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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 55 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Emulgator Offline



Beiträge: 2.833

17.06.2016 16:12
#51 RE: Gedanken zu einer Möhre Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #50
Und ich sagte bereits, da sind wir ewig weit von entfernt. Ihre Argumentation erinnert an den Chef des New Yorker Patentsamtes vor über 100 Jahren, der seinen Job aufgab, weil ja schon alles erfunden sei. Der Mann hätte auch argumentieren können, dass das irgendwann der Fall sei. Allein, bis heute liegt er damit noch ziemlich falsch.
Soll das ein Beweis durch Assoziation sein? Sehen Sie keinen Unterschied zwischen dieser Aussage und meiner?

Im Grunde ist die Sache ja ganz einfach: Auch technischer Fortschritt unterliegt fallender Grenzproduktivität. Zum Trost kann ich ihnen lediglich anbieten, daß sogar bei verschwindender Grenzproduktivität ein absolut unendliches Wachstum möglich ist. Darauf kommt es Ihnen ja an. Aber die "Prozente", nach denen emjot gefragt hat, verschwinden säkular trotzdem.

Zitat von Llarian im Beitrag #50

Zitat
Ja, weil vorher in dem Land die Menschen Reisfelder mit dem Ochsenpflug bestellt haben.

Genau so wird man in nur ein oder zwei Generationen das heutige Deutschland betrachten.

Mit Ochsen wird aus Tierschutzgründen nicht gepflügt werden dürfen. Sonst ist das Getreide auch nicht mehr vegan.

Zitat
Das die europäische Stahlindustrie sich derzeit nicht ausweitet hat drei ganz simple Gründe. Zum einen ist die Nachfrage durch die Sklerose in Europa nicht mehr zunehmend (das ist ja die Kritik um die es geht), zum Zweiten ist die Investitionssicherheit nicht mehr gegeben, zum dritten ist der Stahl aus China extremst billig.

Vergleichen Sie bitte diese Karte mit jener. Ihre drei Gründe gehen gar nicht auf die Spezifika der Stahlproduktion ein. Sie sind eben zu simpel. Deswegen ist es auch kein Zeichen für einen Wohlstandsverlust in Europa, daß die industrielle Textilproduktion vom England der ind. Revolution über Deutschland, die Mittelmeerländer, China und jetzt Bangladesch und Pakistan gewandert ist. Die Sweatshops sind nicht in Asien, weil Europa zu arm ist.

Zitat
Soll das ein Scherz sein ? Wo werden denn Autobahnen gebaut ?

Hier eine Karte. Klar ist natürlich, daß das Ausbautempo der Vergangenheit nicht konstant beibehalten werden kann, weil die Fahrtziele, für die man die Autobahnen brauchen will, ja auch noch Platz benötigen. Sie sehen, auch hier gibt es eine Sättigungsgrenze.

Zitat
Ich habe neulich einen Artikel vorbereitet, ich muss die Recherche beizeiten noch einmal heraussuchen. Ich kann mich aber erinnern, dass da ziemlich deutlich belegt wurde, dass der Wert der deutschen Infrastruktur durch die letzten 20 Jahre massiv gesunken ist. Und eigentlich müsste er steigen.

Gut, dann haben wir ja noch genug Diskussionsstoff.

Zitat
Das ist eine rein gefühlte Behauptung, quantifizeren dürften Sie das wohl kaum können.

Höre ich hier etwa den Pessimismus, es könnte technisch unmöglich sein, die Publikationsdaten aus den e-Journals auszuwerten?

Zitat
Aber wie schon gesagt, die Argumentation ist nicht allzu neu. Moores Law wird auch alle Jahre wieder totgesagt. Und es ist erstaunlich stabil.

Das Moore'sche Gesetz spricht ja von der Transistorendichte ökonomisch produzierbarer Mikrochips. Da stimmt es auch. Aber Produzierbarkeit ist nicht gleich Verwendung, also Nutzenstiftung. Abgesehen von der Speicherkapazität nähert man sich bei der Rechenleistung alltäglich verwendeter Chips schon sehr der physikalischen und logischen Grenze. Physikalisch, weil höhere Miniaturisierung und damit Geschwindigkeit kaum mehr geht, und logisch, weil man nicht Aufgaben parallelisiert ausführen kann, die sequentiell aufeinander aufbauen. Natürlich merken wir davon nichts. Wir sind froh, daß das Smartphone seinen Dienst tut. Sättigung wird ja gar nicht als so negativ empfunden, wie Sie es vielleicht meinen.

Zitat von Llarian im Beitrag #50
Wenn ich mir die Entwicklung der letzten 30 Jahre ansehe, und die 30 Jahre davor, kann ich absolut nicht sehen, dass Technologie sich verlangsamt. Eher im Gegenteil.
Das Marketing ist eben besser geworden. Google und (vor allem) Facebook sind sogar nur durch den Verkauf von Werbung so riesengroß geworden. Facebook hat dafür nicht einmal eine eigene Erfindung gebraucht, nur Zuckerbergs nachlässigen Auftraggeber.

Zitat von Llarian im Beitrag #50
Werden Länder wie China reicher und tragen mehr zur weltweiten Innovation bei, dann wird sich das Tempo nicht verlangsamen sondern deutlich erhöhen.
Das werden Länder wie China ganz bestimmt nicht. Dafür braucht es nämlich Marktwirtschaft und Freiheit. Sie reden doch von der kommunistischen Volksrepublik, oder meinen Sie Taiwan?

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

18.06.2016 00:06
#52 RE: Gedanken zu einer Möhre Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #51
Soll das ein Beweis durch Assoziation sein? Sehen Sie keinen Unterschied zwischen dieser Aussage und meiner?

Ich beweise nicht wie etwas klingt. Aber ich sehe deutlich Parallelen zwischen seiner Aussage und den ihren. Der Glaube ans Ende des Wachstums, ans Ende der Technologie oder auch (um mal eine andere Nuance zu verwenden) der ans Ende der Geschichte ist immer wieder aufgekommen. Und nie hat es gestimmt. Es wird irgendwann zweifelsfrei stimmen, aber weder Sie noch ich werden das erleben.

Zitat
Im Grunde ist die Sache ja ganz einfach: Auch technischer Fortschritt unterliegt fallender Grenzproduktivität. Zum Trost kann ich ihnen lediglich anbieten, daß sogar bei verschwindender Grenzproduktivität ein absolut unendliches Wachstum möglich ist.


Ich brauche den Trost nicht, denn die Vermutung betrachte ich als nicht relevant. Selbst wenn sie irgendwann zutrifft sind wir so weit davon entfernt, dass es für mein Leben keine Wichtigkeit hat.

Zitat
Vergleichen Sie bitte diese Karte mit jener. Ihre drei Gründe gehen gar nicht auf die Spezifika der Stahlproduktion ein. Sie sind eben zu simpel.


Ganz im Gegenteil, das sind drei relevanten Faktoren. Im Unterschied zur Erzförderung. Eisenerz wird in Europa schon seit Jahrzehnten nicht mehr in relevanten Größenordnungen gefördert, die Produktion ist schon vor urlanger Zeit auf südamerikanische und australische Erze umgestiegen (das hat auch metallurgische Gründe). Das hat mit der derzeitigen Krise genau gar nichts zu tun, was man nicht zuletzt daran sieht, dass die Preise für eben jenes Erz absolut im Keller sind. Die deutsche Stahlindustrie hat in den Boomjahren Anfang des Jahrtausends deutlich mehr für Erz und Koks zahlen müssen und dennoch wie blöde Geld verdient. Allein, es gab drei Unterschiede: Mehr Nachfrage, kein chinesicher Dumping-Konkurrent und das Anbeten der Klimakirche war noch deutlich übersichtlicher.

Zitat
Deswegen ist es auch kein Zeichen für einen Wohlstandsverlust in Europa, daß die industrielle Textilproduktion vom England der ind. Revolution über Deutschland, die Mittelmeerländer, China und jetzt Bangladesch und Pakistan gewandert ist.


Stahl sind keine T-Shirts. Und die verschwindende Stahlindustrie bedeutet einen massiven Wohlstandsverlust.

Zitat
Hier eine Karte. Klar ist natürlich, daß das Ausbautempo der Vergangenheit nicht konstant beibehalten werden kann, weil die Fahrtziele, für die man die Autobahnen brauchen will, ja auch noch Platz benötigen. Sie sehen, auch hier gibt es eine Sättigungsgrenze.


Die Karte sagt wenig über tatsächlichen Neubau aus und noch weniger wie dieser im Verhältnis zur Strassenqualität und zum Verfall aussieht. Aber wie gesagt: Dazu ein andermal mehr.

Zitat
Höre ich hier etwa den Pessimismus, es könnte technisch unmöglich sein, die Publikationsdaten aus den e-Journals auszuwerten?


Kein Pessimismus sondern die blanke Annahme der Unmöglichkeit. Innovation ist schon im Einzelfall kaum zu quantifizieren, auf die Masse unmöglich. Was ist denn die Menge an Innovation in einem Artikel ? Es gibt Leute, die schreiben in einem Jahr sechs Paper und jedes Mal das selbe (denn wer schreibt, der bleibt). Wieder andere schreiben sechsmal Schwachsinn. Ein anderer schreibt ein kleines Papier und die Arbeit ist bahnbrechend. Davon mal ab gehe ich davon aus, dass Innovation, vor allem im Sinne wirtschaftlicher Innovation, nicht in Journals stattfindet.

Zitat
Abgesehen von der Speicherkapazität nähert man sich bei der Rechenleistung alltäglich verwendeter Chips schon sehr der physikalischen und logischen Grenze. Physikalisch, weil höhere Miniaturisierung und damit Geschwindigkeit kaum mehr geht, und logisch, weil man nicht Aufgaben parallelisiert ausführen kann, die sequentiell aufeinander aufbauen.


Aber das IST doch gerade der Witz an Moores Law. Seit Jahrzehnten (!) wird es immer wieder totgesagt. Grenzen der Physik, Grenzen der Machbarkeit, Grenzen des Nutzens. Und immer war es falsch. Natürlich wird es irgendwann scheitern und wir werden eine Verdoppelung dann vielleicht in 3 Jahren sehen. Aber keiner weiss so genau wann. Wenn Sie Moores Law bewerten wollen, müssen Sie die Frage stellen, warum man vor 10 oder 20 Jahren, wenn man es mal wieder totgesagt hat, daneben gelegen hat. Auch damals hat man physikalische Argumente eingebracht. Und offensichtlich übersehen, dass es doch anders ging. Das Problem bei solchen Wiederlegungen ist, dass man nicht Aussagen über die Machbarkeit einer physikalischen Lösung treffen muss, sondern über die Machbarkeit aller möglichen (bekannten und unbekannten) Lösungen.

Zitat
Das Marketing ist eben besser geworden.


Marketing hat nichts damit zu tun, dass Sie heute innerhalb von Sekunden mit ihrem Brieffreund in Timbuktu Nachrichten austauschen können. Marketing hat nichts damit zu tun, dass ihre Lebenserwartung sich um mehrere Jahre nach oben verschoben hat. Und Marketing wird auch nichts damit zu tun haben, wenn sie ihr eigenes Auto in einigen Jahren in die Kneipe fährt. Die Veränderungen, respektive Verbesserungen in den letzten 30 Jahren sind keine Marketingeinbildungen, sondern real vorhanden.

Zitat
Das werden Länder wie China ganz bestimmt nicht. Dafür braucht es nämlich Marktwirtschaft und Freiheit.


Davon mal ab, dass China inzwischen deutlich marktwirtschaftlicher ist als Europa, halte ich das für einen bequemen und weit verbreiteten Mythos. Aber eben auch nur einen solchen. Wären Marktwirtschaft und Freiheit erforderlich hätte Nazi-Deutschland nicht der halben Welt den Krieg erklären können. Wären Marktwirtschaft und Freiheit erforderlich, wären die Russen nicht zuerst ins All geflogen. Marktwirtschaft und Freiheit sind sicher Riesenvorteile, aber sie sind keine Vorraussetzung für Innovation und Aufbau. Wir glauben das gerne, weil wir es im Herzen alle wünschen, aber belegt ist das leider nicht.
Auch wenn das jetzt anekdotisch ist, aber ich habe in meiner Promotionszeit an der Uni ein Paar von Gastwissenschaftlern aus China kennengelernt. Dabei ist mir aufgefallen, dass deren Interesse an gesellschaftlichen Freiheiten, die wir für selbstverständlich und für jeden erstrebenswert halten, gar nicht so besonders gross war. Menschen sind ja nun unterschiedlich erzogen. Und solche Leute können bahnbrechende Entwicklungen treiben, ganz ohne den Drang zu haben, die Führung in Peking in Frage zu stellen.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

20.06.2016 11:13
#53 RE: Gedanken zu einer Möhre Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #51
Auch technischer Fortschritt unterliegt fallender Grenzproduktivität.

Ja und Nein. Bei einer konkreten Innovation ist das Potential irgendwann ausgereizt. Aber zusätzliche Innovationen sind immer möglich und damit gibt es beim Fortschritt insgesamt keine fallende Grenzproduktivität. Im Gegenteil hatten wir bisher beim technischen Fortschritt eher einen exponentiell zunehmenden Nutzen.

Zitat
Das Marketing ist eben besser geworden.


Technischer Fortschritt hat fast nichts mit Marketing zu tun. Das ist nur noch das Sahnehäubchen im Konkurrenzkampf der verschiedenen Innovationen bzw. Firmen.

Zitat
Google und (vor allem) Facebook sind sogar nur durch den Verkauf von Werbung so riesengroß geworden.


Nein. Sie sind so groß geworden, weil sie für Milliarden Menschen einen handfesten Zusatznutzen generieren. Und dann erst wurden sie für Werbung attraktiv.

Zitat
Facebook hat dafür nicht einmal eine eigene Erfindung gebraucht, nur Zuckerbergs nachlässigen Auftraggeber.


Zur Innovation gehört mehr als eine technische Idee. Facebooks Erfolg (gerade gegenüber der etablierten Konkurrenz!) beruht ganz wesentlich darauf, daß Zuckerberg und Co. durch beständiges Verbessern und Anpassen der Dienstleistung die Kundenwüsche am besten getroffen haben.

Emulgator Offline



Beiträge: 2.833

20.06.2016 13:07
#54 RE: Gedanken zu einer Möhre Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #52
Ich beweise nicht wie etwas klingt. Aber ich sehe deutlich Parallelen zwischen seiner Aussage und den ihren.
Ich habe etwas anderes gefragt. Ihre Stimmung und Ihre Assoziationen sind ebenso unwiderlegbar wie irrelevant für die Sachfrage, darüber braucht man nicht zu diskutieren.

Zitat von Llarian im Beitrag #52
Ganz im Gegenteil, das sind drei relevanten Faktoren. Im Unterschied zur Erzförderung.
Also fährt man die doppelte Menge Rohstoffe über die Ozeane spazieren, um Stahl zu produzieren, der hinterher sowieso an Weltmarktkunden verkauft wird? Und das schafft in Ihrer Welt Wohlstand?

Zitat von Llarian im Beitrag #52
Und die verschwindende Stahlindustrie bedeutet einen massiven Wohlstandsverlust.
Nur für IGM-Gewerkschafter, denn sie verschwindet ja nicht sondern wandert ab. Genau wie die T-Shirtproduktion. Das ist auch eine Sache, die Sie nicht verstehen: Ich rede über Wachstumsmöglichkeiten global, Sie erfinden als Gegenargument einen Partialvergleich zwischen der VRC und Europa. Da jonglieren Sie dann mit der Tatsache herum, daß man einerseits an denselben Weltmarkt hängt, andererseits Sie sich beides trotzdem noch getrennt denken wollen, damit ihr Argument überhaupt etwas suggeriert.

Zitat von Llarian im Beitrag #52
Innovation ist schon im Einzelfall kaum zu quantifizieren, auf die Masse unmöglich. Was ist denn die Menge an Innovation in einem Artikel ? Es gibt Leute, die schreiben in einem Jahr sechs Paper und jedes Mal das selbe (denn wer schreibt, der bleibt). Wieder andere schreiben sechsmal Schwachsinn. Ein anderer schreibt ein kleines Papier und die Arbeit ist bahnbrechend.
Bahnbrechende Arbeiten werden länger zitiert, so wie Einstein (1905). Der Nachhall von Salamipublikationen ist kurzweiliger, weil er
sich auf die Literaturübersichten in den Einleitungen beschränkt. Natürlich kann man jetzt noch nicht nachweisen, ob die Paper aus 2010 noch in 20-30 Jahren zitiert werden.

Zitat von Llarian im Beitrag #52
Davon mal ab gehe ich davon aus, dass Innovation, vor allem im Sinne wirtschaftlicher Innovation, nicht in Journals stattfindet.
Kommt drauf an. Bahnbrechende methodische und theoretische Neuerungen sind eher in den Journals, die Einzelanwendungen davon finden sich eher in Patenten.

Zitat von Llarian im Beitrag #52
Aber das IST doch gerade der Witz an Moores Law. Seit Jahrzehnten (!) wird es immer wieder totgesagt.
Da sollten Sie bitte erstmal darstellen, was dieses Gesetz wörtlich aussage und mit welchen Argumenten es totgesagt worden sei. Wenn es Ihnen gar nicht um die Aussage geht, sondern nur um die Assoziation, dann sagen Sie das bitte auch.

Zitat von Llarian im Beitrag #52
Marketing hat nichts damit zu tun, dass ihre Lebenserwartung sich um mehrere Jahre nach oben verschoben hat.
Ja, und noch mehr zusätzliche Lebenserwartung wird uninteressanter wegen fallenden Grenznutzens und teuer wegen steigender Grenzkosten.

Zitat von Llarian im Beitrag #52
Marktwirtschaft und Freiheit sind sicher Riesenvorteile, aber sie sind keine Vorraussetzung für Innovation und Aufbau. Wir glauben das gerne, weil wir es im Herzen alle wünschen, aber belegt ist das leider nicht.
Das muß man sich freilich sachlogisch überlegen. "Gemocht" wird man ja nur, wenn niemandens Kreise stört, alles so macht wie bisher. Dann hat man nie soziale Probleme, dann braucht man keine Freiheit. Innovatoren sind hingegen immer Unruhestifter, die das Geschäft der Alteingesessenen gefährden. Dafür brauchen sie einen Rahmen, in dem sie sich die Freiheit nehmen können. Was halten Sie denn für wahrscheinlicher: Daß ein Regierungsmensch eine Technologie verbietet, die er sowieso nicht versteht (ist ja Neuland) oder daß er einem Forscher sagt, er solle eine Technologie entwickeln, an die letzterer wirklich noch nie gedacht hat?

Zitat von Llarian im Beitrag #52
Auch wenn das jetzt anekdotisch ist, aber ich habe in meiner Promotionszeit an der Uni ein Paar von Gastwissenschaftlern aus China kennengelernt. Dabei ist mir aufgefallen, dass deren Interesse an gesellschaftlichen Freiheiten, die wir für selbstverständlich und für jeden erstrebenswert halten, gar nicht so besonders gross war. Menschen sind ja nun unterschiedlich erzogen. Und solche Leute können bahnbrechende Entwicklungen treiben, ganz ohne den Drang zu haben, die Führung in Peking in Frage zu stellen.
Hat mich ehrlich nicht gewundert. Zum einen wird Politik sowieso medial überbewertet. Politik kommt ja bei jedem normalen Menschen erst nach Familie, Job und Freizeit. Zum anderen würde sowieso kein Chinese einer Langnase gegenüber schlecht über seine Regierung reden, zumal jene, die ins Ausland gehen können, ja sowieso begünstigt sind. Interessant ist vielmehr die Rückkehrerquote.

Emulgator Offline



Beiträge: 2.833

21.06.2016 11:22
#55 RE: Gedanken zu einer Möhre Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #53
Ja und Nein. Bei einer konkreten Innovation ist das Potential irgendwann ausgereizt. Aber zusätzliche Innovationen sind immer möglich und damit gibt es beim Fortschritt insgesamt keine fallende Grenzproduktivität.
Technischer Fortschritt ist eben inhomogen. Bestimmte Sparten davon sind noch gar nicht angefaßt, deswegen kann man dort noch viel erreichen. Andere werden schon lange beackert. Ob es immer neue Sparten geben wird, ist naturgemäß eine unentscheidbare Frage.

Zitat
Technischer Fortschritt hat fast nichts mit Marketing zu tun.

Es war ja eine Entgegnung darauf, wie @Llarian den technischen Fortschritt empfindet. Damit hat das Marketing sehr viel zu tun. Ein Meisterwerk des Marketings ist es beispielsweise, den Leuten als Fortschritt zu verkaufen, wenn sie nicht mehr Autofahren können, wenn das Mobiltelefon nicht funktioniert.

Zitat
Google und (vor allem) Facebook sind sogar nur durch den Verkauf von Werbung so riesengroß geworden.


Nein. Sie sind so groß geworden, weil sie für Milliarden Menschen einen handfesten Zusatznutzen generieren. Und dann erst wurden sie für Werbung attraktiv.

Zitat
Facebooks Erfolg (gerade gegenüber der etablierten Konkurrenz!) beruht ganz wesentlich darauf, daß Zuckerberg und Co. durch beständiges Verbessern und Anpassen der Dienstleistung die Kundenwüsche am besten getroffen haben.

Stimmt. Aber Facebooks Kunden sind ja die Unternehmen, die werben wollen, nicht die Facebooknutzer. Die sind das Produkt (bzw. deren Aufmerksamkeit).

emjot Offline



Beiträge: 73

22.06.2016 18:31
#56 RE: Gedanken zu einer Möhre Antworten

Lieber spät als nie...aber das muss ich noch loswerden.

Zitat von Llarian im Beitrag #49

Das ist generell eine sehr spannende Frage und ich glaube das sie sehr stark damit korreliert wie stark jemand mit Verstand geschlagen ist. Es gibt die schöne These dazu: Ein dummer Mensch ist glücklicher, denn er bekommt viele Dinge, die unglücklich machen, nicht mit. Ein Strassenfeger mit extrem einfachem Gemüt wird vielleicht viel glücklicher sein als ein Akademiker, der sich täglich mit schwierigen Probleme auseinandersetzt. Dummerweise (no pun intended) kann man seinen Verstand nicht einfach zurück geben. Ich werde mit dem Besen nicht glücklich. Sie vermutlich auch nicht.



Ich hatte als Jugendlicher mal den Plan, meinen Verstand mit Alkohol und Drogen zu bekämpfen. Naja zum Glück habe ich es rechtzeitig sein gelassen.

Zitat von Llarian im Beitrag #49

Das SIND Psychopathen. Man sollte nie die Anziehungskraft eines einfachen und oftmals gewalttätigen Weltbildes durchaus auch auf ansonsten kluge Menschen unterschätzen. Ist aber nun ein ganz anderes Thema...



Ich würde sagen, das mit den Psychopaten ist so eine Sache. Wahrscheinlich sind mehr unter uns, als man sich vorstellen möchte. Psychophaten sind durch Emphatielosigkeit ausgezeichnet. Dabei können sie sowohl angepasst, als auch unagepasst sein. Der unangepasste landet im Knast, der Angepasste wird vlt. Manager oder wählt einen Beruf, wo er angepasst seine Psychopathische Seite ausleben kann. (Natürlich ist nicht jeder Manger/Chef Psychophat, aber laut Studien sind sie sowohl im Knast als auch in Führungspositionen überrepräsentiert.

Zitat von Llarian im Beitrag #49

Wie gesagt, mit der Einstellung hätten Sie kein Studium hinter sich bringen können. Wenn Sie das haben, spricht das eher dafür, dass Sie da nicht ganz ehrlich waren. :)
Was nun ihren Job angeht, so sagte ich ja nicht, dass man mit der Einstellung nicht arbeiten kann. Nur besonders verantwortungsvoll darf es dann nicht sein.



Warum? ich kann doch als Chirurg heute gewissenhaft Menschen operieren, aber morgen meinen Chef anrufen und sagen, dass ich ein restaurant uaf einer Caribikinsel eröffnet habe. Nunja, letzteres erfordert mehr durchhaltevermögen, das wird man schlechter los als einen Job, der einen nicht mehr erfüllt.
Was das Studium angeht, da haben nette Komolitonen für mich mit geplant. Der einzige Grund, warum ich es zwischenzeitlich nicht geschmissen habe, ist das, dass ich meine Wankelmütigkeit bereits erkannt habe. Augen zu und durch Prinzip.

Zitat von Llarian im Beitrag #49

Dazu gibt es eine schöne Geschichte. Wissen Sie, wie Sie den lieben Gott zum Lachen bringen können ? Ist ganz einfach: Teilen Sie ihm ihre Pläne mit.
Ernsthaft: Dazwischen liegen ja nun Welten. Kein Mensch kann wissen, ob er in einem Jahr noch am Leben ist. ABER: Wir kalkulieren mit Wahrscheinlichkeiten. Und im Rahmen dessen, dass ich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die nächsten 30 Jahre noch satt werden muss, bringe ich dann eben ein Studium hinter mich und lebe eben nicht rein im Jetzt. Genauso wie man Ersparnisse fürs Alter anlegt. Niemand garantiert Ihnen, dass Sie es erleben. Aber garantieren kann man, dass wenn Sie es erleben, Sie ziemlich doof dran sein werden, wenn Sie sich keine Gedanken dazu gemacht haben.



Ja wenn ich es erlebe, werde ich vlt. dumm dastehen. Aber das ist mir momentan egal, weil viel zu abstrakt. Erstens mach ich den ganzen Gesundheitswahn nicht mit und hoffe einfach, dass ich "nur" 70 und keine Hundert werde. Ansonsten muss ich mich dann eben totsaufen oder eine Bank ausrauben.

Zitat von Llarian im Beitrag #49

Exakt. Und genau deswegen ist das Leben auf dem Land eben unpraktisch was das betrifft. Sie können nicht erwarten, dass andere ihre Präferenz bezahlen und Ihnen diesen Nachteil wegfinanzieren. Und genau unter diesen Umständen treffen Sie eine ökonomische Entscheidung. Nichts anderes ist Marktwirtschaft.



Stimmt schon. Und die güstigeren Preise erlauben auch eine Taxifahrt, wenn der letzte Bus um 17 Uhr schon verpasst ist. Denoch sehe ich diese als eine der wenigen Subvension an, die sich tatsächlich bezahlt machen. Millionen Menschen auf engstem Raum sind einfach unpraktisch. Das fördert Krankheiten (psychisch und körperlich) die am Ende auch wieder die Gemeinschaft trägt. Oder wieveil Wohngeld wird z.B. an alleinerziehnde Mütter mit Kindern gezahlt, die in überteuerten Städten wohnen aber für die das Land auf Grund mangelnder Infrastruktur keine Alternative ist?

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