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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 33 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Frank2000 Offline




Beiträge: 3.261

05.03.2018 13:17
#26 RE: Das Dilemma der SPD Antworten

"Das Ergebnis zeigt, was gewissen Ideologen vielleicht nitt so recht ist: Der Service public gehört durchaus zum mythologischen Bestand der Nation"

Ich finde das Ergebnis auch völlig nachvollziehbar. Nach meinem Menschenbild sind Herdentrieb (Kollektivismus) und Aberglaube die beiden Hauptbestandteile des Menschen. Von den Basisinstinkten Fressen, Sex, Töten mal abgesehen natürlich.

Deswegen sind freiheitliche Gesellschaften auch die absolute Ausnahme. In Deutschland gab es jetzt ein paar Jahrzehnte eine Bewegung Richtung mehr Freiheit, Toleranz (im Sinne von "Aushalten") und Selbstbestimmung. Aber dieser Betriebsunfall der deutschen Nation wird ja grade gründlich korrigiert.

Und in anderen Ländern ist das halt auch so: etwa zwei Drittel der Menschen sind Befürworter staatlicher Bevormundung und Kontrolle.

Völlig normal.

___________________
Kommunismus mordet.
Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.

Florian Offline



Beiträge: 3.136

05.03.2018 18:03
#27 RE: Das Dilemma der SPD Antworten

Vor ein paar Wochen gab es einen Artikel im Economist, der das strategische Dilemma der Sozialdemokratie in Europa aus einem für mich neuartigen Blickwinkel betrachtete.

In etwa wurde dort wie folgt argumentiert:
Es gibt im politischen Spektrum einerseits die klassische Dimension nach wirtschaftlicher Klasse: Auf der einen Seite das konservativ wählende arrivierte Bürgertum. Auf der anderen Seite die sozialdemokratisch wählende Arbeiterklasse.
Nun gibt es aber mittlerweile eine neue kulturelle Dimension, die entlang der Achse "offen" vs. "geschlossen" verläuft.
Einerseits jene (tendenziell urbanen) Schichten, die sich und das Land für kulturelle Vielfalt öffnen wollen. Dazu gehören neuartige Familienmodelle genauso wie Offenheit für Zuwanderung. Und andererseits eher ländliche Schichten, die die kulturelle Identität des Landes eher gewahrt sehen wollen.

Diese neue kulturelle Dimension gewinnt im Laufe tendenziell immer mehr an Gewicht.
Während früher das Wahlverhalten ganz überwiegend ökonomisch determiniert wurde ist es heutzutage viel mehr der Blick auf kulturelle Fragen, der die Wahlentscheidung prägt.

Das Problem für die politische Linke ist nun, dass sie in der alten (Klassen-) Ordnung eine sehr klare Positionierung hatte.
Während in der neuen (kulturellen) Ordnung diese Positionierung alles andere als klar ist.
Es gibt auf der politischen Linken einerseits eine Fraktion die für sehr viel kulturelle Offenheit plädiert. (Vertreten vor allem durch die Grünen). Aber es gibt auch viele bisherige sozialdemokratische Wähler, die dies entschieden ablehnen.
Wie sich eine SPD in dieser neuen Wirklichkeit positionieren soll, ist nun nicht unmittelbar klar. Und das zerreißt bzw. zerreibt die Partei.
Der Instinkt der SPD-Führungsetage war sicher, eher in Richtung "kulturelle Offenheit" zu gehen. Viele klassische SPD-Wähler wollten diesen Weg aber nicht mitgehen. Und das ist der Grund, warum zumindest ein ordentlicher Teil der AfD-Wähler aus früher sozialdemokratischen Milieus stammt.

Der Economist hatte bei seiner Argumentation nicht ausschließlich die SPD im Blick. Ähnlich ist die Lage ja in vielen europäischen Ländern: Die klassische Sozialdemokratie erodiert. Und es gewinnen einerseits "neo-linke" kulturell offene Parteien (wie in Deutschland die Grünen). Und andererseits neo-konservative Parteien wie Front National, AfD, FPÖ etc.

Ich fand diesen Blickwinkel mit der Achse "kulturell offen vs. kulturell geschlossen" zumindest einmal interessant.
Spannend ist nun, dass Peer Steinbrück in seinem jüngsten Spiegel-Interview genau gleich argumentiert wie der Economist.
Zitat:
"Die Sozialdemokratie hat bisher nicht richtig wahrgenommen, dass es neben dem klassischen Verteilungskonflikteine neue Konfliktlinie in der Gesellschaft gibt: einen Wertekonflikt – einige sprechen sogar von einem Kulturkampf – zwischen denjenigen, für die Einwanderung, Globalisierung und Multikulturalismus positiv besetzt sind, und denjenigen, die sich kulturell zurückgelassen und fremd im eigenen Land fühlen, weshalb sie den Rückzug in die nationale Wagenburg suchen. Diese Spaltung hat bisher in der Programmatik der SPD keinen Niederschlag gefunden.
Und: "Wie die Sozialisten in Frankreich ist auch die SPD in Gefahr, sich mehr um Antidiskiminierungspolitik und Lifestylethemen zu kümmern und darüber die Befindlichkeiten der Mehrheitsgesellschaft außer Acht zu lassen. Dort werden aber Wahlen entschieden."

Emulgator Offline



Beiträge: 2.833

05.03.2018 19:02
#28 RE: Das Dilemma der SPD Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #27
Das Problem für die politische Linke ist nun, dass sie in der alten (Klassen-) Ordnung eine sehr klare Positionierung hatte.
Während in der neuen (kulturellen) Ordnung diese Positionierung alles andere als klar ist.
Es gibt auf der politischen Linken einerseits eine Fraktion die für sehr viel kulturelle Offenheit plädiert. (Vertreten vor allem durch die Grünen). Aber es gibt auch viele bisherige sozialdemokratische Wähler, die dies entschieden ablehnen.
So neu ist das gar nicht und mit Kultur hat es gar nicht so viel zu tun. Die Ideologen des Kommunismus hatten schon recht früh eine Ahnung, daß ihre "Klasse der Ausgebeuteten" so homogen gar nicht ist, sondern auch von Rivalitäten zerrissen ist. Schutzzölle würden beispielsweise die Arbeiter im zollerhebenden Land zulasten der Arbeiter im anderen Land besserstellen (war für Marx und Engels eine aktuelle Frage). Heute kommen die Arbeiter aus dem anderen Land einfach persönlich. Die Rivalität bleibt dieselbe.

Der Glaubenssatz ist trotzdem, daß man den Kampf für diese Klasse unbeachtlich ihrer Inhomogenitäten zu führen habe (wie auch immer das im Kleinen aussehen soll). Mit der Abschaffung des Kapitalismus durch die Weltrevolution würden erstens derlei Rivalitäten automatisch verschwinden (im Kommunismus kann vermutlich dasselbe Brötchen mehrmals gegessen werden). Zweitens würde man sich den Kapitalisten ausliefern, wenn man auf die Rivalitäten irgendwie eingeht, denn die reaktionäre Seite könne derlei Anlässe für Rivalitäten beliebig neu erzeugen. Deswegen die ganzen Parolen mit "Proletarier aller Länder", "Solidarität" usw. Dies ist tatsächlich der zentrale Unterscheidungspunkt der Sozialisten gegenüber denen, die sie Faschisten nennen.

Dennis the Menace Offline




Beiträge: 459

05.03.2018 20:22
#29 RE: Das Dilemma der SPD Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #27
Vor ein paar Wochen gab es einen Artikel im Economist, der das strategische Dilemma der Sozialdemokratie in Europa aus einem für mich neuartigen Blickwinkel betrachtete.

In etwa wurde dort wie folgt argumentiert:
Es gibt im politischen Spektrum einerseits die klassische Dimension nach wirtschaftlicher Klasse: Auf der einen Seite das konservativ wählende arrivierte Bürgertum. Auf der anderen Seite die sozialdemokratisch wählende Arbeiterklasse.
Nun gibt es aber mittlerweile eine neue kulturelle Dimension, die entlang der Achse "offen" vs. "geschlossen" verläuft......
.

Ja, das ist sehr trefflich und interessant. Man sieht das auch an der Frage "ländlich/städtisch", was Sie ja auch erwähnen.

Zu diesem Thema hier ein Video der NZZ betreffend die "Machtübernahme von Rot-grün" in den urbanen Zentren. Wo führt das jetzt hin, berücksichtigend, dass die Urbanisierung anhält ? Trend einfach fortschreiben wäre praktisch . Hat aber noch nie gut funktioniert .Irgendwann wacht man morgens auf und der Trend ist gebrochen . Egal welcher.

Zitat
Die klassische Sozialdemokratie erodiert. Und es gewinnen einerseits "neo-linke" kulturell offene Parteien (wie in Deutschland die Grünen). Und andererseits neo-konservative Parteien wie Front National, AfD, FPÖ etc.



Auch ganz richtig. Sooooo konservativ sind die zuletzt genannten aber gar nicht. Die setzen zunehmend auf die sozialen Themen für den kleinen Mann, wildern also kräftig im "linken Lager", sozusagen im linken Lager "alter Art". Irgendwann kommt vielleicht mal wieder einer wie Willy Brandt, der die Arbeiterbewegung und das "fortschrittliche" Bürgertum in eine Kiste gepackt hat. Gut, sieht momentan eher nicht danach aus und die Verhältnisse, also die äußeren Umstände, sind komplizierter geworden. Mal sehen. Man könnte allerdings an Corbyn denken, "our next PM", wie der eine oder andere auf der Insel mutig behauptet. Nix Genaues weiß man da natürlich auch nicht. Vielleicht sind das auch dieselben pundits, die May vor knapp einem Jahr einen grandiosen Wahlsieg prophezeit haben.

lich
Dennis

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.566

08.03.2018 19:12
#30 RE: Das Dilemma der SPD Antworten

Nett. Manfred Haferburg heute auf der Achse. Bei Shakespeare heißt das: For 'tis sport to have the engineer / hoist with his own petard. / And it shall go hard (Hamlet, 3. Akt, 4. Szene).

Zitat
"Hier ein paar Auszüge aus dem Maas’schen Trump-Repertoire: Trump ist „unerträglich“, Trump hat „Doppelmoral“ und ist „aggressiv mit fehlendem politischen Kompass“, Trumps „lavieren ist fatal“, Trump „verrät das freiheitliche Erbe“, Trump „senkt das Niveau derartig, dass darunter die Außenpolitik leidet“, unter Trump „haben die USA ihre Rolle als Führungsnation verloren“, Trump „ermutigt Neonazis“, oder „AfD ist wie Putin, Erdogan und Trump“. Er machte sich auch über Trumps Israel-Besuch von Herzen lustig.

In seinem Meisterstück gegenüber Trump aber twitterte der liebe Heiko eine Warnung an Trump: „Selbst in 140 Zeichen kann man fast alles kaputtmachen. Um es wieder aufzubauen, reicht #Twitter selten. Be careful, Mr.President #Inauguration » (Rechtschreibung original)



http://www.achgut.com/artikel/demnaechst...im_weissen_haus



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Martin Offline



Beiträge: 4.129

08.03.2018 19:35
#31 RE: Das Dilemma der SPD Antworten

War das die einzige Möglichkeit, Maas als Justizminister zu entschärfen? Ist die Hoffnung nun, dass Trump den Rest erledigt? Das hätte einen gewissen Charme.

Gruß, Martin

Johanes Offline




Beiträge: 2.422

29.03.2018 11:39
#32 RE: Das Dilemma der SPD Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #27
Vor ein paar Wochen gab es einen Artikel im Economist, der das strategische Dilemma der Sozialdemokratie in Europa aus einem für mich neuartigen Blickwinkel betrachtete.



Dieser Blickwinkel ist nicht wirklich neu. Diese "Landeier vs. urban lifestyle"-These wurde schon nach dem Wahlsieg Trumps diskutiert.
Da mag ein Quäntchen Wahrheit drin sein.

Zitat
Es gibt im politischen Spektrum einerseits die klassische Dimension nach wirtschaftlicher Klasse: Auf der einen Seite das konservativ wählende arrivierte Bürgertum. Auf der anderen Seite die sozialdemokratisch wählende Arbeiterklasse.



Klassischer Klassenkampf.
Mehr ist dazu eigentlich nicht zu sagen. Wenn man das für plausibel hält, hat man heute ein Problem. Durch den internationalen Wettbewerb hat man nämlich häufig die Situation, dass die Tätigkeitsfelder der klassischen Arbeiterklasse verschwinden.
Ja, das liegt wahrscheinlich auch an den Vergünstigungen für Arbeiter aus diesem Bereich, vor allen Dingen aber an den Lebenshaltungskosten. Ein Arbeiter in z. B. Osteuropa kann weniger Geld verlangen als ein Westeuropäer. Das ist dann sein wirtschaftlicher Vorteil.

Zitat
Einerseits jene (tendenziell urbanen) Schichten, die sich und das Land für kulturelle Vielfalt öffnen wollen. Dazu gehören neuartige Familienmodelle genauso wie Offenheit für Zuwanderung. Und andererseits eher ländliche Schichten, die die kulturelle Identität des Landes eher gewahrt sehen wollen.



Diese Perspektive ist eingeschränkt.

Erstens gibt es durchaus soziale Schichten, die davon profitieren, wenn ihnen Konkurrenz aus dem Ausland ferngehalten wird. Also doch klassisch-ökonomische Motive.
Zweitens ist der Ansatz viel zu pauschal. Er berücksichtigt z. B. nicht, welche Einwanderung gewünscht ist und in welchen Mengen. Man kann hier durchaus für eine Beschränkgung sein, ohne deshalb gleich für eine "geschlossene Gesellschaft" zu plädieren oder gar ein totaler Unmensch zu sein. Das natürlich einige Parteien, die diesen Verdacht ausgesetzt sind, das Zuwanderungsthema immer wieder behandeln ist unbestritten.
Es bringt aber nichts, jede einschränkende Position direkt diesen Leuten zuzusprechen. Damit macht man sie nur stärker.

Btw, scheint die Toleranz gegenüber beispielsweise homosexuellen Lebensentwürfen oder anderen Abweichenden verhaltensweisen zunehmend zu steigen. Da sind teilweise die Politiker konservativer als das Volk.

Zitat
Und das ist der Grund, warum zumindest ein ordentlicher Teil der AfD-Wähler aus früher sozialdemokratischen Milieus stammt.



Es könnte auch andere Ursachen haben, etwa die Angst vor Konkurrenz auf den Arbeits-, Wohnungsmarkt usw. Diese Angst mag unbegründet sein, aber sie wirkt sich aus.

Weitere Gründen könnten sicherlich sein, dass zumindest ein Teil der Strategie der neuen Rechtspopulisten darin besteht, sich als "neue Arbeiterpartei" zu positionieren. Siehe das Interview mit Florian Philippot im Spiegel vom 30.09.2017.

In Übrigen möchte ich noch das Argument anführen, dass die Wohnorte der reicheren sozialen Schichten in der Regel nicht von den unmittelbaren Auswirkungen von Zuwanderung aus armen Regionen betroffen sind. Die können sich einen Wohnort da nämlich zumeist nicht leisten, während die klassische sozialdemokratische/sozialistische Klientel bemerkt, wie sich die Nachbarschaft verändert.
Ich weiß nicht, in wie fern da was dran ist, doch das Argument ließt und hört man oft. Einschlägige Stadtteile sind aus diversen Metropolregionen allerdings bekannt.

Zitat
Die klassische Sozialdemokratie erodiert.



Das hat meines Erachtens andere Gründe.
Die Idee des demokratischen Sozialstaates hat sich in Europa einfach weitgehend durchgesetzt.
Anders formuliert: Es gibt auch keine politische Vereinigungen in Europa mehr, die sich für die Gleichberechtigung aller Staatsbürger gegen die Privilegien des Adels einsetzen oder für gleiches Wahlrecht oder für grundsätzliche Toleranz der Religionen.

Deshalb suchen die Sozialdemokraten sich in Deutschland auch neue Betätigungsfelder, "soziale Gerechtigkeit" etwa, indem Einkommensunterschiede an sich thematisiert werden. Früher ging es dagegen eher darum, dass sich auch der "einfache Arbeiter" Fleisch zu Essen leisten konnte oder Urlaub oder dass er Freizeit hatte.
Nur geht es heute den klassischen Arbeiter weit besser als der "Generation Praktikum" und die meisten Leute haben eher Abstiegsängste.

Zitat
Und es gewinnen einerseits "neo-linke" kulturell offene Parteien (wie in Deutschland die Grünen).



Zitat:
"Die Wähler der Partei haben überdurchschnittlich hohe Einkommen und sind vornehmlich im Dienstleistungs- und Bildungsbereich beschäftigt.[...]Die Hochburgen der Partei liegen in den urbanen Zentren der alten Bundesrepublik und hier vor allem in den Universitätsstädten."
Quelle: http://www.bpb.de/politik/grundfragen/pa...d-waehlerschaft
Frank Decker, "Wahlergebnisse und Wählerschaft der GRÜNEN" vom 28.6.2017.

"Die 'Verbürgerlichung' der Grünen ist daran ablesbar, dass ihre Wähler nicht nur über die höchsten Bildungsabschlüsse verfügen, sondern auch überdurchschnittlich verdienen. Vornehmlich im Dienstleistungs- und Bildungsbereich beschäftigt, lassen sie sich sozialstrukturell den neuen Mittelschichten zuordnen. Unter Arbeitern, Arbeitslosen und gering Qualifizierten konnte die Partei dagegen bisher nur wenig Unterstützung verbuchen." (ebenda, Hervorgehoben durch J)

Also, lieber Florian, das ist doch nicht die klassische Arbeiterklasse. Natürlich treibt diese gesellschaftliche Gruppe ganz andere Sorgen und Nöte um als, sagen wir mal, einen kleinen Selbstständigen. "Postmaterialismus" muss man sich eben erst Mal leisten können.
Übrigens ist der Bildungsbereich klar ein Bereich, der überwiegend von staatlichen Geldern lebt. Hier prägt dann das Sein das Bewusstsein: Man überträgt die für eigene Verhältnisse korrekte Grundhaltung auf den Rest der Gesellschaft.

Zitat
Und andererseits neo-konservative Parteien wie Front National, AfD, FPÖ etc.



"Neo-Konservait"?

Die Rhetorik und das Auftreten der rechtspopulistischen und zum Teil sogar -extremen Parteien hat mit den klassisch-konservativen Einstellungen ja nun auch wenig zu tun. Egal, ob man dabei an den bürgerlichen Bewahrer von Recht und Ordnung oder an das ländliche Milieu denkt.

Zudem wildern diese Neo-konservativen vorzüglich in den Schichten, in denen früher die Sozialisten oder Sozialdemokraten ihre Anhänger rekutierten.

Zitat
Spannend ist nun, dass Peer Steinbrück in seinem jüngsten Spiegel-Interview genau gleich argumentiert wie der Economist.



Die "klassischen Verteilungskämpfe" finden doch heute woanders statt. Die Schichten, für die sich zum Teil die Sozialdemokraten stark machen, verlieren immer mehr an Personal. Der Arbeiter in der Stahl- oder Automobilindustrie gehört heute meistens zu den besser verdienenden.

In Übrigen tut der internationale Wettbwerb sein übriges. Wenn durch die EU Unternehmen auch die Produktion in den Balkan auslagern können oder die Entwicklung gleich nach Indien, dann werden sie das auch tun sofern es sich rechnet.

Frohe und unpolitische Ostern wünscht,

Johanes.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.566

04.06.2018 16:54
#33 RE: Das Dilemma der SPD Antworten

"SPD zeigt Verständnis für „zivilen Ungehorsam“ Geht so:

Zitat von Tagesspiegel, 4.6.2018
Zwei Wochen nach der Besetzung von leer stehenden Häusern in Berlin äußert die Berliner SPD großes Verständnis für diese Aktion. „Es war der größte organisierte zivile Ungehorsam gegen Verdrängung und Spekulation seit vielen Jahren“, beschloss der SPD-Landesparteitag am Sonnabend. „Die Besetzer wollten mit ihrer Aktion auf die dramatische Situation auf dem Berliner Wohnungsmarkt aufmerksam machen.“
...
Nach einer längeren, kontroversen Diskussion spricht sich die Berliner SPD dafür aus, für „feministische Pornos“ (Dirty Diaries) nach schwedischem Vorbild eine Filmförderung einzurichten. So könnten diese Pornos gebührenfrei, dauerhaft und niedrigschwellig verfügbar werden.

Diese Filme sollten als Sexualbildung über die Landes- und Bundeszentrale für politische Bildung, als geförderte Filme oder über die Online-Mediathek der öffentlich-rechtlichen Sender (mit amtlich überprüfter Altersfreigabe) angeboten werden.



https://www.tagesspiegel.de/berlin/parte...n/22638052.html

Niedlich. Eine Regierungspartei, Abt. Hauptstadtklüngel, die Straftaten supi findet und die das Anbieten von Pornographie über Staatsmedien als hoheitliche Aufgabe ansieht und unter "politische Bildung" einsortiert. Noch Fragen?



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Eierkopp Offline



Beiträge: 221

04.06.2018 18:57
#34 RE: Das Dilemma der SPD Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #33
Eine Regierungspartei, Abt. Hauptstadtklüngel, die ... das Anbieten von Pornographie über Staatsmedien als hoheitliche Aufgabe ansieht und unter "politische Bildung" einsortiert. Noch Fragen?


Ja, mir fehlt da der soziale Ausgleich. Da sind die indischen Kollegen schon deutlich weiter.

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