Vielleicht solle man sie - so habe ich mich eben beim Eingeben der Überschrift vertippt - Mackiavellisten nennen, diese Supertaktiker an der Spitze der SPD.
Zitat von ElomanTja, ist schon traurig wenn einer (ehemals Volks-)Partei nur noch die vierte Funktionärsgarnitur als Führung überbleibt.
Sie hat es verdient, die SPD. Sie hat es auch verdient, jetzt mit 23 Prozent in der neuesten Umfrage noch ganze zehn Prozentpunkte vor den Kommunisten zu liegen. Wer das 1989 vorhergesagt hätte, wäre für einen Spinner gehalten worden.
Die SPD hat es verdient, viele ihrer Mitglieder nicht. Diese hatten 1993 den anständigen Rudolf Scharping in einer Urabstimmung zum Vorsitzenden bestimmt; einen Mann, der die guten Traditionen der SPD verkörperte. Zwei Jahre später, auf dem Mannheimer Parteitag 1995, setzten sich die Delegierten über das Votum ihrer Mitglieder hinweg. Ohne das mit diesen auch nur in den Ortsvereinen diskutiert zu haben, stürzten sie Scharping und wählten den Demagogen Lafontaine zum neuen Vorsitzenden.
Damit begann der Abstieg der SPD von einer Partei, deren führende Männer ganz überwiegend anständige Leute gewesen waren, zu einer Partei, in der Taktieren, Finassieren und Täuschen bestimmend wurden. Schröder beherrschte das zur Meisterschaft.
Platzeck hätte die SPD, wenn er ein langjähriger Vorsitzender geworden wäre, vielleicht wieder ein wenig in die alte Richtung steuern können.
Aber eine Partei, die sich offenbar getreu den Lügen-Rezepten des Franz Walter verhält, hat es verdient, daß Figuren wie Ypsilanti, Nahles und Beck als repräsentativ für sie gesehen werden und daß sie irgendwann mit den Kommunisten darum wird kämpfen müssen, wer die stärkere der Linksparteien ist.
Herzlich, Zettel
str1977
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20.05.2008 18:14
#4 RE: Zitat des Tages: Westentaschen-Machiavellis
Sicher geht es hier auch um parteipolitische Spielchen (wenn auch das ständige Gerede von der Volksfront nervt).
Aber ich verstehe dieses Getue um den "Respekt vor dem höchsten Staatsamt" nicht. Und zwar seit Jahren nicht.
Hier wird stets so getan, als habe ein Bundespräsident einen Anspruch auf eine zweite Amtszeit, eine Wiederwahl.
1999 lief es so mit Herzog und Rau. Herzog könne nochmals antreten, dann müsse man ihn gefälligst wiederwählen. Ein Wahl Raus wäre dann illegitim auch wenn er eine Mehrheit hätte. Hier versuchten CDU-/CSU-/FDP-nahe Stimmen die Bundesversammlung um ihre Wahlrecht zu bringen.
2004 lief es dann umgekehrt. Rau könne nochmals antreten, dann müsse man ihn wählen. Ein Gegenkandidat sei illegitim auch wenn er eine Mehrheit hätte. Diesmal war es Rot-Grün, die die Wahlmänner um ihr Recht bringen wollten.
(Ich nehme an, 1979 war es auch nicht anders.)
Und nun geschieht es schon wieder.
Ich schätze Herrn Köhler durchaus und würde mir eine Wiederwahl wünschen. Aber auch Frau Schwan schätze ich als präsidententauglich ein (im Gegensatz zu Frau Schipanski oder dem numahl leider vor Rau das Amt bekleidete) - eine "Volksfrontpräsidentin" wäre sie weiß Gott nicht.
Nur eine Wahl ist eine Wahl ist eine Wahl. Man bewirbt sich um ein Amt, wenn man es will. Man tritt an und gewinnt oder verliert. Verlieren will keiner (sonst bräuchte man nicht antreten) aber es gehört nunmal zu einer Wahl dazu - zumindest in einem freiheitlichen System - und ist auch keine Schande für den Unterlegenen. Leider wird aber der mediale Tenor immer kindischer und Abstimmungsniederlagen zu Ohrfeigen oder unwürdig erklärt (man sah das ja auch 2001 als man Schröder einredete, er brauche eine "eigene Mehrheit" für das Afghanistanmandat.)
Insofern hat die SPD schon recht: solange Köhler selbst nicht weiß, ob er antritt, muß man dazu auch keine Haltung einnehmen.
Übrigens, wenn irgendetwas dem höchsten Staatsamt schadet, dann diese Kaffesatzleserei über einen kommenden Machtwechsel.
PS. Lübke wurde 1964 wiedergewählt, nicht 1974.
Gruß, str1977
Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon. Aber beide sind aus Stein gemacht.
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20.05.2008 18:34
#5 RE: Zitat des Tages: Westentaschen-Machiavellis
Zitat von ZettelDiese hatten 1993 den anständigen Rudolf Scharping in einer Urabstimmung zum Vorsitzenden bestimmt; einen Mann, der die guten Traditionen der SPD verkörperte. Zwei Jahre später, auf dem Mannheimer Parteitag 1995, setzten sich die Delegierten über das Votum ihrer Mitglieder hinweg. Ohne das mit diesen auch nur in den Ortsvereinen diskutiert zu haben, stürzten sie Scharping und wählten den Demagogen Lafontaine zum neuen Vorsitzenden.
Lafontaine ist genauso legitim zum Vorsitzenden gewählt worden wie Scharping. Dafür ist nämlich der Parteitag zuständig. Ich kann mich nun gut erinnern, an den Befreiungsschlag von Mannheim. Scharping hat anfangs einen recht guten Eindruck gemacht, dann aber im Tagesgeschäft kaum mehr etwas zu wege gebracht. Daher ist er zu recht abgewählt worden. Und damit begann der Aufstieg der SPD zur Regierungspartei. Leider hat man dann 1998 dies von Anfang an falsch angefangen: keiner hatte einen Alternativplan für die nötigen Reformen. Lafontaine wurde nicht Fraktionschef sondern - dank Scharping - Finanzminister, wofür er nicht geeignet war. Den Machtkampf mit dem großen Täuscher Schröder verlor er bald. Und sann seither auf Rache. Seit seinem Rücktritt hatte die Partei keinen Vorsitzenden mehr von Format.
Übrigens, wer lügt denn bitteschön bei der Präsidentenfrage? Lügen wäre, Herrn Köhler durch Versprechen zur Kandidatur zu bewegen und sich dann gegen ihn zu stellen. Es gibt zwar keinen wirklichen Grund das zu tun, aber das wäre eine Lüge. Nichts zu sagen ist keine Lüge.
Gruß, str1977
Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon. Aber beide sind aus Stein gemacht.
Zitat von str1977Aber ich verstehe dieses Getue um den "Respekt vor dem höchsten Staatsamt" nicht. Und zwar seit Jahren nicht. Hier wird stets so getan, als habe ein Bundespräsident einen Anspruch auf eine zweite Amtszeit, eine Wiederwahl.
Das kann ich nicht erkennen, lieber str1977. Wer spricht oder schreibt denn von einem solchen Anspruch? Ich habe das, ehrlich gesagt, noch nie gehört oder gelesen.
Man könnte auch durchaus darüber nachdenken, ob denn ein Bundespräsident, der eine zweite Amtsperiode will, sich nicht ebenso einer Kampfabstimmung stellen sollte, wie das ja auch ein US-Präsident in derselben Situation tun muß.
Nur hat es nun einmal in der Geschichte der Bundesrepublik anders entwickelt. Es mag historischer Zufall sein, es mag etwas mit dem überparteilichen Charakter des Amts zu tun haben: Jedenfalls tritt man zwar für die erste Amtsperiode zu einer Kampfabstimmung an. Dann aber ist man der überparteiliche Präsident, und danach macht man nur weiter, wenn man auch überparteilich bestätigt wird.
So ist es halt, lieber str1977.
Zitat von str1977eine "Volksfrontpräsidentin" wäre sie weiß Gott nicht.
Sie wäre von einer Volksfront gewählt. Die SPD und die Grünen wären für diesen Fall ein Bündnis eingegangen. Das macht es weit leichter, dann auch im Herbst 2009 zusammenzugehen.
Man kann auch sagen: Eigentlich hatte Hessen der Probelauf für die Volksfront, vielleicht zuerst in Form einer Duldung, im Bund werden sollen. Nachdem das in die Hose gegangen ist, bietet die Wahl des Präsidenten jetzt eine zweite Chance.
Jedenfalls geht von einer solchen Wahl eine starke Signalwirkung aus. So war es bei der Wahl Heinemanns. So war es übrigens, das hatte ich nicht erwähnt, auch bei der Wiederwahl Heinrich Lübkes mit den Stimmen der SPD. Das hatte damals der Taktiker Herbert Wehner durchgesetzt, weil Lübke als Befürworter einer Großen Koaliton galt.
Diese wollte Wehner unbedingt als Zwischenschritt auf dem Weg zur Macht für die SPD. Er hat genauso machiavellistisch Politik gemacht, wie das die heutige Führung versucht. Nur konnte er es.
Es ist auch gut vorstellbar, dass nach einer (angenommenen) Ankündigung Köhlers, für eine zweite Amtszeit zur Verfügung zu stehen, sich viele Genossen auf Köhlers Seite stellen und er am Ende das Rennen macht. Oder liege ich hier völlig falsch?
Im Übrigen ist das Argument mit der Signalwirkung dieser Präsidenten-Wahl in Hinblick auf die nächste Bundesregierung nicht von der Hand zu weisen.
Gerade mal gut einen Tag hat das taktische Spielchen gehalten, so zu tun, als werde man "aus Respekt vor dem Amt" des Bundespräsidenten auf dessen Entscheidung warten, bevor die SPD ihrerseits entscheidet, ob sie Gesine Schwan aufstellt.
Wie soeben - genau: um 19:49 Uhr - Günter Bannas in FAZ.Net meldet, wird die
Zitat von FAZ.NetSPD wird nach Hinweisen der Führungen von Partei und Fraktion eine eigene Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten vorschlagen. Diese Erwartung wurde am Dienstag übereinstimmend geäußert. Zwar sei die Angelegenheit in der SPD noch nicht förmlich entschieden. Doch werde die Meinungsbildung in den Gremien darauf hinauslaufen, dass der Parteivorsitzende Kurt Beck die Präsidentin der Europa-Universität Viadrina, Gesine Schwan, als Kandidatin der SPD vorschlagen werde.
Weiter heißt es in der Meldung, daß sich die SPD auch dann so entscheiden wird, wenn Köhler sich bis zum Beginn der Sommerpause Ende Juni nicht erklärt hat.
Es ist also so, wie ich es in dem Artikel beschrieben habe: Der "Respekt vor dem Amt" ist ein rein taktisches Manöver. Köhler soll in Zugzwang gebracht werden, von sich aus seinen Verzicht zu erklären. Dann ist die Bahn frei für Gesine Schwan. Dann wird ihr auch nicht mehr schaden, daß die Bevölkerung gern weiter Horst Köhler gehabt hätte. Der ist dann weggemobbt.
Köhler könnte jetzt nur noch die Flucht nach vorn versuchen.
Er könnte, entgegen aller Tradition, auf einer Kandidatur beharren, von der er weiß, daß es eine Kampfkandidatur sein würde.
Dafür könnte sprechen, daß Köhler, diesem eigenwilligen und mutigen Mann, ein solcher Schritt zuzutrauen wäre.
Charakterlich. Aber die politische Vernunft wird ihm wohl sagen, daß ein Präsident, der - falls er es überhaupt schaffen würde - vermutlich erst im dritten Wahlgang, mit einer vermutlichen knappen Mehrheit, gewählt wurde, mit einer von vornherein angeschlagenen Autorität in eine zweite Amtszeit gehen würde.
Es müßte nicht so sein, aber es ist nun einmal so, in Anbetracht der vor mehr als einem halben Jahrhundert von Theodor Heuß begründeten Tradition.
Jetzt ist der Ball bei den anderen Parteien. Noch müssen sie still halten, solange Köhler sich nicht erklärt hat. Aber intern dürften ab heute die Gespräche laufen. Ich würde mich nicht wundern, wenn jetzt alle ihre eigenen Kandidaten suchen würden - Union, FDP, Grüne, Kommunisten.
Das würde garantieren, daß im ersten und wahrscheinlich auch im zweiten Wahlgang niemand gewählt wird. Für den dritten kann man dann munter Koalitionen schließen, als Probelauf für die Regierungsbildung im Herbst.
Hallo Zettel, der Begriff "täppischer Macchiavellismus" gefällt mir. Brigitte Seebacher-Brandt hat vor ein paar Monaten in etwa geschrieben, dass einige schlechte politische Eigenschaften wie Opportunismus und das Spinnen von Intrigen im Laufe der letzten Jahrzehnte von der CDU auf die SPD übergegangen sind. Vielleicht stimmt das, viel- leicht werden schlechte Menschen immer von der jeweils stärksten politischen Strömung der jeweiligen Zeit angezogen. Das sich die SPD in Macchiavellismus versucht, liegt wohl daran, dass sie insofern eine Art Minderwertigkeitskomplex gegenüber der CDU hat. Man meint, die CDU sei von Natur aus viel skrupelloser, daher sei man berechtigt zu solchem Vorgehen. Daher kommt ja auch das ambivalente Verhältnis, das die Partei zu Schröder hat. Einerseits mag sie ihn nicht, weil er sich so wenig für Programmatik interessiert. Andererseits liebt sie ihn und ist stolz auf ihn, gerade weil er noch ruchloser bei politischen Kämpfen war als seine politischen Gegner. Davon abgesehen: Wenn die SPD eine sog. Volksfront haben will, sind mE Steinmeier und Beck nicht die besten Kanzlerkandidaten. Denn zu deren relativ bodenständig-seriösem Image passte dies nicht. Sollte das wirklich gewollt sein, wäre die Partei also mit Wowereit besser beraten, weil man dem eher abnähme, dass er die Kommunisten wirklich für den besseren Koalitionspartner hält. Herzlich, Chripa
Und es stimmt immer noch: Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
ich habe mich, als ich es gelesen habe, gleich an ein "Zitat des Tages" gemacht und recherchiere gerade dazu ein wenig.
Ich glaube nicht, daß man Gysi etwas wird nachweisen können; dazu waren die Schredder in den Tagen der Wende zu fleißig. (Und dann die Händer der MfS-Mitarbeiter, die manuell weiter zerreißen mußten, als die eilig im Westen zusammengekauften Schredder unter der Überlastung ihren Geist aufgaben).
Aber wenn wenigstens der Eindruck verschwindet, der Arme sei völlig zu Unrecht verdächtigt worden, dann ist das ja auch was.
Da läuft ein schönes Projekt, bei dem man in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern, die Papierschnipsel wieder zusammenfügt. Ist aber eine Weile her, daß die Sache duch die Presse ging, daher habe ich gerade nichts genaueres mehr im Kopf dazu. Das könnte aber noch schöne Funde geben. Und die Zitate des Spiegel sind ja das Ergebnis einer ersten Sichtung der Akten gegen deren Freigabe Gysi geklagt hatte. Da wird aus vertraulichen Gesprächen zitiert, bei denen man Gysi eindeutig zuordnen kann. Die Stelle mit der Autofahrt ist ein Sprengsatz. Auch das Vierergespräch lässt, wenn man keine wilden Verschwörungstheorien als Verteidigung erfindet, nur Gysi als Informant zu. Naja, geahnt hat man es ja immer. Was mich wütend macht, ist die Dreistigkeit. "Verletzung der anwaltlichen Schweigepflicht" hat er angeführt!
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21.05.2008 08:40
#14 RE: Zitat des Tages: Westentaschen-Machiavellis
Zitat von str1977Übrigens, wer lügt denn bitteschön bei der Präsidentenfrage?
Kein Ahnung. Wissen Sie's, lieber str1977?
Aber bisher lügt keiner.
Ich kann natürlich in niemanden hineinschauen und wissen, ob Erklärungen, man hab noch nicht entschieden unwahr sind und in Wahrheit sei man schon entschlossen, Köhler zu wären.
Ja, dann hätte man ja die Unwahrheit gesagt - aber so etwas meinten sie ja mit Lüge nicht.
Gruß, str1977
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21.05.2008 08:49
#15 RE: Zitat des Tages: Westentaschen-Machiavellis
Zitat von ZettelDas kann ich nicht erkennen, lieber str1977. Wer spricht oder schreibt denn von einem solchen Anspruch? Ich habe das, ehrlich gesagt, noch nie gehört oder gelesen.
Ein solcher Anspruch liegt all den derzeitigen Aussagen zugrunde, auch ihren bisherigen. Das Sie ihn nicht sehen, heißt nicht das er nicht da ist. Nein, eben weil dieser Anspruch erhoben wird, als sei er selbstverständlich, wird er nicht erkannt.
In Antwort auf:Man könnte auch durchaus darüber nachdenken, ob denn ein Bundespräsident, der eine zweite Amtsperiode will, sich nicht ebenso einer Kampfabstimmung stellen sollte, wie das ja auch ein US-Präsident in derselben Situation tun muß.
Nein, man könnte nicht darüber nachdenken. Ein Präsident muß das ja eindeutig, auch in Deutschland. Der Fall Weizsäcker war da die große Ausnahme.
In Antwort auf:Nur hat es nun einmal in der Geschichte der Bundesrepublik anders entwickelt.
Wie hat es sich entwickelt? Die von mir diagnostizierte Anspruchshaltung?
Ich kann auch nicht sehen, daß man im zweiten Wahlgang überparteilich bestätigt wird. Nur Weizsäcker würde überparteilich bestätigt - Köhler wäre der zweite. Lübke wurde sogar von einer Regierungspartei (wenn auch keiner sehr sympathischen) abgelehnt.
Einen Kommentar zum Thema Volksfront spar ich mir, denn das führt ja doch nur zu 26 weiteren Auftritten des Wortes.
Gruß, str1977
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21.05.2008 08:50
#16 RE: Zitat des Tages: Westentaschen-Machiavellis
Zitat von PelleEs ist auch gut vorstellbar, dass nach einer (angenommenen) Ankündigung Köhlers, für eine zweite Amtszeit zur Verfügung zu stehen, sich viele Genossen auf Köhlers Seite stellen und er am Ende das Rennen macht. Oder liege ich hier völlig falsch?
Nein, ich halte den Gedanken für vernünftig.
Warum sollte man seine Wiederwahl fordern bevor er überhaupt kandidiert?
Gruß, str1977
Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon. Aber beide sind aus Stein gemacht.
Zitat von ZettelKöhler soll in Zugzwang gebracht werden, von sich aus seinen Verzicht zu erklären.
Köhler ist sowieso in Zugzwang. Wenn er wiedergewählt werden will, soll er es auch sagen. Was ist denn daran so ungewöhnlich.
Manchmal denke ich mir, die deutsche Politik ist doch ein Kindergarten.
In Antwort auf:Dann ist die Bahn frei für Gesine Schwan. Dann wird ihr auch nicht mehr schaden, daß die Bevölkerung gern weiter Horst Köhler gehabt hätte. Der ist dann weggemobbt.
So ähnlich wie Schröder 2005 weggemobbt wurde?
Ich kenne wirkliche Mobbingopfer. Den Begriff auf den Präsidenten anzuwenden ist doch zumindest grenzwertig.
In Antwort auf:Er könnte, entgegen aller Tradition, auf einer Kandidatur beharren, von der er weiß, daß es eine Kampfkandidatur sein würde.
Oh je, die böse böse Kampfkandidatur. Eine Wahl die man verlieren könnte.
In Antwort auf:Dafür könnte sprechen, daß Köhler, diesem eigenwilligen und mutigen Mann, ein solcher Schritt zuzutrauen wäre.
So schätze ich ihn auch ein. Es wäre schon allein deshalb gut wenn er diese schlecht Pseudo-Tradition des Präsidenten Hasenfuß beenden würde.
In Antwort auf:... vermutlich erst im dritten Wahlgang, mit einer vermutlichen knappen Mehrheit, gewählt wurde, mit einer von vornherein angeschlagenen Autorität in eine zweite Amtszeit gehen würde.
Warum sollte das seiner Autorität schaden? Gewählt ist gewählt. Ist Herr Herzog nicht auch im dritten Wahlgang gewählt worden (und das mit sehr knapper Mehrheit, http://de.wikipedia.org/wiki/Wahl_des_de...A4sidenten_1994)? Trotzdem hat es ihm nicht an Autorität gemandelt (wenn auch an Kompetenz).
Es müßte nicht so sein, aber es ist nun einmal so, in Anbetracht der vor mehr als einem halben Jahrhundert von Theodor Heuß begründeten Tradition.
In Antwort auf:Ich würde mich nicht wundern, wenn jetzt alle ihre eigenen Kandidaten suchen würden - Union, FDP, Grüne, Kommunisten.
So, und das wäre dann mit Respekt vor dem Amt wohl vereinbar?
Gruß, str1977
Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon. Aber beide sind aus Stein gemacht.
Zitat von str1977Warum sollte das seiner Autorität schaden? Gewählt ist gewählt. Ist Herr Herzog nicht auch im dritten Wahlgang gewählt worden (und das mit sehr knapper Mehrheit, http://de.wikipedia.org/wiki/Wahl_des_de...A4sidenten_1994)? Trotzdem hat es ihm nicht an Autorität gemandelt (wenn auch an Kompetenz).
Inwiefern es ausgerechnet dem Bundespräsidenten Herzog an Kompetenz gefehlt haben soll, würde mich aber schon einmal interessieren. Mir wäre das jedenfalls nicht aufgefallen. Fachlich wird ja wohl kaum ein anderer die Rechte und Pflichten des Organs so gut gekannt haben wie er und politisch bleibt mir bspw. die Ruck-Rede in Erinnerung, die ja offenbar auch den Nerv der Zeit getroffen hat.
War er in seinem Auftreten vielleicht nicht mondän genug?
Es ist alles gar nicht zu fassen. Fieser Zynismus à la Heil ist die eine Sache. Für eine selbst gerne auf Moral pochende Partei wie die SPD zwar ziemlich peinlich - aber Bundespolitik ist nun mal nicht immer anständig.
Aber sie sind so dumm, SO DUMM!!!
Das kann ich überhaupt nicht verstehen - wie eine Truppe, die ihr Leben lang nichts als Politik gemacht hat, bei den simpelsten taktischen Fragen so hilflos herumstümpert.
Die Bundespräsidentenfrage wurde von der SPD bisher so inszeniert, daß die Partei maximal zerstritten und planlos rüberkam. Sie fangen sich damit durch die Hintertür die Linksfront-Diskussion ein, die Beck ja eigentlich jetzt noch nicht führen wollte.
Egal welches strategische Ziel Beck eigentlich verfolgt - so hätte er es nicht machen dürfen.
Der vorgebrachten Politlogik und an Hamburg anknuepfend koennte Koehler natuerlich auch von CDU/CSU/FDP/Gruene wiedergeweahlt werden. Faende ich persoenlich am unterhaltsamsten.
Nach einem Bericht des Spiegel dienert sich Gesine Schwan schon bei den Linksextremisten an. Damit ist sie für mich als geeignete Persönlichkeit für das Amt durchgefallen. Man stelle sich vor, Köhler wäre damals bei den Republikanern aufgetreten. Er wäre völlig zurecht gegrillt worden. Die SPD-Linke muss irgendwie unter Drogen stehen, der Stress scheint zu hoch zu sein. Sie boxen eine SPD-Kandidatin durch, die nicht nur bei der Bevölkerung sondern sogar bei der eigenen Basis unbeliebt ist, und wollen sie mit Hilfe von Verfassungsfeinden ins Amt hieven. Das ist keine Strategie mehr, das ist... Es gibt im Deutschen keinen passenden Ausdruck mehr. 'Irre gên' heißt das in den paar mittelalterlichen Texten, die ich bisher gelesen habe, und hatte an diesen Stellen mit unserem verirren nur historisch zu tun. Mehr dafür mit Irrsinn oder irrem Blick. Als wenn ein Gaul in Panik durchgeht und sich selbst samt Reiter ins Unglück jagt.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Zitat von ChripaBrigitte Seebacher-Brandt hat vor ein paar Monaten in etwa geschrieben, dass einige schlechte politische Eigenschaften wie Opportunismus und das Spinnen von Intrigen im Laufe der letzten Jahrzehnte von der CDU auf die SPD übergegangen sind.
So ähnlich sehe ich das auch. Aber nur so ähnlich:
Ich glaube, daß die SPD bis zur Wahl von Lafontaine eine Partei war, die sich ungewöhnlich anständig verhalten hat. Jedenfalls in ihrer Führung. Das waren alles integre, oft bedeutende Persönlichkeiten, wie vor 1945 so auch nach 1945: Kurt Schumacher, Erich Ollenhauer, Willy Brandt, Hans-Jochen Vogel, Björn Engholm, Johannes Rau, Rudolf Scharping. (Hinter Engholm kann man ein Fragezeichen machen, aber der war ja nur kurz Vorsitzender).
Mit der Wahl von Lafontaine änderte sich das radikal. Sie war natürlich Ausdruck einer Wandlung, die die SPD in ihrem Inneren erfahren hatte: An die Stelle der alten, disziplinierten, traditionsbewußten Sozialdemokraten, von denen heute unter den Prominenten nur noch Helmut Schmidt übriggeblieben ist, traten die fixen Jungs und Mädels, mit allen Wassern gewaschen, trickreich und substanzlos, für die Oskar Lafontaine das Musterbeispiel ist.
Das brauche man nicht von der CDU zu übernehmen. Das war das Ergebnis des Durchmarschs der Jusos.
Zitat von ChripaDas sich die SPD in Macchiavellismus versucht, liegt wohl daran, dass sie insofern eine Art Minderwertigkeitskomplex gegenüber der CDU hat. Man meint, die CDU sei von Natur aus viel skrupelloser, daher sei man berechtigt zu solchem Vorgehen.
Ich weiß nicht, lieber Chripa. Ich glaube, wie gesagt, daß das in der SPD "hausgemacht" ist. Meine eigenen Erfahrungen mit Leuten aus der CDU und der SPD (jener jüngeren Generation) ist übrigens immer gewesen, daß die von der SPD skrupelloser waren. Nur noch übertroffen von den Grünen. Was Mitglieder der Grünen sich in Uni-Gremien an Geschäftsordnungstricks, an Klüngeleien geleistet haben, das konnten die Mitglieder und Sympathisanten aller anderer zusammen nicht.
Zitat von ChripaDavon abgesehen: Wenn die SPD eine sog. Volksfront haben will, sind mE Steinmeier und Beck nicht die besten Kanzlerkandidaten.
Vielleicht doch, lieber Chripa.
Denn wenn man Bedenken gegen die Kommunisten in der Regierung überwinden will, dann ist ein vertrauenswürdiger, pragmatischer Kanzler wie Steinmeier gerade der Richtige. Ihm wird man nicht zutrauen, daß er zentrale Positionen gegen die Kommunisten aufgibt.
Die Kommunisten ihrerseits dürften aber mit einem Kanzler Steinmeier hochzufrieden sein. Denn er ist ja gar kein Politiker. Er war der lebenslange "zweite Mann" hinter Schröder, seit Beginn seiner beruflichen Karriere. Der Mann im Hintergrund, die klassische Graue Eminenz à la Fritz von Holstein. Erst kürzlich ist er überhaupt in die Politik gegangen.
Und Beck versucht sich zwar in Machiavellismus. Aber (abgesehend davon, daß er nicht der Kandidat werden wird): Er ist als klassischer "Kanalarbeiter" und Chef einer sozialliberalen Koalition der Sympathien für die Kommunisten unverdächtig.
Zitat von califaxAuch das Vierergespräch lässt, wenn man keine wilden Verschwörungstheorien als Verteidigung erfindet, nur Gysi als Informant zu.
Es wurde ja argumentiert, "Notar" sei nicht Gysi gewesen, sondern ein anderer, der in Gysis Kanzlei arbeitete.
Wenn das so war, dann hätte Gysi ja eigentlich jedes Interesse daran haben müssen, daß dieser Mann aufgefunden wird. Aber meines Wissens hat es nie das Bemühen zu geben, diesen Großen Unbekannten zu identifizieren.
Zitat von califaxNaja, geahnt hat man es ja immer. Was mich wütend macht, ist die Dreistigkeit. "Verletzung der anwaltlichen Schweigepflicht" hat er angeführt!
Ich hatte ja, wie geschrieben, anfangs eine sehr positive Meinung von Gysi. Als er dann alles empört abgestritten hat, habe ich gedacht: Entweder geschieht diesem Mann wirklich bitteres Unrecht - oder er ist einer der Dreistesten, die jemals in der deutschen Politik eine Rolle gespielt haben.
Zitat von DagnyDer vorgebrachten Politlogik und an Hamburg anknuepfend koennte Koehler natuerlich auch von CDU/CSU/FDP/Gruene wiedergeweahlt werden. Faende ich persoenlich am unterhaltsamsten.
Interessante Idee, liebe Dagny. Darauf war ich noch gar nicht gekommen.
Allerdings glaube ich nicht, daß das die Grünen machen können. Trittin, Ströbele, Künast und Roth wählen den "Neoliberalen" Köhler, wenn die Sozialdemokratin Schwan gegen ihn kandidiert?
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