Zitat von LLarian in ZRDenn Lucke wie Petry haben auch hier eins gemeinsam: Die völkischen Umtriebe in der AfD wurden erst dann zum Problem, wenn man selber von diesen verdrängt wurde. Lucke war sich durchaus bewusst, was sich da in einigen Landesverbänden tat. [...] Und auch wenn die "Deutschland-Erwache" Fraktion innerhalb der AfD das nicht versteht: Die 13% kommen nicht samt und sonders aus diesem Spektrum. Die Million Wähler, die von CDU und SPD kommen, sind nicht gekommen, weil "Deutschland erwachen" soll. Oder jemand sein Volk zurück holen will. Sie sind gekommen, weil sie mit der aktuellen(!) Politik der grossen Parteien nicht klar kommen. Und das ist eine Überwindung.
Darf ich mit einer Korinthe beginnen? Von der Union und der SPD sind - wenn ich das nicht falsch mitbekommen habe - mehr als 1,5 Mio. Wähler (gut 1 Mio. von der Union und gut 1/2 Mio. von der SPD) zur AfD gewandert.
Bringst Du mit den oben zitierten Zeilen nicht das Dilemma der AfD auf den Punkt? Diese kann nur 13 % erringen, weil sie auch Stimmen von enttäuschten Sympathisanten der CDU/CSU enthält. Aber diese Protestwähler sind jedenfalls seit Essen nicht mehr bereit, sich in der AfD - und sei als nur als einfaches Mitglied - zu engagieren. Um also zu einer notwendigen Substanz zu gelangen, braucht die AfD Menschen, die sich nicht Adenauer oder Kohl zurückwünschen, sondern die Höcke für einen guten Politiker und das Deutschland-erwache-Geraune für eine ideologische Befreiung halten. Womit freilich dafür gesorgt ist, dass der konservative Protestwähler sein Kreuz bei der AfD nur mit zugehaltener Nase machen kann.
Zitat von LLarian in ZRWie unglaublich schlecht dagegen die tatsächliche Reaktion von Alice Weidel
Weidel ist publicitymäßig - gelinde gesagt - eine Herausforderung. Es ist schon fast eine Kunst, so trocken und unnahbar zu wirken. Mit solchem Spitzenpersonal wird das nichts, zumal ein erklecklicher Teil der Wähler ja zuvörderst nach Sympathie für den Kandidaten entscheidet. Weidel hatte dieses Mal das Glück, dass sie keiner kannte bzw. dass der Leidensdruck im Protestwählerlager so unheimlich groß war.
Zitat Am Ende muss man auch sagen: Beide sind in ihrer Form Sissis. Wer nicht kämpft darf sich auch nicht wundern, wenn er nicht gewinnt. Und zum Kämpfen gehört eben auch, dass man mal eine Schlacht verliert. Wer eine Schlacht verliert und dann die Waffen streckt um noch ein letztes Mal richtig Wirkung zu spüren, mag seinem persönlichen Ego nutzen, aber den Krieg wird man so nicht gewinnen.
Ich bewege mich mal hier auf ungewohntem Terrain und breche eine Lanze für Frau Petry. Denn - wenn auch sicher intrigant und unfair - gekämpft hat sie. Und zwar bis an die Grenzen, das meine ich durchaus auch körperlich - für eine 42jährige während ihrer 5. Schwangerschaft müssen das durchaus ernsthafte Strapazen gewesen sein.
Und es ist ja keineswegs so, dass sie nur eine Schlacht verloren hätte - da waren der Machtkampf mit Meuten in Stuttgart, der gescheiterte Antrag in Köln, die Nichtberücksichtigung als Spitzenkandidatin, der gescheiterte Parteiausschluss der Saar-AfD, Höcke etc. etc. Petry war in der Partei mit ihrem Kurs völlig isoliert - als U-Boot des Systems. Und da die Partei ihr auch nicht gerade wenig zu verdanken hat, hat sie sich auf deren Kosten das Maximum, was noch drin war, zurückgeholt: Ein Bundestagsmandat.
Zitat von Noricus im Beitrag #2 Aber diese Protestwähler sind jedenfalls seit Essen nicht mehr bereit, sich in der AfD - und sei als nur als einfaches Mitglied - zu engagieren.
Das ist aber ein selbstverursachtes Problem. Dem man durchaus begegnen kann, wenn man den will. Freilich nicht indem man was von den erfolgreichen deutschen Truppen des zweiten Weltkriegs zusammenschwafelt. Die AfD kann, so das Problem Merkel sich bald erledigt hat (hoffen wirs), nur dann bestehen, wenn sie sich fest im demokratischen Spektrum aufstellt. Und wenn ich mal was Provokantes sagen darf: Das ist nicht einmal so sehr ein Problem der Abgrenzung. Die Grünen distanzieren sich auch nicht von Härtefällen wie Claudia Roth oder Christian Ströbele (obschon beide den meisten Grünen ein Graus sein dürften). Sie versuchen aber ein Angebot an bürgerliche Wähler zu machen. Genau das müsste die AfD eben auch tun, aber dafür braucht sie mehr Petrys und weniger Poggenburgs. Dann finden sich auch Leute, die das machen. Aber daran beisst sich eben die Katze in den Schwanz. Die Poggenburgs sind nicht in der Lage die Petrys zu etragen. Und sägen damit den eigenen Ast ab. Und sind noch stolz drauf. Was meinst Du wieviele Korken derzeit bei den Völkischen gerade knallen? Idioten. Vollidioten.
Zitat Weidel hatte dieses Mal das Glück, dass sie keiner kannte bzw. dass der Leidensdruck im Protestwählerlager so unheimlich groß war.
Nicht nur Weidel. Und genau das ist das zentrale Problem der AfD. Der Leidensdruck. Fällt der weg haben die ein Riesenproblem. Die haben derzeit die historisch einmalige Chance mit ihrer derzeitigen Popularität etwas zu bewegen. Und stattdessen dann dieses Kindertheater.
Zitat Wenn die AfD erfolgreich sein will, dann braucht sie Leute wie Frauke Petry. ... Aber irgendwie habe ich die Vermutung, dass ist bei der AfD noch nicht so recht angekommen
Doch, doch: ist angekommen. Bei mir, wie auch bei allen Parteikollegen, die ich kenne. Wir sollten aber nicht vergessen, daß die Landesverbände in Ost wie West unterschiedlich unterwegs sind. Meuthen + Weidel stehen für diesen, sagen wir, Realo-Flügel. Aber: was Petry sich hier geleistet hat, ist schlicht eine Ungeheuerlichkeit. Das kam, zur Erinnerung, vollkommen überraschend, einen Tag, nachdem sie als Frontfrau ein Direktmandat errungen hat. Die, die angesichts von ihr und für sie gestimmt haben, haben das nicht für einen Dolchstoß gemacht, sondern weil sie für die Partei und ihr Programm eintrat, oder für eine Fundamentalopposition zum Merkelkurs. Und zwar eine möglichst große und nicht einen erratischen Alleingang. Das war durch nichts abzusehen, und durch ihr Einstehen im Wahlkampf - obwohl sich der Dissenz ja seit langem abzeichnete - ist das ein schlichter Verrat an den Wählern. So, als wenn Herr Lindner gestern erklärt hätte, er wechsle jetzt kurzerhand zur Linken. Hätte man sich angesichts eines solchen Fait accompli auch mal kurz zusammengesetzt und das beküert? Von daher ist Frau Weidels fassungslose Reaktion die einzig angemessene.
Zitat So wird das nix. Auf Oppositionsbänken den radikalen Besserwisser zu geben ist ja wunderschön. Führt nur leider zu nix. Damit hat Frauke Petry absolut recht. Wer aber in Verantwortung strebt, der muss (!) dafür auch Konzessionen an die politische Realität machen. Aber dieses Kindertheater gehört sicher nicht dazu.
Das Kindertheater führen P+P auf, nicht die AfD. Davon ab: das ist sic stantibus rebus schlicht belanglos. Die AfD ist vorgestern nicht mit 51% gewählt worden, sondern mit 13. Ihre Aufgabe ist es nicht staatstragend zu agieren, sondern reale Opposition zu machen. Und zwar bis zum nächsten Urnengang.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat von Meister Petz im Beitrag #3 Und es ist ja keineswegs so, dass sie nur eine Schlacht verloren hätte - da waren der Machtkampf mit Meuten in Stuttgart, der gescheiterte Antrag in Köln, die Nichtberücksichtigung als Spitzenkandidatin, der gescheiterte Parteiausschluss der Saar-AfD, Höcke etc. etc. Petry war in der Partei mit ihrem Kurs völlig isoliert
Hier mischt Du aber bestimmte Sache durcheinander, die ganz sicher nicht zueinander gehören. Den Antrag von Köln wie auch den Ausschluss der Saar-Afd (und den Ausschluss von Höcke müsste man dazunehmen) sind sicher Dinge, die gut in diese Schiene passen. Der verlorene Machtkampf gegen Meuthen, die Einmischung in BaWü, das Nichtaufstellen als Spitzenkandidat, sind alles nichts weiter als persönliche(!) Niederlagen, die nichts mit der Ausrichrtung der Partei sondern rein auf persönliche Befindlichkeiten zurück gehen. Oder vielleicht anders gesagt: Den Krieg um ihre persönlichen Ambitionen hat sie wohl tatsächlich geführt und verloren. Aber den Krieg um die Ausrichtung der AfD, den hat sie erst verloren, als sie aufgegeben hat. Genauso wie Lucke eben auch.
Zitat Und da die Partei ihr auch nicht gerade wenig zu verdanken hat, hat sie sich auf deren Kosten das Maximum, was noch drin war, zurückgeholt: Ein Bundestagsmandat.
Ob sie damit glücklich wird, bezweifele ich. Erstens glaube ich nicht, dass dieses Mandat lange hält, weil ich nicht glaube das wir erst in vier Jahren wieder wählen. Zum zweiten: Was nützt es ihr wirklich? Will sie sich der CDU andienen, wie Lauer von den Piraten? Das wird nicht funktionieren. Klug war das ganze nicht. Sie hätte auch einfach ihr Mandat behalten können und versuchen können weiter etwas aus der zweiten Reihe zu bewegen. Der Auftritt war unnötig und diente halt wirklich nur der persönlichen Eitelkeit.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #5 Die, die angesichts von ihr und für sie gestimmt haben, haben das nicht für einen Dolchstoß gemacht, sondern weil sie für die Partei und ihr Programm eintrat, oder für eine Fundamentalopposition zum Merkelkurs. Und zwar eine möglichst große und nicht einen erratischen Alleingang.
Nö, das haben sie nicht. Wer sein Kreuz bei Frauke Petry als Direktkandidatin macht, der wählt Frauke Petry. Punkt aus. Das ist eine Personenwahl, keine Programmwahl und auch keine Anweisung einer bestimmten Fraktion anzugehören. Deswegen haben wir Direktkandidaten. Und deshalb verpflichten wir die einzig und alleine auf ihr Gewissen. Man kann das durchaus anders machen, aber dann sollte man bitte nicht auf das Parteiensystem schimpfen und das diese sich den Staat zur Beute gemacht haben. Entweder oder.
Zitat Das war durch nichts abzusehen, und durch ihr Einstehen im Wahlkampf - obwohl sich der Dissenz ja seit langem abzeichnete - ist das ein schlichter Verrat an den Wählern.
Auch das ist falsch. Der Wähler hat genau das bekommen was er gewählt hat: Frauke Petry. Und so lange die weiter die Positionen vertritt, die sie vorher angekündigt hat, ist hier niemand verraten worden. Allenfalls ihre Partei. Wenn man aber so liest, was sich die Partei so die letzten Wochen mit ihr erlaubt hat, dann war das durchaus abzusehen. Pressekonferenzen ohne die Chefin? Wo sind wir denn hier? Man hat den Eindruck, dass einzige was Gauland und Konsorten wirklich getroffen hat ist der Zeitpunkt. Die wollten sie lieber selber ausbooten und jetzt ist sie ihnen zuvor gekommen.
Zitat Von daher ist Frau Weidels fassungslose Reaktion die einzig angemessene.
Ihre Reaktion ist kindisch und noch dazu saudumm. Man trägt seine Konflikte nicht nach aussen und schon gar nicht in einer Situation, wo ohnehin alles darauf wartet, dass sich die AfD zerlegt. Sowas lässt man abtropfen und versucht es intern zu kitten. Und wenn das nicht gelingt lässt man den Querulanten im Regen stehen. Aber sich hinzustellen, als das arme Opfer, dass ja von nichts gewusst hat und doch so viel von Frau Petry gehalten hat, und keine 6 Stunden später zu verkünden, die Olle müsse jetzt raus, das ist so lächerlich, dass man sich fragt wie diese Frau ernsthaft Unternehmensberaterin sein kann. Ich glaube ihr ja gerne, dass sie angefressen ist. Kann und darf sie auch sein. Aber von einem "Spitzenkandidaten" erwarte ich ein bischen mehr Professionalität. Harmlos ausgedrückt.
Zitat Das Kindertheater führen P+P auf, nicht die AfD.
Das ist nicht meine Wahrnehmung. Und ich bin ja sogar der AfD eher zugeneigt.
Zitat Ihre Aufgabe ist es nicht staatstragend zu agieren, sondern reale Opposition zu machen. Und zwar bis zum nächsten Urnengang.
Es geht nicht um staatstragend sondern um einen professionellen Umgang mit Krisen und Konflikten. Und egal als was die AfD ihren Auftrag derzeit sieht, es wäre für sie sicher sinnvoll auch die 13 Prozent zu verteidigen. Aber das wird so kaum gelingen. Es ist bedauerlich das die AfD aus Essen nicht das Geringste gelernt zu haben scheint. Damals ist die Partei schon einmal zerrissen worden, und in der Folge fast in der totalen Versenkung verschwunden. Will man das unbedingt wiederholen?
Oder ganz simpel: Wenn ein Mitarbeiter geht, den man vorher noch hoch gelobt hat, so sehr, dass man ihm zum Chef gemacht hat, dann bedauert man öffentlich seinen Weggang. Egal ob es ein Idiot war oder nicht. Aber Dreck zu werfen und damit eigentlich nur einzuräumen, "Wir haben einen Idioten zum Chef gemacht" ist einfach nur plump und dumm. Es betont nur die eigene Schwäche und zudem das schlechte Krisenmanagement.
Touché. Aber wenn Lindner + die FDP Jamaica inkl. Grün machen und nichts als Merkels Schoßhunde abgeben bei noch mehr 2015ff: bitte keinerlei Widerspruch. Die sind allein ihrem Gewissen verantwortlich.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #8Touché. Aber wenn Lindner + die FDP Jamaica inkl. Grün machen und nichts als Merkels Schoßhunde abgeben bei noch mehr 2015ff: bitte keinerlei Widerspruch. Die sind allein ihrem Gewissen verantwortlich.
Das sind sie tatsächlich. Nur gilt diese "Entschuldigung" nur für Abgeordnete, nicht für die Regierung. Der Amtseid der Frau Bundeskanzler beispielsweise geht weit über das hinaus, was sie ihr Gewissen nennt (sofern sie dergleichen hat). Davon ab, beachte bitte die Nuance: Ich habe bewusst geschrieben, dass auch Abgeordnete sich durchaus an das halten sollten, was sie versprochen haben. Dazu gehört aber nicht die Partei. Sonst müsste man auch Erika Steinbach, die ja nun wirklich lange, lange in der Union gekämpft hat, aber nie von dem abgewichen ist, was sie ihren Wählern versprach, den Vorwurf des Verrates machen. Ist Erika Steinbach eine Verräterin?
Zitat von Meister Petz im Beitrag #3Und da die Partei ihr auch nicht gerade wenig zu verdanken hat, hat sie sich auf deren Kosten das Maximum, was noch drin war, zurückgeholt: Ein Bundestagsmandat.
Nüchtern gesehen hat sich das Pärchen ca. 1 Mio Euro Anstrengung-freies Einkommen für die nächsten vier Jahre geholt. Bei allem politischen Ehrgeiz dürfte das Prinzip Haut, Hemd, Jacke primär gegriffen haben. Ob Klonovsky nun doch noch Pretzells ausstehende Zahlung erhält?
Zitat von Llarian im Beitrag #6Aber den Krieg um die Ausrichtung der AfD, den hat sie erst verloren, als sie aufgegeben hat.
Wobei die Frage ist, ob es ihr auch hierbei nicht nur um die Pflege persönliche Eitelkeiten ging.
Wenn Carlo M Dimhofen an anderer Stelle hier im Forum Recht hat, erscheint mir dies nicht unwahrscheinlich. Vielleicht geht es Petry im Kern nur um Petry. Aber das zu beurteilen fehlen mir die Einblicke. Schlüssig erscheint mir die Schilderung von CM Dimhofen allerdings schon.
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von Llarian im Beitrag #9er Amtseid der Frau Bundeskanzler beispielsweise geht weit über das hinaus, was sie ihr Gewissen nennt (sofern sie dergleichen hat).
Ich persönlich glaube anders herum wird ein Schuh daraus. Ein Politiker heutzutage braucht kein Gewissen in dem Sinne, dass er mit seiner Vernuft "richtig" und "falsch" abwägen muß. "Richtig" und "falsch" sind extern vorgegeben und können unter bestimmten Bedingungen sogar opportunistisch umdefiniert werden. Es braucht daher nur Folgsamkeit auf dem "richtigen Weg" für einen Politiker.
Für mich hat das (in der Funktionsweise) viel von einem naiven Gottesglauben: Gut und Böse sind extern vorgeben. "Gut" ist man, wenn man dem Guten folgt, nicht wenn man sich vor seinem persönlichen Gewissen verantwortet. Das ist genau das Gegenteil des kategorischen Imperativs und das was ich im anderen Thread von Noricus meinte, als ich von der Hörigkeit gegenüber einer externen Moral sprach: Moral ohne Reflektion darüber. Meines Ermessens geht das immer schief. Zwangsläufig.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von Llarian im Beitrag #4 Die Grünen distanzieren sich auch nicht von Härtefällen wie Claudia Roth oder Christian Ströbele (obschon beide den meisten Grünen ein Graus sein dürften)
Ich kenne genug Anhänger der Grünen die zumindest Claudia Roth für eine aus sexistischen Gründen missverstandene, gute Politikerin halten.
Ansonsten aber Zustimmung. Distanzieren mussten sich die Grünen bisher von gar nichts (außer von Pedophilie), sie mussten nur auch weniger radikalen ein Angebot machen.
Zitat Die AfD bewegt sich wieder nach rechts. Ob man Petry mag oder nicht, oder sie auch für eine opportunistische Intrigantin hält, sie war ein Pfeiler, der die AfD im konservativen Spektrum gehalten hat.
Dieses Bild von Frau Petry entspricht genau der Selbstinszenierung, mit der sie (erfolglos) versucht hat, ihren Machtanspruch innerhalb der Partei durchzusetzen. Sie hatte überhaupt keine Hemmungen, sich mit Gauland, Höcke und Co. gegen Lucke zu verbünden, gemeinsam mit Marine Le Pen aufzutreten usw. usf.
Ich kann überhaupt nicht erkennen, wieso Herr Meuthen weniger für eine bürgerlich-konservative AfD stehen sollte als Frau Petry.
Zitat von DrNick im Beitrag #14Dieses Bild von Frau Petry entspricht genau der Selbstinszenierung, mit der sie (erfolglos) versucht hat, ihren Machtanspruch innerhalb der Partei durchzusetzen.
Siehe hierzu auch den Kommentar Hans-Olaf Henkels: http://www.mdr.de/sachsen/henkel-kritisi...ry-afd-100.html Es war Pretzell, der sich der Le-Pen-Fraktion anschloss, es war Pretzell, der auf eine Zusammenarbeit mit Pegida drängte, usw.
Man sollte an diese Stelle vielleicht auch noch einmal daran erinnern, das es Frauke Petry war, die mit Rechtsextremen in der AfD gemeinsame Sache machte, sich schützend vor sie stellte und eine Allianz schmiedete, um den moderaten, liberalkonservativen Demokraten und Parteigründer Lucke aus dem Vorstand zu kegeln mit Hilfe einer lautstarken, aber übermäßig aktiven Minderheit insbesondere aus der Ost-AfD. Das es außerdem Frauke Petry war, die mit ihren Intrigenspielen maßgeblich dazu beigetragen hat den Parteigründer Lucke vollständig aus der AfD zu mobben und weg zu ekeln und den Rechtsextremen, die überall ein U-Boot des Esteblishments zu erkennen meinen , insbesondere auch in Lucke, zur dominanten, moderate weg mobbenden Macht in der AfD erhoben hat.
Ohne Petrys Intrigenspiel hätte sich Lucke vermutlich noch die entscheidenden Monate länger halten können, die ihm eine realistische Chance geboten hätten
a) als eine moderate, rechte Alternative zu Merkels Flüchtlingspolitik Ende 2015/Anfang 2016 aufzutreten und damit b) die AfD zu einer etablierten, bedeutenden Macht gemacht hätte, die nicht nur am äußersten rechten Rand auftritt und c) durch a) und b) seine Position in der AfD zu stärken und die Rechtsextremen klein zu halten, um sie dann an den Rand zu drängen.
Sicher ist das natürlich nicht. Es ist Spekulation. Aber es wäre eine realistische Möglichkeit gewesen.
Eventuell hätten sich die Rechtsextremen auch alleine durch die Fehlkonstruktion der Bundes-AfD durchsetzen können, jedem Mitglied, das auf dem Parteitag erscheint, Stimmrecht zu geben, anstatt dieses auf von den Landesparteitagen gewählte Deligierte zu beschränken, wie es andere Parteien machen.
Aber mit einem Erfolg unter einem Parteivorsitzenden Lucke während der Flüchtlingskriste + die Tatsache, das auch er eine glaubhafte Opposition gegen Angela Merkels Position vertreten hätte, wäre seine Position deutlich stärker gewesen und er hätte mit dieser starken Position und einem weiteren Jahr als Parteivorsitzender evt. Höcke ausschliesen können, dessen Flügel er zu dem Zeitpunkt ja schon als zu behandelndes Problem erkannt hat (leider nicht rechtzeitig genug, um seinen de-facto Rauswurf zu verhindern).
Und zur Ergänzung das, was Jürgen Joost (LKR) auf Facebook über die beiden zu sagen hat:
Zitat Sie waren die nützlichen Idioten von Gauland und Höcke, um die Partei 2015 zu von einer bürgerlichen Alternative und Partei der wirtschaftlichen Kompetenz in die "Pegida-Partei" (O-Ton Pretzell) zu verwandeln. Sie waren Speerspitze der Rechten, um Persönlichkeiten wie Bernd Lucke, Hans-Olaf Henkel, Joachim Starbatty zu vertreiben. ... Das jetzige Verhalten des Pärchens passt in das Charakterprofil. Der spektakuläre Abgang unmittelbar nach der Bundestagswahl hat nichts mit inhaltlichen Fragen zu tun, da waren beide schon immer höchst geschmeidig. Es geht eher darum, dass das Ende des Geschäftsmodells Petry/Pretzell in der Partei absehbar war. Jetzt geht es darum, sich für eine mediale Kronzeugenrolle zu positionieren um sich selbst von den eigenen Verstrickungen reinzuwaschen. Mal sehen, wie sehr insbesondere die öffentlich-rechtlichen Medien darauf hereinfallen werden.
Zitat Die AfD bewegt sich wieder nach rechts. Ob man Petry mag oder nicht, oder sie auch für eine opportunistische Intrigantin hält, sie war ein Pfeiler, der die AfD im konservativen Spektrum gehalten hat.
Dieses Bild von Frau Petry entspricht genau der Selbstinszenierung, mit der sie (erfolglos) versucht hat, ihren Machtanspruch innerhalb der Partei durchzusetzen. Sie hatte überhaupt keine Hemmungen, sich mit Gauland, Höcke und Co. gegen Lucke zu verbünden, gemeinsam mit Marine Le Pen aufzutreten usw. usf.
Ich kann überhaupt nicht erkennen, wieso Herr Meuthen weniger für eine bürgerlich-konservative AfD stehen sollte als Frau Petry.
Sie hat ja nicht nur mit nationalkonservativen und klar rechtsextremen Kräften eine Sache gemacht, sondern gleichzeitig auch Machtkämpfe mit moderaten Realo-AfDlern wie Meuthen geführt und diese dabei geschwächt.
Unter dem Strich ist die AfD denke ich tatsächlich ohne Frauke Petry besser dran als mit, sowohl aus Sicht des Realo-Flügels wie auch der Nationalkonservativen bis Rechtsextremen. Womit die AfD nicht gut dran ist, das sind jedoch eben jene Rechtsextreme wie Höcke und - wie es scheint - auch Gauland.
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #18Womit die AfD nicht gut dran ist, das sind jedoch eben jene Rechtsextreme wie Höcke und - wie es scheint - auch Gauland.
Dass der anglophile Gauland rechtsextrem sein soll, bezweifle ich dann doch stark. Er ist (und war meines Wissens schon immer) einfach nur ultrakonservativ.
Mit Hitler-/NSDAP-Nostalgie hat das nichts zu tun.
Zitat von Frankenstein im Beitrag #19Dass der anglophile Gauland rechtsextrem sein soll, bezweifle ich dann doch stark. Er ist (und war meines Wissens schon immer) einfach nur ultrakonservativ.
Mit Hitler-/NSDAP-Nostalgie hat das nichts zu tun.
Ein Rechtsextremer muß ja nicht unbedingt ein Hitler-Verehrer sein, ich sehe es aber trotzdem ähnlich: Gauland ist sicher konservativ, wäre aber mit seinen heutigen Haltungen in der hessischen CDU der (sagen wir) 90er Jahre überhaupt nicht aufgefallen. Und ich fände es sehr eigenartig, jemanden wie Z.B. Dregger als rechtsextrem zu bezeichnen.
*edit* Zur Ergänzung: Angesichts der Empörung über Gaulands Äußerungen zu deutschen Soldaten hier einmal ein Aussschnitt aus einer Rede Dreggers im Bundestag (13.3.1997):
Zitat Bei den Soldaten des Zweiten Weltkrieges und ihren Angehörigen geht es nicht um eine kleine, abgrenzbare Gruppe unseres Volkes, sondern um die gesamte Bevölkerung der damaligen Zeit. Fast alle Männer waren eingezogen. Natürlich waren auch die Mütter, die Schwestern, die Töchter, die Freundinnen und Ehefrauen der Soldaten mitbetroffen. Es geht in dieser Frage also um unser Verhältnis zu einer ganzen Generation unseres Volkes. Wer versucht - diese Versuche gibt es -, die gesamte Kriegsgeneration pauschal als Angehörige und Helfershelfer einer Verbrecherbande abzustempeln,
(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
der will Deutschland ins Mark treffen. Dagegen wehren wir uns.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. - Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja unglaublich!)
Das können wir nicht dulden; denn aus solchem Selbsthaß kann nichts Gutes entstehen: kein rationales, berechenbares Verhalten in der Politik und keine wirkliche Versöhnung
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #16b) die AfD zu einer etablierten, bedeutenden Macht gemacht hätte, die nicht nur am äußersten rechten Rand auftritt
Inwiefern tritt denn die AfD "nur am äußersten rechten Rand" auf?
Es gibt den Höcke (und inwiefern der wirklich am äußersten rechten Rand auftritt, darüber wäre getrennt zu diskutieren), aber es gibt auch den Meuthen. Bin gespannt auf Belege.
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #16Man sollte an diese Stelle vielleicht auch noch einmal daran erinnern, das es Frauke Petry war, die mit Rechtsextremen in der AfD gemeinsame Sache machte, sich schützend vor sie stellte und eine Allianz schmiedete, um den moderaten, liberalkonservativen Demokraten und Parteigründer Lucke aus dem Vorstand zu kegeln mit Hilfe einer lautstarken, aber übermäßig aktiven Minderheit insbesondere aus der Ost-AfD. Das es außerdem Frauke Petry war, die mit ihren Intrigenspielen maßgeblich dazu beigetragen hat den Parteigründer Lucke vollständig aus der AfD zu mobben und weg zu ekeln und den Rechtsextremen, die überall ein U-Boot des Esteblishments zu erkennen meinen , insbesondere auch in Lucke, zur dominanten, moderate weg mobbenden Macht in der AfD erhoben hat.
Alles richtig. Ich würde auch nicht in Zweifel ziehen, dass Frauke Petry eine Intrigantin allererster Kajüte ist. Deswegen muss ihre politische Einordnung aber nicht falsch sein. Lucke hatte auch nicht durchweg Berührungsprobleme mit den Nationalen. So lange sie ihm nützlich waren. Der Punkt, um den es mir geht ist aber nicht Petrys Character sondern ihre Selbstverortung. Denn eins unterscheidet sie tatsächlich mit aller Sicherheit von Experten wie Poggenburg, Elsässer oder Höcke: Sie WILL an die politische Macht. Sie will eben nicht eine lebenslange Opposition spielen. Und das führt zwangsläufig immer ins demokratische Lager. Und langfristig wie auch mittelfristig kann die AfD nur dann bestehen, wenn sie genau das auch will.
Zitat Aber mit einem Erfolg unter einem Parteivorsitzenden Lucke während der Flüchtlingskriste + die Tatsache, das auch er eine glaubhafte Opposition gegen Angela Merkels Position vertreten hätte, wäre seine Position deutlich stärker gewesen und er hätte mit dieser starken Position und einem weiteren Jahr als Parteivorsitzender evt. Höcke ausschliesen können, dessen Flügel er zu dem Zeitpunkt ja schon als zu behandelndes Problem erkannt hat (leider nicht rechtzeitig genug, um seinen de-facto Rauswurf zu verhindern).
Auch gut denkbar, aber es geht ja weniger um die Beurteilung der Person Petry und ihrem Wirken an sich sondern eher darum ob der jetzige Abgang der AfD schaden wird. Und da habe ich eigentlich wenig Zweifel.
Zitat von Frankenstein im Beitrag #19 Dass der anglophile Gauland rechtsextrem sein soll, bezweifle ich dann doch stark. Er ist (und war meines Wissens schon immer) einfach nur ultrakonservativ.
Anglophil und rechtsextrem ist nur bedingt ein Widerspruch. Heute sind die meisten Rechtsextremisten islamophob, obschon ihre historischen Vorbilder ziemlich islamophil waren. Transatlantiker gab es durchaus auch bei den Nazis.
Zitat Mit Hitler-/NSDAP-Nostalgie hat das nichts zu tun.
Naja, wer meint davon redet, dass man stolz auf die Soldaten des zweiten Weltkrieges sein sollte, bei dem liegt der Verdacht nicht nur nahe. Das ist nicht konservativ sondern ziemlich stramm rechts, ersatzweise einfach nur strunzdumm. Zu meinen man könne den Soldaten, der einem Verbrechersystem dient, von diesem trennen, ist schlicht revisionistisch. Man kann nicht "seine Pflicht tun" indem man Verbrechern hilft und das dann von den Taten entkoppeln. Und noch weniger ist es etwas auf das man stolz sein kann. Man kann sich auf den Standpunkt stellen und sagen: Der Soldat war am Ende ein Opfer. Er war dazu gezwungen diesem System zu dienen. Genauso wie am Ende des zweiten Weltkriegs ja ganz Deutschland voll solcher Opfer war. Aber stolz? Gehts noch? Stolz darauf mit seiner Tapferkeit den bis dato größten Massenmord der Geschichte unterstützt und ermöglicht zu haben?
Zitat von DrNick im Beitrag #14Ich kann überhaupt nicht erkennen, wieso Herr Meuthen weniger für eine bürgerlich-konservative AfD stehen sollte als Frau Petry.
Zitat Llarian Zu meinen man könne den Soldaten, der einem Verbrechersystem dient, von diesem trennen, ist schlicht revisionistisch. Man kann nicht "seine Pflicht tun" indem man Verbrechern hilft und das dann von den Taten entkoppeln. Und noch weniger ist es etwas auf das man stolz sein kann. Man kann sich auf den Standpunkt stellen und sagen: Der Soldat war am Ende ein Opfer. Er war dazu gezwungen diesem System zu dienen. Genauso wie am Ende des zweiten Weltkriegs ja ganz Deutschland voll solcher Opfer war. Aber stolz? Gehts noch? Stolz darauf mit seiner Tapferkeit den bis dato größten Massenmord der Geschichte unterstützt und ermöglicht zu haben?
Ein analoges Problem, wenngleich natürlich in schwächerer Form, stellt sich bei der Frage, wie mit der militärischen Tradition der Südstaaten im Amerikanischen Bürgerkrieg umzugehen ist. Immerhin kämpften diese Soldaten mehr oder weniger eindeutig für die Institution der Sklaverei. Die Amerikaner haben sich dafür entschieden, die Institution abzulehnen, trotzdem aber die Soldaten zu ehren; Highschools sind nach Robert E. Lee benannt. Ich weiß, dass die Motive, wenn man genauer hinschaut, nicht immer ganz so nett sind, aber die offizielle politische Haltung in den Staaten ist meiner Wahrnehmung nach doch die, dass die Entkoppelung der militärischen Leistungen von der Institution Sklaverei möglich ist.
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