Zitat von Martin im Beitrag #25Ich sehe die Einschätzung der Situation im Filmgeschäft nicht so schwierig. Es geht um viel Geld und öffentliche Anerkennung, und vor allem bei weiblichen Darstellerinnen in der Regel um Attraktivität und Sexappeal. Das letztere mögen Feministinnen zwar verdammen, an der Realität zumindest der Vergangenheit kommen sie aber nicht vorbei. Heute zählt natürlich nur noch der Charakter.
Für die neueste Star Trek Serie (Discovery) trifft ihre ironische Aussage sogar zum größten Teil zu - People of Colour, Schwule und durchschnittlich aussehende Darstellerinnen wohin das Auge sieht, und ich muss sagen, mir gefällt's. Es wird allerdings auch nicht weiter mit dem Vorschlaghammer thematisiert, sondern es ist einfach so, sonst würde es - zumindest für mich - auch nicht funktionieren.
Zitat von Minichamp im Beitrag #17 Das war kein einmaliges Grapschen, sondern monatelange Übergriffe durch eine Person, die ich damals als meinen besten Feund angesehen habe. Das war auf mehrenen Ebenen sehr verstörend.
Lieber Minichamp, das ist verständlich, mehr als verständlich. Und: Viele Fragen tun sich da auf. Die Antworten gehen im Zweifelsfalle die Zimmerleute hier nichts an, und ich hoffe, dass Sie im besten Sinne sich mit dem Erlebten auseinandersetzen können.
Eigentlich dient das ganz gut zur Illustration: Nicht jedes "Anfassen" ist gleich Vergewaltigung, nicht jeder Übergriff gleich gefährlich - Intention und Wirkung ist in jedem Einzelfall unterschiedlich, und sollte auch so behandelt werden. Dafür gibt es Gerichte. Das ist genau das hohe Lied der Differenzierung, welches Llarian so beredt zum Ausdruck gebracht hat. #metoo reibt dagegen mit einem ganz groben Rettich über alles, und vermischt dabei gefüllte Dirndl, Belästigungen, unbeabsichtigte Handlungen, Vergwaltigungen und Torturen zu einer diffusen Masse, in der der Mann qua Mannsein schuldig ist, und die Frau das Opfer, einfach nur weil deshalb. Und das ist objektiv falsch. Sondern: Es kommt immer darauf an. So wie bei Ihnen.
Zitat Die Filmindustrie feiert sich selber und gerade die Golden Globes sind der perfekte Schauplatz dafür Flagge zu zeigen und weniger unbedingt die erfolgreichsten Filme oder Darsteller zu feiern, sondern sich auch ein wenig mit dem eigenen Gutsein auseinander zu setzen.
Schauen Sie doch mal, wofür der Filmemacher Joss Whedon stehen wollte, bevor seine sexuellen Übergriffigkeiten ruchbar wurden. Genau: Feminist. Vielleicht können Sie der Geschichte dann ein gewisses Schmunzeln abgewinnen.
Ich hätte es gerne, wenn als nächstes das zelebrierte Gutsein der Frauen zerlegt wird, die zwar aus eigener leidvoller Erfahrung erkannt haben, mit was für Strolchen sie es zu tun hatten, durch ihr Schweigen aber andere Geschlechtsgenossinen demselben Leid durch denselben Strolch ausgesetzt haben. Natürlich, sie mögen Angst gehabt haben. Aber Tapferkeit wäre besser gewesen.
Zitat von Florian im Beitrag #13Welchen Hebel hatte denn der Herr Weinstein, um eine Schauspielerinnen-Karriere zu zerstören?
Ich kenne mich in der Szene dort auch nicht wirklich aus, daher nur eine Vermutung: Er könnte natürlich versuchen, auf andere Produzenten Druck auszuüben (weil die bestimmt oft kooperieren) oder böse Gerüchte über die Schauspielerin ausstreuen ("die ist unzuverlässig").
Grundsätzlich war Weinstein zu seinen Hochzeiten so mächtig, dass da nicht nur sein Wort Gewicht hatte. Er hatt die Möglichkeit, direkt bei Produzenten anzuschwärzen. Was aber wohl immer mit dem Risiko behaftet war, dass die sein Urteil in den Wind schießen, weil es von der Konkurrenz kommt.
Viel mehr Einfluss hatte er direkt auf Regisseure. Was Peter Jackson mit seinerm Kommentar ja angedeutet - oder bestätigt - hat. Eine Schauspielerin, die von Weinstein so betitelt wurde, war bei Drehleitern nicht mehr castbar. Gerade Hauptrollen werden ja nicht über Castings vergeben, sondern in der Regel schlägt der Regisseur seine Wahl dem Produktionsbüro vor, die dann entscheiden, ob das passt. Wenn Weinstein also bei Regisseuren das Gerücht streut, eine Künstlerin sei unzuverlässig oder "die Hölle am Set", ist das eine Hürde, die man als Schauspielerin nicht mehr nimmt. Zumindest nicht bei diesem Regisseur. Und das ist dann ein Urteil, dass der Regisseur zum nächsten Studio mitnimmt.
Zudem hat Weinstein wohl direkt Einfluss auf die Presse nehmen können. Ronan Farrow hatte seine Bericht - der Artikel, der die Weinstein-Lawine ins Rollen brachte - zuvor anderen Medien angeboten. Darunter NBC - die es ablehnten. Der New Yorker (und die NYT, die die Geschichte früh aufgriff) waren weniger ängstlich.
Und Angst ist bei solchen Geschichten angebracht. Seit Peter Thiel Gawker in den Ruin getrieben hat, ist die Furcht, sich durch eine brisante Geschichte selbst zu ruinieren, durchaus real. Der Journalismus ist in den USA mächtig unter Druck geraten von Menschen, die sich mit Zeitungen Glaubwürdigkeit oder Leumund kaufen wollen. Weinstein hätte dazu die Mittel.
Und er hatte den Journalisten natürlich Wertvolles anzubieten. "Geleaktes" von großen Filmen, exklusive Interviews, Infos. Film-Journalismus ist ähnlich wie Sportjournalismus. Der Gegenstand ist selbstvermarktend genug, er braucht die Presse nicht mehr wirklich und wenn, prügeln sich die Presseleute eher darum, berichten zu dürfen. (Wer sich dafür interessiert: Newcastle United hat versucht, die Presse auszusperren. Ohne negative Folgen.)
Und dann gibt es noch das Problem, das vielleicht mit Weinsteins Einfluss zusammenhängt, aber sicher jeden abschreckt, der sich der Situation gegenübersteht: Die Presse war von Haus aus auf Seiten des Täters. Zumindest lässt sich das über einen Fall sicher sagen und es passt ins Narrativ: Die Italienerin Ambra Battilana Gutierrez hatte mit der Polizei zusammengearbeitet, um nach einem ersten, widerlichen Treffen mit Weinstein Beweise für eine Anklage zu sammeln. Das sind die Schlagzeilen, die man danach über sie lesen konnte.
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