Ein bewegender Rückblick des HR auf die Tage nach dem 9.November. Darin eine Talkshow der Kulturreaktion.
Und darin als erster Befragter, als einer, dem der Moderator mit keinem Wort widersprach: Stephan Hermlin, eine der intellektuellen Stützen des kommunistischen Regimes.
Zitat von TurbofeeWir schickten jahrelang etwa zweimal pro Monat unser "Päckchen nach Drüben" an uns zuvor unbekannte Leute. Dafür erhielten wir jedes Jahr zu Weihnachten von ihnen einen echten Dresdner Stollen. Und einmal erhielt ich ein Buch, ein schönes Lexikon der Pflanzen und Tiere. Die Bilder waren schön und bunt.
So ähnlich war es auch bei uns. Unsere Verwandten bekamen die Pakete mit dem, was es bei ihnen nicht gab. Und sie schickten uns Bücher.
Erst als wir uns nach der Wiedervereinigung gegenseitig besuchten konnten, erfuhren wir, welche unendliche Mühe das für sie bedeutet hatte.
Sie konnten ja nicht einfach in eine Buchhandlung gehen und die Bücher kaufen oder bestellen, die wir uns gewünscht hatten (hauptsächlich Klassikerausgaben). Sondern sie setzten alle Hebel ihrer "Beziehungen" in Bewegung, boten Gegenleistungen an usw.
Wenn sie uns dann schrieben: Wir freuen uns, daß wir euch jetzt dieses und jenes Buch schicken können, hatten wir keine Ahnung davon, wie sie das gemeint hatten.
Zitat von TurbofeeDazu leistete Westdeutschland auch Wiedergutmachungszahlen in beträchtlicher Höhe - während die DDR dies nicht tat und sich auf die Seite der Sieger geschlagen hatte.
Nun, liebe R., ganz so ist es nicht gewesen. Ich habe das auch erst nach der Wiedervereinigung erfahren, nachdem ich mit einem neuen Bekannten über dessen Arbeit vor dem Mauerfall sprach:
Er war Mitarbeiter der LEW (=Lokomotivbau-Elektrotechnische Werke) in Hennigsdorf, einem nördlichen Nachbarstädtchen Berlins, ganz in der Nähe von meinem Wohnort. Später, nach dem Mauerfall, wurde die LEW dann (wieder) zur AEG, heute ist das die Firma Bombardier, die dort immer noch Bahnfahrzeuge baut: http://www.bombardier.com/index.jsp?id=1.../de/1_0/1_0.jsp
Die Schwerindustrie der Ostzone (DDR) musste den Russen einen bestimmten Prozentsatz ihrer Produkte zu einem geringfügigen Preis überlassen, heute würde man von der "symbolischen Mark" oder dem "symbolischen 1 Euro" sprechen. So hat mein Bekannter also große Elektro- und Diesel-Lokomotiven gebaut, von denen etliche nach Russland gingen (oder "SSSR" [CCCP], wie die sich damals nannten).
Auch andere Industriebetriebe mussten einen Teil ihrer Produktion an die Russen abgeben. Da kamen im Laufe der Jahrzehnte ebenfalls etliche Millarden an Werten zusammen!
Bekannt ist das den meisten so gut wie gar nicht.
Daneben gab es natürlich die politisch motivierten Unterstützungsprojekte für dem Ostblock nahestehende Staaten, wie z.B. Rot-Vietnam und andere.
Mein Beitrag soll jetzt aber keine Fürsprache für die untergegangene DDR sein, denn man muss auch bedenken, dass die so erfolgten Reparationsleistungen durch die DDR nicht so ganz freiwillig geschahen, sondern durchaus auf Druck von Moskau geleistet wurden.
Vielmehr zeigen die rund 1.500 bis 1.600 gewaltsam Getöteten an Grenze und in Gefängnissen, wie unmenschlich dieses Regime war. (Die beim Fluchtversuch in der Ostsee Ertrunkenen sind darin enthalten.) Man bedenke auch, dass der Ostteil Deutschlands die Todesstrafe bis Anfang oder Mitte der 1980er-Jahre hatte und praktizierte!
So sehr sich die DDR damals immer bemühte, sich als einziger "Anti-faschistischer Staat" darzustellen, so sehr sehe ich die DDR selbst als direkten Nachfolgestaat des 3. Reiches!
ich habe mir mal in Erfurt einen schönen Weltatlas (ich sammle sowas) gekauft, dessen Produzenten noch nicht der Versuchung nachgegeben hatten, Karten durch Bilder zu ersetzen - er ist wirklich von vorne bis hinten voller Karten! Nur findet man natürlich Wandlitz nicht...
Zitat von Thomas PauliNur findet man natürlich Wandlitz nicht...
Tja, die DDR-Landkarten ...
Wir hatten eine dabei, als wir nach der Wende auf den Spuren Fontanes den Stechlin-See erkunden wollten.
Sie stimmte nicht, wir kamen nicht hin.
Erklärung offenbar: Zwischen Rheinsberg und dem Großen Stechlinsee hatte die DDR einen Atom-Versuchsreaktor gebaut. Also gab es diese Gegend nicht auf der Karte; so wie auch die Umgebungen von Truppenübungsplätzen usw.
Nichts zeigt deutlicher die wesensmäßige Verlogenheit des Kommunismus als solche Details. Kommunisten haben einfach kein normales Verhältnis zur Wahrheit. Sie retuschieren Bilder, fälschen Dokumente, schreiben die Geschichtsbücher um, wie es gerade paßt - oder fälschen eben sogar Kartenmaterial.
Auf der Parteihochschule der SED war, jedenfalls in den Anfangsjahren, das erste, was jeder neu Aufgenommene tun mußte, das Annehmen eines falschen Namens, eines sogenannten Kampf- oder Parteinamens. Seinen wahren Namen durfte er keinem seiner Kommilitonen verraten.
Noch nicht mal ihren eigenen Kadern trauen die Kommunisten.
Und ich las einmal die Biographie einer deutschen Kommunistin, die in den 30er Jahren über Finnland in die Sowjetunion floh und sich in Moskau einen Statdtplan kaufte, weil sie sich nicht zurechtfand. Es stellte sich heraus, daß dieser Stadtplan auf das Jahr 1950 datiert war und diesen zukünftigen Stand darstellen sollte. In den 30ern war er jedoch zu garnichts nutze. Während bei uns die Märchen mit "Es war einmal" beginnen, hieß es dort "Einmal werden wir soweit sein"...
Wandlitz war der Ort, an dem sich die oberste Nomenklatura der DDR ein Örtchen nur für sich eingerichtet hatte, wo's Westwaren gab und keiner ihre Kreise stören konnte. Sonst muß ich gestehen, daß ich von meiner Mutter den Spitznamen "Kuchentiger" angehängt bekam, und je unglücklicher sie über einen "sitzengebliebenen" oder "Klitschkuchen" war, desto glücklicher war ich. Anders gesagt: "Die Restmenge eines Kuchens ist immer Null wenn ich nur genügend Zeit habe." Sieht zum Anbeißen aus!
Zitat von Thomas PauliLiebe Turbofee, Wandlitz war der Ort, an dem sich die oberste Nomenklatura der DDR ein Örtchen nur für sich eingerichtet hatte, wo\'s Westwaren gab und keiner ihre Kreise stören konnte.
Das verstehe ich sehr gut. Irgendwo brauchten sie ja einen Ort zum Ausruhen vom Kommunismus.
Noch heute kann man die Reste dieses Wandlitz, das ein wenig nördlich von Berlin liegt, bewundern:
Die Mauer um das Gebiet herum, die vierspurige Autobahn, die sich Erich H. nur für sich und engste Genossen dorthin bauen ließ (da durfte ja sonst kein anderer drauf fahren).
Du siehst also, Erich und Genossen haben sich um solche Feinheiten, wie "Autobahn geht nicht" überhaupt nicht gekümmert!
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