Ich fand alle drei Beiträge sehr interessant.
Mag sein, daß es an der Auswahl der Autor(inn)en liegt - der Israeli ein Wissenschaftler, die Vertreter der arabischen Sicht ein Schriftsteller und eine Schriftstellerin. Aber es drückt vielleicht auch die unterschiedlichen Sichtweisen, ja Mentalitäten aus: Auf der israelischen Seite eine kühle Analyse, auf der arabischen ein Stimmungbild (der libanesische Autor) und eine (An-)Klage (die palästinensische Autorin).
Ich bin in Lauf der Jahre, in denen ich über diesen Konflikt nachgedacht habe, immer mehr zu der Überzeugung gekommen, daß es im Kern ein psychologisches Problem ist.
Materiell - wirtschaftlich, gesellschaftlich, wissenschaftlich; welchen Bereich immer man betrachtet - schadet die Existenz Israels nicht nur den Arabern nicht, sondern sie nützt ihnen. Denn Israel wäre ja nur allzugern bereit, den Arabern auf ihrem Weg in die Moderne zu helfen. Aus eigenem Interesse natürlich, um des "lieben Friedens willen". Aber auch im Interesse der Araber selbst. Das war der große Plan von Rabin, Perez und Arafat, der aus dem Prozeß von Oslo hervorgegangen war. Dafür hatten sie den Friedensnobelpreis erhalten.
Aber die Araber wollten nicht. Sie sahen und sehen überwiegend immer noch Israel nur als einen Feind, als eine Bedrohung.
Gewiß, vor einem halben Jahrhundert sind Flüchtlinge aus dem Teil Palästinas gekommen, der zu Israel geworden war. Flüchtlinge, die man aufnehmen mußte - im damaligen Ägypten (Gaza-Streifen), in Jordanien (Westbank) und im Libanon. Aber dieses Flüchtlingsproblem war keineswegs dramatischer als die Notwendigkeit, solche Flüchtlingsströme anderswo zu bewältigen. Man hätte die Flüchtlinge integrieren können, so wie das mit den aus der Türkei vertriebenen Armeniern, den aus Griechenland vertriebenen Türken, den deutschen Heimatvertriebenen usw. usw. erfolgreich geschehen ist.
Aber das wollte man explizit nicht. Die Wunde sollte offengehalten werden, die Menschen sollten in Lagern vegetieren, damit sie heiß auf Heimkehr, auf Rache blieben. Das geht jetzt so über Generationen.
Warum diese völlig übersteigerte, ja verstiegene arabische Bewertung des Flüchtlingsproblems, des Verlustes eines Stücks Küstenstreifen, der zum Staat Israel wurde?
Ich glaube, nicht der Verlust ist das Entscheidende, sondern der Erfolg. Der Erfolg dieses Staats Israel, der mit den entwickelten Industriestaaten mithalten kann, während die arabischen Staaten noch nicht einmal den Sprung in die Neuzeit gepackt haben.
Israel führt den Arabern täglich ihr eigenes Versagen vor Augen. Ihre Unfähigkeit, einen demokratischen Rechtsstaat, eine funktionierende kapitalistische Wirtschaft, eine auf einem wissenschaftlichen Unterbau sich entwickelnde Hochtechnologie aufzubauen.
Dafür hassen viele Araber Israel; für seine Überlegenheit. Und statt sich anzustrengen, um mit Israel gleichzuziehen, verpulvern sie ihre Emotionen (und ihr bißchen Geld) im "Befreiungskampf gegen den Zionismus".
Es ist eine traurige Geschichte. Diese große arabische Kultur fällt immer mehr zurück. Und je mehr sie zurückfallen, umso mehr schlagen viele Araber aus Verzweiflung um sich.
Statt - wie das Rabin und Perez ja angeboten hatten - sich von Israel großzügig helfen zu lassen, gemeinsam mit Israel eine blühende Wirtschaftsregion zu entwickeln.
Aber dazu müßten sich sich erst mal ihre Zurückgebliebenheit eingestehen, die Araber. Und das wollen sie ums Verrecken nicht. Im Wortsinn.