Ich habe versucht, in alten Themensträngen dazu etwas zu finden. War aber nix. Warum eigentlich? Sollte man nicht meinen, dass für ein Industrieland wie Deutschland Industriepolitik einer der fünf Nervenstränge ist, an dem die gesammte Gesellschaft hängt? Es gab ein paar Einzelthemen, die man hier verlinken könnte. Es gab einen sehr schönen Strang zur Energiepolitik. Ein paar Gedanken zur Verkehrspolitik.
Aktueller Anlass meiner Themeneröffnung ist, dass ich seit Monaten den Eindruck habe, die deutsche Politik (Bundes- wie Landesebene) habe sich komplett von dem Gedanken verabschiedet, dass deutsche Unternehmen die Grundlage unseres Wohlstands sind. Die Politik hat sich von dem Gedanken verabschiedet, dass die Nationen im Wettstreit stehen. Die Politik hat sich von dem Gedanken verabschiedet, dass es spezifisch deutsche Interessen gibt.
Oder wie ist es zu erklären, dass zuerst VW und jetzt die Deutsche Bank von der Politik zum Abschuss freigegeben werden? Da ist nicht mal ansatzweise zu erkennen, dass diese Unternehmen Unterstützung von Politik und Gesellschaft bekämen - und sei es auch nur moralische. Im Gegenteil habe ich den Eindruck, die meisten Politiker wie auch viele Deutsche würden sich diebisch freuen, dass die mal "richtig auf die Fre... bekommen".
Ich weiß nicht, warum man sich darüber freuen sollte. Jedenfalls dann nicht, wenn man noch Teil der sich selbst finanzierenden Bevölkerung ist. Natürlich ist diese Schadenfreude AUCH der Entwicklung geschuldet, dass immer mehr Menschen in Deutschland irgendwie versorgt werden. Staatsbedienstete, Politiker, regierungsähnliche Organisationen, umlage- und steuerfinanzierte pseudo-Privatwirtschaftliche Unternehmen, HARTZer, Renter+Pensionäre, Berufshausfrauen, Bummelstudenten... mnanchmal fragt man sich, wer eigentlich überhaupt noch arbeitet in Deutschland. Also arbeitet im Sinne von "das eigene Leben komplett auf der Basis selbst erwirtschafteter Einkommen finanziert". Aber zurück zum Hauptthema. Wie geht es weiter mit VW? Und mit der deutschen Bank? Sind die Deutschen schon so verblö... ääh, in einer Traumwelt gefangen, wenn ein türkischer Berater offen darüber spekuliert, wie es wäre, die deutsche Bank in eine türkische Bank umzuwandeln? https://www.welt.de/politik/ausland/arti...tsche-Bank.html
Natürlich ist das im Moment nicht realistisch. Aber ist es den Deutschen echt egal, dass über so etwas schon spekuliert wird? VW zum Beispiel war schon ein paar mal Übernahmekandidat (damals auf Grund einer Unterbewertung der Aktien).
Auf allen Gebieten befindet sich Deutschland im Rückzugsgefecht. Scheinbar stehen wir noch immer an der Spitze -zumindest glauben das manche Deutsche wohl- in Wahrheit sind wir schon je nach Sichtweise 5 bis 10 Plätze abgerutscht. Wir haben also 5 bis 10 Ländern erlaubt, wirtschaftlich stärker zu werden als wir. Viele Deutsche würde da wohl sagen "Na und? Jetzt dürfen die halt auch mal..." Ist also auch die deutsche Industriepolitik ein Zeichen der deutschen nationalen Todessehnsucht?
___________________ Kommunismus mordet. Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.
Man muss das Glas ja nicht gleich halb leer sehen. Ich erinnere mich daran, dass sich Kauter vor ein paar Jahren anscheinend für die medizintechnische Industrie (vor allem in BW) gegenüber der EU-Kommission stark gemacht hat, damit das geplante Medizinproduktegesetz entschärft wurde. Und ich habe vor ein paar Tagen gelesen, Seehofer hätte bei der Kommission eine unzumutbare Verschärfung der Abgaswerte verhindert. Wenn es wirklich an das Eingemachte geht, stellen sich die einen oder anderen Politiker doch auf die Hinterbeine.
Das ändert aber nichts daran, dass es mindestens ebenso viele Politiker gibt, die am Ast unserer industriellen Grundlage sägen, s. Blaue Plakette, zu der ich hier schon geschrieben habe. Dobrindt hatte dann wohl etwas gegengehalten, mit seiner Aussage, dass die Städte ja trotzdem machen können, was sie wollen, so das Ganze wieder etwas verschlechtert.
In Sache Deutsche Bank würde ich erst mal abwarten. Vielleicht können die sich noch über die nächste Bundestagswahl hinwegschleppen, so dass Merkel nicht schon vorher da steht wie der nackte Kaiser. Vielleicht muss sich Merkel einfach bedeckt halten, für Spekulanten unberechenbar bleiben. Mit einem bail-out wäre es Schluss mit der deutschen Position gegenüber den anderen EU-Ländern, die am liebsten ihre Banken auf Steuerzahlers oder letztlich deutsche Kosten retten wollen. Um dem vorzubauen hat die EU ja gerade den sogenannte bail-in beschlossen. Was wäre eigentlich so schlimm an einem Konkurs? Natürlich müssen Anteilseigner und Kunden bluten, aber im Konkursverfahren kann man sich doch von Schulden und sonstigen Verpflichtungen frei machen.
Lufthoheit über den Betten aller Kinder von 9 bis 99 + kognitive Dissonanz in XXL.
Zitat von SPON, 28.09.Grüne wollen neue Benzin- und Dieselautos verbieten
Mit einem drastischen Plan wollen die Grünen die Energiewende erzwingen. Ab 2030 sollen keine neuen Autos mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden.
Die Forderung stammt aus einem Antrag für den Grünen-Bundesparteitag im November. In dem Antrag wirft die Partei den deutschen Autoherstellern auch vor, den Anschluss an die internationale Konkurrenz verloren zu haben.
Zitat von Martin im Beitrag #2 Ich erinnere mich daran, dass sich Kauter vor ein paar Jahren anscheinend für die medizintechnische Industrie (vor allem in BW) gegenüber der EU-Kommission stark gemacht hat, damit das geplante Medizinproduktegesetz entschärft wurde. Und ich habe vor ein paar Tagen gelesen, Seehofer hätte bei der Kommission eine unzumutbare Verschärfung der Abgaswerte verhindert.
Auf Ihren Hinweis hin habe ich mal gegoogelt: Die Aktion von Seehofer scheint nur in Focus online aufgegriffen worden zu sein. Zu Kauter finde ich nichts. Ich glaube Ihren Angaben - darum geht es mir nicht. Mir geht es darum, dass Politiker, wenn Sie in Deutschland überhaupt noch nationale Industriepoltik machen, dass vor den eigenen Wählern verstecken müssen. Wie absurd ist das denn? Ich bin mal die Rubrik "Wirtschaft" des Spon durchgegangen: Industriepolitik kommt da gar nicht vor. Die Wirtschaftsartikel bei der FAZ lesen sich auch wie eine Schülerzeitung. Besser schneidet Focus online ab, die allerdings "Wirtschaft" unter "Finanzen" ablegen - aber geschenkt.
Insgesamt zeigt mir meine Schnellprüfung, dass abgesehen von Focus keine Onlinezeitung mehr eine substanzielle Wirtschaftsredaktion zu haben scheinen. Und wieso? Jetzt lehne ich mich mal aus dem Fenster: vermutlich deswegen, weil das Leserinteresse gerung ist.
Ist das nicht ein Armutszeugnis?
___________________ Kommunismus mordet. Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.
Soweit zur DB. Es wird ein langes Bankenwochenende, und wer kann wird vermutlich sein Kapital aus der Bank ziehen. Vielleicht ist Merkel gezwungen sich zum WE zu äußern.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #4 Auf Ihren Hinweis hin habe ich mal gegoogelt: Die Aktion von Seehofer scheint nur in Focus online aufgegriffen worden zu sein. Zu Kauter finde ich nichts.
Zitat Insgesamt zeigt mir meine Schnellprüfung, dass abgesehen von Focus keine Onlinezeitung mehr eine substanzielle Wirtschaftsredaktion zu haben scheinen. Und wieso? Jetzt lehne ich mich mal aus dem Fenster: vermutlich deswegen, weil das Leserinteresse gerung ist.
Ist das nicht ein Armutszeugnis?
Nach meiner Erinnerung waren die großen deutschen Magazine noch nie sehr stark zum Thema Wirtschaft. Auch der obige Spiegel-Artikel bleibt oberflächlich in der Analyse, begnügt sich damit, den 'Druck der Lobby' zu erwähnen, ohne auch mal tiefer den Konflikt Regulatoren / Wirtschaft zu analysieren. Daran scheint auch gar kein Interesse zu bestehen. Das Stichwort 'Lobbyist' bringt die Aufmerksamkeit, in der Regel mit einem Negativbild über die Industrie.
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