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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 82 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

20.01.2015 22:22
Zitat des Tages. Michael Mierschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

Michael Mierschs Abgang von der Achse des Guten liefert mir ein Zitat des Tages, was mir Anlass für ein paar Gedanken zur politischen Entwicklung und der hierfür relevanten Strömungen liefert.

Meine Gefühle sind durchmischt.

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.527

20.01.2015 22:58
#2 RE: Zitat des Tages. Michael Mierschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

Ob man

Zitat
mit einem aufklärerischen Impuls Massen begeistert

würde ich nicht unbedingt unterzeichnen. Der Impuls mag da sein, aber was dann Begeisterung auslöst, hat dann, nehme ich an, zumindest eine heftige Beimischung von Wir-jetzt-alle-zusammen. Aufklärerische Begeisterung stelle ich mir eher individual-anarchistisch vor, zB wenn ein Buch & ein Kopf zusammenstoßen und auf einmal große Teile der eigenen geistigen Landschaft in völlig neuer Beluchtung dastehen.

Zitat
Und deshalb wir die AfD aller Voraussicht nach eine bleibende Kraft in der Bundesrepublik werden und sich etablieren.



Mer wisset net. Z.Zt. schlägt das Pendel zwar Richtung "salonfähig" aus, aber das ist den Wahlerfolgen & der Aufregung um PEGIDA geschuldet. Durchaus möglich, daß das "Wir sind die Anti-Euro-Partei" demnächst zu einem ebenso bedeutungs- wie folgenlosen Etikett wird, wie es "Wir sind die Steuersenkungspartei" so lange für die FDP war. Möglich auch, daß die AfD über kurz (Palastrevolte gegen Lucke) oder lang Selbstversenkung betreibt. Möglich auch, daß sie nur als Protestpartei wahrgenommen wird & bei Ausbleiben von Erfolgen, die sie auf ihr Panier schreiben kann, beim nächsten Wahlgang wieder aus den Landtagen fliegt.

Zitat
Zuerst mag das ein erfrischendes Aufbrechen des grünen Mehltaus sein, aber irgendwann wird es zu einer ermüdenden Dauermehlschlacht werden, mit zwei wahrgenommenen Fraktionen in Dauerkonfrontation. Auf der einen Seite grüner, auf der anderen Seite nationalkonservativer Mehltau.



Leider scheint es keine Möglichkeit einer anderen Positionierung mehr zu geben. Die Hoffnung, daß die Partei liberale Positionen der konsequenten Strickart, vulgo libertäre, einnehmen könnte, dürfte verspielt sein & in D wohl auch nie eine Chance auf Erfolg gehabt haben.

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

20.01.2015 23:01
#3 RE: Zitat des Tages. Michael Mirschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

Zitat von Techniknörgler im Beitrag #1
Michael Mirschs Abgang von der Achse des Guten liefert mir ein Zitat des Tages, was mir Anlass für ein paar Gedanken zur politischen Entwicklung und der hierfür relevanten Strömungen liefert.

Meine Gefühle sind durchmischt.


Ich teile Ihre Analyse (und die Mierschs, dessen Ausstieg bei der Achse vielleicht ein Menetekel für deses große Autorenblog ist). Allerdings finde ich es für eine Prognose viel zu früh; andere Entwicklungen als das dauerhaft-unversöhnliche Gegenüberstehen zweier Mehltau-Klebrigkeiten erscheinen mir mittelfristig ebenso denkbar. Der Mehltau der Linken findet seinen Ursprung in den 68ern und hat Fahrt aufgenommen spätestens in den späten 70ern. Wir haben es hier mit dem vielzitierten Marsch durch die Institutionen zu tun. Das geht jetzt seit 45 Jahren so!

Die, sagen wir vereinfachend, konservativ-nationale Gegenströmung, die sich momentan im Kielwasser von AfD und Pediga, (erstmals jedoch bereits 2010 im Zuge der Sarrazindebatte) entwickelt, scheint mir dagegen eher affektiv-kurzfristig zu sein und Ausdruck, daß das Pendel, wie Sie richtig schreiben, nun tendenziell einmal in die gegenteilige Richtung ausschlägt. Nur darf man hier nicht die realen Mehrheitsverhältnisse außer Acht lassen. Ich sehe nicht, daß eine neue völkische oder weiß ich was für eine Bewegung in 10 Jahren die Diskurshoheit hätte. Was im Netz läuft (all der Haß, den Miersch zurecht beklagt) ist mMn nicht repräsentativ für die Mehrheit der Bevölkerung; es ist lediglich kennzeichnend für die Minderheit der sich politisch im Netz und in den Kommentarforen äußernden Menschen, die sich zunehmend in ihren Äußerungen radikalisieren (ganz traurig neuerdings Vera Lengsfeld, die bei Facebook immer öfter auf krass völkisch-nationale Blogs verlinkt ).

Wichtiger scheint mir dagegen zu sein, daß das Pendel überhaupt einmal wieder in Bewegung geraten ist. Ich bin ganz zuversichtlich, daß die "kinetische Energie" des Pendels vorerst zu stark ist, um jetzt erneut für 20 oder so Jahre (auf der anderen Seite) festzuhängen. Es kommt Bewegung in die Sache, und das finde ich zunächst mal (und weiterhin) gut. Es kommt in Gegenwart und Zukunft ganz besonders auf die anderen, etwa die liberalen, Stimmen an, sich zu artikulieren, und vor diesem Hintergrund halte ich die Entscheidung Mierschs für menschlich verständlich, aber gleichwohl für falsch. Das große verbindene Moment zwischen der alten Linken und der neuen Rechten ist der generelle Kulturpessimismus und die z. T. sehr undifferenziert vorgetragene Weltuntergangsstimmung. Gerade davon sollte man sich gegenwärtig nicht anstecken lassen.

Herzliche Grüße,
Andreas

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.527

20.01.2015 23:25
#4 RE: Zitat des Tages. Michael Mirschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

OT:

Zitat von Doeding im Beitrag #3
sagen wir vereinfachend, konservativ-nationale Gegenströmung, die sich momentan im Kielwasser von AfD und Pediga, (erstmals jedoch bereits 2010 im Zuge der Sarrazindebatte) entwickelt, scheint mir dagegen eher affektiv-kurzfristig zu sein und Ausdruck, daß das Pendel, wie Sie richtig schreiben, nun tendenziell einmal in die gegenteilige Richtung ausschlägt.


Versucht worden ist das ja, als reine Intellektuellen-Lancierung, schon vor 20 Jahren: mit Straußens "Bocksgesang", den Pro & Contra als Kristallisationkern einschätzten. Da hat sich aber nichts dran ausgefällt; also war die Nährlösung (noch?) viel zu verdünnt & verwässert. Da half auch kein "Ich les' jetzt Carl Schmitt!" (Das ist so verpufft & verschollen, daß mittlerweile nicht mal ein halbes Bücherregal voll Ernst Nolte & Armin Mohler bei Besuchern zu Ausschlag führt.) Es kann auch dran liegen, daß keiner mit den Bothoschen Verquastheiten etwas anfangen konnte: ohne Melodie & völlig falsch singend, taugt man als pied piper nicht mal für die Volkspädagogen zum Kindererschrecken.

adder Offline




Beiträge: 1.073

21.01.2015 06:32
#5 RE: Zitat des Tages. Michael Mirschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

Zitat
Und deshalb wird die AfD aller Voraussicht nach eine bleibende Kraft in der Bundesrepublik werden und sich etablieren. Zuerst mag das ein erfrischendes Aufbrechen des grünen Mehltaus sein, aber irgendwann wird es zu einer ermüdenden Dauermehlschlacht werden, mit zwei wahrgenommenen Fraktionen in Dauerkonfrontation. Auf der einen Seite grüner, auf der anderen Seite nationalkonservativer Mehltau.



Die Ursache für das Erstarken der konservativen Seite der AfD liegt meiner Meinung nach darin, wie von offizieller Seite und einem Teil der Medien mit den Liberalen (den Wählern und Politikern der FDP) und den Konservativen (den Wählern, aber auch der AfD und natürlich auch den diversen Demonstranten dieser Tage, die ja eben nicht zu einem substantiellen Teil rechtsextrem, völkisch oder fremdenfeindlich sind) umgegangen wurde und wird. Gerade die immer wiederkehrende Abwertung von allem, dass nicht der offizielle Duktus des "grünen Mehltaus" ist, führt ja zur Radikalisierung der Menschen - zuerst in Richtung konservativer oder sogar nur liberaler Politik (in der Anfangsphase der AfD z.B.), dann aber, wenn man sowieso als Rechtsextrem, Unsozial oder Abschaum beschimpft wird, auch zu extrem konservativer Politik.
Immerhin muss man aber auch festhalten, dass die Radikalisierung der Menschen zum Glück (noch?) nicht zur Erstarkung tatsächlich rechtsextremer, nationalsozialistischer Parteien geführt hat, so sehr auch Russlandfreundlichkeit und Antisemitismus in der extrem konservativen Politik Fuss fassen konnten.

Man ist als Liberaler ja in der Position, beides äquidistant zu betrachten, was aber meiner Ansicht nach nur zu Frust und diesem Konfrontationskurs, den Michael Mirsch, der sich eben auch deutlich positioniert hat und dadurch seinerseits Angriffsfläche geboten hat, führen kann. Außerdem ist Äquidistanz nicht nur ein generelles Problem, weil in den meisten Fällen falsch, sondern auch hier eine Haltung, die in sich unlogisch ist. Die Demonstranten und radikalisierten konservativen Wähler wollen eben nicht mehrheitlich allen ihre Meinung aufzwingen (noch nicht zumindest!), während es bei den meisten Bashern dieser Menschen genau dieses Ziel ist, das sie umtreibt. Natürlich darf und muss man rationale Kritik an (Teilen?) der PEGIDA-Bewegung und der AfD üben, denn sie ist in vielen Fällen angebracht, ob es nun die Vermischung von den Problemen der Islamisten mit genereller Asylpolitik, die antisemitischen Auswüchse (die sich auch dort gerne als Israel-Kritik tarnen) eines Teiles der Demonstranten, oder die bedingungslose Russlandfreundschaft ist.
Aber - ich deutete es ja schon an - es ist ebenso notwendig, das Recht der PEGIDA-Bewegung, der Demonstranten an sich, für ihre Meinung zu demonstrieren und ihre Meinung zu äußern, zu verteidigen gegen die wilden Hasstiraden und Verbotswünsche aus der linkssozialistischen Ecke.
Liberal zu sein war nie einfach in Deutschland - und heute ist es das auch nicht.

Es sei aber auch gesagt, dass ich Michael Mirschs Begründung für seinen Abgang von der Achse nicht nachvollziehen kann. Die Achse des Guten hat sich immerhin "DIE ACHSE DES GUTEN bietet Raum für unabhängiges Denken. Ihre Autorinnen und Autoren lieben die Freiheit und schätzen die Werte der Aufklärung. Sie versuchen populären Mythen auf den Grund zu gehen, und sind skeptisch gegenüber Ideologien. " auf die Fahnen geschrieben. Freiheit zu verteidigen, insbesondere wenn es nicht die eigene ist, sollte da eigentlich nicht zum grundsätzlichen Dissenz werden. Mir erscheint es etwas zu einfach als Begründung. Seine Kollegen sind ja keine völkisch-nationalen Leitfiguren, sondern im Allgemeinen recht liberale Meinungsführer, die eben auch das Recht auf freie Meinungsäußerung der anderen vertreten.

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




Beiträge: 1.989

21.01.2015 08:58
#6 RE: Zitat des Tages. Michael Mirschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

Zitat von adder im Beitrag #5
Die Ursache für das Erstarken der konservativen Seite der AfD liegt meiner Meinung nach darin, wie von offizieller Seite und einem Teil der Medien mit den Liberalen (den Wählern und Politikern der FDP) und den Konservativen (den Wählern, aber auch der AfD und natürlich auch den diversen Demonstranten dieser Tage, die ja eben nicht zu einem substantiellen Teil rechtsextrem, völkisch oder fremdenfeindlich sind) umgegangen wurde und wird.

Lieber adder,

Ihr ganzer Beitrag spricht mir aus der Seele und dieser Satz ganz besonders.

Der gleiche Gedanke kam mir gestern Abend kurz vorm Einschlafen in den Kopf, und ich glaube da liegt ein Kern für ein weitverbreitetes Mißverstehen (wollen bei manchen möglicherweise). Es ist keine Frage, dass es in AFD, wie auch Pegida, Kulturpessimisten, Antiliberale, Antisemiten und Antiamerikaner in großer Zahl gibt. Das sind aber eben bei weitem nicht alle. Da ist ganz sicher auch eine große Zahl von Menschen, deren allererste Hoffnung es ist, mit diesen Protesten, dieser Partei, den herrschenden Mehltau aufbrechen zu können. Ich weiß es aus eigener Anschauung. Meine zunächst empfunde Sympathie für beide, rührte ja auch genau aus dieser Hoffnung heraus und andere, das habe ich selbst erfahren, denken ähnlich, haben ähnliche Hoffnung.

Damit sind Pegida, wie auch AFD ambivalent zu sehen.

Deutschland hat in meinen Augen keine im Kern antiliberalen/extremen Mehrheiten aber einen immer größer werdenden Teil in der Bevölkerung, der diesen Mehltau nicht mehr ertragen möchte - aus verschiedensten Motiven. Und irgendwie erscheint es mir wie ein Treppenwitz der Geschichte, dass die Entwicklung Deutschlands in den letzten Jahren (welche vor allem auch durch den "Kampf gegen Rechts" geprägt war) dazu führte, dass demokratisch fest verwurzelte Menschen, Bürgerrechtler und Liberale, sich mit Extremisten im Protest wiederfinden, gegen einen Zeitgeist, welcher vielen die Luft zum Atmen nimmt. Und dann werden die Demokraten in diesem Protest noch mit den Extremen in einen Topf geworfen... und alle, auch die mit der Hoffnung den Zeitgeist aus liberalen Motiven aufbrechen zu können, sehen "das neue" kritisch.

Ich vermute ehrlich gesagt, dass weder bei Pegida noch bei AFD im Kern extremestisch und radikaless Gedankengut wirklich mehrheitsfähig sind. Dieses Gedankengut ist allerdings das am lauteste und es schafft es ganz sicher über "Solidarisierungseffekte" an Boden zu gewinnen und bei fehlender Gegenwehr, die Bewegung, wie auch die Partei zu vereinahmen. Das ist keine Frage, da gibt es kein vertun. Insofern wäre in meinen Augen erstes Gebot, die moderaten Kräfte in AFD, wie in der Pegida anzusprechen und zu unterstützen. Das Positive an diesen Bewegungen zu sehen und nicht sie (pauschal) zu verteufeln und damit jedem der sich ihnen verbunden fühlt das Gefühl zu geben, ausgegrenzt zu sein und ihn damit besonders anfällig für "Solidarisierungseffekte" zu machen. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass genau dies ein Effekt ist, welchen man bei Vera Lengsfeld beobachten kann.

Das alles ist eine Gratwanderung. Da mache ich mir keine Illusion. Aber wenn man Bilder zeichnet, in Deutschland gäbe es extremistische Mehrheiten, die nun maschieren (was leider viele tun), ist man schon vom Grat abgestürzt, weil man die liberalen, demokratischen Menschen aufgibt, welche sich gerade solidarisieren aus absolut nachvollziehbaren Motiven.

Dies ist meines Ermessens der Kern des Problems und hier liegt sehr große Verantwortung für alle in unserer Gesellschaft und gerade auch für die liberalen Kräfte. Zum erstenmal kann ich Miersch in seinen Ansichten nicht folgen. Ausser, dass ich natürlich Verständnis für persönliche Gründe habe, die ich aber nicht wirklich beurteilen kann.

Herzlich


nachdenken_schmerzt_nicht

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

21.01.2015 10:23
#7 RE: Zitat des Tages. Michael Mirschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

Lieber n_s_n, was Herrn Miersch zu seinem Rückzug bewog war ja die nahezu unkritische Betrachtung der Pegida und der AfD. Ich hab das mal Opferritus genannt. Viele Anhänger scheinen mir geradezu unfähig zu einer kritischen Selbstbetrachtung zu sein.
Dass man Feuer von politischen Gegnern bekommt, auch sehr schweres wie das zweifellos der Fall war, sollte aber die Parteigründer und die von Pegida nicht so sehr verwundern.
(Ich lasse jetzt mal die Angriffe von Linksextremisten außen vor). Denn so wohl die AfD, die alle anderen Parteien als überhohlt und Teil einer Parteiendemokratie ansah und wohl auch noch ansieht nur nicht sich selbst, wie auch die Pegida mit ihrer von Beginn an verweigerten Kommunikation mit "der Presse" die sie dann auch noch beschimpfte, auch aktiv betrieben vom Orga-Team, die Redner auf die Bühne stellten, welche die "Lügenpresse"-Chöre anheizten.
Das unter den Tisch zu kehren und immer auf die "Moderaten" unter den Teilnehmern zu verweisen, die es zweifellos gibt, ist einfach nur das Spiegelbild dessen, was die Linke und die Grünen so erzählen.
Es wird zu wenig vor der eigenen Haustür gekehrt und dann polemisiert jeder nur über den Dreck des anderen.
Ein Blog der nicht explizit ein Parteiblog und Bürgerbewegungsblock ist, kann und sollte zu soviel Objektivität fähig sein, dieses Ritual nicht nachvollziehen zu müssen. Und eben den Dreck zu sehen und zu benennen, egal auf welcher Seite.
Aber hier kommt man zu dem für mich wichtigsten und schon zitierten Satz von Michael Miersch, der viel darüber aussagt, was ein Autor machen muss, will er in deutschen Blogs (und nicht nur dort) Gehör finden.
Der sagt nämlich etwas über die Wahrnehmungsfähigkeit über die eigene peer group hinaus aus, die gar nicht mehr vorkommt bei Diskussionen die von Barrikaden aus geführt werden.

Viele Grüße, Erling Plaethe



Je suis Charlie

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

21.01.2015 10:52
#8 RE: Zitat des Tages. Michael Mierschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #2

Zitat
Und deshalb wir die AfD aller Voraussicht nach eine bleibende Kraft in der Bundesrepublik werden und sich etablieren.

Mer wisset net.


Sehe ich auch so. Die politische Landschaft ist derzeit heftig in Bewegung, da wäre ich mit Prognosen vorsichtig. Man erinnere sich nur an den kurzen Höhenflug der Piraten oder die diversen gescheiterten AfD-Vorgänger.

Zitat
Durchaus möglich, daß das "Wir sind die Anti-Euro-Partei" demnächst zu einem ebenso bedeutungs- wie folgenlosen Etikett wird ...


Davon gehe ich aus. Letztlich ist die Euro-Entscheidung Vergangenheit. Man kann sich zwar immer noch schön darüber aufregen, wenn irgendwelche Folgen in den Nachrichten kommen. Aber als politischer Kern für eine Partei reicht das nicht.
Und mit dem Bedeutungsschwund der Euro-Frage nimmt natürlich die Durchsetzungskraft von Lucke und seinen Ökonomen ab.

Zitat
Möglich auch, daß sie nur als Protestpartei wahrgenommen wird & bei Ausbleiben von Erfolgen, die sie auf ihr Panier schreiben kann, beim nächsten Wahlgang wieder aus den Landtagen fliegt.


M. E. hängt das Überleben der AfD fast nicht von ihr selber ab. Sie kann natürlich ihre Chancen durch internen Streit verringern - aber das bleibt trotzdem nebensächlich.
Es kommt hier wohl fast nur darauf an, was die Union macht. Die AfD besteht im Kern aus ehemaligen Unionswählern. Was sie (und Pegida) fordert, war vor 10 Jahren noch normale Unions-Programmatik, oder zumindestens Unions-Wahlkampfrhetorik.

Durch Merkels Linksrutsch sind Millionen von Wählern politisch heimatlos geworden. Und würden durchaus das Potential bilden, um dauerhaft eine konservative Partei zu tragen.
Falls aber die Union sich ernsthaft bemüht, diese Wähler zurückzugewinnen, dann würde sie das m. E. auch schaffen. Weil sie nicht nur das seriösere Image hat, sondern weil sie halt die altgewohnte Partei für Konservative ist.

Zitat
Leider scheint es keine Möglichkeit einer anderen Positionierung mehr zu geben.


Diese Möglichkeiten gibt es immer. Sie werden halt mal besser, mal schlechter wahrgenommen - ganz übliche Schwankungen.

Zitat
Die Hoffnung, daß die Partei liberale Positionen der konsequenten Strickart, vulgo libertäre, einnehmen könnte, dürfte verspielt sein & in D wohl auch nie eine Chance auf Erfolg gehabt haben.


Es ist richtig, daß das liberale Potential in Deutschland kleiner ist als in diversen Nachbarländern. Und daß man "konsequent liberal / libertär" überhaupt erst erwägen kann (als realistische politische Option), wenn das "normal liberale" Potential stabiler und größer ist als heute.
Aber trotz des heftigen Rückschlags sehe ich kein "Hoffnung verspielt" - das liberale Potential ist immer noch deutlich größer als früher üblich und Staatsskepsis und Individualismus sind auf dem Vormarsch.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

21.01.2015 10:55
#9 RE: Zitat des Tages. Michael Mirschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

Zitat von adder im Beitrag #5
Es sei aber auch gesagt, dass ich Michael Mirschs Begründung für seinen Abgang von der Achse nicht nachvollziehen kann.

Volle Zustimmung.
Seine Begründung ist für mich überhaupt nicht nachvollziehbar. Wenn sich zu viele Kommentatoren aus der braunen Ecke von Achse-Beiträgen angezogen fühlen, dann müssen die halt gelöscht werden. Oder die Kommentarfunktion wird generell wieder deaktiviert - schließlich gab es die sehr lange bei der Achse überhaupt nicht, und richtige Diskussionen finden dort ohnehin nicht statt.

Mir scheint, es gibt innerhalb der Autorengruppe heftige Meinungsverschiedenheiten. Vielleicht auch verbunden mit der Änderung, per "Paten" Geld einzuwerben. Mierschs Abgang ist für mich nur erklärbar, wenn er inhaltliche Differenzen mit seinen Ko-Autoren hat.

FTT_2.0 Offline



Beiträge: 537

21.01.2015 11:37
#10 RE: Zitat des Tages. Michael Mirschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #9
Mierschs Abgang ist für mich nur erklärbar, wenn er inhaltliche Differenzen mit seinen Ko-Autoren hat.


Wie ich seinen Beitrag lese, ist das ja sein Hauptpunkt, dass er nicht mit dem einverstanden ist, was die anderen Autoren schreiben.

Uebrigens hat er, Miersch, irgendwann im letzten Herbst einen ziemlich wuetenden Gegenbeitrag zu Broder auf der Achse veroeffentlicht, nachdem jener sich ueber irgendeine neu geschaffene Beauftragtenstelle fuer Gewaltdelikte an Schwulen in Berlin lustig gemacht hatte.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

21.01.2015 11:41
#11 RE: Zitat des Tages. Michael Mirschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

Zitat von adder im Beitrag #5

Es sei aber auch gesagt, dass ich Michael Mierschs Begründung für seinen Abgang von der Achse nicht nachvollziehen kann. Die Achse des Guten hat sich immerhin "DIE ACHSE DES GUTEN bietet Raum für unabhängiges Denken. Ihre Autorinnen und Autoren lieben die Freiheit und schätzen die Werte der Aufklärung. Sie versuchen populären Mythen auf den Grund zu gehen, und sind skeptisch gegenüber Ideologien. " auf die Fahnen geschrieben. Freiheit zu verteidigen, insbesondere wenn es nicht die eigene ist, sollte da eigentlich nicht zum grundsätzlichen Dissenz werden. Mir erscheint es etwas zu einfach als Begründung. Seine Kollegen sind ja keine völkisch-nationalen Leitfiguren, sondern im Allgemeinen recht liberale Meinungsführer, die eben auch das Recht auf freie Meinungsäußerung der anderen vertreten.

Ja genau, und die kommt seiner Ansicht nach zu kurz. Er hat ja auch von Gastbeiträgen gesprochen. Er war früher mit seiner eher ausgewogenen Sicht Teil einer Mehrheit, jetzt ist er zur Minderheit geworden, weil durch die AfD und die Pegida neue Spieler auf die parlamentarische und außerparlamentarische Bühne gekommen sind.
Er hat in diesen keine oder nur sehr wenige politische Schnittmengen gefunden. Seine Kollegen offenbar schon. Was sich an der Auswahl der Gastbeiträge zeigt.
Und natürlich schwächt diese unkritische Besprechung von AfD und Pegida, wie auch die der extrem islamkritischen Positionen, im Blog das liberale Profil. Die Achse ist konservativ-liberal geworden.
Wem das zuviel an Konservativem ist, wer andere auf einem Weg sieht, wo das Liberale nur eine Etappe, eine Durchgangsstation ist, der geht dann. Das ist für mich nicht nur nachvollziehbar (denn nachvollziehbar sollte eigentlich alles sein, es sei denn der Autor kann sich nicht verständlich ausdrücken oder man muss halt nochmal lesen) sondern vor allem völlig verständlich.
Wer politische Präferenzen hat und die in einem Team gemeinsam Lesern zugänglich machen will, läßt sich ein auf eine Partnerschaft mit einem politischen Spektrum, dass durch die Kollegen gebildet, aber auch abgegrenzt wird. Verschiebt sich der politische Geschmack der Kollegen, verschieben sich damit u.U. auch die Grenzen des Spektrums. Da kann es zu Konflikten mit den eigenen Grenzen der eigenen Präferenzen kommen.
Nicht jeder ist ein Fleischhauer.

Viele Grüße, Erling Plaethe



Je suis Charlie

Frank2000 Online




Beiträge: 3.256

21.01.2015 13:23
#12 RE: Zitat des Tages. Michael Mirschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

Der Artikel von Mirsch ist meiner Meinung nach qualitativ unterirdisch und für mich nicht mal ansatzweise nachvollziehbar. Alles wird mit allem vermengt, mit Pauschalurteilen gewürzt und mit genau den pessimistischen Prognosen serviert, die er anderen vorwirft.
Ich greife mal ein paar Passagen heraus:

"Doch ich bezweifle, dass man deshalb Leute verteidigen oder gar unterstützen muss, die „Islamkritik“ sagen und „Ich hasse alle, die anders sind als ich“ meinen. Es gibt viele Belege dafür, dass ein Großteil der Anhänger von AfD, Pegida und verwandten Organisationen ausländerfeindlich und antisemitisch sind, und anti-westliche Verschwörungsgerüchte verbreiten."

Das ist exakt auf der Linie mancher Massenmedien, die sich keine Mühe geben, genau die Differenzierung zu leisten, die von PEGIDA-Demonstranten oder AfD-Mitgliedern gefordert wird. Pegida, AfD, Antisemiten, Ausländerhasser... alles eine Mischpoke. Das ist derart diffamierend, dass man kaum weiß, wo man anfangen soll. Ich kenne keine Pegida-Demonstranten (kennt Mirsch welche?) aber ich kenne HUNDERTE AfD-Mitglieder. Und diesen Menschen pauschal Antisemitismus und Ausländerhass zu unterstellen, ist schlicht unlauter. Zumal Mirsch ja noch betont: "ein Großteil". Welche "anderen Organisationen" er meint, ist dann noch so eine subtile Diffamierung.
Jedenfalls geht es dann weiter:

"Die rapide steigenden Besucherzahlen der vergangenen Wochen zeigen: Wutjournalismus hat eine weitaus größere Leserschaft als Nachdenklichkeit."

Wenn ich Achse-Autor wäre, dann würde ich das als Beleidigung verstehen. Mirsch ist der große nachdenkliche Denker; diese Vielzahl an bösen Achse-Autoren, die sich als Antisemitenversteher und Verschwörungsunterstützer positionieren, sind blos emotional gesteuerte 2. Klasse-Journalisten; nicht würdig, mit einem Mirsch in einem Blog zu schreiben.
Jedenfalls verfeinert Mirsch seinen Angriff dann so:

"Ich wurde - das möchte ich festhalten - auf der Achse nicht unterdrückt und nicht zensiert. Wenn ich anderer Meinung war, konnte ich dies stets äußern. Doch die Mischung des Meinungsspektrums stimmt aus meiner Sicht schon lange nicht mehr."
Und weiter:
"Es ist zu mühselig geworden, zumindest etwas Meinungsvielfalt aufrecht zu erhalten."

Tja. Mirsch bemerkt scheinbar nicht, dass er damit genau die Kritik äußert, die von Teilen der Pegida-Demonstranten oder der AfD gegen die öffentliche Presse erhoben wird: dass es zwar prinzipiell möglich ist, eine andere Meinung zu veröffentlichen. Das aber diese Abweichungen von der Konsensmeinung derart selten sind, dass sie in der Informationsflut untergehen und nichts bewirken.
Und hier scheint mir der eigentliche Grund, für Mirsch Zorn zu liegen. Er darf ja seine Meinung äußern - aber er hat den Eindruck "nichts zu bewirken". Entgegen seinen eigene Aussagen geht es ihm gerade NICHT um eine "gelassene und distanzierte" Auseinandersetzung mit den aktuellen Themen, sondern er misst den Wert seiner Achse-Artikel daran, wieviel Zustimmung er erntet, wie sehr er dem lokalen Konsens entspricht... wie sehr er in dem kleinen Mikrokosmos Achse-des-Guten zum Mainstream gehört.

Offensichtlich ist selbst für gebildete und intelligente Autoren aus dem liberalen Lager das Gefühl unverzichtbar, dazu zu gehören.

___________________
Kommunismus mordet.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

21.01.2015 15:12
#13 RE: Zitat des Tages. Michael Mirschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #12
Der Artikel von Mirsch ist meiner Meinung nach qualitativ unterirdisch und für mich nicht mal ansatzweise nachvollziehbar.

Diese Beurteilung kann wiederum ich nicht ansatzweise nachvollziehen.
Man muß Mierschs Bewertung nicht teilen, aber sie ist ordentlich begründet und die Probleme werden klar benannt.

Zitat
Das ist exakt auf der Linie mancher Massenmedien ...


Überhaupt nicht.
Der entscheidende Unterschied ist, daß Miersch von einem "Großteil" spricht. Das ist genau die Differenzierung, die vielen Medienvertretern abgeht.
Und außerdem hat er damit inhaltlich recht, was die besagten Anhänger (nicht Mitglieder!) betrifft.

Zitat
Wenn ich Achse-Autor wäre, dann würde ich das als Beleidigung verstehen.


Beleidigend ist es nicht, aber selbstverständlich ist das eine harsche Kritik an diversen Achse-Autoren. Warum denn auch nicht?

Zitat
Jedenfalls verfeinert Mirsch seinen Angriff dann so:
"Ich wurde - das möchte ich festhalten - auf der Achse nicht unterdrückt und nicht zensiert. Wenn ich anderer Meinung war, konnte ich dies stets äußern."


Verfeinerung des Angriffs? Doch wohl im Gegenteil eine Differenzierung, ein positives Signal.

Zitat
"Doch die Mischung des Meinungsspektrums stimmt aus meiner Sicht schon lange nicht mehr."


Und das entspricht eben nicht mehr der Vorstellung, die er sich von seiner Gründung "Achse" macht.
Eine völlig legitime persönliche Wertung.

Zitat
Mirsch bemerkt scheinbar nicht, dass er damit genau die Kritik äußert, die von Teilen der Pegida-Demonstranten oder der AfD gegen die öffentliche Presse erhoben wird


Der entscheidende Unterschied ist: Die Achse ist ein privates Projekt. Und da kann man eben mitmachen oder nicht.
Und der Anspruch der Achse war eben nicht, alle möglichen Meinungen zu bringen (wie das die öffentliche Presse tun sollte). Sondern sie hatte eine klare Linie (wie sie von Miersch immer noch vertreten wird). Und jetzt hat sie mehrheitlich eine andere Linie, das kritisiert er verständlicherweise.

Um mal von der Politik wegzugehen: Wenn ich ein Blog über Opel-Autos aufmache, dann kann ich es zu Recht als Fehlentwicklung betrachten, wenn dort überwiegend über BMW-Motorräder diskutiert wird.

Frank2000 Online




Beiträge: 3.256

21.01.2015 15:16
#14 RE: Zitat des Tages. Michael Mirschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

Werter R.A.
dann lassen Sie uns bitte darin übereinstimmen, nicht übereinzustimmen.
Denn eine Antwort meinerseits würde nur wiederholen, was ich bereits schrieb - was langweilig wäre. :-)

Gruß

___________________
Kommunismus mordet.

Eloman Offline



Beiträge: 239

21.01.2015 15:26
#15 RE: Zitat des Tages. Michael Mirschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

Da Miersch, Maxeiner und Broder die Gründer und Hauptbetreiber der Achse sind frage ich mich wieso Miersch dann nicht schon früher etwas gegen die Entwicklung unternommen hat.

Dennis the Menace Offline




Beiträge: 459

21.01.2015 16:52
#16 RE: Zitat des Tages. Michael Mirschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

Zitat von adder im Beitrag #5

Immerhin muss man aber auch festhalten, dass die Radikalisierung der Menschen zum Glück (noch?) nicht zur Erstarkung tatsächlich rechtsextremer, nationalsozialistischer Parteien geführt hat, so sehr auch Russlandfreundlichkeit und Antisemitismus in der extrem konservativen Politik Fuss fassen konnten.

Man ist als Liberaler ja in der Position, beides äquidistant zu betrachten, was aber meiner Ansicht nach nur zu Frust und diesem Konfrontationskurs, den Michael Mirsch, der sich eben auch deutlich positioniert hat und dadurch seinerseits Angriffsfläche geboten hat, führen kann. Außerdem ist Äquidistanz nicht nur ein generelles Problem, weil in den meisten Fällen falsch, sondern auch hier eine Haltung, die in sich unlogisch ist.


Das - also das Äquidistanzproblem - scheint mir, lieber adder, auf ein Grundproblem hinzudeuten, mit dem sich Liberale rumschlagen müssen, denn als Liberaler und sonst nix nimmt man lediglich eine strukturell-technische Position ein, die auf das Zusammenleben in der Sozietät abstellt.

Indessen bin ICH nicht in der Lage, gleichzeitig Christ, Moslem, Atheist, Buddhist, sonst was zu sein oder, falls Christ, gleichzeitig den diversen Konfessionen und Subkonfessionen anzugehören. Ich kann Liberalismus insoweit also gar nicht inkorporieren. Ich kann nicht plural sei, auch dann nicht, wenn ich für Pluralismus plädiere. Ein Programm von der Art, der Frage "dafür oder dagegen" beständig mit "da kann man verschiedener Meinung sein" auszuweichen, ist nicht durchführbar. Konsequent liberal sind nur Anarchisten (insofern die das konsequent durchhalten - was bis jetzt nicht nicht vorgekommen ist, weil es nicht vorkommen kann). Alle anderen lassen eine "gewisse" Illiberalität zu - ein unvermeidliches Paradoxon, da zwischen der Funktionalität des großen Ganzen und meiner Position im großen Ganzen ein Unterschied besteht. Auch politisch geht "nur liberal und sonst nichts" nicht. Daher der Ordoliberalismus, zum Beispiel. Auch ein Paradoxon, denn "Ordo" mag gut begründet sein - ist aber nicht liberal. Röpke, Erhard et al. dachten nicht an irgend eine beliebige Ordnung.


Zitat von adder im Beitrag #5

Es sei aber auch gesagt, dass ich Michael Mirschs Begründung für seinen Abgang von der Achse nicht nachvollziehen kann.


Ich auch nicht. Das Problem der Achse ist m.E. ein anderes; die Relation von Autorenbeiträgen und den "Fundstücken" stimmt nicht. Vom Letzterem gibt es im Vergleich zu den Autorenbeiträgen viiiiiiiiiiel zu viele (gar keine wäre m.E. am besten) - und dann linken die zu allem Überfluss vielfach auf die eh allseits bekannten Portale wie FAZ, Süddeutsche, WELT usw. - gähn. Das kann man, wenn's passt, mal machen. Als System wird's arg langweilig.

Untergründige Autorenbeiträge hab ich auf der Achse bis jetzt noch nicht gelesen; manches - aus meiner Sicht - Ärgerliches, aber das bedeutet ja nichts. Und zum Teil gab's ja auch schon das Rede-Widerrede-Modell; gefällt mir auch ganz gut.


Miersch' Abschiedsbrief ist arg wolkig, so dass sich mir die Vermutung aufdrängt: Menschliches, allzu menschliches, Eitelkeit, sich-zurückgesetzt-fühlen, auch mal 'n böses Wort, auf mich hört ja keiner, obwohl ich 's besser weiß - so was in diese Richtung - wie im richtigen Leben . Das Ehrpusselige führt der Begriff "Autor" ja schon mit sich - 'n bissle jedenfalls.

Herzlichst
Dennis

adder Offline




Beiträge: 1.073

21.01.2015 18:38
#17 RE: Zitat des Tages. Michael Mirschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #11
Zitat von adder im Beitrag #5

Es sei aber auch gesagt, dass ich Michael Mierschs Begründung für seinen Abgang von der Achse nicht nachvollziehen kann. Die Achse des Guten hat sich immerhin "DIE ACHSE DES GUTEN bietet Raum für unabhängiges Denken. Ihre Autorinnen und Autoren lieben die Freiheit und schätzen die Werte der Aufklärung. Sie versuchen populären Mythen auf den Grund zu gehen, und sind skeptisch gegenüber Ideologien. " auf die Fahnen geschrieben. Freiheit zu verteidigen, insbesondere wenn es nicht die eigene ist, sollte da eigentlich nicht zum grundsätzlichen Dissenz werden. Mir erscheint es etwas zu einfach als Begründung. Seine Kollegen sind ja keine völkisch-nationalen Leitfiguren, sondern im Allgemeinen recht liberale Meinungsführer, die eben auch das Recht auf freie Meinungsäußerung der anderen vertreten.

Ja genau, und die kommt seiner Ansicht nach zu kurz. Er hat ja auch von Gastbeiträgen gesprochen. Er war früher mit seiner eher ausgewogenen Sicht Teil einer Mehrheit, jetzt ist er zur Minderheit geworden, weil durch die AfD und die Pegida neue Spieler auf die parlamentarische und außerparlamentarische Bühne gekommen sind.
Er hat in diesen keine oder nur sehr wenige politische Schnittmengen gefunden. Seine Kollegen offenbar schon. Was sich an der Auswahl der Gastbeiträge zeigt.


Da ist es doch recht einfach: das Autorenkollektiv hat mit Sicherheit Spielregeln erstellt, wer wieviele Gastbeiträge vorschlagen kann, und ob überhaupt. Ich würde sogar @Dennis the Menace zustimmen, dass es zu viele Gastbeiträge und zu wenig Achse-Beiträge sind.
Dass Vera Lengsfeld deutlich mehr Empathie für die ostdeutschen Demonstranten empfindet als Miersch oder Maxeiner oder Broder, dürfte auch kein Problem sein, wenn das Autorenkollektiv der Achse in sich stabil wäre.
Genau das scheint es aber nicht gewesen zu sein - sonst hätte man da auch eine Lösung gefunden, die alle zufrieden stellt.
Allerdings möchte ich Ihnen in einem Teilpunkt sogar noch heftiger widersprechen: Mierschs Sicht auf die Demonstrationen und die AfD war nie ausgewogen, sondern eher äquidistant. Maxeiner hat eine recht ausgewogene Sicht, genau wie Gideon Böss, von denen man zumindest keine Beschimpfungen wie "***pack" gehört hat - was Miersch durchaus geschrieben hat (nun gut, er war auch gegen Links nicht weniger rabiat).

Ich halte auch nur wenig von den Demonstrationen, aber beschimpfen muss ich die Demonstranten dann auch nicht. Die nehmen ihr grundgesetzlich garantiertes Recht war, eine zum Teil richtige, zum Großteil falsche Meinung zu einem sie interessierenden Thema (bzw. eigentlich mehreren Themen) zu äußern. Das ist ok, der Meinung muss ich nicht zustimmen, ich kann die Meinung sogar idiotisch finden, und ich kann die Meinung mit rationalen Argumenten widerlegen. Was ich nicht tun sollte, ist einfach schimpfen und wüten.

Zitat
Und natürlich schwächt diese unkritische Besprechung von AfD und Pegida, wie auch die der extrem islamkritischen Positionen, im Blog das liberale Profil. Die Achse ist konservativ-liberal geworden.



Das glaube ich nicht. Ganz im Gegenteil halte ich die Achse immer noch für eines der wenigen liberalen Blogs, auch wenn sich der Fokus etwas verschoben hat. Es sind sogar verstärkt bis vor der allerletzten Zeit ökonomisch und gesellschaftlich liberale Positionen zu Wort gekommen. Unkritisch wurde auch nicht über AfD und Pegida geschrieben, nur eben nicht ganz so kritisch, wie es Miersch wohl gerne gesehen hätte, wenn man seinen Äußerungen folgt.
Dirk Maxeiner hat nur sehr wenig zu beiden Themen geschrieben, und nur positiv war das auch nicht. Ellen Daniel hat sich mehrfach mit Pegida beschäftigt und sehr detailliert auch die Probleme besprochen, die ich auch mit der Bewegung habe. Und sie hat auch grob ausgeteilt, allerdings auf einem noch tragbaren Niveau. Gideon Böss hat sich an beiden Themen mehrfach abgearbeitet und positiv war sein Urteil auch nicht. Broder kann man nun eine Nähe zum antisemitischen Teil von Pegida nun wirklich nicht unterstellen, und ich erinnere mich noch an Broders Einlassungen zur AfD, die auch nicht nur positiv waren.
Nicht zu vergessen die Pegida-Abstinenten Autoren Oswald Metzger, David Harnasch und Burkhard Müller-Ullrich.
Da ist noch genug liberales Profil da, um die konservativ gewordene Vera Lengsfeld auszuhalten. So schlimm finde die auch nicht - da gab es schon heftigere Fehlgriffe.

Zitat
Wem das zuviel an Konservativem ist, wer andere auf einem Weg sieht, wo das Liberale nur eine Etappe, eine Durchgangsstation ist, der geht dann. Das ist für mich nicht nur nachvollziehbar (denn nachvollziehbar sollte eigentlich alles sein, es sei denn der Autor kann sich nicht verständlich ausdrücken oder man muss halt nochmal lesen) sondern vor allem völlig verständlich.



Nein, die Begründung ist alles andere als für mich nachvollziehbar. Verständlich im Sinne von "ich weiß, was er meint" - ja. Ich halte seine Argumente aber nicht für logisch und rational, sondern für eine intellektuelle Rechtfertigung seines Bauchgefühls. Das Bauchgefühl mag richtig sein, aber man sollte es dann auch so benennen.

Zitat
Wer politische Präferenzen hat und die in einem Team gemeinsam Lesern zugänglich machen will, läßt sich ein auf eine Partnerschaft mit einem politischen Spektrum, dass durch die Kollegen gebildet, aber auch abgegrenzt wird. Verschiebt sich der politische Geschmack der Kollegen, verschieben sich damit u.U. auch die Grenzen des Spektrums.



Wissen Sie, ich glaube eben nicht, dass die politische Präferenz vieler der Achse-Autoren sich verschoben hat - ich denke sogar, dass die wenigsten sich tatsächlich politisch bewegt haben. Maxeiner, Broder, Harnasch, auch Böss und Daniel haben das sicher nicht.

Zitat
Nicht jeder ist ein Fleischhauer.



Zum Glück und leider nicht. Ich mag Jan Fleischhauer, aber mir ist er in einigen Punkten zu konservativ.

JenesuispasCharly ( gelöscht )
Beiträge:

21.01.2015 19:08
#18 RE: Zitat des Tages. Michael Mirschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

Seine Kündigung hat Miersch m.E. zu Weihnachten eingereicht. Ich bin ja bald nicht wieder geworden. Zuerst hatte ich noch gedacht, er würde sich unter der Überschrift "Was Pegida-Versteher mit Islamisten-Verstehern verbindet" kritisch mit dieser Niedertracht auseinandersetzen. War aber nicht so.
Insoweit ist sein "Na dann ohne mich" nur die logische Fortsetzung.

Beide Texte grottig, so was hätte man ihm nicht zugetraut. Aber was ist der Grund?

Eine ähnlich erstaunliche Wende hat Joachim Gauck hingelegt. Zur Beschreibung borge ich mir mal die Worte von Leser ChrisTaylor aus der FAZ

Zitat von FAZ, Polarisierung untergräbt den inneren Frieden, Kommentar von Leser Chris Taylor, 21.01.2015 16:16
Christian Wulff hielt ich als Bundespräsident für wenig geeignet, wenngleich die skandalösen Umstände seines vorzeitigen Abgangs Mitgefühl hervorriefen. So hegte ich Hoffnung, als Joachim Gauck dieses Amt übernahm - damals kannte ich ihn als rhetorisch überzeugenden, freiheitlich orientierten Protestanten mit konservativer Grundhaltung. Wie wurde ich enttäuscht.


Irgend was schreckliches muss passiert sein.

JeffDavis Offline



Beiträge: 448

21.01.2015 19:16
#19 RE: Zitat des Tages. Michael Mirschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

Kann es sein, daß finanzielle Aspekte eine Rolle spielen? Immerhin verläuft die Werbeaktion 'Paten' mE schleppend. Aus den ursprünglich angepeilten 5.000 Paten sind bislang nur ca.1610 geworden. Das ist noch nicht einmal die Hälfte.

hubersn Offline



Beiträge: 1.342

22.01.2015 00:43
#20 RE: Zitat des Tages. Michael Mirschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

Meine erste Assoziation beim Lesen des Miersch-Artikels: feige und kindisch. Und warum ein logisch denkender Mensch in einem Artikel ständig eine Assoziation zwischen AfD und Pegida herbeiphantasieren muss, werde ich nie verstehen. Und wie verwerflich, dass tatsächlich auf der Achse die AfD verteidigt hat. Das ist ja absolutes No-Go. Und dann auch noch die vielen Leser, die plötzlich die Achse-Artikel lesen, die tatsächlich mit AfD, Pegida oder dem ADAC sympathisieren. Was für eine Frechheit! Das kann einer wie Miersch natürlich nicht akzeptieren. Nur handverlesene Leser! Und dass diese Mischpoke auch noch die Kommentarfunktion nutzt! Absolutes No-Go.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Mann mit sowas wie Meinungsvielfalt auf gar keinen Fall was anfangen kann. Und mit diesem Internet sowieso nicht. Ich fürchte, Miersch wird einen Blog gründen müssen, wo nur er publiziert und keiner kommentieren darf. Nur so ist die notwendige Reinheit der Meinungskundgabe sichergestellt. Seine ständige Betonung, dass nur er die differenzierte Sichtweise auf der Achse hochgehalten hat, wird sicher dafür sorgen, dass seine ehemaligen Kollegen ihm von Herzen viel Glück auf seinem neuen Weg wünschen.

Und ein wichtiger Hinweis an einige hier: der Mann heißt Miersch. Nicht Mirsch. Wirklich. Schreibt er selbst.

Gruß
hubersn

--
Mein Politik-Blog: http://politikblog.huber-net.de/
Mein Mischmasch-Blog: http://miscblog.huber-net.de/

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

22.01.2015 11:04
#21 RE: Zitat des Tages. Michael Mirschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

Zitat von hubersn im Beitrag #20
Meine erste Assoziation beim Lesen des Miersch-Artikels: feige und kindisch.

Zitat


Ein hartes Urteil, lieber hubersn.

Zitat:
Und warum ein logisch denkender Mensch in einem Artikel ständig eine Assoziation zwischen AfD und Pegida herbeiphantasieren muss, werde ich nie verstehen. Und wie verwerflich, dass tatsächlich auf der Achse die AfD verteidigt hat. Das ist ja absolutes No-Go. Und dann auch noch die vielen Leser, die plötzlich die Achse-Artikel lesen, die tatsächlich mit AfD, Pegida oder dem ADAC sympathisieren. Was für eine Frechheit! Das kann einer wie Miersch natürlich nicht akzeptieren. Nur handverlesene Leser! Und dass diese Mischpoke auch noch die Kommentarfunktion nutzt! Absolutes No-Go.


Das geht aus Mierschs Artikel nicht hervor und von Mischpoke hat er auch nicht geredet.

Zitat:
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Mann mit sowas wie Meinungsvielfalt auf gar keinen Fall was anfangen kann. Und mit diesem Internet sowieso nicht. Ich fürchte, Miersch wird einen Blog gründen müssen, wo nur er publiziert und keiner kommentieren darf.



Nein, sich von Meinungen öffentlich zu distanzieren fällt selber unter die Meinungsfreiheit, es schränkt die Meinungsfreiheit nicht ein. Wir reden hier schließlich nicht über die Äußerungen von Trägern öffentlicher Ämter, die staatliche Gewalt ausüben. Wir reden hier von einem Journalisten.

Zitat

Nur so ist die notwendige Reinheit der Meinungskundgabe sichergestellt. Seine ständige Betonung, dass nur er die differenzierte Sichtweise auf der Achse hochgehalten hat, wird sicher dafür sorgen, dass seine ehemaligen Kollegen ihm von Herzen viel Glück auf seinem neuen Weg wünschen.



Miersch ist - verständlicher Weiße und zu Recht - gefrustet, ob der persönlichen Angriffe und der Agression, die zuerst ihm entgegen schlugen. Wegen Beiträgen, die ganz normale, akzeptable Beiträge zur Meinungsbildung waren.


Und diese Agression meine ich auch hier immer mehr zu verspühren. Und ich merke, wie das auch auf mich abfärbt, mich zu Gegenreaktionen verleitet...

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

Frank2000 Online




Beiträge: 3.256

22.01.2015 11:44
#22 RE: Zitat des Tages. Michael Mirschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

Das Wort "Mischpoke" habe ich in diesem Strang erstmalig verwendet. Aber inhaltlich halte ich es weiterhin für gerechtfertigt. Ich zitiere noch mal eine besonders radikale Stelle aus Miersch Artikel:

"Es gibt viele Belege dafür, dass ein Großteil der Anhänger von AfD, Pegida und verwandten Organisationen ausländerfeindlich und antisemitisch sind, und anti-westliche Verschwörungsgerüchte verbreiten."

Ich werde jetzt sicher nicht wieder und wieder diese Diskussion führen. Aber es ist für mich offensichtlich unredlich, AfD-Mitglieder (und zwar einen "Großteil"!), Pegida-Demonstranten, "verwandte Organisationen", Ausländerfeinde, Antisemiten und Verschwörungstheoretiker in einem Atemzug zu nennen. Welche geistige Haltung hinter einer solchen Formulierung steht, ist für mich offensichtlich; und das habe ich damit zum Ausdruck gebracht, in dem ich Miersch unterstellte, in seinem Kopf ist das alles eine "Mischpoke".

Wie man sich so etwas schön reden kann, ist mir absolut unklar. was Miersch da macht ist Hetze allererster Güte. Und damit habe ich weder Miersch als Person bewertet noch seine sonstigen Artikel, sondern diesen speziellen Artikel mit diesem speziellen Satz. Und bevor ich auch nur eine weitere Zeile zu diesem Thema schreibe würde ich gern wissen wollen, wer diesen Satz ablehnt und wer dem Satz zustimmt. Wie kann man über Miersch Abschiedsartikel diskutieren, und eine solche oben zitierte Aussage einfach ignorieren?

Gruß

___________________
Kommunismus mordet.

Dennis the Menace Offline




Beiträge: 459

22.01.2015 12:30
#23 RE: Zitat des Tages. Michael Mirschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

Zitat von Techniknörgler im Blog
Zur treffenden Bezeichnung des grünen Milieus als esoterisch-evangelisches Beamtentum ließe sich noch viel sagen. Es sagt viel über den kulturellen Ursprung der Entwicklung des grünen Zeitgeistes aus und warum er dem Liberalismus das Potential geraubt hat. Der Liberalismus hat ja auch seinen Ursprung und seine ersten Erfolge nicht zufällig in protestantischen Gebieten gefeiert, er speist sich quasi aus dem gleichen kulturellen Kern, was nicht heißt, dass Grün und Liberal nicht zwei vollkommen unterschiedliche Strömungen wären oder die einen leicht zum anderen wechseln würden (natürlich gibt es auch hier Schnittmengen).



Ja, die Transformation liberaler Milieus in nunmehr grüne Milieus ist ein sehr interessanter Gedanke, lieber Techniknörgler. Baden-Württemberg steht für dieses "Modell". Geradezu idealtypisch insbesondere Freiburg. Das Ländle war mal 'ne sichere FDP-Bank mit viiiiel diesbezüglicher Tradition. Was waren das für schöne Aufbruchzeiten bei den Wahlkämpfen um 1970 rum (meine politische Adoleszenz) . Über diese Konversion wird nicht gerne geredet zu wenig drüber nachgedacht, weil "liberal" bei Grünens und "grün" bei bei den Liberalen jeweils ein Schmuddelkram-Image haben. Aber Wähler sind ideologisch nicht so eingemauert wie Parteimenschen, da geht ein Seitenwechsel viel lockerer vonstatten, als sich das "Offizielle" so vorstellen. Grünens gelingt es ganz gut, deutschlandweit durchaus unterschiedliche Milieus zu gewinnen und sich jeweils passend zu positionieren, was innerparteilich zu gewissen Fingerhakeleien, aber nicht zum großen Krach führt. Chapeau. Es gibt da eine gewisse Disziplin. Womöglich ist gerade das das Linke .

Zitat von Techniknörgler im Blog
„Das Traurige ist für mich, dass es weder eine linke Gesellschaftsströmung von irgendeiner Relevanz gibt, die mit einem aufklärerischen Impuls Massen begeistert, noch eine konservative Strömung, die die westlichen Werte populär verteidigen kann. Links hat sich als esoterisch-evangelisches Beamtentum etabliert, rechts als besserverdienendes Ignorantentum.“

Ein Leser an Michael Miersch, zitiert nach "Na dann ohne mich", erschienen auf der Achse des Guten am 20.01.2015, Michael Mirschs Abschiedsartikel von der Achse des Guten

Kommentar: Besser kann man es eigentlich kaum Treffen. Es ist traurig, aber wahr.



Das führt mich zu diesem von Ihnen kommentierten Kommentar, denn er macht deutlich, dass links/rechts durchaus Wanderdünen sind. Eigentlich finde ich den Kommentar deswegen nicht so gut getroffen, weil hier dem Konservativen die "westlichen Werte", dem Linken der "aufklärerische Impuls" zugeordnet wird, an dieser Stelle auch noch "rechts" mit "konservativ" ersetzend, also sozusagen komplementär unstimmig. Im Übrigen gehören aber "aufklärerischer Impuls" und "westliche Werte" historisch in DIESELBE Kiste, die Gegenüberstellung ist auch insoweit nicht stimmig. Auch die weiteren Kennzeichnungen sind weitgehend austauschbar: Besser verdienend passt auch zum esoterisch-evangelischen Beamtentum. Denn bei "besser verdienend" kommt es auf aus verschiedenen Gründen besser verdienend an, das haben Sie im Blog ja auch besprochen.

Links/rechts changiert ständig, das scheint mir das Wesentliche dabei zu sein. Nationalismus? War mal (1. Hälfte 19. Jahrh.) revolutionär, links. Der Adel (gilt allgemein als "rechts") dachte durch und durch transnational und hat die Nationalisten (der moderne Nationalismus wurde wesentlich von der fr. Revolution angefeuert - rechts? links?) bekämpft - zunächst. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das dann anders, so nach dem Motto: If you can't beat them, join them. Nationalliberale und Bismarck fanden zusammen.

Oder ganz aktuell: Der Vizechef des Front National, M. Philippot (wird natürlich stramm-rechts verortet), ließ sich unlängst zur bevorstehenden Griechenlandwahl wie folgt vernehmen:" Je souhaite vivement la victoire de Syriza". Mme Le Pen äußert sich ebenso und wünscht den Linksradikalen viel Erfolg.

Und so weiter,und so weiter. Schnell schwirrt einem der Kopf, weil alles kreuz und quer geht. Aber gerade das ist doch das Kennzeichnende, oder?

Zitat von Techniknörgler im Blog
Eigentlich wäre es gemäß grünem Klischee das typische FDP-Klientel. Ist es aber größtenteils nicht, die Schnittmenge zwischen klassischen FDP-Wählern und AfD-Wählern ist gering und diejenigen, die sich in dieser Schnittmenge befinden, werden in der AfD immer weiter an der Rand gedrängt - und zwar von denjenigen rechten Konservativen, um die es hier eigentlich geht.



Dass in der AfD Liberalismus keine signifikante Rolle spielt, war m.E. doch von Anfang an klar. Lucke hat sich entsprechend geäußert ("ich bin kein Liberaler") - klarer geht's ja nicht. Frank Schäffler (vehementer Kritiker der EURO-Praxis, also prima facie AfD-like, hat nie mit der AfD geliebäugelt, sich also keine Illusionen gemacht - im Gegensatz zu manch einem, der sich dort mittlerweile wieder verabschiedet hat - den Ausflug hätten die sich sparen können, auch Hans-Olaf Henkel wird ja wohl alsbald Adieu sagen. Die AfD repräsentiert den ehemaligen Dregger/Strauß-Flügel der CDU/CSU, den es dort nicht mehr gibt. In dieser Marktlücke haben die ihre Chancen. Demokratiepolitisch ist das Ding völlig in Ordnung, eigentlich kein Grund zur Aufregung - auch wenn ich mit diesem Ding nichts zu tun haben will.

Zitat von Techniknörgler im Blog
Und deshalb wird die AfD aller Voraussicht nach eine bleibende Kraft in der Bundesrepublik werden und sich etablieren. Zuerst mag das ein erfrischendes Aufbrechen des grünen Mehltaus sein, aber irgendwann wird es zu einer ermüdenden Dauermehlschlacht werden, mit zwei wahrgenommenen Fraktionen in Dauerkonfrontation. Auf der einen Seite grüner, auf der anderen Seite nationalkonservativer Mehltau.



Dauerkonfrontation ist m.E. eigentlich kein Schreckgespenst, sondern das Wesen der Demokratie. Mehlschlachten sind was anderes, ob Letzteres bei den Wählern dauerhaft goutiert wird glaube ich eigentlich nicht. Die mittigen Kräfte (links-mittig, rechts-mittig sowie die kleine liberale Gemeinde (von Natur aus mittig )) sind allerdings selbst dafür verantwortlich, wenn's eng werden sollte und an den Rändern immer schriller. Siehe FDP. Durch eigene Blödheit im Schlamassel, aber das Thema ist ja durch.

Herzlichst
Dennis

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.527

22.01.2015 13:56
#24 RE: Zitat des Tages. Michael Mirschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

Michael Miersch bleibt der Achse erhalten - wenn auch nicht als Autor.

Werwohlf Offline




Beiträge: 997

22.01.2015 22:33
#25 RE: Zitat des Tages. Michael Mirschs Abgang von der Achse des Guten. Lechts und Rinks. Antworten

Zitat von Dennis the Menace im Beitrag #23
Die AfD repräsentiert den ehemaligen Dregger/Strauß-Flügel der CDU/CSU, den es dort nicht mehr gibt. In dieser Marktlücke haben die ihre Chancen. Demokratiepolitisch ist das Ding völlig in Ordnung, eigentlich kein Grund zur Aufregung - auch wenn ich mit diesem Ding nichts zu tun haben will.
Ja, wenn es so wäre, wäre es auch okay. Aber so ganz stimmt es dann doch nicht. In Ba-Wü hat es z.B. gerade einen Landesparteitag gegeben, bei dem die Abstimmung um den Vorsitz durchaus als Richtungsentscheidung verstanden werden konnte, auch wenn die AfD selbst das im Bemühen, die Lager zu einen, jetzt dementiert. Es standen sich der durchaus als liberal zu bezeichnende Amtsinhaber und eine Kandidatin vom "Gauland-Flügel" gegenüber, und der Amtsinhaber gewann deutlich, auch mit Luckes Unterstützung. In welche Richtung die AfD letztlich gehen wird, ist also alles andere als klar. Da ist noch viel möglich. Aber eine durchweg liberale Partei wird es nicht werden - das will dort auch keiner. Zwischen Strauß/Dregger auf der einen und Merkel auf der anderen Seite ist aber auch wirklich jede Menge Platz.

--
Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau,
verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau.
(Reinhard Mey)

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