Die Zahlen für das 2. Quartal 2019 sind ja noch nicht ermittelt/veröffentlicht; aber spästestens zum Jahresende dürfte es offiziell sein, daß wir in Deutschland gerade Schwungfahrt in eine recht epische, selbstgestrickte Rezession aufgenommen haben. Vielleicht ist es ratsam, als kleine Wasserstandsanzeige im Maschinenraum dieser Wirtschaftsmacht die anfallenden Meldungen zu verzeichnen; jedenfalls solange noch nicht offiziell die Seenot erklärt worden ist. Als Anfang die Meldung von heute, daß die Deutsche Bank ein sattes Fünftel ihrer Beschäftigten abbaut.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #1 Als Anfang die Meldung von heute, daß die Deutsche Bank ein sattes Fünftel ihrer Beschäftigten abbaut.
Da wird interessant, wie hoch die Rückstellungen sein werden, und ob die Deutsche Bank diesen Einschnitt beim Eigenkapital (lange) überleben wird. Möglicherweise schlagen Entlassungen außerhalb Deutschlands (Arbeitsrecht) weniger zu Buche. Allerdings dürfte dieses Fünftel der Belegschaft nicht nur Däumchen gedreht haben.
Zitat von Martin im Beitrag #2Allerdings dürfte dieses Fünftel der Belegschaft nicht nur Däumchen gedreht haben.
Bei den mageren Ergebnissen, die die Deutsche Bank in den letzten Jahren erzielt hat, liegt der Verdacht nahe, dass man ohne Verlust weit mehr als ein Fünftel der Belegschaft entlassen könnte.
Allerdings traue ich einem solchen Konzern keinesfalls zu, das *richtige* Fünftel zu identifizieren. Der Abstieg wird also vermutlich weiter gehen.
Was machen eigentlich unsere (teil-)staatlichen Lieblingsbanken so? Commerzbank? OK, die machen hauptsächlich Werbung. KfW? HSH Nordbank? Hat die Helaba den Merger mit der WestLB schon verdaut? Und was ist aus der IKB geworden?
Zitat von FOCUS, 08.07.19Wie die "Welt" berichtet, wurden Mitarbeiter des Büros in Tokio am Morgen darüber informiert, dass der Aktienhandel in ganz Asien geschlossen wird. Viele wurden nach dem Meeting direkt zum Aufzug gebracht, an den Arbeitsplatz durften sie nicht mehr. "Die Hälfte des Stockwerks ist schon weg", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters einen Mitarbeiter. Neben Tokio sollen auch in Sydney und Singapur massiv Stellen abgebaut werden.
Auch aus London vernimmt die "Welt" Hiobsbotschaften für Mitarbeiter. "Hier bricht alles zusammen, die Stimmung ist mehr als düster", sagt hier ein Mitarbeiter. Die Trader dürften hier noch ihre Sachen zusammenpacken, ab Montagmittag würden aber die Zugangskarten schon nicht mehr funktionieren.
Von den Fluren des New Yorker Büros hatte es schon vergangene Woche Berichte gegeben, wonach die Mitarbeiter keine Lust mehr hätten, ab mittags zum Bier trinken in die örtlichen Kneipen verschwinden. Nun zitiert die Webseite "eFinancialCareers" einen Ex-Direktor der Deutschen Bank, der davor warnt, dass es "Szenen wie bei Lehman Brothers geben" könnte.
Wie's scheint, ist man andernorts auch nicht optimistischer.
Zitat von AchGut, 09.07.2019Der saisonbereinigte und reale Auftragseingang der deutschen Industrie sank im Mai 2019 um 8,6 Prozent zum Vorjahresmonat! Es geht im Vergleich zum Vorjahresmonat den zehnten Monat in Folge abwärts! Erste Unternehmen kündigen Entlassungen an, und viele werden folgen. Die Deutsche Bank wird 18.000 Stellen abbauen, BASF 6.000. Auch Bayer, Siemens, Thyssen, Ford allein in Köln 3.800 Jobs ... Mittlerweile sieht es in Deutschlands Schlüsselindustrie rabenschwarz aus. Die PKW-Produktion sank im Juni 2019 um sage und schreibe 24,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. In den ersten 6 Monaten 2019 ist ein Minus von 12,5 Prozent zu verzeichnen. Bereits 2018 war die Produktion um 9,4 Prozent zum Vorjahr eingebrochen!
Zitat Der Chemiekonzern BASF hat seine Jahresprognose zusammengestrichen. Der Umsatz werde 2019 im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgehen, teilte das Unternehmen mit. Bisher war ein Plus von ein bis fünf Prozent angepeilt worden. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sowie vor Sondereinflüssen wird demnach um bis zu 30 Prozent unter Vorjahresniveau liegen.
Zitat Es sieht nicht gut aus für die deutsche Industrie. Gerade erst hatten sich die Auftragseingänge nach einem deutlichen Rückgang zu Jahresbeginn ein klein wenig stabilisiert, da setzt es schon den nächsten Tiefschlag: 2,2 Prozent weniger Bestellungen sind im Mai im Vergleich zum Vormonat eingegangen. Das teilte das Statistische Bundesamt mit.
Der deutliche Rückgang überrascht auch die Experten, sie hatten für Mai nur ein leichtes Minus von durchschnittlich 0,2 Prozent erwartet. Nun sehen sie schwarz: Die Volkswirte der BayernLB etwa berichten, die Rahmenbedingungen für die Industrie hätten sich "spürbar verschlechtert". "Sofern nicht bald eine Erholung bei den Neubestellungen geschieht, werden die Unternehmen kaum umherkommen, ihre Produktion ebenfalls spürbar nach unten anzupassen."
Besonders stark litt die Nachfrage aus dem Ausland, speziell von außerhalb der Eurozone. Maschinen, Investitionsgüter, Autos - gerade in den für Deutschland wichtigen Branchen gab es weniger Aufträge als ursprünglich erwartet.
Die deutsche Industrie spürt seit fast einem Jahr scharfen Gegenwind. Erst vor wenigen Tagen ergab eine Umfrage des Ifo-Instituts, dass bereits 8,5 Prozent der befragten Industrieunternehmen in den kommenden drei Monaten mit Kurzarbeit rechnen.
Zitat Die Produktion von Kochtöpfen am WMF-Stammsitz in Geislingen/Steige wird Ende 2020 eingestellt, weil damit Verluste gemacht werden. Künftig sollen die Edelstahl-Töpfe im europäischen Ausland produziert werden, an bisher nicht näher genannten Standorten der Groupe SEB.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zetsche. "Zweites Wirtschaftswunder." Hätte er mal in den neuen Goldstandard investiert.
Zitat Daimler schockt die Börse
Der Daimler-Konzern verliert 1,6 Milliarden Euro in drei Monaten - und schraubt zum zweiten Mal in kurzer Zeit seine Gewinnprognose nach unten. Die Aktie sackt ab.
Erst vor rund drei Wochen hatte Daimler die Gewinnziele für 2019 nach unten korrigiert - nun muss der Autobauer seine Prognose erneut verschlechtern. Wegen zahlreichen Problemen werde das Betriebsergebnis im laufenden Jahr nicht stagnieren, sondern deutlich sinken, teilte der von Ola Källenius geleitete Konzern mit.
Im zweiten Quartal schrieb Daimler zudem einen operativen Verlust von 1,6 Milliarden Euro, nach einem Gewinn von 2,6 Milliarden im Vorjahresquartal.
Källenius hatte erst am 22. Mai die Konzernführung von Dieter Zetsche übernommen, der Daimler mehr als 13 Jahre lang geführt hatte.
Zitat Der Böblinger Anlagenhersteller Eisenmann mit weltweit über 3000 Mitarbeitern hat beim Amtsgericht Stuttgart Insolvenzantrag gestellt.
Erst vor wenigen Wochen traf es den Autozulieferer Weber Automotive, nun erwischt es den nächsten großen Autozulieferer: Die Böblinger Eisenmann-Gruppe und ihre Anlangenbau-Tochter sowie die Konzernableger Lactec GmbH und Enisco haben beim Amtsgericht Stuttgart Insolvenzantrag gestellt. Für die Automobilindustrie liefert der Konzern vor allem Lackieranlagen, aber auch Lichttunnel für die Qualitätskontrolle.
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Zitat „Die Aufträge gehen um 20 bis 25 Prozent zurück", sagt Hans-Dieter Tenhaef, Vorstandssprecher von OWL Maschinenbau.
Tenhaefs Unternehmen MIT in Vlotho, Spezialist für Systemarmaturen, hat es etwas besser als diejenigen, die an der Automobilindustrie hängen. MIT beliefert die Feuerschutz-Branche und die Lebensmittelindustrie. Die sind vor der Krise (noch) gefeit. Er schätzt, dass die MIT-Aufträge im Vergleich zum Vorjahr um erträgliche zehn Prozent zurückgegangen sind.
Ähnliches hatte auch OWLs größter Maschinenbauer, die DMG Mori AG, in der vergangenen Woche berichtet. Der Vorstandsvorsitzende Christian Thönes hatte zugleich darauf hingewiesen, dass bei anderen Unternehmen die Einbußen deutlich höher seien. Teilweise sei der Auftragseingang um bis zu 50 Prozent zurückgegangen.
"Erträgliche 10%" minus. Wahrscheinlich fällt das unter Galgenhumor.
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Drucksache 331/19. Dort heißt es auf Seite 5, "1.2 Ausblick auf 2020": "Die konjunkturelle Dynamik dürfte sich aufgrund derdynamischeren Entwicklung der Weltwirtschaft imkommenden Jahr wieder beschleunigen. Demnach erwartet die Bundesregierung für das Jahr 2020 in ihrer Frühjahrsprojektion einen Anstieg des preisbereinigten BIP von 1,5 %, was deutlich über der Wachstumserwartung für das Jahr 2019 liegt. Etwa 0,4 Prozentpunkte des erwarteten Wachstums im Jahr 2020 sind auf einen positiven Kalendereffekt (mehr Arbeitstage)zurückzuführen. Für das Jahr 2020 liegen die Wachstumsprognosen nationaler und internationaler Institutionen in realer Rechnung derzeit (Juni 2019) in einer Spanne von 1,4 % bis 1,8 %."
Ich habe das Werk bisher nur überflogen, aber eines scheint mir klar: Die Regierung geht für 2020 nicht von einer Rezession aus.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #17http://www.general-anzeiger-bonn.de/incoming/Frankreich-schl%C3%A4gt-Exportweltmeister-Deutschland-article4170388.html#share-article
Man könnte aufgrund des Titels meinen, es geht um die Exporte. Tatsächlich geht es aber darum, dass der Fußkranke (Frankreich) beim BIP-Wachstum im zweiten Quartal bei 0,2% liegt, während der Lahme (Deutschland) bei -0,1% liegt.
Wie auch immer, der Artikel zeigt einige sehr kreative Interpretation der Fakten ("dass die deutsche Autowirtschaft vom selbst verschuldeten Dieselskandal schwer gebeutelt wurde und zum Beispiel Daimler massive Schwierigkeiten bei der Umstellung vom Verbrennungsmotor auf alternative Antriebstechniken hat"). Immer schön zu sehen, dass ich meine Urteile über die Qualitätspresse auch in Bezug auf den General-Anzeiger Bonn nicht anzupassen brauche. Wobei der Artikel durchaus auch lichte Momente hat, z.B. die Erwähnung, dass Frankreich mal wieder auf Pump den Konsum befeuert hat und damit die Maastricht-Kriterien erneut verletzt hat. Was wie immer folgenlos bleiben wird.
In allen Punkten Zustimmung. Teilweise ist nicht ganz erkennbar, ob eine These nur zitiert oder auch selbst übernommen wird. Aber insgesamt ist der G-A in den letzten Jahren zu einem linken Schmierblatt verkommen; ich lese das nur noch aus lokaler Bindung.
___________________ Jeder, der Merkel stützt, schützt oder wählt, macht sich mitschuldig.
Und der Blick auf die kommenden drei Monate gibt wenig Anlass für Optimismus. „Die Arbeitslosigkeit in Deutschland wird leicht steigen“, sagt Sabine Klinger, stellvertretende Leiterin des Forschungsbereichs Prognosen und Gesamtwirtschaftliche Analysen beim IAB. „Erste Zuckungen hatten wir schon in den vergangenen Monaten, aber nun zeichnen sich deutlichere Bremsspuren ab.“
___________________ Jeder, der Merkel stützt, schützt oder wählt, macht sich mitschuldig.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #20Und der Blick auf die kommenden drei Monate gibt wenig Anlass für Optimismus. „Die Arbeitslosigkeit in Deutschland wird leicht steigen“, sagt Sabine Klinger, stellvertretende Leiterin des Forschungsbereichs Prognosen und Gesamtwirtschaftliche Analysen beim IAB. „Erste Zuckungen hatten wir schon in den vergangenen Monaten, aber nun zeichnen sich deutlichere Bremsspuren ab.“
Ich habe vorgestern mit dem Geschäftsführer eines Betriebs gesprochen, der u.a. auch Zulieferer zu Zulieferern zu Automobilfirmen ist. Zu den zweistelligen Auftragsrückgängen werden beispielsweise von VW ausgehend den Zulieferern die Daumenschrauben angezogen, kommen ein paar Vertragsklauseln zur Anwendung, die ruinös werden können. Auditoren durchforsten die Kostenstrukturen. Mal sehen, ob die Energiekosten eine Rolle spielen werden.
Jetzt trifft es die heiligen Kühe. Enercon baut ein Sechstel seiner Stellen ab.
Zitat von Handelsblatt. 8.11.2019Nur wenige Tage nachdem die Windtochter des Münchner Industrieriesen Siemens angekündigt hat, insgesamt 1.200 Jobs abzubauen, drohen jetzt auch massive Stellenkürzungen bei dem norddeutschen Turbinenhersteller Enercon. Es geht um 3.000 Jobs.
Am Freitagnachmittag gab es bei zahlreichen Zuliefererbetrieben von Enercon Betriebsversammlungen, auf denen die Mitarbeiter informiert wurden. Die politischen Rahmenbedingungen und der harte Preiskampf auf dem Windmarkt sind nach Angaben des Unternehmens der Grund für den radikalen Schritt.
„Unser Unternehmen verzeichnet erstmals erhebliche Verluste“, sagte Enercon-Geschäftsführer Hans-Dieter Kettwig. Die Krise der Energiewende sei auch bei Enercon angekommen. Lieferte der Turbinenhersteller in den vergangenen Jahren jährlich teils mehr als 700 Anlagen für den deutschen Markt aus, waren es in diesem Jahr nach Unternehmensangaben erst 65.
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