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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 13 Antworten
und wurde 1.341 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Llarian Offline



Beiträge: 7.120

20.09.2016 17:53
Marginalie: Wickeln Antworten

Eine kleine Anmerkung zum Wickeln.

Emulgator Offline



Beiträge: 2.875

20.09.2016 18:10
#2 RE: Marginalie: Wickeln Antworten

Gibt in dem Artikel noch eine andere Stoßrichtung:

Zitat
Daran hat sich durch die Geburt seiner Kinder nichts geändert. „Meine Frau ist in Elternzeit und kümmert sich um sie. Ich bringe das Geld nach Hause“, sagt er. „Dass ich Elterngeld beantrage und zu Hause bleibe, das geht einfach nicht.“



All die "gesellschaftsgestaltenden" Subventionen haben immer einen Umverteilungseffekt von unten nach oben, der eigentlich den Gesellschaftsgestaltern nicht gefallen müßte. So ist es auch bei Wärmedämmung, Abwrackprämie usw. Wer wenig liquide ist, kann sich schlichtweg nicht leisten, wozu es Subventionen gäbe. Wer hingegen genug Einkommen hat, nimmt die Subventionen gerne mit. Die Elternzeit für Väter wird von manchen spöttisch als "teilbezahlten Vaterurlaub" bezeichnet. Sie können es sich eben leisten.

Llarian Offline



Beiträge: 7.120

20.09.2016 18:26
#3 RE: Marginalie: Wickeln Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #2
All die "gesellschaftsgestaltenden" Subventionen haben immer einen Umverteilungseffekt von unten nach oben, der eigentlich den Gesellschaftsgestaltern nicht gefallen müßte. So ist es auch bei Wärmedämmung, Abwrackprämie usw. Wer wenig liquide ist, kann sich schlichtweg nicht leisten, wozu es Subventionen gäbe.

Guter Punkt. Wobei ich Subventionen für Theater, Opern und Konzerte noch drastischer finde. Solarzellen müsste man auch erwähnen.

Zitat
Die Elternzeit für Väter wird von manchen spöttisch als "teilbezahlten Vaterurlaub" bezeichnet.


Um nur für mich zu sprechen: Urlaub ist das nicht. Jedenfalls war es das für mich nicht. Oder noch anders: Ich wäre bedeutend lieber arbeiten gegangen.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

20.09.2016 18:38
#4 RE: Marginalie: Wickeln Antworten

Alle aufgeführten Gründe sind richtig und begründen, warum die Mutter in der Regel die erste Zeit nach der Geburt mit dem Kind zu Hause bleibt.

Was aber nicht unbedingt heißen muß, daß nicht anschließend der Vater für einige Zeit übernimmt. Da geht das nämlich was die Versorgung des Kindes incl. Wickeln betrifft ganz problemlos und ist auch für die weitere Erziehung förderlich. Ohne der Beziehung des Kindes zur Mutter zu schaden.

Es gibt ja auch viele Väter, die das machen und das funktioniert in der Regel gut.

Wenn das so viele doch nicht machen, dann hat das wohl in erster Linie finanzielle Gründe. Und die wiederum kommen daher, daß immer noch die Männer bei Studium und Berufswahl mehr auf Verdienstmöglichkeiten achten. Was halt zu logischen Folge hat, daß sie in den meisten Fällen auch mehr verdienen und es daher finanziell günstiger für das Paar ist, wenn er sich auf den Verdienst spezialisiert.

Alles legitime persönliche Entscheidungen. Es gibt da keinen staatlichen Handlungsbedarf.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

20.09.2016 18:39
#5 RE: Marginalie: Wickeln Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #3
Ich wäre bedeutend lieber arbeiten gegangen.

Wenn es darum geht, wo es anstrengender zugeht bestimmt.
Aber auch wenn man einen sehr interessanten Beruf hat: Der Umgang mit den eigenen Kindern lohnt sich doch deutlich mehr, selbst wenn er anstrengend ist.

Martin Offline



Beiträge: 4.129

20.09.2016 21:19
#6 RE: Marginalie: Wickeln Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #5

Aber auch wenn man einen sehr interessanten Beruf hat: Der Umgang mit den eigenen Kindern lohnt sich doch deutlich mehr, selbst wenn er anstrengend ist.



Ich wüsste nicht, woran ich so eine Aussage fest machen sollte. Im ersten Jahr spielt sich das Meiste zwischen Schlafen, Füttern, Wickeln, mal mit dem Kinderwagen raus Gehen und ein bisschen Spielen ab. Das ist sicher eine interessante Erfahrung, für ein Gehirn, das gewohnt ist unter Strom zu stehen aber eine sehr große Umstellung. Es war für mich ja ganz interessant, zwischen Müttern frühen Schwimmunterricht (eher erste Bekanntschaft mit Wasser) zu versuchen, aber man muss schon besonders gestrickt sein, da herumzujuhuchzen. Da will ich mich nicht festlegen, ob die Unterschiede nun biologisch oder anerzogen sind. Das Anstrengende ist die Unterforderung, natürlich im Vergleich zu einem interessanten und fordernden Job.

Gruß, Martin

Krischan Offline




Beiträge: 642

21.09.2016 09:22
#7 RE: Marginalie: Wickeln Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #3
Um nur für mich zu sprechen: Urlaub ist das nicht. Jedenfalls war es das für mich nicht. Oder noch anders: Ich wäre bedeutend lieber arbeiten gegangen.


Lieber Llarian, natürlich ist das alles andere als Urlaub. Jeder Vater, der Elternzeit gemacht hat, egal in welcher Konstellation, weiss das. Und es ist ja auch nicht unbedingt so, dass die Frauen topfit nach der Geburt freudestrahlend sind in die Arbeit stürzen wollen - meine Angetraute hatte bei beiden Kindern Kaiserschnitte, und da liegt die erstmal zwei Wochen flach. Papa hat dann das Privileg, eine ebenso innige Beziehung zum Kind aufzubauen wie Mama. Und wenn dann noch ein großes Geschwisterkind da ist ("groß" hieß bei uns 2 Jahre alt), dann fordert das Kind auch sein Recht. Ich finde es absolut angemessen, dass sich Väter in dieser anstrengenden Phase der Familie widmen. Und wenn ich da so in mein Umfeld schaue, dann ist das auch meistens so. Arbeitgeber lernen mittlerweile auch, dass Angestellte mit Familie durchaus loyaler und beständiger sind als ungebundene Jungspunde (ich übertreibe bewusst).

Ein weiterer Aspekt: Man lernt, gerade als Mann in Führungspositionen, sich in dieser Situation zurückzunehmen. Da gehts dann nicht mehr um einen selbst, sondern um Kinder und Frau. Punkt. Das ist durchaus eine bereichernde Erfahrung. So nach dem Motto: Wer führen will, muss dienen können. Und ganz ehrlich, Wickeln ist nicht schlimm. Ich habe im Krankenhaus im Zivildienst 120-Kilo-Männer gewickelt, da macht man so ein Baby mit Vergnügen und mit links frisch

Hilft das Elterngeld? Natürlich, gerade einkommensschwachen Familien ist das eine große Stütze. Wir hätten das nicht unbedingt gebraucht, nehmen das aber gerne mit, warum auch nicht. Wichtiger war mir die Jobgarantie. Ich bin der festen Überzeugung: Kappt man den Anspruch auf Elterngeld ab einer bestimmten Einkommensgrenze und ließe die Jobgarantie, würden aus den höheren Einkommensregionen immer noch viele Männer die Elternzeit nehmen.

Und das ist gut so.

Freundlichst,
Krischan

Deutsche Wurst - alles andere ist Käse.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

21.09.2016 11:38
#8 RE: Marginalie: Wickeln Antworten

Zitat von Martin im Beitrag #6
Im ersten Jahr spielt sich das Meiste zwischen Schlafen, Füttern, Wickeln, mal mit dem Kinderwagen raus Gehen und ein bisschen Spielen ab.

Das ist etwas so, wie die normale Berufstätigkeit abzutun als "das Meiste spielt sich zwischen vor dem PC hocken, in Meetings sitzen und Kaffee holen ab".
Ist sachlich nicht falsch, übersieht aber den eigentlichen Kern.

Martin Offline



Beiträge: 4.129

21.09.2016 12:06
#9 RE: Marginalie: Wickeln Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #8
Zitat von Martin im Beitrag #6
Im ersten Jahr spielt sich das Meiste zwischen Schlafen, Füttern, Wickeln, mal mit dem Kinderwagen raus Gehen und ein bisschen Spielen ab.

Das ist etwas so, wie die normale Berufstätigkeit abzutun als "das Meiste spielt sich zwischen vor dem PC hocken, in Meetings sitzen und Kaffee holen ab".


Das würde ich ebenso als Unterforderung betrachten, dürfte allerdings für die Meisten zum Berufsalltag gehören.

Zitat
Ist sachlich nicht falsch, übersieht aber den eigentlichen Kern.



Und was ist der eigentliche Kern bei solchen Vergleichen? Kleinkinder versorgen und sich mit ihnen beschäftigen hat durchaus seine reizvollen und emotionalen Aspekte. Bei der Frage aber, was denn interessanter ist, dies oder ein herausfordernder Berufsalltag meine ich, dass das eben vom Berufsalltag abhängt. Und ich sehe die Erfahrungen nicht im Vergleich, sondern komplementär.

Gruß, Martin

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




Beiträge: 2.007

22.09.2016 12:16
#10 RE: Marginalie: Wickeln Antworten

Es gibt auch noch andere Gründe für die nicht Beantragung des Elterngeldes. Nicht in jedem Beruf ist es möglich, sich 2 Monate auszuklinken. Klar darf ich das per Gesetz, aber ob das in jedem Falle sinnvoll ist für ale Beteiligten, steht auf einem anderen Blatt. Und wenn man nicht mindestens 2 Monate Elternzeit nimmt (und vordefinierte Zeiträume), gibts auch kein Elterngeld.

Wir leben nämlich hier in Deutschland und da ist alles klar geregelt. Wenn schon den Menschen vorschreiben, was sie zu tun haben, dann exakt. Bei mir lief es daraus hinaus, dass ich einfach 4 Wochen unbezahlten Urlaub nahm, um mich um meine Tochter kümmern zu können, da 8 Wochen aus diversen Gründen eben nicht drinne waren.

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

Krischan Offline




Beiträge: 642

22.09.2016 13:25
#11 RE: Marginalie: Wickeln Antworten

Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #10
Bei mir lief es daraus hinaus, dass ich einfach 4 Wochen unbezahlten Urlaub nahm, um mich um meine Tochter kümmern zu können, da 8 Wochen aus diversen Gründen eben nicht drinne waren.


Lieber nsn, da muss ich kurz mal einhaken - Elterngeld und Elternzeit wird ja oft miteinander vermischt. Daher nochmal zum Mitmeißeln: In den ersten sechs Lebensjahren eines Kindes hat jeder Elternteil insgesamt 3 Jahre Anspruch auf Elternzeit, d.h. unbezahlte Freistellung von der Arbeit mit Jobgarantie.
Die Zahlung von Elterngeld ist dagegen begrenzt auf 12 Monate; mit dem Bonus von zwei weiteren Monaten, wenn der jeweils andere Elternteil auch mindestens 2 Monate Elternzeit macht. D.h. insgesamt mindestens 14 Monate Elternzeit müssen sich auf zwei Eltern verteilen, wobei die Mindestanzahl 2 Monate sind. Gehen wir mal davon aus, ganz wertkonservativ, Mutti macht 12 Monate Elternzeit, Vati macht zwei. Dann kann sich Vati aussuchen, ob er die zwei Monate am Anfang, am Ende, mittendrin oder sowohl am Anfang als auch am Ende der Elternzeit von Mutti nimmt. Da macht die tatsächlich gelebte Praxis keine Unterschiede.

Bei der Geburt meiner Tochter hatte ich einen Monate Elternzeit ganz am Anfang und einen nach 12 Monaten, bei meinem Sohn zwei Monate zu Beginn. Das war kein Thema.

Aus meiner Sicht ist die Regelung der Elternzeit (also Anspruch auf Jobgarantie bei unbezahlter Freistellung) absolut sinnvoll. Beim Elterngeld kann man geteilter Ansicht sein. Da tagt auch noch mein Vermittlungsausschuss.

Freundlichst,
Krischan

Deutsche Wurst - alles andere ist Käse.

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




Beiträge: 2.007

22.09.2016 16:45
#12 RE: Marginalie: Wickeln Antworten

Zitat von Krischan im Beitrag #11
Elterngeld und Elternzeit wird ja oft miteinander vermischt.
Ihre Beschreibung ist meines Erachtens vollkommen korrekt. Aber ich habe ja auch nichts anderes behauptet: Ich hätte eben mindestens 2 Monate vom Arbeitgeber zusätzlich freigestellt werden müssen, um Elterngeld beanspruchen zu können. Formal wäre das gegangen, in meinem Falle aber unklug gewesen. Ganz gleich, wo der Zeitraum in der zulässigen Phase gelegen hätte.

Anyhow. Was mir nur aufstößt: "Die Bürokratie organisiert präzise das Familienleben." Und nicht nur das. Sie organisiert das privateste und persönlichste was es im Leben überhaupt gibt, die Aufzucht der eigenen Brut, mit meinem eigenen Steuergeld oder dem anderer.

Ich brauche da keinen Vermittelungsausschuß.

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

Martin Offline



Beiträge: 4.129

22.09.2016 17:22
#13 RE: Marginalie: Wickeln Antworten

Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #12

Anyhow. Was mir nur aufstößt: "Die Bürokratie organisiert präzise das Familienleben." Und nicht nur das. Sie organisiert das privateste und persönlichste was es im Leben überhaupt gibt, die Aufzucht der eigenen Brut, mit meinem eigenen Steuergeld oder dem anderer.



Das ist der eigentliche Knackpunkt. Da denken sich irgendwelche Politiker oder Politikerinnen irgendwelche Gesellschaftsmodelle aus, wollen mal an diesem oder jenen Schräubchen drehen, anstatt einer nicht Steuer-finanzierten Tätigkeit nachzugehen und die Abgabenlast für alle zu senken. Alles Geld was nicht an den Staat abgeliefert werden muss gibt den Bürgern die Freiheit ihre selbst bestimmten Lebensentwürfe zu leben ohne Expertise im Abgreifen staatlicher Leistungen entwickeln zu müssen.

Gruß, Martin

Krischan Offline




Beiträge: 642

23.09.2016 13:10
#14 RE: Marginalie: Wickeln Antworten

Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #12

Anyhow. Was mir nur aufstößt: "Die Bürokratie organisiert präzise das Familienleben." Und nicht nur das. Sie organisiert das privateste und persönlichste was es im Leben überhaupt gibt, die Aufzucht der eigenen Brut, mit meinem eigenen Steuergeld oder dem anderer.

Ich brauche da keinen Vermittelungsausschuß.



Lieber nsn,
das ist mir doch vollkommen bewusst, dass es Situationen gibt, in denen das Einfordern der Elternzeit nicht opportun ist. Wenn das die Familie mitträgt, bene. Das ist nunmal im Ermessensspielraum eines jeden einzelnen, und gegenwärtig nicht dem Staat unterworfen. Da habe ich auch gelernt, dass man da auf keinen Fall alle über einen Kamm scheren kann.

Was mir ebenso wie Ihnen aufstößt (aber das ist hier vielleicht offtopic): Dass es gewissermaßen ein staatliches Leitbild gibt, wie "Kinderhaben" aussehen sollte, und wie nicht. Gesund, ökologisch, diversifiziert, genderneutral, you name it. Da lassen sich eigene Entwürfe bzw. heute nicht mehr opportune Modelle (z.B. geschlossene Altersgruppen im Kindergarten, "teilnehmerzentrierter Unterricht" in der Schule aka Stillarbeit) nur noch gegen größte Widerstände durchsetzen.

Freundlichst,
Krischan

Deutsche Wurst - alles andere ist Käse.

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