Zitat Er wechselte nur kurz einige Worte mit ihnen und begann dann wieder, laut zu lesen, als wenn niemand außer ihm anwesend wäre.
Spannend, dass er laut liest, und das noch im 18.Jahrhundert. In der Antike wurde in unserem Kulturkreis auch laut gelesen. Leise zu lesen begann man erst, als die Antike schon im Untergehen und das Mittelalter noch nicht aufgegangen war.
Der bekannte Passus findet sich in bei Augustinus, der in seinen Confessiones (6.3.3) von seinem Lehrer Aurelius Ambrosius berichtet, daß er erstaunlicherweise leise las. Alberto Manguel hat das ganze zweite Kapitel seiner "Geschichte des Lesens" den "stillen Lesern" gewidmet.
Zitat von A.M. "Eine Geschichte des Lesens," Ausg. Rowohlt, 1999, S.57Augustinus' Beschreibung des Ambrosius (vor allem mit der Feststellung, daß er NIEMALS laut las) ist das erste gescicherte Beispiel für stilles Lesen in der westlichen Literatur. Frühere Schilderungen sind weit weniger verläßlich. Im 5. Jahrhundert v. Chr. kommen kommen stumm lesende Personen in zwei Dramen vor: In "Hippolytos" von Euripides liest Theseus schweigend einen Brief, der von seiner toten Frau gehalten wird; in den "Rittern" von Aristophanes liest Demosthenes eine Schreibtafel mit einem Orakelspruch und scheint von ihm getroffen, ohne auszusprechen, was er enthält.
Nach Plutarchs Bericht hat Alexander der Große (im 4. Jahrhundert n. Chr.) schweigend einen Brief seiner Mutter gelesen und damit seine Soldaten in Erstaunen versetzt.
Ptolemäus bemerkte im 2. Jahrhundert n. Chr. in seinem Werk "Kriterion" (das Augustinus möglicherweise bekannt war), daß Menschen manchmal leise lesen, wenn sie sich konzentrieren, da das Aussprechen der Worte vom Gedanken ablenkt.
Bei Buber lautet die Stelle übrigens:
Zitat Suchten ihn Verwandte oder Gäste auf, so war er um ihre Unterhaltung nicht bemüht. Man hörte seine Stimme unbeirrt weiterlesen.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat aus dem Artikel: "Als er eines Tages wieder in seine Lektüre vertieft war, erfaßte eine Windbö das Wind und ließ es davon flattern."
Eine Windbö erfasste das Wind?
Zitat aus dem Artikel: "Erst als er auf die Knie fiel und sie um Verzeihung anflehte, erschien sie wieder, stieg vom Tisch und sprach zu ihm: 'Wenn du nichts auf mich hörst, werde ich nichts mehr mit dir zu schaffen haben!' Dann trug sie Yuzhu auf, ein Schachspiel und Spielkarten zu kaufen und jeden Tag mit ihr zu spielen."
Wenn du nicht hörst...
Zitat aus dem Artikel: "In der Folgezeit erwarb sich Yuzhu weithin den Ruf eines umgängichen und lebensfrohen, aber auch gelehrten Mannes."
Als reine Anmerkung: Das ist, glaube ich, für reine Büchergelehrte typisch. Da diese Leute aufgrund ihrer Leidenschaft kaum andere Laster ausbilden konnten und das Lesen von Büchern einen kaum aufputscht, wirken sie sanft und weil fast jedes Buch Prosa beinhaltet auch eloquent.
Zitat aus dem Artikel: "Als die Frau davon erfuhr, schalt sie ihn deswegen aus, aber er antwortete verständnislos"
Hier bin ich etwas unsicher, "ausschalten" ist jedenfalls etwas anderes als jemanden "ausschimpfen". Wie man aber "Schelten" im Sinne von "gescholten" richtig konjugiert, das musste ich selbst nachlesen. Das scheint aber korrekt zu sein, nur im Zusammenhang mit "aus" ist mir das bisher nicht bewusst begegnet.
Zitat aus dem Artikel: "Als Yuzhu dies hörte, brach er in Tränen aus"
Hier fehlte das Komma nach der wörtlichen Rede der Frau.
Zitat aus dem Artikel: "Hnägst du denn nicht an unserem Kind?"
Dürfte klar sein.
Zitat aus dem Artikel: "Kurze Zeit vorher hatten Yuzhus Verwandte entdeckt, daß er mit einer Frau zusammenlebte, und sie waren ausnahmslos empört darüber"
Als reine Anmerkung: Diese Stelle hat mich nachdenklich zurückgelassen. Wieso empören sie sich?
Zitat aus dem Artikel: "(...) und so suchten sie Yuzhu auf, um ihn danach zu erkundigen"
Sich zu erkundigen oder ihn danach auszufragen.
Zitat aus dem Artikel: "Magistrat Shi war erzürnt und ließ Yuzhu unverzüglich verhaften."
Als reine Anmerkung: Hatte er das nicht weiter oben schon getan?
Zitat aus dem Artikel: "Daraufhin hegte Magistrat Shi den Verdacht, daß es sich bei der Frau um einen Dämon handelte, und er ließ sich zu Yuzhus Haus fahren, um ihrer habhaft zu werden."
Als reine Anmerkung: So falsch lag er ja nicht. Oder ist im chinesischen die Kategorie der "Unsterblichen" da klar getrennt von den Dämonen?
Zitat aus dem Artikel: "Ein Frau kann sich als Dämon erweisen, und Bücher können zu Besessenheit führen."
Als reine Anmerkung: War in der Geschichte ja nicht der Fall. Die Frau war eigentlich sehr gut zu dem Gelehrten, finde ich.
Zitat aus dem Artikel: "In Martin Bubers..."
Huch?
Insgesamt danke ich dafür, dass diese Geschichte der Öffentlicht zur Verfügung gestellt wurde. Flüchtigkeitsfehler sind bei so einer Arbeit unvermeidlich, aber ich denke, es ist besser, sie auszubessern.
Die Geschichte lässt einen irgendwie Wehmütig zurück. Die Frau ging dem Gelehrten leider verloren. Am Ende hatte er nur eine Geliebte.
Wobei es das Motiv des Büchernarren natürlich auch im westlichen Kosmos gibt.
Zitat von Johanes im Beitrag #4Zitat aus dem Artikel: "Als er eines Tages wieder in seine Lektüre vertieft war, erfaßte eine Windbö das Wind und ließ es davon flattern."
Eine Windbö erfasste das Wind?
Das Buch, natürlich. Ist ein Beispiel, wie man zu nah am Text sitzt, wenn man das ein paar Stunden am Stück vor Augen gehabt hat.
Zitat von Johanes im Beitrag #4"Kurze Zeit vorher hatten Yuzhus Verwandte entdeckt, daß er mit einer Frau zusammenlebte, und sie waren ausnahmslos empört darüber"
Als reine Anmerkung: Diese Stelle hat mich nachdenklich zurückgelassen. Wieso empören sie sich?
Weil dies ein Kebsverhältnis ist und einen gewaltigen Fauxpas darstellt. Nebenfrauen und Konkubinen sind im alten China gängig, aber nicht für Krethi & Plethi (das war ein Zeichen für soziale Distinktion); Eheverhältnisse mußten öffentlich sein und brauchten die Absegnung durch die Sippe; sie waren allesamt arrangiert. Die Familie ist in der konfuzianischen Tradition DIE Grundlage aller sozialen Ordnung. "Liebesehe" oder gar "wildes Zusammenleben" sind da nicht einmal denkbar. Es ist kein Wunder, daß für die Reformbewegung des 4. Mai Ibsens "Nora" einen zentralen Stoff mit maximaler Sprengwirkung darstellte.
Zitat Oder ist im chinesischen die Kategorie der "Unsterblichen" da klar getrennt von den Dämonen?
Das Wort, wie erwähnt, deckt beides ab, aber die Kategorien unterscheiden sich absolut. Unsterbliche sind wohlwollende Wesenheiten; je nach Tradition ist unklar, ob Menschen sich diesen Rang erwerben können (der Daoismus sagt "ja"). Fuchsgeister, 狐狸精 / Hulijing, die der Magistrat hier im Spiel vermutet, gehören der Dämonenwelt an (wie übrigens auch rachsüchtige Geister von Verstorbenen). Sie treten charakteristischerweise in Gestalt schöner Frauen auf und können gewaltigen Schaden anrichten. Nicht unbedingt; es gibt auch Beispiele, wo sie Sterblichen beigestanden haben, an denen sie Gefallen gefunden haben, aber sie spielen in der chinesischen Folklore die Rolle des Tricksters, mit denen man sich tunlichst nicht abgibt. Ein Beispiel dafür aus Japan: wenn man unverhofft einem Fuchsgeist (hier Kitsune genannt) im Wald begegnet, soll man ihn grüßen? Wenn ja, deutet er das als vielleicht als Belästigung, wenn nein, als Beleidigung und Mißachtung. Im besten Fall kommt der arme Teufel, dem das widerfährt, mit einer gewaltigen Tracht Prügel und einer Woche Verschollensein davon (das letzte Motiv kennen wir ja aus den westlichen Feengeschichten auch); im schlimmsten wird sein Leben, seine Familie, sein Unterhalt vernichtet.
Zitat von Johanes im Beitrag #4Zitat aus dem Artikel: "In Martin Bubers..."
Huch?
Sh. dazu die Fußnoten zu meiner ersten Übersetzung, der "bemalten Wand."
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat von Johanes im Beitrag #4 Zitat aus dem Artikel: "Magistrat Shi war erzürnt und ließ Yuzhu unverzüglich verhaften."
Als reine Anmerkung: Hatte er das nicht weiter oben schon getan?
In diesem Fall richten Sie Ihre Beschwerden bitte an den Verfasser, nicht den armen Übersetzer, der gehalten ist, sich an das Original zu halten. Die Passage lautet:
Zitat 立即派衙役去捉拿玉柱和女子。 史县令大怒,将玉柱逮捕下狱
Und dieses 捉拿 / zhuōná im ersten Satz bedeutet exakt dasselbe "verhaften", "gefangennehmen" wie das 下狱 / xiàyù im zweiten für Yuzhu (玉柱). Zu verstehen dürfte das so sein, daß die Häscher nach dem unerwarteten Verschwinden und dem Hinweis, daß es hier nicht mit rechten Dingen zugehen könnte, erst einmal neue Ordres bei ihrem Vorgesetzten eingeholt haben. Aber es steht eben nicht im Text.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Entschuldigen Sie, Herr @Ulrich Elkmann, ich wollte Ihnen keineswegs zu Nahe treten. Mir ist klar, dass solche Flüchtigkeits- und Tippfehler bei der Übersetzung eines solchen Textes fast automatisch erfolgen. Und da bei Zettels Raum das Lektorat fehlt, bleiben sie häufig unentdeckt.
Meinen Kommentar sehe ich eher als Beitrag zur Verbesserung Ihres Werkes denn als abwertung oder Kritik. Ich bitte es daher nicht als Angriff misszuverstehen.
Schon recht. Ich bin ja im Zivilstand in der Anglistik tätig (das ist jetzt kein großes Geheimnis; ich bin da leicht zu googeln); und unser Institut veröffentlich jedes Jahr ein Jahrbuch. Wir sitzen da jeweils gut 2 Monate am Überprüfen der Zitate und Angaben; jeder Text wird ein halbes Dutzend Mal korrekturgelesen. Und immer bleiben noch ein paar Schnitzel stehen, die dann aber hoffentlich so klein sind, daß sie nicht mehr ins Auge springen. Das setzt aber völlig "abstraktes" Lesen voraus, das völlig vom Erfassen des Sinns absieht und sich nur noch auf die Formalien beschränkt. Und es ist nun mal so, daß man selbst blind für dergleichen wird, wenn man zu nahe am Text sitzt, weil das Hirn so verschaltet ist, daß es Lücken, Buchstabendreher ausblendet, wenn der Sinn aus dem Rest klar wird. Ein berüchtigtes Beispiel waren die Biologielehrbücher in den USA, wo zwischen den späten 1920er bis in die frühen 50er Jahre Abbildungen des menschlichen Zellkerns bei der Mitose zu findenwaren (also mit sichtbaren Chromosomen) und die Anzahl mit 24 Paaren angegeben wurde, obwohl es für jedermann nachzählbar ein Paar weniger war.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
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