, was meine Informationsversorgung angeht. Und wenn ich aus Jung und Naiv mehr lernen kann als aus der Tagesschau, dann ist es mir egal, ob die mich eigentlich zum Hamasfreund machen wollen (was ich ihnen nicht mal unterstelle, da sehe ich in den klassischen Medien viel mehr Potenzial) oder nicht. Ich entscheide - ganz im Sinne des von Dir verlinkten FAZ-Beitrags.
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Zitat von Calimero im Beitrag #6Das Hendricks-Interview zu lesen war schon schlimm, aber das von dir verlinkte Video konnte ich genau 10 sec ertragen ... PANIKTASTE!!! Not-AUS!
Dann schau Dir nicht den Hofreiter an, Du wirfst sonst den Rechner aus dem Fenster!
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
ich wollte gar keine grundlegend andere Sicht darlegen. Ich gehe eigentlich konform mit Dir. Nur kann ich die meisten Interviews nicht zu Ende ansehen, weil es mir zu infantil ist. Und ich bin nicht vorurteilsfrei was die gespielte Naivität anbelangt. Die geht mir sehr auf die Nerven. Du hast doch in Deinem Blogbeitrag selbst die Frage gestellt, ob das Journalismus ist. Ich schätze den Journalismus der Welt und der FAZ zu großen Teilen und ich kann hier noch eine ganze Reihe von qualitativ hochwertigen, journalistischen Produkten erwähnen, die gute und erkenntnisreiche Interviews anbieten mit exzellenten Fragen. Gerade weil die so gut sind, müssen sie ja dann gekürzt werden - auf Betreiben des Interviewten. Dass Jung versuchte Schueftan vorzuführen, machte ich an den Einwürfen fest. Du hast natürlich recht damit, dass er den Sicherheitsberater ausreden ließ. Und das ist ja auch das Konzept. Ich habe dieses Interview mit großem Interesse gesehen. Unsere unterschiedliche Betrachtung die ja eigentlich eine ganz ähnliche Wertung als Ergebnis sieht, liegt vielleicht wirklich darin begründet, dass ich dem deutschen Journalismus, so wie ich ihn für mich auswähle, eine Menge abgewinnen kann. Ich sehe eine große Vielfalt und viel Information. Vielleicht bin ich ja selbst total naiv?
Man lernt nie aus. Das ist ein eigenes Format? Das bekommt man natürlich nicht mit, wenn man vor 12 Jahren den Fernseher-selbst aus dem Fenster geworfen (bzw. per Altmüll entsorgt) hat & auch in den 25 Jahren davor nie irgendwelche Politikerbefragungen oder Quasselschaus ertragen hat - Monitorereien & Berichte-aus-Bonn schon ganz besonders gar nicht (nb. 1 Erweis, daß der Wert <0> steigerungsfähig ist). Aber zumindest weiß man jetzt, daß man schon damals gewußt hat, warum man sich da auf Nulldiät gesetzt hat.
Zitat von Meister Petz im Beitrag #8Dann schau Dir nicht den Hofreiter an, Du wirfst sonst den Rechner aus dem Fenster!
Keine Sorge, mache ich bestimmt nicht. Ich kann diese ganzen Gestalten eh nicht mehr brechreizfrei ertragen. Auch schon nicht in Gesprächssituationen mit angeblich seriösen Medienonkels und -tanten, denn die gehen mir mittlerweile ebenso auf den Zünder wie die Politikdarsteller selbst, deren schmückendes Rahmenwerk sie ständig bilden (von Widerpart mag ich da nicht mehr reden). Die KiKa-stylige Infantilitätssimulation des Nachwuchsjournis Jung sprengt den Rahmen einfach noch durch pure, abschreckende Länge! Welche Lebenszeitverschwendung! Nur um vorgeführt zu bekommen, dass einige "wichtige" Persönlichkeiten hierzulande einfach mal 'nen grandiosen, ideologischen Sockenschuss haben? Das weiß ich doch schon. Um zu sehen, dass andere Interviewte keinen Vollknall haben? Davon gehe ich aus, aber diese mental noch strukturierten Köpfe bekommen entweder die Werkzeuge nicht in die Hand, um was zum Besseren zu ändern, oder sie benutzen sie nicht, wenn sie doch irgendwann mal drankommen sollten. Nüchterne, praktische Intelligenz ist hier scheinbar nicht mehr mehrheits-, auf jeden Fall aber nicht mehr durchsetzungsfähig. Die Anstalt ist eine geschlossene, die Führung beliebig austauschbar.
Völlig wurscht, wen der Heimfunk durch wen interviewen lässt, und was das dem Insassen zeigen kann. "Aufzeigen" heißt noch lange nicht, dass da auch was "aufscheinen" würde, diese Hoffnung habe ich aufgegeben. Und so boykottiere ich halt weitestgehend die politmedialen (und kuturell-affektierten) Zirkusnummern aller Sparten des Anstaltsfunks und begnüge mich damit zu lesen, was kluge, schmerzfreiere Noch-Beobachter darüber schreiben. Es muss reichen zu wissen, dass es da draußen doch noch intelligentes Leben gibt.
Beste Grüße, Calimero
------------------------------------------------------- Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel
Thierse soll also (laut FAZ) ein Interview wegen der bekloppten Zwangsduzerei abgelehnt haben.
Ich hätte nie gedacht, dass ich mal in die Verlegenheit komme, Hern Thierse für eine überzeugende Entscheidung zu beglückwünschen.
Lindner hat, ganz im Gegensatz zu Hendricks, eine ganz ordentliche Figur gemacht, was allerdings auch keine große Kunst ist, denn - was den Stil der Veranstaltung betrifft - müsste es statt jung und naiv besser infantilistisch und dümmerlich heißen. Lindner konnte seinen Warenhauskatalog ausbreiten ohne durch kritisches Nachhaken behelligt zu werden, denn natürlich ist es angenehm, wenn Copy-and-paste-Journalisten Themen wie z.B. TTIP, Staatsverschuldung, Finanzkrise oder auch Liberalismus mit allen dazugehörigen Facetten mitsamt Krise auch an dieser Stelle fachlich nicht beherrschen und aus diesem Grund auch keine gezielten Nachfragen auf Lager haben. In diesem wesentlichen Punkt besteht also schon mal kein Unterschied zu den herkömmlichen "Formaten" im ÖR. Wer lediglich O-Ton ohne störende Intervention wünscht, der möge doch die Selbstdarstellungswebsites der betreffenden Personen bzw. Institutionen besuchen. Wofür da noch Interviews?
Der Unterschied zum Herkömmlichen besteht lediglich darin, durch Mätzchen, Albernheiten und ostentatives Nicht-erwachsen-sein-wollen einen billigen Distinktionsgewinn anzustreben. Das ist das Konzept. Ansonsten bewegt sie die Veranstaltung nicht unharmonisch im Rahmen des sattsam bekannten journalistisch-politischen Klubs. Von wirklicher Distinktion kann keine Rede sein. Die wäre durch versierte und gebildete Journalisten gegeben, die wissen, wovon sie reden und denen es auf Mätzchen nicht ankommt.
Ich habe keineswegs den Eindruck, dass Tilo Jung den 15-16jährigen nur spielt. Ich würde eher auf Retardierung tippen.
Außerdem drängt sich für mich auch nicht der Eindruck auf, dass Jung sich vom Erziehungsjournalismus abzugrenzen wünscht, Im Gegenteil:
Zitat von Tilo Jung in einem Interview, diesmal als BefragterAber das Problem sind nicht die Menschen, sondern die Massenmedien. Sie wollen nicht mehr erklären, wie Politik funktioniert, etwa warum wir Waffen ins Ausland zu Diktatoren schicken. Es kommt hinzu, dass die Sprache der Politiker in den Medien übernommen wird. Es wird gar nicht mehr übersetzt;
Nur lässt sich halt nicht alles in Kindersprache übersetzen und das Versimpeln komplexer Sachverhalte, so etwa nach dem Motto Mathematik ohne Zahlen und Formeln, ist auch 'ne Art Erziehung – allerdings zur Leichtgläubigkeit: Alles wird irgendwie total easy, vermeintlich allerdings nur. NATO zum Beispiel heißt: Jemand von euch kriegt eins in die Fresse, dann sind die anderen gegenüber dem Angreifer zu: Ey,-jetzt-kriegst-du-aber-auch-eins-in-die-Fresse verpflichtet. So die Jung'sche "Übersetzung" in einem seiner Clips.
Im Vorspann des Interviews von Natalie Mayroth aus 2013 heißt es:
Zitat Er wünscht sich Antworten von Politikern, die auch 14-Jährige verstehen würden, erklärt er bei seinem ersten Clip.
Pardon, aber 14-jährige sind aus gutem Grund noch unmündig – es passt möglicherweise zu Herrn Jung, auf diesem Niveau angesprochen werden zu wollen – ich kann eher drauf verzichten.
Zitat von Calimero im Beitrag #11Völlig wurscht, wen der Heimfunk durch wen interviewen lässt, und was das dem Insassen zeigen kann. "Aufzeigen" heißt noch lange nicht, dass da auch was "aufscheinen" würde, diese Hoffnung habe ich aufgegeben.
Beste Grüße, Calimero
Ich meine, so ganz ohne Anschauungsmaterial geht es nicht. Ich kann noch so viel 'verstanden' haben, aber mir ist alles recht und billig, wenn ich dann zusätzliches Material habe um meine Sicht Anderen zu vermitteln. Ansonsten: Neben der Barbara habe ich mir den Lindner angeschaut. Auch wenn er weitgehend souverän bleibt, bei TTIP wurde er schlampig in seiner Argumentation. Man kann sich dann schon sein teil denken. Die Barbara dagegen ist ein Schock. Was sich Regierung nennt, und was sich dort alles tummelt wird in dem Interview zumindest für mich - nicht im positiven Sinne - deutlicher als sonst (die Nahles ist dagegen schon lange in den Medien herumgespukt, da habe mir meine Eindrücke schon sammeln können).
Zum Interview-Stil: Die körperliche Nähe erinnert ein bisschen an das Friedman-Format. Der Fragestil fällt wohl aus dem bisherigen Schulungsrahmen für Politiker, sie nicht einfach nicht darauf vorbereitet. Das gibt Nachschulungsbedarf .
Zitat von EIKE 29.05.Zugegeben, den ersten Teil der Überschrift habe ich von ACHGUT geklaut. Er passte einfach zu gut zum zweiten Teil. Der ist auch geklaut, denn er ist die Überschrift eines soeben erschienenen FAZ Beitrags unserer Umweltminsterin (Burning) Barbara Hendricks als Reaktion auf einen Artikel, den der dänische Wirtschaftswissenschaftler und Statistiker Björn Lomborg in derselben Zeitschrift einige Wochen zuvor verfasst hatte.
Dessen Beitrag erschien am 8. Mai in der FAZ. ... Ein Trost bleibt, es sind die bis jetzt 95 Kommentare in der FAZ zu diesem Jubelbeitrag von Frau Hendricks. Sie bescheinigen ihr in überwältigender Mehrheit rasanten Realitätsverlust.
Zitat von O-Ton HendricksEs klingt wie ein schlechter Witz, und es ist auch einer: Seit Jahren werden einige nicht müde, den geballten Erkenntnisstand der Klimawissenschaft und die Klimapolitik der Staatengemeinschaft in Zweifel zu ziehen, traurigerweise stets mit den gleichen Argumenten, mit denen sie schon zuvor gescheitert sind. Getreu der Floskel: „Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“
Zitat von Kommentar v. MOSES STEINHAUSEN (MOSTEIN) - 29.05.2015 18:39"Ich maße mir nicht an, die wissenschaftliche Qualifizierung von Lomborg zu beurteilen. Mich interessiert die Qualität seiner Argumente. Die erscheint mir nicht besonders belastbar. Das beginnt bei Lomborgs ebenso unhistorischer wie unpolitischer Ausgangsthese....." Vielleicht könnte die FAZ aufgreifen, dass die Ministerin damit auch vor dem ZK der KPdSU auftreten könnte!
Ich wußte doch, daß mir die Diagnose "Wahnsinn" für Quertreiber irgendwie bekannt vorkam.
Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire
Surprise, surprise, haben Sie jetzt ernsthaft eine andere Botschaft erwartet?
Selbst die Kommentare sind ja schon tausend-fach bei ähnlichen Artikel gepostet worden. Gähn!
Ein Highlight ist dabei:
Zitat von Hannelore KohlschmidDie Berliner Neutrino Inc., dahinter das Team deutsch-amerikanischer Wissenschaftler, hatte bereits vergangen Herbst 2014 ihre erfolgreichen Projekte mit unsichtbarer, solarer und hocheffizienter Neutrino-Energy in der deutschen Presse veroeffentlicht. Aber wie in der Politik so auch im Journalismus, ueberall lauern Skeptiker, Zyniker und letztlich Lobbyisten, die am ¨alten Wahnsinn¨ kleben wollen - die wollen doch einfach nicht den Wald vor lauter Baeumen sehen... M. Gorbatschow, der einstige, russische Staatschef, zu Zeiten der ¨Peristroika¨ - er hat die Schirmherrschaft der Neutrino Inc. UND er setzt sich fuer die Energiewende ein. Weitere Neutrino-Energy-Projekte sind von unterschiedlichen Wissenschaftlern aus Russland, Indien, China und USA in den letzten Wochen immer mehr in der internationalen Presse aufgetaucht. Wir sollten in Deutschland aufwachen, um nicht am Ende dem fahrenden Zug nachzulaufen.
Zitat von xanopos im Beitrag #15haben Sie jetzt ernsthaft eine andere Botschaft erwartet?
Nö. Die Diagnose ist eindeutig; nur das Ausmaß soll hier protokolliert werden. Es gibt bei Politikern der Marke "komischer Ali" ja 2 Varianten: bei den einen fällt kurz vor oder nach dem Aufschlag auf dem Boden der harten Tatsachen der Groschen; die andern begreifen niemals, warum die Revolution sie verraten hat. Unser Bärbel gehört eindeutig zur zweiten Kategorie.
Zitat von SpOn, 5.6.15SPIEGEL ONLINE: Wie wollen Sie denn die USA und China dazu bringen, sich kontrollieren zu lassen?
Hendricks: Ich will, dass die USA, China und alle anderen großen Emittenten Teil des neuen Abkommens werden. Und dieses Abkommen muss natürlich auch Mechanismen enthalten, die die Nachvollziehbarkeit von Zielen und ihre Umsetzung beinhalten - damit jedes Land weiß, was das andere tut. Ich gehe davon aus, dass die USA und China das ähnlich sehen.
SPIEGEL ONLINE: Also kann jedes Land weiterhin Versprechungen machen, die nicht kontrolliert werden?
Hendricks: Wir brauchen natürlich Vergleichbarkeit, und das ist auch eine der Herausforderungen für den Pariser Gipfel, dass wir Vergleichbarkeit und Messbarkeit verabreden. Ich sage voraus, dass das gelingen wird und wir mit dem Pariser Vertrag endlich eine Grundlage bekommen, mit allen Ländern gemeinsam an einer klimaneutralen Weltwirtschaft zu arbeiten.
Mal zum Mitschreiben, Frau Minister: China ist seit 2007 der größte Emittent ("Verursacher") von CO2 & hat sich auf der letzten Klima-Runde im Dezember 2014 in Lima vertraglich zusichern lassen, daß es bis 2030 von jeder Begrenzung ausgenommen wird. Danach will man weitersehen, weil man davon ausgeht, daß der quantitative Ausbau dann abgeschlossen ist & wie in allen anderen entwickelten Industriestaaten die Innovation überdie Effizienzverbesserung erfolgt. Ganz automatisch & ohne jede ideologische Kasperei (die der die Chinesen übrigens derartige Erfahrungen hinter sich haben, das müssen sie nicht noch aus dem Land, in dem der Herr mit der Sense bekanntlich einen Meisterbrief vorweisen kann, übergekübelt bekommen.) Vielleicht lassen Sie sich mal beim nächsten Staatsbesuch, wenn Sie den Chinesen den Verzicht auf Atom & sämtliche fossilen Energieträger predigen, im Gegenzug was vom Großen Sprung nach Vorn erzählen.
Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.