Das Pendel unserer Meinungskultur heißt "Rechts" Zur Zeit erfährt der unliebsame Kritiker an politischen Verhältnissen zuerst die Bezeichnung Rechtspopulistisch um dann schleichend von Rechtsextrem ersetzt zu werden. Obendrauf gibts dann die "Nazi-Bezeichnung", was zur nationalsozialistischen (NSDAP) führt. Dieser Vorgang hat sich dermassen etabliert, das der Bürger diese Manipulation schon gar nicht mehr wahrnimmt.
Da seit Jahren wie selbstverständlich der Begriff des "Rechtspopulismus" inflationär ge(miß)braucht wird und derzeit Hochkonjunktur erfährt, will ich doch einmal hinterfragen, was genau ist es, das man als rechtspopulistisch oder rechtsextrem bezeichnen kann, darf, muß. Oder dient dieser Begriff, einfach nur zum diskriminieren und wenn ja, wen?
Dikriminierend deshalb, weil "Rechts", und insbesondere hier in Deutschland aufgrund der Nazi-Vergangenheit und dem Holocaust eine menschenverachtende und mordende Historie in unseren Geschichtsbüchern festgeschrieben bleibt, die durch nichts zu tilgen ist und deren Verantwortliche man mit "Rechts" konnotiert. Wobei das Hitler-Regime und seine nationalsozialistische (NSDAP) im damaligen Zeitgeist entgegen dem heutigen Verständnis keinesfalls "Rechts" genannt oder eingeordnet wurde, man sprach von den "Braunen oder Braunhemden" von "Faschisten" und von "Nazi's" als Kurzform von Nationalsozialisten. Die älteste im Parlament vertetene Partei Deutschlands trägt zwar das "Sozialistisch" in der Bezeichnung aber nicht "National" und schon gar nicht "Rechts".
Kommen wir zur Sitzverteilung im Bundestag, wer dort links und rechts und in der Mitte sitzt ist bekannt. Wäre für die Schwere, der mit dem Wort verbundenen Einschätzung zu billig, um hier auf die rechts der Mitte sitzende Partei zu kommen.
Auf der weiteren Suche nach "Rechts" lese ich In einem Artikel des "focus" vom Januar 2013 über die Geschichte des "Nationalsozialismus". Ich suche nach der damit - wie heute suggeriert - verbundenen "Rechtsextremität", aber finde keinen Hinweis in Verbindung mit der NSDAP, aber ein winziges Streiflicht zur Zentrumspartei und zur DNVP.
Zitat http://www.focus.de/wissen/mensch/geschi...aid_235501.html Nach dem Ende der Ära Brüning im Mai 1932 entschied sich Hindenburg für Franz von Papen, einen Rechtsaußen der Zentrumspartei, der auch der vorherige Reichskanzler angehört hatte. Die Zentrumsfraktion wertete dies als Verrat, woraufhin sich Papen für die Macht und gegen seine Partei entschied. Zweiter Mann im sogenannten „Kabinett der Barone“ war General Kurt von Schleicher. Hitler und seine NSDAP tolerierten jene Regierung – gegen die Auflage, dass Neuwahlen die Regierung bestätigen sollten.
Aus Wikipedia:
Zitat DNVP (nationalkonservative Partei in der Weimarer Republik, deren Programmatik Nationalismus, Nationalliberalismus, Antisemitismus, kaiserlich-monarchistischen Konservatismus sowie völkische Elemente enthielt)
... und so schreibt Wikipedia weiter:
Zitat Die DNVP stand im rechtskonservativen Spektrum des Parteiensystems.
Durch die Kooperation mit der NSDAP verlor die DNVP ab 1930 zunehmend an Bedeutung. Nach der Selbstauflösung im Juni 1933 schlossen sich ihre Reichstagsabgeordneten der NSDAP-Fraktion an.
Êine, jedem Wandel zugängliche Partei war und ist die Zentrumspartei, dennoch ohne wirklichen Befund auf "rechts":
Zitat Nach dem Krieg wurde das Zentrum wiedergegründet, da die neu entstandene CDU einen Kurs steuerte, der als zu rechtslastig empfunden wurde: Die Zentrumspartei war sozialpolitisch linker und lehnte die Wiederaufrüstung ab. Andererseits war sie weniger liberal, nämlich konfessioneller in der Kulturpolitik. Die Partei hatte aber ihre Funktion als christlich-katholische Volkspartei verloren, da die CDU konzeptionell eine gemeinsame Partei beider großer Konfessionen war.
Die CDU also rechtslastig. Hätte man das vor 70 Jahren auch so formuliert oder ist die Bezeichnung ein Kind unserer Zeit und dementsprechend als "Neusprech" PC-korrekt einzuordnen und in Wiki niedergeschrieben worden?
Da schaue man bei Wikipedia nochmals nach:
Zitat Rechtspopulismus ist ein Oberbegriff für politische Strömungen mit teilweise recht unterschiedlichen Bewegungen und Parteien[1] in mehreren europäischen Staaten, die sich ab den späten 1970er Jahren in Westeuropa herausbildeten und in den 1990ern auch in den Staaten Osteuropas Fuß fassten.
Das sagt ja zunächst nicht wirklich etwas aus. Für eine Demokratie sind unterschiedliche, politische Strömungen gesund und tragen zur Meinungsbildung bei, die bei demokratischer Voraussetzung für jeden Rechtstaat ein Gewinn sein können. Aber dennoch nahm seit den späten 80zigern der "Rechtspopulistische" Zug als Bezeichnung Fahrt auf.
Und so ist weiter zu lesen bei "Wiki"
Zitat Die Vertreter dieser Strömungen verbinden zugespitzte Positionen von Teilen der politischen Rechten mit einem Bekenntnis zur Demokratie und wenden sich in populistischer Manier etwa gegen Einwanderer, die Europäische Union und die etablierten Parteien.
Rechtspopulisten sehen sich als Sprachrohr einer „schweigenden Mehrheit“, deren Interessen die etablierten Parteien ignorieren würden und die gegenüber Migranten oder ethnischen Minderheiten benachteiligt sei. Damit richtet sich der Rechtspopulismus in seinem Selbstverständnis gegen gesellschaftliche Minderheiten und die politische Klasse, die er als korrupt, machtbesessen und zu wenig volksnah ansieht. Der „Appell an das Volk“ soll dabei suggerieren, dass es einen genuinen Volkswillen gebe, der in seinem latenten Wahrheitsgehalt nur zutage gebracht werden müsse.[2]
Also gegen die politische Klasse, so so, aha, dazu sagt ebenfalls Wiki:
Zitat Politische Klasse bezeichnet allgemein die gesellschaftliche Führungsschicht der Berufspolitiker (umgangssprachlich auch Politikerkaste oder Politikerzunft), in kritischer Weise auch die Politiker als machtversessene und selbstbezogene soziale Klasse. Die Bezeichnung wurde erstmals Ende des 19. Jahrhunderts vom italienischen Politikwissenschaftler Gaetano Mosca verwendet.[1]
Das alles bringen also zwei unscheinbare Wörter hervor. Mhhhhm, wenn diese "Übersetzung" von dem Begriff "Rechts" verschont bleibt, kann man diese Interpretation durchwinken.
Nochmal Wiki, von der politischen Klasse zur politischen Elite:
Zitat Der deutsche Altbundeskanzler Helmut Schmidt zählt neben Politikern auch die politischen Journalisten zur politischen Klasse.[3] Die Elitesoziologie bescheinigt der politischen Elite, dass für sie Politik nicht nur zum Erwerbsberuf geworden ist, sondern dass sie sich zunehmend von der Bevölkerung abkapselt, sich nicht mehr durch soziale Mobilität erneuert und dadurch von denjenigen Interessen entfernt, die sie zu vertreten beansprucht. *Zur politischen Elite eines Landes gehört darüber hinaus diejenige bevorrechtete Gruppe, die durch politische und wirtschaftliche Spitzenpositionen regelmäßig politische Macht ausübt und damit wesentlich über gesamtgesellschaftliche Fragen entscheidet und die gesellschaftlichen Ressourcen kontrolliert.*[4]
Auch hier keinen Hinweis oder eine Distanzierungsangabe der gegen "Rechts" auf- und eingestellten Politiker. Aber es birgt eine Aussage* die mich näher zu meinem Anliegen bringt und zu meiner Frage "wieso Rechtspopulismus"? Und wenn eine politische Elite, die seit vielen Jahren, den MS- und PC-korrekten Lebenswandel vorgibt, impliziert das dann nicht auch die Vorgabe eines zu gebrauchenden Vokabular?
Aber jetzt weiß "Wiki" die Antwort:
Zitat Anders als die neofaschistisch und revisionistisch gesinnten Rechtsparteien der Zeit nach 1945 verzichtet der Rechtspopulismus auf ein völkisch geprägtes Weltbild; an Stelle des klassischen Rassismus treten eher Argumentationen des kulturellen Rassismus. Auch lehnt der Rechtspopulismus das demokratische System nicht ab, sondern wendet sich tendenziell oder implizit und verdeckt gegen einzelne Elemente wie den Pluralismus, den Minderheitenschutz oder die Religionsfreiheit. Rechtspopulistische Parteien und Organisationen handeln meist aus der Opposition heraus und formulieren öffentlichkeitswirksame und plakative Maximalforderungen.
Bedeutet, wenn ich das richtig lese, das nach 1945 die politische Be- und Verurteilung unter Gebrauch des Rechtspopulismus/Extremismus ein kuschliges Zuhause innerhalb von Verschwöhrungstheorien hatte und das mit zunehmenden Jahrzehnten tendenziell, implizit oder vedeckt jedem Kritiker zumindestens Rechtspopulismus unterstellt werden kann.
Wenn wir lange genug warten sind wir am Ende alle "Rechts" oder wir sind bis dahin Wortschöpfungen unterworfen die sich zwischen Halal und Haram bewegen. Aber ganz sicher ist, das der Begriff von "Rechts" keinem mehr hilft. Am wenigsten denen, die heute so gern davon schwafeln.
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Zitat von Nola im Beitrag #1Die CDU also rechtslastig. Hätte man das vor 70 Jahren auch so formuliert
Vor 70 Jahren wohl nicht. Das Ahlener Programm vom Februar '47 enthält ja ziemlich klare Ansagen:
Zitat Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Nach dem furchtbaren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch als Folge einer verbrecherischen Machtpolitik kann nur eine Neuordnung von Grund aus erfolgen.
Inhalt und Ziel dieser sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen unseres Volkes sein...Kohle ist das entscheidende Produkt der gesamten deutschen Volkswirtschaft. Wir fordern die Vergesellschaftung der Bergwerke.
(Auch wenn darauf hingewiesen worden ist, daß dieser Entwurf nie als offizielles Parteiprogramm angenommen worden ist & als Schachzug Adenauers gedacht gewesen sei, um die Herz-Jesu-Sozialisten ins Boot zu holen.) Für die Kritischen Geister der 50er war die CDU natürlich i-bäh, nicht zuletzt wegen des "C", aber die Vokabel "rechts" kommt in den Auslassungen, auch denen der Gruppe 47 nicht vor (hinzu kam, daß denen auch die SPD verdächtig war, Bürgertum sowieso, etablierte Politik auch). Politik war überhaupt suspekt, im "Dienst der Großindustrie" oder der Rüstungsprofiteure & was es noch so gab. Enzensbergers frühe Gedichte sind bekannt (waren ja lange genug Schulstoff): dieser Dégout erstreckte sich auf die ganze etablierte politische Landschaft. Das änderte sich mit der Wahl 1961. Genau dazu hat Martin Walser damals den 1. ersten Band id Reihe "Rowohlt Aktuell" ediert: "Die Alternative oder Brauchen wir eine neue Regierung?", wo dann die ~30 Beiträger, mit ganz-viel-Bauchschmerzen, sich auf die SPD als "kleineres Übel", verstehen konnten. Konserativ war immer das Spießigste (das Wörtchen war immer das Schibboleth: wer das überhaupt dudenkorrekt kannte, oder gar auf dessen Verwendung insistierte, war entlarvt); für die Lokalpolitik wurde dann 1 Auge zugekniffen, weil man davon ausging, daß hier eh' Filz & Fett die Richtschnur waren.
"Rechts" wurde erst ab den späten 70ern zu einer einigermaßen neutralen Vokabel, & erst hoch in der Ära Kohl konsensfähig (durchaus auch gegen die Kohl-CDU, die als alles mögliche, aber nicht genuin konservativ gesehen wurde). Und da war die Vokabelerweiterung fällig. Strauss ist in seiner Zeit nie als "Rechtspopulist" bezeichnet worden; obwohl die Anwürfe in seine Richtung haargenau die gleichen waren; aber man hat sich anderer Verbalinjurien bedient.
Mit Wiki muss man in diesem verminten Gelände überhaupt ganz vorsichtig sein: da kommen dann Sachen wie
Zitat von Wikipedia, Stichwort 'Neue Rechte'Der Hamburger Historiker Volker Weiß zeigt in seinem Buch „Deutschlands Neue Rechte“ 2011,[12] „dass durch Sarrazin und seine Parteigänger traditionell rechte Thesen und Begriffe fest in der Mitte der Gesellschaft verankert wurden. Der von Autoren wie Thilo Sarrazin und Peter Sloterdijk [vor allem mit ihren Büchern Deutschland schafft sich ab, 2010, bzw. Regeln für den Menschenpark, 1999, und Die Verachtung der Massen, 2000[13]] angestoßene Diskurs um Elite, Leistung und Vererbung hat damit Kreise erreicht, die etwa die NPD niemals hätte ansprechen können. Auf diese Neue Rechte wird sich die Gesellschaft zukünftig einstellen müssen.“[14] Dies sei umso bemerkenswerter, da Sloterdijk „als ein typischer Vertreter der linken Kulturkritik“ mit seiner „anthropotechnischen Wende“ nicht „als ein Überläufer ins Lager der Gegenaufklärung“[15] zu erwarten gewesen sei und von einem Sozialdemokraten wie Sarrazin ein „Schulterschluss“ mit „der „äußerste[n] Rechten“[16] auch überrasche.
Was einem distinzierten Betrachter den Gedanken eingeben kömnte, daß es sich bei Sarrazin vielleicht doch nicht um dunkeldeutsches Neurechtstum handelt (& dass Sloterdijk je ein "typischer Vertreter der linken Kulturkritik" gewesen wäre, dürfte wohl die Neuigkeit des Jahrzehnts darstellen). Aber eben um traditionell rechte Thesen, & die haben im Mainstream nix zu suchen.
Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire
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