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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 17 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.421

12.06.2024 19:19
"...es kommt eine dunkle Wolk' herein..." Antworten

1. Bruno H. Bürgel, "Der Stern von Afrika" (1921)

Zitat
Ausgangspunkt des SF-Romans "Der Stern von Afrika" ist ein globales Klima-Desaster. Um das Jahr 2700 hat eine kosmische Staubwolke die Erde eingehüllt und dadurch eine neue Eiszeit heraufbeschworen. Unser Planet ist weitgehend unbewohnbar geworden. Zwar gibt es noch eingeschränkt bewohnbare Teile in Südeuropa, aber die politische Bedeutung der Vereinigten Staaten von Europa wie auch der USA ist nur noch marginal ... Man vermutet, dass in zwei- bis dreitausend Jahren die Erde den Staubnebel durchquert haben wird, aber ob bis dahin die Zivilisation überleben kann, ist völlig offen, ja unwahrscheinlich.
- Hans Frey: Aufbruch in den Abgrund. Deutsche Science Fiction zwischen Demokratie und Diktatur. Bd 2: Von Weimar bis zum Ende der Nazudiktatur. Memoranda Verlag, Berlin 2020, S. 264.



Zitat von Kapitel 1
Die weite Schneefläche, da und dort von durchstoßenden, bläulich schimmernden Eisschollen unterbrochen, glitzerte und gleißte blendend in der Frühsonne. Ein mattes Rosa zog drüber hin, und eigenartige gelbbraune Dunstschleier lagen um das Tagesgestirn. Wo Licht und Schatten hart nebeneinander standen, gab es merkwürdige Farbenkontraste. Auf einem kleinen Hügel, von Eisschollen gebildet, standen zwei Männer und blickten mit scharfen Gläsern ringsum in die ihnen so fremde, so märchenhaft ungewöhnlich erscheinende Landschaft und weit hinaus auf das gefrorene Meer. ... Ja, was war aus dem alten, früher die Welt beherrschenden Europa geworden, seit die große Katastrophe es in des Wortes verwegenster Bedeutung in den Schatten gesetzt, seit die alte Sonne da droben ihre Kraft, ihre Wärme eingebüßt, der Norden der Erdkugel vereiste!

"Halten Sie mich ruhig für einen Toren, aber ich denke immer, daß dieser Zustand schnell, wie er gekommen auch ein Ende nehmen kann und die alte liebe Sonne wieder ihre Schuldigkeit tut wie früher. Sehen Sie, ich verstehe ja nichts von Ihrer Wissenschaft, bin Staatsmann und habe damit gerade genug zu tun, aber mal muß doch die verdammte Wolke, oder was es nun ist, ein Ende nehmen. Dieser gelehrte Rawlinson auf der Kap-Sternwarte rechnet zwar schon seit Jahr und Tag immer längere Zahlen für das Staubungetüm aus, in das unser armes Planetensystem hineingerudert ist, jedoch traue einer den Astronomen. Es könnte doch auch anders sein! Oder meinen Sie nicht?"

»Es ist freilich ein weitverbreiteter Irrtum, Herr Generalrat, wenn man annimmt, daß nur eine plötzliche fabelhafte Kälte diese Vereisung hervorruft. Die seit Jahrtausenden vorliegenden, sehr sorgfältigen Temperaturmessungen zeigen, daß die Jahrestemperatur Europas nur um einige Grade gesunken ist. Sie betrug in früherer Zeit 13 Grad Wärme, blieb viele Jahrhunderte unverändert und ist jetzt auf 8 Grad gesunken. Das erscheint nicht so bedeutend, und wer sich mit den Erscheinungen und Wirkungen einer solchen Temperaturerniedrigung nur oberflächlich beschäftigt, sieht nicht ein, weshalb das zur Vereisung großer Teile unseres Planeten führen muß, aber vergessen Sie nicht, daß die Zeit hier die Hauptrolle spielt. Regen und Schnee haben im Norden wie im Süden der Erdkugel bedeutend zugenommen, hauptsächlich infolge des Vorhandenseins fein verteilten Staubes in der Erdatmosphäre, der von der kosmischen Wolke herrührt, in der unser ganzes Sonnensystem dahintreibt. Die Sonnenstrahlen werden durch diese Staubwolke von vielen Millionen Kilometern Dicke und Ausdehnung geschwächt, daher ist die Temperatur seit Jahrzehnten immer mehr gesunken. Die Folge ist, daß die Eismassen, die sich droben im Norden während des Winters bilden, nicht wie früher in starkem Maße zum Schmelzen gebracht werden können. Der Winter ist gewissermaßen länger geworden. Die Eismassen mehren sich, und da sie nicht in den Himmel wachsen können, so schieben sie sich weiter südwärts in Gestalt der mächtigen Eisströme, die wir Gletscher nennen.

So streckt der Norden seine erstarrenden, eisigen Arme immer weiter äquatorwärts. Von Grönland, von Norwegen, vom Eismeer her schiebt sich der weiße Tod auf uns zu. Die nördlichen Meere vereisen, und die Winde, die von dort her wehen, greifen weiter aus, ziehen Europa, Nordasien, Nordamerika mit in die Kältezone. Es ist eigentlich eine sehr einfache Geschichte!«

»Eine verteufelte Situation,« sagte der Generalrat und blickte seufzend hinaus in die glitzernde Ferne, gegen deren eisigen Hauch all die wundervollen Erfindungen der modernen Menschheit nicht zu schützen vermochten.

»Es ist nicht das erste Mal, daß die alte Erde sich so bedroht sieht,« meinte Vanderstraßen. »Vor rund 40 000 Jahren etwa geschah das Gleiche, und unsere Vorfahren haben über jene Eiszeit sehr genaue Forschungen angestellt. Damals schoben sich die nordischen Gletscher bis an den Fuß der Alpen. Es war zur Zeit, als der Mensch noch halb ein Tier war, mit dem Steinbeil auf die Jagd ging, in Felsenhöhlen hauste. Der Mensch der Urzeit war ein Zeitgenosse jener Eiszeit. Und auch das war nicht die erste Vereisung der Erde! Spuren in den Gesteinen, kümmerliche Reste im Tagebuche der alten Mutter Erde erzählen, daß Jahrmillionen früher, nach tropisch warmen Zeiten, da selbst im hohen Norden weite grüne Wälder sich dehnten, ziemlich plötzlich eine kalte Zeit mit anschließender Vereisung auftrat. Jahrtausendelang hat die Forschung vor dem unerklärlichen Rätsel gestanden, uns ist es vergönnt, eine solche Krankheitsperiode der Mutter Erde selber zu erleben und zu erkennen, daß eine Staubwolke im Raum des Uebels Wurzel ist!«



https://www.projekt-gutenberg.org/buerge...fr/chap001.html

2. Fred Hoyle, "The Black Cloud" (1957)

Zitat
Die schwarze Wolke (Originaltitel The Black Cloud) ist ein Science-Fiction-Roman des britischen Astrophysikers Sir Fred Hoyle, der als Kritiker den Begriff Big Bang (Urknall-Theorie) prägte, aus dem Jahre 1957.[1][2] Das Buch erschien ursprünglich im Verlag Heinemann.[3] In Deutschland erschien Die schwarze Wolke 1958 bei Kiepenheuer & Witsch.

Mit diesem Roman, der sich an breitere als nur wissenschaftliche Leserschichten wandte, erzählte er die Begegnung der Menschheit mit einer außerirdischen Lebensform von gigantischem Ausmaß: einer schwarzen Gas/Materie-Wolke, die in unser Sonnensystem eindringt und durch Verdunkelung der Sonne eine Bedrohung für die Existenz der Menschheit auf der Erde darstellt.

Im Jahre 1964 beobachten Astrophysiker auf der Erde eine Abdunklung von Sternen auf fotografischen Aufnahmen des Sternenhimmels. Sie identifizieren als Ursache eine sich schnell nähernde, riesige Gas- und Staubwolke, die sich genau auf die Erde zubewegt und durch ihre gigantischen Ausmaße die hinter ihr liegenden Sterne verdeckt. Schnell werden Regierungen in aller Welt eingeschaltet, die zunächst die Entdeckung verheimlichen, jedoch ein geheimes Forschungslabor in Nortonstowe, einem fiktiven Ort in der Grafschaft Gloucestershire (England), einrichten, um die schwarze Wolke während ihrer monatelangen Annäherung weiter zu beobachten. Im Roman spielen hauptsächlich nur die Regierungen der USA und des Vereinigten Königreichs eine Rolle.

Unerwarteterweise verlangsamt die Wolke ihre Annäherung und stoppt schließlich sogar ganz, sie verdeckt so das gesamte Sonnenlicht auf der Erde, wodurch es zu Hungersnöten und Klimakatastrophen kommt.

Insbesondere die unerwartete Verlangsamung der Wolke lässt die Wissenschaftler zu dem Schluss kommen, dass sie intelligentes Leben darstellt, und sie beginnen, mit primitiven Funksignalen Kontakt zu ihr aufzunehmen. Die Wolke versteht die Signale und antwortet. Die von ihr eintreffenden Signale werden mithilfe eines Computers in hörbare Stimme umgewandelt. Es stellt sich heraus, dass die Wolke ein intelligenter Superorganismus ist, der völlig überrascht ist, „primitive Lebensformen“ wie die Menschheit auf einem festen Planeten wie der Erde vorzufinden. Sie rekonfiguriert sich, um wieder Sonnenlicht durchzulassen, und die Menschheit ist gerettet. Obwohl hierdurch die für die Menschheit nachteiligen Effekte reduziert wurden, misstrauen einige Regierungen der Wolke und bereiten eine Attacke auf sie mit Nuklearwaffen vor. Nachdem die Wissenschaftler diese Tatsache der Wolke mitgeteilt hatten, kehrt die Wolke die Flugrichtung der Waffen um und lenkt sie auf ihre Ausgangspunkte zurück, unternimmt jedoch keinen anderweitigen Gegenangriff.



https://de.wikipedia.org/wiki/Die_schwarze_Wolke

3) Arthur C. Clarke, "Transience" (1949). In Clarkes kleiner Erzählung (mehr Prosapoem als Kurzgeschichte, werden drei Szenen an einem Meeresstrand in England hintereinandergestellt. In allen dreien sieht ein Junge auf wie Weite des offenen Meers hinaus: in der ersten in der Vorzeit, ein Mitgleid der ersten Gruppe, die von Afrika aus den Norden Europas erreicht haben; in der zweiten ein Junge der nahen Zukunft, der zusieht, wie hinter dem Horizont die Raumschiffe zur Erkundung des Sonnensystems starten, und in der dritten in ferner Zukunft, der stellvertretend für die ganze Spezies Abschied von der Erde nimmt.

Zitat
The tide was returning with the dying day. Near the horizon, one star had not waited for the sun to set, but already burned with a fierce white glare against the darkling sky. Soon its companions, no longer in the scant thousands man had once known, began to fill the heavens. The Earth was now near the centre of the universe, and whole area of the sky were an unbroken blaze of light.

But rising beyond the sea in two long curving arms, something black and monstrous eclipsed the stars and seemed to cast its shadow over all the world. The tentacles of the Black Nebula were already brushing against the frontiers of the solar system... (The Collected Stories of Arthur C. Clarke. Gollancz, 2001, S. 103)





4. 10. June 2024, Stichwort »Es ist nicht das erste Mal, daß die alte Erde sich so bedroht sieht.«

Zitat
The Solar System May Have Passed through Dense Interstellar Cloud 2 Million Years Ago, Altering Earth’s Climate

In a new BU-led paper, astrophysicists calculate the likelihood that Earth was exposed to cold, harsh interstellar clouds, a phenomenon not previously considered in geologic climate models

Around two million years ago, Earth was a very different place, with our early human ancestors living alongside saber-toothed tigers, mastodons, and enormous rodents. And they may have been cold: Earth had fallen into a deep freeze, with multiple ice ages coming and going until about 12,000 years ago. Scientists theorize that ice ages occur for a number of reasons, including the planet’s tilt and rotation, shifting plate tectonics, volcanic eruptions, and carbon dioxide levels in the atmosphere. But what if drastic changes like these are not only a result of Earth’s environment, but also the sun’s location in the galaxy?

In a new paper published in Nature Astronomy, BU-led researchers find evidence that some two million years ago, the solar system encountered an interstellar cloud so dense that it could have interfered with the sun’s solar wind. They believe it shows that the sun’s location in space might shape Earth’s history more than previously considered.

This paper is the first to quantitatively show there was an encounter between the sun and something outside of the solar system that would have affected Earth’s climate,” says BU space physicist Merav Opher, an expert on the heliosphere and lead author of the paper.

Her models have quite literally shaped our scientific understanding of the heliosphere, and how the bubble is structured by the solar wind pushing up against the interstellar medium—the space in our galaxy between stars and beyond the heliosphere. Her theory is that the heliosphere is shaped like a puffy croissant, an idea that shook the space physics community. Now, she’s shedding new light on how the heliosphere, and where the sun moves through space, could affect Earth’s atmospheric chemistry.

Opher and her collaborators essentially looked back in time, using sophisticated computer models to visualize where the sun was positioned two million years in the past—and, with it, the heliosphere and the rest of the solar system. They also mapped the path of the Local Ribbon of Cold Clouds system, a string of large, dense, very cold clouds mostly made of hydrogen atoms. Their simulations showed that one of the clouds close to the end of that ribbon, named the Local Lynx of Cold Cloud, could have collided with the heliosphere.

If that had happened, says Opher, Earth would have been fully exposed to the interstellar medium, where gas and dust mix with the leftover atomic elements of exploded stars, including iron and plutonium. Normally, the heliosphere filters out most of these radioactive particles. But without protection, they can easily reach Earth. According to the paper, this aligns with geological evidence that shows increased 60Fe (iron 60) and 244Pu (plutonium 244) isotopes in the ocean, Antarctic snow, and ice cores—and on the moon—from the same time period. The timing also matches with temperature records that indicate a cooling period.

It’s impossible to know the exact effect the cold cloud had on Earth—like if it could have spurred an ice age. But there are a couple of other cold clouds in the interstellar medium that the sun has likely encountered in the billions of years since it was born, Opher says. And it will probably stumble across more in another million years or so.

Opher and her collaborators are now working to trace where the sun was seven million years ago, and even further back. Pinpointing the location of the sun millions of years in the past, as well as the cold cloud system, is possible with data collected by the European Space Agency’s Gaia mission, which is building the largest 3D map of the galaxy and giving an unprecedented look at the speed stars move.

“This cloud was indeed in our past, and if we crossed something that massive, we were exposed to the interstellar medium,” Opher says. The effect of crossing paths with so much hydrogen and radioactive material is unclear, so Opher and her team at BU’s NASA-funded SHIELD (Solar wind with Hydrogen Ion Exchange and Large-scale Dynamics) DRIVE Science Center are now exploring the effect it could have had on Earth’s radiation, as well as the atmosphere and climate.


https://www.bu.edu/articles/2024/the-sol...stellar-clouds/

Published: 10 June 2024

"A possible direct exposure of the Earth to the cold dense interstellar medium 2–3  Myr ago," Merav Opher, Abraham Loeb & J. E. G. Peek, Nature Astronomy (2024)

Zitat
Abstract

Cold, dense clouds in the interstellar medium of our Galaxy are 4–5 orders of magnitude denser than their diffuse counterparts. Our Solar System has most likely encountered at least one of these dense clouds during its lifetime. However, evidence for such an encounter has not been studied in detail yet. Here we derive the velocity field of the Local Ribbon of Cold Clouds (LRCC) by modelling the 21 cm data from the HI4PI survey, finding that the Solar System may have passed through the LRCC in the constellation Lynx 2–3 million years ago. Using a state-of-the-art simulation of the heliosphere, we show that during the passage, the heliosphere shrinks to a scale of 0.22 au, smaller than the Earth’s orbit around the Sun. This would have put the Earth in direct contact with the dense interstellar medium for a period of time and exposed it to a neutral hydrogen density above 3,000 cm−3. Such a scenario agrees with geological evidence from 60Fe and 244Pu isotopes. The encounter and related increased radiation from Galactic cosmic rays might have had a substantial impact on the Earth’s system and climate.

Main

Most stars generate winds and move through the interstellar medium (ISM) that surrounds them. This motion creates a cocoon (astrosphere) that protects planets from the ISM. The Sun’s cocoon is the heliosphere. The Solar System has been inside the Local Bubble for at least the last 3 Myr, and possibly 10 Myr (ref. 1). The conditions near the Sun are not homogeneous, and several partially ionized clouds exist2. It is clear that the Solar System has traversed different regions of the local ISM during the past several million years, which has affected its heliosphere. Presently, the Solar System is traversing a local interstellar cloud (LIC) with a relative speed of 25 km s−1. The Solar System will be leaving the LIC in the next few thousands of years because of its proximity to its edge3.

Here we show that in the ISM that the Sun has traversed for the last couple of million years, there are cold, compact clouds that could have drastically affected the heliosphere. We explore a scenario whereby the Solar System went through a cold gas cloud a few million years ago. Very few works have investigated such encounters with massive clouds4,5, in part because the dense ISM needed to sweep away the heliosphere is quite rare. The volume-filling fraction of the dense ISM is less than one part in 1,000. Further, the Sun exists within a large evacuated hot bubble, which has almost no dense gas in it at all; in the vast majority of directions, there are no dense clouds for at least 100 pc in distance from the Sun. The ISM experienced today by the heliosphere is a warm, partially ionized medium with a hydrogen number density of nH ≈ 0.2 cm−3 and a temperature of T ≈ 8,000 K (ref. 3). These clouds are plentiful around the Sun, but have too low a density to contract the heliosphere to distances <130 au.


https://www.nature.com/articles/s41550-024-02279-8

Avi Loeb, daran sei kurz erinnert, ist der Astronom, der 2021 in seinem Buch "Extraterrestrial" (Houghton-Mifflin, 2021; dt. "Ausserirdisch," DVA 2021) den Asteroiden 'Oumuamua, der 2017 von außerhalb des Sonnensystems vorbeigeschaut hat, zu einem ET-Raumschiff erklärt hat & der im vorigen Sommer "perfekt kugelförmige Metallkügelchen" als Relikte einer solchen Visiten vom Grund des Pazifik aufgelesen haben will.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Ulrich Elkmann Offline




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12.06.2024 19:31
#2 RE: "...es kommt eine dunkle Wolk' herein..." Antworten

Ich sehe gerade, daß ich dies auf die Eile in der falschen Registratur abgelegt habe, nicht unter "weitere Themen" & ohne einen Blogbeitrag zu liefern. Ich bitte um Nachsicht.
Ich lasse das hier erst einmal stehen, um keine nebulöse Leerstelle zu erzeugen.



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Ulrich Elkmann Offline




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12.06.2024 20:01
#3 RE: "...es kommt eine dunkle Wolk' herein..." Antworten

Apropos "Transience." der englische Komponist David Bedford hat Clarkes Text übrigens für klassisches Orchester vertont.

Zitat
In 1969 he wrote The Tentacles of the Dark Nebula as a commission from Peter Pears. The work was conceived for tenor and string group.
Tentacles was inspired by one of Arthur C. Clarke’s short stories – ‘Transience’ which is from the collection The Other Side of the Sky (1958). Bedford had shown a deep interest in astronomy and science fiction in a number of his compositions including ‘Some Stars above Magnitude 2.9’ for soprano and piano (1971), Star Clusters, Nebulae and Places in Devon for mixed chorus and brass (1971) and The Sword of Orion for instrumental ensemble (1970).
The literary conceit of ‘Transience’ is to give a prophetic overview of the history of humankind. The first part of the story concerns a Neolithic youth discovering the beach. In fact, he is the first person ever to set foot on the sand. The next section presents a young lad from the nineteen-sixties staying at a nearby holiday resort and enjoying ‘traditional’ beach activities: he builds a sandcastle which is subsequently destroyed by the waves. The final scene describes a child exploring the beach for the last time. This is long in the future, shortly before the Dark Nebula makes the world uninhabitable for human beings. His parents hasten him aboard the last spacecraft to leave the planet bound for a new home in a far galaxy. The beach remained, the waves still rolled in, but mankind had come and gone.

The story’s three sections are replicated in Bedford’s score with each section connected by a short instrumental interlude. Elizabeth Stokoe (British Music Now, ed. Foreman, 1975) pointed out that the composer has identified certain continuities in the story such as ‘the beach, the child, the incoming tide etc.’ and has created musical references to these that are characterised and developed when they recur in each of the story’s three parts.
David Bedford has conceived the vocal line as ‘lyrical’ rather than ‘dramatic’ with considerable use being made of melisma (a group of notes used to present a single syllable). The accompaniment is scored for three violins, two violas, two cellos and double bass: this utilises a variety of musical effects including glissandi and quarter tones. Stokoe (op.cit.) has pointed out that the instrumental interludes are ‘designed to contrast with the character of the vocal sections, in which orchestral sounds complement the shadings of the text, within a prevailing unity of mood.’ The voice and strings are evenly balanced with a careful blending of tone. Eric Warr in The Listener (5 March 1970) praised the ability of Bedford’s ‘instrumental contrivances [to] express fear and illimitable desolation…’
he Tentacles of the Dark Nebula was first performed at the Queen Elizabeth Hall on Monday 22 September 1969 by Peter Pears with the London Sinfonietta under the composer’s direction. Other works heard at this concert included the first performance of Lutoslawski’s setting of the surrealist poet Jean-Francis Chabrun, Paroles Tissées, Mozart’s Bassoon Concerto in Bb K.191 and his Clarinet Concerto in A K.622.

Musical Opinion (November 1969) simply stated that the work was ‘largely coloured by microtonal glissandi mostly of some gentleness and cosseted anarchy’ (whatever that may imply). It concluded by suggesting that the work lacked ‘resolution’ and was ‘fragile’ and ‘sometimes a little precious.’

The Manchester Guardian (22 June 1970) presented an interview between Peter Pears and Edward Greenfield examining the singer’s recent activities at The Maltings. Greenfield noted that Pears had recently sung Bedford’s Tentacles which was ‘the rise and fall of man on earth in three vivid fragments of space fiction’. The discussion suggests that the singer ‘keeps the most open mind’ on ‘the claims of the avant garde’.

The broadcast premiere was on BBC Radio 3 on February 27, 1970 with the London Sinfonietta conducted by David Atherton.
The Tentacles of the Dark Nebula was originally released on Decca Headline HEAD3 with Peter Pears as soloist and David Bedford conducting the London Sinfonietta. The duration is just over seventeen minutes. It was recorded during September 1972 at the Maltings, Snape. The LP also included Witold Lutoslawski’s Paroles Tissées, and Lennox Berkeley’s Four Ronsard Sonnets, both conducted by the respective composers.The broadcast premiere was on BBC Radio 3 on February 27, 1970 with the London Sinfonietta conducted by David Atherton.
The Tentacles of the Dark Nebula was originally released on Decca Headline HEAD3 with Peter Pears as soloist and David Bedford conducting the London Sinfonietta. The duration is just over seventeen minutes. It was recorded during September 1972 at the Maltings, Snape. The LP also included Witold Lutoslawski’s Paroles Tissées, and Lennox Berkeley’s Four Ronsard Sonnets, both conducted by the respective composers.

Music and Musicians (September 1974), reviewing the record, notes that is ‘a brave act’ to take a short story of science fiction in which the text must be presumed to be of some importance and then set it for voice and illustrate it by stringed orchestra.’ Malcolm Barry deems that Arthur C. Clarke’s story ‘is perfectly clear and does not need musical elaboration or illustration to make it point.’ He thinks that the singing (and indeed the whole piece as music) is superfluous and the ‘background is annoying.’ Barry concludes by noting Bedford’s undoubted skill as a composer but suggests that ‘he does his cause no service by such a weak piece. Bravery is not enough.’



https://landofllostcontent.blogspot.com/...ark-nebula.html

Anzuhören in voller Länge hier: https://www.youtube.com/watch?v=AK0bD18VZmE



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Ulrich Elkmann Offline




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12.06.2024 20:23
#4 RE: "...es kommt eine dunkle Wolk' herein..." Antworten

Und daß der "Spiegel" vor 66 Jahren mal ausführlich Science Fiction besprochen hat, überrascht mich denn doch ein wenig.

Zitat von Nr 5/1958, 28.1.1958
Der englische Cambridge-Dozent Fred Hoyle, 42, einer der berühmtesten Astrophysiker und Astronomen der Welt, durchbrach vor kurzem ein Tabu, das vor ihm kein Astronom der Neuzeit zu verletzen gewagt hatte: Der Weltraum-Experte - der vor knapp einem Jahr in die erlauchte »Königliche Gesellschaft«, die englische Akademie der Wissenschaften, aufgenommen worden ist - veröffentlichte unter seinem Namen einen Roman aus dem Bereich der sogenannten Science fiction: »Die schwarze Wolke".

Er postuliert, daß es im Weltall superintelligente Wesen geben kann, die weder Mensch noch Tier gleichen: sogenannte kosmische Dunkelwolken mit einem Durchmesser von ein paar hundert Millionen Kilometern.

Mit dieser zunächst abstrus erscheinenden Überlegung, die einer solchen Wolke aus Gas und Staub geistige Fähigkeiten zuweist, hat Sternenforscher Hoyle jedoch mehr geliefert als nur einen fachmännischen Beitrag zu der neuen Wissenschaft »Kosmobiologie«. Er hat auch eine neuartige Propaganda-Technik für wissenschaftliche Thesen geschaffen: Das geniale kosmische Riesenviech des utopischen Romans verkündet nämlich die bereits in früheren Schriften veröffentlichten Lehrmeinungen des Verfassers Hoyle über viele wissenschaftliche Probleme unerschrocken als »übermenschliche Erkenntnis«.

Die hypothetische Dunkelwolke wird nach Hoyles fiktivem Bericht im Januar 1964 von einem jungen Astronomen der kalifornischen Riesensternwarte Mount Palomar auf einem Himmelsphoto als dunkler Fleck entdeckt, der sich - wie weitere Beobachtungen ergeben - binnen eines Monats um etwa fünf Prozent vergrößert. Den kalifornischen Sternguckern ist die Bedeutung dieses Fundes sofort klar: Eine der zahlreichen kosmischen Dunkelwolken des Milchstraßensystems, in astronomischer Terminologie »Globule« genannt, rast auf die Sonne zu und wird sie in etwa zwanzig Monaten passieren.

Dieses Ereignis schafft die Ausgangsposition für die Romanpartie, die Hoyle mit dem Leser zu spielen wünscht. Aus der realistisch geschilderten Anfangssituation - die mit Berechnungen und Diagrammen eindrucksvoll illustriert wird -, entwickelt Hoyle sein astrophysikalisches »Was - wäre - wenn« - Planspiel.

Als der Romanheld Kingsley, der unermüdlich die Meinungen und Thesen vertritt, zu denen sich auch der Wissenschaftler Hoyle bekennt, zusammen mit seinen amerikanischen Kollegen die Beobachtungen diskutiert, vermögen die Forscher bereits die ersten unerquicklichen Konsequenzen des kosmischen Ereignisses abzuschätzen: Die »Globule« ist so dicht, daß sie wahrscheinlich eine Sonnenfinsternis von mehrmonatiger Dauer auslösen wird. Die Temperatur auf der Erde würde dabei aller Voraussicht nach nahezu auf den absoluten Nullpunkt (minus 273 Grad) absinken.

Kingsley wird Leiter eines Forschungsinstituts, das die »Globule« und ihre Einwirkungen auf die Erde studiert, aber das Hoyle-Double zeigt sich von dem Tod eines erheblichen Teils der Menschheit durch die neue Eiszeit im Jahre 1965 weniger beeindruckt als von dem absonderlichen Benehmen der schwarzen Wolke. Die »Globule« hätte nämlich nach den physikalischen Gesetzen beim Fall auf die Sonne immer schneller werden und schließlich weiter in den Raum hinaus fliegen müssen. Statt dessen hat sie sich durch Abschleudern von Masse wie eine Rakete gebremst und hält die Sonne besetzt. Als die »Globule« schließlich auf die Bestrahlung mit Dezimeterwellen noch in recht eigenartiger Weise reagiert, erkennt Kingsley: Die Wolke benimmt sich wie ein intelligentes Wesen.

Der Wissenschaftler macht den anderen Globulenforschern klar, daß die Wolke ein Vieh ist, das auf die Sternweide geht, indem es seinen Energiebedarf aus der Strahlung von Sonnen deckt - wie das im Prinzip jedes Lebewesen tut. An Stelle eines Skeletts hat die »Globule« ein Gerüst von magnetischen Kraftlinien. Radiosignale zwischen ihren einzelnen Teilen ersetzen die elektrischen Impulse, die bei irdischen Lebewesen durch die Nervenbahnen weitergegeben werden, und elektrisch leitende äußere Schichten übernehmen die Funktion eines Schädels. Da die Temperatur in der Wolke nicht zu hoch ist, können sich in ihr komplizierte organische Verbindungen, die Grundvoraussetzung allen Lebens, aufbauen.

Alle diese geistreichen Spekulationen werden schließlich bestätigt, als sich die Wissenschaftler mit der superintelligenten Wolke funkisch verständigen. Nachdem die »Globule« mühelos das Englische erlernt hat, gibt die Wolke Hoyles Ansichten über Geburtenkontrolle, Astronomie, Religion und verschiedene andere Themen von sich. Dieser Belehrungskurs endet, als die »Globule« sich zur Weiterreise entschließt.



https://www.spiegel.de/politik/die-denke...00-000041760578



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Ulrich Elkmann Offline




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12.06.2024 20:50
#5 RE: "...es kommt eine dunkle Wolk' herein..." Antworten

"Der Stern von Afrika" ist übrigens 1931 ins Englische übersetzt worden (von Konrad Schmidt und Fletcher Pratt - älteren Fantasy-Lesern bekannt als Ko-Autor von L. Sprague de Camp) & unter dem Titel "The Cosmic Cloud" in der Herbstausgabe von "Wonder Stories Quarterly" erschienen, mit 7 Illustrationen von Frank R. Paul.

Wonder Stories Quarterly, Fall 1931, S. 20:

Zitat
It was on July 8, 2211, about midnight, that the astronomer Adam Svendenham observed through one of his gigantic telescopes the region south of the star Gamma in the constellation Hercules. A multitude of tiny stars, never visible to the unaided eye, became visible through the huge instrument, through the barrel of which one could have driven a Ford. A tiny luminous cloud attracted the attention of Sir Adam Svendenham. It floated far away in space and was so feebly illuminated that even through his powerful instrument it was scarcely visible. He referred to the astronomical reports, studied the star catalogs, but found in none of them any mention of the little luminous cloud.

But of course, there were thousands of such clouds in the depths of space; they hang at immeasurable distances from our system, farther away than most of the stars that sparkle in the sky of night. Astronomers call them nebulae; they are composed of gases and dust particles, and are of such immense size that compared with the least of them, the solar system with all its planets shrinks to the dimensions of a toy.

Again, in April 2212, the same region in Hercules was swept with the telescope. When Svendenham observed it, he noted at once that the location and size of the nebula were considerably altered. He took a new photograph of the whole section, and these two dispassionate documents, the old and the new plates, gave evidence that the nebula was travelling through the universe with considerable speed and was approaching the solar system. The astronomers of the Cape observatory became aroused ; reports and pictures from the famous institution stirred other astronomers throughout the earth into action. All telescopes were turned on the nebula; every instrument sought to establish its location with the utmost accuracy, and all the apparatus for stellar photography in observatories went into action.

No doubt of it— here was a huge cosmic cloud, approaching the earth. All other known nebulae had remained practically motionless in their celestial positions since discovery. It was possible that they too moved; but the motion was imperceptible because of the enormous distances that separated them from the sun. This helped the proof that the famous Svendenham Nebula, as they called it, must be unusually close — though “close” to astronomers is a word of singular meaning. They consider the sun “close” to us, though it would take a bullet about ten years to reach it from the earth.

"On the basis of all observations and calculations the following data on the nebula have been established, relative to January 1, 2215 : Location of the nebula in the skies : Right ascension, 16 h. 10 m.; Declination 18:3, north, that is, between the stars Gamma and Kappa in the constellation Hercules. It covers 20.8 seconds of arc. The distance of the nebula from earth and sun must be estimated at 1,408,200 million kilometers. Its distance is therefore, 9,450 astronomical units.

“The orbit of the nebula at the present time brings it in almost a straight line in the direction of our solar system. Spectroanalytical measurements on the Doppler principle gives the conclusion that it is approaching our system at a speed of 105 kilometers per second. As our solar system is moving toward the star Delta Herculei, the sun with all its planets is hurrying away from the nebula at the known velocity of 21 kilometers per second. The true rate of the cloud’s approach to us may therefore be established at 84 kilometers a second.

“From these data we conclude that at the expiration of 580 years the nebula and solar system must meet, provided both bodies retain their present direction and velocity of motion. This is certainly true with regard to our solar system, but further observations will be necessary to establish it with regard to the cloud. If it proves correct, our solar system must, in the year 2723, collide with the nebula."



https://archive.org/details/Wonder_Stori...ge/n21/mode/2up

Nature Astrophysics, Juni 2024:

Zitat
The ISM in the vicinity of the Solar System also harbours a few, rare, dense, cold clouds that are called the Local Ribbon of Cold Clouds (LRCC)6. The Local Leo Cold Cloud (LLCC)7 is among the largest and most studied of the group, and its properties are estimated to be nH ≈ 3,000 cm−3 and T = 20 K (ref. 8). (...) We show below that the distance and velocity characteristics of the LRCC are such that there is at least a 1.3% chance that the heliosphere encountered the tail of the LRCC 2 million years ago (Ma) in the direction of the Lynx constellation. We name that portion the Local Lynx of Cold Clouds (LxCCs).

Detailed modelling of GCR diffusion is needed to explore the impact[/b] of GCRs on climate and habitability. Additionally, the passage through such a dense cloud would have an additional effect on Earth’s atmosphere through interstellar dust accumulation (53). This also should be investigated. Although the coincidence of the Sun’s past motion with these rare clouds is truly remarkable, the turbulent nature of the ISM and the small current angular size of these clouds mean that the past location error ellipse is much larger than the clouds and, absent any other information, the probability of their encounter is measured to be low. We hope that our present work will incentivize future works detailing the climate effects due to an encounter of the heliosphere with the LRCC and possible consequences for evolution on Earth.

Opher, M., Loeb, A. & Peek, J.E.G. A possible direct exposure of the Earth to the cold dense interstellar medium 2–3 Myr ago. Nat Astron (2024).


https://www.nature.com/articles/s41550-024-02279-8



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Johanes Offline




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12.06.2024 21:02
#6 RE: "...es kommt eine dunkle Wolk' herein..." Antworten

"das vor ihm kein Astronom der Neuzeit zu verletzen gewagt hatte"

Ist wahrscheinlich eine Anspielung auf Keplers Somnium, oder?

Wie lange wird uns das Denken wohl noch erlaubt bleiben?

Ulrich Elkmann Offline




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12.06.2024 21:21
#7 RE: "...es kommt eine dunkle Wolk' herein..." Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #6
Anspielung auf Keplers Somnium, oder?


Eher weniger. Der Kepler ist erst zur Zeit der bemannten Apollo-Landungen wieder soweit ausgegraben worden, daß er Kultur-Redaktören an der Branstwiedte "ein Begriff" war. Ansonsten hätten ihm die Romane von Camille Flammarion einfallen müssen, der ja nicht nur 70 Jahre zuvor der bekannteste vulgarisateur der Sternkunde gewesen war, sondern das auch noch viermal in Romanform gegossen hat: "Lumen" (1873," "Uranie" (1889), "La fin du monde" (1894) & "Stella" (1897). Ansonsten schreibt Astronomen tatsächlich zimelich selten in dem Metier; der einzige, der mir ad hoc in den Sinn kommt, ist Robert S. Richardson (1902-1980), der als Verfasser von Kurzgeschichten den nom de plume "Philip Latham" benutzt hat. Richardson war am Palomar-Observatorium tätig, und er hat in seinen gut 20 Stories des öfteren die Arbeitsatmosphäre (mit Beobachtungszeit beantragen, Platten mit Mikrometern auswerten, Drittmittelanträgen, Kollegenneid) als Milieu. Isaac Asimov hat mal darauf hingewiesen, daß Forscher, der SF schreiben, das nur sehr selten innerhalb ihres Fachgebiets verlegen: sie sind einfach zu nah dran, um frei & nach Gutdünken fabulieren zu können. Fun fact: ich habe mal vor vielen Jahren aus unserer Uni-Bibliothek "Lumen" ausgeliehen (das war lange, bevor sowas auf Gallica abgreifbar war), in der französischen Erstauflage - & war ganz frappiert, vorn auf dem Vorsatz eine handschriftliche Widmung von Flammarion zu finden, mit schönem Dank an die deutsche Leserin & frommen Wünschen zur Völkerverständigung durch "Liebe zur Wissenschaft."



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Ulrich Elkmann Offline




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12.06.2024 22:26
#8 RE: "...es kommt eine dunkle Wolk' herein..." Antworten

Zwei kleine Fußnoten. Zum einen zum Titel. Das verdankt sich latürnich einem schon älteren Volkslied, erste Fasungen aus dem frühen 16. Jhdt; die heutige Melodie & erste Strophe nach der liebersammlung von Jhannes Werlin von 1648: "es geht ein' dunkle Wolk' herein / mir deutcht, es wird ein Regen sein /ein Regen aus den Wolken / wohl in das grüne Gras..."

Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß die Textfassung, die mir spontan einfiel, die aus dem Ersten Weltkrieg war, die Erwin Wolfgang Koch um 1917 daraus gedreht hat & die sich in der anonym zusammengestellten "Weltkriegs-Liedersammlung" (Verlag: Der Deutschmeister, Dresden 1926) als "Gaskampflied" findet.

Es geht eine dunkle Wolk' herein:
Mich dünkt, es wird ein Angriff sein,
Ein Angriff von den Feinden
Mit dunkelgrünem Gas.

Die deutsche Maske vor dem Gesicht,
Doch offen deutsch der Kolben spricht.
Der Feind mit giftigen Gasen
Aus letztem Loch tut blasen.

So singt ein Gasschutzoffizier
Zu der Gitarr in Frankreich hier.
Gott mög' das deutsche Streiten
Zu Sieg und Frieden leiten!


Ja, ich weiß auch nicht, in welche suspekten Scharteken ich mitunter meine Nase stecke...

Außerdem: Stichwort "Rauchvergiftung durch kosmische Nebel," bereits Thema bei Conan Doyle in der zweiten Erzählung um Professor Challenger, "The Poison Belt" (vorabgedruckt in "The Strand," März bis Juli 1913) war. Wobei sich das der Kometenfurcht bei der Wiederkehr des halleyschen Kometen verdankt, nachdem im Schwefi von Haarsternen 1908 Absorptionsbanden von Blausäure gefunden worden waren & sich bei der Bahnberechenung herausgestellt hatte, daß die Erde am 19.5.1910 den Kometenschweif durchqueren würde. (Ich habe dazu ja im vorigen Jahr einiges geschrieben.)

Zweitens:

Die Idee, kosmische Staubwolken könnten als Auslöser für Kälteperioden oder gar Eiszeiten in Frage kommen, ist so neu nicht. Spätestens in den 1970er Jahren ist das als Hypothese vorgeschlagen worden, nachdem durch die ersten Kartierungen der interstellaren Materie durch Radioteleskope die Struktur der Spiralarme einigermaßen ermittelt worden war. Die Idee war, daß sich die Erde während ihres 250 Millionen Jahre dauernden Umlaufs um das Milchstraßenzentrum mal nördlich, mal südlich der galaktischen Ebene aufhält (z.Zt. sind wir gut 50 Lichtjahre südlich) & sich der Staub vorzugsweise in dieser Ebene sammelt. Der Durchlauf würde dann regelmäßig zu einer ausreichenden Abschwächung der Sonnenstrahlung auf der Erde führen. Das ist Ende der 1970er ganz aus dem Straußß der ventilierten Hypothesen verschwunden, nachdem die drei überlagernden Milankovich-Zyklen als besser zur geologisch bestimmten Periodizität der Eiszeiten paßten (Neigung der Erdachse zur Ekliptik, Exzentrizität der Umlaufbahn & Präzession).

Ad hoc finde ich dazu dies hier:

Zitat
"Ice ages and the Galaxy," W. H. McCrea, Nature, volume 255, pages 607–609 (1975), 19. Juni 1975.

Abstract
The passage of the Solar System through a dust lane bordering a spiral arm of the Galaxy may cause a temporary variation of the Sun's radiation and so lead to an ice epoch on Earth.


https://www.nature.com/articles/255607a0



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Ulrich Elkmann Offline




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12.06.2024 22:39
#9 RE: "...es kommt eine dunkle Wolk' herein..." Antworten

Uuuund: Ich werd' nicht mehr. Ihr ahnt nicht, von wem die Idee ursprünglich stammt.

Zitat
PHYSICS IN ACTION: "A sunny future" (Physics Bulletin, Volume 26, Number 9 1975 Phys. Bull. (26:394))

Abstract: Recent advances in our understanding of the Milky Way galaxy have lent substantial support to suggestions that the ice ages on the earth are directly linked to the motion of the solar system through the galaxy. Writing in the 19 June issue of Nature Professor W H McCrea of Sussex University updates an earlier suggestion of Fred Hoyle and others and comes to the conclusion that the agreement with what we know about the ice ages from geological evidence is remarkable.


https://iopscience.iop.org/article/10.10...1-9112/26/9/023

"On the Causes of Ice-Ages," Hoyle, F., Earth, Moon and Planets, Volume 31, Issue 3, pp. 229-248 (1984)

Zitat
Hoyle first met Raymond Lyttleton – four years his senior – in 1939 and over the next few years they collaborated on a series of important papers. One of the earliest was a
controversial theory of how the past climate of the Earth, including the ice ages, could be explained as an effect of the Sun’s passage through interstellar clouds of diffuse matter (Mitton 2005). ... With his book Ice (1981), Hoyle returned to the problem of the ice ages, the same problem that he had dealt with more than 40 years earlier.



https://watermark.silverchair.com/10.109...mM_vQTVw2p45ZIY

Fred Hoyle (With R. A. Lyttleton) "The Effect of Interstellar Matter on Climatic Variation," Proc. Camb. Phil. Soc., v 35, 405 (1939)


https://adsabs.harvard.edu/full/1984EM%26P...31..229H

Zitat
"The effect of interstellar matter on climatic variation" F. Hoyle, R. Lyttleton, Published in Mathematical Proceedings of… 1 July 1939

Abstract
The effect of interstellar matter on the sun's radiation is considered with a view to explaining changes in terrestrial climate. It appears that a star in passing through a nebulous cloud will capture an amount of material which by the energy of its fall to the solar surface can bring about considerable changes in the quantity of radiation emitted. The quantity of matter gathered in by the star depends directly on the density of the cloud and inversely on the cube of its velocity relative to the cloud. Thus vastly different effects on the solar radiation can be brought about under fairly narrow ranges of density and relative velocity (ranges that are in accordance with astronomical evidence). In this way the process is able to explain the small changes in the solar radiation that are necessary to produce an ice age and, under conditions less likely to have taken place frequently, the high increase in radiation required for the Carboniferous Epoch. Despite the large effects that the mechanism can bring about, it is shown that the mass of the sun does not undergo appreciable change and hence reverts to its former luminosity once the cloud has been traversed.



https://www.cambridge.org/core/journals/...D8FD21A62D7FF68



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Ulrich Elkmann Offline




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12.06.2024 23:51
#10 RE: "...es kommt eine dunkle Wolk' herein..." Antworten

Bei Fred Hoyle, bei der Eiszeit & beim "Spiegel" war ich ja schon. Ich bleib' mal bei allen dreien.

Zitat von 05.07.1981, DER SPIEGEL 28/1981
"Glitzernder Tod" Englands berühmtester Astronomie-Professor, Sir Fred Hoyle, warnt vor einer neuen Eiszeit. Die Menschheit könne aber, meint er, etwas dagegen tun.

Gleichwohl hat Sir Fred Hoyle, den die britische Wissenschaftszeitschrift »New Scientist« mittlerweile »Britanniens lausbübischsten und umstrittensten Wissenschaftler« nennt, nun wieder zugeschlagen: Er veröffentlichte, pünktlich zum kalten Sommer 1981, seine ganz spezifische Theorie der Eiszeiten.

* »Wir haben keine Chance, einer neuen Eiszeit zu entgehen, wenn wir nicht mit wohlüberlegten Aktionen zur Vorsorge beginnen.«

* »Die Lösung ist, die Ozeane aufzuheizen bis zu Wärmegraden, wie sie vor 20 Jahrmillionen herrschten. Damals gab es keine Eiszeit; und es könnte, wenn das Tiefsee-Wasser wieder so warm gemacht würde, auch künftig keine mehr geben.«

Hoyle rät dringlich, schleunigst anzupacken, was es da seiner Überzeugung nach als Jahrtausendwerk zu tun gibt. Denn er, der seine Karriere an der Cambridge University als Mathematik-Dozent begann, hat eine bedrückende Rechnung aufgemacht.

Demnach ist das Klima-Unheil schon überfällig. Ohne Vorwarnung könne der weißglitzernde Tod jederzeit über die jetzt noch gemäßigten Breiten kommen -- im Laufe von nur zehn Jahren.

Die gegenwärtige Warmphase hält Professor Hoyle für äußerst labil. Eiszeiten drohen immer dann, meint er, wenn durch die Plattentektonik der Erdkruste (auch Kontinentaldrift genannt) Landmassen über einen Pol geschoben werden und hoch vergletschern; S.168 eben dies ist derzeit bei der Antarktis der Fall.

Die sich dort und in Grönland ständig lösenden Eisberge, folgert er, kühlen die Ozeane ab. Ewigen Winter verhindere einstweilen nur mehr die intensiv sonnenbestrahlte oberste Wasserschicht der tropischen Meere.

Den eigentlichen Klima-Schalter allerdings läßt Astrophysiker Hoyle, wie auch anders, vom Weltraum aus betätigen.

Durchschnittlich alle 10 000 Jahre (und das Ende der letzten Eiszeit liegt bereits 10 000 Jahre zurück) trifft ein großer Steinmeteorit die Erde. Ein Geschoß von 300 Meter Durchmesser würde 50 Milliarden Tonnen Gestein in die Stratosphäre pulvern; daran würden Eisnädelchen, sogenannter Diamantstaub, auskristallisieren und fast die gesamte Wärmestrahlung der Sonne reflektieren -- Eiszeit angeknipst.

In etwa zehn Jahren, meint Hoyle, seien dann die gegenwärtig vorhandenen Wärmereserven der Meeresoberflächen erschöpft. Regen würde Schnee, Eisflächen deckten Felder und Weiden.

Deshalb gelte es, diese kritische Periode zu verlängern. Sein Rat: Die Menschheit solle der Erde ein Wärmepolster zulegen, indem sie das Kaltwasser der ozeanischen Tiefen hochpumpt und von der Sonne bescheinen läßt.

Mit einer Pumpleistung von nahezu 13 Millionen Kubikmetern pro Sekunde, so hat er durchkalkuliert, würde im Laufe von vier Jahrtausenden genug Sonnenenergie für 50 Jahre gespeichert. Diese Frist aber genügte, den kosmischen Steinschlag und seine Folgen zu überstehen; denn inzwischen könnten Winde, die sich über den Meeren erwärmen, die Diamantstaub-Wolken wieder lichten.

So skurril sich das Patentrezept ausnimmt, die Fachwelt fand es nicht einmal zum Lachen. »Die Reaktion anderer Eiszeit-Forscher auf Hoyles Theorie«, vermerkte der »New Scientist«, »ist eisig.«



https://www.spiegel.de/wissenschaft/glit...00-000014345557



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Ulrich Elkmann Offline




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13.06.2024 00:32
#11 RE: "...es kommt eine dunkle Wolk' herein..." Antworten

Und jetzt wird es leicht unheimlich. In zwei Schritten:

Zum einen: Stichwort "dunkle interstellare Wolken." Aus solchen Gas- und Staubwolken werden ja Sternentstehungsgebiete, wennn siese Wolken die sog. Jean'sche Masse überschreiten und unter ihrer eigenen Massenanziehung in sich zusammenfallen. Dazu muß das Gas eine Temperatur von weniger als 2° Kelvin aufweisen. Solche Gebiete sehen wir als Emissionsnebel, wenn die Strahlung der neu entstandenen Sterne (die heftig ist), die Gase in ihrer unmitelbaren Umgebung = 5 bis 15 Lichtjahre zum Leuchten anregt. Geläufigstes Beispiel M42, der Orionnebel. Als Auslöser für den Zusammenfall der stellaren Soufflees dienen in aller Regel die Schockwellen von Supernovae, die, wenn sie auf solche Stoffvorräte trefeen, die entsprechend verdichten.

Unsere unmitelbare stellare Umgebung, unser galaktischer Hinterhof, am inneren Rand des Orion-Cygnus-Spiralarms, ist ein Bereich, der an solcher Materia überaus arm ist: Während sich di Dichte des interstellaren Mediums im Durchschnitt in der Milchstraße auf 1 Atom pro cm³ beläuft, beträgt er in der "Lokale Blase" nur 0,01 Atome pro cm³. Dafür ist diese Materie ziemlich aufgeheizt. Die Temperatur dieses Gases beläuft sich auf 1,4 Millionen °K. Der Durchmesser der lokalen Blase, die recht uhrglasförmig geformt ist, beläuft sich auf 300 Lichtjahre. Es ist nicht ganz klar, ob das Leerfegen dieser Blase auf die Explosion einer oder mehrerer Supernovae zurückgeht (lange zeit war Geminga der Solo-Kandidat; neuer Arbeiten gehen von einem bis zwei Dutzend Sternexplosionen aus, die in der Zeit vor 14 bis 6 Millionen Jahren stattgefunden haben. Diese Blase dehnt sich natürlich seitdem aus; aus der Geschwindigkeit & entsprechenden Rotverschiebung des Materials kann man das zurückrechnen. Die Sonne ist vor 4 bis 5 Millionen Jahren mit ihren Planeten in diesen Bereich hineingewandert. Und jetzt: vor zwei Jahren hat eine statistische Auswertung, die zu einer dreidimensionalen Kartieung der äußeren Bereiche der lokalen Blase geführt hat, gezeigt, daß sämtliche Sternentstehungsgebiete innerhalb von 500 Lichtjahren Entfernung zu insgesamt 7 Bereichen gehören, die sich allesamt an der Grenzfront dieser Schockwelle(n) befinden.

Zitat von JANUARY 14, 2022
Nearby Supernovae Exploded Just a few Million Years Ago, Leading to a Wave of Star Formation Around the Sun

Artist's illustration of the Local Bubble with star formation occurring on the bubble's surface. Scientists have now shown how a chain of events beginning 14 million years ago with a set of powerful supernovae led to the creation of the vast bubble, responsible for the formation of all young stars within 500 light years of the Sun and Earth.

The Sun isn’t the only star in this galactic neighbourhood. Other stars also call this neighbourhood home. But what’s the neighbourhood’s history? What triggered the birth of all those stars?

A team of astronomers say they’ve pieced the history together and identified the trigger: a series of supernovae explosions that began about 14 million years ago.

A series of stars in our neighbourhood exploded as supernovae starting about 14 million years ago. They created a vast bubble of gas about 1,000 light-years across called the Local Bubble. In the middle of that void sits the Sun. The Sun’s neighbours formed on the edge of that bubble, and the preceding supernova explosions were the catalyst for their formation.

A new study published in the journal Nature presents the findings. The title is “Star formation near the Sun is driven by expansion of the Local Bubble.” Catherine Zucker is the lead author and she’s an astronomer and data visualization expert.

But stars can also form when supernovae explode. Supernova explosions release a tremendous amount of energy, and that energy travels outward in a shockwave. The shockwave pushes gas together into clouds and creates greater density. That can lead to new stars.

That’s what happened in our neighbourhood, and it formed stars on the edge of the Local Bubble, which is also the edge of supernova shockwaves. Inside the Local Bubble, the density of the Interstellar Medium (ISM) is much lower than the density of the ISM throughout the Milky Way. The series of supernovae explosions pushed the gas aside, forming the edge of the bubble of dense ISM and driving star formation there.

The team reports that there are seven star-forming regions on the bubble’s surface in the form of molecular clouds. These include Orion A and Orion B, both prominent parts of the Orion Molecular Cloud Complex. “Remarkably, we find that every well-known molecular cloud within ~200 pc of the Sun lies on the surface of the Local Bubble,” the paper says. The exception might be the Perseus Molecular Cloud.

The star formation didn’t happen all at once. In their paper, the authors point out that it happened in four distinct epochs: 10 Myr ago, 6 Myr ago, 4 Myr ago, and in the present age. They don’t know exactly how many supernovae exploded to create the bubble, but they’ve constrained it between 8 and 26, settling on 15 as the most likely number. “We’ve calculated that about 15 supernovae have gone off over millions of years to form the Local Bubble that we see today,” said Zucker, who is now a NASA Hubble Fellow at STScI.

This is a static screen grab of the interactive tool Zucker and her colleagues created. Image Credit: Zucker et al 2022.
Universe Today readers might recognize some of the stars on the edge of the Local Bubble. For example, the red supergiant Antares is the brightest and most massive star in the Sco-Cen (Scorpius-Centaurus) association. Antares is the 15th brightest star in the sky, and one of the largest stars visible with the naked eye.

The Local Bubble isn’t a static object: it’s still slowly growing, like a car after you take your foot off the gas. “It’s coasting along at about 4 miles per second,” Zucker said. “It has lost most of its oomph though and has pretty much plateaued in terms of speed.”

The team traced back the motions of stars to paint a picture of the bubble’s formation. “The clear implication of the
observed geometry and motions is that all the well-known star-forming regions within 200 pc of the Sun formed
as gas has been swept up by the Local Bubble’s expansion,” they explain in their paper.

“This is an incredible detective story, driven by both data and theory,” said Harvard professor and Center for Astrophysics astronomer Alyssa Goodman, a study co-author and founder of glue, data visualization software that enabled the discovery. “We can piece together the history of star formation around us using a wide variety of independent clues: supernova models, stellar motions and exquisite new 3D maps of the material surrounding the Local Bubble.”

The Sun is in the middle of the Local Bubble, but it hasn’t always been. As Sol travelled through space, it entered the bubble. Now we find ourselves in the middle of it, where we’ve been since the dawn of humanity.



https://www.universetoday.com/154047/nea...around-the-sun/



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Ulrich Elkmann Offline




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13.06.2024 01:01
#12 RE: "...es kommt eine dunkle Wolk' herein..." Antworten

Zweiter Schritt. Stichwort "0,01 Atome/cm³": An dieser Stelle war meine spontane Reaktion: Pech für alle SF-Autoren, die als Antrieb für galaktische Ausflüge Bussard-Ramjets verwenden. Ein Ramjet ist ein Staustrahltriebwerk. Ronald Bussard hat das Konzept 1960 entwickelt, & SF-Autoren wie Larry Niven oder Poul Anderson in seinem Roman "Tau Zero" von 1970 haben das benutzt, wenn sie halbwegs gemäß den Beschränkungen der Gegenbenheiten der Physik spielen wollten und nicht mit Warp 8 durch die 43. Dimension hüpfen wollten. Das Konzept sieht vor, den interstellaren Wasserstoff mit Magnetfeldern einzusammeln, zu bündeln, komprimieren (eben wie in einem Staustrahltriebwerk) und zur Fusion zu bringen, um so Schub zu erlangen, ohne eigene astronomische Treibstoffvorräte an Bord zu haben. 1969, nach der Entdeckung der homöopathischen Verdünnung dieses Treibstoffs um uns herum, hat John Fishback das Konzept der magnetischen Fangnetze, die zum Einsammeln nötig wären, neu überschlagen.

Zitat
Study: 1960 ramjet design for interstellar travel—a sci-fi staple—is unfeasible

In particular, Fishback calculated what the cut-off speed would be. "The faster the ship, the higher the magnetic field lines that focus them into the fusion reactor," the authors of this latest paper explained. "Stronger field induce higher mechanical stresses." Fishback concluded that an interstellar ramjet could only constantly accelerate up to a certain threshold speed, at which point it would have to throttle back, lest the magnetic source reach a breaking point.

It's Fishback's solution that has been examined in this latest paper. "The idea is definitely worth investigating," said co-author Peter Schattschneider, a science fiction author and physicist at the Vienna University of Technology (TU Wien). "In interstellar space there is highly diluted gas, mainly hydrogen—about one atom per cubic centimeter. If you were to collect the hydrogen in front of the spacecraft, like in a magnetic funnel, with the help of huge magnetic fields, you could use it to run a fusion reactor and accelerate the spacecraft."

He and his co-author, Albert Jackson of Triton Systems in the US, relied on software developed at TU Wien for calculating electromagnetic fields in electron microscopy. Their calculations showed that Fishback’s proposal of magnetic scooping (or particle trapping) for a Bussard ramjet is physically feasible. Particle can indeed be collected by a magnetic field and guided into a fusion reactor, achieving acceleration up to relativistic speeds.

However, the authors also found that absurdly long magnetic coils would be needed for the funnel in order to achieve a thrust of 10 million newtons (twice the propulsion of the space shuttle). And that funnel would have to have a diameter of 4,000 kilometers. Hence, visiting the galactic center in a spacecraft powered with Bussard ramjet within a lifetime is unrealizable. In fact, "It is very unlikely that even Kardashev civilizations of type II might build magnetic ramjets with axial solenoids," the authors concluded. (For reference, humans on Earth have yet to attain a Type I civilization.)


https://arstechnica.com/science/2022/01/...-is-unfeasible/

Und an dieser Stelle wird es leicht bizarr (oder matrixhaft): denn der Name Peter Schattschneider ist in der deutschen SF kein Unbekannter. Er gehörte zu den ersten Autoren, die sich in der Welle der deutschsprachigen SF, die um 1978-1980 einsetzte und mit den Anthologien von Herbert W. Franke, Wolfgang Jeschke & Jörg Weingand verbunden ist. Protégé von Franke. Ein Taschenbuch, eine Erzählungssammlung (der "Episodenroman" laut Untertitel) 1984 als Taschenbuch bei Suhrkamp, rund 40 Erzählungen zwischen 1978 bis Anfang der neunziger Jahre. Eine letzte Erzählung, "Die Lösung des Vielkörperproblems" ist 2008 in der 3. Ausgabe der Computerzeitschrift c't erschienen. Das war's (wie überhaupt so gut wie alle Protagonisten diser "neuen deutschen Welle" seit langem in der Versenkung verschwunden sind; Andreas Brandthorst bildet die Ausnahme, die die Regel bestätigt).


"The Fishback ramjet revisited" Peter Schattschneider, Albert A. Jackson - Acta Astronautica, Volume 191, February 2022, Pages 227-234

https://www.sciencedirect.com/science/ar...094576521005804

Eine Kardaschew-Zivilisation vom Typ I ist eine solche, die sämtliche Energie ihres Heimatplaneten nutzen kann; vom Typ II, wenn ihr die ganze Energie, die ihr Stern erzeugt, zur Verfügung steht, vom Typ II, wenn sie die gesamten Rssourcen einer Galaxis nutzen kann. Kardaschews Klassifizierung ist vor 60 Jahren im der März-April Ausgabe 1964 des Journals "Астрономический журнал" zuerst publiziert worden. ("Передача информации внеземными цивилизациями," Bd. 41. S. 282-87).



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Ulrich Elkmann Offline




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13.06.2024 15:27
#13 RE: "...es kommt eine dunkle Wolk' herein..." Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #7
der einzige, der mir ad hoc in den Sinn kommt, ist Robert S. Richardson (1902-1980), der als Verfasser von Kurzgeschichten den nom de plume "Philip Latham" benutzt hat. Richardson war am Palomar-Observatorium tätig, und er hat in seinen gut 20 Stories des öfteren die Arbeitsatmosphäre (mit Beobachtungszeit beantragen, Platten mit Mikrometern auswerten, Drittmittelanträgen, Kollegenneid) als Milieu.


He. "Astounding Science Fiction," Juli 1958, S. 155:

Zitat
It is not until we are about a third of the way through the book that the author settles upon Chris Kingsley, thirty-eight, a Professor of Astronomy at the University of Cambridge, as his lead character. This shifting point of view in the early chapters is often disconcerting. Doubtless astronomers at Cal-Tech or Mount Wilson will eagerly peruse the book, hoping to find themselves or their friends therein. In my opinion they will search in vain. Hoyle is not nearly so much concerned with characters as with ideas. He gives his characters certain tags which are sufficient to distinguish them in fairly obvious ways, but to me they never emerge clearly. You have the feeling that the author is so anxious to hurry on to the next complication that he doesn’t want to waste the time in building up his characters.

"The Black Cloud” moves at a fast pace, it always held my interest, and is recounted with such an abundance of authentic detail that you almost begin to believe it after awhile. Incidentally I found Hoyle’s astronomers he most lively enterprising lot I have ever encountered. Would there were more of them in real life.

Although fiction allows a writer much more freedom of expression than prose, in my opinion it also makes much greater demands upon his ability as a writer. We sincerely hope that Hoyle will not be satisfied to let "The Black Cloud” be a one-shot in the fiction field, as his first novel shows so much promise it surely deserves a second.

Robert S. Richardson
Mount Wilson and Palomar Observatories


https://archive.org/details/Astounding_v...07_LPM/mode/2up



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Ulrich Elkmann Offline




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30.07.2024 14:45
#14 RE: "...es kommt eine dunkle Wolk' herein..." Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #13
He.

Zufälliger Zufallsfund, reiht sich hier aber gut ein. Anlaß ist, ausgerechnet, der aktuelle Jahrmarkt der Eitelkeiten, Panem + Circenses in Lutetia.

Zitat von Danisch, 30.7.2024
Warum das Wasser von Paris zu langsam ist

Irgendwo zwischen Physik und Verschwörungstheorie.

Gar nicht mal so abwegig wäre die Theorie, dass man falsches Wasser mit der falschen Viskosität eingefüllt habe (wahrscheinlich so veganes, klimaneutrales Bio-Wasser). Es gab doch mal den Verdacht, dass man in irgendeinem Land bei irgendeinem Wettbewerb, bei dem es so verdächtig viele Rekorde gab, das Wasser in der Filter- und Aufbereitungsanlage besonders stark mit Sauerstoff angereichert habe, damit es leichter wird und weniger Widerstand bietet. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das funktioniert, denn wenn das Wasser leichter ist, hat es wohl weniger Widerstand, aber man hat auch weniger Auftrieb und liegt tiefer im Wasser.


https://www.danisch.de/blog/2024/07/30/w...zu-langsam-ist/

...und meinerseits die vage Assoziation 'da gab es doch mal was...?' Hinter diesem Engramm mungelte eine vage Erinnerung an wahlweise den ersten oder zweiten Band der (ziemlich dürftigen) Jugendbuchreihe über "Raumschiff Monitor," verfaßt von Rolf Ulrici, Anfang der siebziger Jahre bei Franz Schneider verlegt ("Geheimer Start" - "Raumschiff 'Monitor' verschollen", 1971 + 72), in dem der Autor allerlei wilde Spekulationen aus der Sommerlochkante in Sachen Wissenschaft und Technik schlagwortartig verwurstet hat (Andreas Eschbach hat die Masche genau 30 Jahre später in seinem Fortsetzungsroman "Exponentialdrift" aufgegriffen, den er in wöchentlichen Ablieferungen für Schirrmachers "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" zusammengestückt hat). In Ulricis Fall beginnt das Buch damit, daß einer der jugendlichen Protagonisten auf der "geheimen Unterwasserbasis" vom 30-Meter-Sprungbrett ins Schwimmbecken hüpft, ohne Schaden zu nehmen; der Grund dafür ist, daß das Wald-&-Wiesen-H2O durch künstliches mit verringerter Viskosität ausgetauscht worden ist.

Ich vermute nun mal spontan, ohne die Schutthalden der Medienenten vor einem halben Jahrhundert durchwühlt zu haben, daß hier ein Echo auf Berichte über "künstlich veränderte Viskosität unter Laborbedingungen" vorliegt; womöglich von der anderen Seite des Eisernen Vorhangs. Einen ähnlichen Fall haben wir bei vergleichbaren Reporten über exotische Eis-Varianten, die Anfang der sechziger Jahre die Runde machten, und die ihren Niederschlag im "Ice-Nine" in Kurt Vonnegut, Jr.'s Roman "Cat's Cradle" (1963) gefunden haben. Der Witz bei Vonnegut ist, daß die besondere Kristallisierungsform von Eis-IX 1.) schwerer als flüssiges Wasser ist und 2.) ähnlich den Prionen entstehende Eiskristalle "ummodelt", also eine Kaskadenwirkung erzeugt, die zum Gefrieren der Ozeane der Erde führt, von Meeresboden an aufsteigend.

Aber zum Stichwort "...es kommt eine dunkle Wolk' herein..." kommt mir beim ersten Suchen dies hier unter:

Zitat
1970s novel, interstellar cloud increases water viscosity, catastrophe story

I am pretty strongly sure this novel was published in the 1970s or late 1960s from the style. I read it before 1982, in a paperback edition.
The protagonist lives on his small yacht. He meets up with a scientist who is studying the viscosity of the seawater near the ocean bottom (on the continental shelf, not way out at sea). There's a good deal of talk about the details of diving.
The viscosity readings start to rise. Something is making the water more viscous. Apparently the Earth (more likely the whole solar system) has passed through an interstellar molecular cloud, and some component is making the water thick. Boiling the water does not make it better -- either the molecule stays in the vapor, or there is so much microdust around that even the receptacle you pour it into afterwards contaminates the water.
The thickened water is not immediately poisonous, but it starts to clog the blood vessels and kidneys. The whole biosphere is suffering.
The protagonist and the scientist live on the yacht, drinking mostly canned Heineken instead of water -- the protagonist luckily had a large supply of canned Heineken on board.
Towards the end, the divers discover that a species of dolphin has developed an "antidote" -- some secretion from their skin that thins out the water again.
This is definitely not Sir Hoyle's The Black Cloud.

Answered Jun 20, 2017 at 17:01, John Rennie
This sounds very like The Year of the Cloud by Kate Wilhelm and Ted Thomas.
The scientist is Sam Brooks and the guy on the yacht (with the Heineken) is Hugh Winthrop. The stuff that makes the water viscous comes from a cloud in space called the Yudkin cloud (after the scientist who discovered it).
There are only minor differences. The antidote comes from porpoises not dolphins.

"Excellent is the Water" - Primo Levi, originally in Italian from 'Sixth day and Other tales'
A story dealing with what happens when the water’s viscosity begins to creep up. All life is affected.
answered Oct 8, 2017 at 0:36, Enrico


https://scifi.stackexchange.com/question...tastrophe-story

Kate Wilhelm, Theodore L. Thomas, The Year of the Cloud. Doubleday, Oktober 1970 (183 S., $ 4.95)

Und angesichts der zeitlichen Nähe (1970/71) vermute ich mal denselben "Denk"anstoß.



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Ulrich Elkmann Offline




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30.07.2024 14:51
#15 RE: "...es kommt eine dunkle Wolk' herein..." Antworten

UUUUNNDD: Treffer! Das gesuchte Stichwort lautet "Polywasser".

Zitat
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.07.1971, S. 22
"Das Polywasser ist noch nicht tot" - Polymerstruktur auch bei organischen Flüssigkeiten
Die Realität des zuerst von dem sowjetischen Physiker Derjagin beschriebenen polymeren Wassers aus dem Verband von vielleicht sechs oder mehr Wassermolekülen war nach vielem Hin und Her und mit widersprechenden Untersuchungsergebnissen weitgehend in Zweifel gezogen worden (F. A. Z. vom 17. 3. 71). Man schrieb die festgestellten Eigenschaften - wie höhere Dichte und Viskosität, hoher Siedepunkt von einigen hundert Grad und niedrigeren Schmelzpunkt - der bei der Gewinnung des Polywassers durch Kondensation in Quarz- oder Pyrexkapillaren in Lösung gegangenen Kieselsäure und Alkalisalzen zu.

Inzwischen hat jedoch eine Gruppe von Chemikern des Polytechnischen Instituts von Worcester/Massachusetts unter P. A. Christian und L. H. Berka den gleichen Polymerisierungseffekt an organischen Flüssigkeiten bei der Kondensation in Quarz- oder Pyrexkapillaren erhalten (Chemical Communications, 1971, S. 487). Es handelt sich dabei um Benzol, Toluol und Tetrachlorkohlenstoff, deren Polymere noch stabiler sind als das Polywasser. Da diese nichtpolaren Substanzen weder Kieselsäure noch anorganische Verbindungen lösen, noch Wasserstoffbrückenbindungen bilden können, ist das Phänomen vorläufig noch nicht zu erklären. Offenbar handelt es sich aber, so vermuten Christian und Berka, dabei um eine Erscheinung von allgemeiner Bedeutung, die ein neues, fruchtbares Forschungsfeld eröffne. F.A.Z.



Zitat
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.03.1971, S. 24
Das Ende des Polywassers?
Kein neues Phänomen - sondern Verunreinigung
Die Entdeckung des sowjetischen Chemikers Derjagin, der 1967 eine neuartige Wasser-Modifikation, das "Polywasser" oder "Wasser II", bekanntgab, scheint sich nun endgültig in nichts aufzulösen. Nachdem schon von Anfang an, im letzten Jahr aber immer mehr Zweifel an der realen Existenz des Polywassers geäußert worden waren (zuletzt von O. Brien, Michigan, und W. D. Bascom und Mitarbeitern, Washington; F.A.Z. vom 27. Januar), veröffentlichten jetzt P. Barnes und Mitarbeiter vom Department of Crystallography des Birbeck College in London in der Zeitschrift "Nature" (5. März) die Ergebnisse eigener sorgfältiger Experimente und der genauen Durchsicht der bisherigen Literatur. Sie kamen dabei zu dem Schluß, daß es "keinen Grund gibt, anzunehmen, daß irgendein neues Phänomen entdeckt worden" sei. Verunreinigungen seien für die beobachteten Effekte verantwortlich.

Derjagin und nach ihm andere, vor allem amerikanische Wissenschaftler hatten bei der Destillation und Kondensation von Wasser in feinen Glas- oder Quarzkapillaren ein Wasser erhalten, das ein besonders hohes Molekulargewicht, einen Siedepunkt über 150 Grad Celsius, cine zehn- bis zwanzigfache Viskosität besitzen sollte. Diese Eigenschaften sollte das "Wasser II" erst bei Temperaturen über 700 Grad wieder verlieren.

Barnes kommt nach sorgfältiger mikrochemischer und mikrophysikalischer Prüfung zu folgenden Ergebnissen: "Erstens: Die beobachteten Eigenschaften des Polywassers sind einfach das Ergebnis von starker Verunreinigung oder Verunreinigungseffekten, die durch Oberflächenwirkungen verstärkt werden. Zweitens: Wenn genügend Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden, um Verunreinigungsmöglichkeiten auszu7 schließen, dann wird das erhaltene Wasser ununterscheidbar von irgendeinem normalen Wasser. Drittens: Die verschieden stark ausgeprägten- ungewöhnlichen Eigenschaften des Polywassers spiegeln nur verschiedene Arten und Grade der Verunreinigung, die für das jeweilige Präparations verfahren typisch sind, wider. Viertens: Obwohl man nie dogmatisch die Existenz von etwas bestreiten kann, das man nicht gefunden hat, halten wir es für höchst unwahrscheinlich, daß ein reines anomales Wasser existieren kann."

Polywasser stellt sich danach dar als kolloidales Silikat-Sol. Die Verunreinigungen sind hauptsächlich Kieselsäure und Natrium, die beim Kondensieren von Wasserdampf als lonen aus den Glaskapillaren in Lösung gehen und die dann auch bei der Verdampfung des Polywassers als Rückstand bleiben. K. R.



Zitat
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.07.1973, S. 19
Auch Derjagin gibt das Polywasser auf
Bei dem 1962 von Derjagin entdeckten und seitdem heftig umstrittenen, in Quarzkapillaren beobachteten Polywasser handelt es sich um herkömmliches, stark mit Kieselsäureverbindungen verunreinigtes und deshalb zähflüssiges Wasser. Die Kieselsäure wird von dem sich in den Kapillaren kondensierende Wasser aus deren Oberfläche herausgelöst. Nachdem nun auch der Entdecker des Polywassers, Boris V. Derjagin vom Institut für physikalische Chemie der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften in Moskau, selbst entsprechende Befunde veröffentlicht hat, dürfte die Kontroverse um die Existenz des Polywassers endgültig beendet sein. F.A.Z.




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Ulrich Elkmann Offline




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30.07.2024 14:56
#16 RE: "...es kommt eine dunkle Wolk' herein..." Antworten

Äh, ja...

Zitat
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.07.1969, S. 11
Die Struktur des "Polywassers"
Das Derjagin-Wasser repräsentiert ein neuartiges Polymerbindungsprinzip
Bei dem erstmals von dem russischen Wissenschaftler B. V. Derjagin entdeckten "anomalen Wasser", das sich durch niedrigeren Dampfdruck, höhere Dichte und eine außerordentliche Hitzebeständigkeit bis zu Temperaturen von 500 Grad Celsius vom. herkömmlichen Wasser unterscheidet, handelt es sich um polymerisiertes, hochmolekulares Wasser. Dieses Polywasser hat, wie dies bei allen Makromolekülen der Fall ist, völlig die Eigenschaften des Ausgangsmaterials verloren und verfügt über ganz andere Stoffkonstanten als einzelne Wassermoleküle. Dieses ist das Ergebnis eingehender spektroskopischer Untersuchungen des anomalen Wassers, über die E. R. Lippincott und G. L. Cessac vom Center for Material Research der Universität von Maryland sowie R. R. Stromberg und W. H. Grant vom National Bureau of Standards in Washington ausführlich in der Zeitschrift "Science" (27. 6. 69, Band 184, Seite 1482) berichten. Damit dürfte die Existenz des Derjagin-Wassers oder des Polywassers, wie die Autoren es nennen, trotz der früheren oft widersprüchlichen Befunde zweifelsfrei nachgewiesen sein.



https://pierpaoloferlaino.medium.com/the...er-718b551925bd

- Ellis R. Lippincott, et al. «Polywater». Science, June 1969.
- F.J. Donahoe. «Is Venus a Polywater Planet?» Icarus, vol. 12, n. 3, May 1970, pagg. 424–30.
- P. A. Christian e L. H. Berka. «How You Can Grow Your Own Polywater». Popular Science, June 1973.

Zitat
Until recently, like most people, I’d never heard of polywater. But last year, my father told me he had an uncle, Robert R. Stromberg, who had been a researcher at the National Bureau of Standards in Maryland (now known as the National Institute of Standards and Technology) and was involved in the strange scientific episode. I’d never met the man, but I was fascinated by the scant information I could find about polywater and tickled by the idea I had a family member involved with it. I knew I had to dig deeper.
...
In 1961 another Soviet scientist picked the work up again and isolated for the first time the substance that would eventually be known as polywater. This time, Nicolai Fedyakin, a chemist at the Institute of Light Industry in Kostroma (a scientific hinterland some 400 miles northeast of Moscow), made a key experimental change: Instead of simply trapping water in a tube, he forced it to condense in one, ensuring its purity. As part of his experiments, he piled hair-thin glass capillary tubes horizontally in a sealed chamber with an inch or two of water at the bottom. With a vacuum pump, he lowered the pressure in the chamber, forcing the water to evaporate, and then allowed it to condense inside the tubes. Over the course of a few hours, at either end of the water inside the tubes grew tiny amounts of a mysterious oily substance.
...
Fedyakin called it “offspring water.” Further experiments only deepened the mystery. He calculated that it was 10 times more viscous than normal water and 40 percent denser. In addition to the anomalous freezing and boiling points, it failed to expand when it froze, as normal water does, but instead became even denser. Most importantly, he’d conducted the experiments with sterilized quartz glass tubes and water vapor. The simplest explanation was that he’d created a new form of water out of thin air.

Fedyakin published his discovery in 1962 in a Russian-language journal. Soon after, he was whisked to Moscow by Deryagin, a giant in the USSR’s scientific community, who essentially appropriated Fedyakin’s polywater work for his own research. He told the Western world of the discovery for the first time in 1966 at the Faraday Society in England, then again in 1967 at a research conference in Meriden, N.H.



https://slate.com/technology/2013/11/pol...m-of-water.html



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Ulrich Elkmann Offline




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30.07.2024 15:12
#17 RE: "...es kommt eine dunkle Wolk' herein..." Antworten

P. Schuyler Miller, "The Reference Library," Analog Science Fiction - Science Fact, Juni 1971:

Zitat
Books gestate too long for this one to have been inspired by the recent "polywater" or "anomalous water" controversy, unless Ted Thomas was in on its earliest stages. more probably he has been fascinated by the incredible behavior of some of the gelling agents that you see advertised in the chemical trade magazines. I haven's chekced to find out whether his "POE" - polyoxyethylene, with unknown side-chains - is one of them.

At any rate, Earth plows through a cosmic cloud which fills the atmosphere, and eventually the seas, with the stuff. And little by little the viscosity of the world's water begins to rise - and rise -and rise. Fishes can't swim. Blood won't flow. And with increasing, almost exponential speed human society crumbles and the chain of life begins to come apart.



Zitat
It has been suggested that polywater should have been dismissed on theoretical grounds. The laws of thermodynamics predicted that, since polywater had a higher boiling point than ordinary water, it meant it was more stable, and thus all of Earth's water should have turned spontaneously into polywater, instead of just part of it.[15] Richard Feynman remarked that if such a material existed, then an animal would exist that would ingest water and excrete polywater, using the energy released from the process to survive.[15]
...
The story "Polywater Doodle" by Howard L. Myers (writing under the pseudonym "Dr. Dolittle") appeared in the February 1971 issue of Analog Science Fiction and Fact. It features an animal composed entirely of polywater, with the metabolism described by Richard Feynman. (The title of the story is a pun on "Polly Wolly Doodle".)

Polywater is the central idea of the 1972 espionage/thriller novel A Report from Group 17 by Robert C. O'Brien. The story revolves around the use of a type of polywater to make people controllable and incapable of independent thought or action.


https://en.wikipedia.org/wiki/Polywater

Zitat
But it has also been suggested that polywater should have been dismissed on theoretical grounds: the raised boiling point showed that polywater was more stable than ordinary water, and therefore thermodynamics would decree that all ordinary water would have spontaneously turned into polywater, releasing energy in the process. Nobel laureate Richard Feynman remarked by hindsight (Eisenberg 1981) that there could be no such thing as polywater because if there were, there would also be an animal that need not eat food: it would just drink water and excrete polywater, using the energy difference to maintain its metabolism. Such thermodynamic reasoning is invalid, however. It is not enough that one substance be more stable than another for it to transform readily into the other: there must be some feasible mechanism by which it can do so. Nature affords innumerable examples of substances of different stability coexisting. For instance, diamond is a more stable form of pure carbon than is graphite. By Feynman’s reasoning, there should be organisms that get their energy by imbibing carbon in the form of graphite (from the ashes of forest fires, say) and excreting diamonds.


https://www.hyle.org/journal/issues/8-1/bauer.htm

- Feynman, R.P.: 1974, ‘Cargo-cult science’, Engineering and Science, June, 10-13.
- Franks, F.: 1981, Polywater, MIT Press, Cambridge (MA).
- Eisenberg, D.: 1981, ‘A scientific gold rush’, Science,213, 1104-5 (review of Franks 1981).

Zitat
One is a biological disproof of polywater attributed to the physicist Richard Feynman: "There is no such thing as polywater because if there were,there would also be an animal which didn't need to eat food. It would just drink water and excrete polywater." (Eisenberg 1981:1105)



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Ulrich Elkmann Offline




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30.07.2024 15:46
#18 RE: "...es kommt eine dunkle Wolk' herein..." Antworten

Die ursprüngliche Publikation zu Polywasser/Поливода ist: Н. Н. Федякин, «Изменения в структуре воды при конденсации в капиллярах» // Коллоидный журнал, 24 (1962) 497.

Zitat
Like ice-nine, polywater seemed to be more stable than ordinary water; indeed, in Mr. Fedyakin's original experiment, polywater had grown spontaneously at the expense of ordinary water. Could it be that ordinary water on earth is only metastable (imperfectly stable) and that polywater has not taken over only because its ''seed'' had never formed under natural conditions on earth? Perhaps the ultrathin glass tubes of Mr. Fedyakin's experiment had created an environment for the seed. If scientists could make enough polywater, and if it entered natural waters, perhaps the ''ice-nine'' scenario would really occur. (Polywater did not freeze at ordinary earth temperatures, but who knew what effects it might have?)

Lurid suggestions began to appear both in scientific journals and the popular press. One scientist suggested that differences between the surfaces of Venus and Earth might be entirely explained by the supposition that seeds of polywater had converted all Venusian water to this more stable substance. The inhospitality of Venus toward earthly life underscored the following impassioned warning, published in Britain's most prestigious scientific journal, by another chemist: ''I regard this polymer as (potentially) the most dangerous material on earth. Every effort must be made to establish the absolute safety of the material before it is commercially produced. Once the polymer nuclei become dispersed in the soil it will be too late to do anything. ... Treat it as the most deadly virus until its safety is established.''

Interest peaked in 1970, but skeptics continued to hold their own and certainly remained as numerous (and as vocal) as believers. Many aspects of polywater research remained troubling. The famous spectrum could not easily be repeated and was consistent with other compositions, including ordinary water with various impurities. Most important, no one seemed able to make polywater either consistently or in quantity. Mr. Fedyakin's technique, still the only dependable source, never worked for more than half the capillaries. Mr. Franks tells the amusing story of one polywater researcher who, with the aid of ''an enormously patient undergraduate student,'' labored for months to prepare polywater in more than the usual quantity. She obtained ''a good-sized drop.''

Through all this, the most disturbing question of all still remained. If polywater were more stable, why hadn't it prevailed in nature? Can nature, in all her multifariousness, really provide nothing analogous to the thin glass tubes of Mr. Fedyakin's experiment? The physicist Richard Feynman expressed this frustration when he aligned himself with the skeptics: ''There is no such thing as polywater because if there were, there would also be an animal which didn't need to eat food. It would just drink water and excrete polywater'' (using the energy gained in conversion to the more stable form to fuel its metabolism).

Well, the critics were right. To shorten Mr. Franks's tale into a punchline, there is no such thing as polywater (or, at least the stuff made in the capillaries isn't it). Polywater was ordinary water with impurities, most leached from the glass of the capillary tubes themselves. The hubbub was all over by 1972, and only embarrassment remained. Mr. Deryagin himself recanted only a year later.



"ICE-NINE, RUSSIAN STYLE," Stephen Jay Gould, New York Times, 30. August 1971
https://www.nytimes.com/1981/08/30/books...sian-style.html



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