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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 843 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Noricus Offline



Beiträge: 2.362

08.06.2016 20:29
Kurioses kurz kommentiert: Entzaubernder Gini oder von der Armut und vom Waldsterben Antworten

Das Lamento über die wachsende soziale Ungleichheit in Deutschland ist das neue Waldsterben. Nun ja, nicht ganz.

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




Beiträge: 1.994

08.06.2016 23:29
#2 RE: Kurioses kurz kommentiert: Entzaubernder Gini oder von der Armut und vom Waldsterben Antworten

Ach, lieber Noricus.

Sei es das Waldsterben, der Atomtod, die soziale Schere, der Co2 Tod, das Ozonloch, die saubere und billige Energiewende oder sogar die kategorische Einteilung in Gut und Böse. Über diesen unbändigen Willen der Mehrheit die Naivität des Glaubens maximal auszuschöpfen kann ich schon keinen Ärger mehr empfinden. Solchen Tand scheinen die Menschen zu jeder Zeit zu brauchen, um sich gut zu fühlen, und Anmaßung ist der Intelligenzia eine Zier.

Was mich in beunruhigt ist die Häufigkeit mit der in diesen Tage von der "Beweislastumkehr" gesprochen wird. Vor allem wenn es um die Steuerabgaben und Eigentum geht. Ich bin kein Jurist, aber diese Idee ist in meinen Augen die Pervertierung des Rechtstaates und sie macht mir wirklich Angst. Meines Erachtens zeigt sie, als was sich viele Politiker dieser Tage wirklich verstehen: Als Feudalherren, denen der Bürger zur Lehnstreue verpflichtet ist. Und weiß du was dabei erschreckend ist? Dass die Kälber bereitwillig ihre Schlächter selber wählen, weil man ihnen eine dicke Wurst als Belohnug verspricht.

Herzlich


nachdenken_schmerzt_nicht

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.568

08.06.2016 23:30
#3 RE: Kurioses kurz kommentiert: Entzaubernder Gini oder von der Armut und vom Waldsterben Antworten

Zitat von Noricus im Beitrag #1
Das Lamento über die wachsende soziale Ungleichheit in Deutschland ist das neue Waldsterben. Nun ja, nicht ganz.


Eher umgekehrt. Die Gewißheit der unausweichlichen Pauperisierung hat ja im weltverbesserungsbedürftigen Diskurs seit Marx & Moritz den Rang eines ehernen Naturgesetzes, aller statistischen, historischen & augenscheinlichen Evidenz zum Trotz. Nicht zuletzt die notorische Definition der UN ("Armut" < 50% des nationalen Einkommensniveaus & die Heraufsetzung dieses Werts auf 60% vor einigen Jahren) nageln das irdische Jammertal fest. Die Kinderaltersfrauenrentnerwasauchimmerarmut in DE war in DE in den Führenden Leidmedien (also die, die alle 3 Wochen den schweren Moralknüttel hervorholen & entweder a) Titelblätter oder b) bednarzig-augsteinige Anchormen haben - deswegen konnte sich beispielsweise die FAZ vor Schirrmacher aus solchen Kabalen raushalten) immer gern genommener Evergreen seit Brandts Kanzlerschaft; mit recht genauer Amplitude von 3 Jahren. (Gefühlt jetzt. Ließe sich aber wahrscheinlich sogar statistisch festmachen: etwa durch Auszählung der Titelthemen beim Spiegel). Möglich durchaus, daß auch hier die US-spezifischen Moden als Stichwortgeber fungier(t)en; da schoß das nämlich wie üblich 5 Jahre früher hoch (zeitgleich übrigens mit den Watts Riots 1965), die seitdem auf das "Verschwinden der amerikanischen Mittelklasse" als Dauerbrenner fokussiert ist.

Zitat von Noricus im Blogbeitrag
Bei der überzüchteten Ente der 80er-Jahre, dem Waldsterben, malte immerhin noch die Bundesregierung den Teufel an die Wand.



2 Anmerkungen zu le waldsterben. Zum einen hat damals, 1981ff. niemand, schlicht niemand dessen ganz-evidente, echt total wissenschaftlich erwiesene Faktizität auch nur angezweifelt. Ich auch nicht. Das wurde ja Jahr für Jahr mit dem hochoffiziellen Waldschadensbericht festgeklopft, mit den sonoren Verlesung als Tageschauerlichkeit: [*Tremolo*] achtzig Prozent aller Bäume sind geschädigt, dreißig Prozent davon schwer. Im Nachhinein erschreckts, wie leicht man da auch als durchaus erfahrener Waldspaziergänger hinter die Fichte geführt werden konnte: vor Ort war ja schlicht nix von den versteppenden Wäldern zu sehen. Aber die zitierte "Evidenz" führte ja immer wieder ausgedünnte, schüttere Baumkronen, Entlaubung... auf, & da fielen einem natürlich bei jedem Gang in den Forst zuerst & vorwiegend die Exemplare auf, die diese Symptome zu zeigen schienen. Obwohl die kein Stück häufiger waren als vorher oder nachher. Andere Ursachen wie Windbruch oder Beschattung, Schädlingsbefall pp.: weggeblendet. Unschönes Beispiel einer self-fulfilling prophecy. Aber es gab schlicht keine skeptischen Waldsterbensleugner-Stimmen.

Was aber, schon damals wirklich unangenehm, gleich bei der ersten Welle der Boheis (1981 bis genau Mitte '82; danach wurde der apokalyptische Speiseplan auf Atomtod umgestellt; die 2. Welle lief Ende '83 an & im Sommer '84 aus; komischerweise deckt sich dieses Quotenabsacken genau mit dem Erscheinen von Botho Strauß' "Paare, Passanten" ) auffiel: wie die Politfuzzis der zweiten & dritten Garnitur da reihenweise die knastrigsten toitschen Clichés ausbuddelten: der Deutsche als Waldschrat, die deutsche Eiche als Gemüts- & Seelenfurnier. Die volle Dröhnung von Wagner bis Anselm Kiefer: Die Franzosen & Engländer könnten das ja gar nicht nachvollziehen, denn die hätten ja keine Wälder...wie sollen [*tremolo*]Kinder[/*t*] in 20 Jahren die Märchen der Gebrüder Grimm noch verstehen könnten... Genau die Nasen, die heute "besorgten Bürgern" unterstellen, die wollten in diesem trüben Morast wühlen. Bah.



Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

09.06.2016 11:03
#4 RE: Kurioses kurz kommentiert: Entzaubernder Gini oder von der Armut und vom Waldsterben Antworten

Dazu paßt auch sehr schön der aktuelle Beitrag bei deliberation daily.

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