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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.568

29.12.2020 23:52
"Das Phonogramm von Pompeji." Zwei Ausgrabungen Antworten



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.568

23.01.2021 02:19
#2 RE: "Das Phonogramm von Pompeji." Zwei Ausgrabungen Antworten

Hier paßt es vielleicht, in Sachen "Antike Welt" und "Ausgrabungen" am besten hinein.

"Benath Ceaseless Skies" ist ein Genremagazin, das seit 2008 in zweiwöchentlichen Turnus erscheint und jeweils zwei Erzählungen publiziert (in Jubiläumsausgaben vier), wobei der Fokus auf "literary fantasy" liegt; wie immer man das auch definieren mag. In der neuesten Ausgabe, Nr. 321, vom 14. Januar 2021, ist die Erzählung "Bast and Her Young" von Tegan Moore erschienen. Den Inhalt faßt Kevin P. Hallett auf "Tangent Online," in dem Kurztexte aus den drei phantastischen Genres SF, Fantasy und Horror rezensiert werden, wie folgt zusammen:

Zitat
A young woman is coronated as Paharoh in tis historical fantasy novelette. Both Hapshepsut's father and brother-husband have died, leaving just a sickly boy infant to ascend the throne. To protect the lineage, the priests declare her as Pharaoh. and now she waits for the spirit of her father-god to appear to counsel her.

Days turn into weeks, her father's spirit doesn't appear, just an unknown ba-bird follows her. It is an apparition no one else can see. She tries to talk to the ghost, but it remains mute until she can call it by name. After some time, she finds a clue to its name from a painted image of a past Pharaoh with breasts.

Hapshepsut learns that the male descendants of this past Pharaoh chiseled out her name from the monuments. And then a another ba-bird appears. How much history is cut away, and how can Hapshepsut ensure that her history is left intact?

This story's plot was mysterious and appealing, and the chance to get a view of ancient Egyptian life fascinating.



https://tangentonline.com/e-marketbi-wee...anuary-14-2021/

Der Name der Hatschepsut aus der 18. Dynastie im Neuen Reich ist allgemein bekannt; die traditionelle Chronologie setzt ihre Regierungszeit mit 1479 bis 1458 v.Chr. an. Ihr Totentempel ist eine der markanten Sehenswürdigkeiten Ägyptens. Ebenso dürfte vielen, die mit der Geschichte Altägyptens vertraut sind, bekannt sein, daß sie lange Zeit vergessen war und erst im 19. Jhdt. wiederentdeckt wurde, weil sie kurz nach ihrem Tod der Damnatio memoriae anheimfiel. Wikipedia sagt dazu:

Zitat
She was the second historically confirmed female pharaoh, the first being Sobekneferu.
...
Toward the end of the reign of Thutmose III and into the reign of his son, an attempt was made to remove Hatshepsut from certain historical and pharaonic records — a damnatio memoriae. This elimination was carried out in the most literal way possible. Her cartouches and images were chiseled off some stone walls, leaving very obvious Hatshepsut-shaped gaps in the artwork.

At the Deir el-Bahari temple, Hatshepsut's numerous statues were torn down and in many cases, smashed or disfigured before being buried in a pit. At Karnak, there even was an attempt to wall up her obelisks.



https://en.wikipedia.org/wiki/Hatshepsut

***

Und jetzt, eine Woche, nachdem "Bast and Her Young" publiziert wurde, kommt diese Meldung:

Zitat von Welt.de
Unbekannte Königin des Alten Reiches entdeckt
In der großen Nekropole von Sakkara südlich von Kairo wurden zahlreiche Sarkophage geborgen. Spektakulär ist der Fund eines Totentempels, in dem eine bislang unbekannte Herrscherin der 6. Dynastie bestattet worden ist.

Stand: 22.01.2021

Pharao Teti II. (ca. 2297–2287) war offenbar mit mehr Frauen verheiratet, als bislang bekannt war. Das zumindest belegt ein neuer Fund in der großen altägyptischen Totenstadt Sakkara 20 Kilometer südlich von Kairo. Dort wurde jetzt unweit des Totentempels von Teti ein regelrechter Komplex entdeckt, der einer bislang unbekannten Königin Naert gewidmet war. Das wirft ein Schlaglicht auf die letzte Dynastie des sogenannten Alten Reiches (ca. 2640–2166), an deren Ende das Nilland für mehrere Generationen im Chaos versank.

Der Fund gehört zu einer ganzen Liste von Neuentdeckungen in Sakkara, die jetzt vom Antikenministerium in Kairo vorgestellt wurden. Darunter sind 50 Sarkophage, Totenmasken und Brettspiele sowie ein vier Meter langer Papyrus mit einem Kapitel aus dem Totenbuch, das im alten Ägpyten Verstorbenen zur Orientierung im Jenseits mitgegeben wurde. Die zahlreichen Artefakte belegen einmal mehr, welche Schätze die riesige Nekropole birgt, die seit 1979 auf der Weltkulturerbeliste der Unesco geführt wird.

Vor einem Monat entdeckte das Team die Nadel im Heuhaufen. Auf einer Wand und auf einem Obelisken fand sich der Name „Naert“. „Ich hatte noch nie von dieser Königin gehört“, sagte Hawass in einem Interview. „Deshalb fügen wir der ägyptischen Geschichte ein wichtiges Puzzlestück über diese Königin hinzu.“



Man kneife mich dezent.

PS. Beim Bericht der "Welt" handelt es sich um einer Übersetzung dieser Meldung, die einen Tag vorher im Smithsonian Magazine erschien:

https://www.smithsonianmag.com/smart-new...olis-180976794/



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.568

15.01.2022 19:37
#3 RE: "Das Phonogramm von Pompeji." Zwei Ausgrabungen Antworten

Zitat
Die Idee einer tatsächlichen Tonaufzeichnung durch natürliche oder vergleichsweise primitive Mittel verdankt sich einem launigen Einfall von David E. H. Jones, der lange Jahre für das englische populäre Wissenschaftsmagazin "New Scientist" unter dem Nom de plume "Daedalus" eine Kolumne über unmögliche Erfindungen, wissenschaftliche Scherze à la der Loriotschen Steinlaus und vergleichbare Allotria verfaßt hat. Am 6. Februar 1969 schrieb er dort

"... a trowel, like any flat plate, must vibrate in response to sound: thus, drawn over the wet surface by the singing plasterer, it must emboss a gramophone-type recording of his song in the plaster. Once the surface is dry, it may be played back."

("Eine Maurerkelle muß als Reaktion auf Schallwellen vibrieren; wenn der Verputzer sie über den nassen Verputz zieht und dabei singt, muß sie, wie bei einer Schallplatte, eine Aufzeichnung im Verputz hinterlassen. Sobald die Oberfläche getrocknet ist, kann das wieder abgespielt werden.")

Das bekannteste Beispiel in der Science Fiction, das diese Überlegung aufgreift, findet sich in Gregory Benfords Kurzgeschichte "Time Shards," 1979 in neunten Band der von Terry Carr herausgegebenen Anthologienrreihe "Universe" erschienen. In Benfords Text spielt ein Team von Archäologen alte Vasen mit einem Laser ab, um die Hypothese auf praktische Anwendung zu prüfen. Nicht nur wird das rhythmische Schlagen der Töpferscheibe hörbar, wenn die Füße des Töpfers sie in Drehung setzen; es wird auch eine Unterhaltung vernehmbar, in dem sich der Töpfer und sein geistlicher Freund, der wohl etwas zuviel in den naturphilosophischen Spekulationen der Antike gelesen hat, unterhalten. Letzterer weist ihn darauf hin, daß der Griffel mit dem er den rotierenden Ton ausformt, schwingt, je nachdem, wie laut sie den Lärm in der Töpferwerkstatt überschreien müssen, und erfaßt intutiv das Prinzip der mechanischen Schallaufzeichnung. Die Botschaft des Töpfers an die Nachwelt, auf Mittelenglisch, lautet: Deckt eure Dächer nicht mit nassem Stroh und leiht euch kein Geld von Wucherern. (Benfords launiger Einfall krankt an der Volte, daß selbst ein genialer Beobachter mit der Weltsicht des Mittelalters, ohne die Konzepte der modernen Naturwissenschaft, nicht zu solchen Schlüssen gelangen könnte.)



Das neue Jahr hat begonnen. Ich registriere Texte, die das Datum "2022" tragen. Und zu den ersten davon gehört diese Erzählung aus der Ausgabe von Isaac Asimov's Science Fiction Magazine für Januar/Februar 2022:

Zitat von SF short stories...reviewed
"The Beast of Tara" by Michael Swanwick (Asimov’s SF, January-February 2022) is a “companion piece” to last year’s "Dream Atlas" (Asimov’s SF March/April 2021) and, by the by, also has similarities with "Scherzo with Tyrannosaur" (Asimov’s SF, July 1999). All these (spoiler) involve people from the future interfering with the past.

In this story that intervention comes in the form of a young schoolboy called Gallagher, who turns up at an Irish archaeological site because he wants to write an article for his school paper. The team he visits are using an experimental machine to recover historical sounds (“A stone contains within itself the diminishing vibrations of every sound that ever bounced against it”), and Gallagher “accidentally” damages it on two separate occasions. On his third attempt to do so, Finn, the local fixer/bouncer, intervenes, and Gallagher reveals he is an agent of (not from) the future. He explains he is there to stop development of their new technology as, once they progress, they will find that they will be able to recover sounds from the future as well as the past (there is some waffle about the “quantum realm” here).

After Gallagher disappears in a puff of dust, the team leader, Dr Leithauser, decides to continue with their work, and the story concludes with the revelation that Finn is also an agent from the future (from a faction opposed to Gallagher’s). The team then recover the sound of a harpist playing at the coronation of an Irish king.

This is okay, but the idea is a bit iffy and the plot is formulaic time-traveller stuff—tarting this up with bits of Ireland, old and new, doesn’t disguise that.


https://sfshortstories.com/?p=1988

Zitat von Tangent Online
“The Beast of Tara” by Michael Swanwick involves a team of scientists in Ireland, working to recover sounds of the distant past from the traces they left in rocks. A young man shows up, claiming to be working for a school newspaper. He keeps messing up the equipment, seemingly by accident, until his real identity and motive are revealed. Another character turns out to be something other than what he seems.

The premise of hearing sounds from ancient times is interesting and reasonably plausible. The nature of the two strange characters is much less easy to accept, and makes the story something of a tall tale rather than serious science fiction. The final scene is likely to appeal to Hibernophiles.



https://tangentonline.com/print-bi-month...-february-2022/



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.568

05.02.2022 00:56
#4 RE: "Das Phonogramm von Pompeji." Zwei Ausgrabungen Antworten

Mir klappt gerade wieder einmal der Kiefer gepflegt nach unten.

Auf Tor.com, die ja nicht nur Bücher aus dem Bereich SF & Phantastik vorstellen, sondern auch Erzählungen bringen (die Sparte ist allerdings von der alten wöchentlichen Frequenz auf gut 1x pro Monat abgesackt) ist vor knapp einer Woche, am 26.1.2022, die erste englische Übersetzung einer Erzählung des mir bislang völlig unbekannten Autors Jefim Sosulja / Ефим Давидович Зозуля (1891-1941) erschienen: "Рассказ об Аке и человечестве", engl. Titel "The Tale of Ake and Humanity" aus dem Jahr 1919. Knapp 3000 Wörter lang, laut "Fantlab.ru" zuerst in der ersten Ausgabe der Zeitschrift Рупор / "Das Mundstück" erschienen, lt. der russ. Vikipedja 1919 in der "ersten und einzigen" Ausgabe der Zeitschrift Зори/"Morgenröten."

Der Text ist eine Antiutopie, im gleichen Stil, den Samjatin dann 1922 in seinem Roman "Wir" verwendet hat: die Prinzipien des normierten Menschenbilds des Kommunismus bis an sein absolut a-humanes Ende gedacht. In "der Stadt" wird nach dem Sieg der Revolution ein "Gremium der äußersten Entschlossenheit" eingesetzt. Eines Morgens finden sich überall Verkündigungen angeschlagen: jedermann habe sich untersuchen & befragen zu lassen, ob seine Existenz weiterhin gerechtfertigt sein kann. Wer vor den Augen der drei Prüfer nicht besteht, hat 24 Stunden Zeit, Selbstmord zu begehen oder wird abgeholt. Mehr als ein Viertel besteht nicht vor der Prüfungskommission. Den Leiter der Aktion, den im Titel genannten Ak, befallen nach der Lektüre der erstellten Protokolle Zweifel, ob man die richtigen Kriterien für die Eliminierung gewählt hat. Kommando zurück. Auf den neuen Plakaten heißt es:

Zitat
Всем без исключения.

С момента опубликования настоящего объявления всем гражданам города разрешается жить. Живите, плодитесь и наполняйте землю. Коллегия Высшей Решимости выполнила свои суровые обязанности и переименовывается в «Коллегию Высшей Деликатности». Вы все прекрасны, граждане, и права ваши на жизнь неоспоримы.

Коллегия Высшей Деликатности вменяет в обязанность особым комиссиям в составе трех членов обходить ежедневно квартиры, поздравлять их обитателей с фактом существования и записывать в особых «Радостных протоколах» — свои наблюдения.



https://ru.wikisource.org/wiki/%D0%A0%D0...%83%D0%BB%D1%8F)

An Alle und jeden: Vom Zeitpunkt dieser Proklamation an besitzt jeder Bürger dieser Stadt das Recht auf Leben. Seid fruchtbar und mehret euch. Die Kommission der Äußersten Entschlossenheit hat ihren Zweck erfüllt und wird hiermit in "Kommission der höchsten Lebensfreude" umbenannt. Alle Menschen sind vorbildliche Bürger; das Recht auf Leben darf ihnen nicht streitig gemacht werden.

Die Aufgabe des Kommittees für höchste Lebensfreude wird darin bestehen, die Bürger täglich in ihren Wohnungen aufzusuchen, sie zu der Tatsache, daß sie leben, zu beglückwünschen und Protokolle über die Verhältnisse, die sie bei ihren Besuchen antreffen, anzufertigen.


Pointe: alle sind zufrieden, alle sind froh, daß sich der Staat so vorsorglich um sie kümmert, geklagt wird nur, wenn das Kommittee seine tägliche Visite nicht durchführt, das peinliche Mißverständnis wird nicht mehr erwähnt und das Leben geht weiter wie immer. Nur Ak, der jetzt im rosa Chefzimmer seine Geschäfte führt wie vordem im grauen, verliert eines Tages den Verstand, brüllt: "Alles eliminieren! Alles eliminieren!", stürzt davon und ward nie mehr gesichtet.




Zwei Volten: Der Text ist bereits dreimal auf Deutsch erschienen. Zum zweiten als "Ake und die Menschheit" in der Anthologie "Autobiographie einer Leiche - russische phantastische Erzählungen" hg. von Dagmar Kassek, 1997 bei Suhrkamp erschienen. Das erste Mal in der Anthologie "30 neue Erzähler: Weltliteratur der Gegenwart" 1931 von Wilhelm Schuster & Max Wieser verantwortet. Und als drittes in der von Fritz Mierau besorgten Anthologie "Kauderwelsch des Lebens. Prosa der russischen Moderne," Hamburg 2003. Kai Grehn hat 2002 für den SFB eine Hörspielfassung erstellt.

Zitat
Die Geschichte von Ak und der Menschheit von Jefim Dawydowitsch Sosulja Regie: Kai Grehn Komposition: Kai-Uwe Kohlschmidt Bearbeitung: Kai Grehn Produktion: SFB-ORB 2002, 45 Minuten
Die unmittelbar nach der russischen Revolution von 1917 geschriebene Erzählung nimmt in prophetischer Weise spätere Entwicklungen vorweg. Ein gewisser Ak versteht sich als Weltverbesserer. Nachdem er an die Macht gekommen ist, gründet er ein Komitee, das wertlose Menschen aufzuspüren hat. Die Aussortierten haben dann innerhalb von vierundzwanzig Stunden das Leben zu verlassen. Das Gremium, dem Doktoren, Psychologen, Beobachter und Schriftsteller angehören, arbeitet eifrig. Es füllen sich die Schränke mit den Sterbeakten der Vernichteten. Aber plötzlich wird Ak von Zweifeln befallen: "Studiert man die lebenden Menschen, so kommt man zu dem Schluß, daß sie zu drei Vierteln ausgerottet werden müssen, aber wenn man die Hingemetzelten studiert, dann weiß man nicht, ob man sie nicht eher lieben und bemitleiden müßte?"



http://www.hördat.de/pdf.pl?a=Sosul...hheit&c=SFB-ORB

Warum das nun hier, an dieser Stelle referiert wird: Jefim Dawidowitsch Sosulja hat im gleichen Jahr, 1919, auch eine Erzählung veröffentlicht mit dem Titel Граммофон веков (Gramofon wekow; "Das Zeitgrammophon"), in der 1. Aufgabe der Zeitschrift Солнце труда ("Sonne der Arbeit") erschienen und in der zweiten Nummer des Jahrgangs 1922 von Мир приключений (Mir Prikljutschennije, Welt der Abenteuer) nachgedruckt. In der Erzählung hat ein amerikanischer Erfinder mit Namen Кукс, was ich mal mit "Cookes" wiedergebe, eine Apparatur erfunden, mit der man die Spuren, die die Tonwellen, die beim Hochziehen von Mauerwerk auf den Mörtel und die Steine eingewirkt haben, wieder hörbar machen kann.

Zitat
Ему слишком надоела сорокалетняя история этого горемычного изобретения. Сорок лет Кукc работал над утверждением теории, что звуки человеческого голоса и вообще всякие звуки запечатлеваются в виде особых невидимых бугорков на всех неодушевленных предметах, вблизи которых они раздаются. Бугорки эти, по теории Кукса, сохраняются в течение веков, и новые отпечатки звуков ложатся на старые слоями, как наслаиваются пыль, песок и многие вещества в природе.



Seit jetzt 40 Jahren arbeitete Cookes jetzt schon an dem praktischen Nachweis seiner Theorie, daß der Klang der menschlichen Stimme und die Geräusche im Hintergrund sich in materieller Form auf die Oberflächen toter Gegenstände einwirkten und Spuren auf ihnen hinterließen, wenn sie auf sie trafen. Nach seiner Auffassung würden sie über Jahrhunderte lang erhalten bleiben, und neue Klänge überlagerten sie wie Staubschichten, wie Sand und viele andere Substanzen es in der Natur auch tun.

Und jetzt der Witz: von diesem Text gibt es ebenfalls eine Übertragung ins Englische - in der von Jeff und Anne VanderMeer herausgegebenen Anthologie "The Big Book of Classic Fantasy," im Juli 2019 bei Vintage Books erschienen. Wer diese "Big Books"-Zusammenstellungen der VanderMeers mal gesehen hat, weiß, daß die Telefonbuchformat haben, zweispaltig, und zum wirklichen Lesen praktisch-faktisch nicht geeignet sind. (Das gilt schon für Nr. 1, "The Weird" von 2011 & "The Time Traveller's Almanac" von 2013). "Classic Fantasy" umfaßt 830 schlabbrige Seiten und 65 Texte, weswegen mir bislang durch die Lappen gegangen war, daß auf den Seiten 585 bis 594 "Gramophone of the Ages" abgedruckt ist. Auf S. 374 findet sich übrigens eine Übersetzung von Paul Scheerbarts "Kometentanz: Eine astrale Pantomine in zwei Akten" von 1903. Auf S. 541 einige Auszüge aus Franz Bleis "Bestiarium der Weltliteratur". Und auf S. 520 "The Hoard of the Ghibbelins" von Lord Dunsany.

Und jetzt weise mir mal wer nach, daß die Welt nicht klein ist.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Ulrich Elkmann Offline




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05.02.2022 02:05
#5 RE: "Das Phonogramm von Pompeji." Zwei Ausgrabungen Antworten

PS. Heute ist der Tag des Kiefer-Herunterklappens. Wir wissen ja alle, daß der Phonograph 1877 von Edison entwickelt worden ist (erste praktische Umsetzungen im Mai und Juni; Patenterteilung im Februar 1878); das Grammophon mit Trichter und platter Schallung 1887 von Emil Berliner, nach einem Konzept von Charles Cros (den wir hier auch schon mal hatten, im Zusammenhang mit "interplanetarer Kommunikation") eben aus jedem Jahr 1877.

Das hier ist eine Tonaufzeichnung auf dem Jahr 1860 - das Abspielen von Spuren, die Schallwellen in flockiger Materie hinterlassen, die nicht als akustisches Wiedergabemedium gedacht waren:

https://www.youtube.com/watch?v=7Vqvq-f-UtU&t=11s

First sound ever recorded (1860)

Zitat
This is the first sound ever recorded, by Édouard-Léon Scott de Martinville, in 1860, before Edison's wax cylinder experiments. Ironically, the "phonautograph" was designed only to record sounds, not to play them back.

The 10 seconds ghostly voice is a woman singing "Au Clair de la Lune".



Und was erklingt da? Pierrot und das Mondlicht.

Zitat von Reuters, March 27, 2008
U.S. experts find oldest voice recording, from 1860

By Will Dunham

WASHINGTON (Reuters) - U.S. audio historians have discovered and played back a French inventor’s historic 1860 recording of a folk song -- the oldest-known audio recording -- made 17 years before Thomas Edison invented the phonograph.

“It’s magic,” audio historian David Giovannoni said on Thursday. “It’s like a ghost singing to you.”

Lasting 10 seconds, the recording is of a person singing “Au clair de la lune, Pierrot repondit” (“By the light of the moon, Pierrot replied”) -- part of a French song, according to First Sounds, a group of audio historians, recording engineers, sound archivists and others dedicated to preserving humankind’s earliest sound recordings.

It was made on April 9, 1860, by Parisian inventor Edouard-Leon Scott de Martinville on a device called the phonautograph that scratched sound waves onto a sheet of paper blackened by the smoke of an oil lamp*, Giovannoni said.

Giovannoni said he learned on March 1 of its existence in an archive in Paris and traveled to the French capital a week later. Experts working with the First Sounds group then transformed the paper tracings into sound.

“It’s important on so many levels,” Giovannoni said in a telephone interview. “It doesn’t take anything away from Thomas Edison, in my opinion. Thomas Edison is generally credited as the first person to have recorded sound.”

“But actually the truth is he was the first person to have recorded (sound) and played it back. There were several people working along the lines of Scott, including Alexander Graham Bell, in experimenting -- trying to write the visual representation of sound before Edison invented the idea of playing it back,” Giovannoni said.

The recording will be presented on Friday at a conference of the Association for Recorded Sound Collections at Stanford University in California, Giovannoni said.

The U.S. experts made very high-resolution digital scans of the paper. First Sounds said that scientists at the Lawrence Berkeley National Laboratory in California converted these scans into sound using technology developed to preserve and create access to a wide variety of early recordings.

“It’s like discovering the world’s oldest photograph and learning that the photograph was taken 17 years before the invention of the camera,” Giovannoni said. “In this case, the oldest sound that we can generally hear, up until today, has been from 1888. This predates it by 28 years.”

Giovannoni said that phonautograph recordings were never intended to be played.

“What Scott was trying to do was to write down some sort of image of the sound so that he could study it visually. That was his only intent,” Giovannoni said.


https://www.reuters.com/article/us-recor...740236020080327

* Au clair de la Lune
Mon ami Pierrot
Prête-moi ta plume
Pour écrire un mot

Ma chandelle est morte
Je n'ai plus de feu

Ouvre-moi ta porte
Pour l'amour de Dieu

Au clair de la Lune
Pierrot répondit
Je n'ai pas de plume
Je suis dans mon lit


Zitat
Au clair de la lune,
On n’y voit qu’un peu.
On chercha la plume,
On chercha le feu.
En cherchant d’la sorte,
Je n’sais c’qu’on trouva ;
Mais je sais qu’la porte
Sur eux se ferma...

Im Mondschein,
da sieht man nur wenig.
Man suchte die Feder,
man suchte das Feuer.
Bei dieser Suche
fand man, ich weiß nicht was.
Aber ich weiß, dass die Tür
sich hinter ihnen schloss...

Mit Ausdrücken wie Lubin (moralisch verkommener Mönch),[4] chandelle (Kerze), battre le briquet (das Feuerzeug anzünden/das Feuer entfachen) oder der Metapher der sich schließenden Tür macht die Originalversion des Liedes zahlreiche sexuelle Anspielungen. Ein frivoles Wortspiel ist besonders die Umstellung von pour l’amour de Dieu (im älteren Französisch gebräuchlicher Zusatz bei einer dringenden Bitte: „um der Liebe Gottes willen“) in pour le dieu d’amour („für den Gott der Liebe“).

Eine von Édouard-Léon Scott de Martinville 1860 mit einem Phonautographen erstellte Aufnahme des Liedes konnte 2008 digital rekonstruiert und wieder hörbar gemacht werden. Diese gilt als älteste Tonaufnahme der Welt, 17 Jahre bevor Thomas Alva Edison das Patent für seinen Phonographen erhielt.



https://de.wikipedia.org/wiki/Au_clair_de_la_lune

Die Welt IST klein.

PS.

Zitat
In 2008, a phonautograph paper recording made by Édouard-Léon Scott de Martinville of "Au clair de la lune" on 9 April 1860, was digitally converted to sound by researchers at the Lawrence Berkeley National Laboratory. This one-line excerpt of the song is the earliest recognizable record of the human voice and the earliest recognizable record of music.[13][14] According to those researchers, the phonautograph recording contains the beginning of the song, "Au clair de la lune, mon ami Pierrot, prête moi".[14][15][16]

In 2008, composer Fred Momotenko composed "Au clair de la lune" as an artistic journey back in time to rediscover the original recording made on 9 April 1860.[17] It is a composition for 4-part vocal ensemble and surround audio, performed during Gaudeamus Foundation music festival at Muziekgebouw aan 't IJ. It is the second Prize winner of the Linux "150-Years-of-Music-Technology Composition Competition Prize"[18] and the special Prize winner of Festival EmuFest in Rome.



https://en.wikipedia.org/wiki/Au_clair_de_la_lune



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Ulrich Elkmann Offline




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18.06.2022 15:19
#6 RE: "Das Phonogramm von Pompeji." Zwei Ausgrabungen Antworten

Nachtrag zu Pompeji.

Zitat
Reading of first genome of Vesuvius victim

From the eruption at Pompeii

03 Jun 2022

Scientists have been able to sequence the first complete genome of a human who had died in Pompeii, Italy after the eruption of Mount Vesuvius in 79 AD. Previously, only small portions of mitochondrial DNA had been “read” of humans and animals at ruined Pompeii.

Researchers from Italy, Denmark, the United States and Brazil, led by Gabriele Scorrano and Serena Viva of the Universities of Copenhagen and Salento (Lecce), respectively, published their findings in the Scientific Reports journal. Skeletons of two people (a 35-40 year old man and a woman over 50 years old) found in the House of Craftsmen in Pompeii had DNA samples taken from them. Eventually it became possible to only read the complete genome of the man.

Comparison with DNA from 1,030 other ancient skeletons and 471 modern Western Europeans shows that the DNA of the unfortunate Pompeian man bore a greater resemblance to that of the modern inhabitants of central Italy and those who had lived in Italy during the Roman Empire. Also, its genetic material has genes that are usually found in Sardinia. There were also indications that the man had contracted a bacterium that causes tuberculosis.

Scientists hope that in future they will be able to “read” the complete genome of other Pompeii skeletons, thus shedding more light on the genetic history and lives of its population.

For the scientific publication press here.




https://www.archaeology.wiki/blog/2022/0...esuvius-victim/

Zitat
Published: 26 May 2022

Bioarchaeological and palaeogenomic portrait of two Pompeians that died during the eruption of Vesuvius in 79 AD

Abstract

The archaeological site of Pompeii is one of the 54 UNESCO World Heritage sites in Italy, thanks to its uniqueness: the town was completely destroyed and buried by a Vesuvius’ eruption in 79 AD. In this work, we present a multidisciplinary approach with bioarchaeological and palaeogenomic analyses of two Pompeian human remains from the Casa del Fabbro. We have been able to characterize the genetic profile of the first Pompeian’ genome, which has strong affinities with the surrounding central Italian population from the Roman Imperial Age. Our findings suggest that, despite the extensive connection between Rome and other Mediterranean populations, a noticeable degree of genetic homogeneity exists in the Italian peninsula at that time. Moreover, palaeopathological analyses identified the presence of spinal tuberculosis and we further investigated the presence of ancient DNA from Mycobacterium tuberculosis. In conclusion, our study demonstrates the power of a combined approach to investigate ancient humans and confirms the possibility to retrieve ancient DNA from Pompeii human remains. Our initial findings provide a foundation to promote an intensive and extensive paleogenetic analysis in order to reconstruct the genetic history of population from Pompeii, a unique archaeological site.



https://www.nature.com/articles/s41598-022-10899-1



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Ulrich Elkmann Offline




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26.06.2022 18:35
#7 RE: "Das Phonogramm von Pompeji." Zwei Ausgrabungen Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #3
Zitat:Die Idee einer tatsächlichen Tonaufzeichnung durch natürliche oder vergleichsweise primitive Mittel verdankt sich einem launigen Einfall von David E. H. Jones...


Analog, July/August 2022
“Everyone Then Who Hears These Words” by Aimee Ogden


Zitat von Reviewed by Victoria Silverwolf
“Everyone Then Who Hears These Words” by Aimee Ogden takes place over several years in the Twentieth Century. A scientist discovers a theoretical way to listen to sounds made in the past. With the help of a gifted assistant, he invents a device that produces these voices from ages long past. A devout Christian, his goal is to hear the words of Jesus as they were really spoken. Society is more interested in using it for spying and as a form of public entertainment. Decades later, with the help of the assistant, he discovers the limitations of his invention, leading both to frustration and acceptance on his part.

The premise is a fascinating one, and the author manages to make it seem plausible. The story is as convincing a work of historical fiction as of science fiction. The plot handles religious faith in an unusually mature and thoughtful way for science fiction. (The fact that the assistant is a Hindu adds depth to this theme, in a manner that is likely to appeal to believers and nonbelievers alike.)



https://tangentonline.com/print-bi-month...ly-august-2022/



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

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