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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 5 Antworten
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Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.576

29.10.2023 00:58
Der geistige Vater der Energiewende Antworten

Rainer Moormann, ziemlich vehementer Kritiker des Kugelhaufenreaktor-Konzepts, aber auch entschiedener Gegner der Merkelschen Energiewende, hat sich auf die Suche begeben, wem wir dieses Konzept verdanken, und dazu gestern einen Thread auf X (vormals Twitter) veröffentlicht.

Zitat
Rainer Moormann@MoormannRainer
Ich fragte mich schon länger, wem wir diese Schnapsidee von Energiewende eigentlich verdanken, vom fachlichen her. So recht greifbar ist da niemand.

Auf folgende Personen bin ich gestoßen. Bereits früh hat Ernst Ulrich von Weizsäcker, damals Wuppertal-Institut für solche (2) Konzepte geworben als Co-Autor von Amory Lovins, USA, der bereits seit der ersten Ölkrise Anfang der 70er dort für Aufmerksamkeit sorgte. Er scheint mir nach meinen ersten groben Recherchen die Schlüsselfigur für den ideologischen Unterbau der Energiewende zu sein.
Lovins (3) ein Physiker, der aber nur als NGO Campaigner arbeitete, bzw später als Leiter eines Instituts der Umweltbewegung, hat den Unterschied zwischen sanften (umweltverträglichen) EE und harten (zerstörerischen) Energien geprägt, sowie die Dezentralität als Wesensmerkmal einer (4) zukünftigen Energieversorgung benannt. Aus PR-Sicht ist er sicher eine begnadete Figur (Negawatt), und als Futurist im Sinne von Tony Seba wohl ebenfalls. Für einen Energietechniker sind seine Werke allerdings enttäuschend und nichtssagend. Das ging dem Ökoinstitut vor 40 Jahren (5) übrigens ähnlich, bei Lovins Deutschland Besuch hielt das Ökoinstitut einen Dissens in manchen Fragen schriftlich fest.

Lovins hatte großen Einfluss auf die Politik der Demokraten in den USA, schon seit Jimmy Carter, erst seit wenigen Jahren scheint er ins Abseits gedrängt (6) worden zu sein. Seine Anti Kernkraft Position wurde vor einigen Jahren überstimmt.
Seine Anti-Kernkraft-Bücher aus den 80ern haben Aktivisten Niveau und sind wissenschaftlich unergiebig.

12:55 PM · Oct 27, 2023


https://twitter.com/MoormannRainer/statu...857657388773712

Lovins war ab den frühen 1970er Jahren einer der vehementen Bekämpfer der Atomkraft in den USA; sein erstes Buch dagegen hat er 1975 herausgebracht. Zusammen mit von Weizsäcker hat er 1995 für den Club of Rome den Bericht "Faktor vier" verfaßt, dessen Unteritel lautet "Doppelter Wohlstand - halbierter Naturverbrauch". Lovins lenht jede Großtechnik ab; er setzt ganz auf völlig dezentralisierte Versorung durch EE. Seine Grundsatzproklamation in der Hinsicht ist im Oktober 1976 in der Zeitschrift "Foreign Affairs" erschienen: "Energy Strategy - The Road Not Taken?" Im Oktober 1977 hat "The Atlantic" darüber die Titelgeschichte gebracht und seine Ideen einigermaßen bekannt gemacht.

Heute verweist Moormann auf ein Interview mit Lovins, das vor einer Woche in der taz erschienen ist. Man muß sich das mal ganz langsam geben. Auszüge:

Zitat von taz, 22. 10. 2023
Amory Lovins, der Autor dieser Zukunftsvision, veröffentlichte sie 1978 auch in Deutschland als Buch mit dem Titel „Sanfte Energie – Das Programm für die energie- und industriepolitische Umrüstung unserer Gesellschaft“. Und genau dazu wurde es. Die Umweltbewegten, die Lovins damals zwischen Anti-AKW-Demos lasen, etablierten sich in den folgenden Jahrzehnten in den Institutionen und machten sich an ebenjene Transformation. 2016 erhielt Lovins für seine Pionierarbeit das Bundesverdienstkreuz.

wochentaz: Herr Lovins, kaum jemand hat die Energiewende hier in Deutschland so geprägt wie Sie. Wieso gelang gerade ­Ihnen dieser Zukunftsentwurf?

Amory Lovins: Ich hatte einfach das große Glück, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Bis dahin war die Frage eher: Woher bekommt man mehr Energie? Mehr von jeder Art, aus jeder Quelle und zu jedem Preis, insbesondere Strom aus zentralen Kraftwerken. Mir war klar, dass das auf Dauer nicht funktionieren würde. Es wäre zu kostspielig, zu langsam und zu unbequem. Aber niemand hatte eine schlüssige Alternative.

Sie schon.

Ja, ich fragte mich, wozu wir die Energie überhaupt brauchen. Was wollen wir damit machen? Die Menschen wollen Dienstleistungen, wie heiße Duschen und kaltes Bier. Man sollte also von den Endnutzern her denken. Dann kann man schauen, welche Art der Energieerzeugung diese Aufgabe am kostengünstigsten erfüllt. Das erwies sich als sehr fruchtbar.
...
Bei der Geschwindigkeit, mit der wir erneuerbare Energien einsetzen, sind wir jedoch deutlich weiter, als ich erwartet hatte. Sie machen etwa 90 Prozent der neuen Stromerzeugungskapazität weltweit aus. Sie haben den Markt erobert, weil sie noch billiger sind, als ich zu hoffen gewagt hatte, und sie werden immer billiger. Die zentralen Kraftwerke machen also keinen Sinn mehr, egal ob mit fossilen Brennstoffen oder Atomkraft betrieben. Es ist in der Regel billiger, sie zu schließen und stattdessen neue Solar- und Windkraftwerke zu bauen.

Dennoch baut Deutschland derzeit neue Gaskraftwerke als fossiles Backup für die wechselhaften erneuerbaren ­Energien.

Ich sehe keine Notwendigkeit für mehr Erdgas als Backup. Ich kann verstehen, dass einige Parteien politische Bedenken haben. Aber es wird allmählich klarer werden, dass ein gut geführtes, erneuerbares System mit guter deutscher Ingenieurkunst mindestens so zuverlässig sein wird wie das herkömmliche Netz und sogar widerstandsfähiger – besonders, wenn der Stromverbrauch effizient und gut abgepasst ist.

Deswegen wollen Sie eine dezentrale Energieerzeugung. Doch wenn man heute etwa auf China schaut, mit seinen riesigen Solar- und Offshore-Windparks, sind das ja gigantische Kapazitäten. Verfolgen wir nicht gerade einen „harten Pfad“, nur eben mit erneuerbaren Energien?

Nun, darüber mache ich mir keine großen Sorgen. Bei der Definition des „harten Pfades“ ging es eher um zentralisierte Anlagen als um die Ansammlung vieler Erzeuger in einem Gebiet. Zudem steht eines von vier Solarpaneelen weltweit auf einem chinesischen Dach. Und ich denke, es fällt auf, dass die Erneuerbaren jetzt weitgehend mit anderer Landnutzung wie Land- und Forstwirtschaft, Erholungsgebieten und Wildtieren koexistieren. In den ländlichen Gebieten ist das eine viel sozialverträglichere Nutzung als ein riesiges Wärmekraftwerk.



https://taz.de/Energiewendepionier-ueber...hritt/!5966360/

Der Clou ist aber diese Passage:

Zitat
Sie selbst haben vor 40 Jahren mit Ihrem Haus in den Rocky Mountains neue Standards gesetzt.

Das stimmt. Das Haus ist so gut isoliert, dass es ganz ohne Heizung auskommt. Es heizt sich nur durch Sonneneinstrahlung und Wärme aus Körpern, Lampen und Geräten auf. Und das in einem Klima, das früher auf bis zu minus 44 Grad Celsius runterging, 2.200 Meter hoch in den Rocky Mountains nahe Aspen. Im Winter hatten wir bis zu 39 Tage lang eine ununterbrochene Wolkendecke. Doch ich kann hier drinnen sogar Bananen ernten. Gerade wächst meine 81. Staude – und das ganz ohne Ofen. Das Haus kostete sogar noch weniger als ein reguläres, weil der Verzicht auf die Heizung mehr Baukosten einsparte, als die hohe Effizienz hinzufügte.

Sie kommen also komplett ohne Heizung aus, nicht mal als ­Reserve?

Wir hatten einen Hund, der brachte in einem so gut gedämmten Haus eine Heizleistung von 50 Watt. Und wir konnten ihn auf 100 Watt hochregeln, indem wir einen Ball warfen. Das war unsere Reserveheizung.



Bin ich eigentlich der Einzige, dem bei diesem 50-Watt-Heizhund (hochregelbar auf 100) sofort Loriots sprechender Hund von 1977 einfällt?

Etwas aus der Wirtschaft?
Ja bitte.
Über Atom-ssstroom?
Nein, das sagt er nicht!
Ich sage Ihnen, das Tier äußert sich rein privat, ohne jeden politischen Aspekt.
Atomstrom ist ein politischer Aspekt!
Bello hat das Recht, über Atomssstrom zu sprechen wie ein Politiker!
Aber er weiß ja nicht, wovon er spricht!
Wie ein Politiker!
Gut - aber nicht länger als eine Minute.
Bello, sach mal: Herr Otto Mohl fühlt sich unwohl am Pol ohne Atooom-ssstroom.
O-o-oo-o-oo-o-oo-o-o-oo-o!
Solche Äußerungen heizen die Diskussion wieder ganz unnötig an!



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.576

29.10.2023 13:27
#2 RE: Der geistige Vater der Energiewende Antworten

Weil es sich so schön auf das Obige reimt:

Zitat
Energiewende gerettet

Hurra, er ist endlich da, der Durchbruch für das Speicherproblem der Energiewende: der „Riesenakku“ der Gemeinde Diespeck. FOCUS Online jubelt: „Superakku“ kann trotz Dunkelflaute 10.000 Haushalte mit Strom versorgen“. Man muss zu Ende lesen, um herauszufinden, dass er das allerdings nur für eine Stunde kann. FOCUS: „Mit 24 Megawattstunden kann der Superakku sogar 2,4 Millionen Handys laden“. 13 Millionen Euro hat der Spaß gekostet. 13 Millionen fürs Handy laden während der Dunkelflaute?

Um Deutschland durch eine echte, eher kleine Dunkelflaute von einer Woche zu bringen, benötigte man ungefähr 50.000 solche Batteriespeicher, die etwa 650 Milliarden Euro kosten würden. Für diese Summe könnte man 50 große Kernkraftwerke bauen.


https://www.achgut.com/artikel/fundstuec...ewende_gerettet



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Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.576

29.10.2023 14:53
#3 RE: Der geistige Vater der Energiewende Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #1
Das ging dem Ökoinstitut vor 40 Jahren (5) übrigens ähnlich, bei Lovins Deutschland Besuch hielt das Ökoinstitut einen Dissens in manchen Fragen schriftlich fest.


Nachtrag.

Zitat
Rainer Moormann@MoormannRainer
1980 wollte das Öko-Institut die AKW sofort abschalten. Öl später, und Kohle sollte die AKW ersetzen.
12:47 PM · Oct 29, 2023

Andreas Richwin@energiegruppen
43 Jahre später haben sie ausser schicken Folien das Problem der Wetterabhängigkeit NICHT gelöst. Nach der Abschaltorgie ist man auf absehbare Zeit auf Fossile Backups angewiesen. H2 eine unbezahlbare Märchengeschichte.


https://twitter.com/energiegruppen/statu...616527958691852



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Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.576

29.10.2023 15:38
#4 RE: Der geistige Vater der Energiewende Antworten

Da ich schon mal beim Suchen bin. Lovins war ja nicht der Einzige, der hier das geistige Fundament für die grüne Welthaltung gelegt hat; zwischen Paul Ehrlichs "The Population Bomb" (1968) über "The Limits to Growth" (1972) und "Global 2000" (1979) gibt es ja einen ganzen Strauß solcher Fleurs du mal.

Erster Blick in E. F. Schumachers "Small is Beautiful" (1973), Part 2: "Resources," Kapitel 4 zur Atomenergie:

Zitat
Nuclear Energy -- Salvation or Damnation?

The attention of the layman, not surprisingly, has been captured by the atom bomb, although there is at least a chance that it may never be used again. The danger to humanity created by the so-called peaceful uses of atomic energy may be much greater. There could indeed be no clearer example of the prevailing dictatorship of economics. Whether to build conventional power stations, based on coal or oil, or nuclear stations, is being decided on economic grounds, with perhaps a small element of regard for the 'social consequences' that might arise from an over-speedy curtailment of the coal industry. Put that nuclear fission represents an incredible, incomparable, and unique hazard for human life does not enter any calculation and is never mentioned. ... It is not as if there were any lack of authoritative voices to warn us. The effects of alpha, beta, and gamma rays on living tissues are perfectly well known: the radiation particles are like bullets tearing into an organism, and the damage they do depends primarily on the dosage and the type of cells they hit.

A new 'dimension' is given also by the fact that while man now can -- and does -- create radioactive elements, there is nothing he can do to reduce their radioactivity once he has created them. No chemical reaction, no physical interference, only the passage of time reduces the intensity of radiation once it has been set going. Carbon-14 has a half -life of 5,900 years, which means that it takes nearly 6,000 years for its radioactivity to decline to one-half of what it was before. The half-life of strontium-90 is -twenty-eight years. But whatever the length of the half-life, some radiation continues almost indefinitely, and there is nothing that can be done about it, except to try and put the radioactive substance into a safe place.

But what is a safe place, let us say, for the enormous amounts of radioactive waste products created by nuclear reactors? No place on earth can be shown to be safe. It was thought at one time that these wastes could safely be dumped into the deepest parts of the oceans, on the assumption that no life could subsist at such depths." But this has since been disproved by Soviet deep-sea exploration. Wherever there is life, radioactive substances are absorbed into the biological cycle. Within hours of depositing these materials in water, the great bulk of them can be found in living organisms. Plankton, algae, and many sea animals have the power of concentrating these substances by a factor of 1,000 and in some cases even a million. As one organism feeds on another, the radio- active materials climb up the ladder of life and find their way back to man.
...
The most massive wastes are, of course, the nuclear reactors themselves after they have become unserviceable. There is a lot of discussion on the trivial economic question of whether they will last for twenty, twenty-five, or thirty years. No-one discusses the humanly vital point that they cannot be dismantled and cannot be shifted but have to be left standing where they are, probably for centuries, perhaps for thousands of years, an active menace to all life, silently leaking radioactivity into air, water and soil. No-one has considered the number and location of these satanic mills which will relentlessly accumulate. Earthquakes, of course, are not supposed to happen, nor wars, nor civil disturbances, nor riots like those that infested American cities. Disused nuclear power stations will stand as unsightly monuments to unquiet man's assumption that nothing but tranquillity, from now on, stretches before him, or else -- that the future counts as nothing compared with the slightest economic gain now. ... Unless all living geneticists are in error, there will be an equally relentless, though no doubt somewhat delayed, increase in the number of harmful mutations.

On radioactive wastes of nuclear reactors:

'The biggest cause of worry for the future is the storage of the long-lived radioactive wastes.... Unlike other pollutants, there is no way of destroying radioactivity.... So there is no alternative to permanent storage....

'In the United Kingdom, strontium-90 is at the present time stored as a liquid in huge stainless steel tanks at Windscale in Cumberland. They have to be continually cooled with water, since the heat given off by the radiation would otherwise raise the temperature to above boiling point. We shall have to go on cooling these tanks for many years, even if we build no more nuclear reactors. But with the vast increase of strontium-90 expected in the future, the problem may prove far more difficult. Moreover, the expected switch to fast breeder reactors will aggravate the situation even further, for they produce large quantities of radioactive substances with very long half-lives.

'In effect, we are consciously and deliberately accumulating a toxic substance on the off-chance that it may be possible to get rid of it at a later date. We are committing future generations to tackle a problem which we do not know how to handle.' Finally, the report issues a very clear warning:

'The evident danger is that man may have put all his eggs in the nuclear basket before he discovers that a solution cannot be found. There would then be powerful political pressures to ignore the radiation hazards and continue using the reactors which had been built. It would be only prudent to slow down the nuclear power programme until we have solved the waste disposal problem.... Many responsible people would go further. They feel that no more nuclear reactors should be built until we know how to control their wastes.' And how is the ever-increasing demand for energy to be satisfied?

'Since planned demand for electricity cannot be satisfied without nuclear power, they consider mankind must develop societies which are less extravagant in their use of electricity and other forms of energy. Moreover, they see the need for this change of direction as immediate and urgent.'

No degree of prosperity could justify the accumulation of large amounts of highly toxic substances which nobody knows how to make 'safe' and which remain an incalculable danger to the whole of creation for historical or even geological ages. To do such a thing is a transgression against life itself, a transgression infinitely more serious than any crime ever perpetrated by man. The idea that a civilisation could sustain itself on the basis of such a transgression is an ethical, spiritual, and metaphysical monstrosity. It means conducting the economic affairs of man as if people really did not matter at all.



https://web.archive.org/web/201408270132.../small/2.html#4

Wenn das nicht 1:1 der Kleine Katechismus der Grünen Ideologie in Sachen Atomenergie (bzw. deren "Hexenhammer") ist, weiß ich es auch nicht.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.576

29.10.2023 20:29
#5 RE: Der geistige Vater der Energiewende Antworten

Und weiter im Takt. Bernhard Grzimek, seinerzeit absolute Institution in frühabendlichen TV mit "Ein Platz für Tiere", referiert Gordon Rattray Taylors Bestseller "Das Selbstmordprogramm", das von April bis November 1971 ununterbrochen an der Nr. 1 der Bestsllerliste für Sachbücher in Westdeutschland stand. Der Spiegel, Nr. 17, vom 18. April 1971.

Zitat
Bernhard Grzimek über G. R. Taylor: "Das Selbstmordprogramm" IST ES BEREITS ZU SPÄT?

Die Frage, so Taylor, aber lautet bereits heute nicht mehr: »Können wir mit den Problemen fertig werden?«, sondern: »Können wir in der Zeit, die uns noch zur Verfügung steht, damit fertig werden? Oder ist es bereits zu spät?« Oder wird, wenn wir überleben, diese Art Leben noch lohnend sein? Deshalb sollten unsere Politiker und Wirtschaftsplaner gezwungen sein, Taylors Buch sofort sehr gründlich zu studieren,

Die internationale Kommission für Strahlenschutz stellt in ihrem Bericht fest, daß die zulässige Strahlenbelastung zusammen mit medizinischen Strahlungsdosen zwar eine »beträchtliche Belastung der Gesellschaft darstellen, daß aber die daraus resultierenden genetischen Schäden im Hinblick auf die Segnungen für den Mensch en gerechtfertigt scheinen«.

In den USA und wohl in den meisten anderen Ländern wurde die zu duldende Bestrahlungsmenge auf 0,17 rad festgesetzt. Man gibt zu, daß Leute, die beruflich mit diesen Dingen zu tun haben, das Hundertfache der vertretbaren Strahlendosis abbekommen. Auch die In der Nähe von Atomreaktoren arbeitenden Menschen müssen sich damit abfinden, zehnmal mehr radioaktiver Strahlung ausgesetzt zu sein. Sie kann natürlich durch Atomkraftwerk-Explosionen, Niederdrücken des Rauches aus Schornsteine, Bersten der Behälter mit »unschädlich« gemachtem Atommüll infolge von Erdbeben usw. jäh erhöht werden.

Aber selbst die »zulässige« Strahlendosis von 0,17 rad bedeutet bei gleichmäßiger Bestrahlung aller Menschen, wie Taylor mitteilt, schon jetzt eine Zunahme der Krebs- und Leukämiekranken um 16000 in den USA und um 4400 in England. Diese Todesurteile werden von einer anonymen Behörde ohne Befragung der ahnungslosen Betroffenen stillschweigend verhängt. Zur Zeit gewinnen wir fast 7000 Megawatt aus Atomkraftwerken, aber 1975 werden es 140 000 Megawatt sein, in 30 Jahren drei bis vier Millionen. In gleichem Ausmaß steigt der radioaktive Abfall ins Ungeheure.
...
Unsere Autos verbrauchen Sauerstoff in Immer größeren Mengen. Eine Boeing 707 verbrennt bei der Atlantiküberquerung 35 Tonnen Sauerstoff, und rund um den Erdball sind schon jetzt etwa 3000 Düsenmaschinen gleichzeitig in der Luft. Bis 2000 wird der Sauerstoffbedarf für Flugzeuge allein auf das Zehnfache ansteigen. Legt man die heutigen Zuwachsraten der Industrie zugrunde, so muß man in den nächsten drei bis vier Jahrzehnten mit einer Abnahme des Sauerstoffgehalts der Luft rechnen. Asbest und Asbeststaub (zum Beispiel vom Brems- und Kupplungsbelag der Autos)(*) kann eines Tages, so warnt Taylor« »den Zigaretten den traurigen Ruhm, Hauptverursacher von Lungenkrebs zu sein, streitig machen«.

Nur etwa zehn Prozent der gesamten Landfläche der Erde sind wirklich kultivierbar, weitere zehn Prozent könnten noch mit einbezogen werden, würden aber bestenfalls niedrigere Erträge zu immer höheren Preisen liefern. Wir können die Bodenerträge je Hektar nur erhöhen, indem wir Maschinen, Energie, Unmengen künstlichen Düngers einsetzen. Damit wiederum brauchen wir rasch Vorräte auf, die in Jahrmillionen der Erdgeschichte in Form von Kohle, Erdöl, radioaktivem Gestein angesammelt worden sind. Taylor: »Vorläufig ist es wahnsinniges Verhalten, die Energiereserven aufzubrauchen und auf ein technisches Wunder zu bauen, das uns vor dem Bankrott retten soll.«


https://www.spiegel.de/kultur/ist-es-ber...00-000043278825

Es ist ganz schlicht: an dem Wahn, den heute die Gretatisten, Klimaspinner & die grünen Hackepeter einfahren, ist ein halbes Jahrhundert lang ununterbrochen gestrickt worden.

https://www.spiegel.de/kultur/ist-es-ber...00-000043278825

PS. * Von John Maynard Keynes, auf den ich sonst nicht viel gebe, gibt es die hübsche Feststellung "Practical men who believe themselves to be quite exempt from any intellectual influence, are usually the slaves of some defunct economist." Hübsch zu sehen, wie alt das Bohei um "abgefahrene Bremsbeläge = Feinstaub" mittlerweile ist.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.576

29.10.2023 21:53
#6 RE: Der geistige Vater der Energiewende Antworten

Nochmals Grzimek im Spiegel:

Zitat
Das Schlimme ist, daß neue Erfindungen ständig bedenkenlos in die breite Produktion überführt, großartige technische Projekte verwirklicht werden, ohne daß man Biologen, Ökologen zu Rate zieht und den Einfluß solcher Innovationen auf den Gesamthaushalt der Natur untersucht.




Was daraus heute, ein halbes Jahrhundert später, geworden ist, kann man an jedem neuen Autobahnkilometer sehen. Aber allmählich wird mir klarer, warum in der Expertenkommission, die vor 12 Jahren Merkels Atomusstieg abgesegnet hat, unbedingt ein Zoodirektor sitzen mußte.



Schluß von Grzimeks Philippika.

Zitat
In den USA, die uns in der Industrialisierung und der Gefährdung des Lebens von Pflanze, Tier und Mensch voraus sind, hat man seit 1965 eine Reihe von Bundesgesetzen und Bundesschutzbehörden geschaffen: unter anderem für Wasserschutz, Müllbeseitigung, Reinhaltung der Luft. Die Industrie arbeitet dort allmählich williger mit, verlangt aber gesetzliche Regelungen, damit die Betriebe, die freiwillig Luft usw. sanieren, nicht im Wettbewerb gegenüber den Verschmutzern benachteiligt werden.

Die Bevölkerung ist nicht nur an der Reinigung der Flüsse, an gesunder Atemluft und Sonnenlicht interessiert, sondern auch an der Erhaltung schöner Landschaften und Erholungsgebiete, gerade um zeitweise den Städten zu entfliehen. Hier ist es sehr schwer, sich gegen Planungen von Autobahnen, neuen Industriezweigen, Militärbasen, Staudämmen durchzusetzen. Gerade deshalb verlangt der Naturschutz (der zusammen mit dem „Umweltschutz“ den „Lebensschutz“ ausmacht) endlich einheitliche Gesetze und zentrale Naturschutzbehörden, die von Amts wegen zu jeder dieser Planungen erst ja sagen müssen – und das auch in der Bundesrepublik Deutschland.



Zuerst: die Welt stürzt ein. Wir werden alle verhungern und an Krebs sterben! Und dann die deutscheste aller Lösungen: Wir brauchen unbedingt ein Ministerium, das das rigoros durchreguliert.

Die Frage, was daraus geworden ist, schenke ich mir.



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