das was Gabriel als Verachtung der Politiker empfinden mag ist älter, als die Sorge um das Kuchenstück, das vielleicht ein Asylant bekommen könnte. Und vor Verachtung würde ich den Verlust von Respekt setzen.
Ich denke, es gibt ein im Vergleich zu anderen Nationen fundamentalen Unterschied, und das ist das Unvermögen der heutigen politisch Verantwortlichen, eine nationale Identität, nationales Selbstbewusstsein und auch Wehrhaftigkeit zu demonstrieren. Zugehörigkeit / Aufgehobenheit in einer Gruppe (Familie, Religion, Nation) ist etwas urmenschliches, innerhalb solcher Gruppen werden auch Ungleichbehandlungen akzeptiert, wenn sie als gerecht empfunden werden. Nun, Familien sind weg, Religion ist weg, und Nation wohl auch. Die Regierung ist unfähig, ihre Absichten, ihre Tätigkeiten als zum Besten für ihr Wahlvolk zu argumentieren. An Stelle des Wahlvolks sind eine diffuse EU, das Weltklima, u.a. getreten, und nun kommt das Flüchtlingsthema natürlich wie die Faust aufs Auge, mit dem im obigen Sinne extremsten Erscheinungsbild: Die Nation ist Nebensache, dazu kommt der Verdacht, dass die Regierung konzeptionslos ist.
Das Kuchenargument ist vorgeschoben, weil die Leute ja irgendetwas rationales sagen wollen oder müssen. Den Menschen, je verbundener / gebundener an unser Land, fehlt desto stärker die Ansage (und natürlich die Taten), dass Deutschland für die gewählte Regierung an erster Stelle steht. Wofür sonst sollen die Menschen unsere Politiker respektieren?
Zitat von Martin im Beitrag #2das was Gabriel als Verachtung der Politiker empfinden mag ist älter, als die Sorge um das Kuchenstück, das vielleicht ein Asylant bekommen könnte. Und vor Verachtung würde ich den Verlust von Respekt setzen.
Ich glaube, dass der Respekt vor den Ämtern durchaus da ist, sogar in ziemlich hohem Maße. Sonst würden nicht so extrem hohe Erwartungen gestellt werden. Ich glaube eher, dass es eine persönliche Verachtung der handelnden Akteure ist.
Zitat von MartinIch denke, es gibt ein im Vergleich zu anderen Nationen fundamentalen Unterschied, und das ist das Unvermögen der heutigen politisch Verantwortlichen, eine nationale Identität, nationales Selbstbewusstsein und auch Wehrhaftigkeit zu demonstrieren.
Sehe ich nicht, lieber Martin. Das Kuchenargument existiert auch in Ländern mit intakter nationaler Identität. In Frankreich z. B. ist selbst die Linke sehr nationalbewusst, aber die französischen FN-Wähler fühlen sich trotzdem benachteiligt.
Zitat Zugehörigkeit / Aufgehobenheit in einer Gruppe (Familie, Religion, Nation) ist etwas urmenschliches, innerhalb solcher Gruppen werden auch Ungleichbehandlungen akzeptiert, wenn sie als gerecht empfunden werden. Nun, Familien sind weg, Religion ist weg, und Nation wohl auch.
Aber wann werden Ungleichbehandlungen akzeptiert? Doch in der Regel nur dann, wenn der Ungleichbehandelte das Gefühl hat, besser weg zu kommen. Insofern sagt das Argument wenig aus. Ich habe vielmehr den Eindruck, dass die Unzufriedenen generell respektloser sind als die, die mit ihrem Leben zufrieden sind.
Zitat Den Menschen, je verbundener / gebundener an unser Land, fehlt desto stärker die Ansage (und natürlich die Taten), dass Deutschland für die gewählte Regierung an erster Stelle steht. Wofür sonst sollen die Menschen unsere Politiker respektieren?
Nicht "je gebundener an unser Land", denn die Politikerverachtung findet sich auf beiden Seiten des Spektrums.
Die letzte Frage ist gut: Ich habe manchmal den Eindruck, dass das Obrigkeitsdenken in Deutschland gar nicht weg ist. Die Menschen wünschen sich Politiker, zu denen sie aufschauen können (daher die Putinbegeisterung, die ja auch Rechte und Linke eint). Bei denen sie das Gefühl haben, eine Art Leitstern zu folgen (um das historische F-Wort zu vermeiden).
Interessanter Idee. Ich verstehe Ihren Artikel so: Alle (Rechte, Linke, Politiker, wer auch immer) wollen Liebe. Und auf einmal ist Konkurrenz da. Vor allem wenn die Liebkosung wie heutzutage auf einem staatlich zertifizierten Opferstatus beruht. Kein Wunder, dass sich dann so mancher prekaer Beschaeftigte an den Fluechtlingen stoesst, die mit dem ultimativen Opfer-voucher umherlaufen. Und ebenfalls kein Wunder, dass dies die eingespielte Streichel-Symbiose zwischen den Linken als "Anwaelten der sozial Benachteiligten" und ihren bisherigen Mandanten stoert.
Deutschland zum Paar-Therapeuten! Und der empfiehlt als Kompromiss zwischen "mal ins Theater gehen" und Wuenschen von seiner Seite eine Burlesque Veranstaltung: Unterhaltsame Show aus Andeutungen, ohne Handlung. Mit anderen Worten: Die CSU macht es schon ganz gut.
Zitat von Meister Petz im Beitrag #3 Ich habe manchmal den Eindruck, dass das Obrigkeitsdenken in Deutschland gar nicht weg ist. Die Menschen wünschen sich Politiker, zu denen sie aufschauen können (daher die Putinbegeisterung, die ja auch Rechte und Linke eint). Bei denen sie das Gefühl haben, eine Art Leitstern zu folgen (um das historische F-Wort zu vermeiden).
Ganz sicher ist dem so. Deutschland hat sich in der Grundstruktur nicht verändert, es haben sich lediglich die Pole verschoben: "Das Bauchgefühl braucht immer einen Heilsbringer, wechselt nur eben manchmal."
Wie meinte Zettel einmal:
Zitat von ZettelSie kriecht, die deutsche Volksseele. Mal ist sie mehr braun gefärbt, mal mehr grün. Die Dummheit ist dieselbe; das Bauchgefühl, das heute triumphiert hat.
Das Bauchgefühl der Deutschen und ein Leitstern, der sich seiner annimmt.
In meinen Augen passt das durchaus auch zu Ihrer Analyse, lieber Meister Petz und ist auch genau das was mich so beunruhigt: Es gibt in Deutschland weiterhin ein großes antifreiheitliches, antirechtsstaatliches und antidemokratisches Potential, dass sich aber selbst für den inbergriff der freiheitlichen, kultivierten Gesellschaft hält. - Weil es kein Empfinden dafür hat, was die Wahl der Mittel über das Wesen aussagt.
Es ist wohl unmöglich zu sagen, wie die Kräfteverhältnisse zwischen Freiheit, Pragmatismus und dumpfer Obrigkeitsgläubigkeit in diesem Land tatsächlich sind: Die Gefahr eines deutschen Totalitarismus, gleich in welcher Färbung, halte ich aber nicht für gebannt, sondern eher für latent, wenn die wirtschaftlichen Bedingungen dies einmal begünstigen sollten. Das Emotionale Element in der Politik ist in meinen Augen der Grundstein des Totalitarismus und daher ist es eben beunruhigend zu erleben, wie die deutsche Debatte bei den großen Themen, so auch der Flüchtlingsfrage, (leider kaum vorhande) sachliche Meinungsäußerungen "zwangsemotionalisiert" - indem sie diese als "menschenverachtend" oder "verlogen" abtut.
In Ihrem Beitrag schreiben Sie übrigens einen Satz, welcher in meinen Augen so richtig wie wichtig ist. Man sollte ihn jedem Bundesbürger auf die Strin tätowieren, auf dass er ihn jeden Morgen im Spiegel lesen muß:
Hätte man diesen Ihren Satz immer beherzigt, hätten wir viele Problem und emotionale Stimmungslagen weniger. Sie haben Recht damit, wenn Sie sagen, dass hier der Politik die betriebene Emotionlaisierung der Themen auf die Füße fällt. Nur fehlt wohl die Einsicht ebendieser das zu verstehen und wenn es schlecht läuft wird am Ende nur wieder die Frage stehen, welcher Heilsbringer der richtige ist.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von dirk im Beitrag #4Ich verstehe Ihren Artikel so: Alle (Rechte, Linke, Politiker, wer auch immer) wollen Liebe.
Sagen wir mal so: Es ist doch sehr aufschlussreich, dass der deutsche Sprachgebrauch für finanzielle Leistungen des Staates ausgerechnet das Wort "Zuwendungen" vorsieht, oder?
Zitat Mit anderen Worten: Die CSU macht es schon ganz gut.
Die CSU schafft es zumindest mit ihrer Mir-san-mir-Rhetorik in Bayern, das was Kollege Martin in #2 vermisst, einigermaßen herzustellen. Der Bayer wählt ja nicht die CSU, weil er sich von ihrer Politik so viele Wohltaten verspricht (das ist das große Missverständnis, dem die heilserwartenden Wähler in anderen Bundesländern anheim fallen) - er weiß genau, dass der Wohlstand seines Landes auf der eigenen Leistung beruht.
Zitat von Meister Petz im Beitrag #3 Sehe ich nicht, lieber Martin. Das Kuchenargument existiert auch in Ländern mit intakter nationaler Identität. In Frankreich z. B. ist selbst die Linke sehr nationalbewusst, aber die französischen FN-Wähler fühlen sich trotzdem benachteiligt.
Es ist doch ein Unterschied in Bezug auf den Respekt gegenüber einem Politiker, ob dieser für seine (nationale) Partei kämpft, oder für Ziele kämpft, die mit Interessen der Bevölkerung nichts zu tun haben. Ein Politiker wird nicht dafür verachtet, dass er die Ziele verfolgt für die er von der Mehrheit gewählt wurde, man bekämpft ihn dann eben mit den politischen Mitteln.
Zitat Aber wann werden Ungleichbehandlungen akzeptiert? Doch in der Regel nur dann, wenn der Ungleichbehandelte das Gefühl hat, besser weg zu kommen.
Das entspricht nicht meiner Erfahrung in Menschenführung. Beurteilungssysteme und Gehaltssysteme in größeren Firmen sind so angelegt, dass ungleiche Bezahlung transparent gehalten ist und dem Leistungsniveau entspricht. Daran kann man immer herummäkeln, und Unzufriedene wird es immer geben, aber insgesamt führt es kaum zur Verachtung der Führung, oder Respektlosigkeit ihr gegenüber.
Zitat Nicht "je gebundener an unser Land", denn die Politikerverachtung findet sich auf beiden Seiten des Spektrums.
Ich habe mich da vielleicht missverständlich ausgedrückt. 'Gebunden' heißt keine Alternative zu haben. Wer 20-40 Jahre alt ist und eine international gefragte Ausbildung hat fühlt sich nun mal weniger abhängig von der politischen Führung, als der Rest, inklusive dem Gros der Rentner.
Zitat Die letzte Frage ist gut: Ich habe manchmal den Eindruck, dass das Obrigkeitsdenken in Deutschland gar nicht weg ist. Die Menschen wünschen sich Politiker, zu denen sie aufschauen können (daher die Putinbegeisterung, die ja auch Rechte und Linke eint). Bei denen sie das Gefühl haben, eine Art Leitstern zu folgen (um das historische F-Wort zu vermeiden).
Es muss kein Leitstern sein. Aber die Menschen haben ein ziemlich gutes Gefühl, ob Führungskräfte ihre Interessen und Sorgen ernst nehmen oder ob sie hauptsächlich eigenen Interessen dienen.
In Ihrem Beitrag schreiben Sie übrigens einen Satz, welcher in meinen Augen so richtig wie wichtig ist. Man sollte ihn jedem Bundesbürger auf die Strin tätowieren, auf dass er ihn jeden Morgen im Spiegel lesen muß:
Hätte man diesen Ihren Satz immer beherzigt, hätten wir viele Problem und emotionale Stimmungslagen weniger. Sie haben Recht damit, wenn Sie sagen, dass hier der Politik die betriebene Emotionlaisierung der Themen auf die Füße fällt. Nur fehlt wohl die Einsicht ebendieser das zu verstehen und wenn es schlecht läuft wird am Ende nur wieder die Frage stehen, welcher Heilsbringer der richtige ist.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
Auf die Stirn tätowieren nun nicht gerade, das sollte die Freiheitsliebe verbieten, aber der Rest und vor allem der zitierte Satz ist beherzigenswert und richtig.
Zitat von Martin im Beitrag #7Es ist doch ein Unterschied in Bezug auf den Respekt gegenüber einem Politiker, ob dieser für seine (nationale) Partei kämpft, oder für Ziele kämpft, die mit Interessen der Bevölkerung nichts zu tun haben. Ein Politiker wird nicht dafür verachtet, dass er die Ziele verfolgt für die er von der Mehrheit gewählt wurde, man bekämpft ihn dann eben mit den politischen Mitteln.
Nun ist es aber gerade aktuell zu beobachten, dass die persönlichen Wünsche und Vorlieben zu nationalem Interesse erhoben werden. Der Politiker will respektiert werden und erhebt den Respekt vor der Politik zu einem nationalen Interesse und einer Frage von Frieden und innerer Sicherheit. Der nächste mag keine Türken und ruft den Untergang der deutschen Nation aus, sobald er einen sieht. Der dritte hat ein schlechtes Gewissen aufgrund des eigenen Wohlstandes und erhebt es zum nationalen Interesse, die Ungleichheit durch Aufnahme von Flüchtlingen zu beseitigen. Finden Sie nicht, dass die politische Diskussion vor allem darunter leidet, dass nicht mehr zwischen Partikularinteressen und nationalen, ja Menschheitsinteressen unterschieden wird? Der Pluralismus mit seiner Prämisse, dass durch den Wettbewerb der Partikularinteressen ein für alle tragfähiger Kompromiss entsteht, hat es schwer in dieser Zeit.
Es gibt einen schönen Satz von Carl Schmitt, der lautet "Wer Menschheit sagt, will betrügen". Damit hat er Recht. Einzig kann man einwenden, dass der große Nationalist Schmitt nicht gesehen hat, dass in vielen Fällen auch der, der "Nation" sagt, vorrangig seine eigenen Vorstellungen durchsetzen will.
Zitat Aber wann werden Ungleichbehandlungen akzeptiert? Doch in der Regel nur dann, wenn der Ungleichbehandelte das Gefühl hat, besser weg zu kommen.
Das entspricht nicht meiner Erfahrung in Menschenführung. Beurteilungssysteme und Gehaltssysteme in größeren Firmen sind so angelegt, dass ungleiche Bezahlung transparent gehalten ist und dem Leistungsniveau entspricht. Daran kann man immer herummäkeln, und Unzufriedene wird es immer geben, aber insgesamt führt es kaum zur Verachtung der Führung, oder Respektlosigkeit ihr gegenüber.
Stimmt. Aber dazu ist ein Unternehmen auch überschaubarer, trotzdem, sobald die Transparenz fällt (in vielen tarifgebundenen Unternehmen sind z. B. die AT-gehälter nicht transparent - setzt sofort der Argwohn ein. Zum anderen gibt es nur einen einheitlichen Vergleichsmaßstab, nämlich Qualifikation, Verantwortung und Leistung. Was in einem Staat nicht der Fall ist, man hat also viel mehr Ansatzpunkte, sich benachteiligt zu fühlen.
Zitat Zitat: Nicht "je gebundener an unser Land", denn die Politikerverachtung findet sich auf beiden Seiten des Spektrums.
Ich habe mich da vielleicht missverständlich ausgedrückt. 'Gebunden' heißt keine Alternative zu haben. Wer 20-40 Jahre alt ist und eine international gefragte Ausbildung hat fühlt sich nun mal weniger abhängig von der politischen Führung, als der Rest, inklusive dem Gros der Rentner.
Aber das ist doch eine Fehlwahrnehmung. Die persönliche Betroffenheit von politischen Entscheidungen ist doch oft eine selbstgewählte, so nach dem Motto "Ich will nicht in einem Land leben, das..."
Zitat von Martin im Beitrag #7Es muss kein Leitstern sein. Aber die Menschen haben ein ziemlich gutes Gefühl, ob Führungskräfte ihre Interessen und Sorgen ernst nehmen oder ob sie hauptsächlich eigenen Interessen dienen.
Das hängt unmittelbar mit dem zusammen, was ich eingangs geschrieben habe: Die Neigung, die eigenen Sorgen hochzustilisieren zu nationalen Interessen und das damit verbundene Gefühl, in der MEhrheit zu sein. Warum profitiert denn die AfD momentan nicht davon?
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #5In Ihrem Beitrag schreiben Sie übrigens einen Satz, welcher in meinen Augen so richtig wie wichtig ist. Man sollte ihn jedem Bundesbürger auf die Stirn tätowieren, auf dass er ihn jeden Morgen im Spiegel lesen muß:
Das ist zwar gut und richtig gemeint, aber es hängt auch davon ab, was man als Straftat definiert. In GB z.B. werden nach und nach auch Äußerungen, die früher nicht nur unter die Meinungsfreiheit gefallen, sondern sogar als marginal gesellschaftsfähig angesehen worden wären, kriminalisiert. Das geht in diese Richtung:
Zitat von BBCIn an interview with ES Magazine, Cheryl suggested it should be illegal to criticise someone over their weight. "Body shaming has to stop," she said. "Something has to be done, changed, even if it's done in law."
Zitat von Fluminist im Beitrag #10Das ist zwar gut und richtig gemeint, aber es hängt auch davon ab, was man als Straftat definiert. In GB z.B. werden nach und nach auch Äußerungen, die früher nicht nur unter die Meinungsfreiheit gefallen, sondern sogar als marginal gesellschaftsfähig angesehen worden wären, kriminalisiert. Das geht in diese Richtung:
Zitat von BBCIn an interview with ES Magazine, Cheryl suggested it should be illegal to criticise someone over their weight. "Body shaming has to stop," she said. "Something has to be done, changed, even if it's done in law."
Da haben Sie einen Punkt. Aber natürlich habe ich nicht gemeint, dass der Staat erst alle Gesinnungen gesetzlich vorschreibt und dann nur die Straftaten verfolgt.
OT: Das konkrete Beispiel finde ich übrigens verlogen. Denn anstatt mehr Toleranz (oder feministisch: "Body positivity") zu erreichen, wird Übergewicht einer Behinderung, also einem objektiven Mangel gleichgesetzt.
Zitat von dirk im Beitrag #4Ich verstehe Ihren Artikel so: Alle (Rechte, Linke, Politiker, wer auch immer) wollen Liebe.
Sagen wir mal so: Es ist doch sehr aufschlussreich, dass der deutsche Sprachgebrauch für finanzielle Leistungen des Staates ausgerechnet das Wort "Zuwendungen" vorsieht, oder?
Zitat Mit anderen Worten: Die CSU macht es schon ganz gut.
Zitat von Meister Petz im Beitrag #11OT: Das konkrete Beispiel finde ich übrigens verlogen. Denn anstatt mehr Toleranz (oder feministisch: "Body positivity") zu erreichen, wird Übergewicht einer Behinderung, also einem objektiven Mangel gleichgesetzt.
Wir hatten eine solche Diskussion im kleinen Zimmer einmal im Zusammenhang mit einem Beitrag zur Wertung von Homosexualität: Dass die Annerkennung eines zu beurteilenden Merkmals im Grunde schon der "Ismus" ist.
Daher ist diese Forderung weniger verlogen, als vielmehr Selbstbetrug durch mangelndes Denken, nach dem Motto: "Ich finde schon das dick sein ekelhaft ist, aber sagen darf man das natürlich nicht."
Das erinnert mich in der Naivität des Selbstbetruges an kleine Kinder, die meinen man sieht sie nicht mehr, wenn sie die Augen schließen.
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von Meister Petz im Beitrag #9Nun ist es aber gerade aktuell zu beobachten, dass die persönlichen Wünsche und Vorlieben zu nationalem Interesse erhoben werden. Der Politiker will respektiert werden und erhebt den Respekt vor der Politik zu einem nationalen Interesse und einer Frage von Frieden und innerer Sicherheit. Der nächste mag keine Türken und ruft den Untergang der deutschen Nation aus, sobald er einen sieht. Der dritte hat ein schlechtes Gewissen aufgrund des eigenen Wohlstandes und erhebt es zum nationalen Interesse, die Ungleichheit durch Aufnahme von Flüchtlingen zu beseitigen. Finden Sie nicht, dass die politische Diskussion vor allem darunter leidet, dass nicht mehr zwischen Partikularinteressen und nationalen, ja Menschheitsinteressen unterschieden wird? Der Pluralismus mit seiner Prämisse, dass durch den Wettbewerb der Partikularinteressen ein für alle tragfähiger Kompromiss entsteht, hat es schwer in dieser Zeit.
Ich denke, das Beispiel der CSU war gar nicht schlecht. Die CSU hat es eigentlich immer ganz gut geschafft, Themen- oder Interessenvielfalt unter einen einigermaßen bodenständigen Hut zu bekommen. Die Bayern werden ernster genommen als die Bürger der Restrepublik, und wenn es nur durch nervöse und hektische Reaktionen der CSU-Spitze signalisiert wird, der Bürger weiß, die CSU fürchtet um seine Stimme.
Die SPD war in alten Zeiten die politische Festung der Arbeiter, repräsentierte letztlich auch bodenständige, d.h. national verankerte Interessen, auch wenn sie die Internationale sang.
Erst mit den Grünen kam die Verantwortung für die Welt, die Menschheit, und andere diffusen Themen, kam der Wandel vom Bürger zum Instrument. Seit Merkel in diese Richtung eingeschwenkt, Schröder die Agenda 2010 durchgezogen hat gibt es keinen wirklichen Draht mehr zur Politik, Agenda passiert oben, nicht unten, notfalls mit medialer Nachhilfe. Das Verhältnis zur Politik hat sich geändert, der Staat ist mehr zum Gegner des Bürgers geworden, ein Staat der aus der Sicht vieler Bürger ungestraft lügt und betrügt.
Eine wirkliche Diskussion findet ja gar nicht mehr statt, Diskutanten werden sorgfältig ausgewählt, Bürger haben Angst, wenn sie den Kopf herausstrecken. Schon deshalb kann es keinen Pluralismus mehr geben. Dass wir das Ganze als Unterschichtenproblem wahrnehmen liegt auch daran, dass der Mittelklasse Karrieren wichtiger sind als die ehrliche Meinung öffentlich zu machen und Konsequenzen zu ziehen. Wenn schon Busfahrer ihren Job verlieren, weil sie das falsche T-Shirt tragen symbolisiert das ein bisschen den feindseligen Geist der Zeit. Wo ist da Platz für Respekt?
....wie man sie aus dem Bergman Film so kennt. Also schon arg zerrüttet, diese Kiste zwischen denen da draußen im Lande und der alten Tante SPD.
Zitat von Meister Petz im Blog Nun sage noch einer, dass unser Siggi das Herz nicht auf der Zunge trägt. Schon schlimm, dass es Neonazis gibt - aber viel schlimmer: Die Leute können die Politiker nicht leiden. Also mich!
Siggi ist halt stinksauer, weil die kleinen Leute draußen im Lande nicht mehr das tun, was früher ganz selbstverständlich war - insofern eher nicht katholisch und insofern eher norddeutsch - : SPD wählen. Eigentlich sind sie doch irgendwie sogar dazu verpflichtet - nachdem man ihnen alles so schön hergerichtet hat im "Folkhem", wie das die vorbildlichen schwedischen Genossen zu zutreffend nannten - in D wegen Ähnlichkeit zu einem gewissen anderen Begriff von gewissen anderen Leuten leider nicht wörtlich politisch übersetzbar.
Aber diese Lümmel sind untreu.
Zitat von Meister Petz im Blog Die Politikerverachtung ist ja nichts als eine enttäuschte Liebe zu Papa Staat. Aber da der Respekt und auch der Glaube an die Allmacht des Papas zu groß ist, wendet sich der Hass auch gleichzeitig gegen die, von denen man glaubt, dass sie die Gunst des Papas unverdient erhalten.
Klar, weil die geliebte Obrigkeit mit allerlei schrägen Frivolitäten fremdgeht, statt sich um das traute Heim zu kümmern.
Indessen ist Siggi durchaus einsichtig und nicht dumm und verleugnet die Krise und namentlich auch deren Ursachen nicht - anders als gewisse verbohrte Genossen, die unglückseligerweise in der Partei in der krassen Mehrheit sind.
Sein fernsehgerechter Besuch im Frühjahr bei den P-Leuten un Dresden sowie so manche Äußerung, wie z.B. Heftig-Deftiges zum Thema Griechenland, machen deutlich: Bitte holt uns endlich da raus - aus diesem unwürdigen 25-Pozent-Gefängnis.
Andererseits sind seine Rückeroberungsversuche zu durchsichtig zu zick-zackmäßig unglaubwürdig und die da draußen im Lande beißen einfach nicht an, dieses unsägliche Pack (TM) .
Siggi hat nicht bedacht, dass solche medienintensiv hingerotzten Begriffe eine Dynamik entwickeln, die man nicht mehr kontrollieren kann. Es fühlen sich Leute angesprochen, die sich doch gar nicht angesprochen fühlen sollten; Ostdeutsche wähnen sich insgesamt verpacktisiert, auch indem die Medienindustrie die Packtheorie genüsslich ausdehnt - auf all sie unsäglichen Spießer da im Osten, über die man in den Redaktionsbüros an der Alster und andernorts schon immer höchst indigniert war. Man hat es ja schon immer gewusst.
Und Dankbarkeit für solche Zuckerl wie den Mindestlohn gibt’s offenbar auch nicht. Als Pointe landet das womöglich letztlich noch auf Muttis Konto. Angesichts solcher Frustrationen kann man für die Packtheorie sogar ein gewisses Verständnis haben, oder?
Mutti kann sich derweil bequem zurücklehnen - dank ihrer Bismarck’schen Rückversicherungspolitik (in diesem Fall innenpolitisch) und dem Erst-mal-auf-sich-zukommen-lassen-und-dann-vorsichtig-weitergucken sowie Kraftworte vermeidend gehen ihre Rechnungen ganz ordentlich auf. Mutti heißt ja nicht umsonst so. Bei den feineren Leuten natürlich satirisch-abschätzig konnotiert, bei denen da unten aber womöglich Sehnsüchte bedienend, so dass der Mutti-Schuss auch nach hinten losgeht wie so viele auf Merkel gerichtete Böller, die sich als Rohrkrepierer erweisen. Auch Siggi wäre gerne Mutti.
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