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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 1.448 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Llarian Offline



Beiträge: 7.120

24.03.2018 21:13
Anmerkungen zu Horst, dem Ersten Antworten

Ein paar Nachtgedanken.

Erich Henkel Offline



Beiträge: 23

25.03.2018 08:30
#2 RE: Anmerkungen zu Horst, dem Ersten Antworten

Danke für die klaren Worte. Aber was ist in der heutigen Parteienlandschaft die Alternative, wenn wie bei mir die Ablehnung der AFD noch stärker ist als der Zorn auf dieses Schmierentheater?

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

26.03.2018 10:25
#3 RE: Anmerkungen zu Horst, dem Ersten Antworten

Ich glaube nicht, daß hier ein abgesprochenes Spiel läuft. Dazu fehlt m. E. beiden Kontrahenten (vor allem Seehofer) die taktische Finesse und vor allem das Vertrauensverhältnis, das für solche Inszenierungen unabdingbar ist.
Das Ganze paßt ja auch problemlos in das Muster, wie Seehofer/CSU und Merkel/CDU seit Jahren miteinander umgehen. Seehofer macht irgendwelche großen Sprüche, seine Leute applaudieren, die Kanzlerin will nicht - und dann wird das wieder eingepackt.
WENN Seehofer wirklich etwas Neues wagen wollte, dann hätte er das einfach im Innenministerium gemacht. Da hätte er nämlich jetzt die konkreten Möglichkeiten, Entscheidungen zu fällen und etwas zu ändern. Dagegen sind die Islam-Äußerungen wohlfeile Rhetorik ohne irgendeine praktische Bedeutung.

Johanes Offline




Beiträge: 2.637

29.03.2018 11:24
#4 RE: Anmerkungen zu Horst, dem Ersten Antworten

Ich empfinde diese Sprüche, die da vom neuen CSU-Innenminister kommen als populistische Anbiederung an gewisse Kreise.

Die Frage etwa, ob der Islam zu Deutschland gehöre oder nicht, wird jetzt zum totalen Politikum. Dabei ist die Antwort nur deshalb nicht trivial, weil diese Frage maximal unklar ist. Gehört etwa der Atheismus zu Deutschland?

Die Frage lässt sich auch nicht definitiv mit Ja oder Nein beantworten. Wir haben zwar eine jahrhundertealte atheistische Tradition in Deutschland, die sogar einige große Geister hervorgebracht hat (Feuerbach, Nietzsche, Haeckel), und wir haben auch Individuen, die für verschiedene Strömungen in Anspruch genommen werden, etwa Goethe, dessen religiöse Überzeugungen nicht so klar auszumachen sind, aber auf der anderen Seite ist unser Staat in mancher Hinsicht klar christliche geprägt.
Beispielsweise haben die Landeskirchen immer noch einen gewissen politischen Einfluss.

Der Buddhismus hat ebenfalls gewisse kulturelle Wurzeln in Deutschland. Er lässt sich bis auf Schopenhauer zurückführen und es gibt in Deutschland sogar "heimische" Schulen dieser religiös-philosophischen Lehre.



Wenn wir das mal außen vor lassen:
Für mich spielt es schon eine Rolle, das Horst im Großen und Ganzen nur deshalb Bundesminister wurde, weil er als Landeschef "erledigt" war. Das ist kein Triumph, sondern ein Rückzug.
Seine politischen Signale richten sich für mich auch irgendwie an das ehemalige Stammland, dort sollen Wähler für die große Wahl mobilisiert werden.

Eines scheint klar, es wird mit Horst keine "Islamkonferenzen" geben wie früher, dort wird wesentlich tacheles geredet.

Das Problem liegt aber tiefer. Die Trennung von Staat und Kirche, ja die Entstehung von sowas wie einer Kirche ist im Islam in dieser Form nie durchgezogen worden. Sich hinzustellen und so zu tun als verhandle man mit "den Moslimen" ist entweder Augenwischerei oder Betrug.
Die meisten Moslime sind nicht mal in Islamverbänden organisiert. Die Moschee hat in dieser Religion eine andere Bedeutung als die Kirche im Christentum.

Für die Christen ist die Kirche gleichzeitig der Ort, wo sie sich zur Anbetung Gottes treffen und die "metaphyische" Gemeinschaft, die sie mit allen anderen Glaubensbrüdern pflegen.
Deshalb kann man "aus der Kirche austreten" obwohl man bereits jahrelang nicht mehr in einer solchen war.
Wenn man jetzt mit den Papst verhandelt, dann kann man als Staatsoberhaupt, Verein usw. relaitiv sicher sein, dass man quasi auch mit der katholischen Kirche verhandelt. Es mag einzelne abweichende Haltungen geben, aber das Machtwort des Papstes kann da einiges richten.
Falls man dagegen mit einer einzelnen Freikirche verhandelt, dann muss man mit der nächsten Freikirche wieder verhandeln.


Das ist jetzt kein Scherz.

Es gibt im Christentum drei elementare Arten, wie man seine Kirche organisiert:
1. Kongregationalismus
2. Presbyterianismus
3. Episkopalismus

Kongregationalismus ist die weitgehende Selbstverwaltung der einzelnen Gemeinden. Episkopalismus dagegen ist das klassische Bischofssystem, das wir kennen.

Das Ganze wird zusammengefasst unter dem Stichwort "Ekklesiologie". Der Gedanke einer Kirche ist so tief im Christentum eingegraben, dass er quasi als Teil der Quintessenz betrachtet werden kann.
Wir wissen nicht viel über die Urchristen, aber mit ziemlicher Sicherheit dürfen wir annehmen, dass es ein Gemeindeleben gegeben hat. Regelmäßige Treffen usw.

Der Gedanke der Ekklesiologie ist sogar so tief in unsere Geistesgeschichte verwurzelt, dass sogar Hobbes im Buch Leviathan darauf zu sprechen kommt.

Etwas vergleichbares in anderen Religionen? Soweit meine Recherchen gehen: Fehlanzeige.
Entweder es kommt mehr auf die richtige Lehre als auf die richtige Gesellschaft an oder auf die Befolgung von Geboten oder die Gemeinschaft ist wichtig aber nicht als die Gemeinschaft der Rechtgläubigen aufgeladen.

Warum das so ist? Dazu habe ich eine Ansicht entwickelt. Damit will ich hier aber niemanden langweilen. Zudem ich diesen Punkt ohnehin nicht für relevant halte.

Fakt ist: Der Umgang mit den Vertretern etwa von Ditib ist zum Großteil einfach von mangelnder Kenntnis geprägt und davon, dass unsere meist konservativen Politiker nicht über ihren christlichen Schatten springen können.

Frohe Ostern,

Johanes

Frankenstein Offline




Beiträge: 891

29.03.2018 21:50
#5 RE: Anmerkungen zu Horst, dem Ersten Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #4
Warum das so ist? Dazu habe ich eine Ansicht entwickelt. Damit will ich hier aber niemanden langweilen. Zudem ich diesen Punkt ohnehin nicht für relevant halte.

Fakt ist: Der Umgang mit den Vertretern etwa von Ditib ist zum Großteil einfach von mangelnder Kenntnis geprägt und davon, dass unsere meist konservativen Politiker nicht über ihren christlichen Schatten springen können.


Nix langweilig, gehört mit zum Interessantesten, was ich hier in der jüngeren Vergangenheit gelesen habe :)

HR2 Offline



Beiträge: 1.008

13.06.2018 12:21
#6 RE: Anmerkungen zu Horst, dem Ersten Antworten

Ich denke, jetzt könnte es wirklich eng werden für Merkel. Seehofer kann nicht mehr hinter seine Forderung "Asylwende" zurück
und hat sogar gewichtige Teile der CDU dabei hinter sich. Seehofer wird nicht als Bettvorleger in die Geschichte eingehen wollen
und kann als Tiger nur gewinnen. Er hat als Trumpf und Druckmittel vielleicht auch noch die Stimmen der CSU in der Hand,
mit denen er Merkel einen Untersuchungsausschuss androhen könnte. Merkel ist in der Enge wie nie. In der Union kippt die
Stimmung gegen sie.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

13.06.2018 12:33
#7 RE: Anmerkungen zu Horst, dem Ersten Antworten

Zitat
Herr über nicht ganz sieben Königslande


Es sind exakt sieben: Oberbayern, Niederbayern, Schwaben, Ober-, Mittel-, Unterfranken und die Oberpfalz.

Gruß Petz

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

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