Ich habe diesen Film neulich durch Zufall gesehen, er lief in irgendeinem Dritten. Ziemlich guter Film, habe ich gedacht, sehr gut gemacht, gute Darsteller, sehr realistisch (aus Erfahrung betrachtet). Ein kleines Stück guter Kunst, dabei typisch deutsch etwas langweilig, dennoch fesselnd melancholisch in eindrucksvollen Bildern.
Jetzt stolper ich über die Kritik an diesem Film: Fake...dargestellte Realität...nicht Realität... Hurendarstellerinnen, keine echten Huren, keine echten Freier... Mich ärgert zunächst, daß man den Rezipienten für derart dämlich hält, dieses eigentlich gute Stück Film als "Real-Life-Doku" zu kaufen. Das ist Verachtung des Publikums, Geringschätzung des Publikums, gesendet aus einer Parallelwelt in der man herrscht: Eine "viel authentischere Realität" wird uns gezeigt...keine Fiktion...nein, "authentischere Realität".
Das ist der grüne, woken Zeitgeist! Es gibt die Realität und eine "authentische Realität". Ein übles Schauspiel mit Konsequenzen jenseits der Bühne.
Über das Zitat der "authentischeren Realität" bin ich auch schon gestolpert. Hätten wir noch eine Presse, die ihren Auftrag ernst nimmt, hätten die linken Produzenten in der Luft zerrissen werden müssen.
___________________ Jeder, der Merkel stützt, schützt oder wählt, macht sich mitschuldig. “Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten mäßig entstellt”, Georg Cristof Lichtenberg
"Big as life and twice as natural" heißt es bei Lewis Carroll im 2. Alice-Buch (das war übrigens eine Verballhornung des viktorianischen Werbespruchs "As large as life and quite as natural"). Daß hier in audiovisueller Hinsicht manipuliert und vorgeschützt wird, ist ja kein Novum. Wenn in solchen Dokufiktionen getrickst wird, ist das Standard; es gehört sich allerdings nicht, den Zuschauer dabei im Unklaren zu lassen, da darf der Warnhinweis auch deutlich ausfallen. Bedenklicher wird's bei tatsächlich vorgeschützter Authentizität. Wobei es z.T. den Machern selbst nicht auffällt, zumindest denen nicht, die das nur weiterreichen und sich aufs Etikett verlassen.
Als ich noch angelegentlich per TV Nachrichten und Dokumentationen zur Kenntnis genommen habe, fiel mir das vor plusminus 30 Jahren bedenklich vermehrt auf (ich lasse mal offen, ob das wirklich zunahm, oder ob es mir nur vermehrt ins Auge stach, weil ich über das Berichtete mehr wußte als die Fensehmacher): zum ersten Mal, als in Kuweit die Ölfelder nach dem Rückzug der Truppen Saddams brannten und Tagesschau und "heute" unisono Aufnahmen von verölten Seevögeln auf dem Meer zeigten. Selbst mir ist damals aufgefallen, daß die da Bilder von der Havarie der Exxon Valdez in Alaska im März 1989 recycelt haben, weil es schlicht kein Bildmaterial gab; nur ohne jeden Hinweis. Nach dem Zusammenbruch des Sozialismus, und dann nochmal beim versuchten Putsch im August 91 waren dort dann auch "Filmaufnahmen" von der Erstürmung des Winterpalastes 1917 zu sehen. Jeder, der sich auch nur kurz mit dem Thema befaßt hat, weiß, daß die damals nicht gefilmt haben, sondern daß das Aufnahmen aus Eisensteins Nachstellung "Oktober" sind, der 1927 zum 10-jährigen gedreht wurde (wo die Szene im Schnee spielt, damit die Schauspieler sich dunkel in der Nachtszene vorm Hintergrund abheben; jede historisch korrekte Darstellung betont, daß die Bolschewiki das bewußt vermieden haben, um nicht als Zielscheiben zu dienen). Ditto Filmszenen & Photos von Maos "Langem Marsch": auch da gibt es keinen Meter Film, kein einziges Foto: die entstammen samt und sonders späteren Propagandafilmen.
RICHTIG verschnupft hat mich diese Trickserei, als ab dem Sommer 1995 in allen Illustrierten hier bei uns massenhaft "neu entdeckte Farbfotos aus Hitlers Reich" abgedruckt wurden (der "Spiegel" war da ganz vornweg). Zufällig exakt zu der Zeit, als die Bildnachbearbeitung preiswert & verbreitet genug war, um den ersten CGI-Streifen von Pixar ins Kino zu bringen (ja, "Toy Story"). Stichwort Nachkolorierung. Agfa hat den ersten kommerziellen Farbrollfilm im Sommer 1938 auf den deutschen Markt gebracht; wer mal alte Photosammlungen aus der Zeit durchgegangen ist, weiß, daß da mal das eine oder andere auftaucht, aber selten (der Film war derart teuer, daß die meisten Hobbyphotographen das höchstens 1x ausprobierten) - und nicht massenweise, was 50 Jahre lang niemandem aufgefallen wäre.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Der Zuhälterdarsteller lehnt die Schwarze ab. Schwarze "laufen" nicht gut. Der Zuhälterdarsteller mußte das so sagen. Weißer Rassismus muss belegt werden. In der Realität, der nicht authentischen, klagen die schwarzen Huren nicht über Rassismus. Deren Kunden wollen die schwarze Rasse.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #4Bedenklicher wird's bei tatsächlich vorgeschützter Authentizität. Wobei es z.T. den Machern selbst nicht auffällt, zumindest denen nicht, die das nur weiterreichen und sich aufs Etikett verlassen.
Bowling for columbine gewann 2002 den Oskar und inzwischen weiß man ziemlich deutlich an wie vielen Stellen die von Moore gezeigte Realität von der tatsächlichen abwich. Und Moore hat seinen Oskar nicht zurück gegeben, geschweige denn die Millionen, die er aus seinem Betrug gezogen hat.
Zitat von Llarian im Beitrag #7Naja, so neu ist die Nummer jetzt nicht.
Natürlich nicht, die hat einen so lang gewachsenen Bart, so lang, daß er nun in den Füßen hängt. Die "authentischere Realität", die Kritik daran, evoziert immerhin ein ÖR-Entschuldigungs-Video wie oben verlinkt. Das kann man mit optimistischem Blick als Anfang der gesellschaftlichen Rückeroberung der Realisten sehen. Die "authentischere Realität" stößt an die Grenzen der Realität ohne blabla-Attribute. Ich bin da sehr hoffnungsvoll.
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