Wer in den Kreisen der hohen Politik verkehrt, sollte gewisse protokollarische Codes verstehen. Doch wer die richtige Gesinnung in die Waagschale werfen kann, hat das unveräußerliche Recht auf gegenstandslose Empörung. Eine kurze Befundaufnahme zum geistig-moralischen Klima dieses Landes.
"Aber Deutschland ist nun einmal die Heimat des Aufschreis."
Das stimmt. Spätestens dann, wenn man die Aufschreie jener hinzuzählt, die aus dem Missverstehen Einzelner auf die Verdorbenheit unserer Gesellschaft schließen.
*Dame*: darf man sagen? Oder kriegen die dann zwengs der falschen Adverbialableitung #aufschrei #mimosenkrämpfe #safespace #rosamütze? "Eine Dame erkennt man daran, daß sie bei den Worten 'das kleine Schwarze' nicht 'du Rassist!' schreit."
*gehörig*: Doppelpfui. #esthervilar #andreadworkin #luceirigaray "Frauen sind nie hörig. Frauen sind nur frei, wenn sie stocktaub sind." ` *gestoßen*: mir fehlen die Worte. #phallogozentristischpenischweinepatriachatspriapistenpräponderanz #igitt
Frau Schön ist Baujahr 1983. Ich tippe mal auf schlichte Unkenntnis, gepaart, äh, gekoppelt mit einem jahrelang konditionierten Reflex in einem Biotop, das sorgsam gegen jeden Realitätskontakt isoliert ist. (CV: Uni => JU => Landtag => BT. Keine Stunde Berufspraxis. Bingo.)
Ich kann der Dame... (nö: siehe oben), Frau... (essentialistisch. Reduziert eine MenschIn auf ihre zwangsheteronormiertes Geschlecht. Vernichtet die restlichen 58 durch #unsichtbarmachung), ah ich weiß: der Elli einige weitere Baustellen empfehlen, die dringend ihrer Intervention bedürfen. Darf ich jemals wieder 1 Song von Bob Dylan hören?
Zitat von Neuester NobelpreisträgerShe takes just like a woman, yes, she does She makes love just like a woman, yes, she does And she aches just like a woman But she breaks just like a little girl
"Just Like A Woman" (1967 auf Blonde on Blonde) (und nein, Frau E., das ist kein Lesbenporno)
PS. 1967. 50 Jahre ist das her. "Sgt. Pepper" wird dieses Jahr ein halbes Jahrhundert alt. Und als die Fab Four ihre erste Zeile sangen "It was twenty years ago today / Sgt. Pepper taught a band to play..." da bezogen die sich auf die gleiche äonenweit entfernte Vergangenheit wie 7 Jahre später uns-Udo mit "bei Onkel Pö spielt ne Renterband / seit zwanzig Jahren Dixieland..." #schrecklichaltfühl
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Frau Schön ist Baujahr 1983. Ich tippe mal auf schlichte Unkenntnis, gepaart, äh, gekoppelt mit einem jahrelang konditionierten Reflex in einem Biotop, das sorgsam gegen jeden Realitätskontakt isoliert ist.
In diesem Fall isses m.E. nicht unbedingt so, lieber Herr Elkmann, denn der der Realitätskontakt, der diesbezüglich erforderlich ist, ist doch schon ein sehr spezieller. Die allermeisten Leut gehen vermutlich irgendwann ins Grab, ohne jemals gewusst zu haben, dass "kurzes Kleid" als anlassgebundener Terminus technicus durchaus etwas anderes ist als das, was man sich spontan so dabei denkt.
Schwer zu sagen, was davon zu halten ist, dass eine MdB davon keine Ahnung hat oder keine Ahnung zu haben vorgibt und/oder alte Zöpfe der Witzischkeit halber oder um diese revolutionär endlich abzuschneiden thematisiert; das könnte man ja auch unter volkstümlich oder Nichtelite verbuchen, was sich ja heutzutage großer Beliebtheit erfreut.
Zu diesen peinlichen Unwissenden aus dem Volke hätte ich diesbezüglich ja auch weiterhin gehört , wenn wir nicht dank Häschtäggs in einer Wissensgesellschaft lebten , hurra.
Im Übrigen nutzen sich auch die Schitstörmle wohl langsam ab. Eigentlich nur ein modernisierter Kaffeeklatsch, anlässlich dessen man sich weiland ja auch gerne über alles Mögliche indigniert zeigte. Wenn der Sturm mal weg is, bleibt nurmehr die Sche….se.
Mit der altertümlichen Medienindustrie, die dergleichen als "Aufregung" in den soschel Midia abgrast, damit alle fünf Minuten der Hinweis "Seite aktualisiert" aufpoppt, kann man ja eh nur Mitleid haben.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #3 ......PS. 1967. 50 Jahre ist das her. "Sgt. Pepper" wird dieses Jahr ein halbes Jahrhundert alt......#schrecklichaltfühl
Ja klar, so geht's mir auch. Aber die Stürmle gab's damals auch schon . Bei der "Aktion Saubere Leinwand" fehlte nur der Hashtag vorneweg.
Zitat von Dennis the Menace im Beitrag #4Die allermeisten Leut gehen vermutlich irgendwann ins Grab, ohne jemals gewusst zu haben, dass "kurzes Kleid" als anlassgebundener Terminus technicus durchaus etwas anderes ist als das, was man sich spontan so dabei denkt.
Das sehe ich auch so.
Es ist per se nicht peinlich, die offiziellen Dress Codes nicht zu kennen. Aber es ist peinlich sich über etwas aufzuregen, ohne sich vorher mal kurz schlau gemacht zu haben. "Erst denken, dann twittern" wäre der geeignete Ratschlag an die Frau MdB.
Zitat von Dennis the Menace im Beitrag #4Die allermeisten Leut gehen vermutlich irgendwann ins Grab, ohne jemals gewusst zu haben, dass "kurzes Kleid" als anlassgebundener Terminus technicus durchaus etwas anderes ist als das, was man sich spontan so dabei denkt.
Das sehe ich auch so.
Es ist per se nicht peinlich, die offiziellen Dress Codes nicht zu kennen. Aber es ist peinlich sich über etwas aufzuregen, ohne sich vorher mal kurz schlau gemacht zu haben. "Erst denken, dann twittern" wäre der geeignete Ratschlag an die Frau MdB.
Ganz genau. Auch wenn man (wie übrigens auch ich) den Ausdruck nicht kennt, gibt es ja eigentlich nur zwei Möglichkeiten: A. das ist eine Dress-Code-Bezeichnung, die man nicht kennt. (Dann kann man die schnell googeln und die Sache ist erledigt). oder B. der Einladende ist ein ekelhafter alter Mann, der gerne junge Frauen mit kurzen Röcken um sich hat. (Dann kann man sich gerne per Twitter darüber echauffieren).
Welche der Möglichkeiten ist wohl die wahrscheinlichere? Hm, denken wir mal drüber nach. Und berücksichtigen vielleicht in unseren Überlegungen noch, dass diese offiziöse Einladung vom BUNDESPRÄSIDENTEN kommt, die mit Sicherheit von einem knigge-sichereren Protokoll-Beamten verfasst wurde. Wie weltfremd muss man da sein, um bei seinen Überlegungen bei B. zu landen?
Und noch eine kleine inhaltliche Ergänzung: Wenn ich es richtig verstehe bedeutet "kurzes Kleid": "Damen sind nicht verpflichtet, sich in die große Abendrobe zu werfen." Also keine Beschreibung, was man tragen MUSS. Sondern im Gegenteil eine Klarstellung, dass man bei der Garderobenwahl relativ große Freiheit hat. Ganz praktisch bedeutet das: Die weiblichen Bundestagsabgeordneten können mit ihrer "normalen" Tagesgarderobe erscheinen. Also z.B. ein Hosenanzug oder Rock-Blazer-Kombination. (Ist so auch sinnvoll: der Empfang findet um 13 Uhr auf der Fraktionsebene im Reichstag statt).
Letztlich räumt dieser Dress-Code den Frauen mehr Spielraum ein als den Männern. (Bei denen wird nämlich deutlich restriktiver festgelegt, was sie tragen können. Eine sportliche Kombination Sacko+Hose geht da z.B. nicht).
Der Hinweis war mir wichtig, weil Frau MdB Schön ja zumindest unterschwellig die Feminismus-Karte spielt. (Ich habe sie kurz gegeoogelt. "Gleichstellung" ist eines ihrer politischen Herzensangelegenheiten). Und da kam ihr diese Einladung eben gerade recht, um zu demonstrieren, wie sexistisch es doch in der Politik nach wie vor zugeht. Dabei ist es bei Licht betrachtet eben genau andersrum: die Formulierung des Dress-Codes in der Einladung lässt den Frauen großen Spielraum bei der Garderobe. Und schränkt die Männer ein. Wenn überhaupt es hier Sexismus gibt, dann geht der zu Lasten der Männer.
Wenn ich (wie hier) über Aussagen von Politikern stolpere, schaue ich mir meist immer noch deren Lebenslauf an. Manchmal sind die durchaus beeindruckend. Oft aber auch erschreckend. So auch hier:
Frau Schön ist seit dem 21. Lebensjahr Abgeordnete. Nebenher hat sie noch ein bißchen studiert (bis zum ersten juristischen Staatsexamen). Keine Minute Berufserfahrung außerhalb der Politik. Auch wenig allgemeines gesellschaftliches Engagement (wenn im knappen Lebenslauf schon lächerliche Dinge wie "Mitglied im Kuratorium der Stefan-Morsch-Stiftung" aufgeführt werden müssen...). Und auch sonst herzlich wenig allgemeine Lebenserfahrung, bevor sie Berufspolitikerin wurde.
Wirklich ganz, ganz dünn, dieser Lebenslauf. Hat aber immerhin für den stellvertretenden Fraktionsvorsitz der CDU/CSU gereicht...
Zitat von Florian im Beitrag #7Hat aber immerhin für den stellvertretenden Fraktionsvorsitz der CDU/CSU gereicht...
Mutiere ich auch zum Ekelhaften Alten Sack™, wenn mir bei der Frage nach dem "warum" eher ... unfeministische ... Gründe einfallen? Apropos: Was ist einktlich aus Jenna Behrends geworden?
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