Habe gestern eine Dokumentation gesehen, die abschloss mit einer Bemerkung von Schmidt: "Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist." Das ist für mich die wahre Größe Helmut Schmidt's. Er konnte sich selber "auf den Arm nehmen" und kritisch über sich reflektieren. Es war sein Eingeständnis, dass er zwar genügend "gekräht" hat, aber eigentlich nichts so verändern konnte, wie er es gerne gewollt hätte. Das sagte er ohne Häme, ohne Enttäuschung, ohne Bitterkeit, sondern einfach als eine nüchterne Einschätzung der Realität. Habe nur ich das angedeutete verschmitzte Lächeln in seinen Augenwinkeln gesehen. (Leider lässt es meine mangelhaften Beherrschung des Internets nicht zu, dies zu verlinken. Es war jedenfalls gestern abend. Entweder ARD oder ZDF.)
Noch eine Anmerkung: Ich saß in der DDR in der "ersten Reihe" und verfolgte mit Interesse und innerer Teilnahme die Politik der Bundesrepublik. (Tagsüber war ich staatenlos und abends saß sich in der ersten Reihe.) Als treuer CDU Sympathisant hätte ich 1969 auch die SPD gewählt. Weil Kiesinger für mich "das Letzte" war. Allerdings hat mir die Ostpolitik Brandt's überhaupt nicht zugesagt, weil ich darin eine politische Aufwertung der DDR sah. Darin sah ich eine Zementierung der Teilung Deutschlands. Deshalb habe ich mich gefreut, dass Schmidt sein Nachfolger wurde, von dem ich sehr viel hielt. Er hat mich auch nicht enttäuscht. Als er dann gestürzt wurde, hat mich das sehr betrübt. In meiner Wahrnehmung war die FDP daran schuld. Deshalb hatte die dann bei mir versch... Gut, Kohl hat mich dann wieder zur CDU zurück gebracht. Besonders Beeindruckt war ich, dass er den Doppelbeschluss durchgesetzt hat.
LG, Paul
PS: Noch eine letzte Bemerkung. Habe wieder festgestellt, das Zettel ein Herz für Einsprachler hatte. Das war dann immer in blau geschrieben.
Auf einen Einzelaspekt konzentriert, aber nüt on ursach schreibt M. Klonovsky, es
Zitat sei sein Tod Anlass, daran zu erinnern, dass es in diesem Land Kanzler gab, die imstande waren, in freier Rede zusammenhängende Sätze mit passabler Syntax und einem erkennbaren Inhalt zu formulieren und die damit dem Zuhörer zumindest suggerierten, er, Sprecher, halte ihn für ein vernunftfähiges, überzeugenswürdiges Wesen und nicht für einen unmündigen Idioten, dem wahllos Wortbrocken und Satzstummel ins Maul gestopft gehören, auf dass er es auch künftig halte.
(Ein bißchen leidet die Metapher darunter, daß die Satzstummel normalerweise ins Ohr gestopft werden, aber wohllautend ist der Satz allemal. ) Jedenfalls aus seinen späteren Jahren ist mir Schmidt auch als Sprecher in Erinnerung, der sich nicht scheute, beim Hörer angemessene intellektuelle Interpretationsleistung vorauszusetzen und alberne Nachfragen nur mit einem sapienti sat signalisierenden Lungenzug zu quittieren.
Zitat "Altkanzler Helmut Schmidt ist tot. Wir haben in unserer Fraktionssitzung seiner in Respekt gedacht", schrieb Steinbach am Dienstagnachmittag auf Twitter. So weit so gut. Doch dazu stellte sie ein Zitat des SPD-Politikers aus dem Jahre 1981. "Wir können nicht mehr Ausländer verdauen, das gibt Mord und Totschlag", hatte Schmidt 1981 auf einer Veranstaltung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) gesagt, so berichtet es unter anderem Schmidt-Biograf Theo Sommer in seinem 2010 erschienenen Buch "Unser Schmidt: Der Staatsmann und der Publizist".
Die Zitatensammlung in der FAZ bietet einen guten Querschnitt. Die Zitate enthalten oft sehr viel Weisheit und Weitsicht. Deswegen ist es empfehlenswert Sie zu lesen.
Wir werden also in nächster Zeit über sehr viele Aussprüche von Schmidt informiert werden. Da er sehr viel gesagt hat, wird jeder aus diesem "Bergwerk" das ihm genehme "Erz" präsentieren. Die Äußerungen werden auch unterschiedlich sein, da Schmidt lernfähig war und sicherlich im Laufe der Zeit auch seine Meinung geändert haben wird.
Zitat von Paul im Beitrag #2In meiner Wahrnehmung war die FDP daran schuld. Deshalb hatte die dann bei mir versch...
Diese Wahrnehmung wurde ja auch (und wird meines Wissens immer noch) durch die SPD und die Medien gefördert. Dolchstoßlegenden haben bei politischen Veränderungen Hochkonjunktur.
Political Correctness ist nichts anderes als betreutes Denken.
Zitat von Paul im Beitrag #2In meiner Wahrnehmung war die FDP daran schuld. Deshalb hatte die dann bei mir versch...
Diese Wahrnehmung wurde ja auch (und wird meines Wissens immer noch) durch die SPD und die Medien gefördert. Dolchstoßlegenden haben bei politischen Veränderungen Hochkonjunktur.
Zitat von Paul im Beitrag #2In meiner Wahrnehmung war die FDP daran schuld. Deshalb hatte die dann bei mir versch...
Diese Wahrnehmung wurde ja auch (und wird meines Wissens immer noch) durch die SPD und die Medien gefördert. Dolchstoßlegenden haben bei politischen Veränderungen Hochkonjunktur.
Sehr interessant. Vor allem, da ich mich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass die FDP ihr Mißtrauensvotum eigentlich nicht gegen Schmidt, sondern gegen die Kräfte in der SPD, die Schmidt nicht mehr folgen wollten, gerichtet hatte und die Konsequenz aus der vom linken SPD-Flügel verursachten Handlungsunfähigkeit der Regierung zog. Diese Handlungsunfähigkeit wurde ja letztlich der FDP auch 2013 richtig zum Verhängnis.
>Frankreich dachte nicht daran, die Force de Frappe in einem anderen als dem eigenen nationalen Interesse einzusetzen.< Die Raketen der Forc de Frappe hatten eine Reichweite bis maximal Hannover! Frankreich nahm damit bewußt ein atomares Schlachtfeld Deutschland in Kauf! Denen waren die eigenen Leute halt näher als die Deutschen, die dabei (neben den Ostblocktruppen) ins atomare Feuer geraten wären. Ganz verdenken kann ich es ihnen nicht - nach den Erfahrungen!
Zitat von dentix07 im Beitrag #9>Frankreich dachte nicht daran, die Force de Frappe in einem anderen als dem eigenen nationalen Interesse einzusetzen.<
An Standhaftigkeit in der Frage der Nachrüstung gegen alle Illusionen des linken Weltbilds erinnert Richard Herzinger in einem anderen Nachruf:
Zitat von Die Welt, 10.11.In Deutschland stieß Glucksmanns Schändung der Heiligtümer der Linken jedoch auf Skepsis bis feindselige Ablehnung. Ganz unten durch war er bei gläubigen deutschen Pazifisten und Linken, als er auf dem Höhepunkt der Bewegung gegen die Nato-Nachrüstung unter dem Titel "Die Philosophie der Abschreckung" eine Rechtfertigung der nuklearen Rüstung des Westens veröffentlichte. Nur diese, argumentierte er, könne den sowjetischen Totalitarismus von der Unterwerfung ganz Europas abhalten, ohne einen schrecklichen Krieg führen zu müssen.
Der NATO-Doppelbeschluss war sicher eine Leistung von Schmidt. Ansonsten gibt es über seine Kanzlerschaft nichts Positives zu sagen. In seiner Amtszeit wurde die Verschuldung aufgebaut, an der wir bis heute knabbern. Das war natürlich nicht allein seine Schuld, das war eher Trend der Zeit, aber er war auch nicht besser als andere. Zumindest hat er keine derart gravierenden Fehler gemacht wie Merkel. Er war primär ein Verwalter, der erklärtermaßen keine Vision hatte.
Zitat von Paul im Beitrag #2In meiner Wahrnehmung war die FDP daran schuld. Deshalb hatte die dann bei mir versch...
Diese Wahrnehmung wurde ja auch (und wird meines Wissens immer noch) durch die SPD und die Medien gefördert. Dolchstoßlegenden haben bei politischen Veränderungen Hochkonjunktur.
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