Vielen Dank, lieber Ulrich Elkmann, für diesen Ihren Beitrag. Finde es richtig gut, wenn jemand meine eher ungeordneten Gedanken zum Thema weit besser zu Papier bringt, als es mir möglich ist.
Zitat ...(der Blick in die persönliche Kristallkugel meldet, intuitiv, zwei Werte: einen wahrscheinlicher schmeckenden von 16,3% und einen Überraschungswert von 24,7%)
Ernsthaft? Selbst ein Ergebnis um die 15% kann ich mir allenfalls für den Fall vorstellen, daß sich der Elephant im Raum in den kommenden Wochen noch deutlich bemerkbar macht.
Die Strafe folgt auf dem Fuß. Das erste, was mir heute morgen in politicis unterkam, war ein Plakat, das einen Auftritt der Kanzlerin für den nächsten Dienstag auf dem Domplatz in Münster verkündete.
"Vorprogramm ab 15:00." Das heißt Supporting act.
Peter Hacks, ca. 1984:
DER TRAUM VOM UMWELTSCHUTZ
Jüngst, so habe ich geträumt, War die Erde aufgeräumt. Nur Erkenntnis und Natur Walteten an Rhein und Ruhr. Abgezogen war der Dunst, Den die bürgerliche Kunst Wie ein Krater seinen Gischt In das deutsche Klima mischt. (Durch das Auge und das Ohr Dringt er zum Gehirne vor, Lähmt es und erzeugt darin Einen Stumpf- und Freiheitssinn.) (...) Die Chausseen still und leer Dienten wieder dem Verkehr. Im kristallnen Strome schwamm Lediglich ein Wahlprogramm; Seit es sich darin befand, Hob sich auch der Fischbestand. Und die milde Luft, es war Im September, äußerst klar.
Nun ja, sicher wird Merkel Kanzlerin bleiben - ist ja mangels echtem Gegenkandidat kaum anders möglich.
Den großen AfD-Wahlerfolg halte ich dagegen eher für einen persönlichen Wunschtraum des Autors, bei den meisten Wählern hat diese Option doch deutlich an Attraktivität verloren, die Stimmung ist auch nicht mehr so wie bei den Protestlandtagswahlen. Aber richtig ist - die Höhe des AfD-Ergebnisses spielt ohnehin keine Rolle.
Es geht bei der Wahl also nur noch darum, wer den Juniorpartner in der Koalition machen wird. Da ist noch alles offen. Die Wähler entscheiden immer kurzfristiger, irgendwelche Ereignisse kurz vor der Wahl können da die entscheidenden Prozente verschieben. Es ist wahrscheinlich, daß es alle ernsthaften Parteien in den Bundestag schaffen, aber zwischen knapp reinkommen und zweistellig ist noch bei jeder die volle Bandbreite möglich.
Ich gehe aber NICHT davon aus, daß das laufen wird wie bisher. Weil kleiner und großer Partner der künftigen Koalition anders agieren werden als bisher. Einerseits ist klar, daß das die letzte Amtszeit von Merkel sein wird. Auch wenn sie derzeit so unangefochten über der Union schwebt, ihre Stellung wird nach der Wahl deutlich schwächer sein als gewohnt - weil sich die potentiellen Nachfolger in Stellung bringen und ihr Machtwort nur noch begrenzt zählt. Und andererseits haben die übrigen Parteien gelernt, wie Merkel agiert und vor allem wie sie mit "Partnern" umgeht. Dieses Lernen hat man schon bei der Neuauflage der GroKo gesehen: Die SPD hat um Größenordnungen mehr durchgesetzt als bei der ersten GroKo unter Merkel. Bei einer dritten GroKo (durchaus die wahrscheinlichste Option, egal was Gabriel sagt) dürfte das noch ausgeprägter sein. Und bei Grünen und Liberalen hat inzwischen auch jeder gemerkt, wie man gegen die Kanzlerin agieren muß. Sie hat ja auch genug Schwächen, das kann man ausnutzen.
Die AfD bekommt 7%. Das ist etwa ein Drittel von dem, was maximal möglich wäre. Und verbockt haben das die durchgeknallten Rechten in der AfD, die immer noch von "Deutschland erwacht" träumen.
___________________ Kommunismus mordet. Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #7Die AfD bekommt 7%. Das ist etwa ein Drittel von dem, was maximal möglich wäre. Und verbockt haben das die durchgeknallten Rechten in der AfD, die immer noch von "Deutschland erwacht" träumen.
Ich sehe das genau wie Sie.
Wo das Potenzial maximal liegen würde, hat Schill ja seinerzeit verdeutlicht - sagenhafte 20% im sozialdemokratisch geprägten, linksgrünen Hamburg entsprächen ca. 25-30% im Bund.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #7Die AfD bekommt 7%. Das ist etwa ein Drittel von dem, was maximal möglich wäre. Und verbockt haben das die durchgeknallten Rechten in der AfD, die immer noch von "Deutschland erwacht" träumen.
Mir fehlt jede Grundlage für eine quantitative Einschätzung. Die 'durchgeknallten Rechten' sind natürlich ein gefundenes Fressen für die Medien, wobei Meuthen dieses Thema m.E. in B-W ganz passabel durchgestanden hat. Ich weiß nicht, was 'Deutschland erwacht' prinzipiell anderes ist als Rückkehr zu mehr Recht und Ordnung, viele Argumente der AfD-Protagonisten sind nicht weit von einer CDU/CSU vor 15 Jahren entfernt, sind aber heute ein Unding in der Öffentlichkeit.
Eine Grundlage fehlt mir deshalb, weil die AfD weitgehend aus der Berichterstattung und den Diskussionsrunden ausgeblendet ist, und auch Leute, die die AfD wählen werden, dies im privaten Umfeld eher selten äußern dürften. Daher frage ich mich auch, wie Wahlforscher zu ihren Ergebnissen kommen. Fragt man um, wer denn die AfD wählen will, dann kommen vielleicht 7% zusammen. Fragt man, für wen Merkel ein rotes Tuch ist, dann kommen vielleicht tatsächlich zweistellige Prozentwerte heraus.
Zitat von Martin im Beitrag #9 Ich weiß nicht, was 'Deutschland erwacht' prinzipiell anderes ist als Rückkehr zu mehr Recht und Ordnung, viele Argumente der AfD-Protagonisten sind nicht weit von einer CDU/CSU vor 15 Jahren entfernt, sind aber heute ein Unding in der Öffentlichkeit.
Gruß, Martin
Beim Thema "Recht" würde ich zustimmen, da nach meiner Wahrnehmung der Rechtsstaat in den letzten 15 Jahren gelitten hat. Und genau da könnte die AfD punkten. Was viele Rechte in der AfD aber nicht verstehen: beim Thema "Ordnung" gibt es kein "mehr" oder "weniger", sondern nur ein "anders". Die "Ordnung" im Sinne eines verbindlichen Gesellschaftssystems (zumindest für die Wahlberechtigten), im Sinne eines Gruppendrucks ist nicht weniger regide als früher. Aber eben anders. Und bei dem Thema wird die Zeit auch nicht zurückgedreht.
"Weniger Ordnung" wäre nach meinem Verständnis ein "Weniger soziale Kontrolle und weniger Gruppendruck. Mehr individulle Freiheit und Selbstverantwortung". Die aktuelle AfD ist aber nicht gerade die liberale Speerspitze.
Wenn die AfD "Volkspartei" sein will, dann muss die geltende "Ordnung" des Medianwählers akzeptiert werden. Wenn die AfD Spartenpartei sein will, dann muss sie sich auf Spartenthemen konzentrieren.
Aber im Moment gibt es zu viele in der AfD, die glauben, sie könnten und müssten die Ordnung 20 Jahre zurückdrehen - und die Deutschen würde darauf sogar warten, dass jemand die Zeit zurückdrehen.
Wie auch immer: mir wird das Thema "AfD" fast langweilig (obwohl ich potentieller Wähler bin). Warten wir die BuWahl ab, bis dahin ist alles Spekulation.
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