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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 29 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Johanes Online




Beiträge: 2.636

10.02.2022 16:35
#26 RE: BigTech und der Tod der Freiheit Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #18
[...]


Dazu einige Punkte:
1.
Es gab mal eine Zeit, in der die Öffentlich-Rechtlichen ihren Auftrag der Neutralität und des Binnenpluralismus ernst nahmen. In dieser Zeit wurden auch z. B. Dokus von Erich von Däniken, konservative Polit-Magazine und dergleichen mehr ausgestrahlt.
Man mag jetzt zu solche Thesen wie Ufologie, Geistererscheinungen oder Verschwörungstheorien stehen, wie man will. Das ist eine inhaltliche Bewertung.
Da aber diese oder vergleichbare Meinungen in der Bevölkerung real vertreten werden, gehört es zur Binnenpluralität usw. formal dazu, dass auch solche Stimmen zu Wort kommen.
Es stellt sich lediglich die Frage des quantitativen Anteils. Wenn einmal im Jahr irgendwo eine Sendung kommt, wo das Paranormale, Verschwörungstheorien usw. die Hauptrolle spielen, muss man das schon hinnehmen. Eben als Implementierung des Binnenpluralismus.

Der Binnenpluralismus ist an sich schon ein problematisches Konzept, etwa könnte man fragen, wieso die gefakte Mondlandung Sendeminuten bekommt, aber die Flache Erde oder die Weltuntergangssekte nicht, aber heute ist dieses Konzept erledigt.
Erstens weil die ÖRR nach meiner Einschätzung nicht mehr den Anspruch vertreten, alle Meinungen zu Wort kommen zu lassen.
Zweitens weil heute im Prinzip wirklich jeder seinen eigenen Blog oder Youtube-Kanal eröffnen und dort nur über UFOs und Verschwörungen reden kann. Bis es gecancelt wird, jedenfalls.

2.
Ich glaube, einen erheblichen Teil von dem, was der Mainstream heute als "Geschwurbel" oder Verschwörungstheorie abtut, wurde vor einigen Jahren grade von linken Kreisen propagiert.
Nur lief das da unter dem Gesichtspunkt, die böse Konsumgesellschaft und ihre "Narrative" anzugreifen. Zum Beispiel "Big Pharma" oder so. In Sachen Corona haben wir das innerhalb von einem Jahr miterlebt, wie sich die Meinungspresse um 180° gewendet hat.

Der Zeitgeist ändert sich und mit ihn, welche Kreise grade welche Botschaften für gut halten.
In den 19XX Jahren gab es mal Epochen, wo Wachstum und technischer Fortschritt von den Linken propagiert und von den Rechten kritisiert wurde. Es gab mal eine Zeit, in der die Idee links war, jeden Bürger zum Kleinaktionär zu machen, zumindest bei einigen gemäßigten.

3.
Zum Thema "Journalismus" haben wir ja schon an anderer Stelle ausführlich diskutiert.



"Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten." (Matthäus 7,12)
"Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese." (Mark. 12,31)

Johanes Online




Beiträge: 2.636

10.02.2022 16:50
#27 RE: BigTech und der Tod der Freiheit Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #22
Ich bin verdammt gut darin die Zukunft zu prognostizieren.


Ich kenne das Gefühl.
Ich führe es darauf zurück, dass mein Standpunkt mehr geerdet ist und die Überlegungen der anderen mehr auf Wunschdenken usw. basieren. Das ist sehr angenehm.

Doch es kommen mir immer auch Zweifel:
Auch eine kaputte Uhr zeigt zweimal am Tag die richtige Uhrzeit und wenn man die nächste Rezession konstant vorhersagt, dann hat man damit irgendwann auch einfach recht.
Nehmen wir das Beispiel Energiewende. Wenn ich mich recht erinnere -- ich mag mich ja täuschen -- , dann wurde uns schon in diesem Dezember ein Blackout wegen den Heizkosten vorhergesagt. Wir hören jetzt seit über 3 Jahren, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Energiewende zum Kollaps führt. Bisher ist der ausgeblieben.
Nehmen wir an, morgen kommt der Kollaps, was wir alle nicht hoffen wollen, wurde er dann wirklich korrekt vorhergesagt oder haben wir es hier nur mit dem Effekt der defekten Uhr zu tun?



Nehmen wir das Thema Inflation.

Vor dem Untergang des Euro wurde schon bei Beginn des ESMs gewarnt. Er ist bis heute ausgeblieben. Natürlich hatte das Nebenwirkungen.
Jetzt hatten wir die letzten Jahre eine Diskussion um Target 2-Salden. Da bin ich nicht 100% durchgestiegen. Doch auch hier gilt, der große Zusammenbruch ist nicht eingetreten. Was wir sehen konnten, war ein Zusammenbruch im Zusammenhang mit der Corona-Politik.

Wir alle haben Vorhersagen gemacht, die falsch waren. Bei mir war es die Spekulation rund um den Koalitionsvertrag. Nur neigen wir fatalerweise dazu, unsere Fehler zu vergessen.

Gruß

Johanes



"Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten." (Matthäus 7,12)
"Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese." (Mark. 12,31)

Llarian Offline



Beiträge: 7.120

10.02.2022 16:57
#28 RE: BigTech und der Tod der Freiheit Antworten

Zitat von alpha_beta im Beitrag #24
Die induzierten Ideologie-Kosten werden auf andere abgewälzt. Wenn im Beispiel das Elektro-SUV doppelt so teuer zu betanken ist wie der Benziner wird die Einsicht nicht etwa sein, dass der Strom zu teuer ist. Sondern dass es einfach zu wenig Windmühlen hat (aber NIMBY), und Benzin sowieso viel zu billig ist und extra-besteuert werden muss. Es wird dann eine dynamische EEG 2.0 Umlage verlangt, mit der das Betanken von Elektroautos maximal so teuer wird wie das eines Benziners.

Kann man alles machen. Bis das Geld alle ist. Und die derzeitige Inflation ist ein ziemlich klares Indiz dafür, dass dem so ist. Der deutsche Staat benimmt sich zunehmend wie ein sterbender Stern: Zunächst lebte er von Steuergeldern und erhöhte diese, bis es nicht mehr ging. Dann wurden Schulden gemacht, bis das nicht mehr (normal) ging. Dann wurden die Zinsen eingefroren, so dass man noch mehr Schulden machen konnte. Und jetzt druckt man hemmungslos Geld, um noch mehr zu wachsen. Aber das Limit ist bald erreicht. Aber genauso wenig wie der rote Riese sich ewig ausdehnen kann, in seiner Gier nach Wasserstoff, so wenig kann der Staat sich weiter aufblähen in seiner Gier nach Geld.

Und dann gibt es gar kein Geld mehr für den Elektro-SUV, weil schlicht keine einfachen Arbeiter mehr da sind um es zu bezahlen. Wie gesagt: Die Erkenntnis kommt bei Hardcore-Grünen nicht an, aber der gemeine Michel, der den ganzen Mist bezahlen soll, der hat das Geld nicht mehr. Weil er keinen Job mehr hat, weil er sich selber weder Auto noch Haus leisten kann. Der grüne Quatsch hätte lange existieren können, wie ein Parasit auch lange vom Körper des Wirtes leben kann. Wenn er aber beginnt den Wirt zu erwürgen ist Schluss mit lustig. Und genau an dem Punkt sind wir bald. Für das grüne Ökotopia braucht es viel mehr Zahler als heute da sind. Die Industrie ist schon zu großen Teilen ins Ausland geflohen, die Fachkräfte Flucht hat sich alleine in den letzten zwei Jahren massiv erhöht. Wir sind in Kürze in der selben Situation wie die DDR 1960. Folgen sind bekannt.

Llarian Offline



Beiträge: 7.120

10.02.2022 17:17
#29 RE: BigTech und der Tod der Freiheit Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #27
Auch eine kaputte Uhr zeigt zweimal am Tag die richtige Uhrzeit und wenn man die nächste Rezession konstant vorhersagt, dann hat man damit irgendwann auch einfach recht.

Ein gutes Argument. Das ist wie bei Nostradamus oder Peter Scholl Latour: Wer viel prophezeit hat irgendwann auch mal einen Treffer dabei.

Zitat
Nehmen wir das Beispiel Energiewende. Wenn ich mich recht erinnere -- ich mag mich ja täuschen -- , dann wurde uns schon in diesem Dezember ein Blackout wegen den Heizkosten vorhergesagt. Wir hören jetzt seit über 3 Jahren, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Energiewende zum Kollaps führt. Bisher ist der ausgeblieben.
Nehmen wir an, morgen kommt der Kollaps, was wir alle nicht hoffen wollen, wurde er dann wirklich korrekt vorhergesagt oder haben wir es hier nur mit dem Effekt der defekten Uhr zu tun?


Das Problem jedes Propheten ist, dass es immer unkontrollierte Ereignisse gibt, die er nicht auf dem Schirm hat. In dem Falle zwei Dinge: Den milden Winter und das Ausland. Der Crash ist nicht gekommen, weil das Ausland die Deutschen brav beliefert hat. Abgefroren sind wir nicht, weil Putin sich, unabhängig von Trampolinas Drohungen, an die Lieferverträge gehalten hat. ABER: Das ist keine Leistung der Grünen. Wenn die französischen AKWs nicht zuverlässig Strom an die Deutschen liefern würden, dann wären wir mehrfach in den grünen Blackout gelaufen. Und ich glaube als Merkel die Energiewende verkündete, war damals nicht die Rede davon: Wir bekommen das nur hin, weil das Ausland Dinge tut, die wir verteufeln. Wenn das Ausland den deutschen Weg gegangen wäre, die Deutschen halten sich ja für die großen Vorbilder, dann hätten wir diesen Winter, obschon der sehr milde war, vermutlich mehr Tote durch Stromausfälle gehabt als mit und durch Corona.

Zitat
Vor dem Untergang des Euro wurde schon bei Beginn des ESMs gewarnt. Er ist bis heute ausgeblieben.


Fragen Sie mal die Griechen, wie die das sehen. Wirecard war auch nicht pleite, als das Betrugsschema begonnen wurde. Aber jeder Tag, der es fortgesetzt hat, machte den Fall tiefer.

Zitat
Jetzt hatten wir die letzten Jahre eine Diskussion um Target 2-Salden. Da bin ich nicht 100% durchgestiegen. Doch auch hier gilt, der große Zusammenbruch ist nicht eingetreten. Was wir sehen konnten, war ein Zusammenbruch im Zusammenhang mit der Corona-Politik.


Corona ist nur ein Beschleuniger von Dingen, die vorher langsamer abliefen. Aber trotzdem abliefen. Target-2 ist eigentlich nicht so kompliziert: Es läuft darauf hinaus, dass die Deutschen (und ein paar andere) rund eine Billion Euro an die Südländer transferiert haben. Und es keinen Mechanismus gibt das Geld zurück zu bekommen. Man hat quasi eine Billion verschenkt. Aber weil die Summe so irre ist, kann man sie nicht abschreiben und lässt den Quatsch weiter mitlaufen. Deswegen bricht nichts zusammen, es ist halt nur ein massiver Kapitaltransfer, der ungefähr einem Fünftel der deutschen Finanzreserven entspricht. Wenn der Euro zusammen bricht, wird man das abschreiben.

Zitat
Wir alle haben Vorhersagen gemacht, die falsch waren.


Jede Menge. Aber nicht im Großen, und das ist eigentlich das spannende: Es ist schwer zu sagen, wie in einer Woche das Wetter ist, aber das es in einem Jahr eher kalt ist, ist eine gute Prognose. Ich kann nicht sagen wer Kanzler wird oder ob die Koalition die vier Jahre durchhält oder ob es Lindner jetzt wirklich geschafft hat die FDP endgültig vor die Wand zu fahren. Das sind viel zu kleine Dinge. Aber der energetische Zusammenbruch der Deutschen, den halte ich für nahezu unumgänglich. Genauso wie den Zusammenbruch des Euros oder den Aufstieg von China zur beherrschenden Supermacht des Planeten.

Ihr Argument oben bleibt deswegen trotzdem absolut richtig: Manches ergibt sich einfach aus der Zeit und bestimmte Prognosen sind einfacher, weil der Horizont nicht finit ist. Wann das deutsche Stromnetz zusammen klappt kann nächstes Jahr sein, kann auch sein, dass es noch fünf oder zehn Jahre dauert (je nachdem wie sich das Ausland verhält). Konkrete Zeithorizont sind dagegen viel schwerer: Zu sagen wie der nächste US-Präsident ist. Meine Prognose ist Trump. Mit Außenseiterchancen für DeSantis oder Cruz. Aber NICHT Joe Biden. Da würde ich richtig teuer wetten.

alpha_beta Offline



Beiträge: 143

19.07.2022 20:12
#30 RE: BigTech und der Tod der Freiheit Antworten

Zitat von alpha_beta im Beitrag #24
Zitat von Llarian im Beitrag #22
Was ich aber sagen kann ist: Keine Sorge, das wird schlimmer. Und das wird, im Unterschied zu vorher, dann ernst genommen. Und dann überlegt man sich tatsächlich ob man die Grünen in der Regierung wirklich so toll findet. Vorstadtslehrer mit Elektro-SUV und eingebautem guten Gewissen werde ich damit nicht treffen, aber die normalen Leute, die über ihre Stromrechnung nachdenken und die zu clever sind, dass sie glauben man könne ein gutes Gewissen kaufen, die denken dann irgendwann nach. Und ich bleibe bei einer ganz simplen Erkenntnis, die am Ende alle grünen Spinnereien aus dem Feld wirft: Das Fressen kommt immer noch vor der Moral.


Früher hätte ich dem noch zugestimmt - erst wenn es wehtut kommt in Deutschland die Einsicht.

In den letzten 2 Jahren hat sich meine Prognose geändert. Die induzierten Ideologie-Kosten werden auf andere abgewälzt. Wenn im Beispiel das Elektro-SUV doppelt so teuer zu betanken ist wie der Benziner wird die Einsicht nicht etwa sein, dass der Strom zu teuer ist. Sondern dass es einfach zu wenig Windmühlen hat (aber NIMBY), und Benzin sowieso viel zu billig ist und extra-besteuert werden muss. Es wird dann eine dynamische EEG 2.0 Umlage verlangt, mit der das Betanken von Elektroautos maximal so teuer wird wie das eines Benziners.


Und keine 6 Monate später:

Zitat
So sei „eine CO2-abhängige Klimaabgabe für Pkw-Neuzulassungen in Kombination mit einer Fortführung der E-Auto-Prämie“ sinnvoll, sodass „im Ergebnis gleichrangige E-Autos günstiger werden als die jeweiligen Verbrenner-Autos“, heißt es in dem Papier.


https://www.handelsblatt.com/politik/deu...s/28520750.html

Jap, Ideologie-Kosten werden einfach abgewälzt. Per Dekret werden E-Autos fortan günstiger als Benziner sein (bzw. eher umgekehrt: Benziner teurer als E-Autos). Eines muss ich den Grünen lassen: Sie drücken einfach massiv Politik für ihre Wählerklientel durch - das komplette Gegenteil der FDP.

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #25
Das geht aber nur, solange das noch irgendwie zu finanzieren ist. Und wie es aussieht, haben wir jetzt ein Stadium erreicht, wo die Wasserspiele im Hirschpark nicht mehr aus anderen Quellen gespeist werden können.

Betrachtet man das ganze als Schachspiel ist Deutschland bald im Endspiel angekommen. Gut, dank des Wirtschafts-seppukus als Zeichen der Solidarität ist man eigentlich schon mittendrin. Der König wird sich jetzt auch bewegen müssen, sonst heißt es Schachmatt.

___________________
Fiat justitia, ne pereat mundus.

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