Zitat von 21.07.2015, 'Die Auflösung der deutschen Republik'Zu den Dauerfeinden deutscher Journalisten gehört der Liberalismus. Schon vor Jahren attestierte der ZEIT-Redakteur Jan Ross mit guten Gründen der FDP unter Guido Westerwelle „Vulgärliberalismus“, seitdem wird die Totenglocke wieder und wieder geläutet, und mit Lust. Für SPD und Linke ist Liberalismus, ob mit oder ohne den Vorsatz ‚Neo’, ohnehin nur die politische Variante des Manchestertums, für die meisten Konservativen wegen der Betonung individueller, gar atheistischer Freiheiten grundsätzlich suspekt. Für sie wie für Linke ist des Menschen Wille nie sein Himmelsreich – aber immer seine Hölle, vor der man ihn schützen muss. Nicht der Sozialismus, ob national oder darüber hinaus, ist der wahre Feind des Liberalen, sondern das Paternalistische, gleich welcher Couleur.
Doch selbst die FAZ hat nun im Liberalismus den Gegner ausgemacht. Jürgen Kaube, Mitherausgeber der FAZ, eröffnete zum Wochenende das Feuilleton mit einer scharfen Philippika. Zwar hätten GRÜNE, Union und SPD auch keine klare politische Idee, doch fände man bei ihnen kein „reflexhaftes Staatshassertum“. Diese „Dauerpolemik gegen den Staat“ verführe Liberale, in der „Demokratie eine fragwürdige Angelegenheit“ zu sehen. Liberale als Staats- und Verfassungsfeinde. Das ist nun wirklich etwas Neues, vor allem von der FAZ. Und es ist Zeit, sich Sorgen zu machen.
Dass eine marginalisierte Bewegung, die nicht im Bundestag, nur in wenigen Landesparlamenten und mit ihren Ideen kaum je in den Medien vertreten ist, solch schweres Feuer auf sich zieht, mag verwundern. Aber dass selbst die FAZ den Liberalismus offenkundig für überholt hält, muss beunruhigen.
So überraschend ist diese Entwicklung bei der FAZ nicht. Schon Frank Schirrmacher war alles andere als ein klassischer Liberaler. Jürgen Kaube ist insofern sein „idealer“ Nachfolger. „Sorgen" muss man sich deshalb aber keine machen; es reicht völlig, wenn man die Zeitung wechselt. Ein Lichtblick ist z. B. der Umstand, dass im nächsten Jahr René Scheu, der bisherige Chefredakteur des „Schweizer Monat“, die Leitung des Feuilleton bei der NZZ übernimmt. Scheu ist nun zweifellos ein echter Liberaler.
Zitat von Realist im Beitrag #2So überraschend ist diese Entwicklung bei der FAZ nicht.
Das ist keine Entwicklung. Ich habe die FAZ ca. 20 Jahre lang gelesen, und immer galt die politische Dreiteilung: Politikteil konservativ, Wirtschaftsteil liberal, Feuilleton links (alles nicht unbedingt in Reinform, aber tendenziell). Man konnte zum selben Thema deswegen dort mitunter drei Kommentare mit jeweils gänzlich anderem Tenor lesen.
-- Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau, verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau. (Reinhard Mey)
Zitat von Realist im Beitrag #2„Sorgen" muss man sich deshalb aber keine machen; es reicht völlig, wenn man die Zeitung wechselt. Ein Lichtblick ist z. B. der Umstand, dass im nächsten Jahr René Scheu, der bisherige Chefredakteur des „Schweizer Monat“, die Leitung des Feuilleton bei der NZZ übernimmt. Scheu ist nun zweifellos ein echter Liberaler.
Von der politischen Tendenz her mag die NZZ akzeptabler sein, aber man muß sich dann auch für ihre naturgemäß spezifisch schweizerische Perspektive interessieren. Sie ist nur teilweise ein Ersatz für eine deutsche Zeitung.
Zitat von Realist im Beitrag #2Ein Lichtblick ist z. B. der Umstand, dass im nächsten Jahr René Scheu, der bisherige Chefredakteur des „Schweizer Monat“, die Leitung des Feuilleton bei der NZZ übernimmt. Scheu ist nun zweifellos ein echter Liberaler.
Einer der besten, was die Vermittlung liberalen Denkens angeht. Für mich als Leser des "Schweizer Monats" ist das eine eher schlechte Nachricht.
-- Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau, verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau. (Reinhard Mey)
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