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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 17 Antworten
und wurde 893 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Llarian Offline



Beiträge: 7.120

14.02.2023 00:58
Mehr Berlin wagen Antworten

Ich finde wir sollten mehr Berlin wagen. Mit Entschuldigung an aller Berliner, die versucht haben in den letzten Jahren weniger Berlin zu wagen.

flobotron Offline



Beiträge: 331

14.02.2023 09:48
#2 RE: Mehr Berlin wagen Antworten

Danke für ihren Beitrag!
ich habe die letze Wahl in Berlin, vor meinem Wegzug, auch daran gedacht die Grünen zu wählen.
Mir geht es oft durch den Kopf, wenn ich im Fernsehen oder im echten Leben begeisterten Kollektivisten zuhören muss, dass ich mir wünschte sie dürften in ihrer Utopie leben und
nicht in einer Welt, die noch von denen am Laufen gehalten wird, denen sie sooft es nur geht in den Kaffe pinkeln.

Unserem System fehlt es an einer Evaluierung.
Es wird überall nur herrumgebürgermeister, herrumgeministert und herrumgekanzlert ohne Ist und Soll miteinander abzugleichen oder es überhaupt festzulegen oder zu kennen was das Ziel des ganzen sein soll.

Für die Poltik ist es natürlich bequem, ohne Maßstab kann man sich auch nicht messen lassen und weiter vor sich hin regieren.
Da hilft nur der Aufschlag mit der Realität. Und da kracht lieber nur Berlin, als ganz Deutschland.

Vielleicht bin ich auch einfach nur stinkig, da ich mich gestern zwei Stunden lang durch ein Audit arbeiten musste.

Wie das wohl gelaufen wäre hätte ich geantwortet…
Lastenheft? Das führen wir hier nicht.
Feedback mit dem Kunden? Ja, ganz viel!
Alles via sms über mein Privathandy abgewickelt.
Nein, die sms sind natürlich gelöscht!
Aber ich hab alles vertraglich festgehalten.
Natürlich ist der komplett geschwärzt… ich will ja niemanden beunruhigen…

Das wäre ein Spaß gewesen!

Ein Freund von mir bezeichnete unser System einmal als Anarchotyranei.
Die einen können vor Regelungen, Vorschriften und moralischem Korsett kaum noch atmen, die anderen können tun und lassen was sie wollen.

Johanes Offline




Beiträge: 2.637

14.02.2023 16:04
#3 RE: Mehr Berlin wagen Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag Aus der Chronik des laufenden Wahnsinns
"Berlins Regierende Bürgermeisterin Giffey (SPD) muss um ihr Amt fürchten. In einer Tagesspiegel-Umfrage führt die CDU mit 22 Prozent vor SPD und Grünen."
Quelle: Tagesspiegel, Einen Monat vor der Wiederholungswahl: CDU liegt in Berlin stabil vorn – SPD und Grüne Kopf an Kopf auf Platz zwei, Julius Betschka, 12.01.2023

Kommentar: Es wird natürlich nichts passieren. Wenn Gründe und SPD knapp hinter CDU ist, dann können die ohne Probleme eine neue Linkskoalition aufbauen.
Was soll die CDU in Berlin denn tun? Mit wem sollte sie koalieren? Sollte die SPD oder die Grünen sich umentscheiden und wieso?
Grüne und SPD und Linke können locker weiterregieren, weil der CDU die Koalitionspartner ausgehen.

Das einzige, was daran etwas ändern könnte, wäre eine landesverfassungsmäßiger "Auftrag zur Regierungsbildung", der der größten Fraktion erteilt wird. Ist aber in Berlin nicht der Fall.
Die CDU bekommt mit ihren Sieg vielleicht politisches Kapital, kann dieses aber nicht in reale Münze umwandeln.

Das ist übrigens ein Szenario, wie ich es bundesweit demnächst erwarte. Die Union ist in einer unmögliche Situation. Eigentlich kann sie nur noch darauf hoffen, die absolute Mehrheit im Bundestag selbst zu schaffen. Das schafft inzwischen aber nicht mal mehr die CSU in Bayern.


Wird sich eh nichts ändern.

Selbst wenn es in der berliner Landesverfassung einen Auftrag zur Regierungsbildung für die stärkste Fraktion gäbe, so müsste die Union rein rechnerisch mit einer ergrünten Partei zusammengehen. Thema erledigt.

Was bleibt: Linke Journalisten können sich sehr aufregen:
https://www.telepolis.de/features/Wahl-i...ln-7493926.html

Florian Offline



Beiträge: 3.179

14.02.2023 17:14
#4 RE: Mehr Berlin wagen Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #3

Das ist übrigens ein Szenario, wie ich es bundesweit demnächst erwarte. Die Union ist in einer unmögliche Situation. Eigentlich kann sie nur noch darauf hoffen, die absolute Mehrheit im Bundestag selbst zu schaffen. Das schafft inzwischen aber nicht mal mehr die CSU in Bayern.


Nein, im Bund ist die Situation anders:

Die Union ist an einer Regierung beteiligt, so lange es keine parlamentarische Mehrheit ohne sie gibt.
Aktuell gibt es eine solche Mehrheit in den Umfragen z.B. eher nicht.

(Aktuellste Umfrage vom 13.2. von INSA):
Union: 28%
SPD: 20%
Grüne: 16%
FDP: 7,5%
Linke: 5%
AfD: 16%
notwendig für Mehrheit: 46,5%

SPD+Grün+Linke: 41% => keine Mehrheit
SPD+Grün+FDP: 43,5% => keine Mehrheit

hingegen:
Union+SPD: 48% => Mehrheit
Union+Grün+FDP: 51,5% => Mehrheit

Die aktuellen Umfragen im Bund sind übrigens ziemlich nah am Berliner Wahlergebnis.
Hauptunterschied: Im Bund ist die AfD deutlich stärker und die Linkspartei deutlich schwächer als in Berlin.
Letztlich ist es also die starke AfD, die der Union Machtperspektiven eröffnet.

Llarian Offline



Beiträge: 7.120

14.02.2023 20:25
#5 RE: Mehr Berlin wagen Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #3
Das einzige, was daran etwas ändern könnte, wäre eine landesverfassungsmäßiger "Auftrag zur Regierungsbildung", der der größten Fraktion erteilt wird.

Das wäre doch extrem fraglich und mit Sicherheit alles, aber nicht demokratisch. Wie wollte man sowas rechtfertigen? Wenn es eine Mehrheit von Abgeordneten gibt, so wählen diese einen Regierungschef, das ist das Prinzip der repräsentativen Demokratie und einer theoretischen Mehrheit. Wie und in welchen Verbünden sich die Abgeordneten organisieren, erzeugt aus sich keine demokratische Legitimation.
Aber auch im praktischen ist das maximal sinnfrei: Die anderen müssen ja nur behaupten "mit denen kann man nicht arbeiten". Und genau diese Situation ensteht ja auch im Moment in Thüringen. Was machen die Parlamentarier, wenn die Schwefelpartei die meisten Stimmen kassiert? Das würde ein Spaß werden.

Zitat
Die Union ist in einer unmögliche Situation. Eigentlich kann sie nur noch darauf hoffen, die absolute Mehrheit im Bundestag selbst zu schaffen. Das schafft inzwischen aber nicht mal mehr die CSU in Bayern.


Ich bin da ganz bei Florian: Machtoptionen hat die CDU genug. Das dumme ist: Die einzigen Machtoptionen, die sich ihr seit ihrer Vermerkelung ergeben, sind reine Linksregierungen. Die CDU kann sich sozusagen nur noch aussuchen mit welchem Partner sie linke Politik macht.

Llarian Offline



Beiträge: 7.120

14.02.2023 20:35
#6 RE: Mehr Berlin wagen Antworten

Zitat von flobotron im Beitrag #2
Mir geht es oft durch den Kopf, wenn ich im Fernsehen oder im echten Leben begeisterten Kollektivisten zuhören muss, dass ich mir wünschte sie dürften in ihrer Utopie leben und nicht in einer Welt, die noch von denen am Laufen gehalten wird, denen sie sooft es nur geht in den Kaffe pinkeln.

Aber genau diese Situation haben wir zunehmend in Berlin. Wenn der Finanzausgleich wegfiele haben wir genau das: Selbst die grünen Bonzen dürfen dann in dem shithole leben, dass sie selber geschaffen haben. Ich habe das früher schon in anderen Städten gesehen (ich komme ja nicht aus Berlin): Die wilden Horden kommen jedes Jahr weiter, Straßenzug um Straßenzug.

Zitat
Unserem System fehlt es an einer Evaluierung. Es wird überall nur herrumgebürgermeister, herrumgeministert und herrumgekanzlert ohne Ist und Soll miteinander abzugleichen oder es überhaupt festzulegen oder zu kennen was das Ziel des ganzen sein soll.


Das Ziel wäre schon da, aber wie Sie richtig schreiben, es findet ja gar keine Evaluierung statt. Wann hat sich denn das letzte mal eine Regierung an echten Größen in Deutschland gemessen? Das ist Jahrzehnte her. Sieht man sich ganz wertfreie und messbare(!) Größen an wie Bildung, Realeinkommen, Lebenserwartung, Verbrechensrate, dann ist Deutschland seit Jahrzehnten im Sinkflug, in Berlin im Sturzflug. Deswegen versuchen ja auch Experten wie Robert Habeck solchen Schwachfug wie "Glückindizes" einzuführen, weil man die eben nicht messen kann. Die messbaren Größen zeigen nach unten.

Zitat
Lastenheft? Das führen wir hier nicht.


Erstaunlich das man das eigentlich nicht tut. Warum wird eigentlich in Deutschland permanent über geplante Wahlgeschenke geredet und nicht einmal mal geschaut, wie gut die Regierung denn die letzten Versprechen eingelöst hat? Ich kann mich an Schröders "Zehn-Punkt-Karte" erinnern und die Evaluierung davon war grausam. Ich fände ein politisches Lastenheft nicht schlecht.

Eloman Offline



Beiträge: 251

14.02.2023 20:40
#7 RE: Mehr Berlin wagen Antworten

Manchmal bin ich froh, dass ich aufgrund meines Alters von unserer glorreichen grünen CO2-freien Zukunft nur noch den Anfang mitbekommen werde. Es tut mir nur leid um die jungen Leute.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.430

14.02.2023 20:50
#8 RE: Mehr Berlin wagen Antworten

Lassen wir doch mal einen glühenden Berlin-Fan zu Wort kommen:

"(Berlin zeigt sich...) durch Zetteln etwa, die zuverlässig jeden Winter an der schweren Haustür kleben: „Die Tür BITTE immer verschlossen halten, sonst kommen die Junkies.“ Das Wort „BITTE“ stets in Versalien, damit jeder kapiert, dass es sich hierbei um keine Bitte handelt, sondern um eine Aufforderung; manchmal ergänzt um den rechtfertigenden Zusatz „Für die Kinder!“, der die Herzlosigkeit dieser Aufforderung verbergen soll. Kinder stechen Obdachlose, immer.

Nur auf mich wirkt dieser Zettel andersherum: als Erinnerung daran, die Tür nicht zu verschließen. Sollen sich doch ein paar Obdachlose im Eingangsbereich vor der Kälte schützen, irgendwo müssen sie hin. Urinpfützen und andere Hinterlassenschaften finde ich auch nicht schön, aber da muss man im wahrsten Sinne des Wortes durch; ich wohne ja nicht im Hauseingang – und die Nachbarskinder auch nicht.

Jedes Jahr bin ich aufs Neue versucht, unter diesen Zettel zu kommentieren: „Geht doch zurück in eure Käffer“, vielleicht dazu die belehrende Bemerkung: „Die Junkies gehören zu Kreuzberg!“ "
https://www.welt.de/debatte/plus24370867...n-Berliner.html

___________________
Verbote sind Freiheit. Meinungen sind Terror. Quoten sind Leistung. Linke Regierung ist Familie. (c) Rot-Grüne Allianz
Prophezeiung: 2022, das Jahr in dem in Deutschland der Schleier für alle eingeführt wird. Nennt sich dann "Maske".
"Warum halten sie Begriffe wie 'Zigeunersoße' für rassistisch, aber 'Schei** Juden' für harmlos?", Hamed Abdel-Samad

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.430

14.02.2023 20:56
#9 RE: Mehr Berlin wagen Antworten

Richtig "progressiv" ist die Berliner FU:

"Im Studierendenparlament der FU Berlin besteht eine Pflicht zum Gendern. Doch nicht alle halten sich daran. Die Konsequenz: Ihre Anträge werden nicht bearbeitet"
https://www.berliner-zeitung.de/politik-...obox=1676093542

Schwer zu glauben, dass so ein Verhalten rechtskonform ist (oder hat es in den letzten 80 Jahren zur Nichtbearbeitung eines Antrags geführt, wenn sich jemand grammatisch gestört fühlte?) - aber bei so "progressiven" Themen muss der Rechtsstaat schon mal Federn lassen, gell?

___________________
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"Warum halten sie Begriffe wie 'Zigeunersoße' für rassistisch, aber 'Schei** Juden' für harmlos?", Hamed Abdel-Samad

Johanes Offline




Beiträge: 2.637

14.02.2023 22:58
#10 RE: Mehr Berlin wagen Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #6
Sieht man sich ganz wertfreie und messbare(!) Größen an wie Bildung, Realeinkommen, Lebenserwartung, Verbrechensrate, dann ist Deutschland seit Jahrzehnten im Sinkflug, in Berlin im Sturzflug.


Sind diese Größen so wertfrei Messbar? Grade Bildung dürfte da ein Problem sein, aber selbst sowas wie Realeinkommen bedarf wiederum der Berechnung der Inflation (eine Wissenschaft für sich) und Verbrechensrate ist abhängig von Definition von Verbrechen.

Die Lebenserwartung ist meines Wissens konstant, in Sachen Bildung spielt Deutschland laut PISA-Studie doch noch im oberen Bereich mit.

Zitat von Llarian im Beitrag #5
Das wäre doch extrem fraglich und mit Sicherheit alles, aber nicht demokratisch. Wie wollte man sowas rechtfertigen?


Hatte das Hessen oder Rheinland-Pfalz nicht in der Landesverfassung.

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.286

15.02.2023 12:33
#11 RE: Mehr Berlin wagen Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #10
Sind diese Größen so wertfrei Messbar?


Wenn man sich nicht an philosophischen Fragen abarbeiten will, ja.

Wertfrei, weil man davon ausgehen kann, dass jeder Bürger (der halbwegs bei Verstand ist) zu jedem dieser Parameter eindeutige Präferenzen hat, selbst wenn er das Gegenteil erzählt. Niemand mag schlechtere Bildung, weniger Sicherheit, weniger Kaufkraft. Das dürfte nicht mal für die Nutznießer einer negativen Entwicklung in einem der Bereiche gelten - auch ein Dieb hat keine Lust darauf, in der U-Bahn mit einem Messer angegriffen zu werden oder sein gesamtes "Einkommen" für die Miete und Stromrechnung auszugeben.

Bei der Messbarkeit sehe ich nur dann ein Problem, wenn man absolute Zahlen nicht interpretieren kann, was aber auch eher selten vorkommt. Aber selbst dann gibt es noch die Möglichkeit der relativen Bewertung, über Quer- oder Längsschnittvergleiche. Diese Lösen dann auch die Problematik, dass Daten einfach falsch bzw. geschönt sind (klassisches Beispiel: die Abinoten in Deutschland werden immer besser, während das Land im PISA-Vergleich gleichzeitig immer weiter abrutscht). Wenn selbst die geschönten Daten bzgl. Inflation oder Kriminalität schon erschreckend sind und zunehmend schlechter werden, kann man sich vorstellen, wie die "echten" Zahlen aussehen würden...

Llarian Offline



Beiträge: 7.120

16.02.2023 17:25
#12 RE: Mehr Berlin wagen Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #10
Zitat von Llarian im Beitrag #6
Sieht man sich ganz wertfreie und messbare(!) Größen an wie Bildung, Realeinkommen, Lebenserwartung, Verbrechensrate, dann ist Deutschland seit Jahrzehnten im Sinkflug, in Berlin im Sturzflug.


Sind diese Größen so wertfrei Messbar? Grade Bildung dürfte da ein Problem sein, aber selbst sowas wie Realeinkommen bedarf wiederum der Berechnung der Inflation (eine Wissenschaft für sich) und Verbrechensrate ist abhängig von Definition von Verbrechen.

Die Lebenserwartung ist meines Wissens konstant, in Sachen Bildung spielt Deutschland laut PISA-Studie doch noch im oberen Bereich mit.

Die genannten Größen sind allesamt meßbar.

Das Deutschland in der Bildung immer mehr absackt ist kein Geheimnis, weltweit liegt Deutschland inzwischen im oberen Mittelfeld, in den entwickelten Ländern im Mittelfeld. Man zieht sich gerne daran hoch, dass man im OECD Vergleich überm Schnitt liegt, übersieht dabei aber geflissentlich, dass das Mittelfeld praktisch zusammen klumpt und Deutschland auch nur einen Millimeter über diesem Mittelfeld liegt. Fast einem Viertel der Schüler fehlen inzwischen grundlegende Fähigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen (etwas das in den siebziger Jahren undenkbar war). Und wenn man es heute schon als Erfolg feiern muss, dass das Schulsystem besser zu funktionieren scheint als in Griechenland oder Italien ist das schon etwas absurd, wenn man sich die wirtschaftliche Position dieser Länder ansieht. In Deutschland leben inzwischen mehr als sechs Millionen(!) erwachsene Analphabeten. Das wäre zu Anfang des letzten Jahrhundertes absolut undenkbar gewesen.

Die Lebenserwartung ist auch nicht konstant, sondern über die letzten drei Jahre gesunken. Ob das an der überaus giftigen wie schädlichen Gentherapie liegt oder an den irrsinnigen "Maßnahmen" sei dem Leser als Übung überlassen, aber die Zahlen sind deutlich. Das Realeinkommen ist auch durchaus sehr simpel zu vergleichen, wenn man sich einfach ansieht was man für eine Stunde Arbeitsleistung bekommt, da sind dann die statistischen Tricks des zugehörigen Bundesamtes nicht hilfreich. Und wenn heute ein Arbeiter für seine Ernährung etliche Stunden mehr arbeiten muss, dann ist sein Realeinkommen gesunken. Das wird ja nebenbei nicht einmal bestritten, es wird nur kaum darüber berichtet.

Und was die Verbrechensrate angeht, so ist das auch ein deutlich geringeres Problem, als immer vorgespiegelt wird: Man kann sich einfach die Verbrechen ansehen, bei denen nicht die Regierung mal wieder die Definition geändert hat. Und da sehen wir seit 2015 im kompletten Bereich Gewaltkriminalität einen deutlichen Anstieg.

Ich bestreite nicht, dass man bewusst versucht viel Nebel um solche Erhebungen zu machen. Denn die Antworten könnten, um dieses schöne Bonmot aufzugreifen, die Bevölkerung verunsichern. Aber die Indiktatoren sind schon deutlich und nicht ernsthaft zu bestreiten. Klar kann man versuchen sich an Nuancen hochzuziehen, wie beispielsweise dass man in der heutigen Ernährung eben auch etwas magerer ist als noch vor zehn Jahren. Aber das sind eben auch Nuancen. Oder man kann Sprüche davon klopfen, dass es heute ein anderen Anzeigeverhalten gäbe als vor 20 Jahren (wobei ich es immernoch sehr befremdlich finde, wenn jemand ernsthaft argumentieren will, man hätte es vor 20 Jahren nicht zur Anzeige gebracht, wenn jemand in der U-Bahn niedergestochen wurde). Aber das ist alles nur Nebel. Die tatsächlichen Zahlen stehen ziemlich fest. Und diese Zahlen zeigen eindeutig nach unten. Das "beste Deutschland, dass wir je hatten" ist 30 Jahre her.


Zitat
Hatte das Hessen oder Rheinland-Pfalz nicht in der Landesverfassung.


Bezweifele ich ernsthaft.

Johanes Offline




Beiträge: 2.637

18.02.2023 10:55
#13 RE: Mehr Berlin wagen Antworten

Das Messen von "Bildung", grade in Abgrenzung zur Intelligenz oder Auswendiglernen bis zur Prüfung, halte ich für extrem schwer.

Um die Qualität eines Bildungssystems korrekt zu messen müsste man vorher drei Faktoren erfassen: 1. Vorwissen der Schüler, 2. Wie wahrscheinlich es ist, dass sie auch außerhalb des formalen Bildungssystem den Stoff lernen und 3. auch die Intelligenz oder Lernfähigkeit der Schüler.

Das kann PISA nicht und das macht auch so gut wie kein Staat. Könnte im Extremfall sein, dass das deutsche Bildungssystem heute sogar besser ist als je zuvor, aber die anderen Faktoren abgenommen haben. Insbesondere das Vorwissen und die Bereitschaft, nebenbei etwas zu lernen.

Lebenserwartung hätte ich jetzt gerne mehr. Soweit ich weiß steiget diese moderat weiter.

Llarian Offline



Beiträge: 7.120

18.02.2023 15:46
#14 RE: Mehr Berlin wagen Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #13
Um die Qualität eines Bildungssystems korrekt zu messen müsste man vorher drei Faktoren erfassen: 1. Vorwissen der Schüler, 2. Wie wahrscheinlich es ist, dass sie auch außerhalb des formalen Bildungssystem den Stoff lernen und 3. auch die Intelligenz oder Lernfähigkeit der Schüler.

Und da sind wir wieder beim Nebel. Natürlich ist jedes einzelne dieser Argumente richtig. Und dennoch sind das alles nur Randdetails, denn die Frage wieviele Analphabeten die erwachsene Bevölkerung aufweist hat wenig mit dem IQ zu tun, zumindest wenn wir davon ausgehen, dass wir nicht sechs Millionen Erwachsene in Deutschland haben, die eine leichte mentale Behinderung aufweisen (IQ unter 70). Wenn die Menge der Analphabeten sich innerhalb von 100 Jahren von praktisch nicht existent auf sechs Millionen gesteigert hat, dann ist die Ursache nicht Vorwissen oder IQ. Es ist das Versagen des Bildungssystems.
Genauso wie die Frage nach dem Vorwissen der Schüler, denn das fällt ja auch nicht vom Himmel. Wenn in einem Land ein guter Teil der Schüler schon lesen kann, bevor es in die erste Klasse kommt, dann hat das was damit zu tun, dass jemand diese Kinder vorher gebildet hat. Seien es ihre Eltern oder der Kindergarten oder sogar das Fernsehen. Aber das kann und darf man nicht trennen. Die Frage welchen Bildungsidealen eine Gesellschaft anhängt ist eine politische. Und wenn eine Gesellschaft da besser aufgestellt ist als eine andere, dann ist das auch eine politische Leistung. Wenn wir stattdessen Politiker haben (schönen Gruß nicht nur, aber vor allem aus Berlin und Bremen), deren Ideal eine totale Gleichmachung ist, das Zerstören des Leistungsgedanken, die Inklusion des noch so dümmsten Schülers, dann darf man sich über das Ergebnis auch nicht wundern. Warum sind bayrische Schüler beim Abschluß fast ein ganzes Jahr vor ihren Altergenossen aus NRW? Warum können bayrische Hauptschüler rechnen und ihre Berliner Pendants nicht? Sind die soviel klüger?
Ernsthaft: Das ist eine Frage mit der ich lange zu kämpfen hatte. Als ich anfing zu studieren, habe ich festgestellt, dass die Schüler aus dem Süden oder auch aus anderen Landesteilen deutlich mehr wussten als ich. Die hatten Sachen gelernt, da hatte ich noch nie von gehört. Ich habe in meiner Jahrgangsstufe das drittbeste Abitur abgelegt und ich habe im ersten Jahr auf der Uni geblutet wie es nicht feierlich war, weil ich all das nachholen musste, was andere schon konnten. Und dabei habe ich gemerkt, ich kam einfach von einer besseren Baumschule wie sie typisch für NRW ist. Abitur und Abitur ist eben nicht gleich. Ich glaube nicht, dass andere Schüler unbedingt klüger waren als ich. Sie wussten einfach mehr, weil man ihnen mehr beigebracht hat. Und ich betrachte das Bildungssystem in NRW marode.

Zitat
Lebenserwartung hätte ich jetzt gerne mehr. Soweit ich weiß steiget diese moderat weiter.


Tut sie nicht. Kann man beispielsweise hier sehen: https://www.demografie-portal.de/DE/Poli...e-gesunken.html
Wobei die Erklärung das übliche Propagandagewäsch ist, das keiner Überprüfung stand hält (das statistische Bundesamt ist leider völlig vermerkelt worden und inzwischen zu einer reinen Propagandakompanie verkommen). Aber ohne Interpretation sind die Zahlen für sich wohl korrekt. Und nebenbei: Es wird schlimmer. 2022 hat eine noch deutlich gesteigerte Übersterblichkeit und der Januar 2023 verheisst nichts gutes. Wir haben eine deutlich sinkende Lebenserwartung, das steht ziemlich eisern. Die Lauterbach Fraktion versucht derzeit das als Corona-Folge zu verkaufen (und die meisten werden das auch glauben). Aber real passt das hinten und vorne nicht.

Lustig wird die Sache erst, wenn Karlchen erklären möchte, warum die Lebenerwartung immer weiter sinkt, obschon doch keine Pandemie mehr da ist und seine ganzen Corona-Toten nicht mehr in der Statistik sind. Oder warum Länder ohne die ganzen Maßnahmen und mit geringerer Impfquote bessere Statistiken haben. Oder warum so viele junge Leute "plötzlich und unerwartet" versterben, was ja die Statistik so ein bischen versaut. Da wird er sicher das eine oder andere Glas Wein für brauchen.

Wenn mir der Nachsatz noch gestattet ist: Ich glaube das eine Mischung aus vielen Dingen ist (und nein, ich glaube nicht, dass die Gentherapie die Hauptursache ist, wenn sie auch dazu beiträgt). Verarmung, Vereinsamung, Depression, Zukunftangst, etc.. Gerade wenn man äter wird oder krank ist, ist der Überlebenswille oftmals der varianzaufklärende Faktor ob jemand noch weiter lebt oder nicht. Und wer will in der neugrünen Republik leben, wo die Zukunft als totalitäre Energiesparversion eines sozialistischen Staates gezeichnet wird? Ich meine das todernst. Wer will da leben? Unsere ganze Gesellschaft erscheint mir zunehmend lethargisch zu sein, geprägt von Angst vor der Zukunft. Die Alten mögen keine direkte Angst vor der Erderwärmung (mehr) haben, aber die Stimmung der Gesellschaft ist universell. Und da war die Corona-Panik, genauso wie die Klimapanik mit aller Sicherheit ganz vorne. Angst frisst die Seele auf. Gerade bei alten Menschen. Und damit glaube ich tatsächlich, dass der größte Killer der Bevölkerung in Berlin sitzt, Fliegen trägt und dafür ein Ministerialgehalt bekommt.

Johanes Offline




Beiträge: 2.637

18.02.2023 19:02
#15 RE: Mehr Berlin wagen Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #14
Wenn die Menge der Analphabeten sich innerhalb von 100 Jahren von praktisch nicht existent auf sechs Millionen gesteigert hat, dann ist die Ursache nicht Vorwissen oder IQ.


Davon höre ich zum ersten Mal.

Zitat
Und ich betrachte das Bildungssystem in NRW marode.



Damit haben Sie sicherlich recht.

Zitat

Zitat
Lebenserwartung hätte ich jetzt gerne mehr. Soweit ich weiß steiget diese moderat weiter.


Tut sie nicht.




Da haben Sie Zugang zu neueren Zahlen als ich.
Muss mich geschlagen geben. Es sieht so aus als haben Sie recht, was eine Reihe von Implikationen hat. Einige davon höchst beunruhigend.

Llarian Offline



Beiträge: 7.120

18.02.2023 20:23
#16 RE: Mehr Berlin wagen Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #15
Davon höre ich zum ersten Mal.

Das ist ja auch nichts mit dem das "beste Deutschland das es je gab" gerne hausieren geht. Man kann es aus verschiedenen Quellen nehmen, aber ganz simpel stehts auch in der Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Analphabetismus

Natürlich wird auch da so getan, als würde die Alphabetisierung in Deutschland immer besser werden. Natürlich ist es immer schwer historisch sauber zu vergleichen, aber das ein Schüler in Deutschland vor 100 Jahren nicht Lesen oder Schreiben gelernt haben soll, erscheint mir halbwegs abwegig zu sein. So oder so ist ein Schulsystem bei dem 10-15% der Schüler nicht lesen und schreiben können, kein gutes. Und es pfeift ja auch von den Dächern wo diese Analphabeten leben.

Zitat
Es sieht so aus als haben Sie recht, was eine Reihe von Implikationen hat. Einige davon höchst beunruhigend.


Ich würde es auch nicht überbewerten. Ich habe in meinem Bekanntenkreis eine ganze Reihe von Leuten die meinen "Deutschland stirbt jetzt an der Impfung" und "In fünf Jahren sind die alle tot". Ich halte das, sorry der Deutlichkeit halber, für ganz großen Quatsch. Ich bin zwar auch der Meinung die Impfung ist schädlich und giftig, aber ich glaube nicht, dass sie giftig genug ist, um wirklich eine Delle in die Lebenserwartung zu brechen. Mir erscheint die Erklärung, die ich angab, viel simpler und nahe liegender: Die Stimmung. Wir sind vergrünt und diese Stimmung drückt auf das ganze Land. Und das muss ja nicht so bleiben. Wenn es uns gelingt den grünen Irrsinn zu überwinden, wird die Lebenserwartung mit zunehmendem Wissen auch wieder zunehmen. Für mich stellt sich eigentlich nur die Frage ob der grüne Irrsinn direkt zusammen bricht oder noch den Umweg über einen neuen Steinzeittotalitarismus ala Pol Pot anstrebt (ja, das meine ich genau so). Ich hoffe das es zu letzterem nicht kommen wird, auch wenn im Moment die Gefahr ganz real größer wird.

Johanes Offline




Beiträge: 2.637

19.02.2023 10:41
#17 RE: Mehr Berlin wagen Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #16
[...]


Wie ich schon schrieb, muss ich mich geschlagen geben.
Ich hätte jetzt eigentlich gedacht, dass die Übersterblichkeit und die höhere Sterbeziffer durch die Demographie zu erklären ist. Aber wenn die Lebenserwartung eine Delle hat, kann es daran nicht liegen.

In dem verlinkte Wikipedia-Artikel finde ich nur 10 Jahre alte Daten, die zudem eher für eine ab- als zunahme absprechen.

Llarian Offline



Beiträge: 7.120

20.02.2023 01:39
#18 RE: Mehr Berlin wagen Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #17
Ich hätte jetzt eigentlich gedacht, dass die Übersterblichkeit und die höhere Sterbeziffer durch die Demographie zu erklären ist.

Der Effekt selber ist auch da, entsprechend sollte man immer die Sterblichkeit normalisieren (wie es beispielsweise das Bundesamt für Statistik, dass es besser wissen muss, bewusst im Dezember 2001 unterlassen hat, um eine Katastrophe herbeizuschreiben). Aber der Effekt fängt die deutliche Übersterblichkeit in 22 nicht auf.

Zitat
In dem verlinkte Wikipedia-Artikel finde ich nur 10 Jahre alte Daten, die zudem eher für eine ab- als zunahme absprechen.


Bildungsdaten werden nicht jedes Jahr erhoben. Und es mag sein, dass es in dem betrachteten Zeitraum etwas besser wurde. Aber es bleibt bei der Frage: Können wir uns ernsthaft vorstellen, dass in der Weimarer Republik (oder in den siebziger Jahren) zehn Prozent Analphabeten rumgelaufen sind?
Und wen wunderts eigentlich? Ich habe während meiner Schulzeit permanent erlebt, dass das Tempo an den Langsamsten angepasst wurde, dass man Verständnis noch für den faulsten Lerner hatte, dass man anfing mit Leghastenie und ähnlichem Kokolores um sich zu werfen, um bloß nicht mal deutlich irgendwelchen Zwang ausüben zu müssen oder gar -igittigitt- vielleicht mal etwas Geld in die Hand zu nehmen, um den Problemfällen zu helfen. In bundesdeutschen Schulen ist es Usus das Tempo für 30 Schüler runterzusetzen, statt einen Nachhilfelehrer anzustellen, der am Nachmittag den drei Problemfällen das Lesen beibiegt. Unser Schulsystem mangelt es (mindestens) an zwei Dingen: An personellen Ressourcen um die unterschiedlichen Schüler in ihren Kompetenzen richtig zu unterrichten und der absoluten Nichtbereitschaft Mängel und Probleme als solche klar zu benennen. Man senkt lieber die Anforderungen für zehntausende von Schülern als zuzugeben, dass man Analphabeten in der Klasse hat, die man nicht beschult bekommt.

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