Lieber Zettel
Ich sehe diese alle 10 Jahre wiederkehrende Tempolimitdiskussion wie Sie, als eine reine Neiddiskussion, gepaart mit Regelungs- Fanatismus.
Die Diskussion hatte noch nie Fakten als Grundlage, wie immer in solchen Diskussionen wurden die Fakten verdreht und es wurde nach Strich und Faden gelogen. Die Verteilung der Toten im Straßenverkehr ist das beste Beispiel.
Ebenfalls charakteristisch ist die Verwendung von Totschlagargumenten, wie: schon ein Toter wäre ein Toter zu viel.
Alles was zu dem Thema zu sagen ist, wurde schon gesagt, daher möchte ich etwas vom Thema abkommen, weil mich eine ganz andere Frage beschäftigt.
Die Frage lautet, warum lässt der bundesdeutsche Bürger diese permanenten und immer weiter um sich greifenden Einschränkungen seiner persönlichen Freiheit mit sich machen, in einer geradezu stoischen Ruhe, nein, ich sage geradezu lethargisch?
Das Einzige wogegen der Bundesbürger offensichtlich demonstriert, das sind Demonstrationen gegen rechte Kreise. Schon da beschäftigt mich seit langem die Frage, warum jemand der gegen rechtsradikal demonstriert nicht in gleichem Atemzug gegen linksradikal demonstriert?
Aber auch davon habe ich noch nie gehört.
Demonstrationen gegen Rechtsradikale werden grundsätzlich von Gewerkschaften und Kirchen organisiert, da fühlt sich der Bürger offensichtlich genötigt, mitzugehen. Demonstrationen gegen Links werden nicht organisiert, also geht offensichtlich auch niemand dagegen auf die Straße.
Und bei den ganzen Einschränkungen der Bürgerrechte, ich verwies darauf ja schon in dem parallelen Thread, aber eben auch bei dem Rauchverbot tut sich nichts, es wird alles hingenommen?
Diese Tempolimitdebatte ist ja auch nur wieder eine neue Facette des gesamten Konglomerats.
Es gibt nur einige wenige Rufer in der Wüste die versuchen das Problem aufzuzeigen, wie ich selber, oder eben einige Datenschutzbeauftragte, aber alle diese Warnungen verhallen ohne große Reaktionen, obwohl man auch in diesem Forum immer wieder liest, dass sich einzelne Teilnehmer über die Einschränkungen ihrer Freiheit durch den Staat ärgern.
Allerdings frage ich mich, wie soll sich etwas ändern, wenn es einfach hingenommen wird?
Mir ist diese deutsche, lethargisch Haltung völlig fremd.
Es ist eine fundamentale Weisheit des Lebens, nichts auf dieser Welt bekommt man geschenkt und nichts auf dieser Welt, wenn man es hat, behält man, wenn man es nicht verteidigt. Auch und erst recht nicht die Freiheit.
Genau diese wird zunehmend von Politikern eingeschränkt und dabei verwendet man offensichtlich immer die gleiche Salamitaktik scheibchenweise vorgehen, wenn sich kein maßgeblicher Widerstand regt, Maßnahme durchsetzen.
Und dies scheint in diesem Lande auch noch zu funktionieren, erschütternd.
Fakt ist aber auch, alle Menschen die versuchen andere um ihr Eigentum und ihre Rechte zu betrügen, verstehen grundsätzlich nur eine Sprache, und das ist die Sprache der Härte um nicht zu sagen der Gewalt. Stellt sich das Opfer plötzlich als gefährlicher Gegner heraus, dann gibt man sehr schnell Fersengeld.
Genau diese feige Haltungen gilt auch und insbesondere für Politiker. Muss ein Politiker fürchten, dass eine von ihm initiierte Maßnahme zu einem Sturm der Entrüstung führt, dann wird er sehr schnell davon Abstand nehmen, weil ihn das bei den nächsten Wahlen und somit bei seiner Karriere zum Schaden gereicht.
Aber offensichtlich hat er das in Deutschland nicht zu fürchten und offensichtlich wissen Politiker dies mittlerweile, denn anders ist kaum zu erklären worum sich diese Spirale des zunehmenden Bürgerrechtsabbaus in den letzten 2-3 Jahren immer schneller dreht.
Für mich, der ich seit Jahren im Ausland tätig bin und demzufolge das Ganze auch von außerhalb sehe, ist diese Haltung zunehmend unverständlich.
Gepaart wird nun diese Beobachtung damit, dass Deutschland Neuerungen und Veränderungen immer nur als Gefahr und negative Entwicklung begreift, anstatt die Chancen zu sehen. Deutsche Firmen fallen im Ausland durch eine erschreckende Unflexibilität auf, wenn es darum geht, neue Wege zu beschreiten, statt einer endlos langen Risikoabwägung, lieber schnell eine Entscheidung zu treffen und los zu gehen.
Zu häufig habe ich schon erlebt wie gute Geschäfte die eingefädelt waren durch diese zaudernde Haltung letztendlich von Firmen anderer Nationen nachhause gekarrt wurden, häufig von amerikanischen Firmen.
Viele dieser notwendigen schnellen Entscheidungen werden in Deutschland von Juristen und Kaufleuten getroffen, statt von Personen mit Weitblick und mit Pioniergeist. (Übrigens in der Politik genauso)
Und genauso enden dann diese Geschäfte auch. Gerade letzte Woche wieder erlebt, als eine Entscheidung einem Juristen überlassen wurde, der dann in all seinem übertriebenen Sicherheitsdenken das Geschäft restlos in den Graben fuhr und seiner Firma einen Auftragsverlust von mindestens 25 Millionen € bescherte.
Betretenes Schweigen der beteiligten Ingenieure der Firma.
Vor einem halben Jahr hatte ich die Aufgabe für den Bau einer großen Ölraffinerie in Saudi- Arabien, Gesamtkosten circa 13 Milliarden US-Dollar, das entsprechende ausführende Firmenteam zusammenzustellen.
Es war ein einzige Katastrophe. Bei den reinen Baufirmen, musste ich in Deutschland alles was Rang und Namen hatte abklappern, weil keine dieser Baufirmen in Saudi-Arabien tätig ist.
Letztendlich und mit wirklich letzter Möglichkeit wurde es dann eine deutsche Firma, die heute allerdings zu einem sehr großen österreichischen Baukonzern gehört.
In der Technik war es noch schlimmer, ich musste feststellen, dass es in ganz Deutschland keine Firma gibt, die in der Lage gewesen wäre eine Raffinerie dieser Größenordnung technisch zu bauen, nicht mal in Zusammenarbeit mehrerer deutscher Firmen in Form einer Arbeitsgemeinschaft gelang es.
Ich musste tatsächlich auf einen großen französischen Konzern ausweichen, der damit nicht die geringsten Probleme hatte.
So etwas frustriert einen als deutschen Ingenieur maßlos, wenn man deutsche Firmen rein holen will und kann es nicht, weil sie es einfach nicht können und weil sie auch nicht die geringsten Anstalten machten, sich vielleicht selber intern mit anderen Firmen zu organisieren.
All dies sind Facetten der gleichen Medaille in diesem Land, die mich vielmehr beschäftigen, als die Einzeldiskussionen, weil die Summe dieser Probleme, erzeugt durch eine, bleiben wir durchaus bei dem Wort, lethargische und leider auch überhebliche Geisteshaltung, Deutschland immer weiter entfernt von wirklicher Freiheit und zukunftsträchtigem Wirtschaftswachstum.
Kleinstaaterei, Sozialneid, übertriebenes Sicherheitsdenken, Unflexibilität, mangelnde eigene Initiative, Freizeitgesellschaft, mangelnder Mut Werte zu verteidigen, nach innen und nach außen, immer mehr Rufe nach staatlicher Lenkung und staatlichen Geschenken führen eine freiheitliche Wirtschaftsnation in den Abgrund.
Herzlich M. Schneider