Zitat von F.AlfonzoWenn die Steuern aber schon erhoben wurden, ist es effizienter, solche Gutscheine auszustellen, als den Staat dieses Geld verwalten zu lassen...
Lieber F.Alfonzo,
alles richtig, nur werden diese Gutscheine wohl nicht aus bereits erhobenen Steuern, sondern aus neuen Schulden gezahlt werden. Andererseits könnte man wieder argumentieren, daß ich, wenn schon Schulden für eine konjunkturstützende Maßnahme gemacht werden, es am zweitbesten fände, wenn das Geld wenigstens beim Steuerzahler und -Nichtzahler landete. Und da wären wir wieder bei Ihrer Argumentation!
Zitat von F.Alfonzo aber jetzte haben wir halt erst mal die pervers hohe Abgebanlast; in diesem Kontext, kurzfristig, wären solche Gutscheine nicht unbedingt verkehrt, auch wenn die kommende Rezession damit mit 100%iger Sicherheit nicht verhindert oder abgeschwächt werden kann. Meine Position beruht auf dem Wissen, dass ein Individuum besser über die Verwendung von Geld entscheiden kann, als eine Bundesregierung.
Eben. Und darum sollte der Staat ihm einen Teil dessen, was er ihm genommen hat, zurückggeben. So wie es in den USA, um es nochmal zu sagen, mit den Tax Rebate Checks geschieht.
Was ich als Gängelei empfinde, das ist die Idee, eben uns Bürgern nicht einen Teil des uns genommenen Gelds zurückzugeben, damit wir damit machen, was wir wollen - sondern uns faktisch zum Ausgeben von Geld innerhalb eines bestimmten Zeitraums zum zwingen. Es sei denn, wir wollen auf unser uns großzügig zurückgegebene Geld verzichten.
Warum nicht ein Scheck über 500 Euro, sondern ein Konsumgutschein? Wegen dieses Zwangs, aus keinem anderen Grund.
Das ist der fundamentale Unterschied zum amerikanischen Modell, der in der öffentlichen Diskussion völlig übersehen wird.
Übrigens ist es interessant, daß in der Diskussion über Asylbewerber just von den Linken, die jetzt diese Gutscheine einführen wollen, argumentiert wurde, man müsse den Bewerbern Geld auszahlen und ihnen nicht Warengutscheine geben - weil man ihre Freiheit respektieren müsse, selbst zu entscheiden, was sie mit dem Geld machen.
Der Grund, warum Konsumgutscheine an Stelle von Schecks verteilt werden sollen, ist klar, das isr die Idee die dahinter steckt: Die Deutschen konsumieren zu wenig. Man muss also den Konsum ankurbeln. Mit Schecks geht das nicht, weil man die auch auf die Bank legen könnte; also Konsumgutscheine. Die Idee ist, den Konsum zu erhöhen, indem man den Leuten ihr Geld wegnimmt, das sie vielleicht gespart hätten, um es ihnen in Form eines Gutscheins, der nur verkonsumiert werden kann, wieder zurückzugeben.
Zu dem thema stellt sich erst mal die Frage, ob (die Politik scheint sich einig zu sein) ein 'Erzwingen' einer höheren Konsumquote überhaupt was bringt. Um die Ecke gedacht sollte man auch berücksichtigen, dass das, was heute ausgegeben wird, morgen nicht mehr investiert werden kann. Wie gesagt: Was dahinter steckt, ist völlig verblödet. Aber wir leben ja in Deutschland, da freut man sich über alles, was einem der Staat noch zum leben lässt. Daher befürworte ich diese Gutscheine. Kurzfristig.
Langfristig sollten alle Etatisten aus dem Land gejagt werden, aber auf mich hört ja keiner.
Zitat von Dagny (Abgesehen davon ist das gesparte von heute der Konsum von morgen. Wo bleiben die Nachhaltigkeitsfanatiker, wenn man sie mal braucht).
Wenn wird die Industrie dieses Jahr auf halber Auslastung laufen lassen, können wir ja schlecht sagen, wir hätten die andere Hälfte gespart. Im Gegenteil - wir hätten sie verschwendet.
RexCramer
(
gelöscht
)
Beiträge:
06.12.2008 13:48
#30 RE: KKK: "Konsumscheck" - die Schnapsidee des Jahres
Zitat von F.AlfonzoDer Effekt wird = 0 sein, aber zumindest bekommen die Steuerzahler einen Teil ihrer Zwangsabgaben zur (halbwegs) freien Verfügung zurück.
das wäre aber nur der Fall, wenn der Staat auf der anderen Seite Ausgaben striche. Das ist aber etwas, woran unsere Politiker nicht nur nicht speziell in dieser Sache denken, sondern in deren Gedankengebäude generell gar nicht vorkommt. Thomas Pauli hat schon drauf hingewiesen: Sie bekämen genaugenommen nichts zurück, da nur die Verschuldung ausgeweitet werden würde, sondern zahlten diese Zwangsabgaben nur jetzt nicht, dafür aber zukünftig mit Zins und Zinseszins.
Wie in den von mir oben genannten Artikeln ausgeführt, kann diese Maßnahme überhaupt nur positive Effekte haben, wenn die Bürger an deren Erfolg glauben. Sollten sie aber antizipieren, daß durch die höheren Schulden die Abgabenlast in der Zukunft steigt, dann bleibt die Wirkung aus. Angesichts der derzeit rapide ansteigenden Staatsverschuldung, als sei die plötzlich völlig egal, liegt die Prognose mehr als nahe, daß kein Konsumrausch ausbrechen wird.
Wir sind uns aber offenbar ohnehin einig, daß dies als volkswirtschaftliche Stützungsmaßnahme untauglich ist. Sie beide argumentieren aber nun, wenn sowieso Geld sinnlos verbraten wird, dann sei es immerhin wünschenswerter, wenn das durch die Bürger und nicht den Staat geschehe - und werten das als Vorteil für die "Konsumschecks". An dieser Stelle möchte ich widersprechen, denn ich glaube, der Ansatz ist zwar richtig, aber daß Sie zu kurz denken:
Zitat von F.AlfonzoAber wir leben ja in Deutschland, da freut man sich über alles, was einem der Staat noch zum leben lässt. Daher befürworte ich diese Gutscheine. Kurzfristig.
Sie sagen, Sie freuen sich über alles, was ihnen der Staat noch läßt, weshalb diese Gutscheine besser seien als keine. Soweit habe ich nichts zu meckern, denn da bin ich ganz bei Ihnen. Betrachten wir die Sache aber aus einer größeren Perspektive, komme ich zu einer anderen Einschätzung: Treten wir einen Schritt zurück, formulieren ein wenig um und setzen für die Steuer- und Abgabenlast, neben der uns der Staat noch etwas zum Leben läßt, allgemein die Freiheit ein. So betrachtet, komme ich zu dem Schluß, daß das ein Eingriff in unsere Freiheit wäre, denn Politiker wollen sich anmaßen, den Bürgern Geld wegzunehmen, um es ihnen anschließend wiederzugeben, aber nur unter bestimmten Bedingungen der Verwendung. Es wäre ein weiterer Schlag ins Kontor.
Zitat von F.AlfonzoLangfristig sollten alle Etatisten aus dem Land gejagt werden, aber auf mich hört ja keiner.
Das wäre zu schön, aber ich befürchte, diese werden noch hier sein, wenn alle anderen längst ausgewandert sind. Deshalb ist es umso wichtiger, unsere Politiker erst gar nicht an weitere Eingriffe in die Konsumgewohnheiten der Bürger zu gewöhnen. Was käme als nächstes?
Surprise, surprise! Statt sich brav zu freuen, daß der Staat ihnen etwas schenken will, statt einen Diener zu machen und artig "danke" zu sagen, wie es sich gehört, sind die meisten Deutschen - traut man einer aktuellen Forsa-Umfrage - alles andere als begeistert von dieser Idee.
Weil sie die ökonomische Wirksamkeit bezweifeln? Glaube ich nicht. Eher, weil sie sich so behandelt fühlen, wie Sozialisten sie gern behandeln möchten: als unmündige Kinder.
Das ist wirklich mal eine wirklich GUTE Nachricht. Normalerweise ist man es in Deutschlands struktureller linker Mehrheit gewohnt, dass jede noch so hirnverbrannte Sozialistenidee irgendwie als toll und warm (gar "sozial gerecht") emfunden wird. Ist doch mal schön zu sehen, dass 80% des Volkes doch noch nicht völlig gehirnweich ist und noch ein bissel eigene Freiheit emfindet. Ernsthaft: Darüber kann ich mich ehrlich freuen.
die Gutscheine würden auch nahezu wirkungslos verpuffen. Nach allem, was wür über das Verhalten der Bürger wissen, würden die Bürger das vom Staat erhaltene Geld sparen. Nachfragewirksam wäre die Massnahme also so gut wie nicht.
Zitat von PeterCoyotedie Gutscheine würden auch nahezu wirkungslos verpuffen. Nach allem, was wür über das Verhalten der Bürger wissen, würden die Bürger das vom Staat erhaltene Geld sparen. Nachfragewirksam wäre die Massnahme also so gut wie nicht.
Deshalb, lieber PeterCoyote, ist ja das entscheidende Merkmal dieser brillanten Idee, daß man das Geld eben nicht sparen kann, sondern innerhalb einer bestimmten Frist in Waren umsetzen muß. Und das auch noch mit der Maßgabe, daß man selbst zusätzlich 200 Euro auf den Kopp haut.
In der DDR haben die Kommunisten die Leute von Staats wegen am Konsumieren gehindert. Nahles, Lauterbach und GenossInnen wollen sie jetzt von Staats wegen zum Konsumieren zwingen. Die Ideologie, das Menschenbild sind identisch.
Die IG Metall hat ihre wohl durchdachten Vorschläge eingebracht. Ein kleines "Best Of":
Zitat von FAZ„2009 darf es keine Entlassungen geben“, sagte der Erste Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber.
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Um die besonders betroffene Autoindustrie zu stützen – alleine 50 Zulieferbetriebe stünden derzeit unter Insolvenzbeobachtung –, schlägt die IG Metall eine Umweltprämie von 3000 Euro für die Verschrottung von mehr als zehn Jahre alten Autos vor. Im Fall eines Neuwagenkaufs solle der Händler die Prämie auf 4500 Euro aufstocken. ... Weitere 17 Milliarden Euro sollen in Konsumschecks fließen. Jeder, der weniger als 3675 Euro im Monat verdiene, solle einen Scheck über 250 Euro bekommen.
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Ein weiterer Punkt des Programms ist die Gründung eines Zukunftsinvestitionsfonds für Bildung, Umwelt, Forschung, Verkehr, Infrastruktur, Kommunikation und Energie im Volumen von 100 Milliarden Euro. Gespeist werden soll der Fonds durch eine jährliche Zwangsanleihe in Höhe von 2 Prozent auf alle Geld- und Immobilienvermögen der privaten Haushalte über 750.000 Euro. Diese Haushalte müssten die Anleihe über so viele Jahre hinweg zeichnen, bis die 100 Milliarden Euro erreicht sind; verzinst würde sie mit dem Zinssatz der Europäischen Zentralbank.
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Zuletzt verlangte die Gewerkschaft als Lehre aus der Krise noch eine Erweiterung der Mitbestimmung. So sollen etwa Produktionsstätten nur noch mit einer Zweidrittelmehrheit des Aufsichtsrates errichtet, verlagert oder geschlossen werden können.
Die jetzige Krise, lieber Gorgasal, ist halt - so sehen sie es - die Stunde der Sozialisten.
Nichts ist verstaub genug, um nicht wieder aus der Mottenkiste geholt zu werden. Jetzt, wo in der Tat gewisse staatliche Eingriffe notwendig sind, soll dauerhaft Terrain für eine staatliche Kontrolle der Wirtschaft und der Gesellschaft gewonnen werden.
In den USA trifft das unglücklicherweise mit der Wahl von Obama und der Stärkung der Demokraten im Kongreß zusammen. Wenn bei uns jetzt noch Rotgrün regierte, wäre der Weg in den Sozialismus schon fast frei.
Zitat von ZettelDie jetzige Krise, lieber Gorgasal, ist halt - so sehen sie es - die Stunde der Sozialisten.
Nichts ist verstaub genug, um nicht wieder aus der Mottenkiste geholt zu werden. Jetzt, wo in der Tat gewisse staatliche Eingriffe notwendig sind, soll dauerhaft Terrain für eine staatliche Kontrolle der Wirtschaft und der Gesellschaft gewonnen werden.
Hierzu vorsichtiger Optimismus der NZZ:
Zitat von NZZIn einer Wirtschaftskrise profitieren üblicherweise linke, kapitalismuskritische Parteien. In Deutschland zumindest ist das bis jetzt nicht so. Die Linken tun sich schwer, die Bürgerlichen werden als kompetenter bei der Lösung der gegenwärtigen Probleme empfunden. Der Ruf von Populisten nach rigiden Kontrollen findet bis anhin kein Gehör.
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