Das ist natürlich ein grundlegendes Problem einer technisierten Welt. Die meisten Funktionen sind praktisch unsichtbar gemacht; für das Funktionieren sind die Fachleute zuständig, und man verläßt sich darauf, daß das,was in den Medien davon aufscheint, auch a. zutreffend ist und b. völlig ausreicht, um die Sache zu verstehen. Ein Großteil der Infrastruktur, die unsere Zivilisation am Laufen erhält, wird nicht mehr wahrgenommen. Da kommt der Strom aus der Steckdose, und wie er da reinkommt, interessiert nicht. Solange er noch rauskommt.
Die meisten könnten wohl nicht ansatzweise erklären, wieso so ein iPhone es schafft, Signale um die halbe Weltzu senden, wie die Netzknoten verteilt sind; von den Datenprotokollen will ich gar nicht anfangen. Mittlerweile sind die Verzahnungen so vielschichtig, daß selbst die Fachleute den Überblick verlieren, welches auslösende Faktoren sind. Wenn Geräte oder Produkte auf Monate nicht mehr lieferbar sind oder die Preise Karussel fahren, bekommen wir mindestens 3 Erklärungen auf den Tisch geliefert.
Bei der Atomkraft kommt noch eins hinzu. Das ist ja seit 40 Jahren für die Grüne Religion das, was der im ✞ war. Das ging mit Tschernobyl los (eigentlich noch früher: mit Three Mile Island), und hat sich mit der medialen Variante von Fukushima noch weiter verfestigt. Eine wirkliche Beschäftigung mit der Funktionsweise eines Kernreaktors gibt es nur noch bei solchen, die eh' schon dafür sind. Wenn die Chefs der Energiekonzerne erklären, Leerlaufbetrieb mit Zwischengas sei nicht machbar, dann ist das aus dieser eingeübten Optik nur Lobbyismus; die wollen nur ihre Pfründe retten & ihnen ist die Weltrettung wumpe.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat aus dem Artikel: "Eine breite Menge von Menschen (ob es eine Mehrheit ist, sei dahingestellt), äußert sich zu Themen und wählt auch zu solchen Themen, von denen sie nicht die geringsten Schimmer haben."
Das ist eine Schlussfolgerung, zu dem auch schon jede Menge Medienkritier gekommen sind. Im Grunde ist das der unsichtbare rote Faden, der durch solche Webseiten wie "Zettels Raum" geht.
Eigentlich ist das sogar der Kristallisationspunkt für eine umfassendere Gesellschafts- und Politikkritik, welche unter solchen Schlagworten wie "politisch-medialer Komplex" behandelt wird.
In diesem Zusammenhang stecken wir in einer schizophrenen Situation. Einerseits basiert unser politisches System auf den mündigen Bürger und setzt diesen voraus. Andererseits glauben sehr viele Menschen zu erkennen (übrigens selbst linke, der Unterschied sind nur die Themen), dass Propaganda in den Massenmedien eben super funktioniert.
Belege für die Existenz dieses Komplexes findet man u. a. im Framing der Berichterstattung, aber auch in der Gatekeeper-Funktion. Über welche Dinge wird gar nicht berichtet? Was wird berichtet, aber nicht an die große Glocke gehängt? Was dominiert die Berichterstattung?
Zitat Und wenn wir demnächst vor die Wand laufen, und das ist ja derzeit immer deutlicher zu sehen, dann kann man sich mal fragen, wer eigentlich in vorderster Front dazu gestanden hat.
Wir haben doch längst ein Beispiel, was bei so einer Frage passiert: Nichts. Gab ja jüngst einen hübschen Artikel über einen öffentlich-rechtlichen Irrtumsverbreiter, der nach der russischen Invasion exakt das Gegenteil von der Rußlandverharmlosung spricht, die er vorher mit Gebührengeld betrieben hat. Da gibt es keine Fehleranalyse, da gibt es keine Reflexion. Es wird einfach weitergemacht wie vorher.
In vielen Industrien muß man ja immer eine Ursachenanalyse machen, wenn man einen Produktfehler gefunden hat. Ob der Produktfehler in der Warenausgangskontrolle aufgefallen ist, spielt hierbei keine Rolle. Die kann ja beim nächsten Mal auch mal versagen, und schon gefährdet man das Leben eines Kunden. Oder nehmen wir einen Mathematikstudenten: Er hat einen falschen Beweis fabriziert, typischerweise, indem er eine Aussage für wahr hielt, die es nicht ist. Ein Lerneffekt besteht dann darin, sich zu merken, daß diese falsche Aussage nicht nochmal in einem Beweisversuch verwendet wird.
So etwas ähnliches wäre bei unseren Meinungsmachern auch wünschenswert. "Wir haben uns 30 Jahre gegenseitig erzählt, daß Rußland harmlos sei und die NATO mit ihrer einseitigen Abrüstung Rußland militärisch einkreise? Jetzt merken wir, daß die Pazifisten geirrt haben und die Spieltheoretiker und Ökonomen Recht hatten? Was hat uns motiviert, den Pazifisten und der Putin-Propaganda nachzuquatschen und die berechtigten Warnungen zu ignorieren? Warum haben wir Fakten, die uns nicht zur Rußlandverharmlosung paßten, unterschlagen? Welche Sorgen, Wünsche, Gefühle, Kränkungen verleiteten uns dazu?"
Aber das passiert nicht. Nicht in den Medien, nicht in der Politik, ja, nicht einmal hier im Forum.
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