Zum deutschen Nationalfeiertag etwas über das Volksfest und das Bierzelt zu schreiben ist eigentlich keine schlechte Idee. Doch droht, wenn man Klischees andere Stereotype entgegensetzt, der publizistische Schiffbruch. Eine kleine Textkritik und eine Erklärung, warum mir heute doch zum Feiern zumute ist.
Ist das nun gescmacklos,instinktlos oder doch schon bösartig? Und wieso müssen am Nationalfeiertag ausgerechnet Panzer Webung für den Dienst bei den Streitkräften machen?
Zitat In der bierseligen Stimmung im Festzelt darf man [...] deutsches Liedgut brüllen, ohne sich gleich des Verdachts des Nationalismus ausgesetzt zu sehen.
Die Assoziation des Brüllens von deutschem Liedgut mit radikalem Nationalismus wird doch erst durch ein Klischee hergestellt: was bei anderen Sprachen und Nationen als reizvolle kulturhistorische Eigenart gilt, hat auf Deutsch nur wieder die ein-einzige Konnotation? Es muß ja nicht gleich die Wacht am Rhein sein; aber z.B. Am Brunnen vor dem Tore oder, dem hier angesprochenen Anlaß angemessener, Ein Prosit der Gemütlichkeit könnten doch, mit etwas Gefühl und Musikalität vorgetragen, bei Einheimischen wie Touristen heimelige Emotionen auslösen. Oder wäre das auch wieder Anathema, die Erinnerung an das harmlosere Biedermeier-Deutschland nach dem Schrecken 33/45 obszön geworden?
Inwiefern
Zitat grölen, grabschen, saufen
spezifisch mit Nationalismus im Zusammenhang stehen sollen, ist allerdings rätselhaft.
Ein böser Verdacht drängt sich dem Leser dieses Hochqualitätsblatts auf: Womöglich spielen die Bierzeltbesucher in ihrer Freizeit auch noch vorzugsweise Handball?
-- Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau, verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau. (Reinhard Mey)
Der Zeit-Artikel ist wirklich unfassbar. Absolut einmalig. Derart -man muss es schon so sagen- absurd, ehrabschneidend und verhetzend, dass selbst die Leserkommentare bei der Zeit eindeutig sind. Bitte mehr von solchem Schund! Ich kann gar nicht ausdrücken, wie sehr ich solche neofaschistischen Pamphlete begrüße (denn der Artikel von Herrn Eilberger atmete so sehr den Geist des Faschismus, dass es schon stinkt). Denn vielleicht erkennen dann doch ein paar Leute, dass "linke Denke" in Deutschland inzwischen "faschistische Denke" bedeutet.
___________________ Kommunismus mordet. Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.
Zitat von Fluminist im Beitrag #4Oder wäre das auch wieder Anathema, die Erinnerung an das harmlosere Biedermeier-Deutschland nach dem Schrecken 33/45 obszön geworden?
Hier treffen m.E. zwei Dinge aufeinander:
1. Über den Massenmörder aus der Ex-post-Perspektive zu sagen: "Er war aber doch so ein lieber Bub", erscheint als unangemessen. Im Nachhinein kann die Biographie des Schlächters nur noch als auf das spätere Verbrechen hinführend betrachtet werden.
2. Das harmlose(re) Biedermeier-Deutschland verströmt für den Qualitätsjournalisten den Mief des Gartenzwergspießertums. Bei "Ein Prosit" mitzuschunkeln - das ist für den Chai-Soja-Latte-Berlinmittigen undenkbar. Und nur weil er Deutscher ist, soll man ihn mit den anderen Deutschen bitte ja nicht verwechseln.
Zitat von Noricus im Beitrag #1Doch droht, wenn man Klischees andere Stereotype entgegensetzt, der publizistische Schiffbruch.
Und was für ein Schiffbruch. Selbst für ZEIT-Verhältnisse ist das ein unfaßbar schlechter Artikel.
Und auch völlig fernab der Realität auf den vorgeblich betrachteten Volksfesten. Z. B. ist es dort völlig unüblich, deutsches Liedgut anzustimmen (außer schlichten Faschings-Einzeilern), weil fast niemand die Texte mehr kann. Und er erwähnt zwar, daß sich Oktoberfest-Kopien in aller Welt größter Beliebtheit erfreuen - kapiert aber nicht, daß damit alle seine Thesen über die angeblichen Motive der deutschen Volksfestbesucher widerlegt sind.
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.