Ein paar Anmerkungen, teilweise auch auf die Diskussion im anderen Thread bezogen:
1) Es gibt einen Unterschied zu den Attentaten auf Schäuble oder Lafontaine: Es waren diesmal drei Täter. Das macht es recht unwahrscheinlich, dass das die Tat von Verwirrten war und macht eine gemeinsame Motivation und einen gewissen Organisationsgrad eher wahrscheinlich.
2) Das Wesentliche an den Reaktionen ist ein meinen Augen der nicht vernachlässigbare Anteil derer, welche wie Özdemir den politischen Gegner in ihrer Reaktion diffamieren müssen. Das zeigt ganz klar, dass der fehlende Anstand, den man gerne bei der AfD alleine verortet, auch tief in Teilen des bürgerlich wahrgenommenen, politischen Spektrums sitzt. Und genau da sitzt das Problem: Man kann nichts bekämpfen, das man selbst praktiziert. Alexander Grau fasste das in einer Schlagzeile des Cicero wie folgt zusammen: „Ein republikanischer Schulterschluss sieht anders aus.“
Edit: Es war Alexander Kissler, nicht Grau.
3) Unbenommen gibt es in der AfD rechtsextremes Gedankengut, grenzwertiges Verhalten und viel Kritikwürdiges. Auch die Pflege des Opferstatus sagt man dieser Partei nicht umsonst nach. Reaktionen, wie die von Özdemir, die leider keine Einzelfälle sind, bilden allerdings das Komplement dazu: Jeden politischen Gegner, der einem nicht passt, als Nationalsozialisten zu bezeichnen, selbst wenn dieser dazu keinen Anlass gibt, ist eine Form von politischem Extremismus. Verbreitet sich dieser, hat das viele Folgen. Ich wiederhole mich hier zum tausensten mal, aber ich halte die Grünen Ideologen für die gleiche Gefahr wie die AfD Ideologen. Sie sind aus dem gleichen Holz.
4) Die Analyse „Geliefert wie bestellt“ ist eine zwiespältige Sache.
Da der Mensch ein soziales Wesen, sprich Herdentier ist, ist ein gesellschaftliches Sentiment sicher nicht ohne Einfluss auf das Verhalten von Individuen.
Andererseits ist jedes Individuum für sein Verhalten selbst verantwortlich und man kann nicht spinnerte Ansichten, gleich ob sie von den Grünen oder von der AfD kommen als (monokausale) Erklärung für individuelles Fehlverhalten hernehmen.
Ich würde das eher so sehen, dass Grüne Ideologen in solchen Ereignissen die Folgen einer konsequenten Umsetzung ihrer gruppenidentitären Ideologie erkennen könnte, wenn Sie denn zur Selbstreflektion fähig wären. In dieser Hinsicht schaffen sie es aber nur über den politischen Gegner zu reflektieren. Das gleiche gilt selbstredend auch für die AfD Ideologen.
Mein Punkt den ich hier hätte ist lediglich der, das mich besorgt, dass die grünen Ideologen aus der bürgerlichen Mitte derzeit viel zu wenig öffentlichen Widerspruch und Kritik erfahren.
5) Einst rief Frau Strokowski zu Handarbeit auf. Vor einigen Tagen legte die TAZ das Vorgehen der „Gruppe 43“ nahe.
Ich bin kein Strafrechtler oder auch nur Jurist, frage mich aber ob die Staatsanwaltschaft oder auch der Staatsschutz bei solchen Schriften nicht aktiv werden sollte - vor allem wenn sie in „seriösen“ Medien erscheinen – und nicht erst dann, wenn die Milch verschüttet wird.
Interessant zu wissen wäre auch, für was solche Leute glauben zu stehen: Für eine friedlichere Welt kann es ja schlecht sein.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Erst einmal grundsätzliche Zustimmung zu Llarians Artikel. Die Gewalt in Bremen ist nichts wirklich Neues, es war reines Glück, daß bisher noch nichts Vergleichbares passiert ist. Der gewaltbereite Linksextremismus nimmt Verletzungen in Kauf und es könnte bei unglücklichem Verlauf auch Tote geben. Und die Schreibtischtäter dahinter sind eher noch kritischer zu bewerten.
Dann zu den Anmerkungen von nachdenken_schmerz_nicht: 1) Zustimmung, es kann hier nicht um einen verwirrten Einzeltäter gehen.
2) "fehlende Anstand": Den gibt es deutlich bei Teilen des etablierten politische Spektrums (siehe auch diverse Wortwahl im Bundestag), aber von fehlendem Anstand ist halt noch ein großer Abstand zu Gewaltbejahung. „Ein republikanischer Schulterschluss sieht anders aus.“ Das ist richtig - aber für einen "republikanischen Schulterschluß" gibt es auch wenig Anlaß. Gewalt sollte tabu sein in der politischen Auseinandersetzung und man sollte deutlich toleranter auch mit Meinungen umgehen, die man für völlig falsch hält. Aber wenn in der konkreten Bewertung von Bremen die FDP und die "Linken" eine ähnliche Position einnehmen, so heißt das noch lange nicht, daß es zwischen Liberalen und Kommunisten irgendeine Form von "republikanischem Schulterschluß" gäbe oder geben könne.
3.) "Unbenommen gibt es in der AfD rechtsextremes Gedankengut, grenzwertiges Verhalten und viel Kritikwürdiges. Auch die Pflege des Opferstatus sagt man dieser Partei nicht umsonst nach." Völlig richtig. Ist natürlich keine Rechtfertigung für Gewalt. Und ja, grüner Dogmatismus kann genauso in die Irre führen.
4) "Die Analyse „Geliefert wie bestellt“ ist eine zwiespältige Sache." Ist halt eine knackige Zusammenfassung. Es wurde halt etwas geliefert, was zwar nicht explizit so bestellt wurde, aber die Bestellung war eben zweideutig.
"Ich bin kein Strafrechtler oder auch nur Jurist, frage mich aber ob die Staatsanwaltschaft oder auch der Staatsschutz bei solchen Schriften nicht aktiv werden sollte" Wohl nicht, dazu sind sie m. E. zu unkonkret. Juristisch wird man das nicht fassen können, nur in der politischen Diskussion.
Ich könnte nie im Leben in Deutschland Richter sein; ist doch die wichtigste Rahmenbedingung für diese armen geqäulten Seelen, permanent immer davon auszugehen, dass der Angeklagte nur naiv, gutwillig und unüberlegt war. Wegen meines (ich sage realistisch, andere sagen rabenschwarzen) Menschenbildes behaupte ich, dass die meisten Menschen sehr überlegt, böswillig, arrogant und egozentrisch handeln.
Ich interpretiere das wie folgt: Die Republik klopft sich mächtig auf die Brust, wie toll die Zivilgesellschaft und die Multiplikatoren auf den Anschlag reagiert hätten. "Seht her, wir haben ein Herz für Nazis!" Aber meine Sichtweise ist, dass nur ein Bruchteil der Wortmeldungen ehrlich erschüttert sind. Die meisten der Leute, die sich da jetzt zu Wort gemeldet haben, befürchten doch nur, dass diese Bilder der AfD helfen könnten.
Das ist ja beleibe nicht der erste tätliche Angriff auf das AfD-Umfeld. Der Plakatkleber in Karlsruhe auf den möglicherweise sogar geschossen wurde. Oder der Bombenanschlag auf das AfD-Büro in Sachsen. Der Brandanschlag auf das Auto. In Magdeburg wurde ein 62 Jahre alter Mann von 8 Mann mit Baseballschlägern umringt und bedroht, dann auf das Taxi eingeschlagen. Juli 2018 gab es an einem Tag offenbar sogar bundesweit koordinierte Angriffe gegen AfD-Einrichtungen (Wahlstände und so was), bei denen es ebenfalls zu Verletzten kam.
Das. sind. keine. Lapalien.
Fischer hat damals durch den Angriff mit einem primitiven Farbbeutel einen schweren körperlichen Schaden erlitten (Trommelfelllriss). Nur, um mal klarzustellen, dass JEDER körperliche Angriff, auch mit Farbbeuteln, Tomaten oder was weiß ich, das Risiko von körperlichen Schäden billigt. Und bei der AfD? Explosionskörper, brennende Autos oder gar Schüsse (und sei es auch nur ein KK oder ähnliches) SIND KEINE LAPALIEN. Hat aber keine Socke interessiert, trifft ja die "Richtigen". Deswegen wird das seit Jahren ignoriert und schön geredet. Diesmal aber gab es "unschöne Bilder". Das ist natürlich doof. Und dann hat die Bild das Foto auch noch veröffentlich. Wie können die das nur tun? Ohne, dass ARD und ZDF das Foto vorher auf "öffentliches Interesse" geprüft hätten? Oder wie immer noch mal genau die Formulierung der beiden Medienkonglomerate war, mit denen sie ihre Nachrichtenzensur verteidigt hatten.
Aber damit endet das Thema ja nicht. Denn das sind nur die Vorfälle, in denen ein direkter körperlicher Schaden billigend in Kauf genommen wurde. Die Masse der Fälle sind Mobbing, eben die moderne Form von "Kauft nicht bei Juden". Restaurants, Fussballvereine oder Vermieter, Musiker oder simple Einzelhändler.... die sogar schon bei AfD-WÄHLERN (das müssen nicht mal AfD-POLITIKER sein) Schaum vor dem Mund bekommen und die von Dienstleistungen ausschließen wollen. Die von "Rassisten", "Nazis" und "Verbrechern" reden. Das gesamte AfD-Umfeld, Politiker, Mitglieder, Sympathisanten, Wähler.... bis hin zu Leuten, die AfD lediglich VERTEIDIGEN wird entmenscht und damit zum Mobbing freigegeben. Ein simpler AfD-Anstecker kann dazu führen, dass man im Laden nicht mehr bedient, im Büro gemobbt, auf der Straße angepöbelt wird.
Bemerkenswert ist, dass diese Form von Mobbing nicht mal bei Republikanern, Schill-Anhängern oder NPDlern üblich war. Jedenfalls, so weit ich das überblicken kann. Ich vermute, dass liegt daran, dass diesmal gerade eben NICHT ein paar Hanseln vom radikalen Rand rumnölen. Sondern dass die AfD bis weit (!) in das bürgerliche Lager hinneinreicht. Wir reden hier immerhin von einem Potential von etwa 20% - das ist EIN FÜNFTEL der Bürger. Und die Akteure -von wegen naiv!- haben erkannt, dass hier erstmals der Herrschaftsanspruch der ... ääääh, traditionellen Machtverteilung bedroht ist. Die NPD, die Schill-Partei... selbst die Reps: das waren Außenseiter, da konnte man einen Exotenbonus gelten lassen.
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Zitat Und dann hat die Bild das Foto auch noch veröffentlich. Wie können die das nur tun?
Hmm, wie können die das nur tun, lassen sie mich überlegen, schwierig, aber ich komm drauf.. Vielleicht, indem sie es von den Accounts der AfD übernommen haben, wo es als erstes aufgetaucht ist?
Ich hatte ja im Nachbarstrang mit Nukularexperte einen Wortwechsel. Letztlich ging es da - bevor der Anschlag in Bremen stattfand - um das gleiche. Um die Frage, wie man INNERLICH mit extremen Aktionen umgeht, die einem im Ergebnis irgendwie in den Kram passen. Ob man beim WERKZEUG die Augen zudrückt, wenn das ERGEBNIS so halbwegs passt. Meine Position dabei war, dass ich zwischen Herz und Verstand trenne.
Das Herz wünscht sich, einmal Deadpool sein zu können. Ohne Rücksicht auf Verluste das "pure Böse" bekämpfen. Und dabei sogar noch cool zu sein. Natürlich fühlen nicht alle Menschen so. Ich denke, nicht mal die Mehrheit. Viele Menschen sind tatsächlich von Geburt an friedfertig. Aber doch sehr, sehr viele... so etwa ein Drittel, meiner Schätzung nach. Der Verstand muss es sein, der einen zügelt. Der Verstand muss einem sagen, dass ein Werkzeug, so bald es existiert, auch gegen einen gerichtet werden kann.
Der Rechtsstaat und die FDGO existieren nicht, weil diktatorische Mittel und Gewalt nicht funktionieren würden. Klar funktioniert Gewalt. Sondern der Rechtsstaat und die FDGO existiert und ist unser Werkzeug der Wahl, weil es das einzige bekannte Werkzeug ist, welches nur sehr schwer missbraucht werden kann.
Und bei den meisten Wortmeldungen der letzten Tage spüre ich, dass die INNERLICH den Anschlag auf die AfD nicht ablehnen. Nicht wirklich. weil es ja die "Richtigen" trifft, das Ergebnis stimmt. Und damit sind diese Akteure nicht naiv. Sondern dumm.
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Im übrigen ist die Sache mit dem Kantholz ebenfalls bemerkenswert.
Auf der einen Seite ist leicht zu erkennen, wie es zu solchen Fehlinterpretationen kommt. Das Opfer hat einen Schock - viele Menschen wissen gar nicht, was das ist - und kann sich nur teilweise an den Vorfall erinnern. Dann kommt vielleicht ein Arzt oder ein Bekannter ans Krankenbett, sieht sich die Wunde an. Dann kommen Sprüche wie "Das sieht aus, wie von einem Kantholz" - dabei war es in echt die Bordsteinkante.
Diese Vermutungen werden dann sofort in der Presse rausgehauen, schließlich will die AfD Kapitel machen, so lang es geht. (Würden allerdings alle (!) anderen Parteien auch so tun).
Nun stellt sich heraus, dass der Ablauf etwas anders war. So what? Hat deswegen der Angriff nicht statt gefunden? Doch. Aber in dem Versuch, maximales politisches Kapital herauszuschlagen, hat man vorschnell Thesen rausgehauen, die nicht haltbar sind.
Was kann man daraus lernen? Das unser Politikbetrieb total pervertiert ist. Denn Nachrichten jeder Art müssen sofort raus, bereits eine Stunde später kann die Nachricht wertlos sein. Ein Tag später ist das schon Geschichte. Keine Zeit mehr zu überprüfen, abwägen, formulieren. Schnell, schnell, schnell muss alles sein. Was für ein Wahnsinn.
Das kann doch eigentlich nicht sein, dass POLITIK nicht die Zeit, wenigstens ein paar Stunden oder Tage zu warten, bis wenigstens die rudimentären Fragen geklärt sind. Aber in Zeiten von Twitter und Co zählt nur eins: der erste sein.
Merkel hat übrigens mit Chemnitz genau den gleichen Fehler gemacht, erst Mal was rausrotzen, Hauptsache schnell. Allerdings hat Merkels Gott-gleicher Status dazu geführt, dass man im Nachgang die Realität an Merkel angepasst hat, damit es wieder stimmt. Das wird hier bei der AfD nicht gehen.
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Zitat Nun stellt sich heraus, dass der Ablauf etwas anders war. So what? Hat deswegen der Angriff nicht statt gefunden? Doch. Aber in dem Versuch, maximales politisches Kapital herauszuschlagen, hat man vorschnell Thesen rausgehauen, die nicht haltbar sind. (...) Merkel hat übrigens mit Chemnitz genau den gleichen Fehler gemacht, erst Mal was rausrotzen, Hauptsache schnell. Allerdings hat Merkels Gott-gleicher Status dazu geführt, dass man im Nachgang die Realität an Merkel angepasst hat, damit es wieder stimmt. Das wird hier bei der AfD nicht gehen.
Immerhin wollen wir erstmal froh sein, dass der MdB Magnitz wieder zu Hause ist und trotz der wirklich übel aussehenden Verletzungen auf dem Weg der Besserung ist.
Was die Realität angeht, glaube ich, dass nicht viel Unterschied besteht. Denn wenn man mal auf die einschlägigen Portale geht (PI, Epochtimes, Jouwatch, Elsässer), aus der sich der radikalere Teil der AfD-Anhänger so ziemlich exklusiv mit Informationen versorgt, dann ist es relativ egal, was die MSM dazu schreiben. Es gibt einen Fall vom November 2017, wo sich in Thüringen ein AfD-Stadtrat das Leben genommen hat (erwiesen durch Obduktion und Polizeibericht). Über den geistert dort immer noch die Legende rum, dass er an Händen und Füßen gefesselt aufgefunden wurde, und kocht jetzt natürlich wieder hoch.. Insofern gebe ich dem Kantholz zumindest in den Alternativmedien eine ziemlich gute Überlebensprognose. Denn dort ist man zwar nicht religiös, aber die Alternative (no pun intended) zum gottgleichen Status ist nun mal die letzte evolutionäre Chance.
Zitat von Meister Petz im Beitrag #9Was die Realität angeht, glaube ich, dass nicht viel Unterschied besteht. Denn wenn man mal auf die einschlägigen Portale geht (PI, Epochtimes, Jouwatch, Elsässer), aus der sich der radikalere Teil der AfD-Anhänger so ziemlich exklusiv mit Informationen versorgt, dann ist es relativ egal, was die MSM dazu schreiben. Es gibt einen Fall vom November 2017, wo sich in Thüringen ein AfD-Stadtrat das Leben genommen hat (erwiesen durch Obduktion und Polizeibericht). Über den geistert dort immer noch die Legende rum, dass er an Händen und Füßen gefesselt aufgefunden wurde, und kocht jetzt natürlich wieder hoch.. Insofern gebe ich dem Kantholz zumindest in den Alternativmedien eine ziemlich gute Überlebensprognose. Denn dort ist man zwar nicht religiös, aber die Alternative (no pun intended) zum gottgleichen Status ist nun mal die letzte evolutionäre Chance.
Was du sagst ist alles richtig, lieber Petz.
Die wichtigste Information bei diesem Vorfall ist ein meinen Augen jedoch die (nicht seltene) Reaktion im Stile Özdemirs von Politikern aus den Reihen von SPD und Grünen, die genau das praktizieren, was sie vordergründig (unter anderem) an der AfD als so verabscheuenswürdig sehen.
Mit anderen Worten: Diejenigen, welche sich selbst für bürgerliche Mitte der Gesellschaft halten und die auch, wenn man den Wahlumfragen und der öffentlichen Berichterstattung glaubt, als staatstragende politische Mitte allenthalben durchgehen, unterscheiden sich in ganz wesentlichen Punkten nicht vom verteufelten politischen Gegner.
Wie hat es der Werwohlf kürzlich sinngemäß mal so schön auf den Punkt gebracht: Das Argument gegen die AfD sind große Teile ihres politischen Personals und ihr Programm. Das Argument für die AFD sind ihre Gegner.
Dass die deutsche Gesellschaft auf die politische Monokultur der letzten Jahrzehnte eine AfD im heutigen Zustand als Antwort hervorbrachte mag sehr ähnliche Gründe haben wie der Umstand, dass diese Monokultur überhaupt erst entstanden ist. Und so vielschichtig die Gründe auch sein mögen, erscheint mir politische, respektive demokratische Unreife und eine überdurchschnittliche Selbstgerechtigkeit noch heute latent, um nicht zu sagen evident in unserer Gesellschaft. Der gesellschaftlich akzeptierte, gruppenidentitäre Stolz erstreckt sich heute nur nicht mehr auf Nation und Rasse (sondern zum Beispiel auf den richtigen Verzehr von richtigen Speisen ;-)), was ihn nicht weniger hanebüchen oder auch weniger gefährlich macht.
Zum Glück gibt es in Deutschland als Gegengewicht immer noch ein ausgeprägtes Institutionenverständnis und eine immer noch vorzüglich arbeitende, institutionelle Verwaltung. Dieses Gegengewicht sollte aber nicht weiter beschädigt werden und daran arbeitet leider nicht nur die AfD. Allen voran tun das auch meine Lieblinge, die Grünen.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #10 Zum Glück gibt es in Deutschland als Gegengewicht immer noch ein ausgeprägtes Institutionenverständnis und eine immer noch vorzüglich arbeitende, institutionelle Verwaltung. Dieses Gegengewicht sollte aber nicht weiter beschädigt werden und daran arbeitet leider nicht nur die AfD. Allen voran tun das auch meine Lieblinge, die Grünen.
Das Gegengewicht scheint mir nicht homogen über Deutschland verteilt. Ich würde der Aussage im Südwesten zustimmen, obwohl grün regiert. Wenn ich aber die Zustände in Bremen, Hamburg oder Berlin verfolge, dann würde ich Ihnen weniger zustimmen.
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #10Zum Glück gibt es in Deutschland als Gegengewicht immer noch ein ausgeprägtes Institutionenverständnis und eine immer noch vorzüglich arbeitende, institutionelle Verwaltung.
Wo haben Sie denn sowas zuletzt selbst gesehen und/oder erlebt? Ich erlebe höchstens eine Ausdifferenzierung im Versagenslevel. Maximal Steuereintreibung und Verkehrsüberwachung würde ich noch als "arbeitend und funktionierend" bezeichnen wollen.
Zitat Diese Vermutungen werden dann sofort in der Presse rausgehauen, schließlich will die AfD Kapitel machen, so lang es geht.
Was man der AfD diesmal nicht vorwerfen kann, ist, dass sie das in irgendeiner Form verschleiert. Allen voran der Betroffene selber:
Zitat WELT: Wie kam es dazu, dass Ihr Landesverband kurz nach dem Anschlag von einem „Mordanschlag“ sprach?
Magnitz: Ich habe meinen Leuten diesen Tathergang geschildert und sie aufgefordert, sofort eine Pressemitteilung mit einem Foto von meinen Verletzungen rauszugeben. Der Begriff „Mordanschlag“ ist nicht falsch gewählt. Immerhin hätte ich dabei sterben können.
WELT: Die Idee mit dem Foto kam von Ihnen?
Magnitz: Ja. Es war mir wichtig zu zeigen, wie brutal die Realität ist. Unser Erfahrung ist, dass Angriffe auf Politiker oder Einrichtungen der AfD medial kaum Widerhall findet. Mit dem spektakulären Bild wollte ich sicherstellen, dass uns Aufmerksamkeit zuteil wird.
Nun soll (?) es also aussagekräftige Videos von vielen Überwachungskameras geben, die da zeigen, daß Herr Magwitz nur ein bißchen geschubst und dann hingefallen ist. Dummerweise gerade mit seinem Kopf auf eine Bordsteinkante, was ja auch überzeugend seine "geringfügigen" Blessuren erklärt.
Ach ja? Wenn man das Bild seiner Kopfplatzwunde anschaut, sieht man, daß selbst im Krankenhaus noch viel Blut geflossen ist. Dann muß also die Wunde beim Kontakt mit der Borsteinkante also am Ort des Geschehens doch noch viel heftiger geblutet haben. Es müßte dort also eine richtige Blutlache zu sehen gewesen sein und solch eine Blutlache ist doch für jeden Fotoreporter das geborene Fressen. Aber auf den Bildern, die ich beim Suchen gefunden habe, sind nur ein paar vereinzelte Bluttropfen auf einem Betonfußboden erkennbar.
Komisch ist auch, daß auf all den Bildern, die den Ort des Geschehenes zeigen soll, nirgends eine einigermaßen "passende" Bordsteinkante zu erkennen ist.
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #10Zum Glück gibt es in Deutschland als Gegengewicht immer noch ein ausgeprägtes Institutionenverständnis und eine immer noch vorzüglich arbeitende, institutionelle Verwaltung.
Wo haben Sie denn sowas zuletzt selbst gesehen und/oder erlebt? Ich erlebe höchstens eine Ausdifferenzierung im Versagenslevel. Maximal Steuereintreibung und Verkehrsüberwachung würde ich noch als "arbeitend und funktionierend" bezeichnen wollen.
Zitat von SF-Leser im Beitrag #14Nun soll (?) es also aussagekräftige Videos von vielen Überwachungskameras geben, die da zeigen, daß Herr Magwitz nur ein bißchen geschubst und dann hingefallen ist.
Zitat von Martin im Beitrag #16Da erkenne ich auch keine Bordsteinkanten. Und nach vielen Überwachungskameras sieht das nicht aus.
Ja, es gibt auch bisher nur ein Überwachungsvideo, das die Polizei gesichtet hat, so zu ihrer Tatbeschreibung kommt und nicht veröffentlicht - wie die Polizei sagt, aus ermittlungstaktischen Gründen.
Die Bordsteinkante ist erfunden. Die kommt aus Kommentaren von Meinungsaddierern.
Die Videos auch.
Bisher weiß man, von der Zusammenfassung des Videos durch die Polizei:
Magnitz wird von einer Person von hinten angesprungen und so zu Fall gebracht. Diese Person und zwei, die ihn begleitet haben, fliehen währenddessen und nach dem Fall. Magnitz richtet sich auf, zwei herbeieilende Handwerker helfen ihm und verständigen die Rettungskräfte.
Die allermeisten Zusatzinformationen – Kanthölzer, Tritte gegen den Kopf, Rettung durch Handwerker, – besonders die, die Tat politisch aufladen – Magnitz war vorher auf einer linken Demo, Leute sind ihm gefolgt (die Welt redet noch immer von "aufgelauert") – sind dazuerzählt. Manche gedichtet, andere, um die Tat politisch aufzuladen.
Aber inzwischen ist es egal, was passiert ist. Die Debatte dreht sich nur noch um die richtige Inszenierung. Und da ist die Geschichte "Linksradikale trachten AfD-Politiker nach dem Leben" halt wirkstark. Nach dem Selbstmord und den losen Radmuttern muss es ja endlich mal klappen, dass die AfD die nächste Opferspirale erklimmt.
Nach dem Angriff auf einen Bundestagsabgeordneten der AfD, siehe hierzu auch die PM 19 und 20, konnten Staatsanwaltschaft und Polizei erste Ermittlungsergebnisse erzielen.
Nach ersten Vernehmungen und der Sicherung und Auswertung von Videomaterial ermitteln die Behörden nunmehr wegen des Verdachts einer gefährlichen Körperverletzung. Gesicherte Aufnahmen zeigen zwei Personen, die sich dem 66-Jährigen von hinten näherten, eine dritte lief versetzt dahinter. Einer der Unbekannten schlug den Bremer von hinten nieder, woraufhin der Mann stürzte. Der Abgeordnete erlitt eine stark blutende Kopfverletzung. Anschließend flüchtete das Trio vom Ort des Geschehens. Auf dem bisher gesicherten Videomaterial kann der Einsatz eines Schlaggegenstandes nicht festgestellt werden.
neuere gibt es da noch nicht
Da ist nicht die Rede von Anspringen sondern von Niederschlagen...
Weiterhin aus einer vorher veröffentlichten Polizeimeldung:
Zitat Zwei 43 und 54 Jahre alte Handwerker, die in der Nähe ihren Wagen beluden, entdeckten den am Boden liegenden Mann und riefen einen Rettungswagen.
Also diese "Zusatzinformation" scheint doch wohl zu stimmen??
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #10Zum Glück gibt es in Deutschland als Gegengewicht immer noch ein ausgeprägtes Institutionenverständnis und eine immer noch vorzüglich arbeitende, institutionelle Verwaltung.
Wo haben Sie denn sowas zuletzt selbst gesehen und/oder erlebt? Ich erlebe höchstens eine Ausdifferenzierung im Versagenslevel. Maximal Steuereintreibung und Verkehrsüberwachung würde ich noch als "arbeitend und funktionierend" bezeichnen wollen.
Ich sage ja, Ausdifferenzierung um Versagenslevel. Berlin ist halt ein "failed state", eilt von Tiefpunkt zu Tiefpunkt und ist ein schönes Beispiel dafür, was demn Rest der Republik früher oder später droht.
Das Zweckentfremdungsverbot in Stuttgart ist ja quasi "Enteignung light". Enteignung ist hier ganz bestimmt auch mehrheitsfähig, siehe Diesel-Fahrverbote, eines der elegantesten Beispiele zum Thema "kalte Enteignung".
Neulich hat auf FOCUS Online ein Redakteur schockiert von seinen Berliner Erfahrungen bei den polizeilichen Bemühungen, einen Einbruchsdiebstahl "aufzuklären", berichtet. Da muss ich aus eigener Erfahrung aus dem Südwesten sagen: ist hier nicht anders. Fall wird aufgenommen, Fall wird zu den Akten gelegt. Ende der Geschichte. Nur die Parkraumüberwachung funktioniert noch effizient - gerade wurde ich Zeuge von zwei Abschleppvorgängen, wo nicht-Elektroautos (oder nur bereits vollgeladene Elektroautos? War aus der Entfernung nicht zweifelsfrei festzustellen) vom Ladestation-bestückten Parkplatz entfernt wurden. Man muss halt Prioritäten setzen.
Zitat von SF-Leser im Beitrag #18...Auf dem bisher gesicherten Videomaterial kann der Einsatz eines Schlaggegenstandes nicht festgestellt werden.
Was eben nur heißt, dass es nicht feststellbar war, beispielsweise, weil die 'Sicht' verdeckt war. Die Wunde sieht jedenfalls nicht so aus, als wäre sie von einer bloßen Hand oder Faust verursacht worden.
Zitat von Martin im Beitrag #20Was eben nur heißt, dass es nicht feststellbar war, beispielsweise, weil die 'Sicht' verdeckt war. Die Wunde sieht jedenfalls nicht so aus, als wäre sie von einer bloßen Hand oder Faust verursacht worden.
Zitat von DLF Die Staatsanwaltschaft Bremen widerspricht Angaben der AfD zum Überfall auf den Bundestagabgeordneten Magnitz.
Nach Angaben der Ermittler ist auf einem Video zu sehen, wie der AfD-Politiker von hinten angesprungen wird. Dadurch sei Magnitz gestürzt und offenbar ungebremst mit dem Kopf aufgeschlagen. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Verletzungen allein durch den Sturz entstanden sind.
Werter vielleichteinlinker, Es ist sicher interessant, den genauen Hergang zu kennen. Aber das ändert ja nichts daran, dass ein Überfall stattgefunden hat. Wenn umgekehrt ein Politiker der Grünen angegriffen worden wäre und blutverschmierten Foto existieren würde, dann fänden jetzt schon Menschenketten und Rock-gegen-Rechts -Konzerte statt. Das wissen Sie genau so gut wie ich. Also können Sie Ihre unterschwellige Anklagen stecken lassen, denn das ist ganz sicher NICHT ein AfD-typisches Thema. Ganz im Gegenteil.
Ich kann die AfD sogar absolut verstehen, dass die auch mal was vom Betroffenheitskuchen abhaben wollen.
Klappt halt nur nicht, wie wir sehen, weil die Mehrheit der Politiker, Journalisten und Künstler eben kein Mitgefühl für AfD-Politiker aufbringen können, nicht mal bei Überfällen .
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Zitat von Martin im Beitrag #20 Was eben nur heißt, dass es nicht feststellbar war, beispielsweise, weil die 'Sicht' verdeckt war. Die Wunde sieht jedenfalls nicht so aus, als wäre sie von einer bloßen Hand oder Faust verursacht worden.
Gruß, Martin
Ist sie ja auch nicht. Der Boden war in der ein oder anderen Form beteiligt. Was nicht wenige schon wieder zu hämisch-sadistischen Gedanken verleitet: Ach ja, war ja nur der Boden, der den Nazi so zugerichtet hat. Der Boden! Nicht ein Aktivist! Also: selber schuld!
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Zitat von Frank2000 im Beitrag #23Ist sie ja auch nicht. Der Boden war in der ein oder anderen Form beteiligt. Was nicht wenige schon wieder zu hämisch-sadistischen Gedanken verleitet: Ach ja, war ja nur der Boden, der den Nazi so zugerichtet hat. Der Boden! Nicht ein Aktivist! Also: selber schuld!
Es geht ja schon wieder um Deutungshoheiten. Am Überfall besteht offenbar kein Zweifel. Eine 'unbeabsichtigt' herbeigeführte Verletzung liest sich in der Öffentlichkeit aber anders als eine brutale Schlagverletzung. Deshalb ist das Detail nicht ganz unwichtig in der Öffentlichkeitswahrnehmung. Und da darf man schon fragen, warum jemand der nach vorne gestoßen wird nicht an Mund und Nase, sondern im oberen vorderen Schädelbereich nicht flach sondern doch eher scharfkantig verletzt ist. Vielleicht hat er einen Kopfsprung im hohen Bogen gemacht.
"Die Ermittler gehen davon aus ..." im DLF ist keine endgültige und offizielle Feststellung. Schreibt nicht Danisch immer von Medienkompetenz?
Zitat von hubersn im Beitrag #19Man muss halt Prioritäten setzen.
Ich glaube das ist - im Südwesten wie in Berlin - keine Frage der Prioritäten, sondern der Fähigkeit und der Ausstattung.
Verkehrsdelikte sind einfach wesentlich leichter und mit weniger Aufwand aufzuklären als bspw. ein Taschendiebstahl. Man tut eben, was möglich ist. Das bedeutet allerdings nicht, dass das auf Anweisungen der Politik oder bestimmte Vorlieben der Beamten zurückzuführen ist. Jedenfalls nicht direkt.
In Regionen, in denen die Polizei sehr gut ausgestattet ist hat man auch bei Diebstählen eine relativ hohe Aufklärungsquote. In Berlin dagegen funktioniert scheinbar nicht mal mehr das Knöllchenschreiben, wie man so hört.
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