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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 20 Antworten
und wurde 1.738 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Llarian Offline



Beiträge: 7.126

25.03.2016 21:24
Neues von der Sprachpolizei Antworten

Eine kurze Anmerkung zu einem Tweet.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

25.03.2016 23:26
#2 RE: Neues von der Sprachpolizei Antworten

Doch, ich finde es schon gemein, weil es ziemlich hämisch ist. Ähnlich gemein wie Gaulands Satz, dass die Flüchtlingskrise "ein Geschenk" für die Afd ist.

Beide Seiten sind gemein und respektlos gegenüber den Opfern. Die - wie Du es nennst - Sprachpolizei (wobei es eher eine Art "Begründungspolizei" ist), die die Terroranschläge nur schlimm findet, weil die Afd davon profitiert. Und Frau von Storch ist gemein, weil sie das bestätigt.

Im Grunde genommen hat sie hier eine riesige Chance verpasst, ihren Gegnern Wind aus den segeln zu nehmen und zu zeigen, dass sie mehr Anstand hat als die anderen. Aber sie hat ihn offensichtlich nicht.

Gruß Petz

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

26.03.2016 07:46
#3 RE: Neues von der Sprachpolizei Antworten

Ich hänge so ein bißchen an dem Begriff der Sprachpolizei fest. Ich hab das nochmal gegoogelt, und mein Eindruck ist, daß von Storch sich durch ihren tweet zunächst mal nur einen veritablen shitstorm eingefangen hat, und die Medien berichten, im Ton wohlwollend bis hämisch, über diese Tatsache. Übrigens, so mein Eindruck, eher über das "viele Grüße aus Brüssel", als über das "nix mit nix". Genau genommen hat von Storch eine Meinungsäußerung vorgenommen, zu der sehr viele Menschen wiederum eine Meinungsäußerung gemacht haben. Soweit, finde ich, ist alles im grünen Bereich. Übrigens hat die Trulla von den Jungen Grünen für ihren "Angst vor Rechtspopulisten"-tweet ebenfalls einen Entrüstungssturm kassiert, über den allerdings weniger berichtet worden ist.

Ich glaube, lieber Llarian, ein shitstorm ist zunächst mal lediglich die Bündelung von Meinungsäußerungen, die es früher so nicht gegeben hat. Von Sprach- oder Gesinnungspolizei (immerhin ein harter Vorwurf) dagegen würde ich nur dann sprechen, wenn die berufliche oder bürgerliche Existenz berührt oder bedroht ist. Das kann durchaus infolge eines shitstorms passieren, wenn z. B. ein Lehrer seine Stelle verliert. Der "Gesinnungspolizist" befand sich dann aber in der Schulbehörde oder im Kultusministerium. Oder aber wenn ein amtierender Bundespräsident Wulf gegenüber Medien äußert, die Bundesbank könne "jetzt schon einiges tun" (um damals Sarrazin zu schassen). Natürlich können die Grenzen hier fließend sein. Und manchmal kommen die gesinnungspolizeilichen Maßnahmen auch aus Ecken, aus denen man gar nicht damit rechnet. Im Fall von Beatrix von Storch nämlich aus der AfD:
http://www.huffingtonpost.de/2016/03/23/..._n_9530908.html

Herzliche Grüße,
Andreas

"Man kann einen gesellschaftlichen Diskurs darüber haben, was Meinungsfreiheit darf. Oder man hat Meinungsfreiheit." (Christian Zulliger)

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.432

26.03.2016 08:44
#4 RE: Neues von der Sprachpolizei Antworten

Zitat von Meister Petz im Beitrag #2


Im Grunde genommen hat sie hier eine riesige Chance verpasst, ihren Gegnern Wind aus den segeln zu nehmen und zu zeigen, dass sie mehr Anstand hat als die anderen. Aber sie hat ihn offensichtlich nicht.

Gruß Petz


Wie genau hätte denn die AfD bzw. das Personal der AfD reagieren sollen? Von Storch wird vorgeworfen, sie hätte die Toten und Verletzten instrumentalisiert. "Instrumentalisieren" erkenne ich aber nur, wenn ein künstlicher Zusammenhang zweier Themen hergestellt wird. Oder wenn eine Emotion ausgeschlachtet wird, wo sachliche Erwägung gefordert wäre.
In so weit empfinde ich die Fotos von kleinen Mädchen in Flüchtlingslagern als "Instrumentalisierung".

Aber der Terroranschlag ist ja nun mal genau das, was die AfD befürchtet hat. Ist jetzt der Vorschlag, die AfD habe immer, wenn deren Befürchtungen eintreffen, dem Mund zu halten? Nach meiner Wahrnehmung funktioniert so Politik nicht. Wenn die eigenen Vorhersagen eingetroffen sind, dann muss eine Partei das auch betonen, um sich beim Wähler zu verankern.

Deswegen würde mich interessieren, wie genau jetzt die verpasste Chance ausgesehen hat.

___________________
Kommunismus mordet.
Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.

Llarian Offline



Beiträge: 7.126

26.03.2016 09:19
#5 RE: Neues von der Sprachpolizei Antworten

Zitat von Meister Petz im Beitrag #2
Im Grunde genommen hat sie hier eine riesige Chance verpasst, ihren Gegnern Wind aus den segeln zu nehmen und zu zeigen, dass sie mehr Anstand hat als die anderen. Aber sie hat ihn offensichtlich nicht.

Die Chance ist und war schlicht nicht existent, lieber Petz. Wenn Sie die Klappe gehalten hätte, hätte das schlicht kein Schwein interessiert. Und hätte sie etwas von den Opfern geschrieben, hätte man ihr entweder die selbe Instrumentalisierung vorgeworfen oder es ebenso ignoriert. Das ist am Ende wie das Reden mit der tatsächlichen Polizei: Sie kann sagen was sie will, entweder ist es ohne Bedeutung oder es wird gegen sie verwendet. Die
Und ob sie Anstand hat, halte ich tatsächlich für nebensächlich, sie zeigt keine größere Anstandslosigkeit als andere. Nur bei ihr ist es bapfui.

Llarian Offline



Beiträge: 7.126

26.03.2016 09:34
#6 RE: Neues von der Sprachpolizei Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #3
Ich hab das nochmal gegoogelt, und mein Eindruck ist, daß von Storch sich durch ihren tweet zunächst mal nur einen veritablen shitstorm eingefangen hat, und die Medien berichten, im Ton wohlwollend bis hämisch, über diese Tatsache.

An der Stelle muss man schon einhaken. Ich bezweifele diesen "shitstorm" doch recht deutlich. Welcher Sturm soll das sein, dass sich ein paar Dutzend (hundert ?) anonyme Sprachpolizisten aufmachen und ihre Häme in ein hirnloses Medium abkippen? Würden keine Medien darüber berichten und eine Story daraus machen, würde kein Hund danach bellen. Es geht mir auch nicht um das Deppenkommando auf Twitter. Die sollen sich soviel äussern wie es ihnen Spass macht. Es geht mir eher um die Presse, die das aufnimmt und den nicht vorhandenen Ball spielt.

Zitat
Übrigens hat die Trulla von den Jungen Grünen für ihren "Angst vor Rechtspopulisten"-tweet ebenfalls einen Entrüstungssturm kassiert, über den allerdings weniger berichtet worden ist.


q.e.d.

Zitat
Von Sprach- oder Gesinnungspolizei (immerhin ein harter Vorwurf) dagegen würde ich nur dann sprechen, wenn die berufliche oder bürgerliche Existenz berührt oder bedroht ist.


Das würde hier zweifelsohne genauso passieren, dummerweise ist Frau von Storch als derzeit Berufspolitikern nicht wirklich angreifbar. Und das ist auch der einzige Grund. Ich habe keinen, ja nicht den allergerinsten Zweifeil, dass die selben Gesinnungspolizisten, die eben auch bei Sarrazin und anderen am Werke waren, liebend gern ihren Arbeitgeber unter Druck setzen würden, sie doch bitte rauszuwerfen. Geht nur halt nicht, weil ihr Arbeitgeber die EU ist und die Stimmen die der AfD sind. Hast Du diese Zweifel ?

Zitat
Und manchmal kommen die gesinnungspolizeilichen Maßnahmen auch aus Ecken, aus denen man gar nicht damit rechnet. Im Fall von Beatrix von Storch nämlich aus der AfD:


Das ist das schöne an einer Partei: Man kann sich drauf verlassen, dass sich immer einer findet, der seine Chance darin sieht aus dem Schaden eines anderen noch seinen Honig zu sagen: Freund. Feind. Parteifreund.

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

26.03.2016 11:47
#7 RE: Neues von der Sprachpolizei Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #6
Zitat von Doeding im Beitrag #3
Ich hab das nochmal gegoogelt, und mein Eindruck ist, daß von Storch sich durch ihren tweet zunächst mal nur einen veritablen shitstorm eingefangen hat, und die Medien berichten, im Ton wohlwollend bis hämisch, über diese Tatsache.

An der Stelle muss man schon einhaken. Ich bezweifele diesen "shitstorm" doch recht deutlich. Welcher Sturm soll das sein, dass sich ein paar Dutzend (hundert ?) anonyme Sprachpolizisten aufmachen und ihre Häme in ein hirnloses Medium abkippen? Würden keine Medien darüber berichten und eine Story daraus machen, würde kein Hund danach bellen.


Naja. Ich glaube, da schätzt Du die sozialen Medien etwas zu einseitig gering. Ohne Facebook und Twitter wäre die Diskussion um die kriminellen Exzesse der Kölner Silvesternacht möglicherweise nicht oder nicht so diskutiert worden.

Mein Punkt ist aber auch ein anderer. "Sprachpolizei" suggeriert staatliches Handeln oder zumindest staatliche Billigung. Die assoziativ naheliegenden Begriffe sind "Zensur", oder die Negation des "Rechtsstaats". Nun kannst Du natürlich nix für meine Assoziationen , aber es ist eben auch in der Sache falsch. Es geht einerseits um schlechten Journalismus, der, wie meist in Deutschland, nicht hinreichend zwischen Berichterstattung und Kommentar unterscheidet. Daß über Phänomene in den social media berichtet wird, finde ich OK, manchmal sogar geboten. Daß das kommentiert wird, auch. Beides sollte jedoch idealwerweise erkennbar voneinander getrennt sein, was es nicht ist.

Worum es mMn aber eigentlich geht, ist daß wir ein Riesenproblem mit Denunziation in Deutschland haben. Das geht aber weder vom Staat noch in erster Linie von der Politik aus (unrühmliches Gegenbeispiel: die Facebookinitiativen von Merkel/Maas), sondern das kommt von "unten", und die hohen Verbreitungsgeschwindigkeiten der sozialen Medien begünstigen das. Es sind die "Aktivisten" wie die Stasitante Kahane von der Amadeu-Stiftung, der es gar nicht schnell genug gehen kann, ganz in der Tradition ihres früheren Brotgebers, Leute aus öffentlichen Ämtern zu entfernen.

Wobei ich noch nicht mal Hundertprozent sicher bin, ob das wirklich mehr geworden ist, oder ob es einfach nur stärker sichtbar wird. Interessant wäre z. B. mal die Frage, ob die Anzahl der politisch motivierten Beschwerden, die sagen wir, bei den Anwaltskammern eingehen und entsprechende Sanktionierungen anmahnen, in den letzten 20 Jahren mehr geworden sind (viele Politiker sind ja Juristen, so auch Beatrix von Storch). Interessant wäre weiter, in wie vielen Fällen dann tatsächlich von Sanktionsinstrumenten (z. B. Berufsverbote, Entzug der Approbation bei Ärzten) Gebrauch gemacht worden ist und ob auch hier ein Trend zu erkennen ist. Das ja doch recht neue Phänomen des Rumpopelns in jahrzehntealten Dissertationen, um politische Gegner sturmreif zu schießen, kann man vielleicht als Hinweis in diese Richtung sehen. Zumindest glaube ich keine Sekunde daran, daß es Vroniplag et. al. um die Qualität von Forschung und Lehre geht. Ein ähnlich beliebtes Instrument ist ja inzwischen die Strafanzeige wegen Volksverhetzung. Das scheint mir deutlich mehr geworden zu sein. Allerdings kann man dann mit schöner Regelmäßigkeit in fast allen Fällen nach einigen Wochen den Medien die Einstellung der Ermittlungen entnehmen. Seine Wirkung auf das Diskussionsklima hat das dann dennoch nicht verfehlt.

Vermutlich sind wir in diesem Befund gar nicht so weit voneinander entfernt, ich finde nur a.) den tweet von von Storch kein besonders griffiges Beispiel und b.) den Begriff der Sprachpolizei irreführend. Die ekelhafte Bespitzellungs- und Denunziations"kultur" kommt buchstäblich aus dem Volk und die sozialen Medien begünstigen ihre Verbreitung.

Herzliche Grüße,
Andreas

"Man kann einen gesellschaftlichen Diskurs darüber haben, was Meinungsfreiheit darf. Oder man hat Meinungsfreiheit." (Christian Zulliger)

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

26.03.2016 12:10
#8 RE: Neues von der Sprachpolizei Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #7
Vermutlich sind wir in diesem Befund gar nicht so weit voneinander entfernt, ich finde nur a.) den tweet von von Storch kein besonders griffiges Beispiel und b.) den Begriff der Sprachpolizei irreführend.

Stimmt. Unbehagen in der einen oder anderen Richtung re von Storch ist die Beschwer einer Prinzessin auf der Erbse, verglichen mit dem in England eingetretenen Fall. Ein gewisser Matthew Doyle, ersichtlich auch ein Forschergeist auf der Suche danach, was nix mit nix zu tun hat, hat folgenden Tweet abgesetzt:

Zitat
I confronted a Muslim woman yesterday in Croydon. I asked her to explain Brussels. She said “Nothing to do with me”. A mealy mouthed reply.


(Zum Verständnis sollte man vielleicht anmerken, daß mealy-mouthed so viel heißt wie verhalten, sich fürchtend offen die Meinung zu sagen.) Was immer man hiervon und z.B. von der Wahrscheinlichkeit, daß das behauptete Gespräch überhaupt stattgefunden hat, halten mag - Tatsache ist, daß Mr Doyle, nachdem sein Beitrag auf Twitter eine gewisse Notorietät erlangt hatte - hauptsächlich Parodien ad absurdum -, von tapferen Gedankenvigilanten angezeigt und von der Polizei verhaftet wurde.

Heraus kam natürlich nichts, außer daß Mr Doyle und viele andere, deren Ansichten nicht immer ganz politisch korrekt sind, die aber gerne auf Zwangsurlaub in Her Majesty's Hotelkette verzichten, fürderhin selbst mehr mealy mouthedness entwickeln werden.

http://blogs.spectator.co.uk/2016/03/how...-stupid-things/

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

26.03.2016 12:50
#9 RE: Neues von der Sprachpolizei Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #8
Zitat von Doeding im Beitrag #7
Vermutlich sind wir in diesem Befund gar nicht so weit voneinander entfernt, ich finde nur a.) den tweet von von Storch kein besonders griffiges Beispiel und b.) den Begriff der Sprachpolizei irreführend.

Stimmt. Unbehagen in der einen oder anderen Richtung re von Storch ist die Beschwer einer Prinzessin auf der Erbse, verglichen mit dem in England eingetretenen Fall. Ein gewisser Matthew Doyle, ersichtlich auch ein Forschergeist auf der Suche danach, was nix mit nix zu tun hat, hat folgenden Tweet abgesetzt:

Zitat
I confronted a Muslim woman yesterday in Croydon. I asked her to explain Brussels. She said “Nothing to do with me”. A mealy mouthed reply.

(Zum Verständnis sollte man vielleicht anmerken, daß mealy-mouthed so viel heißt wie verhalten, sich fürchtend offen die Meinung zu sagen.) Was immer man hiervon und z.B. von der Wahrscheinlichkeit, daß das behauptete Gespräch überhaupt stattgefunden hat, halten mag - Tatsache ist, daß Mr Doyle, nachdem sein Beitrag auf Twitter eine gewisse Notorietät erlangt hatte - hauptsächlich Parodien ad absurdum -, von tapferen Gedankenvigilanten angezeigt und von der Polizei verhaftet wurde.

Heraus kam natürlich nichts, außer daß Mr Doyle und viele andere, deren Ansichten nicht immer ganz politisch korrekt sind, die aber gerne auf Zwangsurlaub in Her Majesty's Hotelkette verzichten, fürderhin selbst mehr mealy mouthedness entwickeln werden.

http://blogs.spectator.co.uk/2016/03/how...-stupid-things/



Krass. Fällt mir nix mehr zu ein.

Daß man in GB offenbar recht schnell festgenommen wird ist eine Eigenart des dortigen Rechtssystems? Haftgründe, wie sie hier vorliegen müssen (Flucht, Verdunkelung) braucht es dort nicht? Selbst eine vorläufige Festnahme (und das ist wohl, was dem Herrn passiert ist) käme hier wohl nicht in Frage. Ich glaube, mehr als eine Vorladung käme hier auf niemanden zu. So oder so, der Anlaß war ein Witz.

Man muß ja bei aller berechtigten Kritik an der Situation in Deutschland feststellen, daß es hier tatsächlich (noch?) vergleichsweise moderat abläuft. Kürzlich las ich einen längeren Bericht über die Situation an den Hochschulen in GB (oder USA, weiß ich nicht mehr genau). Der denunziatorische Eifer, mit dem dort die Studenten ihre Professoren beäugen und kontrollieren, war erschreckend, und dagegen nimmt sich das deutsche Münklerwatch ja noch vergleichsweise harmlos aus, zumal das Phänomen hier auch eher kritisch gesehen und kommentiert worden ist.

Herzliche Grüße,
Andreas

"Man kann einen gesellschaftlichen Diskurs darüber haben, was Meinungsfreiheit darf. Oder man hat Meinungsfreiheit." (Christian Zulliger)

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.432

26.03.2016 13:13
#10 RE: Neues von der Sprachpolizei Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #9

Man muß ja bei aller berechtigten Kritik an der Situation in Deutschland feststellen, daß es hier tatsächlich (noch?) vergleichsweise moderat abläuft. Kürzlich las ich einen längeren Bericht über die Situation an den Hochschulen in GB (oder USA, weiß ich nicht mehr genau).



"Moderat" kann ich nicht beurteilen, mangels alternativer Erfahrungen. Was mich stört ist nicht eine mögliche Überreaktion, sondern die Einseitigkeit.

Zu den US-Unis wurde mir mal erklärt, dass man die nicht mit deutschen Maßstäben messen kann. Am ehesten sind noch die engischen Unis vergleichbar (die du ja auch als mögliches Beispiel genannt hast).
Die US-Unis haben oft sehr weitgehende autoritäre Rechte (fast schon eigenständige Verwaltungszonen) und werden oft gezielt nach der Leitlinie ausgesucht. Während einem Deutschen weitgehend egal ist (abgesehen von regionalen Vorlieben), ob es die Uni Bonn oder die Uni Köln ist, scheinen US-Bürger sehr genau zu wissen, welche Regeln und welcher Umgangston an den Unis herrschen. Und die jungen Menschen werden dann gezielt auf eine bestimmte Uni geschickt und nicht etwa beliebig an die zufällig Nächste.
Die Uni übernimmt dann oft eine Funktion als verlängerte Familie. Es wird erwartet, dass die jungen Menschen in der gleichen autoritären oder linken oder konservativen Atmosphäre leben, die auch in der Familie gepflegt wurde. (Möglicherweise mag es mehr linke als konservative Unis geben; aber die Auswahl existiert jedenfalls).

Regelrecht Angst macht mir aber, wenn in einem europäischen Kernland Menschen stattlicher Repression ausgesetzt sind (und sei es auch nur in Form einer vorläufigen Festnahme), weil nur ANGEDEUTET wurde, dass man eine kultur-inkompatible muslimische Subkultur befürchtet. Grundsätzlich stellt sich natürlich die Frage, warum eine x-beliebige Muslima irgendetwas mit einem Anschlag zu tun haben sollte. Würde man mich fragen, ob ich einen KuKlux-Clan-Anschlag in sonstwo erklären könnte, weil ich doch "Christ" sei, würde ich auch antworten "Hat nix mit mir zu tun".

Der Tweet von Herrn Doyle impliziert, dass Herr Doyle irgendwo doch einen Kollektivmechanismus vermutet, eine Gesamtverantwortung oder eine Meme oder Subkultur oder irgendwas, was über extremen Individualismus hinausgeht. Irgendeine soziale Komponente. Und bereits die ANDEUTUNG, dass es bei Muslimen eine solche soziale Komponente geben könnte, oder eine Mitverantwortung der ideologischen Wurzeln reicht für eine Verhaftung? Ich bin fassungslos.

Zu mal ich absolut davon überzeugt bin, dass bei keiner einzigen sonstigen Gruppe eine solche Reaktion dr Polizei erfolgt wäre. Oder glaubt hier irgendjemand tatsächlich, in irgendeinem zentraleuropäischen Land wäre jemand verhaftet worden, wenn es eine solche Andeutung bezüglich einer sozialen Komponente sagen wir in Zusammenhang mit dem Hinudismus/ einer Partei/ dem ADAC/ einer Firma getweetet worden wäre? Ich bin tatsächlich überzeigt davon, dass dem Islam hier eine Extrawurst gebraten wird; ich bin weiter unsicher, warum das so ist.

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Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

26.03.2016 14:00
#11 RE: Neues von der Sprachpolizei Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #10
Und bereits die ANDEUTUNG, dass es bei Muslimen eine solche soziale Komponente geben könnte, oder eine Mitverantwortung der ideologischen Wurzeln reicht für eine Verhaftung? Ich bin fassungslos.

Das wird natürlich über die Bande "potentielle Volksverhetzung" gespielt.
Der Casus knacktus war wohl vor ein paar Jahren die tatsächliche Verurteilung eines Studenten aus Swansea, der in betrunkenem Zustand einen rassistischen Kommentar über einen Fußballspieler getweetet hatte - tatsächlich eine Freiheitsstrafe, zwar kurz, aber selbstverständlich auch mit Verlust des Studienplatzes nebst damit verbundener Lebensperspektiven (NB in Großbritannien ist als Nebeneffekt des hohen Bevölkerungsanteils an Universitätsbesuchern ein Studienabschluß - B.A. oder B.Sc. - schon Voraussetzung für ziemlich anspruchslose Bürojobs).
Das common law funktioniert nun einmal per Präzedenz. Außerdem hat sich die Regierung den Kampf gegen den Terrorismus im "Cyberspace" auf die Fahnen geschrieben; bei der Parlamentsdebatte denkt man dabei freilich daran, daß vielleicht mal die eine oder andere IS-Propagandaseite dichtgemacht würde, aber in der Praxis zieht man dann lieber und leichter schlichte Gemüter wie Doyle, bei denen wenig Gegenwehr zu erwarten ist, aus dem Verkehr.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #10
Zu mal ich absolut davon überzeugt bin, dass bei keiner einzigen sonstigen Gruppe eine solche Reaktion dr Polizei erfolgt wäre. Oder glaubt hier irgendjemand tatsächlich, in irgendeinem zentraleuropäischen Land wäre jemand verhaftet worden, wenn es eine solche Andeutung bezüglich einer sozialen Komponente sagen wir in Zusammenhang mit dem Hinudismus/ einer Partei/ dem ADAC/ einer Firma getweetet worden wäre? Ich bin tatsächlich überzeigt davon, dass dem Islam hier eine Extrawurst gebraten wird; ich bin weiter unsicher, warum das so ist.

Allgemein ist in letzter Zeit eine gewisse Asymmetrierung bei den PC-Bemühungen der ehemaligen Gleichheitskämpfer zu beobachten: z.B. "Rassismus gegen Weiße gibt es nicht", "Sexismus gegen Männer gibt es nicht" - "gibt es nicht" wohlgemerkt nicht als faktische Feststellung, sondern per definitionem. Das ist natürlich einerseits wirklich nur eine Frage der Begriffsdefinition, wenn man etwa pauschalisierende Vorurteile und (Miß)Handlungsaufrufe gegen Weiße und Männer einfach aus dem von "Rassismus" bzw. "Sexismus" umrissenen Bereichen ausklammert. Andererseits hat diese Symmetriebrechung aber die psychologische Wirkung der Empathieverhaltung.
Das evangelische Prinzip "Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein" wird hier ausgehebelt, indem der zu Steinigende als unvergleichbar anders hingestellt wird, dessen Sünde in einer völlig anderen, die etwaigen eigenen Fehltritte in jeder Hinsicht transzendierenden Kategorie liegt. Eine die Tötungshemmung auslösende Identifikation mit der Situation des Anderen wird dadurch undenkbar.

Das ist ein Mechanismus, dessen sich alle Mordsmaschinerien bedient haben und bedienen. Ob es ein tragisch verdrehter Zufall ist, daß der Mechanismus gerade bei denen, die dagegen zu kämpfen meinen, Wurzeln faßt, oder ob das in der Natur der Sache liegt, wäre noch eine andere Diskussion.

Das mit der Extrawurst geht mir auch immer wieder durch den Kopf, ohne daß ich eine Antwort darauf finden kann, die nicht eine Weltverschwörung, einen Imperius-Fluch o.ä. voraussetzt.

dirk Offline



Beiträge: 1.538

26.03.2016 14:29
#12 RE: Neues von der Sprachpolizei Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #11

Das mit der Extrawurst geht mir auch immer wieder durch den Kopf, ohne daß ich eine Antwort darauf finden kann, die nicht eine Weltverschwörung, einen Imperius-Fluch o.ä. voraussetzt.


Ich denke die Antwort auf diese Frage ist recht einfach: Die meisten Menschen denken nicht in Form von Regeln und abstrakten Prinzipien, sondern anhand von konkreten Situationen, die entweder wünschenswert (gehört dann staatlich verordnet) oder nicht wüneschenswert (gehört dann staatlich verboten) sind. Und die Situation, die entsteht wenn sich Muslime provoziert fühlen, kann sich, dank tatkräftiger Unterstützung eben dieser Gruppe, auch das schlichteste Gemüt sehr bildlich ausmalen.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.432

26.03.2016 15:20
#13 RE: Neues von der Sprachpolizei Antworten

Zitat von dirk im Beitrag #12
[quote="Fluminist"|p131651]


Die meisten Menschen denken nicht in Form von Regeln und abstrakten Prinzipien, sondern anhand von konkreten Situationen, die entweder wünschenswert (gehört dann staatlich verordnet) oder nicht wüneschenswert (gehört dann staatlich verboten) sind. Und die Situation, die entsteht wenn sich Muslime provoziert fühlen, kann sich, dank tatkräftiger Unterstützung eben dieser Gruppe, auch das schlichteste Gemüt sehr bildlich ausmalen.


Diesem Argument kann ich nicht folgen- das schrammt schon fast an einer Verschwörungstheorie vorbei. Die wenigsten Deutschen fühlen sich im Moment bezüglich Leib und Leben durch den Islam bedroht. Und schon gar nicht fühlen sich die bedroht, die für die veröffentlichte Meinung zuständig sind.

Wenn also tatsächlich eine umgekehrte Diskrimierung stattfinden sollte, also eine Bevorzugung dieser Gruppe, dann muss das andere Gründe haben.

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Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

26.03.2016 17:04
#14 RE: Neues von der Sprachpolizei Antworten

Zitat von dirk im Beitrag #12
Und die Situation, die entsteht wenn sich Muslime provoziert fühlen, kann sich, dank tatkräftiger Unterstützung eben dieser Gruppe, auch das schlichteste Gemüt sehr bildlich ausmalen.

Hmm, hierzu passend die FAZ-Schlagzeile, ein Top-Anwärter für den Ironiepreis des Jahres:

Zitat von FAZ
Belgiens Behörden warnen vor Teilnahme am „Marsch gegen die Angst“

Llarian Offline



Beiträge: 7.126

26.03.2016 17:09
#15 RE: Neues von der Sprachpolizei Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #7
Naja. Ich glaube, da schätzt Du die sozialen Medien etwas zu einseitig gering. Ohne Facebook und Twitter wäre die Diskussion um die kriminellen Exzesse der Kölner Silvesternacht möglicherweise nicht oder nicht so diskutiert worden.

Ich schätze sie sogar noch weit geringer ein, nach meinem Dafürhalten wäre der Verlust vom Gesichtsbuch und Twitter eine deutliche Verbesserung der Gesellschaft. Die Bedeutung die diese Dienste haben, sind einzig die, die wir ihnen zuweisen und gerade der so geschimpfte deutsche Journalismus überschätzt sie bei weitem. Was Köln belangt, so wäre das meiner Meinung nach so oder so nach oben geblubbert, das Gesichtsbuch ist da eben etwas schneller. Aber der Deckel lies sich nicht mehr drauf halten.

Zitat
Mein Punkt ist aber auch ein anderer. "Sprachpolizei" suggeriert staatliches Handeln oder zumindest staatliche Billigung.


Das ist natürlich richtig. Wie bei jeder Wortkonstruktion bestehen Unschärfen. Und natürlich handelt es sich nicht um staatliches Handeln. Wohl aber um Handeln, dass die Gesellschaft steuern soll. Und das geht jetzt weniger von den sozialen Medien aus. Die fordernde Realität wird ja nicht durch ein paar Dutzend anonymer Spinner Realität, sondern dadurch das die Presse dem eine Form verleiht, die dem Ereignis gar nicht zukommt. Insofern ist die Sprachpolizei hier eine Funktion der Medien. Die zwar formal mit dem Staat nichts am Hut haben, aber doch inzwischen einen erheblichen Einfluss auf eben diesen haben und auch nutzen wollen. Wir sprechen ja nicht umsonst von der vierten Gewalt. Obschon es diese formal auch nicht gibt.

Zitat
Daß über Phänomene in den social media berichtet wird, finde ich OK, manchmal sogar geboten.


Ich wills mal so ausdrücken: Als Köln passierte brauchte die überregionale Presse vier Tage um darüber zu berichten. Und wir reden hier von einem gewaltigen Ereignis von enormer Tragweite und Reichweite. Bei dem angeblichen "shitstorm" handelt es sich um einen Tweet mit nicht mal 100 retweets und guten 7000 Kommentaren auf dem Gesichtsbuch (die allermeisten mit Sicherheit erst deutlich nachdem die Presse einen shitstorm beobachtet haben will). Und der "Sturm" wurde nichtmal zwölf Stunden später "beobachtet". Das ist so lächerlich, dass es qualmt. Hier wird etwas herbeigeschrieben, dass den Journalisten einfach gut in den Kram passt. Und deshalb wird diese Bedeutungslosigkeit zu etwas aufgeblasen was es nicht ist, in der Hoffnung das genug hängenbleibt.

Zitat
Worum es mMn aber eigentlich geht, ist daß wir ein Riesenproblem mit Denunziation in Deutschland haben. [...]


Sehe ich alles ganz ähnlich. Ist aber nicht das Thema meines Artikels gewesen.

Zitat
ich finde nur a.) den tweet von von Storch kein besonders griffiges Beispiel


Es war aber das, was nun einmal gerade aktuell war.

dirk Offline



Beiträge: 1.538

26.03.2016 18:21
#16 RE: Neues von der Sprachpolizei Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #13

Diesem Argument kann ich nicht folgen- das schrammt schon fast an einer Verschwörungstheorie vorbei. Die wenigsten Deutschen fühlen sich im Moment bezüglich Leib und Leben durch den Islam bedroht. Und schon gar nicht fühlen sich die bedroht, die für die veröffentlichte Meinung zuständig sind.


Jede Wette, dass sich viele Menschen von der Vorstellung eines islamischen Europas fürchten. Nur ist es viel bequemer - Stichwort kognitive Dissonanzen - sich einzureden, dass alles ganz harmlos sei und das wirkliche Problem darin läge, dass wir nicht richtig integrieren und darin, dass ein paar Ewiggestrige die Religion des Friedens provozieren.

Und wer das tut, ist natürlich eine Gefahr. Nicht jemand, der den ADAC kritisiert oder der katholischen Kirche ans Bein pinkelt. Letzterer ist im zweifelsfall ein cooler Typ, der nur vormacht, was andere sofort nachmachen.

RichardT Offline




Beiträge: 287

26.03.2016 18:44
#17 RE: Neues von der Sprachpolizei Antworten

Zitat
Für besondere sprachliche Eloquenz war Beatrix von Storch eigentlich noch nie bekannt, das weiss man spätestens seit den zumindest nicht gerade sehr geschickten Äusserungen zum Thema Waffeneinsatz gegen Flüchtlinge.



Ich hab mir im vergangenen Wahlkampf die Mühe gemacht und bin zu einem öffentlichen Auftritt der Dame gefahren. Ich wollte diese umstrittene Person gern mal persönlich erleben.
Öffentlich ist natürlich nicht ganz ernst gemeint, schwer bewacht von Polizei, im Nebenraum der, laut gastgebendem Kandidaten, einzigen Gaststätte die trotz aller Drohungen der aufrechten "Demokraten" überhaupt noch vermieten.

Zurück zu Frau von Storch. Ich habe schon wesentlich schlechtere Redner und vor allem Rednerinnen gehört. Der Vortrag war flüssig und gut anzuhören.
Wundert mich nicht, daß gegen die Dame derart Stimmung gemacht wird. Die ist ein riesiger Dorn in den Augen der verbiesterten Quotenweiber deren einzige Qualifikation das Geschlecht ist.
Ich hab auch schon mehrfach das -zweifelhafte- Vergnügen gehabt Boris Palmer persönlich zu erleben. Ich glaube mit Frau von Storch kann man humorvoller und ideologiefreier diskutieren als mit B.P. Aber das ist eine rein persönliche Einschätzung.

Was bei der Veranstaltung für mich überraschend und bemerkenswert war, war, dass trotz der Anfeindungen die man auf dem Weg zum Veranstaltungsort über sich ergehen lassen musste, bei der Frage wer Parteimitglied wäre ca. 3/4 dies verneinten. Anwesend waren geschätzt 100 bis 120 Leute.

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Wer ist John Galt?

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

26.03.2016 18:57
#18 RE: Neues von der Sprachpolizei Antworten

Zitat

Ich schätze sie sogar noch weit geringer ein, nach meinem Dafürhalten wäre der Verlust vom Gesichtsbuch und Twitter eine deutliche Verbesserung der Gesellschaft. Die Bedeutung die diese Dienste haben, sind einzig die, die wir ihnen zuweisen und gerade der so geschimpfte deutsche Journalismus überschätzt sie bei weitem. Was Köln belangt, so wäre das meiner Meinung nach so oder so nach oben geblubbert, das Gesichtsbuch ist da eben etwas schneller. Aber der Deckel lies sich nicht mehr drauf halten.



Es ist vor allem dank dem Internet im allgemeinen "nach oben geblubbert". Ohne Internet wären es vielleicht Stammtischgerede gewesen, und wer darauf etwas gibt, dem kann man suggerieren isoliert zu sein. Vielleicht wäre es zu einem regionalen Aufreger geworden und der Rest Deutschlands hätte sich gewundert, warum das tolerante Köln plötzlich so rechtsextrem wird...

Bis das überregional was hochkocht, wäre noch viel mehr nötig gewesen, zumindest bei der nahezu geschlossenen Front, die unsere Medien die ersten Tage dargestellt haben.

Facebook und Twitter und das ganze "social media" Gedöns wären dazu aber nicht notwendig gewesen. Gäbe es die nicht, hätte halt die (dann noch relevantere) Blogosphäre die Funktion des überregionalen Verbreitungs- und Meinungsbildungsmittels übernommen. Vielleicht etwas langsamer, aber grundsätzlich bin ich hier bei Llarian: Unter dem Strich sind Facebook und Twitter eher negativ einzuschätzen. Was bei der 140-Zeichen-Dynamik so herauskommt, ist nicht schön und eher kontraproduktiv, bildet damit als Nebeneffekt auch noch besser Anprangerungsmöglichkeiten für den Mainstream. Facebook als Informationsquelle ist ja geradezu zum Klischee der niveaulosen Gerüchtequelle für Leichtgläubige geworden, während bei Blogs deutlich ist, dass es unterschiedliche Qualität durch unterschiedliche Autoren(gemeinschaften) gibt. Da wäre dann vielleicht die Website des kopp-Verlages das Klischee, aber Blogs im allgemeinen...

Als unbeachteten Nebenaspekt sei noch zu erwähnen, das Twitter und Facebook leichter zu zensieren sind, da zentral aufgebaut. Das ginge bei Blogs so gar nicht. Aber da "social media" nun einmal existieren, bindet es viel Aufmerksamkeit und ist das Informationsnadelöhr, dass man kontrollieren muss.

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

HR ( gelöscht )
Beiträge:

27.03.2016 23:10
#19 RE: Neues von der Sprachpolizei Antworten

Zitat von RichardT im Beitrag #17

Zitat
Für besondere sprachliche Eloquenz war Beatrix von Storch eigentlich noch nie bekannt, das weiss man spätestens seit den zumindest nicht gerade sehr geschickten Äusserungen zum Thema Waffeneinsatz gegen Flüchtlinge.


Ich hab mir im vergangenen Wahlkampf die Mühe gemacht und bin zu einem öffentlichen Auftritt der Dame gefahren. Ich wollte diese umstrittene Person gern mal persönlich erleben.



Rhetorisch hörbar überdurchschnittlich verglichen mit den Parlamentariern in den öfferntlich-rechtlichen Talkshows.
https://www.youtube.com/watch?v=6P-F-16ft5Q

Inhaltlich steht das Gesagte ja ohnehin nicht zur Debatte.

schattenparker Offline



Beiträge: 150

29.03.2016 00:32
#20 RE: Neues von der Sprachpolizei Antworten

"Hat nix mit nix zu tun" bringt die Sache auf den Punkt, das ist alles.

Frau von Storch, die ich ansonsten nicht sehr schätze, hat die üblichen hirnfreien Reflexe vorweggenommen und lächerlich gemacht. Und zuverlässig kam auch in meinem Heimat-Käseblatt ein Beitrag des Tenors, das sei keine Angelegenheit der Religion, sondern sei pure Lust am Töten, sozusagen Böses, das sich nur vordergründig auf die "Religion des Friedens" beruft.

Wenn aber pure Lust am Töten mit dem eigenen Tod verbunden ist, finde ich die Analyse doch sehr kurz gesprungen, die Lust kann ja nun nicht mehr ausgekostet werden.

Warum sich junge Männer umbringen, um andere Leute zu töten, ist natürlich und völlig selbstverständlich auf die Religion zurückzuführen, es reizen die 72 Jungfrauen, die man(n) in diesem Leben nur schwerlich erobern könnte. Zudem werden weitere Vergünstigungen in Aussicht gestellt.

Wenn also das ird´sche Jammertal keine Anreize zum Weiterleben mehr hervorzubringen vermag, ist die Aussicht auf kurzes Leid und ew´ge Freud umso verlockender.

Und kein Imam, kein Islam-Deuter, kein Vorbeter, der den herangezüchteten Schwachköpfen die Illusion nimmt und ihnen erzählt, daß das alles nur Methaper, nicht ernstzunehmen und jedenfalls nicht real sei. Niemand im weiten Rund der Friedensreligion, der die Jungfrauen als schönen Schein darstellt, die es nun leider nicht tatsächlich gibt in der für Gläubige vorhandenen Wirklichkeit des Himmels.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

29.03.2016 12:19
#21 RE: Neues von der Sprachpolizei Antworten

Zitat von Frank2000
Aber der Terroranschlag ist ja nun mal genau das, was die AfD befürchtet hat. Ist jetzt der Vorschlag, die AfD habe immer, wenn deren Befürchtungen eintreffen, dem Mund zu halten? Nach meiner Wahrnehmung funktioniert so Politik nicht. Wenn die eigenen Vorhersagen eingetroffen sind, dann muss eine Partei das auch betonen, um sich beim Wähler zu verankern.


Ich freue mich über jeden Politiker, der den Mund hält, egal von welcher Partei, insbesondere wenn es noch abzukühlende Leichen gibt. Aber das war sicher nicht gemeint.

Bei mir persönlich hat sich halt verankert, dass jemand gerade mit heilen Gesäßbacken ein paar hundert Meter neben einem Terroranschlag steht und die Kaltschnäuzigkeit für Häme und Polit-Propaganda besitzt, ohne Hinweis auf die Opfer. Dafür brauche ich keinen Shitstorm, um das zu missbilligen.

Zitat von Llarian
Und ob sie Anstand hat, halte ich tatsächlich für nebensächlich, sie zeigt keine größere Anstandslosigkeit als andere. Nur bei ihr ist es bapfui.


Ach wo, beim Söder war es nach Paris noch viel bapfuier.

Gruß Petz

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

Ostergruss »»
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