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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 16 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Doeding Offline




Beiträge: 2.612

10.07.2016 12:55
Zum Stimmungsbild in den westlichen Demokratien Antworten

Schlafwandeln wir in eine Katastrophe? Das weiß ich natürlich nicht, aber mir scheint, daß die erkennbare politische Stimmung in immer größeren Teilen der Bevölkerungen Europas und der USA dem zumindest nicht entgegenstehen, was ich hier beschreibe; nebst selbstkritischem Schluß.

"Man kann einen gesellschaftlichen Diskurs darüber haben, was Meinungsfreiheit darf. Oder man hat Meinungsfreiheit." (Christian Zulliger)

Martin Offline



Beiträge: 4.129

10.07.2016 20:58
#2 RE: Zum Stimmungsbild in den westlichen Demokratien Antworten

Lieber Andreas Doeding,

vielleicht gibt es einfach eine systemimmanente Zeitkonstante, wiederholen sich die Muster periodisch. Nimmt man das an, kann man die Systemstrukturen analysieren und Ursachen finden. Irgendwie scheinen die Muster mit einem Auseinanderleben von gemeiner Bevölkerung und den Etablierten zu tun zu haben.

Und da gibt es durchaus Unterschiede zwischen den westlichen Demokratien. Die Schweiz, in der Vergangenheit die USA, scheinen die beschriebenen Muster weniger deutlich zu zeigen als beispielsweise Deutschland. Vielleicht ist das unterscheidende Merkmal der Grad an Verteilung von Verantwortung zwischen zentralen Regierungen und Menschen und Kommunen. Dazu ein dieser Tage vorgestellter Beitrag von Georgen: http://www.rolandtichy.de/kolumnen/goerg...leibt-moeglich/

Je mehr Verantwortung eine Zentralregierung (BRD oder EU) an sich reißt, desto größer die Entsolidarisierung. Je weniger das Individuum den Glauben hat, dass es über sein Schicksal bestimmen kann, desto eher wird es auch bereit sein, eine zentrale Regierung zum Teufel zu wünschen. So, wie die Staatsapparate in D gewachsen sind, so wachsen sie seit einiger Zeit auch in Washington (der Speckgürtel ist bereits Legende).Die Schweiz hat nach wie vor eine schlanke Verwaltung.

Hinzu kommt natürlich, dass, wenn große Organisationen auf dem Bauch landen, der Schaden entsprechend groß ist. Man müsste wieder auf kleinere Einheiten setzen, so dass Korrekturen in kleinen Erschütterungen erfolgen.

Gruß, Martin

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

10.07.2016 21:36
#3 RE: Zum Stimmungsbild in den westlichen Demokratien Antworten

Zitat von Martin im Beitrag #2
Je mehr Verantwortung eine Zentralregierung (BRD oder EU) an sich reißt, desto größer die Entsolidarisierung. Je weniger das Individuum den Glauben hat, dass es über sein Schicksal bestimmen kann, desto eher wird es auch bereit sein, eine zentrale Regierung zum Teufel zu wünschen. So, wie die Staatsapparate in D gewachsen sind, so wachsen sie seit einiger Zeit auch in Washington (der Speckgürtel ist bereits Legende).Die Schweiz hat nach wie vor eine schlanke Verwaltung.


Das ist, glaube ich, ein wichtiger Punkt, lieber Martin. Andererseits scheint mir Frankreich, mit seinem vielleicht am meisten zentralistischen Staatswesen in Europa, ein Gegenbeispiel zu sein. Natürlich haben die Franzosen seit 20 Jahren ihren Front National, aber ich kann hier keine im europäischen Vergleich besondere Entsolidarisierung sehen. Vermutlich spielen hier doch auch Mentalitätsunterschiede eine Rolle und die Frage, welche Erwartungen Bürger traditionell gegenüber dem Staat haben. Insbesondere für die USA kann ich mir aber gut vorstellen, daß Ihre These zutrifft.

Herzliche Grüße,
Andreas

"Man kann einen gesellschaftlichen Diskurs darüber haben, was Meinungsfreiheit darf. Oder man hat Meinungsfreiheit." (Christian Zulliger)

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.553

10.07.2016 22:27
#4 RE: Zum Stimmungsbild in den westlichen Demokratien Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #1
Schlafwandeln wir in eine Katastrophe?


Ja.



Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.553

10.07.2016 22:28
#5 RE: Zum Stimmungsbild in den westlichen Demokratien Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #4
Zitat von Doeding im Beitrag #1
Schlafwandeln wir in eine Katastrophe?


Ja.


Aber nicht wegen Putin.

Zitat von Michael Ley, Die Presse, 15.06.2015
Kollektive Verirrungen wie der Kommunismus, der Faschismus oder der Nationalsozialismus waren reversibel: Nach ihrem Scheitern konnte auf das kulturelle und religiöse Erbe Europas zurückgegriffen werden, und neue zivilisierte, demokratische Gemeinwesen entstanden. Werden jedoch die einheimischen Bevölkerungen zur Minderheit, dann ist dieser Weg der zivilisatorischen Regeneration versperrt.



http://diepresse.com/home/spectrum/zeich...758713/print.do

Eine militärische Konfrontation, zumal in einem Maßstab, der über den Begriff "Scharmützel" hinausgeht, ist für Europa (und das schließt mittlerweile Rußland mit ein) kategorisch auszuschließen; weder gibt es die Ressourcen (auf unserer Seite schon gar nicht; aber auch nicht auf russischer), diese letztlich stillgestellte kaum-noch-Drohkulisse in das Agon eines Flächenkriegs münden zu lassen. Die "heiß-phasige" Version der drôle de guerre in der Ukraine in den letzten 27 Monaten ist da Beweis genug, v.a. wenn man die entsprechende Vergleichsfolie unterlegt: ex-Jugoslawien '91ff/'98f. Der "Zauberberg" ist, neben allem anderen, eine post-festum-Prophetie. Festzuhalten bleibt, daß keine der Parteien in die "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" geschlittert wäre, wenn ihnen die sich-unablässig-steigernde Alternativlosigkeit des festgefressenen Material/Abnützungskriegs als Denkmöglichkeit zur Verfügung gestanden hätte & nicht die Bewegungskriege von Napoleon über Nord-vs-Süd 1861/65 bis Sedan den Referenzrahmen abgegeben hätten. (Korollarium: und ihnen die Krim 54/55, das Ende der Pariser Commune, Bulgarien 78 & Port Arthur 1904 nicht den schlagenden Beweis geliefert hätten, daß Belagerungen/Stellungskrieg mit genügend Materialeinsatz in maximal 4 Monaten passé sind. Tja.) (OT: Fakt ist aber auch: wenn man D aus diesen Gleichungen seit Reichseinigung rauskürzt, als kontrafaktische Überlegung, wird die gesamte Kaskade der Katastrophen des Zwanzigsten hinfällig: Kein 1. WK, kein Kommunismus, kein 2. WK, kein Kalter Krieg, kein Vietnam. Zeitreisende, die die Geschichte zum Glücklicheren umbiegen möchten, sollten sich statt des in der SF/Uchronie so beliebten Braunauers besser Bismarck als Primärziel wählen.) Ebensowenig wird das Games of Thrones im südchinesischen Meer zur Katastrophe führen. Norman Angells Überlegungen sind eine Sache; Heinsohns eine andere.

Zitat von Blogbeitrag
Die Brexitentscheidung hat bei zahlreichen kontinentaleuropäischen Brexitbefürwortern Jubel evoziert, dessen Freude über das basisdemokratische Vorgehen mir in vielen Fällen vorgeschoben erschienen ist. Auch hier schien mir Schadenfreude, ja eine gewisse Lust an der Zerstörung in vielen Kommentaren zu überwiegen und Selbstzweck zu sein. Ist man der parlamentarisch-repräsentativen Demokratie wirklich so überdrüssig?



Au contraire. Die Freude gilt dem - und in diesem Fall: erstmaligen - Bekräftigen dessen, was mit Demokratie & Volkswillen gemeint ist: mit einem Auftrag an die demokratisch legitimierten Regierungen, in diesem Fall des GB, einer als zurecht als fatal empfundenen Entwicklung Einhalt zu gebieten, in der sich das Wechselspiel zwischen den nationalen "Parlamenten", die alle Fragen von irgendeiner Tragweite an die Institution EU delegieren, die weder rechenschaftspflichtig ist noch irgendwie abgestraft werden kann (WEDER von den einzelnen Nationalen Parlamenten NOCH vom Wähler) & einer Kamarilla aus Brüsseler Funktionärsschranzen, die Entscheidungen, die die Zukunft des Kontinents zentral betreffen - Militär, Energie, Euro/Bankenrettung, Völkerwanderung - wie die Mafia im Hinterzimmer auskungelt. Es ist das Gefühl, es hier nicht länger mit repräsentativen Organen zu tun zu haben, sondern mit hilflos bis willfährigen Abnickversammlungen, in denen jeder Dissenz von vornherein nicht zugelassen wird. Und die außerdem - ich spreche jetzt nur von D - ihre Lähmung & Unfähigkeit, die entscheidenden Fragen der Zukunft auch nur wahrzunehmen - seit Monaten (Jahren, im Fall Energiewende & Griechenland), unablässig unter Beweis gestellt. Die haben es dahin gebracht, daß die Anwürfe der Extremisten von links & rechts der 20er Jahre, von "Schwatzbude" angefangen, heute als Sachstandsbeschreibung durchgehen können. Bislang haben die, jetzt wieder auf EU-Ebene, es fertig gebracht, alles durchzudrücken, was auf dem Plan stand, ohne greifende Checks & Balances.

Daß das "weg" muß: das ist ein Eindruck, der sich über Jahrzehnte aufgebaut hat; der auch durchaus zutreffend ist: her stimmen Kopf & Bauchgefühl überein. Das stimmt zudem überein mit aller historischen Erfahrung gegen zentralistische Autokratien (was dann immer virulent wird, wenn vom Zentrum her alternativlose Lähmung verordnet wird). Bleibt als Alternative: der klassische Nationalstaat (aus historischer Erfahrung am besten mit einigermaßen heftiger kultureller & ethnischer Homogenität: nicht weil die so toll sind, sondern weil das am besten durch die Jahrzehnte fährt). Die Ironie ist ja: die EU-"Politik", gerade in ihrer Krisengeballtheit, ist ja genau das Ergebnis solcher Nationaler Eigenmächtigkeiten, zuförderst mal wieder deutscher, die da eigentlich entgiftet werden sollten (so im Sinn: statt um "Platz an der Sonne" streiten die sich jetzt um Reinheitsgebote & Ziegenkäse).

Nur: daß diese Nationen übereinander herfallen, wenn sie sich wieder primär als Nationalstaaten konstituieren & "Europa" dann in kleiner als 3 Punkt schreiben: das ist zunächst mal nichts als jahrzehntelang abgesonderte Propaganda der Einig-Europa-Fraktionen & sowenig glaubwürdig wie das Gelärm aller Propagandisten der Staatsautoritätsanbeter.



Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire

Martin Offline



Beiträge: 4.129

11.07.2016 07:07
#6 RE: Zum Stimmungsbild in den westlichen Demokratien Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #3

Das ist, glaube ich, ein wichtiger Punkt, lieber Martin. Andererseits scheint mir Frankreich, mit seinem vielleicht am meisten zentralistischen Staatswesen in Europa, ein Gegenbeispiel zu sein. Natürlich haben die Franzosen seit 20 Jahren ihren Front National, aber ich kann hier keine im europäischen Vergleich besondere Entsolidarisierung sehen. Vermutlich spielen hier doch auch Mentalitätsunterschiede eine Rolle und die Frage, welche Erwartungen Bürger traditionell gegenüber dem Staat haben. Insbesondere für die USA kann ich mir aber gut vorstellen, daß Ihre These zutrifft.

Herzliche Grüße,
Andreas


Frankreich ist auf meinem politischen Radarschirm ein leicht blinder Fleck, lieber Andreas. Es mag sein, dass ein starkes Nationalgefühl, mit auch unterstützt durch eine gewisse sprachliche Isolation vom Rest der Welt eine größere Rolle spielt, als anderswo. Ich bin auch wenig vertraut mit der Eigenständigkeit der Regionen in regionalen Fragen, inkl. der Verteilung der Finanzen.

Die Schweiz ist dagegen auch deshalb ein gutes Studienobjekt, weil es m.E. nicht DAS Nationalgefühl für die ganze Schweiz zu geben scheint, die Schweiz so etwas wie ein kleiner Vielvölkerstaat mit erkennbaren sprachlichen Grenzen ist. Das Schweizer System der dezentralen Verantwortlichkeiten schafft dafür ein doch bemerkenswert stabiles System.

Viele -exit-Bewegungen in Europa (dazu zählt auch Le Pen) dagegen sind m.E. ein deutliches Zeichen von Entsolidarisierung, allerdings von einem Zustand, den die hohe Politik eher künstlich herbeigeführt hat, und dessen Stabilität wohl mit an der Bereitschaft der 'reichen' Länder hängt, die arme Peripherie zu finanzieren. Die Menschen, die ihre nationalen Parlamente wählen wählen keinen Souverän. Dieser ist längst ein ein Anhängsel des unnahbaren Über-Souveräns EU.

Gruß, Martin

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

11.07.2016 08:23
#7 RE: Zum Stimmungsbild in den westlichen Demokratien Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #5
Eine militärische Konfrontation, zumal in einem Maßstab, der über den Begriff "Scharmützel" hinausgeht, ist für Europa (und das schließt mittlerweile Rußland mit ein) kategorisch auszuschließen; weder gibt es die Ressourcen (auf unserer Seite schon gar nicht; aber auch nicht auf russischer), diese letztlich stillgestellte kaum-noch-Drohkulisse in das Agon eines Flächenkriegs münden zu lassen.

Das ist wohl so. Ich meinte im Text nicht, daß Europa am Vorabend eines großen Krieges steht, sondern mit "Knall" die möglicherweise gleichzeitige, chaotische und ungesteuerte Implosion von Euro und EU. Nicht selten haben historisch "kybernetische" Dynamiken irgendwann einen Punkt erreicht, in dem das Heft des Handelns letztlich niemand mehr in seiner Hand gehabt hat. Im Guten gibt es dann einen Mauerfall; im nicht so Guten einen systemischen Totalzusammenbruch. Ich halte eine solche Entwicklung für zunehmend denkbar, und mich erschreckt die Leichtfertigkeit, mit der viele nonchalant über die erwartbaren, insbesondere wirtschaftlichen, Konsequenzen hinweggehen.

Zitat
Die Freude gilt dem - und in diesem Fall: erstmaligen - Bekräftigen dessen, was mit Demokratie & Volkswillen gemeint ist: mit einem Auftrag an die demokratisch legitimierten Regierungen, in diesem Fall des GB, einer als zurecht als fatal empfundenen Entwicklung Einhalt zu gebieten,


Das ist in der Tat ein Beispiel für das, was ich im Blogbeitrag mit vorgeschobener Basisdemokratie gemeint habe, und zwar mit Blick auf Deine ganz persönlichen Wunschvorstellungen in diesem konkreten Fall. Mit demoskopischen Zustimmungsraten zur Energiewende von 70% plus x braucht es in Deutschland nicht einmal ein Referendum um feststellen zu können, daß die Bundesregierung seit 2011 in exquisitester Weise Volkes Willen exekutiert. Schon gar nicht ein dichotom formuliertes wie in GB (in vs. out) unter Unterschlagung der langfristigen Kosten. Wenn ich die Demoskopie vom letzten Sommer richtig erinnere, dann wäre ein Referendum zur Grenzöffnung zum Zeitpunkt, als man am Münchner HBF noch mit Teddybären gewunken hat, eine ziemlich knappe Sache geworden. Hätte man ein Referendum einige Monate später abgehalten, hätte das schon wieder sehr anders ausgesehen. Wann hätte man es also ansetzen sollen? Vernünftigerweise doch vor der Grenzöffnung, gell? Dann hätte Merkel jetzt möglicherweise Absolution für alle Zeit.

Zitat
in der sich das Wechselspiel zwischen den nationalen "Parlamenten", die alle Fragen von irgendeiner Tragweite an die Institution EU delegieren, die weder rechenschaftspflichtig ist noch irgendwie abgestraft werden kann (WEDER von den einzelnen Nationalen Parlamenten NOCH vom Wähler) & einer Kamarilla aus Brüsseler Funktionärsschranzen, die Entscheidungen, die die Zukunft des Kontinents zentral betreffen - Militär, Energie, Euro/Bankenrettung, Völkerwanderung - wie die Mafia im Hinterzimmer auskungelt. Es ist das Gefühl, es hier nicht länger mit repräsentativen Organen zu tun zu haben, sondern mit hilflos bis willfährigen Abnickversammlungen, in denen jeder Dissenz von vornherein nicht zugelassen wird.


Und das ist ein weiteres Beispiel für das, was ich im Text gemeint habe; ich meine jetzt v. a. sprachlich; den "Ton". Schönstes "Fin de Siècle". Die Endzeit naht!

Zitat
Bleibt als Alternative: der klassische Nationalstaat (aus historischer Erfahrung am besten mit einigermaßen heftiger kultureller & ethnischer Homogenität: nicht weil die so toll sind, sondern weil das am besten durch die Jahrzehnte fährt). Die Ironie ist ja: die EU-"Politik", gerade in ihrer Krisengeballtheit, ist ja genau das Ergebnis solcher Nationaler Eigenmächtigkeiten, zuförderst mal wieder deutscher, die da eigentlich entgiftet werden sollten (so im Sinn: statt um "Platz an der Sonne" streiten die sich jetzt um Reinheitsgebote & Ziegenkäse).


Da ist schon was dran. Die Frage ist, wie gesagt, ob man hier einen geordneten Prozeß hinbekommt. Hieran habe ich Zweifel. Oder aber ob das ganze über einen chaotischen Prozeß passiert. Letzteres kann man m. E. nicht wollen. Ein Dilemma, für das ich natürlich auch keine Lösung habe. Ich bin nur ziemlich sicher, daß ein "Zusammenbruch" die schlechteste Variante wäre.

Herzliche Grüße,
Andreas

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Doeding Offline




Beiträge: 2.612

11.07.2016 08:41
#8 RE: Zum Stimmungsbild in den westlichen Demokratien Antworten

Zitat von Martin im Beitrag #6
Viele -exit-Bewegungen in Europa (dazu zählt auch Le Pen) dagegen sind m.E. ein deutliches Zeichen von Entsolidarisierung, allerdings von einem Zustand, den die hohe Politik eher künstlich herbeigeführt hat, und dessen Stabilität wohl mit an der Bereitschaft der 'reichen' Länder hängt, die arme Peripherie zu finanzieren.


das ist wohl die entscheidende Frage, auf die alles in Europa zuläuft. Nach dem Brexit leider mit einer ziemlichen Gewichtsverlagerung zugunsten der Südländer. Als Haftungsgemeinschaft ist Europa nicht langfristig überlebensfähig, da bin ich mir sicher, und an diesem Punkt ist eine "Entsolidarisierung" (oder richtiger: die Wiedereinführung des Verursacherprinzips) unerläßlich. Da aber das hierzu nötige (und eigentlich vorhandene) Regelwerk einschließlich Sanktionsmechanismen sein Papier nicht mehr wert ist, ist das eine nicht wirklich lösbare Situation, scheint mir. Es wird nicht funktionieren. Auch hier stellt sich jedoch wieder die Frage: gesteuert oder chaotisch?

Herzliche Grüße,
Andreas

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Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

11.07.2016 09:37
#9 RE: Zum Stimmungsbild in den westlichen Demokratien Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #5
Die Freude gilt dem - und in diesem Fall: erstmaligen - Bekräftigen dessen, was mit Demokratie & Volkswillen gemeint ist: mit einem Auftrag an die demokratisch legitimierten Regierungen, in diesem Fall des GB, einer als zurecht als fatal empfundenen Entwicklung Einhalt zu gebieten, ...

Die Freude beschränkt sich allerdings weitgehend auf die Außenstehenden, die den Vorgang begeistert so interpretieren, daß hier der EU mal ordentlich gezeigt wird, wo der Hammer hängt...
Aber im Innern sieht das doch anders aus. Lassen wir die Frage, ob man bei 51,9% für Weiß-nicht-genau-was und 48,1% klar dagegen von einem eindeutigen "Auftrag" des "Volkswillens" sprechen kann, einmal beiseite - wirklich schockierend an dem Vorgang ist, wie die "demokratisch legitimierte Regierung" diesen Auftrag ausführt und nicht ausführt.

Was wir in GB zur Zeit sehen, ist eine Implosion des politischen Systems, dessen vorher so solide wirkende Fassade auf einmal ohne viel Staubaufwirbeln in sich zusammenfällt. Aus dem Staube machen sich alle einigermaßen prominenten und vertrauenserweckenden politischen Leitfiguren, das Vakuum überlassen sie Figuren der 2. Garnitur, die bereit sind, den Scherbenhaufen zu übernehmen, weil sie eine Chance entweder für ihr persönliches Vorankommen oder für ihre abstruseren politischen Ideen wittern.

Und diese Ideen sind zwar nicht in jeder Hinsicht neu, aber ebenso unzivilisiert wie mehrheitsfähig. Denn während die Regierung (oder was davon übrig ist) den Auftrag zwar anerkennt, sich aber nicht wirklich mit seiner Umsetzung den historischen Ruf versauen will, fühlen sich etliche Mitglieder des Volkes selbst mit ihren vorher latenten xenophoben Vorurteilen und Reinigungsphantasien nun legitimiert und in der Mehrheit. Den Spruch von der EU als Friedensgarant Europas hatte ich im Vorfeld auch nur für eitel Anmaßung gehalten, aber langsam festigt sich bei mir der Eindruck, daß da doch etwas dran ist.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.553

11.07.2016 10:01
#10 RE: Zum Stimmungsbild in den westlichen Demokratien Antworten

OT.

Zitat von Fluminist im Beitrag #9
eine Implosion des politischen Systems, dessen vorher so solide wirkende Fassade auf einmal ohne viel Staubaufwirbeln in sich zusammenfällt. Aus dem Staube machen sich alle einigermaßen prominenten und vertrauenserweckenden politischen Leitfiguren, das Vakuum überlassen sie Figuren der 2. Garnitur, die bereit sind, den Scherbenhaufen zu übernehmen, weil sie eine Chance entweder für ihr persönliches Vorankommen oder für ihre abstruseren politischen Ideen wittern.

Und diese Ideen sind zwar nicht in jeder Hinsicht neu, aber ebenso unzivilisiert wie mehrheitsfähig.


Mutato nomines... Der Passus liefert eine exakte Beschreibung des Berliner Ist-Zustands.



Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire

Emulgator Offline



Beiträge: 2.833

11.07.2016 14:08
#11 RE: Zum Stimmungsbild in den westlichen Demokratien Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #1
Schlafwandeln wir in eine Katastrophe? Das weiß ich natürlich nicht, aber mir scheint, daß die erkennbare politische Stimmung in immer größeren Teilen der Bevölkerungen Europas und der USA dem zumindest nicht entgegenstehen, was ich hier beschreibe; nebst selbstkritischem Schluß.
Ich weiß nicht, ob dieses fin-de-siècle-Gefühl so wirklich bestand, die Sehnsucht nach einem autoritären Aggressor, der alles tüchtig umpflügt. In gewisser Weise bestand die Sehnsucht nach einem reinigenden Krieg aber tatsächlich in Deutschland um 1939.
Was ich weiß, ist, daß in Rußland dieses Gefühl wirklich in großen Teilen existiert. Putin ist im Vergleich dazu sogar noch gemäßigt. Auch die Gereiztheit und Ungeduld gibt es dort. Im Westen ist man dagegen eher harmonisch im Umgang mit Fremden.

Zitat von Doeding im Beitrag #1
Gleichwohl scheint sich dieses Mißtrauen inzwischen in Teilen der Bevölkerungen zunehmend als Lust an der Zerstörung, als jenes „Hauptsache das alte kommt weg“ zu zeigen.
Welche Teile der Bevölkerung sind denn das? In meinen Augen ist es eher ein Seniorenaufstand. Die Geburtsjahrgänge ab den späten 70ern ticken ganz anders; man könnte meinen, sie seien älter.

califax Offline




Beiträge: 1.502

11.07.2016 23:26
#12 RE: Zum Stimmungsbild in den westlichen Demokratien Antworten

Ist das ein schüchternes Eintreten für Evolution statt Revolution?

(Nebenher: Nicht alles, was sich in Kommentarspalten austobt, gehört zum europäischen Bürgertum. Da bekommt so mancher sein Salär in Rubel und schreibt in St. Petersburger Büroarbeitszeiten.)

--
Im Andenken an einen großen Intellektuellen.

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

12.07.2016 00:02
#13 RE: Zum Stimmungsbild in den westlichen Demokratien Antworten

Zitat von califax im Beitrag #12
Ist das ein schüchternes Eintreten für Evolution statt Revolution?

Etwas in der Art, ja. Es ist zunächst mal der Versuch, für mich selbst wieder zu etwas mehr "Maß und Mitte" zu finden und den gegenwärtigen "Diskursfallen", die ich zu beobachten glaube, zu entkommen.

Zitat
(Nebenher: Nicht alles, was sich in Kommentarspalten austobt, gehört zum europäischen Bürgertum. Da bekommt so mancher sein Salär in Rubel und schreibt in St. Petersburger Büroarbeitszeiten.)


Ich weiß. Ich glaube, der Putin-Schlenker ist im Text etwas zu prominent dahergekommen. Wobei die Putin-Querfront zwischen Linkspartei(anhängern), Teilen der SPD(anhängerschaft) und Pegida ("Putin, hilf uns!") schon evident ist.

Herzliche Grüße,
Andreas

"Man kann einen gesellschaftlichen Diskurs darüber haben, was Meinungsfreiheit darf. Oder man hat Meinungsfreiheit." (Christian Zulliger)

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.553

12.07.2016 00:23
#14 RE: Zum Stimmungsbild in den westlichen Demokratien Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #11
Ich weiß nicht, ob dieses fin-de-siècle-Gefühl so wirklich bestand, die Sehnsucht nach einem autoritären Aggressor, der alles tüchtig umpflügt. In gewisser Weise bestand die Sehnsucht nach einem reinigenden Krieg aber tatsächlich in Deutschland um 1939.


1939 war hier ja nicht der Referenzzeitpunkt; aber für dieses Jahr möchte ich das ernsthaft bezweifeln. Für Frankreich & die Niederlande gab es diese Stimmung definitiv nicht (auch wenn hier DE erwähnt wurde); da herrschte aber ein stetes, sehr mulmiges Warten-auf-die-nächsten-Schritte & in den Zeitungen & Magazinberichten ein ängstliches Vertrauen, daß das Münchner Abkommen jetzt der Schlußstein sein würde (das "Mourir pour Gdansk?" entstammt ja genau dieser Zeit). Im Nachhinein wirkt die hektische Beschäftigung mit internen Querelen, die als nachgerade staatsgefährdende Regierungskrisen von den Medien behandelt wurden (sowohl F wie NL) wie eine Art Übersprunghandlung; beherrschendes Außenpolitisches Medienthema in Sachen Europa ist da die Schlußphase des Spanischen Bürgerkriegs. Für England das gleiche Bild; im August dann ein richtiger Fall in Enttäuschung & Trotz, der von Nihilismus nicht mehr zu unterscheiden ist; bis das im Oktober 39 in entschlossene Wehrhaftigkeit kippt (mit Bangigkeit: wenn man die Memoiren durchschaut, dann haben die an der Home Front ernsthaft jede Woche den Beginn der deutschen Invasion erwartet; der Blick auf die "Home Guard", die für den Fall bereitstehen sollte, ist oft von verzweifeltem Sarkasmus gekennzeichnet; das entspricht 1:1 dem Optik, mit der sich deutsche Zeitzeugen dann, ab 1944 an den "Volkssturm" erinnern: Großväter "mit Vorderladern aus dem Burenkrieg" gegen eine erwartete High-Tech-Armee). W. H. Auden hat diese Stimmung, aus New Yorker Exilperspektive, exemplarisch in Worte gefasst:

I sit in one of the dives/ On Fifty-second Street / Uncertain and afraid / As the clever hopes expire / Of a low dishonest decade:
Waves of anger and fear / Circulate over the bright / And darkened lands of the earth,/ Obsessing our private lives; /
The unmentionable odour of death/ Offends the September night.
("September 1, 1939")

Fürs Reich geben die Berichte an den SD in Berlin ein ganz anderes Bild als das den gleichgeschalteten Medien (der Tonus der Berichterstattung wurde dementsprechend auch auszurichten versucht): nämlich tiefe Besorgnis, Mißtrauen in die amtliche Propaganda, daß da vor irgendeiner "Begeisterung" keinerlei Rede sein könne; in den Berichten findet sich immer wieder der Verweis, daß sich "die Älteren" an den letzten Krieg erinnern konnten & wie die Hoffnungen enttäuscht worden seien; wenn man das, sowohl für Polen als auch, 9 Monate später, für NL, Dänemark & Norwegen, mit dem eigentlichen Kriegsgeschehen abgleicht, fällt auf, daß da im direkten Geschehen nur die "trockenen Meldungen" über den Rundfunk kamen & die Bilder, die sich der Nachwelt ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben, wie die in Reihe wegtauchenden Stukas über Polen, erst 10/14 Tage später in die Wochenschauen kopiert wurden, nachdem das ein unumkehrbares fait accompli war. Das gegenläufige Moment, das immer wieder in den Erinnerungschilderungen. hier aber allein von Jugendlichen & relativ jungen Erwachsenen (bis etwa im Alter von 30) auftaucht, eben auch bei jenen, die sich in Opposition zum Regime sehen, ist eine naive, wieder & wieder mit dem Wort "jungenhaft" belegte Begeisterung über die späteren Vormarschmeldungen der deutschen Truppen, gerade bei den Balkaneinsätzen & in Nordafrika (das spielt noch lange in die Bewertung Rommels als vermeintlichem Gegenpol zu Hitler eine Rolle). Das wirkt ziemlich schizophren & wird von eben diesen Zeitzeugen auch genauso verbucht.


Für 1914, also Stichwort "Zauberberg": da läßt sich zwar durchaus einiges an Belegen finden: die 10/15 Jahre vorher als "fauler Frieden", der "platzen soll". Bekannt die Tagebucheintragung Georg Heyms vom 6. Juli 1910:

Zitat
Geschähe doch einmal etwas. Würden einmal wieder Barrikaden gebaut. Ich wäre der erste, der sich darauf stellte, ich wollte noch mit der Kugel im Herzen den Rausch der Begeisterung spüren. Oder sei es auch nur, daß man einen Krieg begänne, er kann ungerecht sein. Dieser Frieden ist so faul ölig und schmierig wie eine Leimpolitur auf alten Möbeln.
Was haben wir auch für eine jammervolle Regierung, einen Kaiser, der sich in jedem Zirkus als Harlekin sehen lassen könnte. Staatsmänner, die besser als Spucknapfhalter ihren Zweck erfüllten, denn als Männer, die das Vertrauen des Volkes tragen sollen.



Das Problem ist nur, daß einer so gewichteten Auslese immer ein Übermaß anders gepolter Literaturzeugnisse gegenüberstehen wie Kafkas "Nachmittags Schwimmstunde"; je nach Auswahl kann das bekräftigt oder das genaue Gegenteil belegt werden. Für die Historiker hat Joachim Radkau Ende der 90er den Versuch unternommen, die spätwilhelminische Ära als "nervöses Zeitalter" zu charakterisieren & den Großen Krieg als Roßkur gegen die kollektive Neurasthenie; wirklich überzeugt hat er damit keinen (FAZ; ZEIT). Die Heymeriche sind in der Regel durch Nietzsche schwer gepolt (Thommie Mann übrigens auch); die Wandervögel haben mit dem ganzen Brast des Fängt-den-Säckel* nichts am Hut (Historiker mit einer darauf eingestellten Optik deuten die Kriegsbegeisterung dann als eine Art Pfadfinderspiel in XXXL); wenn man Bertha von Suttner oder Norman Angell oder überhaupt die Sozialisten liest, war "Weltfrieden" DAS bewegende Thema-der-Zeit. Eine brauchbare historische Deutung, auf die sich alle einigen können, bedeutet nur eins: das Thema hat jede Bedeutung für uns verloren.



*Der "Zauberberg" ist ja, unter anderm, das letzte literarische Großwerk des Fin de Siècle; wie überhaupt alles von T.M. bis dahin; wenn auch die Konstellationen von Ort & Personage aus dem Fundus des Realismus genommen sind; dafür sind die Gestalten seiner Werke eben ausnahmslos Knallchargen, von Hanno B. über Aschenbach über Settembrini, Peeperkorn (Hauptmann hat ja nicht ohne Grund die Platze gekriegt), Hofrat Behrens & die gräßliche Schnepfe Clawdia (Chauchat heißt sie, Cauchemar sollt' sie heißen). Das gibt dem Werk den Dreh übers F.d.S. hinaus; wo die Gestalten nicht mehr wirken, wenn man sie mal wirklich auslacht, weder des Esseintes noch der graue Dorian.



Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

12.07.2016 09:34
#15 RE: Zum Stimmungsbild in den westlichen Demokratien Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #14
Bekannt die Tagebucheintragung Georg Heyms vom 6. Juli 1910:

Zitat
Geschähe doch einmal etwas. ...


Ein weiterer literarischer Reflex hiervon ist der basso ostinato "Es muß etwas geschehen." des Grafen Leinsdorf im Mann ohne Eigenschaften.

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

12.07.2016 09:47
#16 RE: Zum Stimmungsbild in den westlichen Demokratien Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #14

Der "Zauberberg" ist ja, unter anderm, das letzte literarische Großwerk des Fin de Siècle; wie überhaupt alles von T.M. bis dahin; wenn auch die Konstellationen von Ort & Personage aus dem Fundus des Realismus genommen sind; dafür sind die Gestalten seiner Werke eben ausnahmslos Knallchargen, (...) über Settembrini, Peeperkorn (Hauptmann hat ja nicht ohne Grund die Platze gekriegt), Hofrat Behrens & die gräßliche Schnepfe Clawdia (Chauchat heißt sie, Cauchemar sollt' sie heißen). Das gibt dem Werk den Dreh übers F.d.S. hinaus; wo die Gestalten nicht mehr wirken, wenn man sie mal wirklich auslacht, weder des Esseintes noch der graue Dorian.


Ist es Zufall, daß in Deiner Knallchargenaufzählung ausgerechnet Leo Naphta fehlt, der jesuitisch-konservative Umstürzler, den man ohne allzu große Hirnakrobatik ganz gut in die heutige Zeit und Debattenkultur, sagen wir vielleicht mal ganz vorsichtig, als Neocon projizieren könnte?

Herzliche Grüße,
Andreas

"Man kann einen gesellschaftlichen Diskurs darüber haben, was Meinungsfreiheit darf. Oder man hat Meinungsfreiheit." (Christian Zulliger)

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.553

12.07.2016 11:35
#17 RE: Zum Stimmungsbild in den westlichen Demokratien Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #16
der jesuitisch-konservative Umstürzler


Der ist der ärgste der ganzen Bagage & fehlt aufgrund seines Hintergrunds

Zitat von Herbert Lehnert, "Leo Naphta und sein Autor," Orbis Litterarum, 37 (2007), 47-69
Der Leser wird von der stillen Geistigkeita (111,608) seines ostjüdischen Vaters angezogen und von der blutigen Grausamkeit seines Schachter-Berufes abgestoBen (111,608-6 10). Aus seiner Heimat wird der junge Naphta durch ein Pogrom vertrieben. Die Christen sind noch grausamer. Aus eigenem EntschluB wahlt Naphta den Marxismus und den Jesuitenorden als neue geistige Heimaten. Seine Geschwister und seine angestammte Kultur 1aBt er ohne Bedenken im Stich (111,614). Der Jesuitenorden gibt ihm einen aristokratischen, spanischen Hintergrund. Aber eigentlich kommt ihm dieser nicht zu, er hat ihn wie eine Ideologie gewahlt. Das ist der "jüdische Intellektual-Radikalismus". Sein kultureller Hintergrund wirkt darum negativ, verbindet Frommigkeit und Grausamkeit. (61)



http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.11...2.tb00789.x/pdf

& um nicht den ganzen catalogus dramatis personarum hinzusetzen.



Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire

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