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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 13 Antworten
und wurde 1.176 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 14.421

23.02.2020 00:34
Ende. Finito. Fin du globe Antworten



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.257

23.02.2020 10:38
#2 RE: Ende. Finito. Fin du globe Antworten

Ich warte eigentlich nur noch darauf, dass der erste sich erdreistet uns den verschobenen Weltuntergang als direkten Effekt der Energiewende zu verkaufen. Lange kann es nicht mehr dauern, ist es doch unausweichlich dass die Apokalyptiker irgendwann von ihrer ursprunglich recht großzügig gewählten Terminierung eingeholt werden. Und ein anderer Erklärungsansatz wäre selbstverständlich unzulässig.

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 14.421

23.02.2020 16:28
#3 RE: Ende. Finito. Fin du globe Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #2
Ich warte eigentlich nur noch darauf, dass der erste sich erdreistet uns den verschobenen Weltuntergang als direkten Effekt der Energiewende zu verkaufen. Lange kann es nicht mehr dauern, ist es doch unausweichlich dass die Apokalyptiker irgendwann von ihrer ursprunglich recht großzügig gewählten Terminierung eingeholt werden. Und ein anderer Erklärungsansatz wäre selbstverständlich unzulässig.


Genau so läuft es aber nicht. Da sind ja mittlerweile genügend Erfahrungen zusammengelaufen, um das überblicken zu können. Deswegen habe ich auch die Links auf die beiden Listen gesetzt. Man muß da, ganz grob, zwei Lager unterscheiden: das eine sind die religiös-eschatologischen Endzeiterwartungen; in den sektenhaften Sprossungen des Christentums wird das aus der Prophezeiung der "6000 Jahre" von der Schöpfung bis zum Aufrollen des Firmaments abgeleitet, wobei sich durch die nicht stringenten Chronologien des AT recht unterschiedliche Enddaten ergeben können. (Das Judentum kennt das auch, wenn auch in geringerem Maß: Sabbatai Zevi, der sich im 17. Jhdt. für den prophezeiten Meschiach hielt, glaubte auch, daß mit ihm die finale Phase eingeleitet wäre, sobald er die Hohe Pforte davon überzeugt hätte, alle Juden aus der Diaspora nach Jerusalem heimkehren zu lassen, um dort einen jüdischen Staat zu begründen.)

Gibt dann wieder zwei Varianten: entweder liegt der Weltuntergang außerhalb der eigenen Lebenszeit - Johann Albrecht Bengel, einer der etwas wilderen schwäbischen Pietisten, hat das in den 1720er Jahren auf 1845 terminiert, Madame Blavatsky für das Jahr 2000: dann "passiert nichts". Steht das unmittelbar bevor, ernten die Leute natürlich viel Spott: das zieht sich von Michael Stifel (Weltuntergang am 19. Oktober 1533, 8 Uhr morgens) über die Millerites (1843/1844) bis zu diversen Sekten wie ein roter Faden (erinnert sich noch jemand an "Heaven's Gate" und den Kometen Hale-Bopp?).

Der Öko-Horror hat die Begründungsstrategie geändert. Er bedient sich nicht mehr aus den Details in geoffenbarten Heiligen Schriften, sondern reklamiert die Formalia der Naturwissenschaften und der Statistik für sich (das erste Mal war das 1971 bei den "Limits to Growth" des Club of Rome in den Vordergrund gerückt: das hat der Computer ausgerechnet, der kann nicht irren. Vor 50 Jahren war das verfänglich, weil kein Mensch außer Programmierern wußte, was so ein Elektronengehirn kann und wie Algorithmen überhaupt funktionieren.) Und es gibt eine ganz klare Linie: es hat, bei all den Bedrohungen, die uns da seit 60 Jahren unablässig ins Haus stehen, noch NIEMALS irgendeine Art von Entwarnung gegeben: "nein, das Waldsterben fand nicht statt, das Ozonloch hat uns nicht gebraten, die Hungersnöte in den 70ern sind ausgeblieben, die Klimakatastrophe findet nicht statt". Seit 40 Jahren ziehen die neuen Propheten ja mit wie eben jetzt auf 2021 justierten Szenarien des Grauens um die Häuser im Zug der "Erderwärmung". "Im Jahr 2000 steht bei uns kein Baum mehr", "2050 ist der Rhein ausgetrocknet". Mittlerweile sind die Termine dutzendweise verstrichen. Al Gore etwa hat da einen netten Score, nicht nur mit seiner "eisfreien Arktis 2013." Dergleichen kümmert niemanden - außer skeptisch Angefressenen, aber das sind sowieso Leugner, Ketzer, Ungläubige. Statt dessen wird das in der Mottenkiste versenkt, die damnatio memoriae verhängt, und bei Bedarf wird das wieder hervorgekramt. Die kumulative Wirkung des Öko-Horrors beruht ganz zentral darauf, daß die beiden Versionen "die Bedrohung war nicht real" sowie "dem kann man mit Technik und Ingenium beikommen" (etwa mit GPS und Doppelrümpfen in Tankern, die uns seit jetzt 30 Jahren die Bilder von verölten Seevögeln erspart haben), gar nicht vorkommen dürfen, sondern immer nur noch eine neue Schippe draufgelegt wird.

Bei "Hervorkramen" sind auch ein paar Konstanten auszumachen: die Wiedervorlagezeit beträgt recht gut 30 Jahre, plus-minus einem halben Jahrzehnt. Das "Waldsterben" wurde ja vor kurzem bei uns nochmal auf die Runde geschickt; als mediales Bedrohungsszenario lief das bei uns nach der Hochzeit 1984-85 ab 1987 aus und versackte. Es gab in der amerikanischen SF, Variante "Doomsday!" so um 2011-2012, eine ganze Reihe von krachenden Scharteken, die das alte Szenario "Atomkrieg - Russland drückt auf den roten Knopf" ganz unverändert durchgespielt haben; einer kam von Whitley Strieber (genau: der die "Entführung durch Aliens sind wahr!" auf dem Kerbholz hat); das war eine Wiederauflage der popkulturellen Verwurstung der "Nachrüstungsdebatte" von 1980-83. Dabei fällt eben auch auf, daß diese Neuaufgüsse kein Publikum finden und schnell wieder in der Mottenkiste landen, aus der sie gekraucht sind.



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Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 14.421

23.02.2020 17:16
#4 RE: Ende. Finito. Fin du globe Antworten

Nachtrag. Man muß sich das immer wieder mal vor Augen führen: wir werden jetzt seit 60 Jahren, unablässig, mit dem, was ich oben "Öko-Horror" genannt habe, bombardiert. Den Anfang machte 1958-59 die Bedrohung durch strahlendes Strontium-90, das sich in den Knochen von Kleinkindern akkumulieren könnte und zu pandemischen Krebsraten führen könnte (das Resultat war das Verbot oberirdischen Nukleartests 1962); als nächstes Rachel Carsons "Stummer Frühling" von 1964 (das 1966 zum weltweiten Verbot von DDT führte); 1968 die "Bevölkerungsbombe", und ab Mitte der 60er Jahre ganz allgemein "Umweltverschmutzung". Ich bin alt genug, mich daran zu erinnern, wie - und zwar exakt im Hochsommer 1971 (*) - das quer durch die Medienlandschaft schwappte: auf einmal konnte man in den Kinderprogrammen des Fernsehens (es gab ja nur die beiden: ARD und ZDF) den Bildern der drohenden Apokalypse nicht mehr entgehen: rauchende Schlote von düster waberndem Himmel, Müllhalden, schwarzen Flüssen mit ekligen braunen Schaumwolken, im Off die Ankündigung, daß kein Vogel mehr singen würde, wenn wir erwachsen wären. (Ich vermute mal, daß eine solche Inokulation bei späterem Ausbleiben all dieses Schmonzes nicht unerheblich zu meiner skeptischen Disposition beigetragen hat.). Dann Waldsterben, Ozonloch, Ressourcenerschöpfung, und und und. Und nicht einer dieser apokalyptischen Reiter hat sich am Horizont sehen lassen. Null. Nada. Nichts davon ist wahr geworden. Wind, Geschwätz, Papiertiger.

(* Ich habe im November ein kleines Seitenstück verbrochen, nachdem ich die Jahrgänge des "X-Magazins" durchgegangen war, das von 1968-73 sich dem Komplex Technik-Zukunft-Raumfahrt gewidmet hat (und leider bibliographisch nicht erschlossen ist): auch dort ist dieser Umschlag im Jahrgang 4, 1971, glasklar zu sehen: wie der Zeitgeist von "naiver Technikbegeisterung" und Staunen (guck: die Erde aus dem Weltraum!) in Alarmismus, unablässige Sorge und Händeringen umschlägt.)

https://zettelsraum.blogspot.com/2019/11...in-deja-vu.html

Meine These ist nun, daß es sich bei diesem Sich-Grauen, bei dieser absoluten negativen Aufladung von "Zukunft" (und anderes als rabenschwarz ausgepinselte Abgründe hat diese Gesellschaft seit 50 Jahren nicht mehr anzubieten) um eine Funktion einer erwiesen, erfahren sicheren und prosperierenden Gesellschaft handelt, die realiter keine existentiellen Bedrohungen mehr kennt. Durch die gesamte Geschichte hindurch war die menschliche Existenz immer prekär, bedroht. Seuchen und Kriege waren stets Teil der unmittelbaren Erfahrung, blieb das mal 20 Jahre aus, galt das später als "goldenes Zeitalter". Das gilt natürlich verschärft auf die prähistorischen Jahrmillionen der Menschwerdung seit Olduvai bis bis Erfindung der Landwirtschaft. Genus homo ist so geprägt. Die Leistung der Zivilisation besteht darin, diese Bedrohungen auszuschalten, außen vor zu halten, zumindest maximal zu minimieren. Das gilt für die Gewalt, die die Natur in petto hat (ganz bezeichnenderweise sind Bilder von Erdbeben & Stürmen immer ganz vorn in den Medien, obwohl die Statistik eindeutig sagt, daß die Zahl der Opfer durch Naturkatastrophen und Extremwetterlagen in den letzten 1000 Jahren um den Faktor 1000 (!) gesunken ist). Daß Gewalt, soziale Unsicherheit, also Bedrohung von innen sofort maximale Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist aufgrund solcher Prägung nur ganz folgerichtig und notwendig. Und diese Katastrophenerwartung, diese Disposition zur Alarmiertheit, läuft jetzt frei. Sie ist, vermute ich, eine anthropologische Konstante, fest im menschlichen Wesen verdrahtet, aber durch die Abwesenheit realer Bedrohungen nicht mehr in der Wirklichkeit geerdet. Also erfindet sie neue - beziehungsweise ist sofort bereit, an solche zu glauben, wenn sie aufkommen und am Dorfbrunnen des globalen Dorfs (vulgo "Medien") durch die bestätigt werden, denen man Autorität zuerkennt. Wenn der Nachbar das behauptet, glaube ich ihm nicht, aber wenn der Häuptlingsrat das beschließt und die Priester das verkünden, ist das ein ander Ding (auch das ist eine anthropologische Prägung: der Mensch ist nun mal ein autoritätshöriges, gewissermaßen "vertikal strukturiertes" Wesen; die Leistung von Wissenschaft, modernen sozialen Institutionen und Demokratie in allen Facetten besteht darin, die feste Disposition möglichst hinan zu halten; auch das wird gerade fröhlich geschreddert). Unsere Priester nennen sich Wissenschaftler, aber die Wirkung ist exakt dieselbe geblieben (dieses "Klimapriestertum" hat ja mit dem Prozedere wirklicher Wissenschaft nichts mehr zu tun, mit Hypothesenbildung, Skepsis, unablässiger Überprüfung, Datensammlung).

Diese Disposition läuft nun frei und frißt sich ohne Widerstand durch alle Barrieren. Sie wirkt wie eine sozial-mentale Autoimmunkrankheit. Sie legt alle anderen Bereiche still; sie wird zur flächendeckenden, ohne Unterlaß präsenten Obsession. (Das ist übrigens die klassische Definition einer Neurose: daß sie, als Angst, schlicht alles andere überlagert.) Und diese Neurose wirkt eben auch fürs Verhalten und Reflektieren degenerativ. Die überbordende hysterische Schreierei, das Infantile der FFF, dieses Scharwenzeln um eine ersichtlich Zurückgebliebene fügt sich da nahtlos ein - wie auch die momentan überbordende Hysterie um "Nazis!" und "rechts!", die jeden politischen Diskurs ersetzt hat. Delirium tremens mentalitas.



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F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.257

23.02.2020 17:51
#5 RE: Ende. Finito. Fin du globe Antworten

Es gibt m.E. einen entscheidenden Unterschied zwischen früheren Panik-Wellen und der Klima-Geschichte, nämlich dass das Ganze früher politisch praktisch konsequenzlos geblieben ist.

Waldsterben und Ozonloch waren Themen, die nach meiner Einschätzung ca. 99% der Bevölkerung höchstens am Rande, meist aber gar nicht interessiert haben. Für die Medien und die Politik war es ein Geschäftsmodell: Schlechte Nachrichten verkaufen Zeitungen und besorgte Politiker zeigen Verantwortungsbewusstsein. Gekostet haben die Lösungsansätze praktisch nichts (zumindest nichts, was ein Industrieland nicht schulterzuckend aus der Portokasse berappen könnte), und irgendwann war die Sau eben durchs Dorf und man hat auf die nächste gewartet.

Die Energiewende ist die erste Panik-Maßnahme, die richtig viel Geld kostet und die Bequemlichkeit größerer Bevölkerungsschichten zu beschneiden droht, obwohl sie gerade erst im Anfangsstadium steckt; die wirklich übelschmeckenden Kröten sind ja erst noch in der Planungsphase (Stichwort: Mobilität). Dadurch kann das Klima-Thema - das im Moment auch noch eher ein Randthema ist - ganz schnell in den Fokus rücken, und die Fragen nach der Sinnhaftigkeit bestimmter Maßnahmen und der Verlässlichkeit der Klimaforscher können dann auch nicht mehr einfach totgeschwiegen werden.

Ich glaube das wird schon in den nächsten 1-2 Legislaturperioden eine interessante Entwicklung nehmen, weil bereits dann Entscheidungen mit großer Tragweite anstehen. Wird die Deindustrialisierung durchgezogen, wird das massive Proteste nach sich ziehen; falls nicht, wird man sich auch die Frage gefallen lassen müssen warum die Welt auf einmal nicht mehr verbrennen soll, sobald die Rettungsmaßnahmen Massenarbeitslosigkeit nach sich ziehen. Merkel & Co. haben sich da in eine fürchterliche Zwickmühle manövriert, und ich für meinen Teil muss jetzt schon schmunzeln bei dem Gedanken daran, wie sie sich da wieder rauswinden wollen.

Martin Offline



Beiträge: 4.129

23.02.2020 18:16
#6 RE: Ende. Finito. Fin du globe Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #5
Es gibt m.E. einen entscheidenden Unterschied zwischen früheren Panik-Wellen und der Klima-Geschichte, nämlich dass das Ganze früher politisch praktisch konsequenzlos geblieben ist.

Waldsterben und Ozonloch waren Themen, die nach meiner Einschätzung ca. 99% der Bevölkerung höchstens am Rande, meist aber gar nicht interessiert haben.


Das Ozonloch war zwar eine internationale Aktion, betraf aber nur Hersteller. Die letzten Aufräumarbeiten betrafen Platinen in Elektrogeräten. Man musste geeignetes 'Lötzinn' finden für die Wellenlötanlagen, und dazu viele Eignungstests durchführen. Aus Sicherheitsgründen mussten medizinproduktehersteller erst verzögert umstellen.

Das Waldsterben war national begrenzt, hatte aber durchaus schon Ansätze von Hysterie (fünf vor zwölf).

Die Klima-Geschichte ist nicht nur international, sondern nutzt auch konsequent die Möglichkeiten der sozialen Medien. Dass sie aber jetzt so Fahrt aufgenommen hat, ist auf die professionelle mediale Inszenierung zurückzuführen. Es ist ja nicht selbstverständlich, Audienz beim Papst, die UN als Auditorium, usw. zu bekommen. Frühere Ansätze waren nicht so durchschlagend. Hinzu kommt natürlich, dass sich die westlichen Staaten auf Termine eingelassen haben, die sie nicht mehr so leicht aussitzen können.

Gruß
Martin

Martin Offline



Beiträge: 4.129

23.02.2020 18:17
#7 RE: Ende. Finito. Fin du globe Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #5
Es gibt m.E. einen entscheidenden Unterschied zwischen früheren Panik-Wellen und der Klima-Geschichte, nämlich dass das Ganze früher politisch praktisch konsequenzlos geblieben ist.

Waldsterben und Ozonloch waren Themen, die nach meiner Einschätzung ca. 99% der Bevölkerung höchstens am Rande, meist aber gar nicht interessiert haben.


Das Ozonloch war zwar eine internationale Aktion, betraf aber nur Hersteller. Die letzten Aufräumarbeiten betrafen Platinen in Elektrogeräten. Man musste geeignetes 'Lötzinn' finden für die Wellenlötanlagen, und dazu viele Eignungstests durchführen. Aus Sicherheitsgründen mussten medizinproduktehersteller erst verzögert umstellen.

Das Waldsterben war national begrenzt, hatte aber durchaus schon Ansätze von Hysterie (fünf vor zwölf).

Die Klima-Geschichte ist nicht nur international, sondern nutzt auch konsequent die Möglichkeiten der sozialen Medien. Dass sie aber jetzt so Fahrt aufgenommen hat, ist auf die professionelle mediale Inszenierung zurückzuführen. Es ist ja nicht selbstverständlich, Audienz beim Papst, die UN als Auditorium, usw. zu bekommen. Frühere Ansätze waren nicht so durchschlagend. Hinzu kommt natürlich, dass sich die westlichen Staaten auf Termine eingelassen haben, die sie nicht mehr so leicht aussitzen können.

Gruß
Martin

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 14.421

23.02.2020 18:23
#8 RE: Ende. Finito. Fin du globe Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #5
Es gibt m.E. einen entscheidenden Unterschied zwischen früheren Panik-Wellen und der Klima-Geschichte, nämlich dass das Ganze früher politisch praktisch konsequenzlos geblieben ist.


Ich sehe darin einen Vorlauf, der den Boden für den Irrsinn bereitet hat, der hier in den letzten 10 Jahren vollends losgebrochen ist. Das hat den Zeitgeist, die Erwartungshaltung grundiert - und zwar über zwei Generationen hindurch. Es ist schon oft festgestellt worden, daß solche Grundhaltungen eine Generation "Stillstellung" ziemlich schadlos überstehen. Man kann das an den vormals sozialistischen Gesellschaften Mitteleuropas - bei den Tschechen, Ungarn, Polen, aber auch bei den baltischen Staaten sehen, die keinerlei Schwierigkeiten hatten, an die Bürgergesellschaften der Vorkriegszeit anzuschließen (Russland, das eben nie eine Bürgergesellschaft in unserem Sinn ausgebildet hatte, zeigt das in inverser Weise auch). Für China und Vietnam zeigt sich das auch: "die Partei" lenkt zwar noch alles, aber die "alten Familienwerte" in der Tradition des Konfuzianismus, die Mao und Ho Chi Minh mit aller Konsequenz vernichten wollten, um den "neuen Menschen" zu schaffen, sind jetzt wieder maßgebend. Bei zwei Generationen wird die "neue Haltung" nicht mehr durch das noch persönlich erfahrene Gegenmodell der Großvätergeneration konterkariert. Das Selbstverständnis, die Haltungen, gewissermaßen die "Zivilreligion", über die sich eine Gesellschaft definiert, sind jetzt felsenfest grün und alarmistisch grundiert. Ich sehe auch nicht, wie sich das wieder ändern soll, bei den Schonlängerhierlebenden. Die, die in den nächsten zwei Generationen übernehmen, haben damit selbstverständlich nichts am Hut.

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #5
und ich für meinen Teil muss jetzt schon schmunzeln bei dem Gedanken daran, wie sie sich da wieder rauswinden wollen.


Ich nicht. Ich sehe da nämlich, ehrlich gesagt, keinerlei Ausweg mehr. Die Dynamiken, die hier in Gang gesetzt worden sind, sind zu Selbstläufern geworden. Allen voran die demographische Entwicklung. Das hält niemand mehr auf, und die Hoffnung, da zivilisierend eingreifen zu können: daß hier in 10, 20 Jahren aufklärerisch und freiheitlich Gesinnte das Joch einer totalitären Ideologie zugunsten von Toleranz und westlichen Werten abgeworfen haben werden, dürfte mittlerweile jedem, der die Augen offen hält, als haltlose Illusion deutlich sein. Wir haben es hier, das gehört zu meiner Sicht auf das, was hier gerade abläuft, mit einer Self-fulfilling Prophecy zu tun. Seit 50 Jahren war immer medialer Konsens, das 21. Jhdt, "die Zukunft" würde fürchterlich, eine Hölle auf Erden, eine Trümmerhalde, Kampf Aller gegen Aller, Mad Max reloaded. Und wir sehen, daß die Politik - zumindest bei uns - tatsächlich alles daran setzt, um das Wirklichkeit werden zu lassen: Stammeskampf auf den Straßen, Erschöpfung der Ressourcen, maximaler Kontrollanspruch (mit einer Propagandaflut, die es selbst in den ärgsten totalitären Systemen in dieser Stärke nie gegeben hat, und schon gar nicht gegen die eigene Bevölkerung gerichtet) bei maximaler Unfähigkeit, etwas zu lenken, durchzusetzen oder zu korrigieren. Das hört ja nicht auf, wenn Merkel & Co. "weg sind". Der vernichtete Industrie kommt nicht zurück, die Neubürger trollen sich nicht oder werden handzahm. Merkel & Co haben sämtliche Weichen, an denen sie drehen konnten, Richtung Abgrund gestellt.

Es ist nicht so, daß alle wegschauen oder die Zeichen dafür nicht sehen. Ich vermute da, wie so oft, eine Pareto-Verteilung: 20 von 100 sehen das kommen. Die finden sich in den sozialen Medien, die wählen, mitunter zähneknirschend, blau. Die werden die Zelte abbrechen, wenn sie es irgend können. Aber eine kritische Masse, um das noch effektiv etwas zu bewirken, wird das nicht erreichen.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

alpha_beta Offline



Beiträge: 143

23.02.2020 19:13
#9 RE: Ende. Finito. Fin du globe Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #8
Die Dynamiken, die hier in Gang gesetzt worden sind, sind zu Selbstläufern geworden. Allen voran die demographische Entwicklung.


So ist es. Gelder gegen Ozonloch bereitstellen, für die Rettung des Amazonas, gegen sauren Regen, Verbot von Glühbirnen, E10 Kraftstoff... alles geschenkt. Ja, es kostet, aber als optimistischer Realist konnte man immer noch darauf hoffen dass sich Politiker dies nur für den einen grünen Anstrich umgesetzt haben, aber im großen und Ganzen dennoch den Wohlstand der Bürger nicht aufs Spiel setzen wollten. Aber wie Sie beschrieben haben hat dies nun eine Eigendynamik entwickelt die nicht mehr verhinderbar ist, und wo Wohlstand eine untergeordnete Rolle spielt: Stabile Atomkraftwerke abschalten; Aufbau eines gigantischen, volatilen Stromnetzwerkes abhängig von der Laune der Natur; jetzt auch noch der mit großem Tamtam angekündigte "Green New Deal" von der Nicht-Ökononim Lagarde. Die Lawine kommt, und sie ist unaufhaltbar.

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #8
Es ist nicht so, daß alle wegschauen oder die Zeichen dafür nicht sehen. Ich vermute da, wie so oft, eine Pareto-Verteilung: 20 von 100 sehen das kommen. Die finden sich in den sozialen Medien, die wählen, mitunter zähneknirschend, blau.

Quo vadis AfD? Falls es mit Deutschland den Bach runter geht, könnte die AfD mit einem sympatischen "Führer" (heh) tatsächlich einen ähnlichen Pfad wie die NSDAP in den 20erb gehen, in dem sie solange vom Establishment ignoriert wird bis sie irgendwann die absolute Mehrheit hat. Allerdings ist der Gegenwind in den Medien und vom Establishment bereits heute extrem, sollte sie tatsächlich weiter steigen wird sie vermutlich verboten werden (die ersten Forderungen kamen ja direkt nach Hanau). Und der zweite Fall ist imho der wahrscheinlichere .. die AfD ist das einzige was einem Endsieg des Ökosozialismus in Deutschland im Weg steht.

Als Assetmanager bleibt für mich jetzt nur die Frage wie man diese Erkenntnis traded. Vermutlich mit Short EUR, Long GBP.

HR2 Offline



Beiträge: 1.008

23.02.2020 19:43
#10 RE: Ende. Finito. Fin du globe Antworten
HR2 Offline



Beiträge: 1.008

23.02.2020 20:49
#11 RE: Ende. Finito. Fin du globe Antworten

Ist Büßertum nicht auch eine Form der Lust?

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 14.421

23.02.2020 22:27
#12 RE: Ende. Finito. Fin du globe Antworten

Zitat von HR2 im Beitrag #11
Ist Büßertum nicht auch eine Form der Lust?


Natürlich. Und deshalb greift der Schuldstolz auch in DE, das zur Hypermoral wie kein anderes Land/keine andere Kultur neigt, besonders stark. Und als "Lehre" aus der Geschichte, als "Bewältigung" (die man im gleichen Atemzug apodiktisch als nicht bewältigbar hinstellt - maximaler Double Bind also) wird das nur in absoluter Dichotomie gesehen: keine Zwischenstufen und -töne mehr. Hinter der ganzen Hysterie ist eine schwere sadistische Komponente (in dem maßlos geifernden Haß, der sich auf alles "Rechte" ergießt, auf alles Sündhafte) und eine masochistische sichtbar (dieses Laufende: "wir müssen uns vorwerfen, nicht genug getan zu haben"). Das Ganze ist nur noch in psychopathologischen Kategorien erklärbar. Das hat übrigens für die Zukunft, für die Entwicklung - falls ich mit meinem Befund recht habe - durchaus handfeste Konsequenzen.

Das "vergeht nicht". Das heilt sich nicht aus. Das wird nur immer noch stärker, hysterischer, blinder. Die Wirkmechanismen, die sich hier zeigen, bleiben wirksam. Da die Wirklichkeit nicht besser wird, sondern das, was auf keinen Fall gesehen werden darf - die Fehlsteuerung, der Verlust der öffentlichen Sicherheit, das Versagen der Politik auf allen Gebieten - einfach weitergeht, bleibt nur die unablässige Steigerung. Das hört erst auf, wenn der Laden kollabiert. Es hat keinerlei Sinn, zu versuchen, hier noch als wägende, nüchterne Stimme der Vernunft etwas bewirken zu wollen. Wir können nur zusehen, und das Beste versuchen, daß wir selber, persönlich, möglichst unbeschädigt aus dem Zusammenbruch herauskommen. Jedem, der es irgendwie ermöglichen kann, der eine lebenswerte Zukunft für sich und seine Kinder möchte, kann nur alles daransetzen, dieses Land hinter sich zu lassen und den Schiffbruch vom sicheren Ufer aus zu verfolgen.

PS. Italien hat heute abend den Zugverkehr mit dem Ausland komplett eingestellt.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 14.421

23.02.2020 22:53
#13 RE: Ende. Finito. Fin du globe Antworten

Zitat von alpha_beta im Beitrag #9
Falls es mit Deutschland den Bach runter geht, könnte die AfD mit einem sympatischen "Führer" (heh) tatsächlich einen ähnlichen Pfad wie die NSDAP in den 20erb gehen, in dem sie solange vom Establishment ignoriert wird bis sie irgendwann die absolute Mehrheit hat.


Diese Analyse scheint mir grundfalsch. DE in den 2020igern ist nicht Weimar. Die Grundvoraussetzungen sind komplett andere. Aus der Perspektive von damals: die NSDAP hatte keine "sympathischen" Anführer, die haben nicht die Demokratie verteidigt. Die penetrante Giftigkeit, der unverhohlene geifernde Haß auf den Parlamentarismus, die Ankündigung von dessen Zerstörung: das war offenes und aggressiv vorgetragenes Programm, genau wie bei den Kommunisten. Das Geschäftsmodell bei beiden war der Stiefel im Gesicht sensu Orwell, die Ausnahmesituation. Das erste Mal, daß die Nazis wirklich sichtbar wurden, war der Putsch vom November 1923 (den übrigens die Kommunisten, für den gleichen Tag, auch so geplant hatten). Die Wähler haben nicht für braun optiert, weil die ihnen besonders sympathisch waren, sondern weil sich die wechselnden Regierungen der Weimarer Republik wiederholt als völlig außerstande erwiesen hatten, Chaos und die Vernichtung allen Wohlstands zu stoppen: zum einen in der Hyperinflation 1922/23, dann in der Weltwirtschaftskrise. UND es gab zwei scheinbar erfolgreiche "Gegenmodelle", die da, so schien, mit nacktem Dirigismus und brutaler Gewalt Erfolg hatten, wo die "Bürgerlichen" versagten: in Rußland wie in Italien. Wir hingegen haben 60 Jahre beispielloser demokratischer Erfolgsgeschichte hinter uns, die wir durch Merkel & Co. und deren Schleifung all dessen, was das ermöglicht hat, ganz akut gefährdet sehen. Zwei unterschiedlichere Paar Schuhe sind nicht denkbar.

Aus der Perspektive der 2020er: die AfD betont immer wieder, daß sie zurück zu den politischen Verhältnissen der CDU der Bonner Prägung will (sei das nun Kohl oder Adenauer); sie schickt keine Schlägertrupps los, sie betreibt auch keine Fremdenfeindlichkeit, sie stellt sich auf die Seite Israels wie keine andere Partei im deutschen Parlamentarismus. Das ist natürlich irritierend für alle, denen des alte "Rechtsaußen" die Bezugsfolie liefert. Sie müssen darin Verstellung wittern, oder sie holen das jetzt auch 50 Jahre alte linke Narrativ zu Hilfe, "in Wirklichkeit" sei ja Israel ein rassistisches Apartheidsregime. Wo als "rechtspopulistisch" verbellte Parteien die Regierungchefs oder Teile der Regierung stellen, sehen wir eben NICHTS, was die autokratischen Regime der 1920er/1930er Jahre auszeichnet: nicht bei Orban, nicht bei Bolsonaro, nicht bei Salvini, Ö mit der FPÖ schon gar nicht. Die gesamte Fokussierung auf den braunen Spuk verdankt sich aus der Engführung der historischen Perspektive als ultimater Zuspitzung aller Geschichte auf diese Episode. Das ist letztlich eine Wiederaufleben von Geschichte als Heilsgeschichte, gesta dei per Francos, nur unter umgekehrtem Vorzeichen: Geschichte als prinzipielle Unheilsgeschichte. Wir haben es nicht mehr mit Historie, sondern Theologie zu tun. Salopp gesagt: die Verengung des Blicks zurück auf die Jahre des Unheils macht eine zutreffende Analyse dieser Epoche, ihre Voraussetzungen, ihr tatsächliches Funktionieren, unmöglich.



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F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.257

24.02.2020 21:23
#14 RE: Ende. Finito. Fin du globe Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #8
Es ist schon oft festgestellt worden, daß solche Grundhaltungen eine Generation "Stillstellung" ziemlich schadlos überstehen.



Genau das lässt sich aber auch trefflich als Gegenthese anführen; denn bei den Beispielen die Sie genannt haben war es ja gerade das aufgezwungen "Progressive", was in der langen Frist nicht überlebt hat. Das halte ich auch hierzulande bzgl. der schlimmsten, grünlinken Spinnereien der letzten zwei Jahrzehnte für denkbar, denn ich sehe nicht, dass es eine Mehrheit für die Idee gäbe, Wohlstand und bürgerliches Leben zugunsten dieses "neuen Menschen" zu Opfern (von dem nebenbei bemerkt noch nicht mal klar ist, wie oder was er eigentlich sein soll). Und zwar weder bei den lang-hier-Lebenden, aber schon gar nicht bei den Neubürgern, die vermutlich auch nicht nach Deutschland gekommen sind um in einer Subsistenzwirtschaft zu leben und sich über ihre Sexualität und kulturelle Traditionen belehren zu lassen.

Reversibel ist der Unsinn aus meiner Sicht sehr wohl. Dass sich Deutschland kulturell durch Zu- und Abwanderung ändern wird, steht wohl fest (und darf auch gerne kritisiert werden). Das bedeutet aber nicht, dass alles verloren ist. Man hat sich nur unnötige Probleme geschaffen. Rechtsstaat, Bildungswesen, Wirtschaft usw. lassen sich auch wieder herstellen, wenn es dafür ausreichend politischen Druck gibt; es gibt da keinen "point of no return". Ironischerweise hat die Angst davor zum Teil schon ähnlich religiöse Züge angenommen wie die Weltuntergangspanik, um die es hier ursprünglich ging.

Die Frage lautet eher, welcher Schaden bis dahin entstanden ist, analog zu den ehem. kommunistischen Ländern. Lustig wird das nicht, so viel dürfte feststehen.

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