Die vergessene Kunst der Buchmalerei. Früher war es sogar üblich, dass auf den Titelblatt (nicht Schmutztitel) von Büchern schon bildlich eine Darstellung dessen war, was im Buch später folgte. Berühmt ist da die Illustration von Hobbes Leviathan.
Zitat von Johanes im Beitrag #2Früher war es sogar üblich, dass auf den Titelblatt (nicht Schmutztitel) von Büchern schon bildlich eine Darstellung dessen war, was im Buch später folgte.
Das, sagt der alte Briest, ist ein weites Feld. Ist eine kleine Abteilung der Buchwissenschaft für sich.
Ganz kurz: Schutzumschläge, mit denen die Kunst der Covergestaltung aufkam, gibt es erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Vorher gab es höchstens Schmuckbordüren auf dem Einbanddeckel, plus der Titelnennung mit Autor auf dem Rücken; das wurde dann zwischen 1910 bis in die 30er mitunter graphisch anspruchsvoll (etwa bei der Gestaltung der Erstausgabe von Huxleys "Brave New World"). Das fällt zeitlich mit dem Auskommen des Taschenbuchformats ("Lumbecker," wie die Klebebindung bei Spezialistens heißt) zusammen; die Softcover - also ohne steife Kartonage als Umschlagdeckel - waren zumeist zu der Zeit noch fadengeheftet.
Die Titelvignetten, wie etwa bei Hobbes, aber auch Athanasius Kircher sind in aller Regel für die Prachtausgaben in Großoktav & größer vorbehalten - zumeist Foliant*, die auf Subsriptionsbasis verlegt wurden und deren Vorbestellern die Verleger da einen Mehrwert bieten wollten, kommen Ende des 16. Jhdts. auf, zuerst in den Niederlanden, und dann in Norditalien. Das sind etwa die Klassikereditionen von Elzevier, die dann auch im Text selbst mit aufwendigen Schmuckbordüren arbeiten. Gegen 1780, als die Romanliteratur (und die sog. "Hausväterliteratur") abhob, sind die Verleger dann dazu übergegangen, auch solche Bücher mit Titelkupfern zu versehen. Chodowiecki hat da ja massenhaft Illustrationen geliefert. Das erste Werk, das einen prägnanten Kupferstich als Titelillustration aufweist, ist, wenn ich das richtig sehe, Francesco Colonnas "Hypnerotomachia Poliphili", gerade noch eben mit Druckdatum Ende 1499 als Inkunabel gewertet. Entwickelt hat sich das aus der Gewohnheit der Drucker, die eigenen Produkte mit einem aufwendig gestaltenen Verlagsinsignium auf der Titelseite zu versehen, bei Aldus Manutius etwa mit dem berühmten Delphin, der sich um einen stehenden Anker windet. (*Ich habe noch kein Exemplar in der Hand gehabt, das unter 40 cm hoch gewesen wäre, also durchweg Folianten, bei denen der Druckbogen nur einmal gefalzt wurde.)
Die langen, barocken Titel der Zeit, die auf eine Inhaltangabe hinauslaufen (etwa im Fall von Defoes Klassiker: "The Life and Strange Surprizing Adventures of Robinson Crusoe of York, Mariner: Who lived Eight and Twenty Years, all alone in an un-inhabited Island on the Coast of America, near the Mouth of the Great River of Oroonoque; Having been cast on Shore by Shipwreck, wherein all the Men perished but himself. With An Account how he was at last as strangely deliver’d by Pirates. Written by Himself") dienten der ersten Orientation für die Käufer. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts gab es bei den Buchhändlern für Titel, die nicht vor Ort gedruckt wurden, oft nur Ansichtsexemplare, die der Kunde anblätterte. Verkauft wurde der Buchstoß, der Textblock, der dann entsprechend den Kundenwünschen gebunden wurde. Die Buchblöcke wurden in Fässern transportiert.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
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