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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 27 Antworten
und wurde 2.218 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.03.2009 03:24
Zitat des Tages: "Verbale Gewalt" Antworten

So krass hätte ich es vermutlich nicht einmal in einer "Meckerecke" formuliert: "Die blindwütige Verdammnis aller Anzugträger" überschreibt der stellvertretende Leiter des Wirtschaftsressorts der SZ seinen Kommentar, aus dem das Zitat des Tages stammt.

Er hat Recht. Es breitet sich in Deutschland eine Stimmung aus, die durchaus klassenkämpferische Züge trägt. Früher, als noch jeder Bürger am Sonntag einen Anzug trug, war der Kapitalist der Mann mit dem Zylinder und der Zigarre. Heute ist es der Mann im Anzug (dreiteilig).

Die Kommunisten halten sich im Augenblick, diszipliniert, wie sie sind, bei diesem Klassenkampf- Getöse erstaunlich zurück. Noch geht es ihnen nur darum, hier und dort und am besten in der Bundesregierung den Fuß in die Tür zur Macht zu bekommen. Klassenkampfrhetorik würde diese Strategie durchkreuzen.

Aber die Mitläufer; alle die Journalisten mit sozialistischen Neigungen, die aus den linken Fachschaften an den Unis direkt in die linken Seilschaften in den öffentlich-rechtlichen Anstalten gewechselt sind - die hauen umso kräftiger auf die Pauke des Klassenkampfs.

PeterCoyote ( Gast )
Beiträge:

27.03.2009 08:16
#2 RE: Zitat des Tages: "Verbale Gewalt" Antworten
In Antwort auf:
Die Krise wird, mit anderen Worten, personalisiert. In dunkleren Zeiten waren es einmal "die Finanzjuden", die Zielpersonen solcher Personalisierungen waren. Heute sind es die "gierigen Manager".


da sind wir einer Meinung. Wie einst in der Weimarer Republik ist die Personalisierung attraktiver als die sachliche Analyse. Nur über die Rolle des politischen Systems bei der Revitalisierung alter, vom Nazismus her gut bekannter Denkschemata offensichtlich nicht. Wer bläst denn den Bürgern den Begriff "Gier" in seiner momentanen Bedeutung ins Hirn? Wer streut denn den Mythos von einstmals paradiesischen altruistischen Zuständen unter das Volk, obwohl jeder denkenden Mensch sehr genau weiss, daß die Gewinnmaximiserung zu allen Zeiten und in allen Phasen die Triebfeder des "Kaitalismus" ist?

Nun, das politische System natürlich. Die Bürger plappern am Stammtisch und jenseits davon doch nur nach, was die Repräsentanten des politischen Systems ihnen zuvor eingeflöst haben. Der Begriff "Gier" ist in seiner momentanen Bedeutung eine reine Erfindung des politischen Systems.

Nun wollen wir einmal betrachten, von wem die Revitalisierung alter, vom Nazismus her gut bekannter Denkschemata ausgeht:

In Antwort auf:
Die Kommunisten halten sich im Augenblick, diszipliniert, wie sie sind, bei diesem Klassenkampf- Getöse erstaunlich zurück.


Sie können sich nicht daran erinnern, daß der Möchtegern Bundespräsident Sodann dem werten Herrn Ackermann an den Kragen will? Auch nicht mehr das Oskar Lafontaine die Familie Schaeffler enteignen will und Sahra Wagenknecht gleich die Familie Quandt?

Ypsilanti dagegen will Stromnetze verstaatlichen. Da wird kein Personenname und keine Familie genannt. Ein kleiner, aber feiner Unterschied!

Ich zeig ihnen mal etwas. Stellen sie sich vor es gäbe so eine Art Klassenkampfgenerator mit einem verschalteten Potentiometer. Ein Potentiometer ist so etwas ähnliches wie der Lautstärkeregler in ihrem Radiogerät. In diesem Fall regelt er den Intelligenzqotienten und damit steuert er die Reinheit des Klangs des Klassenkampfgenerators. Nehmen wir an am Eingang des Klassenkampfgenerator liegt ein sehr hohes Intelligenzqotientenpotenzial an, dh. das Potentiometer steht am Rechtsanschlag. In diesem Fall generiert der Klassenkampfgenerator die vom dritten Band des Kapitals her bekannten klinisch reinen Klänge abstrakter Politökonomischer Kategorien. Es ertönt also das Lied der Gleichungen vom tendenziellen Fall der Profitrate und den entgegenwirkenden Ursachen, ohne jegliche Trübung durch moralisierende Nebengeräusche von der Ausbeutung und der Entfremdung. Nun regeln wir bis zum Linksanschlag herunter und siehe da es ertönt ein grässliches Gemisch aus Marxens Judenfrage, den Heuschrecken, dem US Imperialismus, der Gier und der Manager.

Sehen sie, exakt da ist die SED angelangt. Bei der Personalisierung und damit dem konstitutiven Denkschemata des Nazismus. Das liegt in der Natur der Sache, man muss dazu lediglich den Potentiometer zum Linksanschlag bewegen. Nichts einfacher als das. Es sind auch die Ideologen der SED welche den Mythos von der Vertreibung aus dem Paradies der vormaligen sozialen Marktwirtschaft duch den Sündenfall neoliberaler Gier genauso wie die Personalisierung verbreiten. Mehr zum Thema Personalisierung und Volksgemeinschaft: http://jungle-world.com/seiten/2006/46/8858.php?print=1

Klar, der Rest des politischen Systems ist auch nicht unschuldig. Ist das Thema vom Zügeln der Gier des Kapitalismus durch das politische System doch hoch attraktiv, da klar ein Interesse an Erhalt und Steigerung des Einflusses des politischen Systems vorliegt. Der Bürger am und jenseits vom Stammtisch plappert einfach nach, was ihm da politischerseits eingetrötet wird, wobei die Intellektuellen in den Talkshows unbeabsichtigt die Funktion der Transmissionsriemen einehmen. Es erhöht ja die Einschaltquote und sichert schliesslich die Existenz dieser erwiesenermassen Intelligenzbolzen.
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.03.2009 08:55
#3 RE: Zitat des Tages: "Verbale Gewalt" Antworten

Lieber PeterCoyote,

Zitat von PeterCoyote
Wer bläst denn den Bürgern den Begriff "Gier" in seiner momentanen Bedeutung ins Hirn? Wer streut denn den Mythos von einstmals paradiesischen altruistischen Zuständen unter das Volk, obwohl jeder denkenden Mensch sehr genau weiss, daß die Gewinnmaximiserung zu allen Zeiten und in allen Phasen die Triebfeder des "Kaitalismus" ist?

Nun, das politische System natürlich. Die Bürger plappern am Stammtisch und jenseits davon doch nur nach, was die Repräsentanten des politischen Systems ihnen zuvor eingeflöst haben.

Was meinen Sie mit "das politische System"? Unsere staatliche Ordnung, wie sie im Grundgesetz und in den sonstigen Gesetzen niedergelegt ist?

Vermutlich nicht, denn diese für die jetzige Stimmung verantwortlich zu machen ergibt keinen Sinn; das Grundgesetz war ja (im wesentlichen) dasselbe unter Adenauer oder Kohl.

Meinen Sie also die führenden Repräsentanten der Parteien? Das kann auch nicht sein, denn von Guido Westerwelle, von Solms und Brüderle werden Sie solche Töne nicht hören. Und schon gar nicht von der Kanzlerin, die sich ja bei dem Verhör, das Anne Will mit ihr zu veranstalten suchte, strikt geweigert hat, auch nur einen populistischen Satz von sich zu geben.

Also meinen Sie wahrscheinlich die SPD und vielleicht einzelne Politiker der CDU? Ja, da haben Sie Recht. Aber ich finde es irritierend, sie als "das System" zu bezeichnen, lieber PeterCoyote.
Zitat von PeterCoyote
Sie können sich nicht daran erinnern, daß der Möchtegern Bundespräsident Sodann dem werten Herrn Ackermann an den Kragen will? Auch nicht mehr das Oskar Lafontaine die Familie Schaeffler enteignen will und Sahra Wagenknecht gleich die Familie Quandt?

Sodann ist zurückgepfiffen worden und wird inzwischen sogar von den Kommunisten als peinlich betrachtet. Wagenknecht spricht nicht für die Partei. Lafontaine hat sich insgesamt erstaunlich zurückhaltend geäußert, erst recht die geschulten Altkader Gysi und Bisky.

Sie verhalten sich natürlich, wie könnte es bei Kommunisten anders sein, aus rein taktisch-strategischen Gründen so.

Nichts käme ihnen ungelegener als eine Klassenkampf-Diskussion, in der sie Farbe bekennen müßten. Denn das würde für die SPD die Hürde höher legen, sie in Volksfront-Koalitionen aufzunehmen.

Nur um diese geht es den Kommunisten. Der nächste Testfall wird das Saarland sein.

Man muß sich klarmachen, lieber PeterCoyote, daß bei den Äußerungen von Kommunisten das, was sie wirklich denken, nie die geringste Rolle spielt. Schon gar nicht, wenn es um die Massenlinie geht. Was zählt, ist allein die taktisch-strategische Marschrichtung.

Und die ist im Augenblick eindeutig: Machtpositionen im Staatsapparat erobern. Sich dazu gemäßigt geben, um einerseits möglichst viele Wähler von der SPD zu gewinnen und sich andererseits für diese als Koalitionspartner zu qualifizieren.

Als hat man Kreide tonnenweise gefressen. Also wird Sodann zurückgepfiffen. Wagenknecht übrigens hat eine andere Funktion: Sie soll die alten SED-Genossen weiter and die Partei binden, die man als Kader ja schließlich immer noch dringend braucht.

Herzlich, Zettel

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

27.03.2009 09:30
#4 RE: Zitat des Tages: "Verbale Gewalt" Antworten
Zitat von Zettel
Ja, selbstverständlich müssen Finanz- Manager in Deutschland nicht mit Tätlichkeiten rechnen. Wo leben wir denn? In Kolumbien? In Somalia?

Öhm, werter Zettel - ist das ironisch gemeint?

In England wurden die Scheiben eines ehemaligen Chefs der RBS zertrümmert. Beim G20-Gipfel sind Proteste angekündigt, dass die Polizei rät, man solle besser nicht in Anzug und Krawatte auf die Straße gehen.
http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B14953...?rss_wirtschaft

In Frankreich werden Manager von Sony und 3M von der Belegschaft als Geisel genommen.
http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft..._1.2257033.html

Sind Sie sich so sicher, dass Finanzmanager in Deutschland nicht mit Tätlichkeiten rechnen müssen?

--
Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009

Hajo Offline



Beiträge: 440

27.03.2009 09:33
#5 RE: Zitat des Tages: "Verbale Gewalt" Antworten

Zitat von Zettel
Man muß sich klarmachen, lieber PeterCoyote, daß bei den Äußerungen von Kommunisten das, was sie wirklich denken, nie die geringste Rolle spielt. Schon gar nicht, wenn es um die Massenlinie geht. Was zählt, ist allein die taktisch-strategische Marschrichtung.
Und die ist im Augenblick eindeutig: Machtpositionen im Staatsapparat erobern. Sich dazu gemäßigt geben, um einerseits möglichst viele Wähler von der SPD zu gewinnen und sich andererseits für diese als Koalitionspartner zu qualifizieren.


Das machte mir früher die Grünen auf eine gewisse Art und Weise sympathisch. Naiv wie sie waren, haben sie alles ins Land gerufen wofür sie standen. Abschaffung des Sexualstrafrechts, Benzinpreis bei 5 Mark (ja, damals war das noch schockierend), Legalisierung von Drogen und von sozialpolitischem mag ich gar nicht erst reden.

Bis heute haben sie dazu gelernt und äußern sich eben so, wie Sie es hier beschrieben haben. Ich finde das auf eine gewisse Weise sehr schade. So naiv ist heute nur noch die NPD...

Eltov Offline




Beiträge: 152

27.03.2009 09:39
#6 RE: Zitat des Tages: "Verbale Gewalt" Antworten

Zitat von PeterCoyote
Wie einst in der Weimarer Republik ist die Personalisierung attraktiver als die sachliche Analyse. Nur über die Rolle des politischen Systems bei der Revitalisierung alter, vom Nazismus her gut bekannter Denkschemata offensichtlich nicht. Wer bläst denn den Bürgern den Begriff "Gier" in seiner momentanen Bedeutung ins Hirn? Wer streut denn den Mythos von einstmals paradiesischen altruistischen Zuständen unter das Volk, obwohl jeder denkenden Mensch sehr genau weiss, daß die Gewinnmaximiserung zu allen Zeiten und in allen Phasen die Triebfeder des "Kaitalismus" ist?

Nun, das politische System natürlich. Die Bürger plappern am Stammtisch und jenseits davon doch nur nach, was die Repräsentanten des politischen Systems ihnen zuvor eingeflöst haben. Der Begriff "Gier" ist in seiner momentanen Bedeutung eine reine Erfindung des politischen Systems.


Diese Personalisierung ist nichts besonderes, sondern eine alltäglicher "Trick" mit dem sich die Individuen hoch komplexe Systeme erklärbar machen. Dafür braucht es die Politik nun wirklich nicht. Der Begriff "Gier" muss daher überhaupt nicht "ins Hirn geblasen" werden, angesichts gewisser Entgleisungen ( daß etwa "Bonus"zahlungen an Manager ausgeschüttet werden, deren Finanzinstitute unter Marktbedingungen nicht mal mehr ihre Putzkollone bezahlen könnten) drängt sich dieser Begriff auf. Problematisch wird es, wenn Gier zur Ursache der Probleme erklärt wird.

Der Vergleich zu Weimar hinkt, und zwar gewaltig. Der gegenwärtige Sturm der Entrüstung bewegt eher in den Dimensionen der "Florida Rolf" Debatte, mit dem Unterschied das es diesmal eine Erfolgsverwöhnte und kritikresistente Gruppe trifft. Niemand spricht von Ausrottung oder dergleichen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.03.2009 09:42
#7 RE: Zitat des Tages: "Verbale Gewalt" Antworten
Zitat von Hajo
Bis heute haben sie dazu gelernt und äußern sich eben so, wie Sie es hier beschrieben haben. Ich finde das auf eine gewisse Weise sehr schade. So naiv ist heute nur noch die NPD...

Die NPD naiv? Wenn die sagen würden, was sie denken, säßen sie am nächsten Tag alle in U-Haft.

Herzlich, Zettel
Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

27.03.2009 09:45
#8 RE: Zitat des Tages: "Verbale Gewalt" Antworten

Zitat von Eltov
Der Vergleich zu Weimar hinkt, und zwar gewaltig. Der gegenwärtige Sturm der Entrüstung bewegt eher in den Dimensionen der "Florida Rolf" Debatte, mit dem Unterschied das es diesmal eine Erfolgsverwöhnte und kritikresistente Gruppe trifft. Niemand spricht von Ausrottung oder dergleichen.

Ich stimme zu, dass wir (noch) nicht in Weimar sind. Aber wir bewegen uns in die Richtung. Ein Zitat aus dem oben verlinkten FAZ-Artikel:
Zitat von FAZ
„Verbrennt einen Banker“, heißt es auf einer anarchistischen Internetseite.

http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B14953...?rss_wirtschaft

Das ist jetzt zwar der illegale Rand, aber ich fürchte, dass diese Leute eine Menge klammheimliche Zustimmung ernten.

--
Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.03.2009 09:46
#9 RE: Zitat des Tages: "Verbale Gewalt" Antworten

Zitat von Gorgasal
Sind Sie sich so sicher, dass Finanzmanager in Deutschland nicht mit Tätlichkeiten rechnen müssen?

Ich gehe davon aus, wie man so sagt.

Der Status meiner Äußerung auf der nach oben offenen Ironie-Skala ist nicht ganz leicht zu beschreiben.

Es ist ungefähr so, wie wenn ein Vater zu seinem Sohn sagt: Du bist doch ein anständiger und ehrlicher Junge. Also wirst du nicht heimlich kiffen, da bin ich sicher.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.03.2009 09:52
#10 RE: Zitat des Tages: "Verbale Gewalt" Antworten

Zitat von Eltov
Diese Personalisierung ist nichts besonderes, sondern eine alltäglicher "Trick" mit dem sich die Individuen hoch komplexe Systeme erklärbar machen. Dafür braucht es die Politik nun wirklich nicht.

Das stimmt, lieber Eltov. Bis zurück zum "Zorn der Götter".

Aber die Aufgabe von verantwortlichen Journalisten - von denen habe ich ja hauptsächlich geschrieben - ist es, das nicht noch zu fördern und zu bestätigen, sondern Aufklärung zu betreiben.

Die vermisse ich in weiten Teilen der Medien; ganz anders, als wenn es um andere dumpfe, zum Beispiel nationalistische Haltungen geht.

Wenn es gegen die "Gier der Manager" geht, dann geben exakt diejenigen dem Affen Zucker, die sonst so stolz darauf sind, das Volk aus den Niederungen seiner dumpfen Vorurteile in die Höhen der Aufklärung zu ziehen.

Herzlich, Zettel

Abendlaender Offline




Beiträge: 103

27.03.2009 11:12
#11 Verdammte Blindwütigkeit Antworten

Am zitierten Artikel finde ich noch etwas anderes tadelnswert, nämlich sein miserables Sprachniveau. Das fängt schon in der Überschrift an: Dem Verfasser ist offenbar der Unterschied zwischen „Verdammung“ und „Verdammnis“ nicht gegenwärtig, also zwischen der Handlung, etwas zu verdammen, und dem Umstand, zu einem schlimmen Schicksal verdammt zu sein. Wenigstens schreibt er weiter unten richtig von der „jetzt allgemein übliche(n) Verdammung sämtlicher Bonus-Zahlungen“; allerdings zeigt dies nur, daß er es auch am Beginn hätte besser wissen können.
Daß dem Kommentator der SZ nicht Nachlässigkeit, sondern ganz einfach sein Unvermögen im Wege steht, macht auch sein Zitat des Anglizismus „Bangster“ deutlich, der in diesem Zusammenhang doch nur „Bankster“ heißen darf – mit „Bang“ verbindet der Englischsprechende ja gemeinhin etwas anderes als mit „Bank“ (siehe hier und hier, zum Beispiel). Weitere Schnitzer (Subjekt und Objekt bei „Verachtung streut“ bleiben unklar, „beigetragen“ steht ohne ein „dazu“) und Ausdrucksarmut (zu häufig tragen Hilfsverben den Satz; gegenständliche Begriffe bleiben rar) prägen auch den Rest des Beitrags — für ein Blatt mit Anspruch, wie die Süddeutsche Zeitung, genügt das einfach nicht.
Man mag mir entgegenhalten, daß es anderswo im öffentlichen Sprachgebrauch nicht besser aussieht. Allein das ist noch kein Grund, von einem berufsmäßigen Schreiber nicht auch die Beherrschung seines Faches zu verlangen. Wie wäre es mit Boni und Mali für Journalisten?

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.03.2009 12:04
#12 RE: Verdammte Blindwütigkeit Antworten
Danke für diese überzeugende Rezension, lieber Abendlaender.

Wie wäre es, wenn Sie gelegentlich auch meine Artikel so unter die Lupe nehmen würden? Ich bemühe mich ja - in ZR, nicht unbedingt hier im Forum - um einen halbwegs guten Stil. Aber beim Wiederlesen merke ich manchmal, daß das eine oder andere doch danebengegangen ist.

Ist ernst gemeint, der Vorschlag.

Ich bewundere übrigens Autoren, die auch nur "für den Tag" geschrieben haben, und doch stilistisch ohne Fehl und Tadel. Karl Kraus zum Beispiel, Kurt Tucholsky, Sebastian Haffner. Und ganz besonders Winston Churchill als Journalist.

Herzlich, Zettel

Und herzlich willkommen als Aktiver in ZR!
califax Offline




Beiträge: 1.502

27.03.2009 12:30
#13 RE: Verdammte Blindwütigkeit Antworten

Zitat von Abendlaender
Wie wäre es mit Boni und Mali für Journalisten?


Sind sie wahnsinnig? Dann lebt ja die ganze Branche von staatlichen Zuschüssen.

Klug und fleißig - Illusion
Dumm und faul - das eher schon
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Dumm und fleißig - ein Desaster

The Outside of the Asylum

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

27.03.2009 15:28
#14 RE: Verdammte Blindwütigkeit Antworten

Leider ist die SZ, wenn ich etwa an Heribert Prantl denke, keineswegs ein Blatt, welches Rule of Law, Respekt vor Privateigentum und andere Werte des klassischen Liberalismus vertritt. Einzelne Perlen ändern daran nichts.

Abendlaender Offline




Beiträge: 103

27.03.2009 18:14
#15 RE: Verdammte Blindwütigkeit Antworten

Vielen Dank für Ihre freundlichen Worte, lieber Zettel. Ihren Blog lese ich bereits seit ein, zwei Jahren mit Gewinn und Genuß, in gleichem Maße was Themenwahl, Standpunkt und Sprachkultur anbelangt. Wesentliche Verbesserungen wüßte ich da nicht beizutragen. Die Einladung, mich aktiver zu beteiligen, nehme ich dagegen sehr gerne an. Hoffentlich gelingt mir das – ich hoffe auf noch häufige Gelegenheiten!

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.03.2009 19:49
#16 RE: Verdammte Blindwütigkeit Antworten

Zitat von Dagny
Leider ist die SZ, wenn ich etwa an Heribert Prantl denke, keineswegs ein Blatt, welches Rule of Law, Respekt vor Privateigentum und andere Werte des klassischen Liberalismus vertritt. Einzelne Perlen ändern daran nichts.

Prantl, liebe Dagny, ist meines Erachtens das Musterbeispiel für das, was wir kürzlich disktutiert haben: In den USA heißen die Linken "Liberals" und bei uns Sozialisten inzwischen auch schon "linksliberal".

Bei Prantl ist mit Sicherheit vorhersagbar, welche Meinung er jeweils zu einem Thema hat bzw. haben wird.

Einen Liberalen nach meinem Verständnis zeichnet es aus, daß man das oft nicht weiß. Weil er sachbezogen, am Einzelfall orientiert entscheidet.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

28.03.2009 02:26
#17 RE: Verdammte Blindwütigkeit Antworten

Zitat von Abendlaender
Die Einladung, mich aktiver zu beteiligen, nehme ich dagegen sehr gerne an. Hoffentlich gelingt mir das – ich hoffe auf noch häufige Gelegenheiten!
Ja, das würde mich sehr freuen, lieber Abendländer.

Zur Sprache: Ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, daß diejenigen, die sprachlich schludern, auch nicht klar denken. Das Umgekehrte gilt vielleicht nicht unbedingt.

Ich habe es nie verstanden, warum man viele Kulturgüter zu schützen und zu bewahren sich bemüht - Gemälde, Gebäude, ganze Stadtbilder -, warum aber das wichtigste aller Kulturgüter, die Sprache, mißachtet und verhunzt wird.

In Deutschland. In Kulturnationen, die sich noch als solche verstehen, weiß man die Sprache sehr wohl zu schätzen.

Herzlich, Zettel

F.Alfonzo Online



Beiträge: 2.008

28.03.2009 02:55
#18 RE: Zitat des Tages: "Verbale Gewalt" Antworten

Lieber Zettel,

mag sein, dass der Mann Recht hat... ein blindes Huhn trinkt auch mal nen Korn. Jedenfalls höre ich sofort auf zu lesen, wenn mir ein Begriff wie "viele der in der Wirtschaft Tätigen" vor die Augen kommt. In Abgrenzung zu... was? Jenen in einer anderen Wirtschaft tätigen? Stellvertretender Ressortleiter Wirtschaft in der SZ? Ich weiss schon, warum ich dieses Blatt nicht mal gelesen habe, obwohl es vor der Münchener Uni gratis verteilt wurde. Die Zeitung ist den Energieverbrauch nicht wert, den es erfordert, das 4000-Seiten-Blatt in den ersten Stock zu transportieren.

F.Alfonzo

califax Offline




Beiträge: 1.502

28.03.2009 02:58
#19 Rhetorik (was: Verdammte Blindwütigkeit) Antworten

Das kann man, wenn man ehrlich ist, auch an sich selbst beobachten.
Wenn ich, genügend Zeit und Ruhe zum Schreiben vorausgesetzt, nicht in der Lage bin, meine Gedanken einfach und halbwegs verständlich auszudrücken, habe ich meist nicht lange genug über das Thema nachgedacht.
Und wenn dann in der einfachen Argumentation Lücken auftauchen, dann sind diese i.d.R. nicht durch die Vereinfachung verursacht, sondern waren schon vorher in der Analyse als Schwachstellen da.
Deshalb bin ich so ein gnadenloser "Populist". Ich bin der Meinung, daß Diskussionen und Debatten reine Onanie sind, wenn die Argumente und Denkmuster nicht offen und deutlich auf den Tisch kommen, so daß man alles gegeneinander abwägen kann.
Ok, dann muß man halt auch mal einen Fehler zugeben. Wer das nicht kann, ist ein Feigling.
Interessanterweise werden die Fehler dann aber seltener. Und die Klappe auch allmählich immer kleiner, aber egal. ;)

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The Outside of the Asylum

Abendlaender Offline




Beiträge: 103

28.03.2009 18:24
#20 „Verdammte Blindwütigkeit” Antworten

Mit der „Verdammten Blindwütigkeit” wollte ich lediglich die „blindwütige Verdammnis” aus dem zitierten Artikel auf die Schippe nehmen; vielleicht war das schon eine Idee zuviel gegeistreichelt. In der Tat ist es nicht einfach, sich zur notwendigen Ruhe zu zwingen, um einen Gedanken ausreichend klar zu fassen — notwendig bleibt das aber allemal. Von Maria Theresia ist die Feststellung überliefert, ein Gesetz sei erst dann legitim, wenn auch der letzte Schweinehirte in Galizien es verstehen könne [1]. Ein solcher „Populismus”, ganz wie der von Ihnen beschriebene, hat meine volle Zustimmung. Blinder Eifer dagegen, insbesondere die Überzeugung, die richtige Weltanschauung mit Löffeln gefressen zu haben, bringt nur Falschheit und Gemeinheit hervor.

[1] Einen besseren Beleg bzw. Gewährsmann als Otto von Habsburg habe ich hierzu nicht gefunden.

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

29.03.2009 18:39
#21 RE: Zitat des Tages: "Verbale Gewalt" - wer ist denn nun schuld an der Krise? Antworten

Lieber Zettel, auch ich hatte vor zu dem Thema Finanzkrise, Boni, Managergehälter nichts mehr schreiben wollen. Allein schon in dem Bewusstsein, dass wir eh nur die Hälfte aller Abläufe kennen. Dann bin doch zufällig über mehrere Details „gestolpert“ die ich etwas genauer ansehen wollte, daraus ist dann eine etwas längere Recherche geworden und dieser Beitrag.

Im Jahr 2003 gab es im Februar ein geheimes Treffen (welches durch eine Indiskretion dann doch herauskam) mit Bundeskanzler Gerhard Schröder, Finanzminister Hans Eichel und Wirtschaftsminister Wolfgang Clement, mit Spitzenvertretern der deutschen Banken und Versicherungen. Nach Informationen des Handelsblatts schlug der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Josef Ackermann, in der hochrangigen Runde die Gründung einer Auffanggesellschaft vor. Einer Bad Bank und diese sollte dazu dienen, die Kredite notleidender Banken zu bündeln, als Wertpapier zu verpacken und wieder zu verkaufen. Zur Entlastung sollte der Staat für die Risiken einstehen und eine Garantie abgeben.

Diese Forderung des Herrn Ackerman ist 1. nicht neu, wie uns jetzt suggeriert wird, sie impliziert 2. das es schon 2003 notwendig war und macht 3. deutlich, das unsere gesamte Finanz und Bankenwelt, insbesondere auch die Regierungen informiert waren über eine Finanzmisere der Größenordnung, die eine Bad Bank notwendig machte.

Geplant war, dass zunächst die Kreditrisiken von Dresdner Bank, Commerzbank und Hypo-Vereinsbank in deren Mittelstandsgeschäft gebündelt werden sollen. Allein hier kamen schon sieben Milliarden zusammen, berichtete die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und weiter: „die Deutsche Bank will auf Grund der Vertraulichkeit des Gespräches mit dem Kanzler keinen Kommentar dazu abgeben", so Banksprecher Detlev Rahmsdorf.

Der o.g. Kanzlerrunde, gehörte auch KfW-Chef Reich an und erklärte später dem Handelsblatt wie die Verbriefung von Bankkrediten über die KfW rasch weiterentwickelt werden kann. Durch die Verbriefung können Kredite an Großanleger verkauft und gleichzeitig die Bankbilanzen entlastet werden. Künftig sollen offenbar mehr Banken in größeren Volumina die KfW-Verbriefungen in Anspruch nehmen und, "Der deutsche Markt wird bald einen weiteren Schritt nach vorne machen können, weil die Bundesregierung die für diese Transaktionen nötigen Zweckgesellschaften von der Gewerbesteuer befreit.

Zu diesem Zeitpunkt (2003) hatte die KfW in den vergangenen 3 Jahren schon für diverse Privatbanken Kredit-Verbriefungen im Gesamtwert von 28,7 Mrd. Euro vorgenommen.

Und dann gab es sie doch, die Bad Bank
Es begann mit dem umstrittenen Zusammenschluss der privaten Münchner Hypotheken- und Wechselbank mit der halbstaatlichen Vereinsbank, aus der 1998 die Hypo-Vereinsbank hervorging. Der neue Vorstand entdeckte kurz nach der Fusion ein Finanzloch über 3,5 Mrd. DM für uneinholbare Hypothekenkredite. Traditionell wurden in der Hauptsache Häuser Fabriken und andere Immobilien finanziert. Solide aber zu wenig, befanden die Shareholder-Value-Manager.

nachzulesen hier:

2003 spalteten die Münchner das angeschlagene gewerbliche Immobiliengeschäft in die rechtlich selbständige „Hypo Real Estate Holding AG“ ab und brachten sie an die Börse. Nun konnte sich die desolate Konzernmutter von „zweifelhaften“ Krediten befreien und auch 2005 „gut verkauft“ werden an die italienische Unicredit.

Seit Gründung der HRE (am 29.9.2003) besteht diese Bank ausschließlich aus faulen Krediten und Geldmarkt Geschäften, die damals aus der HypoVereinsbank out-gessourced wurden. Auf diese Weise ist die damalige HVB ihre bislang nicht korrekt bewerteten Papiere losgeworden, die die Bank jahrelang mit sich herumschleppte und die für eine Kooperation oder eines Übernahme ein Risiko darstellten.


Fünf Jahre später, am 28.9.2008, lief nach geltendem Recht, dem Umwandlungsgesetz, die Haftung der HypoVereinsbank für Ansprüche (Risiken) der HRE aus. Hierzu gibt es eine These, die nicht unbedeutend erscheint:
Musste man also mit der staatlichen Hilfe für die HRE bis zum 29.9.2008 warten, um die HypoVereinsbank aus der Haftung entlassen zu können und uns Steuerzahler alleine bezahlen zu lassen?

Immerhin hat der Abgeordnete Wissing FDP am 28. Januar 2009 in einer Fragestunde wissen wollen, wann der Minister von diesen Ansprüchen und der Verjährungsfrist erfahren habe und um welche Ansprüche in welcher Höhe es sich handle, die mit Ablauf des 28. September 2008 verjährt sind. Steinbrück verwies darauf, der Abgeordnete solle seine Fragen schriftlich stellen. Der Sachverhalt sei zu komplex. Der Bundesfinanzminister gab später bekannt, Wissings Erwägungen seien abwegig.

Dazu Berlin (Reuters) - Das Bundesfinanzministerium hat den Verdacht zurückgewiesen, zu Lasten der Steuerzahler bei der Rettung der Hypo Real Estate eine Frist bewusst versäumt zu haben.
Der FDP-Finanzexperte Volker Wissing hatte Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) im Magazin "Focus" vorgeworfen, er habe den Ablauf einer Frist für Haftungsansprüche gegen die Alteigentümer im Herbst möglicherweise bewusst in Kauf genommen.

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Aber schon in 2001 haben die Commerzbank, Deutsche Bank und die Dresdner Bank den Bayern vorgemacht, wie es geht. Sie verschmolzen ihre schwächelnden Hypothekenbanken und bündelten ihre Immobilienfinanzierungen über Konzerngrenzen hinweg in einer neuen „Eurohypo AG“. Weitere Altlasten waren zuvor schon verbrieft auf den Markt geflossen.

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Also die Gründung der HRE und ihre Nutzung war erkennbar.
Die Hypo Real Estate startete dann einen Großverkauf im Jahr 2004 mit über 4200 Hauskrediten für 3,6 Mrd. Euro, an den Finanzinvestor Lone Star, Texas. Damit war für den Moment ein Bruchteil der eigenen Risiken gebannt. Die anderen Risiko-Kredite, die sie nicht rechtzeitig abstoßen konnte, sowie Neue, die hinzukamen, durch die Expansion ins Ausland und 2007 durch die Übernahme des ertragsschwachen Staatsfinanzierers Depfa Deutsche Pfandbriefbank in Dublin, ließen einen Riesenberg anwachsen. Nun machte sich aber die HRE an ein sehr wackeliges Finanzierungsmodell. Langfristige Anlagen finanzierte sie durch kurzfristige Kredite, gegen alle handwerklichen Regeln.


Interessant ist: Ebenfalls im Jahr 2003 hatte Prof. Sinn sein Buch veröffentlicht, das von liberalen Bankökonomen heftig kritisiert wurde. „Ich habe gewarnt, dass es einen internationalen Wettlauf der Staaten um die laschesten Gesetze gibt. Und dass die Banken zu riskante Geschäfte eingehen“ so sein eigener Kommentar.

Und das wars? Wie war das noch mit dem anonymen Systemfehler?
Das Hans-Werner Sinn seit Jahren im Aufsichtsrat der HypoVereinsbank sitzt, also genau wissen müsste, dass die HRE mit dem schlechten Risiken der HypoVereinsbank belastet wurde, das sagte er nicht.

Allein im Jahr 2005 wurde der Bestand an notleidenden Problem-Krediten in Deutschland schon auf 300 Mrd. Euro geschätzt.

Und während sich der Bürger mühselig durch die Zeitungen und das Internet liest, Halbwahrheiten oder gar keine erfährt und wirkliche Journalistenrecherche vermisst, lädt am 8. Oktober 2008 die Bundeskanzlerin und ihr Finanzminister die Chefs der wichtigsten Zeitungen ins Kanzleramt um ihnen eine Botschaft zu übermitteln. Die lautete: Wir wissen zwar nicht genau, was in zwei oder drei Wochen ist, aber würden doch sehr herzlich um Ihr Vertrauen bitten und vor allem darum, dass Sie keine schlechte Stimmung machen, denn dazu ist die Lage zu ernst.

Ja die Lage ist ernst …. nicht nur wegen der verzockten Milliarden. Keine schlechte Stimmung machen, verstehe ich ja noch (man denke an gewisse B...Zeitungen), aber mit einer Aufforderung zur Zurückhaltung jeglicher Kritik an Verantwortlichen in der Regierung, hatte das nichts zu tun. Das haben die Zeitungen im vorauseilenden Gehorsam gleich mit erfüllt. Wie lange Merkel und Steinbrück davon noch profitieren können, ist fraglich.

Am 8. Oktober 2008 Parlamentsuntersuchung zu HRE-Staatshilfe Die für den Finanzsektor in Deutschland wichtige Hypo Real Estate (HRE) hält der Bund nur dank staatlicher Garantien von 87 Milliarden Euro am Leben. Weitere 15 Milliarden Euro kommen aus dem privaten Finanzsektor. FDP, Linke und Grüne wollen den Niedergang der Münchner Bank Hypo Real Estate und die Staatshilfen für den angeschlagenen Immobilienfinanzierer im Bundestag untersuchen.

Aber bis heute ist da nichts geschehen.

In diesem Kontext ist dann auch der Bericht des Bundesrechnungshofes zur KfW-IKB zu lesen. Er kritisiert die mangelnde Kontrolle durch das Bundesfinanzministerium (BMF) und das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) in deutlichen Worten: „Die im Aufsichtsleitfaden des BMF vorgegebenen Berichtspflichten der KfW“ seien „nicht umgesetzt“ worden, schreibt der Bundesrechnungshof. „Auch eine aktive Wahrnehmung der gesetzlich geregelten Aufsichtsmöglichkeiten gegenüber der KfW durch das BMWi konnte der Bundesrechnungshof in den Unterlagen nicht nachvollziehen.“

Peer Steinbrück: Gegen alle Wetter … so schrieb der Tagesspiegel noch am 07.10.2008
Kurz, knapp, kontrolliert, so wirkt er. Finanzminister Peer Steinbrück, der Mann, der Deutschland durch die Krise führen soll. Ein Sozi, der etwas vom großen Geld versteht.


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off topic

Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Werner Marnette (CDU) ist wegen der Krise um Milliardenverluste bei der HSH Nordbank überraschend zurückgetreten und hat seine eigene CDU-SPD-Regierung scharf kritisiert. Sein Vertrauen in die Arbeit der Landesregierung sei in den vergangenen Wochen und Monaten zunehmend erschüttert worden, sagte der 63-Jährige. Marnette schloss laut "Welt" auch die Arbeit von Hamburgs Finanzsenator Michael Freytag (CDU) in seine Kritik ein.

Die HSH Nordbank
Auch die derzeit ebenfalls in der Diskussion befindliche HSH Nordbank ist keineswegs systemrelevant. Die 2003 in eine Aktiengesellschaft umgewandelte und für den Börsengang herausgeputzte frühere öffentlich-rechtliche Landesbank entwickelt sich für den Staat, wie die HRE, zu einem Fass ohne Boden. An beiden Instituten hält eine angelsächsische Finanzinvestorengruppe um J.C. Flowers & Co. LLC mehr als 25 Prozent des Kapitals und damit die Sperrminorität – nichts geht gegen ihren Willen.



♥lich Nola


Die wahre Verantwortung trägt der Mitläufer in jedem von uns.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

07.04.2009 16:39
#22 RE: Zitat des Tages: "Verbale Gewalt" Antworten

Zitat von Gorgasal
In Frankreich werden Manager von Sony und 3M von der Belegschaft als Geisel genommen.
http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft..._1.2257033.html

Und ein großer Teil der Franzosen hat damit kein Problem:
Zitat von NZZ
45 Prozent aller vom Institut CSA Befragten finden, dass das Kidnapping von Unternehmenschefs aus Protest gegen Entlassungen und Werksschliessungen «akzeptabel» sei.

http://www.nzz.ch/nachrichten/internatio..._1.2355815.html

Ohne die Arbeiter von Sony, 3M oder Caterpillar jetzt mit Nazis vergleichen zu wollen, denke ich doch unwillkürlich an das Niemöllerzitat - der Dammbruch ist analog:
Zitat von Martin Niemöller
Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.

http://de.wikiquote.org/wiki/Martin_Niem%C3%B6ller

--
Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

07.04.2009 17:14
#23 RE: Zitat des Tages: "Verbale Gewalt" Antworten

Frankreich lebt ja immer noch in der positiven Verklärung der franz. Revolution.

"Die da oben machen nichts für uns - Her mit der Guillotine" - Wie wird die Franz. Revolution nebst dem Terror in Frankreich gelehrt und damit umgegangen?

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

07.04.2009 18:41
#24 RE: Zitat des Tages: "Verbale Gewalt" Antworten

Zitat von Dagny
Frankreich lebt ja immer noch in der positiven Verklärung der franz. Revolution.
"Die da oben machen nichts für uns - Her mit der Guillotine" - Wie wird die Franz. Revolution nebst dem Terror in Frankreich gelehrt und damit umgegangen?

Sie ist, liebe Dagny, die Grande Révolution; ein Geschenk Frankreichs an die Menschheit. (Daß die Amerikaner zuvor eine wenige blutige, sehr viel demokratischere und in jeder Hinsicht gelungenere Revolution hinbekommen haben - sagen Sie das mal einem Franzosen! ).

Aber auf eine wundersame Weise verbinden die Franzosen diese Verehrung der Revolution mit ihrer Verehrung der Bourbonen, von Bonaparte. Sie sind zugleich staatsfromm und Revolutionäre.

Ich habe das in der dritten Folge der Gedanken zu Frankreich ein wenig zu beschreiben versucht; betitelt "Die staatsfrommen Revolutionäre".


Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

14.04.2009 14:10
#25 RE: Zitat des Tages: "Verbale Gewalt" Antworten

Lieber Zettel,

wie man verbale Gewalt mit ein wenig gutem Willen entschärfen kann zeigt und dieser Artikel doch ganz überzeugend!

Herzlich, Thomas

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