Zitat von Johanes im Beitrag #3Auch für Fußgänger ist die Begegnung nicht immer wünschenswert.
Das liegt aber nicht zwangsläufig an den E-Bikes, lieber Johanes. Ein altes klappriges Damenrad kann genauso gefährlich sein, wenn es fahrlässig bedient wird.
Natürlich kann man bei einem E-Bike schnell mal die Geschwindigkeit überschätzen. Aber mal ehrlich: Die E-Biker, die sich rücksichtslos verhalten, würden auch mit "normalen" Fahrrädern Unfug anrichten.
Zitat von Krischan im Beitrag #4 Das liegt aber nicht zwangsläufig an den E-Bikes, lieber Johanes. Ein altes klappriges Damenrad kann genauso gefährlich sein, wenn es fahrlässig bedient wird.
Genau das ist nicht der Fall, lieber Krischan. Ein klappriges Damenrad (am besten auch gefahren von einer klapprigen Dame ) erreicht irgendwo eine Endgeschwindigkeit von 10-12 Stundenkilometern. Wenn es wirklich eine klapprige Dame ist: Höchstens. Die selbe klapprige Dame bringt es auf dem E-Bike auf 25 Stundenkilometer. Das entspricht ungefähr der fünffachen(!) Energie. Das ist ein Unterschied. Ich kann mich schon erinnern, früher (als ich noch jung und blöd war, heute bin ich nur noch eins davon) auch schonmal mit dem Fahrrad gestürzt zu sein und auch zusammen gestoßen zu sein. Ich möchte mir gar nicht vorstellen wie das ausgegangen wäre, wenn das bei 25 Stundenkilometern passiert wäre.
Zitat Aber mal ehrlich: Die E-Biker, die sich rücksichtslos verhalten, würden auch mit "normalen" Fahrrädern Unfug anrichten.
Das glaube ich gerade nicht. Weil sie es gar nicht können. Der Opa auf dem Fahrrad kann schlicht und einfach die Geschwindigkeit nicht erreichen, die Mama im Berufsverkehr mit ihrem Lastenrad schon mal gar nicht. Früher ist mir Fahrrädern deshalb weniger passiert, weil die Geschwindigkeiten niedriger waren. Es ist ja auch beim Auto ein himmelweiter Unterschied ob ich einen Unfall mit 100 Stundenkilometern habe oder mit 250. Mit heutigen Sicherheitssystemen ist ersterer zwar übel (und frontal auch tödlich), aber ich habe eine Chance. Bei 250 brauchen wir nicht mehr zu diskutieren, da kommt nur noch der Leichenwagen. Und das sind genau die selben Verhältnisse. Vielleicht würde sich der eine oder andere Student in seinem Polo auf der Autobahn auch gerne auf die linke Spur begeben und ausprobieren wieviel Michael Schumacher in ihm steckt. Aber er kann es schlicht nicht. Und das ist tatsächlich wohl auch ganz gut so. Idioten auf zwei Rädern hat es immer schon gegeben, wird es auch weiterhin geben (ich sprach ja die Kurierfahrer an). Aber jetzt werden es mehr. Sehr viel mehr.
Der natürliche Feind des vernünftigen Autofahrers ist normalerweise der Raser (und umgekehrt). Wer viel als Autofahrer unterwegs ist, kennt das zur Genüge: Den "halben Tacho" Sicherheitsabstand kann man bei einigen Rasern mit einem größeren Geodreieck nachmessen, Vorfahrt eventuell beim Linksabbiegen ist erst ab 40to Gegnergewicht von Relevanz und das Blinken bei Spurwechsel findet nur Sonntags bei schönem Wetter statt - der vernünftige Autofahrer wird schon sehen, dass die Spur gewechselt wird. Das ist leider oftmals Alltag. (Da ich kein Raser bin, kenne ich die Sprüche in die andere Richtung leider nicht).
Aber in den letzten Jahren kommt es zunehmend zu einem neuen Protagonisten auf der Straße und den Autobahnen: Der Multi-PS-Raser, bzw. schlimmer noch, die jungen Multi-PS-Raser. Das unverkennbare Kennzeichen solcher Fahrer, aber auch gerade ihrer jungen Pendants, ist ihre lustige Tendenz so viel Gas zu geben wie der Motor hergibt. Und das ist eine ganze Menge. Und plötzlich haben wir so lustige 3,5-Tonnen-SUVs mit Elektroantrieb (der Schicki-Micki-Artikel für den Raser von heute), die an der Ampel in 3 Sekunden von 0 auf 100 beschleunigen und mit wenigen Millimetern Abstand auf einer Landstraße vor einer Kuppe überholen.
Auch die Autobahn ist vor Ihnen nicht sicher, und da es auf bundesdeutschen Autobahnen keine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt, kann es schon mal sein, dass sich einem vernünftigen Autofahrer mit 130km/h von hinten auf einer ganz unschuldigen Autobahn so ein dicker SUV mit 200 Stundenkilometern nähert. Was man dann im allerletzten Moment per Lichthupe mitbekommt, weil so ein Elektromotor auch ziemlich leise ist.
Das Problem ist, in meinen bescheidenen Augen, dass viele Raser die Geschwindigkeit ihres Fahrzeuges zum einen falsch einschätzen, zum anderen es schlecht beherrschen. 200 Stundenkilometer klingt nicht nach viel, aber wenn man dabei die Kontrolle über sein Fahrzeug verliert, bzw. in einen Polo prallt, dann sind das ganz gewaltige Kräfte, die auch gerne mal tödlich groß sind. Die meisten normalen Autofahrer erreichen die 200 Stundenkilometer auf der Autobahn eher nicht. Klar ist so eine Geschwindigkeit mittlerweile bei vielen Autos möglich, aber es ist anstrengend und es braucht schon eine gewisse körperliche Leidensfähigkeit dazu, vor allem das länger in Fahrzeugen unter 50.000€ Listenpreis durchzuhalten.
Aber die Multi-PS-SUVs egalisieren das Spielfeld und mit 20 Fahrassistenzsystemen schafft es selbst so mancher Opa die Endgeschwindigkeit zu erreichen. Obwohl er das nicht sollte. Genausowenig wie die Mama im Berufsverkehr, die mal eben schnell das Gaspedal ihres "E-Mini's" auf dem Beschleunigungsstreifen durchdrückt, weil sie die Kinder gerade zum Kindergarten gebracht hat und nun dringend zur Arbeit muss.
Die meisten von uns haben sich schon einmal über Paketzustellfahrer geärgert. Das sind diese "Spinner", die auf Teufel komm raus mit ihren Kleintransportern durch den engsten Verkehr und durch Spielstraßen heizen, weil sie nach der Zeit bezahlt werden. Und das ist sicher auch ein Problem, aber noch ein übersichtliches. Sie sind selten. Aber mit der zunehmenden Verbreitung übermotorisierter Fahrzeuge mit viel PS hat man es plötzlich mit Dutzenden verhinderten Formel1-Rennfahrern zu tun, die über Autobahnen donnern, die für diese Geschwindigkeiten eigentlich nie gedacht waren. Im zähfließenden Berufsverkehr sind Raser vielfach geduldet, weil die dort eh nicht schnell fahren können. Wenn sie es dagegen können wird das unlustig - die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen vernünftigen Autofahrern und Rasern wird immer größer. Die ganze Auslegung stimmt nicht mehr.
Das bedeutet nicht die Forderung jetzt die ganzen Raser auf die Rennstrecke zu zwingen. Prinzipiell ist es gut, dass es Autobahnen für alle gibt. Aber vielleicht sollte man mal mehr über Qualifikation nachdenken, wer dazu berechtigt ist ein solches Ding zu fahren. Und vielleicht die Möglichkeit vorsehen dem einen oder anderen sein Spielzeug wegzunehmen. Oder ein Tempolimit? Nur so ein Gedanke.
So. Das musste mal raus.
P.S: Diese Analogie hat sich mir beim lesen aufgezwungen - hätte nicht gedacht in diesem Forum ein Plädoyer für ein Tempolimit zu finden... wenn auch nur zwischen den Zeilen ;)
Zitat von raname im Beitrag #7 P.S: Diese Analogie hat sich mir beim lesen aufgezwungen - hätte nicht gedacht in diesem Forum ein Plädoyer für ein Tempolimit zu finden... wenn auch nur zwischen den Zeilen ;)
Lieber raname, ich habe gestern lange darüber nachgedacht, ob ich ihren Beitrag aufgreifen will, denn normalerweise liegt es mir nicht jemanden, der neu im kleinen Zimmer ist, direkt zu kritisieren. Ich will es dennoch tun, weil Sie sich ja doch einige Mühe gemacht haben ihren Beitrag zu schreiben.
Über Humor kann man bekanntlich streiten, darum macht es wohl nicht so viel Sinn, sich an dieser Front abzuarbeiten, aber das größere Problem an ihrer "Analogie" ist, das sie eben gerade nicht analog ist. Man kann solche Analogien schreiben, um anderen den Eulenspiegel vorzuhalten, da aber niemand hier Raser verteidigt hat oder das auch nur andeutet, erscheint der Eulenspiegel doch ein wenig abwegig.
Aber um beim Analogon zu bleiben: Zum einen stimmen etliche Details nicht. Elektro-Fahrzeuge sind auf der Autobahn nicht leiser oder lauter als andere Verkehrsteilnehmer. Auch ist das Phänomen des Rasers weder neu noch zunehmend noch wird es durch die neu hinzugekommenen Elektro-Fahrzeuge groß verändert. Wer heute mit seinem E-BMW mit 200 (in der Regel mehr) über die Autobahn heizt, hat das vorher mit seinem Turbo-Diesel genauso getan, und ob die Beschleunigung nun um eine Sekunde schneller geht, ist für den Raser auch vergleichsweise uninteressant. Auch die Idee das Ganze auf Muttis oder Opas anzuwenden ist eher abwegig, da defensive Autofahrer (und darum handelt es sich in der Regel bei Muttis und Opas), nicht aggressiver fahren, weil sie jetzt einen Akku statt einem Tank unter sich haben. Und Paketzusteller sind weder selten noch fahren sie besonders aggressiv, denn im Unterschied zu Kurierfahrern haben sie ihren Führerschein zu verlieren. Ich könnte sicher noch mehr finden, aber das Prinzip dürfte klar sein.
Klar kommen solche Dinge zustande, wenn man genau 1:1 ein Analogon erzwingen will, aber wenn es an so vielen Stellen hakt, dann sollte man sich fragen, warum man das überhaupt machen will. Endgültig wird das Ganze vor allem aber an der Stelle, worum es im Kern des Beitrages geht, denn genau im zentralen Punkt, in der Quintessenz, geht das Analogin dann endgültig vor die Hunde: Raserei ist zum einen, durch die zunehmende gesellschaftliche Ächtung der Raserei, die höheren Bußgelder, vor allem aber auch durch die schnelleren (und teils endgültigen) Entzüge der Fahrerlaubnis, eher ein abnehmendes Phänomen. Zum anderen: Es gibt einen gesetzlichen Rahmen dafür, der genau das regelt. Und zwar das Phänomen des Führerscheins, der zum einen erst einmal eine Qualifikation nachweisen muss, zum anderen auch entzogen werden kann. Genau das ist beim E-Bike nicht der Fall. Das heißt die Mechanismen existieren bereits und sind auch recht effektiv.
Und dann am Ende erlauben Sie sich dann doch eine Abweichung zum Ursprungsbeitrag: Sie denken sich ein Tempolimit aus. Um dann zwischen den Zeilen(?) das aus meinem Beitrag heraus lesen zu wollen. Das hat schon Geschmack. Und um wenigstens eine sachliches Argument zu bringen: Ich halte das für das, was Sie beschreiben, für im Wesentlichen sinnlos. Zum einen sind in Deutschland fast alle Autobahnen inzwischen mit einem de-facto Tempolimit gesegnet. Warum sollten sich Leute, die sich schon nicht an bestehende Tempolimits halten, an ein generelles Tempolimit halten? Was Sie da heraus lesen wollen, existiert nicht, ich halte die Debatte um ein generelles Tempolimit für reine Augenwischerei, ein politischer Zirkus ohne großen Bezug zur Realität. Es hat eher was von einer Neiddebatte als dem Lösen von realen Problemen. Mein Auto fährt bergab mit Rückenwind keine 160, es könnte mir sowas von egal sein, und dennoch halte ich das für maximal sinnfrei. Aber das ist nur meine Meinung zu dem Thema, was Sie zwischen meinen Zeilen lesen wollen.
Und wenn sich trotz all dieser Haken und Widersprüche Ihnen das Analogon aufgezwungen hat, dann müssen Sie sich fragen, ob Sie nicht vielleicht in die Falle der eigenen Projektion gefallen sind.
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