Hans Magnus Enzensberger gehört zu meinen Lieblingsautoren, seit ich 1965 seine ersten Essays im "Kursbuch" gelesen habe. Erstmals von ihm erfahren hatte ich schon ein paar Jahre zuvor, als er seinen später berühmt gewordenen Essay über die Sprache des "Spiegel" schrieb.
Er wird manchmal als der deutsche Voltaire bezeichnet. In seiner spöttischen Grundhaltung hat er auch etwas von Heinrich Heine. Er ist ein unglaublich gebildeter, belesener Mann; nicht nur im Englischen und Französischen zu Hause, sondern auch im Norwegischen, Russischen, Italienischen.
Nun also hat er sich in seinem neuen Werk eine eigenartige Familie vorgenommen, die Hammersteins. Darüber hat sich gestern Thea Dorn mit íhm unterhalten; und dort fielen die Sätze, die mein Zitat des Tages sind.
ein Kollege von uns schrieb dieselesenswerte Rezension. Ich bin ziemlich sicher, Sie werden politisch nicht unbedingt auf einen grünen Zweig kommen, aber was die Qualität seiner Beiträge angeht, kann ich seinen Blog nur empfehlen. Man nehme zum Lesen zuweilen Zeit mit.
danke für den Hinweis! Das Buch steht ziemlich weit oben auf meiner Leseliste. Wenn ich es gelesen habe - was trotzdem einige Zeit dauern kann -, kommentiere ich den Kommentar.
Was den Blog angeht - am besten gefällt mir sein Motto ""Denken ist vor allem Mut...".
"Vor allem" würde ich vielleicht nicht sagen; aber Denken hat schon sehr viel mit Mut zu tun.
Bei vielen großen Denkern - bei Galilei, über den wir ja hier kürzlich diskutiert haben, bei Descartes, bei Kant, bei Nietzsche, bei Darwin, bei Freud, bei Einstein, bei Wittgenstein, bei Husserl zum Beispiel - war es der Mut, das in Frage zu stellen, was als unbezweifelbar gegolten hatte, was sie zu ganz Großen gemacht hat.
Andererseits gab es auch sehr große Denker, deren Stärke nicht ein solcher Mut gewesen ist. Platon, Aristoteles, Thomas von Aquin, Leibniz, Hume, Schopenhauer sind Beispiele.
In Antwort auf:Bei vielen großen Denkern ... war es der Mut, das in Frage zu stellen, was als unbezweifelbar gegolten hatte ... Andererseits gab es auch sehr große Denker, deren Stärke nicht ein solcher Mut gewesen ist.
Ich kann aus Erfahrung sagen, daß der Mut nichts mit dem Denken zu tun hat.
In Antwort auf:Bei vielen großen Denkern ... war es der Mut, das in Frage zu stellen, was als unbezweifelbar gegolten hatte ... Andererseits gab es auch sehr große Denker, deren Stärke nicht ein solcher Mut gewesen ist.
Ich kann aus Erfahrung sagen, daß der Mut nichts mit dem Denken zu tun hat. Kaa
Hm, liebe Kaa. Da setze ich jetzt mal meine Erfahrung dagegen: Produktive Wissenschaft verlangt auch heute noch überwiegend Mut.
Und zwar den Mut, das, was man für richtig hält, entegen dem jeweiligen Mainstream, der jeweils "herrschenden Meinung" zu behaupten. Zu "behaupten" im doppelten Wortsinn: dem und dem .
Man kann leicht wissenschaftliche Karriere machen, ohne diesen Mut zu haben. Man muß dann vor allem Fleiß haben, Hartnäckigkeit, soziale Kompetenzen.
Wenn man das alles nicht hat, dann macht man entweder keine Karriere - oder man hat eben zwei andere Eigenschaften: Die Phantasie, sich etwas anderes einfallen zu lassen als das, was alle für richtig halten. Und den Mut, es auch zu vertreten.
Wenn man Pech hat, dann lag man mit seinem Einfall daneben. Wenn man Glück hat, dann ist es das, was ein paar Jahre später alle glauben.
Herzlich, Zettel
PS: Jetzt habe ich, liebe Kaa, auch zugleich beschrieben, warum ich ein Fan von John McCain bin.
Ich hatte einfach gemeint, man kann Mut haben, ohne ein großer Denker zu sein. Und ich bevor irgendjemand beleidigt sein könnte: Ich hatte das selbstkritisch gemeint.
Zitat von KaaIch hatte einfach gemeint, man kann Mut haben, ohne ein großer Denker zu sein.
Dann hatte ich dich mißerverstanden; tut mir leid. Natürlich kann man Mut haben, ohne ein großer Denker zu sein.
Unser erster Airdale zum Beispiel war kein großer Denker. Er war ein eigentlich friedlicher Hund. Aber wenn jemand meiner Frau zu nahe kam, entwickelte er zu ihrer Verteidigung Mut, vermutlich wäre es bis zum Todesmut gegangen.
Der, den wir jetzt haben, ist ein Denker. Es ist fast unfaßbar, wie schnell er versteht, was man von ihm will. Und er ist ein Angsthase sondergleichen.
Nur so als Vergleich aus dem Tierreich.
Aber auch wenn ich dich mißverstanden habe - es war doch der Anlaß, über eine interessante Frage nachzudenken.
In Antwort auf:Ich hatte einfach gemeint, man kann Mut haben, ohne ein großer Denker zu sein.
Lieber Kaa,
das mit dem Mut ist so eine Sache. Man kann durchaus mutig erscheinen, obwohl man nur zu dumm war, die Gefahr zu erkennen oder richtig einzuschätzen. Wirklich mutig ist eigentlich jemand, der trotz erkannter Gefahr und eigener Angst handelt.
Darf ich so viele Tage später noch darauf antworten? Lieber Zettel, darf ich persönlich darauf antworten, völlig unpolitisch? Wie ich eigentlich sowieso immer persönlich (un)politisch bin.
In Antwort auf:Man kann durchaus mutig erscheinen, obwohl man nur zu dumm war, die Gefahr zu erkennen oder richtig einzuschätzen. Wirklich mutig ist eigentlich jemand, der trotz erkannter Gefahr und eigener Angst handelt.
Ja, das Prinzip kenne ich und das stimmt - auch.
Das ist ein Zauberspruch. Und von denen, die überleben, erküren wir einen zu unseren Helden für die künftigen Generationen.
Persönlich und völlig subjektiv ist folgendes: Ach, ich lass es lieber. Ihr seid alle so vernünftig. *seufz*. Scherz beiseite. Wie gesagt, Vernunft ist auch eine Ideologie. Mir fällt nur grade keine bessere ein.
Und ihr Rationalen geht davon aus, daß so wie Gefälle und Wassermenge die Energie bestimmen es auch eine Formel für Gefahr und Bedrohung gibt, aus der sich die vernünftige Angst berechnen läßt. Da das aber nicht der Fall ist, muß ich mich verbünden mit Leuten, die nicht verstehen.
Allerliebste Grüße
Kaa (die, wie alle Schlangen und alle Irrationalen, weiblich ist)
Zitat von KaaLieber Zettel, darf ich persönlich darauf antworten, völlig unpolitisch?
Aber ja doch, liebe Kaa. Erstens, weil hier jede(r) alles schreiben darf, was den Forumsregeln nicht widerspricht. Und zweitens, aber lassen wir das.
Zitat von KaaUnd ihr Rationalen geht davon aus, daß so wie Gefälle und Wassermenge die Energie bestimmen es auch eine Formel für Gefahr und Bedrohung gibt, aus der sich die vernünftige Angst berechnen läßt.
Ja, davon gehe ich nicht nur aus, sondern es ist so.
Es gibt ja eine ganze Risikoforschung, die nichts anderes macht, als das auszurechnen. Im Kern muß man die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses kennen und den Schaden, den es anrichtet, wenn es eintritt. Wenn man diese beiden Werte multipliziert, hat man den einfachsten Index für Gefahr. Aber in Wahrheit ist es natürlich komplizierter, weil es zB Gefahren von einer Größe gibt, die selbst dann nicht akzeptabel sind, wenn die Wahrscheinlichkeit, daß der Schaden eintritt, sehr gering ist.
Zitat von Kaa Da das aber nicht der Fall ist, muß ich mich verbünden mit Leuten, die nicht verstehen.
Verstehe.
Liebe Kaa, es gibt ja gewiß neben der Angst, die man rational begründen kann, auch eine irrationale. Die ist vermutlich viel schlimmer und auch viel wirkmächtiger. Weil sie teils biologisch verankert ist, teils als bedingter Reflex erlernt. Phobien zum Beispiel.
Das ist sehr irrational, liebe Kaa. Wenn ich zB, obwohl ich da stehe, wo ich unmöglich runterfallen kann, dennoch Höhenangst habe.
Aber erklären kann man das rational. Nur bringt das Erklären es nicht automatisch zum Verschwinden.
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