Ja, das steht drüber - aber die Termine am Rand zeigen, daß es die aktuelle Version ist.
Nach Ruffert hatte ich gegoogelt, als ich auf diese Seite gestoßen bin. Und zwar weil er im Hessischen Fernsehen interviewt worden war und ich dachte: So ein Geschwätz! Klingt, als sei er Pädagogik-Professor. Das wollte ich nachprüfen.
Naja, er ist Diplom-Pädagoge und Leiter eines Instituts für Medienpädagogik und Kommunikation. Und auch noch bei der Freiwilligen Selbstkontrolle.
In Klammern die Überhangmandate (CDU) bzw. Ausgleichsmandate (andere). Ohne diese betrüge die Differenz zwischen Schwarzgelb und Volksfront 12 Sitze (61 : 49); mit ihnen sind es 14 Sitze (66 : 52).
-- The act of defending any of the cardinal virtues has to-day all the exhilaration of a vice. - Gilbert Keith Chesterton, "A Defence of Humility" (in The Defendant)
In den letzten 30+ Jahren habe ich sehr viele Wahlabende erlebt, auch solche mit heftigen Niederlagen. Aber noch nie eine solche Wahlverliererin wie gestern Ypsilanti. Kein Hauch von Selbstkritik oder Bedauern. Keine Spur von Anstand, den Sieg der Gegenseite anzuerkennen oder gar zu gratulieren. Statt dessen die Dreistigkeit, der von ihr ruinierten Partei als letzte Amtshandlung noch einen neuen Vorsitzenden aufzudrücken.
So etwas kann man machen, wenn man sich nach erfolgreicher Amtszeit aufs Altenteil zurückzieht. Aber wohl nicht, wenn man mit Ideen dieser "Qualität" gerade den Laden an die Wand gefahren hat. Ich glaube nicht, daß es Vergleichbares in Deutschland schon einmal gegeben hat.
Und wie stark sie die SPD an die Wand gefahren hat, hat die Partei wohl noch gar nicht wirklich begriffen. Von einem sehr schlechten Ausgangsergebnis noch einmal 13% verloren. Ein Drittel der Abgeordneten ist draußen, entsprechend fehlen Mitarbeiter, Geldmittel, Wahlkreisbüros. In sechs Wahlkreisen ist die FDP zweitstärkste Partei, noch vor der SPD. In drei Wahlkreisen gilt das für die Grünen. In zwei Frankfurter Wahlkreise ist die SPD sogar nur vierstarkste Partei, wurde von Liberalen UND Grünen überholt.
Jetzt müßten eigentlich die beiden Bezirksvorsitzenden, als Vertreter auch der beiden Parteiflügel, einen Neuanfang organisieren, und dabei auch den Befehlsempfänger Gümbel ins Glied zurückstellen.
Wenn die SPD sich diesen neuerlichen Irrsinn Ypsilantis gefallen läßt, kann sie sich eigentlich schon auf Jahrzehnte Opposition gefaßt machen.
Ohne dein sehr gelungenen Beitrag schmälern zu wollen möchte ich an Schröder in der Wahlnacht erinnern. Da kamen schon Stimmen auf, er hätte *etwas* genommen (http://www.signandsight.com/features/369.html)
Diese abnorme Selbstsicherheit, ja das krankhafte Überlegenheitsgetue, welches Sozialdemokraten selbst in der Stunde ihrer Niederlage zeigen, also mir fehlen da die Worte, da ist so ein gewöhnliches Element. Die Mentalität ungebildeter Gesellschaftsschichten. Mit Verlaub gesagt: Plebs. Und zwar niederster. Und die Linkspartei, diese Ekel Gysi und Lafontaine stehen dem in nichts nach. Wer in der Geschichte zurückblättern will, der soll sich das Überlegenheitsgetue der Nazis zu Gemüte führen.
Interessant damals war, dass sich die Bürgerlichen haben bluffen lassen von dem Überlegenheitsgetue der Linken. Merkel sass da und war ganz still. Wie das Kanickel vor der Schlange. Das Rotgrün mit Karacho abgewählt wurden, ist bis heute so gut wie kein Thema. Das Einlenken von FDP und insbesondere der CDU in der Wirtschaftspolitik und anderen Bereichen hat sehr viel damit zu tun, dass sie auf den Bluff solcher Leute reingefallen sind.
Es handelt sich dabei um soziale Unterschiede. Der Bürgerliche kommt mit solchen Verhaltensweisen nicht klar. Er ist irritiert und gibt auf. Er muss lernen mit solchen Verhaltensweisen zurechtzukommen. Es ist ein Gebot des politischen Überlebens. Diese Leute muss man mit gleicher Waffe bekämpfen. Auge um Auge - Zahn um Zahn.
Zitat von PeterCoyoteEs handelt sich dabei um soziale Unterschiede. Der Bürgerliche kommt mit solchen Verhaltensweisen nicht klar. Er ist irritiert und gibt auf. Er muss lernen mit solchen Verhaltensweisen zurechtzukommen. Es ist ein Gebot des politischen Überlebens. Diese Leute muss man mit gleicher Waffe bekämpfen. Auge um Auge - Zahn um Zahn.
Ein interessanter Aspekt, lieber PeterCoyote. Ich bin mir aber nicht sicher, wo eigentlich die Unterschiede liegen.
Nehmen wir die SPD. Da gibt es die, sagen wir, gute alte SPD, die ich in den sechziger/siebziger Jahren in den Ortsvereinen erlebt habe: Überwiegend Arbeiter, kleine Angestellte, ein paar Mittelständler und Intellektuelle. Das waren ganz überwiegend sehr anständige Leute. Auch selbstlose Leute, die jahrzehntelang für die Partei wirklich gearbeitet haben - damals zogen noch die Unterkassierer von Haus zu Haus, Monat für Monat; damals wurden die Plakate noch nicht von Firmen geklebt.
Das änderte sich - ich habe es schon oft beschrieben - mit den Neueintritten ab Ende der sechziger Jahre. Das waren nicht nur überwiegend junge Leute, sondern es war ein ganz anderes Milieu, ein anderer Stil. Studenten überwiegend, oft im kommunistisch geprägten Milieu an den Unis "sozialisiert".
Da begannen die Debatten über den Kapitalismus, statt daß man im Ortsverein über den Neubau eines Kindergartens redete. Man begann einander zu mißtrauen. Es gab alle Arten von Manipulation. Viele der alten Genossen zogen sich damals aus der Partei zurück. Die SPD stand, als ich in den siebziger Jahren aktiv war, kurz vor dem millionsten Mitglied. Jetzt ist es noch gut die Hälfte.
Diejenigen, die damals, sagen wir 1975, mit sagen wir 25 Jahren in die SPD eingetreten sind, gehen jetzt auf die sechzig zu und haben die Partei allmählich umgekrempelt. Sie sind in den Funktionen nach oben gewandert, waren immer gut Freund mit Grünen und Kommunisten und bestimmen jetzt, zusammen mit der nächsten, genauso gestrickten Generation der Nahles und Wowereit die SPD.
Ypsilanti ist die Karikatur dieses Typus; aber auch unkarikiert ist er unangenehm genug.
Aus meiner Sicht, lieber PeterCoyote, ist das also nicht eine Frage der Bildungsschicht. Allenfalls in dem Sinn, daß dieser neue Typus eine weit bessere Ausbildung hat als die alten Genossen, aber meist nicht aus dem klassischen Bürgertum stammt. Also Leute, die überwiegend Abitur und oft sogar ein Studium haben, die aber mit Telemann so wenig anfangen können wie mit Schopenhauer oder Benn.
Nicht die Schicht, nicht der Bildungshintergund ist meines Erachtens entscheidend, sondern das Verständnis von Gesellschaft und Politik. Dieses ist ein zynisches. Nicht umsonst hacke ich so genüßlich auf Franz Walter herum: Der verkörpert diesen Zynismus, dieses Manipulative, dieses hohle Geschwätz bestens.
Naja, so ähnlich habe ich das schon manches Mal geschrieben. Geht mir halt leicht von der Hand.
Und nein, lieber PeterCoyote, ich glaube nicht, daß man diese Leute mit ihren eigenen Waffen bekämpfen muß. Jörg-Uwe Hahn, das Muster des Gegentyps eines leisen, anständigen und zuverlässigen Politikers, hat gestern gewonnen und Andrea Ypsilanti ist, wie man das in ihrem Milieu sagt, "hinten runtergefallen".
Leider erklärt uns die FAZ nicht, was genau Frau Ypsilantis Qualifikationen für diese Aufgabe sind.
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
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