Ehrlich gesagt, ganz sicher bin ich mir selbst nicht. Der Fall liegt so ähnlich wie in den Episoden der "Reise in den Westen" von Wen Cheng-en, wo die einzelnen Gestalten - besonders der Affenkönig Wu Sukung samt seinen Begleitern - den volkstümlichen buddhistischen Traditionen entnommen sind und die Aufgaben, die ihm gestellt werden, den buddhistischen Lehrfabeln entstammen. Dennoch handelt es sich bei der "Reise nach Westen" (wo im Volksbuddhismus das irdische Paradies angesiedelt ist, das natürlich nach der eigentlichen Lehre nicht existiert bzw. als Teil des Samsara der Illusionssphäre des Irdischen angehört) nicht um eine religiöse Allegorie wie etwa bei Bunyans "Pilgrim's Progress," das ja die Elemente zur chrtislichen Erlösungslehre in a nutshell liefert. Es handelt sich aber auch nicht um eine Parodie auf diese Elemente, sondern um freie Fabulation im Stil eines Wuxia-Abenteuerromans (weswegen das auch bei Filmumsetzungen oder als Manwha-Comic immer so umgesetzt wird; selbst Guido Crepax hat sich bei seiner - westlichen - Comic-Version daran gehalten).
Ich gehe davon aus, daß das Standbild des 寶誌 / Baozhi (hier unter dem Namen Zhigong 誌公) ein Wink mit dem Zaunpfahl auf die illusorische Natur aller Eindrücke und vermeintlichen Realität darstellt. Unter den frommen Legenden, Baozhi betreffend, wird die Bilokation hervorgehoben: er hatte einen unsteten, wandernden Lebenswandel, wurde wegen Wahrsagerei in den Kerker geworfen, während dieser Zeit aber auch auf den Märkten gesichtet. Nachdem nach seinem Tod die Verehrung als Bodhisattva einsetzte, galt er als Avatar des Guanyin/观音, der in China dem Avalokiteshvara entspricht, der für das Allmitleid zuständig ist. Viele Standbilder zeigen Baozhi, wie er sich das Gesicht aufreißt/teilt und darunter ein zweites Gesicht, eben das des Guanyin, zum Vorschein kommt.
Ob das aber alles ein subtil erwogenes symbolisches Verweissystem ist, oder ob Pu sich hier schlicht an Anklänge aus dem Volksglauben, die "irgendwie stimmen," gehalten hat (Buddha = alles Illusion), kann ich nicht sagen. Man kann da leicht mehr hineinlesen, als "eigentlich" drinsteckt.
Der abschließende "Kommentar" ist natürlich parodistisch gemeint; aber er widerspricht dem Kern der buddhistischen Weltauffassung auch nicht.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
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