Der Blick in die Glaskugel, im Rückspiegel gesehen. Der Artikel in Newsweek war ein 2-Seiten-Digest aus Stolls "Silicon Snake Oil", mit dem er in dem Jahr um die Medienhäuser zog. Ich habe das damals gelesen und gleich neben Sven Birkerts "The Gutenberg Elegies" vom Jahr davor eingereiht, als warnendes Beispiel, was passiert, wenn man sich einen zu großen Prophetenhut aufsetzt.
Zitat "This is good.
"A blog called Three Word Chant has dug up an infamous Newsweek article dating back to 1995 titled “The Internet? Bah!” .There are a number of quotes that will leave you grinning proudly about how wrong author Clifford Stoll was."
Newsweek, 1995:
"Logged onto the World Wide Web, I hunt for the date of the Battle of Trafalgar. Hundreds of files show up, and it takes 15 minutes to unravel them–one’s a biography written by an eighth grader, the second is a computer game that doesn’t work and the third is an image of a London monument. None answers my question, and my search is periodically interrupted by messages like, “Too many connections, try again later.”"
"How about electronic publishing? Try reading a book on disc. At best, it’s an unpleasant chore: the myopic glow of a clunky computer replaces the friendly pages of a book. And you can’t tote that laptop to the beach. Yet Nicholas Negroponte, director of the MIT Media Lab, predicts that we’ll soon buy books and newspapers straight over the Intenet. Uh, sure."
"Then there’s cyberbusiness. We’re promised instant catalog shopping–just point and click for great deals. We’ll order airline tickets over the network, make restaurant reservations and negotiate sales contracts. Stores will become obselete. So how come my local mall does more business in an afternoon than the entire Internet handles in a month?"
"What’s missing from this electronic wonderland? Human contact. Discount the fawning techno-burble about virtual communities. Computers and networks isolate us from one another. A network chat line is a limp substitute for meeting friends over coffee. No interactive multimedia display comes close to the excitement of a live concert. And who’d prefer cybersex to the real thing? While the Internet beckons brightly, seductively flashing an icon of knowledge-as-power, this nonplace lures us to surrender our time on earth. A poor substitute it is, this virtual reality where frustration is legion and where–in the holy names of Education and Progress–important aspects of human interactions are relentlessly devalued."
Astronomen - Stoll ist einer von Profession - scheinen da einen besonderen Hang zu Fettnäpfchen zu haben. Ich nehm das mal als eine moderne Variante der alten Geschichte von Thales von Milet, der koppheister im Finstern in einem Graben landete und von seiner thrakischen Magd (die Thraker waren neben den Böotiern den alten Griechen die Archetypen von Landeiern) ausgelacht wurde: wie er wohl die fernsten Dinge erkunden wolle, wenn er nicht mal sehe, was direkt vor seiner Nase liege? (Hans Blumenberg hat das ja zum Ankerpunkt seines wohl meistgelesenen Buchs gemacht, Das Lachen der Thrakerin, 1987).
Ein anderer astronomischer Fall ist Robert Jastrow, 1925-2008, im Umfeld der NASA mit der Erforschung von Planetenatmosphären unterwegs. Seinen Prophetenhut hat er 1982 aufgesetzt.
Zitat In five or six years--by 1988 or thereabouts--portable, quasi-human brains, made of silicon or gallium arsenide, will be commonplace. They will be an intelligent electronic race, working as partners with the human race. We will carry these small creatures around with us everywhere. Just pick them up, tuck them under your arm, and go off to attend your business. They will be Artoo-Deetoos without wheels: brilliant but nice personalities, never sarcastic, always giving you a straight answer--little electronic friends that can solve all your problems.
Robert Jastrow, "The Thinking Computer," Science Digest, 90.6 (1982) 107, quoted in Terry Winograd and Fernando Flores, Understanding Computers and Cognition: A New Foundation for Design (Reading, MA: Addison, 1986) 3-4.
Bis vor 3-4 Jahren war das auch ein nettes Beispiel für hoffnungslose Verpeiltheit (besonders der Zeitrahmen; James Patrick Kelly hat daraus seine Erzählung "Standing in Line with Mr. Jimmy", eben 1988 erschienen, gestrickt), aber seit allerlei Leute aufs Bescheidwissen verzichten und nur noch Alexa fragen, sieht das schon wieder anders aus.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
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