"Klebestreifengate" klingt zwengs der unglücklichen Sprachmischung mißlich, da der Anglophonie ja stets monoglossale Schwerhörigkeit unterstellt wird. Beim Waterkantgate konnte die opake Partikel wg. Assonanz ans bekannte Vorbild als zu vernachlässigendes Infix & notwendiger Lokativ verschmerzt werden. Bei "adhesive tape" denkt jeder Angel-Sachse an Tesafilm & "glue strip" wiederum klingt (zumal wenns ums Entblättern geht) dem piefken Ohr zu sehr nach Bumslokal. Bleibt die passeistische Besinnung aufs weiland bombensichere Verschließen von Kuverts (wenn nicht gar Couverts). Mithin "Leck-mich-Gate".
Im Gedenken an die selige Monarchie fällt einem da Anton Kuhs unsterblicher Sketch "Lärm vor dem Hause: Thema mit Variationen" ein.
Apropos Weaner Schmäh: ist noch jemandem präsent (oder kann es heraussuchen) mit welcher Nachsicht die austriakischen Medien vor 16 Jahren die Florida-Hightech-Lochkartenkonfettiwahl von Bush jun. begleitet haben?
Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire
Caveat emptor: Das Label "Made in Germany" ist mal auf der Insel eingeführt worden (mit dem Merchandise Marks Act von 1887; ich hätte das auf glatt 30 Jahre eher verortet), um Bruch & Dalles von Qualitätsware unterscheiden zu können. Hat sich dann, weil die Germanen sich den Wink zu nahmen, in sein glattes Gegenteil verkehrt. War später die gleiche Geschichte mit "Made in Japan", "Made in Taiwan"; momentan mit "Made in China".
Wies ausschaut, sind die Deutschen von einer unwiderstehlichen Nostalgie zur Restitution kaiserlicher Glanzzeiten getrieben. Quer über die ganze Produktpalette.
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Mal Scherz beiseite & kurz einen Schritt zurücktreten & resümieren, was hier eigentlich abgeht:
Ein demokratischer Staat seit fast 100 Jahren, seit 70 Jahren ohne gravierende Friktionen in der Hinsicht, vergeigt eine Wahl, das wichtigste, grundlegende Element der Staatskonstitution, wg. Wahlmanipulation & sieht sich, nach 4 Monaten Fixiertsein auf die ordnungsgemäße Neudurchführung, nicht zu dem in der Lage, was man etwa in England seit 300 Jahren problemlos auf die Kette kriegt; auch in jedem Taka-Tuka-Land? (Und das zufällig dann, wenn das absehbare Ergebnis dem verkündeten Komment nicht zu entsprechen droht; das man schon beim ersten Mal, wie es aussieht, mit Absicht unterbunden hat?) Und das ist dann nur "furchtbar peinlich"? Und der Wahlleiter tritt vor die Weltöffentlichkeit & erklärt:
Zitat von ORFZu Beginn der Pressekonferenz entschuldigte sich Sobotka bei der Bevölkerung, insbesondere jenen, die schon ihre Stimme abgegeben haben, sowie bei den Kandidaten Norbert Hofer (FPÖ) und dem von den Grünen unterstützten Alexander Van der Bellen. Er habe als Leiter der Wahlkommission keine andere Wahl, als das Parlament um ein neues Gesetz zu bitten - nach geltenden Gesetzen sei die Verschiebung einer Wahl nur beim Tod einer Kandidatin oder eines Kandidaten möglich.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #6Ein demokratischer Staat seit fast 100 Jahren, seit 70 Jahren ohne gravierende Friktionen in der Hinsicht, ...
Aber nur deshalb, weil halt nicht so genau hingeschaut wurde.
Die Organisationsprobleme, die den letzten Wahlgang ungültig machten, waren ja nicht neu. Und hatten auch überhaupt keinen politischen Bezug. Sondern das war schlicht lang eingespielte Schlamperei, die plötzlich wegen der Anfechtung ins Scheinwerferlicht geriet.
Zitat was man etwa in England seit 300 Jahren problemlos auf die Kette kriegt; auch in jedem Taka-Tuka-Land?
In vielen Ländern würde man die Petitessen, die in Österreich zur Wahlkrise geführt haben, überhaupt nicht als Anfechtungsgrund ernst nehmen. Und auch in England waren in den 300 Jahren teilweise haarsträubende Verfahren üblich. Hat sich halt nur niemand daran gestört.
Das Pech für Österreich ist eben, daß sie ein überaus penibles Wahlrecht mit vielen Detailregeln verwenden. Wird dann halt schwierig, wenn man die alle 1:1 umsetzen muß.
Zitat von Noricus im Beitrag #1Ist die Monarchie der Ausweg aus dem Klebestreifengate der österreichischen Bundespräsidentenwahl?
Das Problem der Demokratie ist, mit einem geeigneten Verfahren Führungskräfte zu bestimmen. Das Verfahren ist bei der Monarchie (relativ ...) klar, aber dafür ist dann unsicher, ob die Führungskräfte geeignet sind. Nicht daß wir in dieser Hinsicht von der Demokratie verwöhnt werden - aber wenigstens gibt es gewisse Minimalstandards.
Und dann gibt es bei der Monarchie noch das viel wesentlichere Problem: Man wird die Führungskräfte nicht wieder los. Auch da sind wir in der Demokratie nicht verwöhnt (mir graut schon jetzt vor der Möglichkeit, daß das begeisterte Wahlvolk Merkel eine vierte Amtszeit gewähren könnte), aber es gibt immerhin gewisse Möglichkeiten, die auch in der Praxis immer wieder genutzt werden.
Zitat von Noricus im Beitrag #1Ist die Monarchie der Ausweg aus dem Klebestreifengate der österreichischen Bundespräsidentenwahl? Ein KKK.
Nein, die Monarchie ist nicht die Lösung, weil die Wahl nicht das Problem ist, sondern die Wahlgesetzgebung/verfassung. Der Job von Juristen in der Gesetzgebung und in der Vertragsgestaltung ist, alle möglichen Eventualitäten, die gerechtigkeitsrelevant sind, zu berücksichtigen. Eine von Laien oft als morbide betrachtete Eventualität ist der Tod (viele --nicht alle-- Vereinssatzungen: "Die Mitgliedschaft endet durch Kündigung, Ausschluß oder Tod"), weil selbiger in der aufgeklärten Zeit tabuisiert ist. Dafür ist bei der BuPrä-Wahl vorgesorgt. Es gibt noch diverse andere relevante Eventualitäten, die man berücksichtigen müßte. Manche sind extrem unwahrscheinlich, so daß man darauf verzichten kann (etwa die Möglichkeit, daß bis zum Wahltermin schlagartig alle Österreicher geschäftsunfähig werden). Und bei manchen hat man sich in der Unwahrscheinlichkeit verschätzt, eben in der Möglichkeit, einer Schlechtleistung durch den Wahlkuvertlieferanten. Zivilrechtlich ist in der Hinsicht ja schon vorausgedacht, eben im AGBG. Nur eben nicht im Wahlrecht. Juristenpech! Und die Juristen sind nun mal die wahren Machthaber, da ist Österreichs Kaisertum nicht viel anders als die moderne Republik oder die römischen Reiche (Republik, Kaiserreich).
Worauf, wenn nicht auf diese Situation, passt der schöne Bonmot: "Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst". Wird ja gemeinhin auch dem Karl Kraus zugeschrieben.
Machen wir uns nichts vor, selbst das Scheitern beherrschen die Österreicher mit einem großartigen Gespür für den Unterhaltungswert.
Zitat von Noricus im Beitrag #1Ist die Monarchie der Ausweg aus dem Klebestreifengate der österreichischen Bundespräsidentenwahl?
Das Problem der Demokratie ist, mit einem geeigneten Verfahren Führungskräfte zu bestimmen. Das Verfahren ist bei der Monarchie (relativ ...) klar, aber dafür ist dann unsicher, ob die Führungskräfte geeignet sind. Nicht daß wir in dieser Hinsicht von der Demokratie verwöhnt werden - aber wenigstens gibt es gewisse Minimalstandards.
Und dann gibt es bei der Monarchie noch das viel wesentlichere Problem: Man wird die Führungskräfte nicht wieder los. Auch da sind wir in der Demokratie nicht verwöhnt (mir graut schon jetzt vor der Möglichkeit, daß das begeisterte Wahlvolk Merkel eine vierte Amtszeit gewähren könnte), aber es gibt immerhin gewisse Möglichkeiten, die auch in der Praxis immer wieder genutzt werden.
Minimalstandards? Wenn man sich den beruflichen Werdegang mancher aktiver oder früheren Minister so ansieht fragt man sich wie minimal die in Ihren Augen sein dürfen. Kann es noch viel Schlimmeres geben als eine Arbeitsministerin die noch nie gearbeitet hat. Von Joschka F. mit einer Qualifikation als Taxifahrer und Straßenschläger nicht zu reden.
Tja, und das wieder loswerden, das ist halt auch so eine Sache. Ich will jetzt gar nicht davon reden, daß in Deutschland inzwischen leider Koalitionen aller Parteien möglich sind. Gut, eine Partei darf nicht mitmachen, aber inzwischen würde mich eine Koalition der CDU mit der Linkspartei nicht mehr überraschen. Denn eigentlich gibt es die ja eh schon, es geht ja nur noch drum, was so um die 80% nicht gewählt haben. Wenn in Ba-Wü Schwarz Grün geht, was bis vor kurzem ja angeblich gar nicht ging, geht alles.
Aber eigentlich wollte ich gar nicht darauf abzielen. Mir geht es um diese verdammten Wahllisten. Und dank derer bekommt man manche Politiker wirklich nie weg. Manche sitzen Jahrzehnte in den Parlamenten und haben nie ein Direktmandat gewonnen. Mir ist schon klar, daß es bei kleineren Parteien nicht anders geht, deshalb sind sie ja kleinere Parteien. Andererseits empfinde ich es auch nicht als richtig demokratisch, wenn die Parteien und nicht der Wähler über die Zusammensetzung der Parlamente entscheiden.
Mich nervt es einfach, daß ich, wenn ich meine Stimme einer Partei gebe ich zwangsläufig auch die unterstütze die ich gar nicht mag, die vielleicht fastkeiner mag, ausser die in der eigenen Partei.
Ich weiß, für Landtags- oder Bundestagswahlen viel zu kompliziert, aber ich bin großer Fan des Kommunalwahlsystems in Bayern und Ba Wü ^
Zitat von RichardT im Beitrag #11Wenn man sich den beruflichen Werdegang mancher aktiver oder früheren Minister so ansieht fragt man sich wie minimal die in Ihren Augen sein dürfen.
Na ja, da gibt es in der Tat merkwürdige Lebensläufe. Aber so ein paar Qualitäten muß man schon haben, wenn man sich im Haifischbecken durchsetzen will. Die einzige Qualität eines Monarchen besteht dagegen in der Geburt.
Zitat Kann es noch viel Schlimmeres geben als eine Arbeitsministerin die noch nie gearbeitet hat. Von Joschka F. mit einer Qualifikation als Taxifahrer und Straßenschläger nicht zu reden.
Der normale Monarch hat auch nie gearbeitet. Und würde im Zweifelsfall keine Taxifahrt hinkriegen. Straßenschläger würde ich manchen Royals zutrauen.
Zitat Mir geht es um diese verdammten Wahllisten. Und dank derer bekommt man manche Politiker wirklich nie weg.
Sicher bekommt man die weg. Müssen nur ausreichend viele Leute wollen. Demokratie heißt nicht daß der Unwillen einzelner Wähler reicht, um einen Politiker loszuwerden.
Zitat Andererseits empfinde ich es auch nicht als richtig demokratisch, wenn die Parteien und nicht der Wähler über die Zusammensetzung der Parlamente entscheiden.
Das ist völlig demokratisch. Wenn die Liste einer Partei nicht gefällt, muß sie der Wähler erst gar nichts ins Parlament lassen.
Zitat Mich nervt es einfach, daß ich, wenn ich meine Stimme einer Partei gebe ich zwangsläufig auch die unterstütze die ich gar nicht mag, die vielleicht fastkeiner mag, ausser die in der eigenen Partei.
Das nervt in der Tat, ist aber unvermeidlich. Weil jeder von uns halt nur einer von 80 Millionen ist. D.h. es kann in einer Demokratie überhaupt nur etwas bewegt werden, wenn ziemlich viele Leute sich auf ein Minimum einigen, daß dann jeweils nur einen Teil ihrer jeweiligen persönlichen Wünsche abdeckt. Man muß sich damit abfinden, daß letztlich jeder Abgeordnete nur im Parlament sitzt, weil eine größere Anzahl von Leuten ihn ziemlich gut finden. Es gibt ja auch Millionen im Lande, die finden Claudia Roth gut. Kann ich persönlich nicht nachvollziehen, ist aber so. Und natürlich haben die alle Wahlrecht.
Zitat Ich weiß, für Landtags- oder Bundestagswahlen viel zu kompliziert, aber ich bin großer Fan des Kommunalwahlsystems in Bayern und Ba Wü
Das Kumulieren und Panaschieren ist nicht nur zu kompliziert für größere Wahlen, sondern hat auch andere Nachteile. Sie dürfen sich nämlich nicht über den Auszählungsmodus täuschen: Ihre drei Kreuze für ihren persönlichen Favoriten helfen diesem erst einmal nur wenig (vielleicht rutscht er ein bißchen auf der parteiinternen Liste nach oben). In erster Linie helfen sie der Liste insgesamt, in der Reihenfolge, wie Partei (und die anderen Wähler) sie bestimmt haben. Auch bei Kumulieren/Panaschieren ist es also völlig normal, daß ihre Stimme (über die Listenunterverteilung) genau dem Kandidaten am Ende zum Mandat verhilft, den sie auf dieser Liste nicht mögen (und vielleicht sogar durchgestrichen haben).
Es gibt bessere Wahlsysteme, die auch auf Parlamentsebene Personenwahl ermöglichen (Präferenzstimmwahlrecht). In Irland oder Australien werden die mit gutem Erfolg angewendet. Aber nur eine exotische Minderheit in Deutschland kennt die und versucht sie einzuführen.
Zitat von R.A. im Beitrag #12Die einzige Qualität eines Monarchen besteht dagegen in der Geburt.
Es gibt ja das Gedankenexperiment, Dero Matjestät, oder sämtliche Minister, oder aber alle Abgeorderten blind von der Straße weg zu fangen & auf diese Posten zu setzen, ohne Qualitätsprüfung. Und anscheinend sind sich die Konjekturalexperimentatoren einig, daß die dann ihren Job wahrscheinlich genausogut, wenn nicht sogar besser erledigen würden. Gibts natürlich als literarische Versuchsanordnung "The Prince and the Pauper" & scheint, wenn ich recht überlege, eins der Grundmotive für Ruritanien zu sein: Doppelgänger in einem fiktiven K&K-Balkanflecken tauscht Identität mit bedrohter Durchlaucht & schmeißt den Laden 1A. Anthony Hope, The Prisoner of Zenda (Heinlein hat das dann ja 60 Jahre später vor 60 Jahren SFmäßig zu "Double Star" umgestrickt). Einen Roman in dem Janger hat sogar Winston Churchill gestrickt (nicht der Romancier, sondern der andere, der den Nobelpreis für Literatur gekriegt hat): Savrola (1900).
Vielleicht sollte der Elefant im Kleinen Zimmer von den Tastenden näher beschrieben werden. Für die Donaubefindlichkeit würde ja eine konstitutionelle Monarchie hinreichen. Da läuft man zwar auch die Gefahr eines Karl des Dritten aus dem Hause Sachsen-Coburg und Gotha oder eines Georg III, aber selbst die dürften erheblich weniger Schaden anrichten können als unser Gegenwartspersonal, selbst wenn sie der Grünspleen zwackt. Vielleicht dürften die sogar in der EU mitmachen. Ist also eine absolute Monarchie gemeint, à la Louis Quartzuhr? Dürfte dem Zeitgeist zupaß kommen; da fallen mir als aktuelle Beispiele ein: Saudi-Barbarien, Oman, Brunei, die VAR. Und der Vatikanstaat.
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Inwiefern ist dessen Oberhaupt absolut? Wird es nicht gewählt, nach festgelegten Regeln? Also wenn schon Monarchie, dann eher eine konstitutionelle? Oder verwechsle ich da 'was?
Zitat von Daska im Beitrag #14Inwiefern ist dessen Oberhaupt absolut? Wird es nicht gewählt, nach festgelegten Regeln? Also wenn schon Monarchie, dann eher eine konstitutionelle? Oder verwechsle ich da 'was?
Ja. Entscheidend ist nicht die Form der Einsetzung/Akklamation des Staatsoberhauptes, sondern daß es heißt "the buck stops here" & daß die eigene Staatlichkeit gegeben ist. Auch das hl. rm. Rch. dt. Nt. war eine Wahlmonarchie; das Römische Kaiserreich machte das per Adoption.
Zitat von Die Zeit, 'Die absolute Monarchie, 16. Oktober 2003'Der Vatikan, in den so genannten Lateranverträgen mit Mussolini 1929 für souverän erklärt, ist mit 44 Hektar der kleinste Staat der Welt. Der Staat der Vatikanstadt ist seither de facto eine absolute Monarchie mit eigenem Hoheitsgebiet.
und, höchstofficiell:
Zitat von Homepage des Staates der VatikanstadtStaat und Regierung Die Organe des Staates
Der Vatikanstaat ist eine absolute Monarchie. Staatsoberhaupt ist der Papst, der die volle Legislative, Exekutive und gerichtliche Gewalt ausübt. Während der Sedisvakanz (Zeitraum, in dem das Amt des Papstes unbesetzt ist) übt das Kardinalskollegium diese Gewalt aus.
Zitat Kann es noch viel Schlimmeres geben als eine Arbeitsministerin die noch nie gearbeitet hat. Von Joschka F. mit einer Qualifikation als Taxifahrer und Straßenschläger nicht zu reden.
Der normale Monarch hat auch nie gearbeitet. Und würde im Zweifelsfall keine Taxifahrt hinkriegen. Straßenschläger würde ich manchen Royals zutrauen.
Zum Beispiel hat der Kronprinz Franz Ferdinand im Lauf seiner Jagdkarriere fast 275.000 Stück Wild geschossen. Klingt für mich nach dem Oberjagdmeister der Donaumonarchie. Daneben fand er noch Zeit im Belvedere ein Schattenkabinett zu unterhalten.
Zitat von xanopos im Beitrag #17 Zum Beispiel hat der Kronprinz Franz Ferdinand im Lauf seiner Jagdkarriere fast 275.000 Stück Wild geschossen.
Ja. klar. Mit einem Maschinengewehr vermutlich. Oder das Wild wurde hintereinander gebunden, so er mit einem Schuss immer gleich mehrere töten konnte. Damit das hinkommt, müsste er 40 Jahre lang jeden Tag (Sonntags eingeschlossen) etwa 30 Tiere töten müssen. Das würde er selbst dann nicht schaffen, wenn die Tiere auf einer Koppel zusammengetrieben werden.
___________________ Kommunismus mordet. Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #18Mit einem Maschinengewehr vermutlich.
Zumindest ist diese Zahl eiserne Historikerfolklore.
Zitat von Die Presse, 17.05.2013Mit 274.899 getöteten Tieren (!) dürfte der einstige Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand von Österreich-Este wohl Weltrekordhalter bleiben in der seltsamen Zunft der Jagdbegeisterten. An Bord des Schiffes Kaiserin Elisabeth, mit dem er 1892/93 seine berühmte Weltreise unternahm, bedauerte er nur, dass es ihm nicht vergönnt war, mit der Bordkanone Wale zu töten.
Durchaus möglich, daß das auf eine einzige Quelle, antimonarchistischer Tendance, 100 Jahre alt, zurückgeht & seitdem weitergereiht wird. "Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd." Bismarck.
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14.09.2016 11:34
#20 RE: Kurioses kurz kommentiert: Ist die Monarchie der Ausweg?
Zitat von Frank2000 im Beitrag #18Ja. klar. Damit das hinkommt, müsste er 40 Jahre lang jeden Tag (Sonntags eingeschlossen) etwa 30 Tiere töten müssen.
Er jagte über 40 Jahre lang. Im Schnitt 200 Tage im Jahr. Allein im Jahr 1911 erlegte er 18.799 Stück Wild,[5] „Tagesrekord“ waren an einem Junitag 1908 2763 Lachmöwen.https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Ferd...6sterreich-Este Er hat alles geschossen. Vögel. Eichhörnchen. Igel.
Zitat Mit einem Maschinengewehr vermutlich.
Woher kommt dieser Irrglaube mit einem MG besonders viel zu treffen? Ich kenne vom Hörensagen einen Fall, wo bei einer Übung mit scharfer Munition eine zufällig vorbeikommende Wildsau mit einem MG geschossen wurde. Das war für den Schützen mehr als peinlich, da ein halber Gurt verbraucht wurde.
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14.09.2016 11:41
#21 RE: Kurioses kurz kommentiert: Ist die Monarchie der Ausweg?
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #19Durchaus möglich, daß das auf eine einzige Quelle, antimonarchistischer Tendance, 100 Jahre alt, zurückgeht & seitdem weitergereiht wird. "Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd." Bismarck.
Die Quelle sind die eigenen Abschusslisten des Kronprinzen. Er hat über alle seiner Abschüsse Buch geführt. Kenner der Materie mögen entscheiden ob die Zahlen realistisch sind.
Darüber hinaus existiert noch heute die Trophäensammlung im tschechischen Schloss Konopiště.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #13Es gibt ja das Gedankenexperiment, Dero Matjestät, oder sämtliche Minister, oder aber alle Abgeorderten blind von der Straße weg zu fangen & auf diese Posten zu setzen, ohne Qualitätsprüfung. Und anscheinend sind sich die Konjekturalexperimentatoren einig, daß die dann ihren Job wahrscheinlich genausogut, wenn nicht sogar besser erledigen würden.
In der Tat ein uralter und sehr beliebter Mythos. Findet sich analog in Märchen, wo jeder Depp nach Erledigung irgendwelcher Taten die Hand der Prinzessin kriegen und anschließend problemlos das halbe Königreich regieren kann.
Alle diese Märchen spiegeln die Vorstellung des uninformierten Schlichtbürgers wieder, "die da oben" wären ohnehin alle unfähig und er könne sowohl die Firma besser leiten als der Chef als auch den Bürgermeister oder Kanzler jederzeit ersetzen. Und natürlich haben wir ja auch 20 Millionen Bundestrainer, die das alle besser können als Jogi Löw ...
Zitat Vielleicht steht die blutrünstigste Szene für den jägerischen Radikalismus des Erzherzogs in Chlumetz: Laut einem Bericht des Assitenten Morsey hat er in den Wäldern um das Sclosss - der gesamte Besitz war etwa 90 Quadratkilometer groß - sämtliches Reh- und Rotwild abgeschossen.
Am 20. Juni traf FF mitsamt Familie auf Chlumetz ein. Einen Tag später erlegte er dort das letzte Tier seines Lebens. Der britische Biograf Gordon Brook-Sheperd schildert den Vorgang so: "als sie im Wagen saßen, erschien eine Katze auf der Wiese. Der Erzherzog zielte mit der Pistole, die er stets zur Hand hatte, und indem er seinen Arm auf den Rücksitz stütze, tötete er sie mit einer Kugel. Es war der letzte Schuß, den er in seinem leben abfeuern solltte; nicht gerade der Aufregendste zu guter Letzt."
Auch ob die Katze bei den 274.899 vom Erzherzog zur Strecke gebrachten Tieren mitgezählt wird oder das 274.900ste war, muss offen bleiben.
(Frank Gerben: Endstation Sarajewo: Die letzten sieben Tage des Thronfolgers Franz Ferdinand, 2014)
Irgendwie bekommt sein anschließender Hintritt da ein etwas andere Beleuchtung... Die Theosophen um Annie Besant & in der dt. Blavatski-Nachfolger die Anthroposophen um Rudi Steiner haben ja dem nachfolgenden Geballer übernatürliche Ursachen unterlegt: dämonisches Sichaustoben der Dunklen Seite der Macht, in deren Terminus: "Lords of the Dark Face" (findet sich noch in Texten, die Gustav Meyrink zu der zeit abgeliefert hat, etwa in "Die vier Mondbrüder" oder "Das Grillenspiel"). Nach "altem Schamanenglauben" soll ja der Jäger den Geist des erlegten Tieres um Verzeihung bitten, damit sich der Herr des Waldes/die Herrin der Tiere nicht rächt (bei Mircea Eliade, "Shamanism: Antique Techniques of Ecstasy" findet sich die Variante, daß der Tunguse zum toten Bären sagt: nicht ich habe dich getötet, sondern mein Nachbar, der Russe). Wer weiß...?
Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire
Zitat von R.A. im Beitrag #7 In vielen Ländern würde man die Petitessen, die in Österreich zur Wahlkrise geführt haben, überhaupt nicht als Anfechtungsgrund ernst nehmen. Und auch in England waren in den 300 Jahren teilweise haarsträubende Verfahren üblich. Hat sich halt nur niemand daran gestört.
Oh ja. Kleines Beispiel: Die "Rotten Boroughs" und die "Pocket Boroughs":
Zitat Der Begriff rotten borough (...) steht für Wahlkreise (...) die so wenige Einwohner hatten, dass sie im Parlament als überrepräsentiert galten. Dies kam zustande, weil Wahlkreise jahrhundertelang nicht der Bevölkerungsentwicklung angepasst wurden. Der Begriff kam erst im 18. Jahrhundert auf, weil dies vorher nicht als gravierendes Problem gesehen wurde.
Zitat Stark überrepräsentiert waren zum Beispiel Old Sarum in Wiltshire mit elf Wählern, Newtown auf der Isle of Wight mit 23 Wählern, Lostwithiel in Cornwall mit 24 und Dunwich in Suffolk mit 32 Wählern. Jeder dieser Boroughs konnte zwei Abgeordnete entsenden.
Zitat Bei den Unterhauswahlen im Jahr 1831 wurden in den 204 Wahlkreisen Englands insgesamt 406 Abgeordnete gewählt. 76 dieser Wahlkreise mit 152 gewählten Parlamentsabgeordneten hatten weniger als 100 Wähler, und 44 Wahlkreise mit 88 gewählten Abgeordneten hatten weniger als 50 Wähler.
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