Ich empfinde diese Sprüche, die da vom neuen CSU-Innenminister kommen als populistische Anbiederung an gewisse Kreise.
Die Frage etwa, ob der Islam zu Deutschland gehöre oder nicht, wird jetzt zum totalen Politikum. Dabei ist die Antwort nur deshalb nicht trivial, weil diese Frage maximal unklar ist. Gehört etwa der Atheismus zu Deutschland?
Die Frage lässt sich auch nicht definitiv mit Ja oder Nein beantworten. Wir haben zwar eine jahrhundertealte atheistische Tradition in Deutschland, die sogar einige große Geister hervorgebracht hat (Feuerbach, Nietzsche, Haeckel), und wir haben auch Individuen, die für verschiedene Strömungen in Anspruch genommen werden, etwa Goethe, dessen religiöse Überzeugungen nicht so klar auszumachen sind, aber auf der anderen Seite ist unser Staat in mancher Hinsicht klar christliche geprägt.
Beispielsweise haben die Landeskirchen immer noch einen gewissen politischen Einfluss.
Der Buddhismus hat ebenfalls gewisse kulturelle Wurzeln in Deutschland. Er lässt sich bis auf Schopenhauer zurückführen und es gibt in Deutschland sogar "heimische" Schulen dieser religiös-philosophischen Lehre.
Wenn wir das mal außen vor lassen:
Für mich spielt es schon eine Rolle, das Horst im Großen und Ganzen nur deshalb Bundesminister wurde, weil er als Landeschef "erledigt" war. Das ist kein Triumph, sondern ein Rückzug.
Seine politischen Signale richten sich für mich auch irgendwie an das ehemalige Stammland, dort sollen Wähler für die große Wahl mobilisiert werden.
Eines scheint klar, es wird mit Horst keine "Islamkonferenzen" geben wie früher, dort wird wesentlich tacheles geredet.
Das Problem liegt aber tiefer. Die Trennung von Staat und Kirche, ja die Entstehung von sowas wie einer Kirche ist im Islam in dieser Form nie durchgezogen worden. Sich hinzustellen und so zu tun als verhandle man mit "den Moslimen" ist entweder Augenwischerei oder Betrug.
Die meisten Moslime sind nicht mal in Islamverbänden organisiert. Die Moschee hat in dieser Religion eine andere Bedeutung als die Kirche im Christentum.
Für die Christen ist die Kirche gleichzeitig der Ort, wo sie sich zur Anbetung Gottes treffen und die "metaphyische" Gemeinschaft, die sie mit allen anderen Glaubensbrüdern pflegen.
Deshalb kann man "aus der Kirche austreten" obwohl man bereits jahrelang nicht mehr in einer solchen war.
Wenn man jetzt mit den Papst verhandelt, dann kann man als Staatsoberhaupt, Verein usw. relaitiv sicher sein, dass man quasi auch mit der katholischen Kirche verhandelt. Es mag einzelne abweichende Haltungen geben, aber das Machtwort des Papstes kann da einiges richten.
Falls man dagegen mit einer einzelnen Freikirche verhandelt, dann muss man mit der nächsten Freikirche wieder verhandeln.
Das ist jetzt kein Scherz.
Es gibt im Christentum drei elementare Arten, wie man seine Kirche organisiert:
1. Kongregationalismus
2. Presbyterianismus
3. Episkopalismus
Kongregationalismus ist die weitgehende Selbstverwaltung der einzelnen Gemeinden. Episkopalismus dagegen ist das klassische Bischofssystem, das wir kennen.
Das Ganze wird zusammengefasst unter dem Stichwort "Ekklesiologie". Der Gedanke einer Kirche ist so tief im Christentum eingegraben, dass er quasi als Teil der Quintessenz betrachtet werden kann.
Wir wissen nicht viel über die Urchristen, aber mit ziemlicher Sicherheit dürfen wir annehmen, dass es ein Gemeindeleben gegeben hat. Regelmäßige Treffen usw.
Der Gedanke der Ekklesiologie ist sogar so tief in unsere Geistesgeschichte verwurzelt, dass sogar Hobbes im Buch Leviathan darauf zu sprechen kommt.
Etwas vergleichbares in anderen Religionen? Soweit meine Recherchen gehen: Fehlanzeige.
Entweder es kommt mehr auf die richtige Lehre als auf die richtige Gesellschaft an oder auf die Befolgung von Geboten oder die Gemeinschaft ist wichtig aber nicht als die Gemeinschaft der Rechtgläubigen aufgeladen.
Warum das so ist? Dazu habe ich eine Ansicht entwickelt. Damit will ich hier aber niemanden langweilen. Zudem ich diesen Punkt ohnehin nicht für relevant halte.
Fakt ist: Der Umgang mit den Vertretern etwa von Ditib ist
zum Großteil einfach von mangelnder Kenntnis geprägt und davon, dass unsere meist konservativen Politiker nicht über ihren christlichen Schatten springen können.
Frohe Ostern,
Johanes