Mundus est omnis divisus in partes tres: Die Welt zerfällt in drei Bereiche: Politik, Hesellschaft, & der Rest des Universums. Eine Fußnote zur letzten Abteilung.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #1Mundus est omnis divisus in partes tres: Die Welt zerfällt in drei Bereiche: Politik, Hesellschaft, & der Rest des Universums. Eine Fußnote zur letzten Abteilung.
Sehr schön und lehrreich, lieber Ulrich, gerade für mich als an der Materie leidlich interessierter. Das mediale Narrenschiff hat ja erwartungsgemäß mal wieder Fahrt aufgenommen, um uns diese Beinahekatastrophe zu vermitteln. Nett, daß Du dagegen die sachlich inhaltliche Seite übernommen hast; war viel neues für mich dabei.
Man stelle sich mal vor, wenn der Blätterwald Wind davon bekäme, daß die der Milchstraße nächstegelegene Spiralgalaxie, der Andromedanebel, sich auf Kollisionskurs mit unserer Heimatgalaxie befindet und dereinst (in gerade Mal 2 Mrd. Jahren) tatsächlich mit ihr zusammenstoßen wird (in Wahrheit wohl eher: mehrfach pendelartig durch sie hindurchfliegen und sich schließlich gravitationsbedingt mit ihr vereinigen wird). Das wäre ne Meldung. Ups, gab es ja auch schon .
SPIEGEL-Leser wissen mehr - aber nicht, daß Unsicherheitsmargen ein essentieller Teil seriöser Modellierungen darstellen. Bis vor Kurzem war der Bewegungsvektor des Andromedanebels unbekannt (aus der Blauverschiebung im Spektrum geht nur hevor, daß sie auf uns zukommt - mit 110 km pro Sekunde - aber nicht, ob das nicht doch "knapp daneben" zielen würde). Mittlerweile weiß man etwas mehr:
http://en.wikipedia.org/wiki/Andromeda%E...y_Way_collision Up until 2012, there was no way to know whether the possible collision was definitely going to happen or not.[6] In 2012, researchers came to the conclusion that the collision is definite after using the Hubble Space Telescope between 2002 and 2010 to track the motion of Andromeda.[1] Andromeda's tangential or side-ways velocity with respect to the Milky Way was found to be relatively much smaller than the approaching velocity and therefore we expect it to directly collide with the Milky Way in about 4 billion years.
Das im Spiegel-Bericht von 2007 angeführte "Ergebnis" des Papers - daß sich die Erde am Ende ~100.000 Lichtjahre vom Zentrum der kombinierten Milchandrostraße wiederfindet, ist der dürftigste Überschlag der Arbeit von Cox & Loeb. Das ergibt sich aus der knappen Überlegung: was passiert mit der Sonnenumlaufbahn ums galaktische Zentrum, wenn man mehr Masse außen drum rum packt. Als Modellannahme liegt die Überlegung zugrunde, daß der größte Teil der Masse beider Galaxien aus dunkler Materie besteht, die in weitläufigerer Ausdehnung (das 5-? das 10?-fache der leuchtenden Normalmaterie wie Sterne & Gas) ausgebreitet ist & dafür sorgt, daß die Umlaufgeschwindigkeit der Sterne auch mit wachsender Entfernung vom Zentrum ein Konstante darstellt. Sollten die Ketzer recht behalten & die Gravitation doch in der fünften Potenz mit zunehmender Distanz abnehmen, wäre diese Dunkelmaterie nichts als eine Chimäre. Bloß hat noch keiner einen Mechanismus vorgeschlagen, warum sich die schwächste aller 4 Wechselwirkungen so verhalten sollte, anstatt wie die anderen im Quadrat der Entfernungen nachzulassen.
Das Riskante an der Kollision wird nicht das Zusammenrühren sein (der Abstand zwischen Sternen hier in der Milchstraße beträgt gut 5 Lichtjahre: da bleibt genügend Abstand, wenn noch mal die gleiche Anzahl dazugequirlt wird), sondern das Durchrühren des Gases in den Spiralarmen (das ist das, was auf den langbelichteten Fotos so eindrucksvoll leuchtet; die Anzahl der Sterne ist da nur etwa 10% höher als in der "Leere zwischen den Spiralarmen": auch so etwas, das SF-Autoren nie auf die Reihe kriegen): das dürfte heftige Sternentstehungsraten zur Folge haben, von denen dann manche das 10- oder gar 50-fache der Sonne haben: Solche Sterne verbrennen ihren Brennstoff rasant (für galaktische Zeitverhältnisse) & gehen nach 20 oder 50 Millionen Jahren als Supernova hoch. Weniger als 200 Lichtjahre von einem solchen Feuerwerk entfernt zu sitzen ist für Kohlenstoffler, die harte Gammastrahlung nicht gut verdauen, Siliziumhirne, deren Schaltkreise durchschmoren können, & Planeten mit Ozonschicht, wie Russisches Roulette mit sechs Patronen in der Revolvertrommel.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/welta...n-a-482976.html Wohnen dürfte auf der Erde dann allerdings kaum noch jemand: Wenn das kosmische Spektakel in zwei Milliarden Jahren beginnt, wird die Sonne wohl so hell und heiß sein, dass die irdischen Ozeane verdampft sind.
Zweifelhaft (auch wenn man die 4 statt der 2 Mrd. Jahre zugrunde legt). Die Solarkonstante steigt zwar an, weil sich die Wasserstofffusion in der Sonne durch die Ansammlung von Helium als Verbrennungsprodukt im Zentrum nach außen verlagert & daher mehr Reaktionen stattfinden, aber nur langsam. Für die letzten 3 Mrd. Jahre gibt's aus dem Umfeld von Carl Sagan einen Schätzwert von einer Zunahme von ~30%. Trotzdem ist die Globaltemperatur der Erde in diesem Zeitraum in einem ziemlich schmalen Korridor geblieben: 10° mehr & 10° weniger, trotz Eis- und Warmzeiten. Die Annahme, daß hier schnell ein Teufelskreis entsteht, beruht auf der Annahme positiver Rückkopplungsefffekte: höhere Temperaturen => mehr Verdunstung => mehr Wasserstoff als Treibhausgas. Die Evidenz scheint eher auf der Seite des negativen Feedbacks zu liegen. Mehr Sonnenstrahlung => mehr Verdunstnug => mehr Wolkenbildung & höhere Albedo => Abkühlung. Das Entscheidende ist nicht die Verdunstung, sondern das Vorhandensein von Kondensationskernen für die Tropfenbildung. Über den Meeren ist das das Dimethylsulfat (DMS) der Kieselalgen, neber gelegentlichem Wüstenstaub. Zu großen Teilen könnte dieser Thermostat vom Leben (PC: "Biosphäre") selbst gesteuert sein. Das Verschrauben von Energiesparleuchten dürfte in dieser Bilanz keinen nennenswerten Posten darstellen.
Wieso eigentlich nicht Andromilch-Straße? Das ist so schön doppeldeutig auf mehreren Ebenen, das gefällt mir.
Ansonsten, lieber Ulrich Elkman: Woher nehmen Sie das nur? Sie kommen mir wie der letzte der Universalgelehrten vor. Chapeau! Und: Mehr davon! (Ich hätte als Anregung mal einen schönen Vortrag von Lawrence Krauss, "Universe from nothing" - ich habe den nur rudimentär verstanden, wenn mir das mal jemand in kindergerechten Worten erklären könnte. Faszinierend ist das, und zwar ungemein)
Krauss' opusculum (der Buchtext selbst umfasst ja gerade 180 Seiten; Post-Hegelsche Letztbegründungen sollten nicht unter 1500 antreten) hat ja den Untertitel "Why There Is Something Rather than Nothing": die alte Kardinalfrage, die die Naturwissenschaft letztlich nicht beantworten kann: sie kann aufzeigen, wo die - nach bestem Wissen - entscheidenden Faktoren liegen (in diesem Fall, daß es eine Asymmetrie bei der Entstehung von Materie & Antimaterie gegeben hat & wie wohl die sukzessiven Symmetriebrüche der Calabi-Yau-Konfiguration sich als Konstanten in Raum, Zeit & Materie manifestiert haben) - aber die Gründe dafür auszumachen, führt n einen regressus ad infinitum - und daß, ohne daß man Me0werte hätte, nur physikalische Modelle, ganz-hochspekulative. An die prima causa kommt man nicht heran, weil sofort gefragt wird: woher kommt die nun?
Ich gebe diesen Teil der Frage mal weiter an unsere theologische Fakultät, Lehrstuhlinhaber Prof. em. Weimer.
PS: Nicht selten bleiben solche Versuche einer prägnanten summa, zumal das Ganz-Große umfassend, ohne Widerhall - eins jener Bücher, in die niemand je geschaut hat. Bestes Beispiel: Stephen Hawkings immer kürzer werdende Geschichte de Zeit: A Brief History of Time (1988), A Briefer History of Time (2005). Die allerkürzesteste Geschichte der Zeit stammt wohl von William S. Burroughs:
"Some trillions of years ago a sloppy, dirty giant flicked grease from his fingers. One of those gobs of grease is our universe on its way to the floor. Splat!”
danke für die Hinweise :-) Den Untertitel "Why there is something rather than nothing" habe ich, mit meinem begrenzten Laienverständnis, nicht als letztgültiges Dogma des "Was ist der Sinn des Lebens" verstanden (da bin ich ziemlich d'accord mit Christopher Hitchens), sondern als physikalische Erklärung, warum es uns gibt, nämlich als Resultat der Asymmetrie. Das reicht mir ja erstmal schon, so im Großen und Ganzen.
Die Frage nach der Prima Causa ist philosophisch, und endet letztlich immer im "Was ist der Sinn und Zweck meiner Existenz". So anthropozentrisch sinds halt, die Philosophen :-) Obwohl meine Antwort darauf lebensweltlich-pragmatisch leichtfällt, der Sinn meiner Existenz in diesem Augenblick ist z.B. der Genuss eines schönen Lindt&Sprüngli-Pralinées.
Wieso eigentlich nicht Andromilch-Straße? Das ist so schön doppeldeutig auf mehreren Ebenen, das gefällt mir.
Auf diese Frage hat man auch andernorts keine Antwort gefunden.
Aber die verdächtige Doppeldeutigkeit ist doppelt eingebaut: bei der Via Lactea -
Die ZEIT No. 23, 5. Juni 1947, Thassilo v. Scheiter, "Der Mythos der Gestirne"Besonders wird hier immer Hera genannt; nur wer an der Brust der Himmelskönigin gelegen,konnte die Unsterblichkeit erlangen, und diese wollte Zeus seinem geliebten Bastardsohn Herakles durchaus verschaffen. Da er aber den begreiflichen Haß einer Gemahlin gegen seine von anderen Frauen geborenen Kinder kannte, befahl er dem Götterboten Hermes, den kleinen Herakles aus der Pflege des greisen Kentauren Chiron fortzuholen und ihn heimlich Hera im Schlafe an die Brust zu legen. Seinem späteren Charakter gemäß sog. aber das Kindlein so ungestüm, daß Hera erwachte und es voll Abscheu von sich stieß, als sie erkannte, daß es nicht ihr eigenes Kind war. Dabei verspritzte die Göttermilch, oder auch Herakles ergoß sie wieder aus seinem Munde; und nun floß der Wundersaft über den Himmel und schuf jenes milchige Band über das ganze Firmament hin. Einige Tropfen waren aber doch bis auf die Erde gefallen, und aus ihnen sind die Lilien entsprossen.
#dirndlgate - wie bei der Andromeda: In Äthiopien herrschte einst König Kepheus mit seiner Gemahlin Kassiopeia. Ihre Tochter Andromeda war so schön, dass die Königin Kassiopeia sogar behauptete, sie sei schöner als die Nereiden, die 50 Töchter des Meeresgottes Nereus. Stark gekränkt beschwerten sich die Nereiden beim Herrscher der Meere, dem Gott Poseidon. Dieser schickte ein schreckliches Seeungeheuer in Gestalt eines Walfisches, welches große Verwüstungen über Äthopien brachte. König Kepheus befragte verzweifelt das Orakel, wie er das Land retten könne. Als einzige Möglichkeit nannte das Orakel die Auslieferung von Andromeda an den Walfisch. So ließ Kepheus schweren Herzens Andromeda an einen Felsen im Meer schmieden. Als der Walfisch Andromeda sah, wollte er sich auf sie stürzen. In diesem Augenblick tauchte hoch am Himmel Perseus auf seinem geflügelten Pferd Pegasus auf. Er hatte in ein Tuch gehüllt den Kopf der Medusa bei sich. Diesen zeigte er dem Ungeheuer, welches bei dem Anblick sofort zu Stein erstarrte. Zum Dank für diese Heldentat erhielt Perseus die so befreite Andromeda zur Frau. Am Himmel sind noch heute Kepheus, Kassiopeia, Andromeda, der Walfisch und auch Perseus und Pegasus als Sternbilder zu betrachten. http://www.sternwartedahlewitz.de/daten/sagen.pdf
Nb. der einzige Mythoskomplex, der alle Protagonisten am Himmel versammelt; im Herbst bildet das den Südhimmel vor Mitternacht. Die griechischen Sagen sind nun mal wenig protofeministisch & starke Powerfrauen nur als Megären vom Typ "Kriemhilds Rache" lieferbar. Julius Schiller, der als gegenreformatorischer Jesuit fand, es täte nicht gut, beim Anblick des Sternenhimmels immer an unkeusche Heidengötter zu denken, die sich mit Vorliebe mit sex & crime verlustierten & 1627 die Sternbilder (die er beibehielt) im fromme Gegenstände umtaufte, hat aus der Andromeda das Grab Christi gemacht. Franz Werfel hat in seinem "Stern der Ungeborenen" (1946) noch einen draufgesetzt: bei ihm heißt im Jahr 100,000 der Jupiter "Apostel Petrus", der Merkus "Johannes Evangelist" & die Venus "Maria Magdalena" . Zum Trost für eine andere Religion haben dafür die meisten Sterne, die einen ordentlichen Namen besitzen (nicht so was wie 3C273) wenigstens einen arabischen.
In Sachen "Inspektion" von kosmischen Kleindarstellern stehen im diesem Jahr übrigens noch 2 Termine an - beide bei der neuen Kategorie der Zwergplaneten (auch so ein diskriminierender Terminus...): die Sonde Dawn bei Ceres, Ankunft am 6. März; & New Horizons bei Pluto am 14. Juli.
Dass vor gut 2 Wochen ein chinesischer Satellit in eine Umlaufbahn um den Mond eingeschwenkt ist, ist von allen Beobachtern glatt ver worden.
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