Am (in Deutschland gestern gefeierten) Vatertag dürften einige Herren der Schöpfung als toxisch verschriene Verhaltensweisen an den Tag gelegt haben, was am heutigen Katertag eine von einer Boulevardmeldung ausgehende Reflexion über das Schicksal des Gentlemans und überhaupt des spezifisch abendländischen Männerbildes geraten erscheinen lässt.
Der Gentleman wird verschwinden, so wie der Macho, der Casanova, der Familienvater und alle anderen Typen, die sich in der Begegnungszone der Geschlechter aufreiben. Längerfristig wird das Geschlechterverhältnis zu folgendem Zustand konvergieren:
Das berufliche und das öffentliche Leben wird durch Androhung drakonischer Strafen restlos enterotisiert sein. ("MeToo") Männer, Frauen und Roboter werden als Gleiche unter Gleichen zusammenarbeiten.
Im privaten Leben wird sich eine strikte Geschlechtertrennung ergeben. Dies, indem die Männer sich allmählich aufgrund zunehmend unbegrenzbarer rechtlicher und finanzieller Risiken von den Frauen immer weiter entfernt halten. ("MGTOW")
Die Frauen werden mit ihrem Kind alleine leben. Die Männer werden Wohngemeinschaften bilden, wobei einer jeweils Stubendienst hat, während die anderen in der gemeinsam gemieteten Werkstatt an ihren Projekten herumschrauben.
Die Fortpflanzung wird weitestgehend über Samenspenden erfolgen, residuale sexuelle Bedürfnisse werden mittels Robotern bedient. Jungen kommen im Alter von 12 Jahren in die Obhut eines Mentors, während die Mädchen eine spannende Pubertät bei ihrer Mutter erleben.
Das Zeitalter, in dem Männer und Frauen sich verabredet haben, Freizeit miteinander verbrachten und sich in Laken wälzend fortpflanzten, wird so fern und fremdartig wirken wie heute die Zeit der Chevaliers und der edlen Frouwen.
Alles in allem wird das, glaube ich, ziemlich gut werden.
Zitat von Kallias im Beitrag #2Die Männer werden Wohngemeinschaften bilden, wobei einer jeweils Stubendienst hat, während die anderen in der gemeinsam gemieteten Werkstatt an ihren Projekten herumschrauben.
Da möchte ich doch eine Frage wiederholen, die vor etlichen Jahren einmal im Kieler Landtag zu hören war: Und was wird dann aus mir? Allgemeiner gefragt: Was machen dann Männer, die zwei linke Hände, dementsprechend noch nicht mal einen Akkuschrauber und daher auch keine Projekte haben, an denen sie herumschrauben könnten? Durchgängiger Stubendienst?
Zitat Das Zeitalter, in dem Männer und Frauen sich verabredet haben, Freizeit miteinander verbrachten und sich in Laken wälzend fortpflanzten, wird so fern und fremdartig wirken wie heute die Zeit der Chevaliers und der edlen Frouwen.
So was profanes, damit wird sich keiner mehr abgeben. Lieber Kallias, das würde ja viel zu viel unserer Arbeits-Zeit kosten und das emotionale Auf und Ab wird unsere Leistung beeinträchtigen. Zudem müßte der im Nackenbereich injizierte Chip wieder neu programmiert werden. Aber ansonsten leben wir 100 Stockwerke unter der Erde statt oben drüber und wundern uns über historischen Unsinn und den Begriff von Freiheit. Wofür war die nochmal gut?
Zitat von Kallias im Beitrag #2Die Frauen werden mit ihrem Kind alleine leben. Die Männer werden Wohngemeinschaften bilden, wobei einer jeweils Stubendienst hat, während die anderen in der gemeinsam gemieteten Werkstatt an ihren Projekten herumschrauben.
Die Männer spielen Skat und unterhalten sich über Gott und die Welt. Frauen und Kinder sind im Harem.
Als ich von ZR ins ZkZ klickte, wurde mir die seit gefühlt Jahrhunderten ausgestorbene "Threaded"-Ansicht statt der üblichen "Flat"-Vollansicht offeriert. Im Klartext: die Algorithmen sorgen dafür, daß die alte Schule nicht ausstirbt.
Zitat von Nola im Beitrag #4Aber ansonsten leben wir 100 Stockwerke unter der Erde statt oben drüber
Die entsprechende Erzählung ist ja ein Klassiker und stammt aus dem Jahr 1909: E. M. Forsters "The Machine Stops".
Ansonsten ist das Thema natürlich immer wieder durchgespielt worden, positiv wie negativ. Feministische Utopien ab Charlotte Perkins Gilmans Herland fanden die Aussicht natürlich berauschend; die vorgeschlagenen Lösungswege der Bestandserhaltung reichen von der Segregation pöser Y-Chromosomenträger in Barbarensavannen (erinnert sich noch wer an Zardoz?) bis zum Umbau der Physis auf Parthenogenese. Die klassische Variante der SF läuft in aller Regel auf "Boy Meets Girl" hinaus, mit anschließender Vertreibung aus dem Paradeis durchs Laserschwert (Logan's Run als kitschigste Version paart das mit dem obligatorischen Steckerziehen beim Erreichen des 30. Lebensjahrs) (das ist übrigens keine Erfindung mit Soylent Green, sondern stammt von Anthony Trollope, The Fixed Period, 1884, der das auf 2*30 festlegt & sich auf die angeblich alten Römer-Usancen beruft).
Zitat von Martin im Beitrag #5Die Männer spielen Skat und unterhalten sich über Gott und die Welt. Frauen und Kinder sind im Harem.
Ist zwar ein Nebenstrang, der vom Thema wegführt. Aber: was mich interessieren würde, wäre die Untersuchung, ob es im Bereich "partnerlose", "unbeweibte" Lebensführung im Lauf der frühen Neuzeit bis heute überhaupt signifikante Verschiebungen gegeben hat. "Früher", mit dem Einsetzen der ersten Urbanisierungsschübe in der frühen Neuzeit und der etwa von Norbert Elias postulierten Wandlung der Sexualmoral bis hin zum Puritanismus bis hin zur "sexuellen Revolution" & dem heutigen Anything Goes (die wahrscheinlich beide nichts als papiernene Kopfgeburten darstellen dürften). Zwei sofort auftauchende Schwierigkeiten: wie belastbar sind solche Daten überhaupt? Kann man sie überhaupt erheben jenseits der statistischen Rahmendaten (Ehen pro 1000 Ew; städtische Taxation von Freudenhäusern, ärztliche Berichte über Prävalenzzahlen von Geschlechtskrankheiten als Indikator). Überprüfungen der "klassischen Arbeiten" von Elias bis Margaret Mead, Kinsey & Foucault offerieren vor allem schlimmste methodische Fehler und Schindluder; die meisten "Befunde" taugen nur zur "urbanen Legende", die leider im akademischen Bereich genauso verbreitet sind wie im abergläubischen Fußvolk.
Pi mal Daumen würde es mich nicht überraschen, wenn ein gutes Drittel der Bevölkerung zu Beginn des gesetzten Zeitraums (also ~1500) sein bzw. ihr Leben als Solitär hingebracht hätte, sei als in geistlichen oder familiären (Zweck)Verbänden; daß zweitens Rotlicht-Intermezzi zwar einen basso continuo darstellen, die (Medien)Kolportage aber die genannten Fallzahlen die Statistiken erheblich nach oben verzerrt (wir wissen das etwa aus dem London des 18. Jahrhunderts, als die als Bürgerwehren hochgezogenen Societies for the Prevention of Vice, die auf die kolportierte Zahl von angeblich zehn- bis zwanzigtausend Straßendirnen allein in London - bei 300.000 Einwohnern - von denen mindestens ein Drittel syphilitisch sein sollte - hier einen gewaltigen Betrug betrieben haben; für die Zeit zwischen 1695 und 1745 geben die 50,000 Aufgriffe an, die Listen halten keiner Überprüfung stand; der Skandal, mitsamt der einhergehenden Korruption bzw. Steuerabzweigung war ein Dauerthema der damaligen Presse, mitsamt der Volte, daß diese Maßnahmen die Mißstände erst recht beförderten - ein alter Dauerbrenner also; Hogarths "A Rake's Progress" spielt in zahllosen Details darauf an). Und daß drittens diese Verteilung im Verhältnis 1:2 (oder 1:3) sich über die Jahrhunderte weg als recht konstant erweisen dürfte, womöglich sogar eine systemische Konstante menschlicher Gesellschaften darstellt; nur je nach Typus der Gesellschaft von Sammlern, Dorf, Megalopolis bis zum potzmodernen Suburbia anders austariert.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat von Kallias im Beitrag #2Die Frauen werden mit ihrem Kind alleine leben. Die Männer werden Wohngemeinschaften bilden, wobei einer jeweils Stubendienst hat, während die anderen in der gemeinsam gemieteten Werkstatt an ihren Projekten herumschrauben.
Die Männer spielen Skat und unterhalten sich über Gott und die Welt. Frauen und Kinder sind im Harem.
Gruß Martin
Da geht's schon wieder los. Schwupp haben die Männer wieder den besseren Part. Dann tausche ich mal den Harem gegen ne zünftige Skat-Runde und dafür biete ich Dr.Nick an "seine Projekte" mit Akkuschraubern/Bohrern usw. zu unterstützen.
Zitat von Noricus im Beitrag #1Am (in Deutschland gestern gefeierten) Vatertag dürften
Da haben Sie mir einen schönen Schreck verpasst, für einen Moment hab ich geglaubt den Vatertag versäumt zu haben. Warum feiern die Deutschen den Vatertag nur an einem Christlichen Feiertag? Ist das Teil des protestantischen Erbes?
Zitat von Nola im Beitrag #7Da geht's schon wieder los. Schwupp haben die Männer wieder den besseren Part.
So kenne ich das aus der Weltgegend aus der unsere vielen Zuwanderer kommen, deren Kinder in absehbarer Zukunft bestimmen werden, was die Grünen zu wollen haben. Die Männer dort kamen ganz gut mit der Situation zurecht . Ich stelle mir schon Annalena am Herd vor.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #6Als ich von ZR ins ZkZ klickte, wurde mir die seit gefühlt Jahrhunderten ausgestorbene "Threaded"-Ansicht statt der üblichen "Flat"-Vollansicht offeriert. Im Klartext: die Algorithmen sorgen dafür, daß die alte Schule nicht ausstirbt.
Da muss ich Dich leider enttäuschen. Die "Threaded"-Ansicht habe ich eingestellt, dies tue ich übrigens bei allen meinen Beiträgen.
Zitat von Noricus im Beitrag #1Am (in Deutschland gestern gefeierten) Vatertag dürften
Da haben Sie mir einen schönen Schreck verpasst, für einen Moment hab ich geglaubt den Vatertag versäumt zu haben. Warum feiern die Deutschen den Vatertag nur an einem Christlichen Feiertag? Ist das Teil des protestantischen Erbes?
Glaube ich eher nicht, da die Italiener den Vatertag auch an einem christlichen Feiertag, nämlich (hinsichtlich religiöser Bezüge sinnvollerweise) dem Josephitag (19.3.), feiern. Der Muttertag müsste nach der hier vorgetragenen Logik an einem Marienfeiertag begangen werden. Immerhin findet er im (Marienmonat) Mai statt.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #6Pi mal Daumen würde es mich nicht überraschen, wenn ein gutes Drittel der Bevölkerung zu Beginn des gesetzten Zeitraums (also ~1500) sein bzw. ihr Leben als Solitär hingebracht hätte, sei als in geistlichen oder familiären (Zweck)Verbänden
Das schwankt natürlich je nach Region und Zeit - aber die "Solitäre" waren oft in der deutlichen Mehrheit! Insbesondere auf dem Land war eine Heirat nur möglich/üblich, wenn ein Hof im Besitz war - der Rest der Bevölkerung mußte sich als Knechte oder Mägde verdingen und blieb ohne Ehe und weitgehend ohne Kinder. Grundsätzlich galt das auch in den Städten, in einem typischen Handwerkerhaushalt lebten deutlich mehr Personen als nur der Meister mit seiner Frau und ihren Kindern. Die übrigen Erwachsenen waren dann unverheiratet gebliebene Schwestern und Dienstboten/Gesellen.
Durch die ohne Verhütung hohe Fruchtbarkeit der Minderheit an Ehepaaren blieb unterm Strich trotzdem ein langsamer Bevölkerungsanstieg. Der im 19. Jahrhundert dann zu einer wahren Bevölkerungsexplosion wurde, als die Ehehindernisse weitgehend wegfielen, aber die Kinderzahl pro Ehe auf dem hohen Niveau blieb.
Zitat daß zweitens Rotlicht-Intermezzi zwar einen basso continuo darstellen, die (Medien)Kolportage aber die genannten Fallzahlen die Statistiken erheblich nach oben verzerrt
Wahrscheinlich. Eine Großstadt wie London war ja auch völlig untypisch. Der größte Teil der Bevölkerung lebte auf dem Lande, die meisten Städte waren eher klein und überschaubar. Prostitution gab es natürlich immer und überall, aber in normalen Zeiten und für den größten Teil der Bevölkerung war das keine Option. Die meisten Unverheirateten, Männer wie Frauen, haben wohl nie Sex gehabt.
Zitat von Xanopos im Beitrag #14Sonst hätte zum Beispiel Syphilis nicht so gewütet
Abgesehen davon, daß man sich Syphilis auch ohne Sex holen kann - trotz der schlimmen Epidemien hat sich der größte Teil der Bevölkerung eben nicht mit Syphilis angesteckt. Es gibt also nicht nur keine zuverlässigen Zahlen über die Zahl der Erkrankten, sondern es ist auch nicht möglich wirklich Rückschlüsse auf die sexuellen Gewohnheiten der Bevölkerung zu schließen.
Zitat von Xanopos im Beitrag #14Sonst hätte zum Beispiel Syphilis nicht so gewütet
Abgesehen davon, daß man sich Syphilis auch ohne Sex holen kann - trotz der schlimmen Epidemien hat sich der größte Teil der Bevölkerung eben nicht mit Syphilis angesteckt. Es gibt also nicht nur keine zuverlässigen Zahlen über die Zahl der Erkrankten, sondern es ist auch nicht möglich wirklich Rückschlüsse auf die sexuellen Gewohnheiten der Bevölkerung zu schließen.
Stimmt,d azu gibt es keine verlässlichen Zahlen, zum Sexualverhalten der damaligen Bevölkerung aber noch weniger.
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