Mein Artikel ist übrigens weder als eine Verteidigung des polittaktischen Vorgehens der amerikanischen Linken, noch als ein Verurteilung der rechtes Ausweichstrategie gemeint. Es ist eine Feststellung. Man kann sicherlich beide Positionen (Schlammschacht jederzeit oder Warten aus Pitätsgründen) vertreten.
Auch geht es mir nicht darum, dass inkonsistenten Vorgehen der amerikanischen Rechten anzuprangern. Meine Betrachtungen sind nicht als moralische Bewertung misszuverstehen, sondern als eine Analyse der möglichen Gründe für die unterschiedliche Strategiewahl in unterschiedlichen Fällen.
Die häufig in Europa missverstandene Bruchlinie bei den Waffengesetzen in den USA ist ja nicht "scharf"-"locker", sondern "bundesweit"-"einzelstaatlich". Kalifornien hat z.B. durchaus "europäische" Waffengesetze.
Zunächst mal wäre festzuhalten, dass die Debatte an dem Anschlag selber völlig vorbei geht: Die verwendeten Waffen waren auch im Staate Nevada vermutlich nicht legal, bestenfalls in einem Graubereich. Und im Unterschied zu den Andeutungen von Hillary Clinton hat der Täter auch keinen (legalen) Schalldämpfer benutzt. Was simpel daran liegen dürfte, dass das Ding vermutlich bei einer Vollautomatik recht schnell kaputt geht. Aber auf Fakten kommt es bekanntlich nicht an und man muss das Eisen schmieden so lange es heiss ist.
Ich kann auch nicht so recht sehen, dass es wirklich einen Strategie-Unterschied gibt. Als Orlando "passierte" war die amerikanische Linke auch schwer daran interessiert, doch jetzt nicht direkt eine Debatte um Einwanderung und muslimische Mitbürger zu führen. Es ist naheliegend dass man keine Debatte unter dem direkten emotionalen Druck eines Verbrechens führen will. Und prinzipiell ist das auch richtig. Der Vorwurf, den man eher beiden Seiten machen müsste, ist, dass man die Schlammschlacht dann nicht mehr nachholt. Offensichtlich besteht die einzige Möglichkeit, dass etwas passiert, darin, dass man die öffentliche Aufmerksamkeit in dem Moment kanalisiert um etwas zu bewegen. In Deutschland musste ja auch erst Köln und Berlin passieren, bis die Teddybärchenwerfer ein bischen auf den Boden zurück kamen.
Prinzipiell glaube ich eigentlich nicht, dass sich jetzt dort allzuviel tun wird. Gerade Nevada ist bekannt dafür, dass man eine sehr liberale Sicht der Dinge hat, auch wenn man eigentlich nicht dem roten Lager angehört. Und, um das vielleicht auch noch anzubringen: Aus europäischer Sicht sind die amerikanischen Waffengesetze nahezu absurd. Aber ich empfehle mal folgendes zu bedenken: Mit die strengsten Waffengesetze in den USA hat Kalifornien. Nahezu europäischer Stand. Hintergrundüberprüfung, Waffenschein, alles was dazu gehört. Und trotzdem gibt es in Los Angeles mehr Mord und Totschlag als in der ganzen Bundesrepublik. Und das hat einen ganz trivialen Grund: Kriminelle tendieren dazu sich nicht an Gesetze zu halten.
Zitat von Llarian im Beitrag #3Mit die strengsten Waffengesetze in den USA hat Kalifornien.
Das ist aber nur sehr begrenzt relevant, solange bei völliger Reisefreiheit andere Bundesstaaten sehr lockere Gesetze haben. Das "schwächste" Glied in der Kette bestimmt, wie leicht man an Waffen kommt.
Es gibt da eine Theorie zur Motivation des Täters, die ich durchaus plausibel finde (im Gegensatz zu allen Anderen, die bisher umlaufen): https://www.steynonline.com/8162/theory-of-the-case Relevant ist der kursive Teil unterhalb des Videos.
Zitat von R.A. im Beitrag #5Es gibt da eine Theorie zur Motivation des Täters, die ich durchaus plausibel finde (im Gegensatz zu allen Anderen, die bisher umlaufen): https://www.steynonline.com/8162/theory-of-the-case Relevant ist der kursive Teil unterhalb des Videos.
Hmmm, überzeugt mich nur teilweise. Das ist so ähnlich wie bei der Franco A.-Theorie, dass er nur zeigen wollte, wie leicht man in Deutschland Asylant wird (ich habe das Thema nicht länger verfolgt, also kann ich nicht sagen, ob das stimmt).
Was mich nicht überzeugt, ist die geradezu axiomatische Prämisse, dass solch eine Tat nur das Motiv einer "message" haben kann. Die natürlich bevorzugt von Journalisten vertreten wird, die sich in der Welt der messages bewegen, und für die - nach Baudrillard - zwischen message und Realität kein Unterschied besteht.
Zitat von R.A. im Beitrag #5Es gibt da eine Theorie zur Motivation des Täters, die ich durchaus plausibel finde (im Gegensatz zu allen Anderen, die bisher umlaufen): https://www.steynonline.com/8162/theory-of-the-case Relevant ist der kursive Teil unterhalb des Videos.
Und Harvey Weinstein hat mit seinem Verhalten wohl sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz thematisieren wollen -- nicht sehr überzeugend, um nicht zu sagen Lmao.
Edit: Habe Petzens Beitrag nicht gelesen, der den meinen erübrigt.
-- „Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.“ ―Ludwig von Mises
Zitat von Meister Petz im Beitrag #6Was mich nicht überzeugt, ist die geradezu axiomatische Prämisse, dass solch eine Tat nur das Motiv einer "message" haben kann.
Richtig, davon geht er aus. Und es ist natürlich nur (kann nur sein) eine Hypothese ohne Belege. Aber eben bisher die Einzige, die ich überhaupt als vernünftig denkbar ansehen kann. Abgesehen von der Trivial-Erklärung "der war halt verrückt".
Zitat von Meister Petz im Beitrag #6Was mich nicht überzeugt, ist die geradezu axiomatische Prämisse, dass solch eine Tat nur das Motiv einer "message" haben kann.
Richtig, davon geht er aus. Und es ist natürlich nur (kann nur sein) eine Hypothese ohne Belege. Aber eben bisher die Einzige, die ich überhaupt als vernünftig denkbar ansehen kann. Abgesehen von der Trivial-Erklärung "der war halt verrückt".
Vielleicht war er einfach ein Misanthrop?
Lebt einsam in seinem Haus. Sieht ständig wie andere Menschen Spass haben und sich des Lebens erfreuen. Nur er erfreut sich an nichts. "Warum sollen die anderen haben, was ich nicht haben kann? Also erschieße ich diese feiernden Idioten."
Wäre doch auch eine mögliche Hypothese. Gefällt mir besser als die Hypothese eines politischen Terroristen mit klaren politischen Zielen, der bewusst alle Hinweise auf seine politischen Ziele verbirgt.
Zitat von Florian im Beitrag #9Wäre doch auch eine mögliche Hypothese.
Sicher. Aber die erklärt nicht, warum er so viele zusätzliche Waffen kauft und ins Zimmer schafft (was ja ein gewisses Risiko darstellt), die er nicht benutzt und eigentlich auch gar nicht benutzen kann. Eine brauchbare Hauptwaffe (mit sehr viel Munition) und einige Reservewaffen wären für "möglichst viele Feiernde erschießen" völlig ausreichend.
Zitat von Florian im Beitrag #9Wäre doch auch eine mögliche Hypothese.
Sicher. Aber die erklärt nicht, warum er so viele zusätzliche Waffen kauft und ins Zimmer schafft (was ja ein gewisses Risiko darstellt), die er nicht benutzt und eigentlich auch gar nicht benutzen kann. Eine brauchbare Hauptwaffe (mit sehr viel Munition) und einige Reservewaffen wären für "möglichst viele Feiernde erschießen" völlig ausreichend.
So weit ich verstanden habe waren das ja keine Maschinengewehre, geeignet für Dauerfeuer. Schnellfeuerwaffen sind keine Dauerfeuerwaffen. Nach 150-200 Schuss ist da schon mal Schluss. Die Rede war aber von mindestens 2000 Schuss. Immerhin wäre das eine Erklärung für eine größere Anzahl Gewehre.
Zitat von Martin im Beitrag #11 So weit ich verstanden habe waren das ja keine Maschinengewehre, geeignet für Dauerfeuer. Schnellfeuerwaffen sind keine Dauerfeuerwaffen. Nach 150-200 Schuss ist da schon mal Schluss. Die Rede war aber von mindestens 2000 Schuss. Immerhin wäre das eine Erklärung für eine größere Anzahl Gewehre.
Gruß, Martin
Das ist so nicht richtig. Mit diesen Schnellfeuerwaffen kann man sehr wohl wesentlich mehr als 200 Schuss abgeben. Das Rohr wird nach einer gewissen Zeit heiß und eventuell nimmt die Zielgenauigkeit ab, aber das ist bei Dauerfeuer in eine Menschenmenge nicht wirklich entscheidend.
Political Correctness ist nichts anderes als betreutes Denken.
Zitat von Martin im Beitrag #11Nach 150-200 Schuss ist da schon mal Schluss.
Wie schon gesagt wurde: Da geht deutlich mehr. So wie es aussieht, hat er überhaupt nur eine Waffe genutzt - aber insgesamt 23 Gewehre im Appartment gehabt. Und zwar eine Kollektion der verschiedensten Modelle - eigentlich sehr unpraktisch für einen Massenmord. Erworben hatte er auch eine größere Menge Sprengstoff, aber nicht versucht, daraus etwas Bomben-Ähnliches zu bauen.
Das paßt schon alles zur These, sein Thema wäre die zu leichte Verfügbarkeit von Waffen und Gefahrstoffen aller Art gewesen.
Zitat von Martin im Beitrag #11 So weit ich verstanden habe waren das ja keine Maschinengewehre, geeignet für Dauerfeuer. Schnellfeuerwaffen sind keine Dauerfeuerwaffen. Nach 150-200 Schuss ist da schon mal Schluss. Die Rede war aber von mindestens 2000 Schuss. Immerhin wäre das eine Erklärung für eine größere Anzahl Gewehre.
Gruß, Martin
Das ist so nicht richtig. Mit diesen Schnellfeuerwaffen kann man sehr wohl wesentlich mehr als 200 Schuss abgeben. Das Rohr wird nach einer gewissen Zeit heiß und eventuell nimmt die Zielgenauigkeit ab, aber das ist bei Dauerfeuer in eine Menschenmenge nicht wirklich entscheidend.
Man kann sicher, die Zielgenauigkeit ist aber nicht das einzige Problem (s. G36 Diskussion), sondern auch die Selbstentzündung der Patronen wegen großer Hitze. Deshalb hätte ich Zweifel, dass ein erfahrener Schütze aus einem einzigen Schnellfeuergewehr diese hohe Anzahl Schüsse abgibt. Über 20 Gewehre ist aber sicher definitiv zu viel, um diesem Punkt zu begegnen.
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