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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 21 Antworten
und wurde 1.490 mal aufgerufen
 Zeitgeschichte und Politik
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

01.11.2007 22:47
Ein Untoter steigt aus seiner Grube ... Antworten

... nämlich das Tempolimit.

Die Vampire tanzen bei der SPD. Und ihr makabrer Tanz ähnelt gar sehr dem schräg-vermufften Finale in Polanskis Film.

Robin Offline



Beiträge: 317

01.11.2007 23:28
#2 RE: Ein Untoter steigt aus seiner Grube ... Antworten
Nun, was das Thema Tempolimit angeht bin ich mir nicht so wirklich schlüssig, was ich davon halten soll.
Einerseits bin ich noch nie so entspannt Autobahn gefahren wie in Kanada (Tempolimit 90-110 km/h je nach Provinz); cruise control (Tempomat) gehört dort bei den meisten Wagen zur Serienausstattung.
Andererseits hindert einen auch ohne generelles Tempolimit niemand daran, auf der rechten Spur langsam zu fahren. Die Raser bedrängen einen da jedenfalls in der Regel nicht, nur ist die rechte Spur dafür meist mit LKWs vollgestopft.
Und ein Limit von 130 km/h hilft ja auch nicht wirklich zum entspannten Fahren. Wie ich die meisten kenne, wird dann eben auch 140-150 km/h daraus.

Fazit: Ich bin eigentlich gegen ein allgemeines Tempolimit, aber wenn schon dann bitte 90 oder 100 km/h und nicht 130.

Viele Grüße
Robin

PS: Auf die Gefahr hin, besserwisserisch zu wirken, möchte ich darauf aufmerksam machen, dass es im Artikel "gewinkt" heißen sollte (4. Abschnitt, letzter Absatz), das Partizip "gewunken" gibt es nicht. Komischerweise fällt das nie jemandem auf, so dass es sogar in der Tagesschau immer öfter falsch verwendet wird.
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.11.2007 00:28
#3 RE: Ein Untoter steigt aus seiner Grube ... Antworten

Lieber Robin,

das Argument mit dem entspannten Fahren leuchtet mir durchaus ein. Nur ist es ja nicht der Grund, warum die SPD ein Tempolimit einführen will.

Es gibt andere Bereiche - Ausstieg aus der Atomenergie, Solarenergie, Embryonenschutz -, wo just die SPD und die Grünen betonen, daß Deutschland seinen eigenen Weg geht. Seltsamerweise verweisen dieselben Leute (gestern zB Herrmann Scheer) beim Tempolimit immer wieder darauf, daß es das anderswo gibt.

Wir haben in Deutschland nun einmal andere Verhältnisse als in Kanada. Nicht diese riesigen Entfernungen, die man vermutlich im Fahrstil eines deutschen Porsche-Fahrers gar nicht zurücklegen könnte, wenn man kein Superman ist. Da ist entspanntes Fahren das einzig Richtige. Und wir haben eines der dichtesten Autobahn-Netze der Welt.

Wir haben, dank fehlender Tempobegrenzung, eine Autoindustrie, deren Stärke es ist, Autos zu bauen, die sich für hohe Geschwindigkeiten eignen. Mit der ganzen Sicherheitstechnologie, die sich daraus ableitet.

Und wir sind damit eben bisher "gut gefahren". Wir haben eine niedrige Zahl von Verkehrstoten.

Den Fahrer eines schnellen Wagens zu zwingen, nicht schneller als 120 oder 130 zu fahren, selbst wenn er freie Fahrt hat, ist eine Schikane. Sein Wagen ist ja bei, sagen wir, 160 oder 170 km/h nicht unsicherer, als es ein alter VW Käfer bei Tempo 100 gewesen war.

Kurzum, ich sehe den SPD-Vorstoß nicht als rational begründet, sondern als einen symbolischen Akt. So wurde er von den Delegierten ja wohl auch empfungen. Endlich wieder die alte SPD ...

Zitat von robin
Auf die Gefahr hin, besserwisserisch zu wirken, möchte ich darauf aufmerksam machen, dass es im Artikel "gewinkt" heißen sollte (4. Abschnitt, letzter Absatz), das Partizip "gewunken" gibt es nicht.

Klar gibt es das, vor allem in der süddeutschen Umgangssprache.

Lieber robin, seit dem Affentheater um Neuschreib bin ich Beckmessereien über die Sprache nicht mehr zugänglich. Was diese Sprachverhunzer, die die "Rechtschreibreform" zu verantworten haben, unserer deutschen Sprache angetan haben, stinkt zum Himmel.

Ich habe anfangs versucht, konsequent die alte Rechtschreibung zu verwenden. Aber ich merke, wie sich allmählich Neuschreib bei mir einschleicht. Oder ich unsicher werde, wie man etwas schreibt.

Und diese Leute aus der Duden-Redaktion, die das mit zu verantworten haben, wollen mir verbieten, die starke Konjugation eines Verbs zu verwenden, so wie das in weiten Teilen Deutschlands üblich ist?

Pah!

Herzlich, Zettel

Robin Offline



Beiträge: 317

02.11.2007 02:20
#4 RE: Ein Untoter steigt aus seiner Grube ... Antworten
Zitat von Zettel
das Argument mit dem entspannten Fahren leuchtet mir durchaus ein. Nur ist es ja nicht der Grund, warum die SPD ein Tempolimit einführen will.

Man kann ja auch aus den falschen Gründen das Richtige tun. Wie z.B. G.W. Bush beim Irak-Krieg. Und andere Gründe anzuführen, kann ja sogar manchmal ein ganz geschickter Schachzug sein. Würde sich herausstellen, dass eine verlängerte Auszahlung des ALG I für ältere Arbeitnehmer oder der Mindestlohn gut fürs Klima sind, dann hätte die SPD natürlich das Argument schlechthin gefunden, egal ob ihre Vertreter nun im einzelnen vom Klimaschutz überzeugt sind oder nicht. Aber mit dem Modeargument Klima lässt sich zur Zeit nun fast alles durchbringen. Oder wollen SIE sich etwa dem Klimaschutz entgegenstellen?
Aber wie gesagt, wirklich überzeugt bin ich vom Tempolimit ja auch unter anderen argumentativen Vorzeichen nicht.

Zitat von Zettel
Lieber robin, seit dem Affentheater um Neuschreib bin ich Beckmessereien über die Sprache nicht mehr zugänglich. Was diese Sprachverhunzer, die die "Rechtschreibreform" zu verantworten haben, unserer deutschen Sprache angetan haben, stinkt zum Himmel.

Mit der Neuen Rechtschreibung hat das allerdings nichts zu tun, denn die betrifft ja auch ausschließlich die Schreibung (mir fällt jedenfalls keine Änderung ein, die die gesprochene Sprache betreffen würde).
Der Duden gibt, soweit ich weiß, in älteren Auflagen "gewunken" noch als "umgangssprachlich oder scherzhaft" an, in neueren als falsch.

Moritz Gottlieb Saphir (um 1825):
Weil gar zu schön im Glas der Wein geblunken,
hat sich der Hans dick vollgetrinkt.
Drauf ist im Zickzack er nach Haus gehunken
und seiner Grete in den Arm gesinkt.
Die aber hat ganz mächtig abgewunken
Und hinter ihm die Türe zugeklunken.

In diesem Sinne und
mit vielen Grüßen
Robin
Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

02.11.2007 07:42
#5 RE: Ein Untoter steigt aus seiner Grube ... Antworten

Lieber Zettel,

auch ich bin fest davon überzeugt, daß das tempolimit mal wieder ein neuer Geßlerhut ist, den der folgsame Bürger als Zeichen seiner Unterwerfung zu grüßen hat.

Was so häufig übersehen wird, ist, daß der Verkehr eben nicht nur sicher sondern auch schnell zu sein hat. Sicherheit als alleiniges Optimierungskriterium führt zu Tempo Null. Und ich erinerre mich noch mit Grausen an die Zeit, als wir Berliner auf den DDR-Autobahnen zu Tempo 100 gezwungen wurden - da dauerte die Fahrt (reine Fahrtzeit) zu den Eltern schon mal locker vier Stunden, die heute mit der Superautobahn zwischen Berlin und Hannover in leicht zwei Stunden zu machen ist. Was da an Lebenszeit und Vergnügen gewonnen wurde ist kaum zu ermessen. Und darum geht's - es könnte ja Spaß machen!

Das stinkt den grünen Blaustrümpfen, die früher mit "Bereuet!"- und "Kehret um!"-Schildern in den Fußgängerzonen gestanden hätten, wenn sie denn den Mut gehabt hätten, sich lächerlich zu machen. Aber auf einem Amtssessel ist dieser Mut leider nicht mehr erforderlich!

Herzliche Grüße, Thomas.

P.S.: Der Versuch, auch die Sprache ministeriell zu regulieren, kann getrost als gescheitert angesehen werden. Ich werde mir jedenfalls von keinem Duden mehr vorschreiben lassen, was richtig und falsch ist!

M.Schneider Offline



Beiträge: 672

02.11.2007 08:54
#6 RE: Ein Untoter steigt aus seiner Grube ... Antworten
Lieber Zettel

Für mich ist diese immer wiederkehrende leidige Tempolimitdiskussion nichts anderes wie die übliche, ideologische Neid- Diskussion die es in Deutschland an allen Ecken gibt.

Die Neidsteuer war so ein Ding und die Nichtraucherschutzgesetze ebenfalls.

Und jedes Mal wird hochtrabend herum gelogen, wofür oder wogegen dieser weitere Eingriffe in die Rechte des Bürgers geradezu existenziell wichtig sei.

Man kann es einfach nicht mehr ertragen.

Nebenbei gesagt, die Autobahnen haben das geringste Unfallaufkommen, die meisten Unfälle und insbesondere Tote haben wir im Stadtverkehr und auf den Landstraßen.
Das lässt man natürlich jedes Mal unter den Tisch fallen, wenn man wieder mal ein Autobahn- Tempolimit einführen will.

Und warum kommt nun die SPD mit diesem Unsinn?

Man wäre geneigt zu sagen, da will man mal wieder den kleinen Malocher, typischer SPD Wähler und VW-Golffahrer gegen die da oben, die Bonzen in ihren Kapitalisten Schlitten stützen, damit diese auch nicht schneller fahren können als ihre eigene Klientel. Das Dumme ist nur, der Golf fährt auch mindestens 200km/h.

Fragt sich also, wo ist der Sinn?
Ich nehme an, ich bin ein Fantast, in der Politik nach einem Sinn zu suchen, wahrscheinlich gibt es gar keinen, sondern nur Unsinn.

Herzlich M. Schneider
M.Schneider Offline



Beiträge: 672

02.11.2007 09:04
#7 RE: Ein Untoter steigt aus seiner Grube ... Antworten

Lieber Zettel

das Argument mit dem entspannten Fahren leuchtet mir durchaus ein.

Dieses Argument ist der größte Blödsinn den ich in dieser Diskussion immer wieder hören muss.
Ich studierte noch zu jener Zeit an der TU in Berlin als es den Transitverkehr gab und weil ich neben meinem Studium auch eine Firma betrieb, bin ich jede Woche mindestens zweimal, häufig sogar viermal pro Woche diese Strecke gefahren.

Es herrschte strikt 100 km/h, jedenfalls schneller zu fahren war extrem teuer und somit hielt sich praktisch jeder an dieses Limit.

Es gab keine Autobahn die ich je wieder kennen gelernt habe, die so unfallträchtig war, wie diese Transitstrecke.

Der Grund war ganz einfach. Gibt es ein Tempolimit, dann fährt jeder Strich diese Geschwindigkeit. Die Folge davon ist eine Monotonie. Das Motorengeräusch ist immer gleich, die Landschaft zieht in immer gleicher Geschwindigkeit an einem vorbei, auch andere Wagen fahren in gleicher Monotonie was eine Ermüdungseffekt zur Folge hat der extrem unfallträchtig ist.


Herzlich M. Schneider

M.Schneider Offline



Beiträge: 672

02.11.2007 10:00
#8 RE: Ein Untoter steigt aus seiner Grube ... Antworten

Lieber Zettel

hier noch ein Nachtrag.

Auf den über 12 000 Kilometer langen Autobahnen mit den höchsten Jahresfahrleistungen wurden nur zwölf Prozent der Verkehrstoten verzeichnet. Vor allem auf Straßen außerorts (60 Prozent) und im Stadtverkehr (28 Prozent) endeten Unfälle tödlich.

Herzlich M. Schneider

Robin Offline



Beiträge: 317

02.11.2007 10:32
#9 RE: Ein Untoter steigt aus seiner Grube ... Antworten

Zitat von M.Schneider
Dieses Argument ist der größte Blödsinn den ich in dieser Diskussion immer wieder hören muss.

Danke.
Zitat von M.Schneider
Gibt es ein Tempolimit, dann fährt jeder Strich diese Geschwindigkeit. Die Folge davon ist eine Monotonie. Das Motorengeräusch ist immer gleich, die Landschaft zieht in immer gleicher Geschwindigkeit an einem vorbei, auch andere Wagen fahren in gleicher Monotonie was eine Ermüdungseffekt zur Folge hat der extrem unfallträchtig ist.

Die Anzahl der tödlichen Unfälle nimmt, so haben das die Versuche, die zu diesem Thema gemacht wurde, bei einem Tempolimit von 130 km/h in der Regel weder nennenswert ab noch zu. Dass die tödliche Unfallhäufigkeit auf Strecken mit geringer Fahrgeschwindigkeit wie innerorts und auf Landstraßen liegt vor allem an fehlenden Mittelstreifen und Standstreifen und der geringen Fahrbahnbreite (Landstraße) und am gedrängten Verkehr und der Teilnahme unzureichend geschützter Verkehrsteilnehmer (innerorts).
Sie versuchen leider, um das Argument als "Blödsinn", wie sie schreiben, zu entlarven, es wieder ausschließlich auf das Unfalltotenthema zurückzuführen, dabei hatte ich davon überhaupt nicht geschrieben. Sondern eben von entspanntem Fahren. Und wenn sie die Ermüdung anführen, darf ich das als Bestätigung meiner Behauptung auffassen, denn was ist Ermüdung anderes als eine gesteigerte Form der Entspannung.

Viele Grüße
Robin

str1977 ( gelöscht )
Beiträge:

02.11.2007 10:41
#10 RE: Ein Untoter steigt aus seiner Grube ... Antworten

Zum Thema:

Was die gesellschaftliche Tendenz angeht, Zettel, hast du Recht: Signal setzen, bevormunden.

Konkret hätte ich allerdings nichts gegen ein Tempolimit, allerdings sehe ich auch nicht, warum das gerade jetzt kommen sollte.

Zur sprachlichen Frage:

"gewunken" ist völlig korrekt und die Gegenargumente nicht stichhaltig. Der Duden hat ja, die einzige positive Frucht der Neuschreibreform, da gar nicht mitzureden. Was solle man auch von einem Buch halten, daß mal "Alptraum" dekretiert hat, obwohl es ursprünglich nur ein Druckfehler war.

Dennoch herzlich,
str1977

Pelle ( Gast )
Beiträge:

02.11.2007 11:46
#11 RE: Ein Untoter steigt aus seiner Grube ... Antworten

Die Linken können noch mehr solcher Forderungen in ihr Programm aufnehmen, man wird sie trotzdem wählen!

Einerseits fahren große Teile des Proletariats heute nicht mehr eigenes Auto, da sie es sich gar nicht mehr leisten können (leider), andererseits wird man im Wahlkampf die Sache herunterspielen und z.B. als "nur symbolischer Beschluss" bezeichnen, um dann, bei späterer Regierungsverantwortung, genau dieses Tempolimit 1:1 umzusetzen!

Das Ganze ist mal wieder reine Ideologie! Und schließlich muss man sich ja auch den Grünen empfehlen, ohne die es meist keine Mehrheit gäbe.

Jetzt, im ersten Schreckensmoment, verliert die Partei natürlich ersteinmal an Zustimmung. Im richtigen Wahlkampf aber, wir kennen das ja nun schon ausgiebig, verstehen es die Sozis, das Augenmerk auf "Scheinthemen" zu lenken und damit Wahlen zu gewinnen. (Z.B. werden wieder irgendwelche Kriege herbeigeredet, zu denen Deutschland gar nicht gefragt ist [Soldaten], bei welchen sie sich natürlich strikt dagegen aussprechen; oder den Menschen wieder eingeredet, wie unsolidarisch doch die anderen sind; Auch Putin liefert ja mit seiner Politik genug Vorlangen/Bedrohungsszenarien , die die Sozis für ihre Zwecke bestens auszunutzen wissen.)

Dass dann hinterher alles ganz anders kommt ("mit uns keine Mehrwehrtsteuererhöhung" vor der Wahl und hinterher Münte: "jetzt aber sogar 3% mehr, also Erhöhrung auf 19%"), dass merken die Wenigsten, bzw. kreiden es aus mir unerfindlichen Gründen nicht dieser Partei an.

Fazit: Man wird trotzdem Sozis wählen, diese Debatte hier wird relativ schnell in Vergessenheit geraten.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.11.2007 13:22
#12 Die Gefahr einer Öko-Diktatur à la Harich Antworten

Zitat von Robin
Aber mit dem Modeargument Klima lässt sich zur Zeit nun fast alles durchbringen. Oder wollen SIE sich etwa dem Klimaschutz entgegenstellen?

Das genau, lieber Robin, scheint mir das Problem und die Gefahr zu sein. Es ist ja nicht nur ein Modeargument, sondern es ist ein Totschlag-Argument.

Erinnern Sie sich an meine beiden Beiträge über Wolfgang Harich; hier und hier?

Dieser ideologisch verbohrte, aber hochintelligente Mann hatte erkannt, daß der Kommunismus, so wie es ihn damals gab, keine Zukunft hatte.

Und da hatte er die Idee, die Diktatur auf eine ganz neue Art zu rechtferigen: Die notwendigen Maßnahmen zur Rettung der Umwelt ließen sich nur in einem solchen System durchsetzen. Die Menschen müßten erzogen, notfalls zu ökologisch richtigem Verhalten gezwungen werden.

Die jetzigen Ökos sind überwiegend keine Kommunisten. Aber sie tendieren zu einer sozusagen sanften Variante dessen, was Harich brutal realisieren wollte.

Erziehen wollen auch sie. Kraft ihrer angeblich besseren Einsicht zwar nicht einen Tugendterror, aber doch eine Tugendherrschaft ausüben, das wollen sie.

Herzlich, Zettel

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

02.11.2007 13:28
#13 RE: Die Gefahr einer Öko-Diktatur à la Harich Antworten

In Antwort auf:
Kraft ihrer angeblich besseren Einsicht zwar nicht einen Tugendterror, aber doch eine Tugendherrschaft ausüben, das wollen sie.


Naja, lieber Zettel,

da bin ich ein wenig skeptisch, denn was ist schon die "Durchstzung des Kommunismus in einem Land" gehen DIE RETTUNG DER WELT? Das läßt sich wohl kaum mit ein wenig Tugendherrschaft bewerkstelligen!

Herzlich, Thomas.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.11.2007 13:34
#14 Neuschreib, der Duden und starke Konjunktionen Antworten

Zitat von Robin
Zitat von Zettel
Lieber robin, seit dem Affentheater um Neuschreib bin ich Beckmessereien über die Sprache nicht mehr zugänglich. Was diese Sprachverhunzer, die die "Rechtschreibreform" zu verantworten haben, unserer deutschen Sprache angetan haben, stinkt zum Himmel.

Mit der Neuen Rechtschreibung hat das allerdings nichts zu tun, denn die betrifft ja auch ausschließlich die Schreibung (mir fällt jedenfalls keine Änderung ein, die die gesprochene Sprache betreffen würde).

Das ist mir nicht ganz unbekannt, lieber Robin.

Was ich zu sagen versucht habe, war: Eine Duden-Redaktion, die dieses Affentheater von Neuschreib veranstaltet hat, ist für mich auch keine Autorität, was die starke Konjugation von Verben angeht.

Der Duden hatte einmal diese Autorität. Wir haben ja in Deutschland kein Äquivalent zur Académie Française, die in Frankreich festlegt, was im Französischen richtig und was falsch ist. Also vertraute man dem Duden.

Der aber eben diese Autorität verspielt hat, als er von Auflage zu Auflage die absurdesten Schreibweisen mal verlangte, mal als Variante erlaubte, mal verbot.



Wie kommt sie, die Duden-Redaktion, denn dazu, "gewunken" als falsch zu bezeichnen? Welche Götter haben ihr das eingeflüstert?

Es ist, scheint mir, pure Willkür. So, wie eben dieses Neuschreib pure Willkür ist.
Zitat von Robin
Der Duden gibt, soweit ich weiß, in älteren Auflagen "gewunken" noch als "umgangssprachlich oder scherzhaft" an, in neueren als falsch.

Und welche Einsicht ist diesen "Sesselfurzern" (so nannte sie ein großer Deutscher Dichter) inzwischen zugewachsen, daß heute Unrecht ist, was gestern Recht war?



Zitat von Robin
Moritz Gottlieb Saphir (um 1825):
Weil gar zu schön im Glas der Wein geblunken,
hat sich der Hans dick vollgetrinkt.
Drauf ist im Zickzack er nach Haus gehunken
und seiner Grete in den Arm gesinkt.
Die aber hat ganz mächtig abgewunken
Und hinter ihm die Türe zugeklunken.


Das, lieber Robin, ist, glaube ich, das schönste Gedicht, das bisher in diesem Forum zitiert wurde.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.11.2007 13:46
#15 Gesellschaftliche Werte; Transit Antworten

Lieber Thomas,

Zitat von Thomas Pauli
Was so häufig übersehen wird, ist, daß der Verkehr eben nicht nur sicher sondern auch schnell zu sein hat. Sicherheit als alleiniges Optimierungskriterium führt zu Tempo Null.

So ist es. Aber wir haben halt eine Meinungsdominanz der Sicherheitsfanatiker.

Ja nicht nur beim Tempolimit. Ich habe ja kürzlich auf diese Feminisierung hingewiesen, die die Linke seit den siebziger Jahren erfaßt hat, diese Betonung der klassischen weiblichen Werte - Schutz, Sicherung, Gesundheit, Vorsorge, Fürsorge usw.

Die ja ihre Berechtigung haben. Aber die in einer funktionierenden und erfolgreichen Gesellschaft durch die klassischen männlichen Werte ergänzt werden müssen - Innovation, Wagemut, Durchsetzungsbereitschaft usw. Daran hapert es bei uns.

Obwohl, wie schon geschrieben, nach meinem Eindruck das Pendel zurückzuschwingen beginnt.
Zitat von Thomas Pauli
Und ich erinnere mich noch mit Grausen an die Zeit, als wir Berliner auf den DDR-Autobahnen zu Tempo 100 gezwungen wurden - da dauerte die Fahrt (reine Fahrtzeit) zu den Eltern schon mal locker vier Stunden, die heute mit der Superautobahn zwischen Berlin und Hannover in leicht zwei Stunden zu machen ist. Was da an Lebenszeit und Vergnügen gewonnen wurde ist kaum zu ermessen.

Davon kann ich auch ein Lied sinken, denn meine damalige Freundin und heutige Frau lebte in Berlin.

Wobei wir ja gar nicht ahnten, was alles auf der Transit-Route passierte - die Überwachung jedes Gesprächs in den Raststätten, das Röntgen jedes Passagiers, diese ganze Stasi-Infrastruktur.

Immerhin - damals wurden die Flüge Hannover-Berlin massiv subventioniert. Wenn ich mich recht erinnere, kostete in den siebziger Jahren ein Ticket von Hannover nach Berlin um die fünfzig oder sechzig Mark.

Und wenn man mit der BEA flog, gab es an Bord das köstliche Ale, das sonst in Deutschland damals kaum irgendwo sonst zu kriegen war.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.11.2007 13:58
#16 Blödsinn? Antworten

Zitat von M.Schneider
das Argument mit dem entspannten Fahren leuchtet mir durchaus ein.

Dieses Argument ist der größte Blödsinn den ich in dieser Diskussion immer wieder hören muss.

Nicht alles, lieber M. Schneider, was Ihrer Meinung widerspricht, ist Blödsinn.

Zitat von M.Schneider
Gibt es ein Tempolimit, dann fährt jeder Strich diese Geschwindigkeit. Die Folge davon ist eine Monotonie. Das Motorengeräusch ist immer gleich, die Landschaft zieht in immer gleicher Geschwindigkeit an einem vorbei, auch andere Wagen fahren in gleicher Monotonie was eine Ermüdungseffekt zur Folge hat der extrem unfallträchtig ist.

Sie haben vollkommen recht - das ist die Gefahr dieses Verkehrsflusses mit konstanter Geschwindigkeit. Es ist ja auch die Gefahr, der LKW-Fahrer ausgesetzt sind, die überwiegend genau so fahren.

Nur macht das doch nicht den Hinweis auf die Vorzüge einer solchen Regelung zu "Blödsinn".

Sie beziehen sich auf den Transit nach Berlin. Da war man, die Kontrollen eingerechnet, vielleicht vier Stunden unterwegs; Thomas Pauli hat das ja erwähnt. Aber stellen Sie sich nun mal eine Fahrt von der kanadischen Ostküste zur Westküste vor. Mit ständigem Überholen, Beschleunigen, Bremsen, oder mit dem Tempomat nach dem Prinzip "keep your lane"?

Die Verhältnisse sind, wie gesagt, in Deutschland ganz anders; und deshalb bin ich ja auch entschieden gegen ein Tempolimit in Deutschland.

Herzlich, Zettel

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

02.11.2007 14:00
#17 RE: Gesellschaftliche Werte; Transit Antworten

Lieber Zettel,

ja, das Fliegen war damals noch ein Ausweg, der allerdings heute nahezu versperrt ist. Der Terrorismus hat das Seine dazu getan, die reine Flugzeit bei innerdeutschen Flügen zu Quantite negliable zu machen. Ich mußte früher beruflich viel fliegen und habe einen rechten Haß darauf entwickelt. Schon allein der Abgrund zwischen der Sprache der Announcements und der Realität in einer menschlichen Viehherde treibt mich die Wände hoch! Damals habe ich mir ein schnelles und komfortables Auto gekauft, mit dem ich der Fliegerei oft entkommen kann.
Für manche scheint dies aber eine Lücke im Netz der Verhaltensvorschriften darzustellen, die natürlich mit weiteren Vorschriften geschlossen gehört. Wäre ja noch schöner, wenn die Leute lauter Auswege fänden!

Herzlich, Thomas

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.11.2007 14:15
#18 Proletariat? Antworten

Zitat von Pelle
Einerseits fahren große Teile des Proletariats heute nicht mehr eigenes Auto, da sie es sich gar nicht mehr leisten können (leider)

Hm, lieber Pelle, wen meinen Sie mit "Proletariat"?

Der Begriff hatte im 19. Jahrhundert seinen Sinn, als es eine breite Schicht von Arbeitern gab, die sich größtenteils aus dem Zustrom ländlicher Bevölkerung in die Städte rekrutierte. Menschen, die überwiegend am Rand des Existenzminimus leben mußten.

Das war die "Arbeitende Klasse", deren Lage in England Friedrich Engels in einem lesenswerten Buch untersucht hat.

Die Marxisten haben dann "das Proletariat" verklärt zu derjenigen "Klasse", von der das Heil kommen sollte. Getreu Hegel'scher Dialektik sollten just die Ärmsten und Schwächsten, von der Avantgarde der Arbeiterklasse angeführt, den Weg ins sozialistische Paradies öffnen. Je größer der Klassengegensatz, so dachte sich das Marx, umso eher würde er in eine egalitäre Gesellschaft umschlagen.

Nun, daraus wurde wohl nichts. Es war gesponnen, ausgedacht, phantasiert.

Und da das nun offensichtlich ist, hat - so scheint mir - auch der Begriff "Proletariat" keinen Sinn mehr.



Die meisten Arbeiter dürften ein Auto haben. Wie es bei Arbeitslosen ist, weiß ich nicht.

Aber es gibt ja keine Klasse oder auch nur Schicht der "Arbeitslosen". Arbeitslos zu sein ist ein vorübergehender Zustand oder sollte es jedenfalls sein.

Ein Beispiel aus meinem eigenen Erfahrungsbereich: Wissenschaftliche Mitarbeiter an den Unis, deren befristeter Vertrag ausläuft, melden sich arbeitslos. Sie sind in der Arbeitslosen-Statistik - aber nur zwischen der Zeit an der Uni und dem Zeitpunkt, zu dem sie einen neuen Job in der Wirtschaft gefunden oder sich selbständig gemacht haben.

Keine "Proletarier".

Herzlich, Zettel

M.Schneider Offline



Beiträge: 672

02.11.2007 15:03
#19 RE: Ein Untoter steigt aus seiner Grube ... Antworten

Lieber Robin

Dieses Argument ist der größte Blödsinn den ich in dieser Diskussion immer wieder hören muss.

Meine Feststellung bezog sich nicht auf Sie, es wird allgemein von den Befürwortern eines Tempolimit verwendet.

Die Anzahl der tödlichen Unfälle nimmt, so haben das die Versuche, die zu diesem Thema gemacht wurde, bei einem Tempolimit von 130 km/h in der Regel weder nennenswert ab noch zu.


Es gibt in Deutschland keine Versuchsstrecken die lang genug sind einen solchen Versuch mit 130 über weite Entfernungen durchzuführen um meinem Beispiel von der Transitstrecke begegnen zu können.
Je kürzer eine Strecke ist um so weniger kann das Ermüdungsproblem natürlich zu Buche schlagen.

Sie versuchen leider, um das Argument als "Blödsinn", wie sie schreiben, zu entlarven, es wieder ausschließlich auf das Unfalltotenthema zurückzuführen

Ich nicht, sondern die Befürworter des Tempolimits bringen die Diskussion in diese Richtung und ich habe lediglich geschrieben dass die Straßen mit dem größten Tempo die geringsten Toten haben.

...denn was ist Ermüdung anderes als eine gesteigerte Form der Entspannung.

Eine tödliche Form der Entspannung.

Ich gehöre übrigens zu den Vielfahrern und fahre pro Jahr circa 80.000 bis 90.000 km. Die größten Entspannung ist nicht ein monotones Tempo sondern das Tempo beliebig wechseln zu können.

Herzlich M. Schneider

M.Schneider Offline



Beiträge: 672

02.11.2007 15:17
#20 RE: Blödsinn? Antworten

Lieber Zettel

Nur macht das doch nicht den Hinweis auf die Vorzüge einer solchen Regelung zu "Blödsinn".

Doch macht es. Ich möchte den Vielfahrer sehen der bei einem solchen Tempolimit in Deutschland von Entspannung redet.

Jemand der wenig fährt mag das für seine kurzen Strecken so empfinden.
Wenn ich Leserbriefe in der Tageszeitung sehe, so scheint mir dieses Argument häufig von Leuten gebraucht zu werden die selbst sehr unsichere Kantonisten im Verkehr sind und sich dann sicherer (entspannter) fühlen, wenn alle anderen auch nur noch schleichen.

Wenn Sie aber Tagestouren von 1000 km und mehr machen, weil es einfach zu ihrem Berufsalltag gehört, mit absoluter Sicherheit nicht.

Kanada oder die USA sind, da haben Sie recht, aus mehreren Gründen mit Zentraleuropa nicht vergleichbar.

Herzlich M. Schneider

Frankfurter Offline



Beiträge: 233

02.11.2007 15:26
#21 RE: Ein Untoter steigt aus seiner Grube ... Antworten

Lieber Zettel,

vielen Dank für Ihren Beitrag. An sich sagt er alles, was zu man zu diesem Thema sagen kann. Die einzige Ergänzung, die ich noch hätte, wäre die Frage: Warum hat denn die SPD diese Regelung nicht mit den Grünen eingeführt, als sie noch zusammen an der Regierung waren? Die Grünen hätten da bestimmt nicht Nein gesagt.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.11.2007 15:35
#22 RE: Blödsinn? Antworten

Zitat von M.Schneider
Kanada oder die USA sind, da haben Sie recht, aus mehreren Gründen mit Zentraleuropa nicht vergleichbar.

Und auf Kanada bezog sich ja Robin, bezog ich mich, nicht wahr?

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